Herfried Münkler: Macht in der Mitte. Die neuen Aufgaben Deutschlands in Europa

Eine Rezension von Felix Dirsch

Her­fried Mün­k­ler: Macht in der Mit­te. Die neu­en Auf­ga­ben Deutsch­lands in Euro­pa, Ham­burg: Edi­ti­on Kör­ber-Stif­tung 2015. 208 S., 18 €

Nach zuver­läs­si­gen und nach­voll­zieh­ba­ren »Ran­kings« der letz­ten Jah­re gilt der Ber­li­ner Poli­to­lo­ge Her­fried Mün­k­ler als der der­zeit füh­ren­de Ver­tre­ter sei­ner Zunft in Deutsch­land. Daß er jüngst mas­siv ins Gespräch gekom­men ist, hängt mit dem Inter­net-Mob­bing eines klei­nen Teils sei­ner Hörer zusam­men, die sich hin­ter dem Blog »Münkler.watch« verbergen.

Da über Euro-Kri­se, Demo­kra­tie-Defi­zit der EU und den inne­ren Zustand die­ses fra­gi­len Gebil­des in letz­ter Zeit viel geschrie­ben wird, scheint es Mün­k­ler rat­sam, die geschicht­li­chen Lini­en aus­zu­zie­hen und zu ana­ly­sie­ren. Die­se Per­spek­ti­ve ist unver­zicht­bar, will man struk­tu­rel­le Kon­stan­ten eru­ie­ren, die den Gegen­warts­dis­kurs maß­geb­lich prä­gen. Dazu zäh­len nicht zuletzt die Schwie­rig­kei­ten, kul­tu­rel­le und natür­li­che Gren­zen Euro­pas zu bestim­men. Alte Spal­tungs­li­ni­en, etwa zwi­schen dem angeb­lich »arbeit­sam-spar­sa­men« Nor­den und dem ver­meint­lich »faul-frei­gie­bi­gen« Süden, tre­ten wie­der hervor.

Mün­k­ler arbei­tet (mit­un­ter etwas lang­at­mig) her­aus, wie Euro­pa spä­tes­tens in der frü­hen Neu­zeit zur Mit­te der Welt auf­steigt. Seit der Auf­klä­rung wird die­se Stel­lung mehr und mehr hin­ter­fragt. Im 19. Jahr­hun­dert kommt Intel­lek­tu­el­len der Auf­stieg der Flü­gel­mäch­te USAund Ruß­land zu Bewußtsein.

Der Abstieg die­ses Kon­ti­nents wird voll­ends nach dem Ers­ten Welt­krieg klar. Das geein­te Deutsch­land wird im 19. Jahr­hun­dert qua­si poli­ti­sches Herz Euro­pas, ver­liert aber sei­ne Rol­le als Hege­mo­ni­al­macht end­gül­tig 1945 und wird aus dem Zen­trum ver­sto­ßen. In den letz­ten Jah­ren for­dert ein viel­stim­mi­ger Chor die Rück­kehr der wenigs­tens ökonomischen»Zentralmacht« (Hans-Peter Schwarz) zur auch poli­tisch füh­ren­den Kraft.

Mün­k­ler stellt die­se Grund­li­ni­en ein­dring­lich her­aus. Am Ende der Stu­die erör­tert er eini­ge gegen­wär­ti­ge Pro­blem­fel­der der »Macht der Mit­te«. Sei­ne Über­le­gun­gen zu For­ma­tio­nen poli­ti­scher Gra­vi­ta­ti­on sind zustim­mungs­fä­hig, aber kei­nes­wegs auf­re­gend. Fazit: Der neu­es­te »Mün­k­ler« ist Durch­schnitt, nicht mehr. Immer­hin wird das »hei­ße Eisen« Geo­po­li­tik ohne poli­tisch-kor­rek­te Scheu­klap­pen ange­faßt. Ein Grund mehr für die stu­den­ti­schen Spit­zel, den Lehr­stuhl­in­ha­ber an den media­len Pran­ger zu stellen.

Her­fried Mün­k­lers Macht in der Mit­te kann man hier bestel­len.

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