Norbert Borrmann: Identität & Gedächtnis. Denkmäler und politische Architektur von 1800 bis zur Gegenwart

Eine Rezension von Claus Wolfschlag

Nor­bert Borr­mann: Iden­tität & Gedächt­nis. Denk­mä­ler und poli­ti­sche Archi­tek­tur von 1800 bis zur Gegen­wart, Graz: Ares 2016, 216 S., 24.90 €

Im Mai ver­starb der Kunst­his­to­ri­ker Nor­bert Borr­mann. Bekannt wur­de er durch die Bücher »Kul­tur­bol­sche­wis­mus« oder »ewi­ge Ord­nung« (2009) und War­um rechts? (2011). Sezes­si­on-Lesern wird er durch sei­nen 2013 erschie­nen kapla­ken-Band Die gro­ße Gleich­schal­tung. Vom Ver­schwin­den der Viel­falt ein Begriff sein. Der Auf­satz war das kul­tur­his­to­ri­sche Pen­dant zu Man­fred Klei­ne-Hart­la­ges The­sen zur »Neu­en Welt­ord­nung«. »Die Kar­ten ste­hen schlecht«, schrieb Borr­mann, Jahr­gang 1953, damals pes­si­mis­tisch. »Lin­ker Ega­li­ta­ris­mus, Wirt­schafts­li­be­ra­lis­mus und der Haß der Mei­nungs­ma­cher auf das genu­in Eige­ne, Deut­sche, schei­nen nahe­zu all­mäch­tig. Ein Kern­pro­blem für den gegen­wär­ti­gen Abwehr­kampf besteht zudem dar­in, daß vie­le Men­schen heu­te in dem Wahn leben, es gebe ›Bunt­heit‹, ›Diver­si­ty‹ und ›Mul­ti­kul­ti‹. Doch Uni­ver­sa­lis­mus und unge­brems­te Glo­ba­li­sie­rung brin­gen das Gegen­teil: Mono­kul­tur und die gro­ße Gleichschaltung.«

Nun ist nach Borr­manns Tod sein letz­tes Buch erschie­nen. Iden­tität & Gedächt­nis wid­met sich Denk­mä­lern und poli­ti­scher Archi­tek­tur von 1800 bis zur Gegen­wart. Das durch­ge­hend bebil­der­te Buch dient vor allem dazu, Lesern die Denk­mals- und Staats­ar­chi­tek­tur der letz­ten zwei­hun­dert Jah­re anhand vor­ge­stell­ter Bei­spie­le nahe zu brin­gen. Auch hier spart Borr­mann nicht mit kri­ti­schen Sei­ten­hie­ben zur gegen­wär­ti­gen Lage. »War für das Drit­te Reich ein amo­ra­li­scher Ästhe­ti­zis­mus kenn­zeich­nend, so ist es für die BRD­ei­ne mora­li­sie­ren­de Häß­lich­keit«, schreibt er über die Staats­ar­chi­tek­tur nach 1945. Aus­ge­hend von der von Borr­mann als »glo­ba­li­sier­te Mono­kul­tur« und»Esperantoarchitektur« bezeich­ne­ten Bau­haus-Tra­di­ti­on, resul­tier­ten die Abriß­or­gi­en und die häu­fig als »demo­kra­ti­sche Archi­tek­tur« titu­lier­ten glä­ser­nen Staats­bau­ten aus dem Geist der Nach­kriegs­zeit. Resul­tat die­ses Geis­tes sind auch die gepfleg­ten, sich ste­tig ver­meh­ren­den, teils monu­men­ta­len Gedenk­stät­ten für NS-Opfer, denen gegen­über die häu­fig beschä­dig­ten und beschmier­ten Denk­ma­le für die deut­schen Kriegs­op­fer auf­fäl­lig kontrastieren.

Nor­bert Borr­manns Iden­ti­tät & Gedächt­nis kann man hier bestel­len.

 

 

 

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