Niels Penke: Jünger und die Folgen

Bücher über Jünger haben es angesichts der schieren Masse an Sekundärliteratur schwer, den Weg zum Leser zu finden;

Erik Lehnert

Erik Lehnert ist promovierter Philosoph.

zumal dann, wenn sie weder mit einer beson­ders stei­len The­se noch mit neu­em Mate­ri­al auf­war­ten kön­nen. Es ist daher sicher­lich hilf­reich, wenn eine Rei­he solch einem Buch den Rücken stärkt. Im vor­lie­gen­den Fall han­delt es sich um eine neue Rei­he des Metz­ler­ver­la­ges, die bei bekann­ten Autoren jeweils »die Fol­gen« sei­nes Schaf­fens beleuch­tet. Das ist kei­ne unge­schick­te Idee, da zu Marx, Brecht oder Kaf­ka (die alle in die­ser Rei­he behan­delt wer­den) jeder Schnip­sel drei­mal umge­dreht wor­den sein dürf­te, so daß es über das Werk nicht viel Neu­es zu sagen gibt.

Dafür kann man einen Blick auf die Gegen­wart und jün­ge­re Ver­gan­gen­heit wer­fen und schau­en, wo man dem Autor begeg­net. So ist jeden­falls Nils Pen­ke, der 2011 über »Ernst Jün­ger und der Nor­den« in Göt­tin­gen pro­mo­viert wur­de, in sei­nem Band vor­ge­gan­gen. Im ers­ten Teil des Buches zeich­net er soli­de den Lebens­weg und die Werk­ge­schich­te Jün­gers nach, um dann im zwei­ten Teil zum eigent­li­chen The­ma, der Rezep­ti­ons­ge­schich­te zu kommen.

Pen­ke hat sei­nem Buch die Fra­ge vor­an­ge­stellt, wie es dazu kom­men konn­te, daß Jün­ger, trotz der poli­ti­schen Vor­be­hal­te und der teil­wei­se hef­ti­gen lite­ra­ri­schen Kri­tik zum »heim­li­chen König« der deut­schen Lite­ra­tur wer­den konn­te. Er ver­sucht sie mit dem Hin­weis auf drei Beson­der­hei­ten zu beant­wor­ten. Jün­gers Sou­ve­rä­ni­tät, die dem Leser ein Werk hin­stellt, das er dann irgend­wie erklim­men muß, ohne daß der Autor ihm dabei hel­fen wür­de, sei­ne Lebens­ge­schich­te, die sym­bo­lisch mit dem 20. Jahr­hun­dert ver­wo­ben ist, und schließ­lich sei­ne Dop­pel­deu­tig­keit, die Jün­ger noch dadurch ver­stärk­te, daß er sich kaum Aus­sa­gen über sein Werk ent­lo­cken ließ.

Die ein­zel­nen Ereig­nis­se und Namen der Rezep­ti­ons­ge­schich­te dürf­ten vie­len bekannt sein, und Pen­ke bie­tet zu ihnen kei­nen neu­en Zugang. Inter­es­sant wird es da, wo Pen­ke unse­rer Gegen­wart näher kommt und Jün­ger nicht nur in Bezug zur Sub­kul­tur und Pop­li­te­ra­tur, son­dern auch zur Neu­en Rech­ten stellt. Neben Moh­lers Lebens­lauf und sei­nen Bezü­gen zu Ernst Jün­ger behan­delt Pen­ke an die­ser Stel­le auch Alain de Benoist, der den »ande­ren Jün­ger«, den der Zwi­schen­kriegs­zeit, erst durch Moh­lers Dis­ser­ta­ti­on zur Kon­ser­va­ti­ven Revo­lu­ti­on kennenlernte.

Jün­ger steht damit sowohl bei Moh­ler als auch bei Benoist Pate für die Neue Rech­te. Pen­ke zieht die Linie bis in die unmit­tel­ba­re Gegen­wart, wenn er nicht nur den Sam­mel­band Selbst­be­wuß­te Nati­on (1994), son­dern auch den Gesprächs­band Tris­tesse Droi­te (2015) als Beleg dafür anführt, daß Jün­ger »erwe­ckungs­er­leb­nis­haft ins Leben vie­ler ›Neu-Rech­ter‹ getre­ten ist«.

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Niels Pen­kes Jün­ger und die Fol­gen, Stutt­gart: J.B. Metz­ler 2018. 168 S., 16.99 € kann man hier bestel­len.

Erik Lehnert

Erik Lehnert ist promovierter Philosoph.

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