Sonntagsheld (64) – Die Möglichkeit einer Insel

"Eine Demonstration ist kein Ort um sich zu zählen..."

So ganz vom Tisch ist das The­ma #Free­Tom­my für mich noch nicht: Zur Fra­ge der Soli­da­ri­tät haben Kol­le­ge Poens­gen und Ras­kol­ni­kow auf ihre Wei­se alles gesagt, aller­dings bin ich auf die in den Raum gewor­fe­ne Fra­ge “Was nun?” gewis­ser­ma­ßen eine Ant­wort schul­dig geblie­ben und nach­dem es sich bei die­sem Sonn­tags­hel­den Nr. 62 um den meist­kom­men­tier­ten han­delt, erlau­be ich mir, die 20.000-Mann-Demonstration vom gest­ri­gen Sams­tag als Anlass für ein paar lose Gedan­ken zu neh­men. Das hat auch den Grund, dass die Ent­wick­lun­gen, die sich jetzt im Ver­ei­nig­ten König­reich andeu­ten, durch­aus ein inter­es­san­tes Beob­ach­tungs- und Test­ge­län­de sein kön­nen für ver­gleich­ba­re Fäl­le in Deutsch­land und Öster­reich, mit denen wir frü­her oder spä­ter rech­nen müssen.

Um also direkt dort ein­zu­stei­gen, wo ich im Arti­kel vom 27. Mai auf­ge­hört habe: Was hat mich an den bier­ge­schwän­ger­ten Unmuts­be­kun­dun­gen der auf­ge­brach­ten Robin­son-Hoo­li­gans in der Dow­ning Street so gestört? Soviel vor­ab: Es war kei­nes­falls die Dose Bier, die da über den Zaun gekippt wur­de – sol­che Ges­ten kön­nen Charme haben, gehö­ren aber viel­leicht eher auf Beer­di­gun­gen von Rock­stars, als auf poli­ti­schen Demons­tra­tio­nen. Viel mehr spiel­ten – neben den qua­si par­al­lel ent­stan­de­nen Par­ty­bil­dern der Abtrei­bungs­be­für­wor­ter, die jedes­mal kur­ze Ver­zweif­lungs- und Ekel­schü­be ver­ur­sa­chen, wenn ich sie mir ins Gedächt­nis rufe – beson­ders zwei Fak­to­ren für mich eine Rol­le: Zum einen war es die man­geln­de Inform­brin­gung der Demons­tran­ten. In alt­be­kann­ter Mob-Manier (hier soweit das geht wert­frei gemeint) stan­den sie vor dem Zaun, rie­fen ihre Paro­len und drück­ten gegen die Poli­zei­ket­ten, ohne ernst­haf­te Ambi­tio­nen zu haben oder ein sicht­ba­res Ziel zu ver­fol­gen. Der zwei­te Punkt hängt direkt mit dem ers­ten zusam­men: Die man­geln­de Bereit­schaft zur unge­hor­sa­men Krea­ti­vi­tät. Man füh­re sich die Situa­ti­on noch ein­mal vor Augen: Meh­re­re Hun­dert Män­ner im wehr­fä­hi­gen Alter fin­den sich auf der Stra­ße zusam­men, um ihren Unmut kund­zu­tun, alles was ihnen im Weg steht (zumin­dest als unmit­tel­ba­res Sym­bol) ist ein Zaun und eine ein­rei­hi­ge Ket­te aus Poli­zis­ten, die mit der Absi­che­rung voll­kom­men über­for­dert und in abso­lu­ter Unter­zahl ist. Da kann man doch auf Ideen kom­men – zumal die ver­ein­zel­ten Gal­gen­vö­gel, die dann tat­säch­lich den Zaun hoch­klet­ter­ten, kaum dar­an gehin­dert wer­den konnten.

Nun also, zwei Wochen spä­ter 20.000 Men­schen auf einer Demons­tra­ti­on mit UKIP-Chef Gerard Bat­ten, Filip Dewin­ter vom Vlaams Belang und als “Star­gast” dem libe­ra­len Islam­kri­ti­ker Geert Wil­ders. Und dies­mal? Dies­mal sah die Gemenge­la­ge noch ein wenig schär­fer aus: Da die zwei über­ge­ord­ne­ten The­men des sich momen­tan ent­wi­ckeln­den bri­ti­schen Wider­stands­mi­lieus, die Repres­si­on gegen patrio­ti­sche Kräf­te bei gleich­zei­ti­gem umfas­sen­den Staats- und Poli­zei­ver­sa­gen in den mas­sen­haft ans Licht kom­men­den Fäl­len der sys­te­ma­ti­sier­ten Zuwan­de­rer­ver­ge­wal­ti­gun­gen von der Men­ge sym­bo­lisch auf die ein­ge­setz­ten Poli­zei­kräf­te über­tra­gen wur­den, ent­lud sich die Anspan­nung in ver­ein­zel­ten Hand­ge­men­gen, bei denen die Demons­tran­ten “Shame on you” (zu deutsch etwa: “Wo wart Ihr Sil­ves­ter?”) skan­dier­ten, wäh­rend die ein­ge­setz­ten Poli­zis­ten sich mit Tele­skop­schlag­stö­cken zur Wehr setz­ten, wobei eigent­lich auch egal ist, wer ange­fan­gen hat.

Das sorgt natür­lich wie­der für das bekann­te bür­ger­li­che Hygie­ne­ju­cken, für ein paar unan­sehn­li­che Fle­cken auf der wei­ßen Wes­te des sich im vor­ge­ge­be­nen Dis­kurs­rah­men zu arti­ku­lie­ren haben­den Pro­tes­tes. Aller­dings kann ich mir vor­stel­len, dass jene sich for­mie­ren­de bri­ti­sche Zivil­ge­sell­schaft durch­aus eine höhe­re Vehe­men­z­to­le­ranz auf­weist, als man viel­leicht glaubt; sonst hät­te sie sich wohl kaum die Befrei­ung eines vor­be­straf­ten Hoo­li­gans auf die Fah­nen geschrieben.
Hin­zu kommt aller­dings die berech­tig­te Fra­ge: Steht das was ich hier schrei­be im Wider­spruch zu Sonn­tags­hel­den wie Arnaud Bel­tra­me, oder der namen­lo­sen Poli­zis­tin von letz­ter Woche?

Die akti­vis­ti­sche Erfah­rung sagt: Der “Typ in der Uni­form” ist für uns nicht das Mein­hof­sche Schwein. Aber er ist jemand, der einen Eid geleis­tet hat, die (Fehl-)entscheidungen der Poli­tik zu ver­tei­di­gen und der die­se unun­ter­bro­chen ver­kör­pert und durch­setzt, wenn er uns auf der Stra­ße gegen­über­steht. Als Trä­ger die­ser Fehl­ent­schei­dun­gen hat er sich uns gegen­über zu recht­fer­ti­gen und muss, wenn er zwi­schen uns und unse­rem Ziel steht, auf eine Art und Wei­se umflos­sen wer­den, die die zivil­ge­sell­schaft­li­che Nar­ren­sä­um­lich­keit, das beherz­te Zwi­schen – also Schub­sen, Drän­geln, Bei­nestel­len – nicht über­schrei­tet und doch erfolg­reich ist. Im Ange­sicht eines soli­den Blocks aus breit­ge­bau­ten BFE-Klop­pern ist das nicht mög­lich, aber wenn es etwas gibt, das man von lin­ken Demons­tran­ten ler­nen kann, dann, dass es die Lücke nur zu fin­den gilt, die ohne­hin vor­han­den ist.

Das alles funk­tio­niert natür­lich nur, wenn man es schafft, die um sich grei­fen­de Ener­gie der Erleb­nis­ori­en­tier­ten zu kana­li­sie­ren und wenn nötig auch zu dros­seln. Hier kom­men wir zum ers­ten Punkt (“Inform­brin­gung”) zurück und die hat dies­mal in Eng­land noch nicht funk­tio­niert. Übri­gens in bei­de Rich­tun­gen nicht. Dass sich ein win­di­ger Typ wie der erwähn­te UKIP-Chef von den “Idio­ten und Pro­vo­ka­teu­ren” distan­ziert und sich bei der Poli­zei für ihren “mar­vell­ous job” bedankt, wäre durch­aus Anlass genug, ihm den Ras­kol­ni­kow­schen Soli­da­ri­schen Impe­ra­tiv in einer zwie­ge­spräch­li­chen Nach­hil­fe­stun­de ganz im Sin­ne sei­ner Zwei­sei­tig­keit bila­te­ral und hand­warm ange­dei­hen zu las­sen. Gleich­zei­tig gilt natür­lich auch für die Sei­te derer, die los­ge­hen: Kör­per­lich­keit nutzt nur dort, wo sie auch etwas bewir­ken kann. Flie­gen­de Bier­do­sen erfül­len die­se Rech­nung nicht, das beherz­te Ver­hin­dern einer Inge­wahrs­am­nah­me schon.

Zugu­ter­letzt braucht auch die in Form gebrach­te Ener­gie ein Ziel, das es zu errei­chen gilt, ein Bild, das erzeugt wer­den soll, also: Eine Rich­tung. An der Stel­le kann ich den bri­ti­schen Kame­ra­den wenig hel­fen, für eine kon­kre­te Vor­ga­be ken­ne ich die Ver­hält­nis­se auf der Insel zu wenig. Mir bleibt nur fest­zu­stel­len, was für ganz West­eu­ro­pa gilt:

Die ursprüng­li­che Öffent­lich­keit, das ist die Stra­ße. Und viel­leicht ist der Tag nicht mehr fern, an dem wir uns die Frei­heit die­ser Stra­ße wie­der und wie­der neh­men müs­sen, weil jede ande­re Form der Öffent­lich­keit uns durch Zen­sur und Mar­gi­na­li­sie­rung ver­wehrt bleibt. So kom­men wir zu dem Zitat vom Anfang zurück, es stammt (sinn­ge­mäß) aus der links­ra­di­ka­len Schrift “Der kom­men­de Auf­stand”: “Eine Demons­tra­ti­on ist kein Ort um sich zu zäh­len, aber es ist ein Ort um sich zu orga­ni­sie­ren und gemein­sam zu han­deln.” Will sagen: Es kommt nicht auf die 20.000 an, son­dern auf den Teil von ihnen, der bereit ist, im rich­ti­gen Moment in die­sel­be Rich­tung zu rennen.

Das alles ist kein Patent­re­zept, es sind ein paar Grü­be­lei­en zum Sonn­tag­abend, der dies­mal ohne einen Hel­den aus­kom­men muss, ein biss­chen Kra­men in Fra­gen und Ant­wor­ten, denen sich schon ande­re gegen­über­sa­hen und viel­leicht auch ein klei­nes biss­chen zäh­flüs­si­ge Zuver­sicht im Ange­sicht der sich ent­fal­ten­den Dynamiken.

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Kommentare (12)

Durendal

11. Juni 2018 19:33

"...in einer zwiegesprächlichen Nachhilfestunde ganz im Sinne seiner Zweiseitigkeit bilateral und handwarm angedeihen zu lassen..."

Wenn bestimmte Visionen der patriotischen Zukunft anfangen ähnlich zu klingen wie das, was man seit Jahren auf Indymedia liest, ist es Zeit, sich zu verabschieden.

halbautomat

11. Juni 2018 23:26

Sehr geehrter Herr Wessels,
aus meiner eigenen Zeit in der linksextremen Szene verfüge ich über umfangreiche Erfahrungen mit „robusten“ Demonstrationen.
(Formal sei hier festgehalten, dass ich A) selbstverständlich niemals Straftaten begangen habe und diese B) ansonsten auch längst verjährt wären - es ist 3 Jahrzehnte her).

Ich möchte zwei Aspekte zu bedenken geben.

Erstens:
Staat bedeutet im Kern das Monopol auf Gewalt. Diese Gewalt tritt uns in der Person des Uniformierten gegenüber. In dieser Funktion mag der Uniformierte als Gegner erscheinen, im schlimmsten Fall sogar als Feind.
Aber: Als Konservative und Rechte haben wir (im Gegensatz zu den Linksextremisten) viele Beamte in ihrer persönlichen politischen Überzeugung auf unserer Seite. Dieses Kapital - die grundsätzliche Sympathie der uniformierten Kräfte für unsere Anliegen - konnte von unseren Gegnern in den Institutionen nie aufgebraucht werden. Und wir sollten es unter keinen Umständen selbst aufbrauchen.

Der zweite Punkt:
Der „kommende Aufstand“ der Linksxtremisten wird nicht kommen. Deshalb ist auch deren Strategie, Demonstrationen als „Ort um gemeinsam zu handeln“ zu nutzen, nicht zielführend. Solange es ihnen nicht gelingt, den „Aufstand“ auf metapolitischer Ebene soweit vorzubereiten, dass er in der Bevölkerung anschlussfähig wird, ist eine in diesem Sinne „aktive“ Demonstration kontraproduktiv.
Gleiches gilt für uns - Ein Prozent Aktiver mag ausreichen um die Verhältnisse nachhaltig zu verändern. Aber nur mit der schweigenden Mehrheit auf unserer Seite. Und diese Mehrheit gewinnen wir nicht durch ein Auftreten, das den Bürgern mehr Angst als Hoffnung macht.

Kurzum: Ich halte die Bezugnahme auf die Strategien von Linksextremisten für kontraproduktiv.

Lotta Vorbeck

12. Juni 2018 06:20

@Durendal - 11. Juni 2018 - 07:33 PM

# Frage №.1:
Warum so mimosenhaft überempfindlich?

# Frage №.2:
Verabschieden - wohin?

John Haase

12. Juni 2018 07:45

@halbautomat

Zu „Erstens“.
Sicherlich hat man als Rechter viele der unteren Ränge auf seiner Seite, weswegen der ein oder andere Schlagstockhieb etwas milder ausfallen mag. Die oberen sind aber meist fest auf Seiten der real-existierenden FDGO und wenn deutsche Beamte eines sind, dann ist es gehorsam. Einen Schießbefehl mit scharfer Munition auf die „Feinde der Demokratie“ des „besten Deutschland, das wir je hatten“ (wir), würde man wohl verweigern, aber alles darunter wird pflichtbewußt und gnadenlos ausgeführt, insbesondere die sanfte Repression, die unser Staat in den letzten Jahren mehr und mehr für sich entdeckt hat.

Tatsächlich sind die Beispiele des politischen Kretinismus (Begriff Copyright by Alexander Wendt) in der BRD derart zum Himmel schreiend, daß kein Mann, der ehrlich zu sich selbst ist, ihr noch dienen kann. Man schaue sich nur die besetzten Häuser in bspw der Rigaer Str. in Berlin an. In jedem normalen Staat hätte man diesen Abschaum längst platt gemacht. Nicht so in der BRD. Hier wird so etwas toleriert und politisch respektiert. Die Tatsache, daß der Staat (oder das Land) Gewalt gegen seine Diener auf diese Weise auch noch fördert, bedeutet, daß der Durchschnittspolizist in seinem Weltbild mindestens ein wenig verdreht sein muß, sonst wäre er kein Polizist.

MARCEL

12. Juni 2018 08:34

Propagandistisch gesehen haben wir bislang nur Erfolge oder sagen wir es ruhig, Siege zu verzeichnen. Daher die blinde Wut der Antifa, fast wie im Stierkampf.
Drei Gegner haben wir insgesamt: Establishment (Regierungsapparat, Medien, Teile der Wirtschaft), Antifa und gewaltbereite Migranten zzgl. Erdogan-Muslime
Diese drei dürfen keine Allianz bilden (Versuche gibt es).
Einer dieser dreien muss so zermürbt werden, dass er als Gegner de facto ausfällt bzw. die Seite wechselt.
Die anderen muss man isolieren. Es ist überdies gut vorstellbar, dass Antifa und Muslime Bündnisse eingehen, da der Islam als Dritte-Welt-Ideologie angehimmelt wird.
Aber, wem sage ich das?
Wie dem auch sei: Es hat alles erst begonnen.
Auf die entschlossene Minderheit wird es, wie so oft in der Geschichte, ankommen.
Weiter so!
Grüße Marcel Kehlberg

Der Gehenkte

12. Juni 2018 09:54

Spielen wir das Gedankenexperiment weiter. Die Leute standen am Tor zur Downing Street. Nehmen wir an, sie schieben die Polizisten beiseite, entern das Tor und dann ... ?

Erzählen Sie, Herr Wessels. Mir fehlt die Phantasie, ich stünde ebenfalls bedeppert da und wüßte nicht, was zu tun. Und jener kleine Teil, der "im richtigen Moment in dieselbe Richtung zu rennen" weiß, was macht der dann? Sie haben die vor zwei Wochen gestellte Frage noch immer nicht beantwortet, aber Sie "raunen".

Texte, oder Subtexte, wie diese lassen mich schwer zweifeln ...

"Aber er ist jemand, der einen Eid geleistet hat, die (Fehl-)entscheidungen der Politik zu verteidigen" - "Jedermann sei untertan der Obrigkeit, die Gewalt über ihn hat. Denn es ist keine Obrigkeit ohne von Gott; wo aber Obrigkeit ist, die ist von Gott verordnet." (Römer 13.1) Wo sind die Christen?

Durendal

12. Juni 2018 11:12

@Lotta Vorbeck
Das, was der Autor als „Typ in der Uniform“ bezeichnet, der „uns auf der Straße gegenübersteht“, dürfte bis in die unteren Ebenen des höheren Dienstes hinein überwiegend die hier angesprochenen Probleme sehr ähnlich sehen und wäre ein wichtiger Träger einer politischen Bewegung, die eine Wiederherstellung von Recht und Gesetz sowie der öffentlichen Ordnung, die Bekämpfung korrupter Strukturen in Politik und Öffentlichem Dienst und eine Gestaltung der Politik auf der Grundlage nationaler Interessen befürwortet.

Man kann den „Typ in Uniform“ nicht einerseits als Gegner betrachten und gleichzeitig hoffen, ihn als Verbündeten bei der Erneuerung dieses Staates zu gewinnen. In Dresden, Stuttgart, Kandel etc. hat man aus guten Gründen dafür gesorgt, dass der „Typ in Uniform“ jederzeit unterscheiden konnte, wer Freund und wer Feind ist.

Wenn der Autor stattdessen über die Polizei als Gegner und über "Körperlichkeit" gegen Polizisten und (UKIP)-Politiker schreibt, klingt das für mich vor diesem Hintergrund eher nach einem Ausdruck von Frust als nach einem Ausdruck strategischen Denkens.

John Haase

12. Juni 2018 11:27

@Der Gehenkte
https://www.ekmd.de/attachment/aa234c91bdabf36adbf227d333e5305b/ccb4cd119c5d942a929f59533a52c2d4/Gehorsam_ist_der_Christen_Schmuck.pdf

Zum Römerbrief, für den widerständlerischeren Christen.

Alveradis

12. Juni 2018 12:33

Wenn man ganz schnell so ein paar aktuelle Helden ( unvollständig) zusammenstellt die so im Angebot sind, dann sind da also TommyTommyTommy oh Tommy, Wilders, Trump, Bennon, Milo, Dugin, Putin, Sellner, Pettibone/Southern, Orban, die Lega usw. die allesamt sehr kritik- und gedankenlos verehrt werden und ihre Follower oder Bewunderer anführen oder als ihnen Hoffnungsträger gelten. Und irgendwie sollen dann irgendwann alle in die richtige Richtung losrennen, weil sich "Dynamiken entfalten"?

Die Mühelosigkeit mit der man sich im Internet mit der gewünschten Propaganda versorgen kann bzw. Propaganda aufgedrückt bekommt und sich durch Retweets und Likes als Teil einer Bewegung fühlen kann, scheint nicht nur einen Suchtcharakter zu erzeugen, sondern insgesamt das kritische Denken nach und nach abzuschaffen. Ereignis um Ereignis erzeugt reflexhafte und im Netz "reale" oder künstlich hergestellte Massenwirksamkeit und es wird unbequem und störend, sich mal selbst ein eigenes Urteil zu bilden, weil man ja z.B. auch die YouTube Persönlichkeiten hat, die sagen wo es gerade lang geht.

Zum Glück setzen wir uns hier in Deutschland noch nicht, wie in den USA, diese idiotischen Themenkappen auf aber so langsam fürchte ich, dass auch das noch kommt.

Übrigens laufen auch linke, sogar ganz reale Massenproteste in Leere, wenn die Ziele nicht denen der NWO entsprechen. Man kann sich die in Lächerlichkeit gescheiterte Occupy Bewegung oder die massiven anti- Kriegs Proteste ansehen, wenn Beispiele benötigt werden.

Allerdings gibt es ja auch die Beispiele für Mikoproteste, die im z.B. LGTB Bereich umgehend politische Veränderungen auslösen. "Offene Grenzen für alle" zu rufen ist ja auch sagenhaft wirksam. Na so was.

Ich möchte nicht von schwammigen Dynamiken angetrieben werden sondern sehr genau wissen, was gespielt wird. Ich möchte mir die Akteure ebenso genau ansehen, wie die Ideologien oder Förderer, der Figuren und deren Ziele. Ich frage mich, was ist gut für uns, für Deutschland und das ist mein Maßstab. Wie erreichen wir für uns das Beste und mit wem ist das möglich?

Der Gehenkte

"Spielen wir das Gedankenexperiment weiter. Die Leute standen am Tor zur Downing Street. Nehmen wir an, sie schieben die Polizisten beiseite, entern das Tor und dann ... ?

Erzählen Sie, Herr Wessels. Mir fehlt die Phantasie, ich stünde ebenfalls bedeppert da und wüßte nicht, was zu tun. Und jener kleine Teil, der "im richtigen Moment in dieselbe Richtung zu rennen" weiß, was macht der dann? Sie haben die vor zwei Wochen gestellte Frage noch immer nicht beantwortet, aber Sie "raunen". "

Nun, bei einem gewaltsamen Eindringen würde es tote Märtyrer geben. Eine weitere Dynamik, die aus einer erzeugten Dynamik heraus entstanden ist, von der nicht recht klar ist, wohin es eigentlich gehen soll. Aber Wilders könnte die Grabrede halten und Churchills Jungs loben.

Andreas Walter

12. Juni 2018 17:34

Negativ. Keine Freigabe. Hören Sie? Keine Freigabe für eine Gefangenenbefreiung mit Gewalt.

Für unaufgelöste persönliche Spannungen und Konflikte gibt es den Fightclub. Und was ist die erste Regel des Fightclubs?

Richtig!

Ausserdem dieses Buch lesen und verinnerlichen:

https://de.wikipedia.org/wiki/Die_Kunst_des_Krieges_(Sunzi)

Ende.

halbautomat

12. Juni 2018 17:44

@John Haase 12. Juni 2018 07:45

Die Gewaltfrage war einer der vielen Gründe, mich aus der genannten Szene zu verabschieden. Sicher war dies auch ein banaler Reifungsprozess - junge Männer wollen kämpfen, mit dem Alterungsprozess wird man(n) eben ruhiger. Aber es kam auch die politische Einsicht der völligen Sinnlosigkeit des eigenen Handelns hinzu.

Natürlich gibt es Situationen, in denen politisch motivierte Gewalt nicht nur legitim sondern geboten ist - Graf von Stauffenberg und die anderen Männer des 20. Juli gelten ja völlig zu recht als größte Helden der neueren Geschichte unseres Landes.
Von einer solchen Situation (und einer vergleichbaren Position) sind wir aber weit entfernt. Und gerade der Hinweis auf die „sanfte Repression“ macht dies deutlich. Ginge von neurechten Kreisen Gewalt aus, wäre es für die „Oberen“ ein Leichtes, mit großer Härte gegen den dann auf allen Kanälen zum Schrecken der Bürger verkündeten „neuen Nazi-Terror“ ins Feld zu ziehen.

Ihre Feststellung zu den oberen Rängen der Exekutive ist selbstverständlich zutreffend. Diese Karrierestufe erreichen Sie nur, wenn Sie ein hohes Maß an Stromlinienförmigkeit mitbringen. Genauso richtig ist m.E. die Einschätzung der „Fußtruppen“. Beim ersten Frauenmarsch in Berlin habe ich mit vielen Beamten gesprochen, und praktisch alle haben Ablehnung und Unverständnis für die von oben angeordneten Zurückhaltung gegenüber den „Autonomen“ geäußert.
Allein - sich mit diesen Beamten auf der Straße anzulegen, würde nichts besser machen. Im Gegenteil.

@Durendal, 12. Juni 2018 11:12
Ich sehe es genau wie Sie. Obwohl Frust und Wut natürlich nachvollziehbar sind, bleibt uns nichts anderes als strategische Disziplin.

Lotta Vorbeck

14. Juni 2018 12:19

@Durendal - 12. Juni 2018 - 11:12 AM

"Man kann den „Typ in Uniform“ nicht einerseits als Gegner betrachten und gleichzeitig hoffen, ihn als Verbündeten bei der Erneuerung dieses Staates zu gewinnen. In Dresden, Stuttgart, Kandel etc. hat man aus guten Gründen dafür gesorgt, dass der „Typ in Uniform“ jederzeit unterscheiden konnte, wer Freund und wer Feind ist."

__________________________

Neulich, irgendwo in der BRD:

https://i.pinimg.com/564x/1d/d1/2a/1dd12aacffea49194a85ce342e4a1d87.jpg