Menno Aden: Das Werden des Imperium Americanum und seine zwei hundertjährigen Kriege

Eine Rezension von Konrad Gill

Men­no Aden: Das Wer­den des Impe­ri­um Ame­ri­ca­num und sei­ne zwei hun­dert­jäh­ri­gen Krie­ge, Graz: Ares 2016. 231 S., 18 €

Gewan­nen die USA ihre andau­ern­de Welt­macht­gel­tung mehr durch Glück (Erschöp­fung der euro­päi­schen Mäch­te nach dem Ers­ten Welt­krieg gepaart mit eige­nem Roh­stoff­reich­tum) oder mehr durch ziel­ori­en­tier­tes Vorgehen?

Men­no Aden geht von letz­te­rem aus, wenn er in sei­nem neu­en Buch die nahe­zu pla­ne­ta­ri­sche ame­ri­ka­ni­sche Domi­nanz als End­punkt einer zwei­hun­dert­jäh­ri­gen poli­ti­schen Ent­wick­lung beschreibt. Kurz und den­noch mit einer gewis­sen Voll­stän­dig­keit erklärt Aden die kom­ple­xen Zusam­men­hän­ge zwi­schen dem ambi­va­len­ten Ver­hält­nis zu Groß­bri­tan­ni­en (von der Lösung vom Mut­ter­land über Hege­mo­ni­al­kon­kur­renz hin zur Macht­tei­lung und schließ­lich Ver­drän­gung), den geis­ti­gen Hin­ter­grün­den (»Mani­fest Desti­ny«, vgl. Sezes­si­on 53) und schließ­lich dem Schritt über die ame­ri­ka­ni­schen Kontinentalgrenzen.

Den deut­li­chen Par­al­le­len zum bri­ti­schen Ver­hal­ten der ver­gan­ge­nen Jahr­hun­der­te (Erwäh­lungs­glau­be mit der Fol­ge des Mes­sens mit zwei­er­lei Maß; Igno­ranz gegen­über ande­ren Kul­tu­ren und Spra­chen bei gleich­zei­ti­ger kul­tu­rel­ler Ein­fluß­nah­me; ter­ri­to­ria­ler Expan­sio­nis­mus) stellt er US-Eigen­hei­ten gegen­über wie das Vor­han­den­sein unter­drück­ter Ras­sen (India­ner und Neger­skla­ven) im eige­nen Land oder das Ent­ste­hen des »Ame­ri­ka­nis­mus« als auch ein­wan­dern­de Nicht­pro­tes­tan­ten und sogar Nicht­chris­ten inte­grie­ren­de Zivil­re­li­gi­on. Durch die Auf­zäh­lung einer seit spä­tes­tens 1823 (Mon­roe-Dok­trin als Ver­kün­dung eines Inter­ven­ti­ons­ver­bots für raum­frem­de Mäch­te für den gan­zen Dop­pel­kon­ti­nent) kaum mehr abbre­chen­den Ket­te von Inter­ven­tio­nen und Expan­sio­nen, ent­we­der heuch­le­risch mit höhe­ren Zie­len und inter­na­tio­na­lem Recht oder ehr­li­cher mit (welt­wei­ter!) Inter­es­sen­wahr­neh­mung begrün­det, ent­steht das Gesamt­bild einer aggres­si­ven Macht, der das geschwäch­te Euro­pa nichts und die übri­ge Welt schon gar nichts ent­ge­gen­zu­set­zen hatte.

Aden scha­det sei­ner Über­zeu­gungs­kraft gele­gent­lich durch Hemds­är­me­lig­keit und Fahr­läs­sig­kei­ten. Ein mehr­fach ver­wen­de­tes Zitat belegt er zum Bei­spiel mit einem Ein­trag in der spa­nisch­spra­chi­gen »Wiki­pe­dia«, obwohl dort das Zitat nach­ge­wie­sen und die Quel­le in eng­li­scher Über­set­zung in meh­re­ren deut­schen Biblio­the­ken ver­füg­bar ist. Auch sonst scheint der Ver­fas­ser die »freie Enzy­klo­pä­die« für eine seriö­se Quel­le zu hal­ten – oder auch nur für ein beque­mes Fund­stel­len­re­ser­voir. Fremd­sprach­li­che Zita­te sind lobens­wer­ter­wei­se im Ori­gi­nal und in Über­set­zung abge­druckt, jedoch nicht alle. War­um nicht? Die Serio­si­tät sei­ner Arbeit lei­det unter sol­chen Schlud­rig­kei­ten eben­so wie unter Flüch­tig­keits­feh­lern in inhalt­li­cher wie sprach­li­cher Hin­sicht. Trotz sol­cher Män­gel im Detail eig­net sich die the­ma­tisch weit aus­grei­fen­de Stu­die als knap­pe Ana­ly­se wesent­li­cher Bedin­gun­gen poli­ti­schen Han­delns im Zeit­al­ter der US-Hege­mo­nie auch für den fort­ge­schrit­te­nen Leser. Für den Ein­stei­ger emp­fiehlt sie sich sogar sehr.

Das Wer­den des Impe­ri­um Ame­ri­ca­num und sei­ne zwei hun­dert­jäh­ri­gen Krie­ge von Men­no Aden kann man hier bestel­len.

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