Dieser letzte Text aus einer Dreierserie zum Thema »Geschlecht und die Rechte« sollte eigentlich den Entwurf einer Geschlechterpolitik für das rechte Lager beinhalten und den Titel »Mann-Frau. Eine Wieder-Holung« tragen. Die Ereignisse haben diese programmatischen Überlegungen in den Hintergrund treten lassen − die durch den Feminismus forcierte Frontstellung der Geschlechter hat, unter anderem im Gefolge der Weinstein-Affäre, eine neue Qualität erreicht.
Es lohnt sich, näher ins Auge zu fassen, wie diese Frontstellung durch aktuelle (Meta-)Politik gefördert und vertieft wird.
Der Grad der Entfremdung zwischen den Geschlechtern, der mittlerweile erzeugt worden ist, läßt sich vielleicht am besten am Phänomen des Meldens beschreiben. Dieses hat in der letzten Zeit verblüffende Blüten getrieben, die allerdings die einer fleischfressenden Pflanze sind. »Melden« bezeichnet neuerdings einen Vorgang, bei dem eine Frau (meist bzw. in der Praxis so gut wie immer) einen Mann bei einer (meist) halbstaatlichen, jedenfalls aus Steuergeldern finanzierten Stelle oder im Internet wegen eines beliebigen unerwünschten Verhaltens denunziert.
In Deutschland steht dafür die zum 11. Oktober, dem Internationalen Mädchentag, gestartete Facebook-App »keine kleinigkeit.de« zur Verfügung, während man, ebenfalls seit diesem Termin, seine Empörung über »sexistische« Werbung auf der Webseite werbemelder.in bei Pinkstinks loswerden kann, einer Organisation, die ihre Existenzberechtigung darin sieht, solche Werbung anzuprangern und gesetzlich unterbinden zu lassen.
Das Bild des Prangers, das im letzten Artikel zitiert wurde, gewinnt mit erschreckender Geschwindigkeit an Aktualität. Es ist das neue Kollektivsymbol einer Kultur des öffentlichen Beschämens (Public shaming). Daß der Pranger nicht mehr auf dem Markplatz, sondern im Internet steht, verbessert die Sache nicht. Es vervielfacht die Zuschauer und stellt den Vorgang auf Dauer. Konnte der Delinquent den physischen Pranger verlassen und darauf hoffen, daß über die peinliche Angelegenheit Gras wachsen werde und daß sie im Nachbarort vielleicht gar nicht publik geworden sei, so ist es damit vorbei. Das Netz »vergißt nichts«. Das ist im wesentlichen gesagt worden. Was nicht gesagt worden ist: Der- zeit stehen darin (fast) nur Männer.
Deren Stigmatisierung erfolgt nicht etwa aufgrund nachweisbar justiziablen Verhaltens, sondern durch beliebige Personen, die beliebige Vorfälle unerträglich finden.
Und das geht so: »Jedes Mal, wenn du dich durch einen Kommentar zu deinem Körper und Aussehen, durch Nachpfeifen, Grabschen oder was auch immer sexuell belästigst fühlst, drückst du den Button in unserer App oder meldest den Vorfall auf unserer Website. Dabei ist egal, ob die Belästigung von Bekannten, Fremden, Kollegen oder jemandem aus der Familie ausgeht. Belästigung ist, was dich belästigt und keine Kleinigkeit« (keinekleinigkeit.de; Hervorhebung S. L.). Halten wir fest: der Begriff Belästigung wird nicht definiert, die Meldung erfolgt anonym (eine grobe Zuordnung nach Rubriken wie »Belästigungen mit Worten«, »Belästigungen ohne Worte«, »Belästigungen durch Exhibitionismus« kann, muß aber nicht getroffen werden).
Niemand kann kontrollieren, ob der »Vorfall« überhaupt stattgefunden hat, geschweige denn, wie er stattgefunden hat. Die Vorfälle sind ohne Kon- trolle beliebig multiplizierbar. Das ist besonders absurd angesichts der Tatsache, daß es das erklärte Ziel ist, »auf die hohe Dunkelziffer sexueller Belästigung im Alltag aufmerksam zu machen und diese abzubilden« (keinekleinigkeit.de). Eine Agenda, die zum freien Erfinden von Vorfällen geradezu ermutigt, ist vollkommen ungeeignet, eine Dunkelziffer abzubilden.
Sie läßt keine wie immer gearteten Schlüsse zu. Das gilt ebenso von den sich explosionsartig verbreitenden Hashtags wie #My- HarveyWeinstein (Anne T. Donahue), #balancetonporc (Sandra Mueller), #metoo (Alyssa Milano) und #howIwillchange.
Die ersten sollen möglichst viele Frauen dazu animieren, ihre Erlebnisse mit sexueller Belästigung zu schildern. Es ist charakteristisch, daß es eine Schauspielerin und zwei Journalistinnen sind, die diese Hashtags auf den Weg gebracht haben. #howIwillchange wiederum, die männliche Antwort darauf, wurde von dem australischen Autor Benjamin Law initiiert. Das ist insofern pikant, als Law, was die »Belästigung« von Frauen betrifft, nicht unter Verdacht stehen dürfte.
Er ist bekennend schwul. Soweit ich sehe, hat bislang kein heterosexueller Mann per Rautenzeichen in den Meinungskampf eingegriffen. Wie sehr die Kampagne medial befeuert wird, zeigt ein Blick auf die Internetseite der Süddeutschen Zeitung, wo ein Artikel den anderen jagt. Das Ziel dabei formuliert in schöner Eindeutigkeit die Feministin Anne Wizorek, die den #Aufschrei gegen den bedauernswerten Rainer Brüderle losgetreten hatte. »Mir geht es zu wenig um Kritik am gesellschaftlichen Nährboden, auf dem Sexismus und damit sexuelle Gewalt überhaupt gedeihen können.
Genauso sollten wir dringend über Prävention sprechen. Wir vermitteln ja bereits unsern Kindern Geschlechterrollen, die ein Machtgefälle zwischen Jungen und Mädchen zementieren.« (Hannah Beitzer: »Mir geht es zu wenig um Kritik am gesellschaftlichen Nährboden«, in: sueddeutsche.de vom 14. Ok- tober 2017) Hier kommen wir zum Kern der Sache. Angegriffen wird unter dem Vorwand, gegen undefinierte »Belästigung« vorzugehen, das, was von klassischen Geschlechtsrollen noch übrig ist, die undifferenziert im Sinne männlicher Dominanz aufgefaßt werden.
Geht man die Kommentare durch, wird schnell klar, daß unter »Belästigung« die unterschiedlichsten Kommunikationsakte zusammengefaßt werden, wobei teilweise nicht einmal klar ist, ob es sich um absichtsvolles Tun handelt. Anstreifen, zuzwinkern, ein freundliches Kompliment, der Vorschlag, Telephonnummern auszutauschen, eine Essenseinladung fallen offenbar ebenso darunter wie gröbste Handgreiflichkeiten bis hin zur Vergewaltigung. Harmlose Alltagsreaktionen werden dadurch kriminalisiert; sie finden sich plötzlich auf einer Skala mit einem Verbrechen wie Vergewaltigung wieder. Umgekehrt wird Vergewaltigung verharmlost, wenn sie als Steigerungsstufe anzüglicher Blicke oder Bemerkungen erscheint.
Die suggerierte Kontinuität existiert nicht: Weder führt anzügliches Verhalten zu Vergewaltigungen, noch geht einer Vergewaltigung zwangsläufig anzügliches Verhalten voraus. Der Versuch, hier einen übergreifenden Zusammenhang zu konstruieren, indem all dies in einen Topf geworfen wird, zielt auf nichts weniger als eine umfassende De-Normalisierung männlichen Verhaltens ab. Das gesamte Verhaltensrepertoire wird Gegenstand von wahlweise moralischer Verurteilung, Kriminalisierung oder Pathologisierung. Geschaffen werden dabei Kataloge männlichen Verhaltens, die mittelalterlichen Lasterkatalogen gleichen, mit dem Unterschied, daß ihnen kein Tugendkatalog mehr gegenübersteht.
Vom Manspreading zum Mansplaining tauchen neue offensive Verhaltensweisen auf, zu denen besonders auch die gezählt werden, die früher schlicht als höflich galten: das In-den-Mantel-Helfen, Tür-Aufhalten usw. kann stets als Attacke auf die Autonomie der Frau gedeutet werden. (Ein Bekannter berichtete mir ein einschlägiges Erlebnis: Als er in einem überfüllten Hörsaal aufstand, um einer Studentin seinen Platz anzubieten, fuhr die ihn an, sie sei doch nicht behindert.) Den kulturwissenschaftlich vorbelasteten Leser erinnert dies vielleicht an einen Prozeß, den Michel Foucault die »Einpflanzung der Laster« nannte. Die in den detaillierten Beichtkatalogen der katholischen Kirche abgefragten sexuellen Praktiken hätten erst durch diese Abfrage ihr Profil und damit den Status eines benennbaren »Problems« erhalten.
Vergleichbar verhält es sich hier, wenn für breitbeiniges Dasitzen von Männern plötzlich ein Wort benötigt wird. Die Schaffung von Neologismen zeigt im allgemeinen einen Bedarf an. Die katholische Kirche strebte nach möglichst vollständiger Kontrolle des Alltagslebens ihrer Schäfchen. Als hierarchisch strukturierte und allgegenwärtige Organisation vertrat sie diesen Anspruch in unübersehbarer Weise und bot damit auch aufkeimendem Widerstand ein klares Ziel. Aber für wessen Bedarf werden Begriffe wie mansplaining geprägt und männliche Verhaltensweisen katalogisiert? Gefördert vom Familienministerium (Pinkstinks) und von der HTW Berlin (keineKleinigkeit), bieten beide Organisationen schöne Exempel für den »Beutewert des Staates« bzw. der öffentlichen Hand – aber wer ist die Klientel dieser Geschlechterinquisition
Die Macherinnen, beides Geisteswissenschaftlerinnen, erheben sich zu Sprecherinnen aller Frauen, vertreten aber in erster Linie sich selbst und ihr engstes ideologisches Umfeld. Die Schöpfer der Hashtags wiederum stammen, wie wir gesehen haben, aus den Medien, der Filmbranche und in einem Fall zusätzlich der Schwulenszene, also sehr speziellen und entschieden links dominierten gesellschaftlichen Feldern. Von dieser Seite strebt man ganz ungeniert danach, die geschlechtsspezifischen und intimen Verhaltensmuster von europäischen und (weißen) amerikanischen Männern umzukrempeln. Wer sich dagegen zur Wehr setzt, hat das Problem, es nicht mit einer angreifbaren Institution, sondern mit dem oben beschriebenen Zusammenhang diffuser Interessengruppen zu tun zu haben.
Bemerkenswert ist die Existenz von »male feminists«, die solche Unternehmen unterstützen und etwa auch auf den Seiten von Pinkstinks in einer eigenen Rubrik das Wort ergreifen. Sie fallen unter die Kategorie der »Stellvertreterminoritären« (Bettina Gruber), also von Leuten, die einer Minderheit nicht angehören, deren reale oder vermeintliche Interessen dafür aber dreimal so lautstark unterstützen. Im Gegensatz zu ethnischen Minderheiten vertraten Frauen sich bislang im allgemeinen selbst, der typische Stellvertreter war eher für erstere zuständig.
Sein Auftauchen scheint mir ein Indiz für den enormen Macht- und Statusgewinn der Gender-Ideologie zu sein: Auch Frauen sind nunmehr (in einer Situation, in der sie, jedenfalls in westlichen Ländern, wirtschaftlich, juristisch und sozial so gut gestellt sind wie nie zuvor) in den Kreis der zertifizierten Verdammten dieser Erde aufgenommen. Das bedeutet: sich zu ihren (feministisch vorgegebenen) Interessen zu bekennen, erbringt moralischen Mehr- wert (idealistische Motive sind natürlich nicht ausgeschlossen).
Die Formulierungen, mit denen Männer erklären, warum sie sich aufgerufen fühlen, diese Rolle einzunehmen, sind stereotyp: »Ich bin als weißer, heterosexueller cis-Mann, der in Deutschland lebt und arbeitet, Teil einer der privilegiertesten Gruppen von Menschen, die es weltweilt gibt. Ich werde in der Regel nicht diskriminiert. Im Gegenteil: Ich bin mehr Teil der Ursache von Diskriminierung, als Teil der Lösung.« Man müsse sich daher »seines Privilegs bewusst« sein und dieses nutzen, »um eben dieses Privileg zu kritisieren.« (Robert Franken: »Vom Privileg des Feministen«, in: pinkstinks.de vom 10. Juli 2017)
Hier wird ersichtlich, was die Perspektive dieser Männer mit der Praxis des »Meldens« zu tun hat: Sie melden sich dem Weltgewissen und der Menschheit gewissermaßen gleich selbst als abschaffungswürdige Profiteure ihrer Rasse und ihres Geschlechts. Wie das in der Anwendung aussieht, demonstriert wie- der einmal ein Blick nach Übersee. In einem Blog des Scientific American erreicht diese Haltung ungeahnte Höhen (oder Tiefen): Aus der Feder von Bastian Greshake Tzovaras erging am 10. Oktober 2017 als Empfehlung an die Männer: »Mund halten, zurücklehnen und zuhören«.
Denn für Frauen, die in den naturwissenschaftlichen Fächern Schwierigkeiten haben, gilt nicht etwa, daß sie sich mehr anstrengen müßten oder vielleicht im falschen Fach sind, sondern: »STEM [englisch für MINT-Fächer] has failed them«, ein Wortspiel mit »jemanden durchfallen« und »jemanden im Stich lassen« oder »enttäuschen«. »But how can men help to facilitate change and support women in STEM? All the things I try to implement are the result of listening to women – who sacrificed their spare time to educate me – and taking their advice. Thus, maybe the single best, most actionable thing is this: step back, shut up. Give women space, and listen to them.«
In dieser aggressiv-pädagogischen Tonart geht es weiter. Das männliche Subjekt erteilt sich detaillierte Anweisungen zu seiner Abschaffung, verlangt die Aufstellung eines Verhaltens-Kodex (z. B. für die Zusammenarbeit im Labor) und will, sein eigener Grundschullehrer, das »gute Benehmen« in der wissenschaftlichen Gemeinde erzwingen (»reinforce«). Diese Gesänge der Unterwerfung laufen darauf hinaus, jedes normale männliche Konkurrenzverhalten, sofern es sich gegen Frauen richtet, als sexistisch zu tabuisieren.
Was aber gilt überhaupt als Sexismus? Die weitgefaßten Definitionen bestimmen ihn nicht einfach als abwertendes Verhalten oder Handeln gegenüber einem Geschlecht, sondern allein schon, wenn das jeweilige Gegenüber bekannten Geschlechtsnormen entspricht, d. h. sich als Mann oder Frau statt als »genderqueeres Einhorn« herausstellt, wittern sie den sexistischen Affront. Jede solche Erwartung wird negativ angesehen und praktisch kriminalisiert. Der Sexismus-Vorwurf wird damit zum Ausdruck des gesellschaftsweit grassierenden radikalisierten Individualismus: Geschlecht soll nichts Verallgemeinerbares an sich haben, weswegen es in dieser Vorstellungswelt solange vervielfältigt wird, bis der Begriff jeden Sinn verloren und jeder »seins« gefunden hat.
Es ist offensichtlich, daß die Bedeutung von »Geschlecht« als Kategorie hier völlig verfehlt wird.
Solange Geschlechter unterschieden werden, solange wird es »Sexismus« sowohl im Sinne von Rollenerwartungen als auch im Sinne einer alltagssprachlichen Abwertung des anderen Geschlechts geben. Rabiate Versuche, diese zu unterbinden, werden zwangsläufig zum Gegenteil führen. Das reale oder vermeintliche Fehlverhalten ist in einem gewissen Rahmen eine unausweichliche Konsequenz des Geschlechtsunterschiedes selbst.
Das soll nicht heißen, daß man über grobe Beleidigungen hinwegsehen sollte, daß Vergewaltigung keine Straftat wäre oder daß es etwa keine Werbung gäbe, die das Etikett »sexistisch« verdienen würde. Sinnvoll wäre an dieser Stelle aber nicht eine Diskussion über ein Machtgefälle zwischen den Geschlechtern (man kann davon ausgehen, daß die Mehrzahl der abgelichteten Frauen sich nicht unter Zwang zur Verfügung stellt). Sinnvoll wäre eine Diskussion über Kategorien wie Scham(schwellen) und Anstand. Diese wird nicht geführt, weil sie selbst schambesetzt ist in einer Gesellschaft, die Schamfreiheit als den erstrebenswerten Zustand schlechthin etabliert hat.
Sexismus-Vorwürfe erzeugen systematisch Animositäten zwischen den Geschlechtern. Das Terrain zwischen Männern und Frauen wird dank der anhaltenden Forderungen nach »Geschlechtergerechtigkeit«, »Respekt« usw. zum verminten Gelände. Wir stehen vor der Tatsache, daß der Staat Mittel zur Förderung zwischengeschlechtlicher Konflikte bereitstellt, statt diese einzuhegen. Durch ein voluntaristisches Konzept von Geschlecht wird zugleich die klassische Familienstruktur erfolgreich zerstört. Der Staat selbst arbeitet demgemäß objektiv an der Zersetzung der Familie mit, egal wieviel von Familienförderung die Rede sein mag.
Warum ist dieses Zerstörungswerk den Linken so wichtig? Die Geschlechterfrage wurde von der alten Linken, die noch ganz auf die Ökonomie fixiert war, schließlich als Nebenschauplatz der Geschichte betrachtet. Nun, Zweigeschlechtlichkeit begründet zunächst Familie als Ort einer gewissen Selbständigkeit, an dem Widerstand gegen den Staat möglich wird (denn die Familie ist nicht nur die Keimzelle des Staates, sondern eben auch des Widerstands gegen diesen).
Zudem bildet die Polarität der Geschlechter ein starkes Ordnungsprinzip traditionaler Gesellschaften. Die Einteilung in geschlechtsspezifische Tätigkeiten und Verhaltensweisen ist über lange Zeit gewachsen und für solche Gesellschaften konstitutiv. Schließlich bleibt in der Anziehung der Geschlechter ein beunruhigendes, unaustilgbares Stück Natur, ein Glutkern, der sich bislang der gesellschaftlichen Kontrolle entzogen hat. Linke Utopisten können weder historisch noch biologisch Gewachsenes ertragen, es steht ihrem hybriden Anspruch auf Allformbarkeit im Wege.
Nirgends wird so deutlich wie am Bollwerk des Geschlechts, daß der linke Humanismus letztlich ein Narzißmus mit bösartigen Konsequenzen ist. Die Zerstörung der Achse Mann-Frau ist der ultimative Triumph über die Natur und Tradition zugleich. Gender Mainstreaming ist deshalb für den Linksliberalismus, also jene Ideologie, zu der das klassische linke Denken unter Bedingungen einer Konsumgesellschaft mutiert ist, von solch zentraler Bedeutung. Die gelungene Domestizierung von Geschlechtsidentitäten, durch staatlich lizenzierte Stellen und noch lieber durch Selbstzensur vorangetrieben, setzt das Siegel unter die linke Phantasie von der restlos machbaren Gesellschaft.
Aus diesem Grund wird versucht, Konformität schon in den Kindergärten zu erzwingen, und aus diesem Grund stehen (heterosexuelle) Männer, die durch den Wandel erkennbar(er) verlieren, im Zentrum der Attacken. Die Weinstein-Affäre bietet nur eine Gelegenheit mehr, Männlichkeit selbst zu kriminalisieren und ein Fehlverhalten Einzelner als Rammbock gegen ein widerständiges Geschlecht und die Widerstände der Geschlechtlichkeit selbst einzusetzen. Die Antwort des rechten Lagers kann nur darin bestehen, im eigenen Lager neue Allianzen zwischen den Geschlechtern zu schmieden. YOU WON’T DIVIDE US. ¡