Sie behauptet auf Seite 182, wir hätten die Reden von Joseph Goebbels analysiert und daraus “Höcke-Reden mit modifizierten Versatzstücken” abgeleitet. Ziel sei es gewesen, die Formel zu suchen, “die in den Dreißigerjahren zum Erfolg führte”.
Schreiber beruft sich dabei auf eine mündliche Aussage von Dimitrios Kisoudis, der zur fraglichen Zeit im Büro Pretzell arbeitete.
Normalerweise äußere ich mich zu solchen Unterstellungen und Verleumdungen nicht. Wie so oft schon, hätte auch diesmal die berühmte und oft bemühte Äußerung Gottfried Benns ausreichen können:
Über mich können Sie schreiben, daß ich Kommandant von Dachau war oder mit Stubenfliegen Geschlechtsverkehr ausübe, von mir werden Sie keine Entgegnung vernehmen.
Aber diesmal hätte das nicht ausgereicht: Zum einen lag mir eine Anfrage des Spiegels vor, der die Sache sowieso zu einem Thema gemacht hätte; zum zweiten kamen Hinweise aus der AfD-Spitze, man solle die Verleumdung in diesem Fall nicht auf sich sitzen lassen; zum dritten hat Frau Schreiber Herrn Kisoudis als Quelle benannt – Grund genug für mich, gegen diese Verleumdung zunächst per Unterlassungsforderung an Verlag und Autorin heranzutreten und – nach Ablauf der Frist – beim Landgericht in Halle/Saale einen Antrag auf einstweilige Verfügung einzureichen.
Dieser Antrag hat zum Inhalt, daß Björn Höcke und ich nie (und daher weder in Schnellroda noch anderswo) Goebbelsreden analysiert und/oder als Versatzstücke in unseren Reden verwendet haben. Das Gericht möge den Auslieferungsstop des Buches in seiner jetzigen Form verfügen. Alles weitere (Schwärzung der Passage, Neudruck der Bücher, Rückruf der ausgelieferten Exemplare usf.) wäre sowieso in einem zweiten Schritt zu klären.
Meinem Antrag auf einstweilige Verfügung lagen bei: meine eigene eidesstattliche Erklärung, Höckes Bereitschaft, als Zeuge aufzutreten, sowie eine schriftliche Erklärung von Dimitrios Kisoudis, sich Frau Schreiber gegenüber inhaltlich nie so geäußert zu haben. Kisoudis geht im übrigen ebenfalls juristisch gegen die Autorin vor.
Auch den Umstand, warum Eile geboten sei, haben wir begründet: Am Wochenende war Inside AfD aufgrund umfassender Rezeption in den Medien zeitweilig auf Platz 1 beim Internetbuchhändler amazon. Man konnte mit einem Verkauf von 500‑1000 Exemplaren pro Tag rechnen, und jedes dieser Exemplare enthält weiterhin die Verleumdung Höckes und meiner Person.
Dies alles, also Dringlichkeit und Zeugenlage zusammengefaßt, hätte für eine Verfügung durch den Richter auch ohne mündliche Verhandlung ausgereicht. Verlag und Autorin würden ja in Revision gehen können und für ihre Behauptung handfeste Beweise vorzubringen haben, die mehr wögen, als unsere Erklärungen und die der im Buch genannten Quelle.
Unser Antrag lag am Sonntagabend im Nachtbriefkasten des Landgerichts Halle/Saale. Am Montag hatten wir gegen 15 Uhr das Ergebnis: Das Gericht werde die einstweilige Verfügung nicht ohne mündliche Verhandlung erlassen, und als Termin für diese Verhandlung sei der 11. September festgesetzt.
Was soll das? Und was soll das dann noch bringen? Ein ganzer Monat ungestörten Vertriebs eines Bestsellers, in dem eine schwerwiegende Lüge steht, bedeutet, daß mindestens 5000 weitere Leser diese Lüge unwidersprochen aufgetischt bekommen. Der Sinn einer einstweiligen Verfügung ist ja gerade die zeitnahe Entscheidung, und durch den seit Montag vorliegenden Aufschub einer Entscheidung wird dieser Sinn unterlaufen.
Mehr: Dadurch, daß die Medien mein juristisches Vorgehen thematisiert haben, ist der Verkauf des Buches angekurbelt worden. Durch die Thematisierung einer Lüge von Relevanz, die in diesem Buch verbreitet wird, findet die Verbreitung dieser Lüge erst statt.
Wer ist Frau Schreiber? Sie gehörte zum Kreis um die ehemalige AfD-Parteichefin Frauke Petry und ihren Gatten Marcus Pretzell, und von diesen beiden hört man seit ihrem Austritt aus der AfD im Oktober vergangenen Jahres Gott sei Dank nichts mehr.
Franziska Schreiber trat, nachdem klar war, daß das Führungspärchen in der AfD keine Zukunft mehr haben würde, aus der Partei aus und bereitete eine Abrechnung vor. Das Ergebnis ist ein vermeintliches Skandalbuch über das Innenleben der AfD – ein leicht durchschaubares Manöver zur Neujustierung des eigenen Ichs, eine niveaulose Reaktion, die nicht der Rede wert ist.
Das Buch paßt zur Biographie: 1990 geboren, Abitur, Studium abgebrochen, rasche Parteikarriere in Sachsen, JA-Landesvorsitzende, berüchtigt geworden durch den komischen Ansatz, die Beseitigung des gesetzlich festgeschriebenen Verbots der Holocaustleugnung zu fordern.
Dann: der Knick. Kein aussichtsreicher Listenplatz zur Bundestagswahl sowie die Erkenntnis, einen toten Gaul zu reiten. Welcher Abgang liegt bei so viel Abhängigkeit von einem Erfolg in der Partei nahe? Die große Abrechnung.
Frau Schreibers Abrechnung darf man ohne weitere Umstände zu den vielen anderen gescheiterten Versuchen rechnen, den Raumgewinn der AfD (und damit auch unserer publizistischen Netzwerke) abzubremsen oder sogar aufzuhalten. Aber “die Medien” und “die Zivilgesellschaft” und vor allem die Alt-Parteien sind ganz verrückt nach diesen immer neuen Versuchen, etwas zu verhindern, was nicht mehr zu verhindern ist, und das ist der einzige Grund, warum Leute wie Franziska Schreiber sich Gehör verschaffen können.
Meine Prognose geht dahin, daß ein großer Teil der Medien selbst dann, wenn der Verlag die Passage schwärzen muß, immer noch davon ausgeht, daß Höcke und ich Goebbels analysierten; daß aber leider der juristisch nicht anfechtbare Beweis für diese nur zu gern geglaubte “Tatsache” fehle. Schon jetzt spricht man ja davon, daß wir versuchten, eine mutige Autorin mundtot zu machen.
Ruin der Begriffe: “mutige Autorin”? “Mundtot machen” bei voller Unterstützung dieser Autorin durch fast alle Relevanten Medien? Unschuldsvermutung in solchen Fällen nie beim Angeklagten, sondern immer beim dreisten Täter? “Opferrolle” der Rechten: sich zum Opfer stilisieren, etwas einfordern (nämlich das Recht), das man, sollte man je zur Macht kommen, sofort abschaffen würde …
Ich bin es leid. Und nun?
Auf andere Hilfe ist nicht mehr zu rechnen: De Verleumdung ist seit über einer Woche in der Welt, und bisher hat sich kein weiterer Journalist (noch nicht einmal von der JF) bei mir gemeldet, um über die Richtigstellung etwas zu erfahren oder bei Gericht nachzufragen, warum eine Sache von Relevanz auf die lange Bank geschoben werden darf.
Ich bin es wirklich leid. Und nun?
Benn.
RMH
Positives Denken:
Sollte am 11.09. (symbolträchtiges Datum) Ihrem Antrag statt gegeben werden, ist das rechtzeitig vor den im Oktober stattfindenden Landtagswahlen ein schöner, kleiner Paukenschlag. Wenn selbst der "Kronzeuge" der Dame widerspricht, könnte es ja so enden und nach mündlicher Verhandlung hat so etwas mehr Gewicht, als im schriftlichen Verfahren.
Die Verleumdung steht so oder so in der Welt und wenn dem Antrag sofort stattgegeben worden wäre, dann würde es heißen, Rechte machen Aufklärerin "mundtot", wovon ja nicht die Rede sein kann, es geht schließlich nur um eine partielle Stelle und nicht um das ganze Buch (stellt man halt zur Not nen Praktikanten mit nem Edding ins Lager und der Verkauf geht weiter - kein echtes Drama).
Von den Medien wurde bislang ja eher das im "Enthüllungsbuch" kolportierte Treffen Maaßen - Petry thematisiert und wenn man jetzt liest, dass die Dame mal den für eine realpolitische Partei in diesem Land schrägen Antrag zur Abschaffung des Holocaust-Paragrafen unterstützt hat, könnte man irgendwie auf die Idee kommen, die Dame könnte schon recht lang gute Kontakte zur Behörde des genannten Herrn zu haben (reine Unkerei meinerseits - keine Tatsachenbehauptung!).
Wie auch immer, Schnellroda wird in den letzten Tagen in den Medien ja als so eine Art von Schaltzentrale der AfD dargestellt.