“This is not the end” kann man auf dem Rücken des gelben Shirts lesen, in dem ein junger, in jeder Hinsicht unauffälliger Mann steckt. Körperhaltung, Frisur, Gesichtszüge – alles an ihm ist langweilig; In jeder westdeutschen Stadt würde er in der Masse verschwinden, in den meisten ostdeutschen Städten wohl auch.
Auch der Tonfall in dem Aras Bacho mit der Kamera spricht, ist ohne Charakter. Er beherrscht den simplen Charme der Infantilität, der auf der politischen Linken so beliebt ist, dass sie ihre Schützlinge wo es nur geht in seinem Licht erstrahlen lassen: Der Rechtsruck, die verbale Verschärfung der Debatte – alles macht ihm Angst, bei Kritikern und Twitter-Trollen hingegen wird er traurig.
Kurz: Der junge Jeside, dem man seine Nervosität trotz der vorher durchgesprochenen Interviewfragen ansieht, ist voll und ganz harmlos und doch hat er es in den vergangenen zwei Jahren geschafft zu einer der meistgehassten Netzpersönlichkeiten im deutschsprachigen Raum zu werden.
Das Prinzip ist simpel, aber das ist das Produzieren von Skandalen ja meistens, eigentlich muss man bloß stumpf genug sein: Dieses Mal hat es zum Beispiel gereicht, einen Teenager mit Migrationshintergrund – veredelnd wirkt hier die Tatsache, dass Bacho sogar ein “echter Flüchtling” ist – ein Smartphone in die Hand zu drücken, einen Twitteraccount einzurichten und ihn zwecks Bekanntmachung ein paar Monate durchs Feuilleton zu treiben.
Ein paar tolldreiste Forderungen später, etwa danach, dass AfD-Wähler auswandern sollten, wenn ihnen ein multiethnisches Deutschland nicht gefallen würde, hatte sich eine treue Kommentatorengemeinde um ihn geschart, die mit ihren “Haßkommentaren” abermals für Schlagzeilen und bei Aras offensichtlich für viel Traurigkeit sorgte.
Die restliche Entwicklung des jungen Publizisten folgte dem üblichen Weg der Spektakelgestalten: Vollständige Konzentration auf seinen migrantischen Unique Selling Point (Böhmermann dixit), den er sich mit ähnlich talentierten Figuren wie Sawsan Chebli teilt, gelegentliches Auftauchen aus der Versenkung und am Ende der Laufbahn ein im Raum stehender Sexskandal.
Der Vorzeigeflüchtling, der sich in einem im September gegebenen Interview mit dem WDR noch eine Zukunft als Journalist in den Öffentlich-Rechtlichen ausmalte, soll Mitschülerinnen mehrmals unzüchtig berührt haben. Das ist natürlich wirklich lustig. Also nicht für die Mitschülerinnen, die ihn angezeigt haben, aber für uns, die wir die kurze publizistische Laufbahn von Bacho vielleicht etwas intensiver verfolgt haben, als es im Grund angemessen war. Auch amüsant ist in diesem Zusammenhang ein später gelöschter Tweet des Jungjournalisten, in dem er andeutete, dass die weiblichen Opfer der Kölner Silvesternacht an ihrem Schicksal womöglich nicht ganz unschuldig seien:
“Daran sind meistens die Frauen schuld. Nachts alleine zu sein. Andererseits sollten sich die Flüchtlinge benehmen. #Silvester”
Wie gesagt: Nach kurzer Zeit verschwand der Tweet, Bacho sprach von einem Missverständnis, weil er die deutsche Sprache noch nicht so gut beherrsche. Das war Anfang 2016, da lebte er bereits sechs Jahre in Deutschland.
Wie dem auch sei, so wichtig ist das alles nicht: In der öffentlichen Debatte spielte Aras Bacho zu seiner Hochzeit ja eigentlich eh nur die komische Rolle eines Halbwüchsigen, der sich im Vokabular der Erwachsenen befleißigt und ähnlich inbrünstig seine vermeintlichen Rechte einfordert, wie das seine Altersgenossen etwa beim dereinst populären “Schulstreik” demonstrierten. Auch da waren die Reaktionen gemischt: Die einen freuten sich am “politischen Gestaltungswillen” der Jugend und wollten direkt das Wahlalter heruntersetzen, die anderen empörten sich über die Dreistigkeit der feiernden Schulschwänzer.
Beruhigend jedenfalls: Am Ende hat Aras Bacho in der deutschen Migrationspolitik ungefähr soviel mitzureden, wie die Schüler bei der Auswahl ihres Curriculums und für den WDR wird es auch nicht reichen, dem rührenden Einsatz des Faktenfinders zum Trotz. Die Verhandlung findet am 23.11. in Lemgo statt, bleibt für Aras Bacho zu hoffen, dass er inzwischen gut genug Deutsch kann, um sich dort zu erklären.
Waldgaenger aus Schwaben
Mein Stammtisch bebt ob des Endes der Ära Merkel und SiN diskutiert über die Juden in den USA oder einen Aras - what's-his-name
Ich hätte eigentlich auf Merz als umstrittenen Sonntagshelden gehofft. Jetzt dieser Tage werden entscheidende Weichen für die nächsten Jahre oder sogar Jahrzehnte gestellt, wie es weitergeht mit unserem Vaterland. Wie wäre es mit einem Artikel oder eine Analyse zur Lage der Nation?