Linke Gewalt – Angriffe in Halle/Saale

In Halle häufen sich linksextremistische Angriffe und Gewalttaten gegen diejenigen, die sich an unserem patriotischen Hausprojekt beteiligen.

Götz Kubitschek

Götz Kubitschek leitet den Verlag Antaios

»Anti­fa­schis­mus nicht kri­mi­na­li­sie­ren!«, »Gegen die Dele­gi­ti­mie­rung des Anti­fa­schis­mus!« – die­se und ähn­li­che Paro­len hören wir von links­extre­men »brei­ten Bünd­nis­sen« in Hal­le und anders­wo: Sie sind an Hohn nicht zu überbieten.

Wäh­rend sie geschrie­ben, ein­ge­spro­chen oder auf Trans­pa­ren­te gepin­selt wer­den, haben die “Hand­ar­bei­ter” der Anti­fa bereits den nächs­te Anschlag auf den “poli­ti­schen Geg­ner” geplant und ausgeführt.

Heu­te Nacht wur­de unser Haus in der  Adam-Kuckhoff-Stra­ße 16 ein­mal mehr ange­grif­fen – ein Stein­ha­gel pras­sel­te gegen Fas­sa­de, Fens­ter­schei­ben und Tür – und es ist einer­lei, ob das nun anpo­li­ti­sier­te Jugend­li­che waren oder ob wir von einer vor­be­rei­te­ten und in aller Ruhe aus­ge­führ­ten Akti­on der extre­men Lin­ken aus­ge­hen müssen.

Ges­tern Abend wur­de zudem einem Sym­pa­thi­san­ten der Iden­ti­tä­ren auf­ge­lau­ert: Vier Angrei­fer demo­lier­ten sein Auto, der Mann selbst konn­te sich so gut es ging weh­ren. Vor vier Tagen wur­de das Auto eines unse­rer Haus­be­woh­ner ent­glast und zer­kratzt, außer­dem wur­den alle vier Rei­fen zer­sto­chen, und vor drei Wochen bereits ist außer­dem ein wei­te­res Fahr­zeug zer­stört worden.

Wir zögern aus zwei Grün­den jedes­mal, sol­che Fäl­le an die Öffent­lich­keit zu geben:

Zum einen ist es für die Täter ein Tri­umph, sich vor den eige­nen Leu­ten mit einer öffent­lich­keits­wirk­sa­men Straf­tat brüs­ten zu kön­nen – wohl wis­send, daß es im Grun­de aus­ge­schlos­sen ist, jemals aus­fin­dig gemacht und bestraft zu werden.

Zum ande­ren wird alles öffent­li­che Spre­chen über lin­ke Gewalt, lin­ke Denun­zia­ti­on, Ver­leum­dung und Aus­mer­zungs­phan­ta­sie sofort umge­dreht in eine Unter­stel­lung: Wir sei­en Meis­ter dar­in, uns als Opfer zu stilisieren.

Ich habe nach eini­gem Nach­den­ken beschlos­sen, für die­ses Mal die Vor­fäl­le nicht zu beschwei­gen, und ich den­ke, daß dies auch im Sin­ne derer sein könn­te, die nicht in Schnell­ro­da (fern­ab), son­dern mit­ten in Hal­le, am Cam­pus in der Adam-Kuckhoff-Stra­ße leben und arbeiten.

Ich wei­se das Geschwätz von der Opfer­sti­li­sie­rung zurück und bie­te an, jeder­zeit und egal wo in Hal­le im Rah­men einer öffent­li­chen Ver­an­stal­tung fol­gen­des zu bele­gen: Die Wahl unse­rer fried­li­chen Mit­tel steht der links­extre­men, von brei­ten lin­ken Bünd­nis­sen tole­rier­ten oder sogar legi­ti­mier­ten Gewalt dia­me­tral ent­ge­gen, und: Der öffent­li­chen Unter­stüt­zung der Anti­fa steht eine glat­te Null an öffent­li­cher Unter­stüt­zung unse­rer Pro­jek­te gegenüber.

Deut­lich wür­de: Prak­ti­scher Anti­fa­schis­mus geht direkt in kri­mi­nel­le Ver­hal­tens­wei­sen über und dul­det und unter­stützt sie aus ideo­lo­gi­scher Sicht.

Noch ein­mal: In Hal­le, einer Uni­ver­si­täts­stadt mit einem patrio­ti­schen Haus­pro­jekt, an dem die Bür­ger­initia­ti­ve Ein Pro­zent, das Insti­tut für Staats­po­li­tik, der Ver­lag Antai­os und iden­ti­tä­re Akti­vis­ten betei­ligt sind, lau­tet die Bilanz seit Anfang November:

Drei zer­stör­te oder schwer beschä­dig­te Autos jun­ger Patrio­ten, ein Stein­ha­gel auf das Haus, aggres­si­ve Nach­stel­lun­gen bis in den pri­va­ten Bereich hinein.

Das alles ist kei­ne »har­te« poli­ti­sche Aus­ein­an­der­set­zung mehr, das ist die Vor­stu­fe zu orga­ni­sier­tem Ter­ror, und die Fra­ge, die ich den zustän­di­gen Staats­or­ga­nen stel­len will, lau­tet, ob man nicht all­mäh­lich für Hal­le und ande­re Städ­te eine »Soko Links« ein­set­zen müß­te, die den gut orga­ni­sier­ten Anti­fa-Ban­den nach­stellt, Ver­fol­gungs­druck erzeugt und Sicher­heit all­mäh­lich auch für Oppo­si­tio­nel­le wiederherstellt.

Allein, von Ver­fol­gungs­druck ist nicht viel zu spü­ren: Das Anti­fa-Milieu scheint sich an sei­ne Nar­ren­frei­heit gewöhnt zu haben und tobt sich ent­spre­chend unbe­ein­druckt von even­tu­el­ler Repres­si­on wei­ter aus.

Lin­ke Pro­jek­te wer­den dabei, hier in Hal­le wie anders­wo, nach wie vor als Teil der anti­fa­schis­ti­schen Gegen­kul­tur zu einem angeb­li­chen »Rechts­ruck« akzep­tiert bis offen geför­dert; das ille­ga­le »links­al­ter­na­ti­ve« Haus­pro­jekt »Hasi« wird bei­spiels­wei­se von Künst­lern, Poli­ti­kern und Akteu­ren der soge­nann­ten Zivil­ge­sell­schaft in der Saal­e­stadt roman­ti­siert, idea­li­siert, ver­tei­digt, obwohl dort – offen im Netz bewor­ben – Kampf­sport­trai­ning und links­ra­di­ka­le Schu­lungs­ver­an­stal­tun­gen stattfinden.

Gewalt und Anschlä­ge wer­den dabei als Neben­ef­fekt ver­bucht – immer­hin geht es gegen jenen Feind, den man selbst, von Gewerk­schaf­ten bis zu Par­tei­en, von Tei­len der Amts­kir­che bis zur »Stadt­ge­sell­schaft«, als unmo­ra­lisch, als “außer­halb des Dis­kur­ses” gebrand­markt und aus der Gesell­schaft der Anstän­di­gen ver­bannt hat.

Sti­li­sie­ren wir uns zu »Opfern«, wenn wir dar­auf hin­wei­sen, daß poli­ti­sche Gewalt in Deutsch­land, spe­zi­ell in Hal­le und Umge­bung, ein lin­kes Mono­pol ist? Nein.

Sti­li­sie­ren wir uns zu »Opfern«, wenn wir dar­auf hin­wei­sen, daß jun­ge Azu­bis, Schü­ler und Stu­den­ten, Akti­vis­ten wie Sym­pa­thi­san­ten oder auch nur Besu­cher unse­rer Vor­trä­ge, ihrer kör­per­li­chen Unver­sehrt­heit nicht mehr sicher sind, daß ihre Autos zer­stört wer­den, ohne daß man auch nur ein ein­zi­ges Mal von einem Fahn­dungs­er­folg der Poli­zei, ja auch nur von einem Fahn­dungs­druck hört?

Sti­li­sie­ren wir uns zu »Opfern«, wenn wir dar­auf hin­wei­sen, daß jeder ver­meint­li­che oder tat­säch­li­che Fehl­tritt rand­stän­di­ger Ein­zel­per­so­nen von rechts medi­al skan­da­li­siert wird, wäh­rend bis heu­te, 7. Dezem­ber 2018, Schwei­gen im Blät­ter­wald zur neu­er­dings beson­ders akti­ven lin­ken Gewalt­sze­ne Hal­les und ihrer Vor­rei­ter in Leip­zig herrscht?

Sti­li­sie­ren wir uns zu »Opfern«, wenn wir dar­auf hin­wei­sen, daß eine gan­ze Arma­da von Jour­na­lis­ten in und um Hal­le die soge­nann­te »rech­te Sze­ne« – das patrio­ti­sche Lager – bis ins kleins­te Detail aus­leuch­tet und immer wie­der Repor­ta­gen ver­öf­fent­licht, wäh­rend bis heu­te, 7. Dezem­ber 2018, kein ein­zi­ger Jour­na­list ein­ge­taucht ist in die anti­fa­schis­ti­sche Gewalt­sze­ne Hal­les, Leip­zigs oder auch Jenas, um dort zu recher­chie­ren, Netz­wer­ke auf­zu­de­cken und vor allem Straf­ta­ten einzuordnen?

Die Ant­wort kann ich pau­schal geben: Nein, wir sti­li­sie­ren uns nicht zu »Opfern«, denn da gibt es nichts zu sti­li­sie­ren: Es gibt viel­mehr eine neue Eska­la­ti­on lin­ker Gewalt, eine klamm­heim­li­che Täter-Soli­da­ri­tät im lin­ken Estab­lish­ment, Sicher­heits­be­hör­den mit poli­tisch moti­viert ange­zo­ge­ner Hand­brem­se, feh­len­den Fahn­dungs­druck auf links­kri­mi­nel­le Zusammenhänge.

Wie also wei­ter in die­ser Lage?

1. Wir dre­hen aus grund­sätz­li­cher Über­zeu­gung nicht an der Gewalt­spi­ra­le. Gewalt ist kein Weg, das haben wir über­deut­lich gemacht und wie ein Man­tra wie­der­holt, und ich bit­te hier­mit öffent­lich die anti­fa­schis­ti­schen und anti­deut­schen Publi­zis­ten Andre­as Speit, Vol­ker Weiß, Andre­as Häus­ler und Kon­sor­ten dar­um, mir, Kai­ser, Kositza, Licht­mesz, Sell­ner – uns allen anhand von Stel­len aus unse­ren Büchern und Arti­keln Bele­ge für das immer wie­der behaup­te­te Spiel mit der Gewalt zu liefern.

2. Wir brau­chen noch mehr Zusam­men­halt und gegen­sei­ti­ge Hil­fe auf brei­ter Ebe­ne jen­seits enge­rer patrio­ti­scher Struk­tu­ren. Das heißt: Es müs­sen stär­ke­re soli­da­ri­sche Netz­wer­ke geschaf­fen wer­den, mehr denn je. Wir müs­sen zusam­men­rü­cken und dort für Sicher­heit und gegen­sei­ti­ge Absi­che­rung sor­gen, wo uns Behör­den (auf­grund poli­ti­schen Drucks?) im Stich lassen.

3. Wir müs­sen end­lich Publi­zis­ten mit Zugang zu den gro­ßen Medi­en fin­den, die nicht nur hin­ter vor­ge­hal­te­ner Hand davon spre­chen, daß sie die Gewalt­es­ka­la­ti­on von links, die mora­lis­ti­sche Auf­la­dung der Feind­er­klä­rung von links, die feh­len­de Distanz der lin­ken Zivil­ge­sell­schaft zu ihren anti­fa­schis­ti­schen Hand­ar­bei­tern genau­so wahr­neh­men wie wir – son­dern end­lich akri­bisch recher­chie­ren, media­len Druck auf­bau­en und kon­se­quent dar­über schreiben.

4. Wer nicht in die »ers­te Rei­he« kann, um Wider­stand gegen den lin­ken Main­stream und sei­ne Extre­mis­ten zu leis­ten, wird auf­ge­for­dert, jenen zu hel­fen, die es – mit allen bekann­ten Fol­gen – wagen.

Fol­gen­de Mög­lich­kei­ten für heute:

+ Wer eine KfZ-Werk­statt hat, hilft unkom­pli­ziert dem jun­gen Azu­bi, des­sen Auto wie­der »ent­glast« und sei­ner intak­ten Rei­fen beraubt wur­de. Nach­richt bit­te an info(at)einprozent.de.

+ Wer finan­zi­ell hel­fen will, spen­det an das Bür­ger­netz­werk Ein Pro­zent, Stich­wort “Soli­da­ri­tät Hal­le”, weil von dort aus Sicher­heits­vor­keh­run­gen getrof­fen und Mit­ar­bei­ter auf die lin­ken Netz­wer­ke ange­setzt wer­den können.

Wir leben in einer Pha­se, in der die Ver­hält­nis­se ins rut­schen gera­ten sind. Erst­mals in der jün­ge­ren Geschich­te Deutsch­lands besteht die rea­lis­ti­sche Chan­ce auf grund­le­gen­de Ver­än­de­rung gesell­schaft­li­cher Stim­mun­gen – ob in Hal­le, in Sach­sen-Anhalt oder in ganz Deutschland.

Dafür benö­ti­gen wir eine funk­tio­nie­ren­de, intak­te deut­sche Rech­te. Links­extre­mis­ten und ihre Hel­fers­hel­fer im Estab­lish­ment fürch­ten nichts mehr als eine sol­che; daher sind sie offen­kun­dig zu jeder Schand­tat bereit und wol­len durch Angst und Schre­cken für ein Auf­ge­ben patrio­ti­scher Akteu­re sorgen.

Wenn wir wei­chen, haben sie (wie­der) freie Bahn. Daher: kei­nen Meter. Hel­fen Sie uns dabei.

Götz Kubitschek

Götz Kubitschek leitet den Verlag Antaios

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Kommentare (45)

Gustav

7. Dezember 2018 13:26

In der Abenddämmerung des römischen Kaiserreiches kommentierte der heidnische Philosoph Celsus den christlichen Fanatismus: „Sie (die Christen) wollen über ihren Glauben nicht rechten, sie beharren auf ihrem ‘Nicht prüfen sollst du, du sollst glauben’…” Gehorsam, Gebet und Verzicht auf kritisches Denken galten den Christen als die perfekten Schlüssel zur ewigen Seligkeit. Celsus beschreibt die Christen als Menschen, die zu engstirniger Parteilichkeit und primitivem Denken neigen und darüber hinaus eine bemerkenswerte Lebensverachtung an den Tag legen. In ganz ähnlichem Sinne äußerte sich im neunzehnten Jahrhundert der deutsche Philosoph Friedrich Nietzsche, der in seinem beißenden Stil die Christen als Menschen schildert, die den Haß auf sich selbst und auf andere hervorkehren: „…der Haß gegen die Andersdenkenden; der Wille zu verfolgen”

Zweifellos müssen die Frühchristen fest daran geglaubt haben, daß das Ende der Geschichte sich deutlich am Horizont abzeichne, und mit ihrem historischen Optimismus dürften sie sich ebenso wie mit der Gewalt gegen die „Ungläubigen” die Bezeichnung Bolschewiken des Altertums verdient haben.

Zweitausend Jahre des jüdisch-christlichen Monotheismus haben der abendländischen Kultur ihren Stempel aufgedrückt.

Mit der Konsolidierung des jüdisch-christlichen Glaubens wurden die Welt und die weltlichen Phänomene der Herrschaft starrer Begriffe und Kategorien unterworfen, die ihrerseits von der Logik des Entweder-Oder, Wahr-oder- Falsch, Gut-oder-Böse determiniert wurden und Zwischentönen nur selten Raum gaben.

In seinem Dialog mit Molnar, L’eclipse du sacré, erklärt Benoist, daß der Monotheismus die Idee der absoluten Wahrheit postuliere; er sei ein System, in dem der Feind mit dem Bösen assoziiert werde und in dem der Feind physisch zu vernichten sei, siehe z.B. Deuteronomium XIII.

Der jüdisch-christliche Universalismus schuf vor zweitausend Jahren die Voraussetzungen für die Entstehung der modernen egalitären Verirrungen und ihrer modernen weltlichen Ableger, einschließlich des Kommunismus.

Die ge­samte Geschichte lehrt, daß die wahren Anhänger des monotheistischen Glaubens stets ermutigt wurden, im Namen der höheren historischen Wahrheit diejenigen abzustrafen, die von Jahwes rechtem Wege abgekom­men waren.
An­gesichts der Tatsache, daß die jüdisch-christliche Lehre keine relativen Wahrheiten oder andere und gegensätzliche Wahrheiten zuläßt, betreibt sie gegenüber ihren Widersachern häufig die Politik des totalen Krieges.

Das ist das, was wir gerade erleben.

RMH

7. Dezember 2018 13:55

Mit Verlaub, "Wir" müssen uns für gar nichts rechtfertigen, mit gar Niemandem, schon gar nicht mit den Linken oder den Linksextremen vergleichen lassen und brauchen uns auch nicht in eine Waage mit ihnen, wenn auch nur auf die andere Waagschale, zu setzen. Die haben einfach nicht das Niveau. Rest-Neonazi-Gewalt gehört nicht zu "uns", war schon immer so, wird immer so sein. Insofern kein Grund zu einem nivellierendem Vergleich. Und es gibt keinen Grund, sich auch nur ansatzweise auf einen Vergleich "aber Eure bösen Buben und unsere" einzulassen. Für Selbstverständlichkeiten rechtfertigt man sich nicht.

Aber egal: Die Botschaft, die ich vernehmen konnte, ist richtig und auch angekommen. Weihnachtspende an 1% geht raus.

Nicht unterkriegen lassen - das schreibt sich einfacher, als es ist ... in diesem Sinne: Kopf hoch!

tearjerker

7. Dezember 2018 14:15

Die Reihen zu schliessen und um Solidarität zu bitten ist notwendig schön und gut. Man wird allerdings nicht umhin kommen dem irgendwann auf Augenhöhe zu begegnen, da es hier nicht um Stilfragen geht, sondern um Machtfragen.

Maiordomus

7. Dezember 2018 14:21

Was können Sie erwarten @Kubitschek, wenn Heinrich Dettering, der gemäss www.bazonline.ch und www.newsnet.ch vom führenden Feuilletonjournalisten des Tages-Anzeigers sich als einer "der bedeutendsten Literaturwissenschaftler Deutschlands" vorstellen liess, im Zusammenhang mit der Rhetorik nicht etwa von Ihnen, sondern bei gewählten Repräsentanten wie Gauland und AfD vom "Jargon von Gangstern" spricht und dies unwidersprochen vor dem Zentralkomitee der deutschen Katholiken vortragen kann? Unter diesen Bedingungen wird wohl für das in diesem Artikel geschilderte Haus in Halle an der Saale die Losung für Dantes Hölle gelten: "Ihr, die ihr da eintretet, lasset alle Hoffnung fahren!". Die deutschen Rechten etwa ab Liga AfD wurden im Blogteil von newsnet als "Mordgesellen" bezeichnet, welche für das Absaufen von Flüchtlingen im Mittelmeer verantwortlich gemacht werden. (In absehbarer Erwartung solcher Beschimpfungen hötte ich auf die seinerzeitige Sellnersche Aktion im Mittelmeer verzichtet.) Zu Detterings verbalen Haupttrümpfen gegen die AfD gehört die Bemerkung aus deren Reihen, sie hätten eine entsprechende in Deutschland wirkende politische Beauftragte von einschlägiger Herkunft gerne "in Anatolien entsorgt". Diese Wortwahl mag polemisch gewesen sein, aber im Prinzip kaum polemischer als der seinerzeitige Rufe der 68er "Amis go home". Der Begriff des Entsorgens in diesem Zusammenhang scheint mir gerade nicht völkermordorientiert; so wie es nichts mit Völkermord zu tun hat, wenn Trump Leute, die aus Mexiko in sein Land eindringen, von Fall zu Fall, sofern die eigenen Gerichte ihn nicht daran hindern, wieder zurückschicken will. Es ändert aber nichts daran, dass die schlagzeilenträchtige Betitelung "Die Sprache von Gangstern" durch einen pensionsberechtigten gelehrten Polemiker vor dem Forum des Katholikentages für die deutsche Rechte sich als ein massiver Schritt in Richtung unbedingter Kriminalisierung der Opposition erweisen wird. Gegen solche "Gangster" wird man sich wohl noch mit den Mitteln, wie sie Kubitschek im Hinblick auf die jüngsten Ereignisse in Halle beschreibt, wehren dürfen?????

quarz

7. Dezember 2018 14:47

@Gustav

Der englische Philosoph Peter Geach sah genau umgekehrt im für die römische Religion typischen Relativismus und in der mit ihm einhergehenden Bereitschaft, jeden religiösen Kult zu "integrieren", den Grund für den Untergang der römischen Religion und Kultur.

Und er betonte, dass die strikte Weigerung des Christentums, den eigenen Standpunkt aus politisch-pragmatischen Gründen zu relativieren, die Grundlage seines 2000 Jahre andauernden Erfolges war. Aber derzeit ändert sich das ja dramatisch. Die Käßmannisierung des Christentums spielt sich vor unseren Augen im Rekordtempo ab.

MARCEL

7. Dezember 2018 15:11

Persönlich war ich immer zwiegespalten (in einer Mischung aus Bewunderung und Sorge), ob die bislang angewandte Strategie des Kämpfens mit offenem Visier, des Gesicht-Zeigens (Fotos, Videos etc.) die richtige ist. Sie hat der Neuen Rechten unbestritten ein erfrischendes Image verliehen, phantasievoll, konstruktiv, loyal und auf hohem Niveau, hat breitere Schichten erschlossen etc. Davon konnte man als Rechter früher nicht mal träumen! Dieser Erfolg macht den Gegener aggressiv!
Unbestritten bleibt auch: Gewaltlosigkeit verschafft die moralische Überlegenheit, die im Propagandakrieg so wichtig ist.
Gleichzeizig steht und fällt meines Erachtens alles mit der Bereitschaft des Volkes, diese Art des Kämpfens in letzter Konsequenz wirkungsvoll zu unterstützen (nicht bloß moralisch und im "forum internum"). Der Bekennermut wird in der Breite noch auf sich warten lassen, vermutlich, weil noch andere Faktoren (wirtschaftliche, soziale) hinzukommen müssen. Die kritische Masse an Krise ist hierzulande noch nicht erreicht.
Dennoch: Warum gibt es z.B. Websites, auf denen (gut geschossene) Fotos von Identitären zu finden sind, unter Angabe von Klarnamen, Adressen, Uni, Studienfächer etc.?
Woher hat der Gegner das alles? Wo sitzt er überall? Oder sind das "nur" IT-Nerds, die alles hacken? Warum kennt man im Gegenzug keine Namen, Gesichter etc. der Antifa-Häuptlinge?
(Bei mir im Ort etwa hat die Antifa ihre legale Fassade, ein linker Club, der einst mit harmlosen Fotos von kunterbunten Kinderfesten warb, geschlossen. Dennoch gibt es sie nach wie vor, unsichtbar und vermutlich gut vernetzt)
Lange Rede, kurzer Sinn:
Hier könnten wir mit parallel laufenden Strategien antworten, in einem Tandem aus: Offen-geheim, aktiv-passiv, offensiv-defensiv, breit-exklusiv, Bekenntnis und Selbstschutz etc. Dazu bräuchte es Gesichts- und Namenlose, die deswegen noch lange nicht feige sein müssen.
In arduis fidelis!
Marcel Kehlberg

imwerk

7. Dezember 2018 15:15

@ tearjerker

Weil eine »Antwort auf Augenhöhe« paradoxerweise ebenfalls zu einem Erfolg der linksextremen Bande führen würde. Es ist schwer, sich das immer wieder bewußt zu machen – aber notwendig!

MartinHimstedt

7. Dezember 2018 15:36

Wir stilisieren uns nicht nur ständig zum Opfer, sondern auch Aktionen wie die des ZPS dieser Tage, folgen lediglich unserer eigenen "Eskalationslogik", wie ZEIT-Online völlig richtig zu kommentieren weiß. Wir sind also nicht nur selbst schuld, wenn jemand unsern Schäferhund kaputt schlägt oder für die Kündigung beim Arbeitgeber sorgt (und damit die Existenz von Frauen, Kindern, Kranker, Unbeteiligter etc. pp. aufs Spiel setzt), sondern wir haben jene Leute überhaupt erst auf diese Idee gebracht. Es gäbe keine Gewalt auf der Welt, gäbe es nicht uns. Einer der führenden intellektuellen der SPD, Ralf Stegner aut Twitter: "Anständige Linke hatten noch nie was mit Gewalttätern gemein". Gewalt kann also qua Definition überhaupt nicht Links sein. Auch beim G20-Gipfel handelte es sich laut Stegner nicht um Linke, sondern um Terroristen und damit letztlich um Rechte. Und der muss es wissen, denn er hat schließlich einen Sohn bei der schwarz tragenden AntiFa Haltung zeigt.

numerusclausus

7. Dezember 2018 19:33

Diese Taten von Linken oder solchen, die sich dafür halten, zeigen einmal mehr deren handlungsprogrammatischen Fahrplan:

1. Hinterhalt
2. Straftat
3. pseudo-moralische Umdeutung (ihrer rechtsordnungszersetzenden Aktionen).

Sachbeschädigung, Nötigung und Körperverletzung sind Straftatbestände.

Die Täter gehören gesellschaftlich geächtet, verfolgt, ermittelt und bestraft!

Huenefeld

7. Dezember 2018 20:00

Jürgen Hünefeld:
Dort wo es ein (gewollt) nicht zu diskutierendes Rechtesystem gibt, welches Raub als Grundlage hat, dort wird es regelmäßig Räuber geben. Wenn Du die soziale Wirkung privater Infrastrukturen ansiehst und begreifst, dass dieses Recht die Grundlage aller unserer Gesellschaftsformen ist, wenn dir klar wird, dass unser ZinsGeldSystem ein Teil dieser Infrastrukturen ist, dann wird klar, dass Menschen regelmäßig zu Räubern werden müssen. Dieses Verhalten nennt sich in großem Umfang - legal, ja sogar gesetzestreu - und nur in kleinem Umfang Diebstahl. Wo Unrecht die Grundlage der Gemeinschaft ist, da sollten Alternativen her.Eine wird von Silvio Gesell beschrieben und ist in der Geschichte schon 2 mal in der Praxis erfolgreich erprobt worden.Die erste Anwendung fanden seine Erkenntnisse in Deutschland in Schwanenkirchen im Jahr 1931 als die "Währung" namens Wära der Region zur Blüte verhalf. Die zweite Anwendung erfolgte in Österreich in Wörgl 1933 als die "Währung" der Arbeitsgutscheine so erfolgreich war, dass Wirtschaftswissenschaftler und Minister dort anreisten um ein Konzept zur Beseitigung der Weltwirtschaftskrise kennen zu lernen. Das Buch von Gesell, "Die natürliche Wirtschaftsordnung" ist im Web an mehreren Stellen online und als Pdf verfügbar. Das ist ein Werk von dem die Menschheit mehr lernen wird als von Karl Marx.
http://userpage.fu-berlin.de/~roehrigw/gesell/nwo/nwo.pdf

Der_Juergen

7. Dezember 2018 20:17

@gustav @quarz

Sie schneiden, jeder von Ihnen von seiner Warte aus, ein wichtiges Thema an.

Die Intoleranz, die man den ersten Christen und darüber hinaus dem Christentum im allgemeinen vorwirft, ist ein historisches Faktum. Andererseits: Eine Religion - zumindest eine nicht wie das Judentum an ein bestimmtes Volk gebundene - muss zwangsläufig von sich behaupten, die einzige wahre zu sein, denn mit welchen Argumenten könnte sie sonst um Gläubige werben? Wenn beispielsweise ein Katholik sagt: "Ich werfe mich nicht zum Richter über den Protestanten oder den Muslim oder den Buddhisten auf, denn seine Religion enthält auch viel Wahres, womöglich gleich viel wie meine", wird er der katholischen Kirche mit diesem lauen Relativismus herzlich wenig neue Anhänger bescheren und die alten vor den Kopf stossen. Dass der Islam in unseren Tagen so spektakulären Erfolg hat, liegt vor allem an seinem unbeugsamen Absolutheitsanspruch.

Den Vergleich zwischen dem "Tugendterror" der extremen Linken unserer Tage und dem glühenden Fanatismus der Frühchristen halte ich durchaus für gerechtfertigt. Die Parallelen liegen auf der Hand. So wenig wie Celsius mit einem Frühchristen sachlich debattieren konnte, werden Kubitschek, Kositza, Sellner, Lichtmesz und Konsorten je auf eine sachliche Diskussion mit der Antifa hoffen dürfen. Mit einem Feind, dessen blosse Existenz man als Verbrechen empfindet, debattiert man nicht. Man strebt danach, ihn zu vernichten. Wenn Kubitschek mit dem Florett in den Kampf zieht, werden ihm die Antifanten mit der Mistgabel entgegentreten.

tearjerker

7. Dezember 2018 20:17

@imwerk

Ich finde das nicht paradox. Die Konservativen reiben sich einfach an Ihren selbst gesetzten Grenzen auf, deren Einhaltung sie sich auch von der Gegenseite erhoffen. Diese kann jederzeit die Konservativen mit Ihrer eigenen Moral unter Druck setzen, während sie selbst gar nicht die Absicht hat, sich an irgendwas wie z.B. Gewaltfreiheit zu halten.

@Marcel: "Woher hat der Gegner das alles?"

Das kauft sich der Staat und der ihn tragende Apparat ein. Zahlen Sie mit Ihren Steuern. Das ist eine mustergültig aufgezogene Zersetzungskampagne, ganz und gar mit den moralischen, sozialen und materiellen Ressourcen der Gegenseite gefüttert. Darauf kann nur mit entsprechenden Gegen-Kampagnen geantwortet werden.

Maiordomus

7. Dezember 2018 21:33

Der in meinem Beitrag oben genannte Professor heisst nicht Dettering, sondern Detering. Indem er die Sprache der AfD zur "Sprache von Gangstern" herunteranalysierte, "getreu" seinem Motto beim Leibniz-Preis 2009, er wolle vor allem "ein guter Leser sein", leistete er mithin einen Beitrag zur Vogelfrei-Erklärung der deutschen Rechten, und zwar nicht, wie es bei diesen Gelegenheiten meist heisst, "aus der Mitte der Zivilgesellschaft", sondern wenn schon, als vermeintliche Expertenstimme des deutschen Verbandskatholizismus. Detering ist nämlich nicht bloss Experte, sondern Mitglied im Zentralkomitee der deutschen Katholiken, in welchem noch vor 40 Jahren ein Ultrarechter wie der damals bereits hochumstrittene Würzburger Soziologe Lothar Bossle im Vordergrund stand. Dieser musste sich jedoch in jenem Gremium etwa bei der Kritik an Brandts Ostpolitik bei weitem vorsichtiger verhalten, konnte nicht zum rhetorischen Zweihänder greifen. Wollte mit seinem nun artikulierten 300prozentigen Antifaschismus Herr Detmering wohl den nach dem Konkordat von 1933 wohl nur 50prozentigen Dissens der Kirche mit den Nationalsozialisten mit der AfD als Ersatz-Objekt von Kritik und Widerstand mit 85jähriger Verspätung kompensieren?

Die Veröffentlichung dieser "Vergangsterung" der Sprache der deutschen Rechten - welche gegen diesen Vorwurf von meiner Seite hier nicht pauschal für jede Verirrung verteidigt werden muss - erfolgte nach meiner Wahrnehmung fast gleichzeitig wie die von Kubitschek geschilderten Geschehnisse in Halle an der Saale. Es wäre noch interessant zu wissen, ob dieser "Volksaufklärer" Detering je eine Nummer des gedruckten Heftes von Sezession studiert habe, wo bekanntlich nicht nur aus Alibi-Gründen christliche Autoren, nicht zuletzt aus der Zeit des Dritten Reiches, rezipiert werden; Autoren, die in dem von Detering herausgegebenen Reclam-Band über deutsche Romane mit der Sprachregelung "nichtfaschistisch" versehen werden, notabene eine hochgradig unwissenschaftliche Nomenklatur rein kommunistischer Lesart, an die man sich offenbar als Ausdruck einer Herrschaftssprache zu gewöhnen hat und die in ihrer tendenziösen Ideologiehaltigkeit der Nazisprache in keiner Weise hintansteht.

Nicht geschaltet wurde heute gegen abend meine Subkommentierung an @Gustav, bei der aber auch gleich festgehalten wurde, dass für die praktische Frage der Beurteilung der Geschehnisse in Halle nun mal der Monotheismus nicht angemessen hinhalten könne, und dass mit dieser Rechthaberei bezüglich "Antifaschismus" als Beispiel einer Ideologie der Bekämpfung des Radikal-Bösen, einem Hauptmerkmal der modernen totalitären Ideologien, gemäss dem Hauptwerk von Eric Voegelin "Order and History" wenn schon eher die Gnosis als System der totalen Welterklärung mit Benennung der Guten und der Bösen im Sinne einer innerweltlichen Erlösung hinhalten müsse. Also wohl kaum pauschal die Idee des Monotheismus. Vermutlich wurde der Einwand gegen Gustav wohl deswegen nicht geschaltet, weil dann wieder eine ausufernde und eher vom Hauptthema des Artikels ablenkende philosophisch-ideologische Grundlagendiskussion gedroht hätte.

Urwinkel

7. Dezember 2018 22:42

at tearjerker

"Das kauft sich der Staat und der ihn tragende Apparat ein. Zahlen Sie mit Ihren Steuern. Das ist eine mustergültig aufgezogene Zersetzungskampagne, ganz und gar mit den moralischen, sozialen und materiellen Ressourcen der Gegenseite gefüttert. Darauf kann nur mit entsprechenden Gegen-Kampagnen geantwortet werden."

Aha; wieder schlauer. Mit Klugscheißern ihrer Art ärgern sich Polizeimitmacher schon seit Jahren rum. Und pfeifen auf Steuern.

Nath

8. Dezember 2018 00:14

(Herrn Kubitscheks Appell ist für sich selbst wichtig genug, aber Gustavs und Jürgens "Erweiterung" des Themas auf die monotheistischen Grundlagen des modernen "aufgeklärten" Fanatismus veranlasst mich, vornehmlich auf ihre Beiträge zu antworten.)

@Der_Jürgen und @Gustav
"Eine Religion - zumindest eine nicht wie das Judentum an ein bestimmtes Volk gebundene - muss zwangsläufig von sich behaupten, die einzige wahre zu sein, denn mit welchen Argumenten könnte sie sonst um Gläubige werben?"
Die entscheidende Frage ist, welchen Grundcharakter dieses Werben um Gläubige besitzt. Hat es den Charakter eines A n g e b o t s oder einer F o r d e r u n g an die zu Bekehrenden? Gesellt sich zu der Werbung für das eigene Glaubensbekenntnis die Drohung mit ewigen Höllenstrafen bei Nichtannahme der vermeintlich frohen Botschaft?
Das letztere ist, so behaupte ich der "Stresstest" für die Legitimität jeglicher Religion, und zwar nicht nur im Europa des 21. Jahrhunderts, wo keine Missionierungstätigkeit mit dem Motto "Frechheit siegt" mehr auf nachhaltigen Erfolg hoffen kann, sondern auch nach rückwärts, wenn man sich den soteriologischen Kern der jeweiligen für heilig ausgegebenen Texte ansieht. Mit anderen Worten, man kann es einer Religion nicht durchgehen lassen, wenn sie - "humanistisch geläutert" - einerseits einige Bastionen räumt und bestimmte Aussagen der eigenen heiligen Schrift als nicht mehr zeitgemäß über Bord wirft, "im Ganzen" aber gleichwohl am übermenschlichen Offenbarungscharakter dieser Schrift festhält. Um das Problem am Beispiel des Islams und des Christentums zu verdeutlichen, so ist es nur oberflächlich plausibel, wenn sich moderne Christen etwa vom Deuteronomium oder selbst von Aussagen im Evangelium "distanzieren" und meinen, damit sei das Ärgernis aus der Welt geschafft. Seit wann vermag der "fehlbare Mensch" das unfehlbare Gotteswort zu korrigieren, ohne durch eben diese Korrektur die Axt an die Würzel dieser Unfehlbarkeit zu legen? Welcher Gläubige und welcher Zeitgeist dürfte sich anmaßen, festzulegen, was den "Geist der Heiligen Schrift als Ganzer" ausmacht und was verzichtbare, unwesentliche Teile derselben sind?
Die einzige Rettung aus dem Dilemma der monotheistischen Religionen würde darin bestehen, dass entweder eine spätere göttliche Offenbarung die "falschen Stellen" ausgemerzt hätte (Hinzufügungen bzw Einschübe von Ketzern etc.), was historisch nicht der Fall gewesen ist, oder dies in der Zukunft noch tun wird. So aber bleiben alle Versuche des Christentums, sich gegenüber dem Islam als die aufgeklärtere Religion, ja sogar als den Inbegriff des Humanismus und der Menschenrechte in Positur zu bringen, intellektuell unredlich. letztlich sogar sophistisch. Durch allerlei theologische Interpretationskünste hat sich der moderne, aufgeklärte Theologe und Christ seine heilige Schrift humanismus-kompatibel gemacht, doch es ist und bleibt ein menschliches Unterfangen, vorgenommen an einem Werk, dessen unfehlbarer Urheber es hätte besser wissen müssen, als er seine behauptete zeitlose Botschaft den Evangelisten bzw. ihren alttestamentarischen Vorgängern in die Feder diktierte.
Zurückkommend auf Jürgens Aussage, jede Religion müsse sich ihrem Selbstverständnis nach als die "einzig wahre" deklarieren, so sei hier ein historisches Gegenbeispiel gegeben, wie man es auf dieser Grundlage trotzdem besser machen kann bzw. machen sollte. Wie der Islam und das Christentum hat sich auch der Buddhismus historisch als eine "internationale" und missionierende Religion erwiesen. Auch er teilt das Schicksal aller menschlichen Überzeugungen (einschließlich des Skeptizismus), sich für wahr zu halten und zu erklären. Doch gibt es zwei wichtige Unterschiede:
1. Der Wegfall der "negativen Werbung". (Coca Cola ist berauschend gut, aber Pepsi Cola führt zum Tode.) Man braucht bei NIcht-Annahme der Lehre Buddhas nicht per se mit negativen Konsequenzen, schon gar nicht mit ewigen negativen Konsequenzen zu rechnen. Worauf es ankommt, ist die Aufhebung des Leidens, wofür der Buddha seinen Pfad als die zu seiner Zeit optimale Methode anempfiehlt, keinesfalls aber als alle anderen ausschließende. ("Was immer die Weisen als bestehend lehren, das lehre auch ich als bestehend.")
2. Die positive Kehrseite des "spirituellen Elitismus". Nicht nur müssen nicht alle die buddhistische Lehre (dharma) annehmen und zur Mitte ihres Daseins machen, es vermögen auch garnicht alle, jedenfalls nicht was das letztendliche Ziel derselben anbetrifft. Im Unterschied zu Islam und Christentum ist für den Buddhismus der bloße
G l a u b e an den dharma völlig nutzlos, wenn er nicht als Initialzündung dient für eine Überführung des einstweilig bloß Angenommenen, der persönlichen Nachprüfbarkeit aber keineswegs Entzogenen, in tatsächliche, irrtumsfreie Erkenntnis. Diese anempfohlene, jedem mögliche, aber nicht von allen in einer Lebensperiode vollziehbare Einsicht in die Wirklichkeit schließt jeglichen Fanatismus, jede Art von Drohgebärden und Verdammungsverdikten gegen Anders - und Nichtgläubige kategorisch aus.

Um nicht in Verdacht zu geraten, hier versteckte "Werbung" für den Buddhismus betreiben zu wollen, erwähne ich, dass ich selbst nicht dieser Religion angehöre. Wohl aber betrachte ich sie als ein positives historisches Exempel - nicht das einzige und auch nicht das "perfekte" - wie man das menschliche spirituelle Bedürfnis a u c h handhaben kann, lange bevor der in den Evangelien vorgestellte Jesus und später Mohammed den Glauben an sie selbst als die "einzig wahren", unhintergehbaren Heilsvermittler für alle Zeiten und von allen Seelen kompromisslos einforderten.
Wäre es, so bleibt zu fragen, heute nicht an der Zeit, das Evidenzideal auch in religiöser Hinsicht als das entscheidende Qualitätskriterium anzusehen, und zwar als dasjenige, wo sich die Spreu vom Weizen trennt?

Laurenz

8. Dezember 2018 02:36

@Gustav .... das wesentliche Prinzip abrahamitischer Religionen, das Ausgrenzen Andersdenkender, ist im Westen nichts Neues. Ist Satan nicht ein hebräisches Wort und bedeutet Widersacher (gegen die Sache Jehovas?)? Karl Marx schrieb bei Augustinus ab, und das Update für antiken Bolschewismus, Christentum 2.0, fiel recht kostengünstig aus, einen Generalsekretär statt Gott und das Paradies (der Arbeiter) von nun an im diesseits, das war's. Diese Ausgrenzung des Andersdenkenden ist die Basis der eigenen Definition, da eigene Inhalte der linken religiösen NomenKlatura schon seit 3.000 Jahren abgehen. Daher sind der Begrifflichkeiten als verbale Waffe zu Ausgrenzung vieler, Ketzer, Häretiker, Konter-Revolutionär, Reaktionär (der verräterischste von allen), Klimawandelleugner (als ob es diese gäbe), Nazi, Links- & Rechtsabweichler, Satan, Teufel, Hexe(r), man findet da sicher noch viel mehr. Auch ein Goethe mußte sich verstecken, indem Er die Situation umdrehte, Mephisto sich im Faust, wie folgt vorstellen ließ:"Ich bin Teil jener Macht, die stets das Böse will, und stets das Gute (er)schafft". Besser kann man krankhafte Polarisierung und damit der Selbst-Erschaffung einer Rechten, der Konter-Revolution, universal, nicht beschreiben. Aber viel spannender ist doch dieser abgelutschte linke Wahn in neuer Manier im Terminus "no borders". Nichts beschreibt kürzer und trefflicher den ewig totalitären Wunsch nach Weltrevolution und den Anspruch der Links-Faschisten unserer sogenannten Antifa auf z.B. einen Posten als Gulag-Chef in Barbados.

Waldgaenger aus Schwaben

8. Dezember 2018 07:51

Immer nur Opfer sein ist auch keine Lösung. Deshalb hier ein Vorschlag für eine legale Gegenwehr. Es wird eine Belohnung für Hinweise auf die Täter ausgesetzt. Ein ansehnlicher Betrag würde vielleicht den einen oder anderen Mitwisser verführen. Aber das Aussetzen einer Belohnung würde, auch wenn es erfolglos bleibt, zukünftige Täter zu aufwendigerer Konspiration zwingen und die Rekrutierung neuer Komplizen erschweren.

Wo das Geld her kommen soll? Ich könnte mir eine Art crowd funding vorstellen. Auf ein spezielles Konto wird Geld eingezahlt und die Überweisenden können im Verwendungszweck angeben, ob sie das Geld spenden oder ob es nach einem Jahr zurück überwiesen werden soll, wenn die Belohnung nicht zur Auszahlung kommt. Die Option zur Rücküberweisung könnte aus organisatorischen Gründen nur ab einer bestimmten Summe möglich sein.

Ich wäre dabei.

t.gygax

8. Dezember 2018 10:02

@huenefeld
Danke, dass Sie auf Silvio Gesell verweisen. Aus seinen Gedanken ( das Zeitbedingte darin kann man weglassen) könnte eine gerechtere und bessere Wirtschafts-und Sozialordnung entwickelt werden...allerdings werden das die Herrschenden verhindern, denn deren Macht wäre damit gebrochen.
Ich empfehle diese Gedanken seit Jahren jungen Menschen( auch Leuten, die BWL oder Management studieren), die davon nichts wissen, aber immer positiv überrascht sind bei der Feststellung,wie aktuell Gesell ist. Man muss nur seine antiquierte Sprache auf ein heute verständliches Deutsch herunterbiegen.

Plansky

8. Dezember 2018 10:19

Gleiches mit gleichem vergelten:

1. Websites erstellen
2. linke Akteure mit Klarnamen, Adresse etc. auf Webseiten "erwähnen"
3. Patrioten machen lassen.

Die moralische Hoheit zu haben und nur friedliche Mittel einzusetzen bringt in einem Land voller Verrückter nichts.
Extremisten sind wir für diesen Staat doch alle ohnehin schon. Jeder der zum Beispiel auf dieser Seite geschrieben hat, jeder Afd'ler, jeder Einprozenter, jeder Patriot und jeder Konservative für diesen Staat sind wir alle Rechtsextreme die es zu bekämpfen gilt. Was Absurd ist da viele selbst einen migrierten Eltern- oder Familienteil haban. (Ich selbst auch)
Es wurde demonstriert, es wurden Petitionen ohne Ende eingereicht jetzt ist es langsam an der Zeit sich aktiver zu verteidigen. In zwei Tagen wird man wahrscheinlich ohnehin dazu übergehen müssen. (Stichwort: Migrations- und Flüchtlingspakt)

H. M. Richter

8. Dezember 2018 11:06

Halle liegt in Sachsen-Anhalt. Die AfD vertritt dort nahezu jeden vierten Wahlberechtigten (24,3 % Wahlergebnis bei der Landtagswahl 2016).

Sie sollte jetzt umgehend eine Kampagne starten, die den Titel tragen könnte: "Schluß mit dem linken Terror im Land!"

Alle parlamentarischen Mittel, die dazu zur Verfügung stehen, sollten genutzt werden. Die für Strafverfolgung Zuständigen müssen unter öffentlichen Druck gesetzt, die notwendige Öffentlichkeit dazu jedoch zunächst einmal hergestellt werden. Tag für Tag, Woche für Woche, Monat für Monat.

Der AfD muß klar sein bzw. klar gemacht werden, daß es dabei um sie selbst und ihre eigene Zukunft geht. Nicht nur sind ihre Funktionsträger in Stadt und Land ebenfalls permanenter Gewaltandrohung ausgesetzt oder haben diese Gewalt bereits selbst erleben müssen, sondern es scheuen aufgrund der unmittelbaren Bedrohungslage nach wie vor auch viele potentiellen Mitstreiter die offene Unterstützung dieser Partei oder die Mitarbeit in dieser.

In Halle selbst wird der nächste Stadtrat im Oktober 2019 gewählt. Auch hier sollten jene, die dann gewählt werden wollen, jetzt handeln.
Oder gedenkt man dort 30 Jahre nach 1989 vor linker Gewalt zu kapitulieren?!

Es gilt Gegendruck aufzubauen.
Gewaltfrei, aber offensiv.

Maiordomus

8. Dezember 2018 11:27

In diesem Artikel von Kubitschek geht es doch primär um die geistige Situation der Zeit, die in der gegenwärtigen politischen Situation sich verschärfende geistige und gesellschaftliche Ausgrenzung der Opposition, wobei auch der Rechtsstaat teilweise ad absurdum geführt wird. Das muss analysiert werden, nicht zu vergessen die drohende Vogelfreiheit für jeden, der sich zu weit aus dem Fenster lehnt. Dass die Sprache der Migrationskritik, sobald sie eine gewisse Schärfe erreicht, zur "Sprache von Gangstern" wird, wie das Zentralkomitee der deutschen Katholiken durch Prof. Heinrich Detmering mehr oder weniger offiziell verlautbaren lässt, wird auch durch wiederholte entsprechende Passagen des UNO-Migrationspakts unterstrichen. Hier werden die Begründungen geliefert, was offiziell als "Hass" gilt. Wohingegen es bei primitivsten Beschimpfungen der Rechten, siehe auch selbst die Urteile des schweizerischen Bundesgerichts, keine Grenze gibt, hier ist fast jede Idiotisierung, Kretinisierung wie auch Kriminalisierung erlaubt, das Auspruch "Sprache von Gangstern" hat selbstverständlich nicht mit primitivem Hass eines Primitivlings zu tun, was in einem Blog bei Spiegel oder Focus nie geschaltet wurde, sondern ist hochwissenschaftliche Analyse von einem "der angesehensten deutschen Literaturwissenschaftler". Das muss hier nüchtern zur Kenntnis genommen werden mit Vorschlägen, wie man darauf reagieren solle, psychologisch, politisch, rechtsstaatlich, praktisch.

Nun wird aber hier zu fast 50% eine Diskussion geführt, zu der meines Erachtens allzu viele der daran Beteiligten im Sinn einer rechtsintellektuellen Theorie-Debatte weder kompetent noch vorbereitet genug sind, weil die entsprechenden religionsgeschichtlichen, geistesgeschichtlichen und philosophiegeschichtlichen Hintergründe mit der Kenntnis der Gnosis als Hauptaufgabe, mangels dem dafür durchaus notwenigen jahrelangen Studium nicht ausreichend vorhanden sind, und vor allem weil sich eine solche Debatte zu einem Blog-Anhang im Zusammenhang mit eingeschlagenen Autoscheiben und der Bedrohung eines Hauses in Halle als Problemlösungsvorschlag in keiner Weise eignet. Eher wäre es richtig, falls es wieder mal ruhiger wird, in besagtem Haus einen Lesekreis mit Grundlagenlektüre einzurichten, so wie wir Rechten von 1968 in Zürich das damals zum Beispiel in der Wohnung eines späteren Spitzendiplomaten praktiziert haben. Dabei kreuzten sich "gläubige" und "ungläubige" Rechte durchaus die Klingen, wiewohl der Hauptfeind, die Frankfurter Schule in ihrer vulgarisierten, selbst Prof. Adorno widerwärtig gewordenen spätmarxistischen Verfallform, nie aus den Augen geriet. Im Vergleich zu damals hat aber wohl die Hallenser Antifa von heute bestenfalls vielleicht gerade noch SA-Niveau. Ihr Verhalten kann mit der Geistesgeschichte des Monotheismus ein für allemal nicht erklärt werden.

heinrichbrueck

8. Dezember 2018 11:34

Für wen arbeiten die Antifaleute? Welche Ziele helfen sie umzusetzen, oder: wessen Ziele sind das? Sie arbeiten nicht für irgendwelche Parteien, greifen diese sogar an. Ähnlich den Medien, dienen sie einer Kraft, deren Macht die europäischen Länder einer Flutung mit außereuropäischen Drittweltmenschen ausgesetzt hat. Diesen Toleranzantirassismus, von irgendwelchen NGOs vorgegeben, bestimmt die Antifaideologie und wendet sich mit Gewalt gegen alle Gegner dieser Umvolkungsausrichtung. Die Macht ist anders zentriert.

habenunach

8. Dezember 2018 12:29

An rabiates zu denken verbietet sich. Bleibt nur der österreichische Weg wie von Sellner beschrieben. Wer kann soll mit möglichst weisser Weste in die AFD gehen und arbeiten. Wie haben's denn die 68 er gemacht ? Die Grünen gegründet und durch die Institutionen marschiert. Überall, auf allen Ebenen. Wer's nicht gleich in den Bundestag schafft soll halt im Gemeinderat von Hinterdupfing einsteigen. Bloss keinen Sessel den anderen überlassen. Spontane Aktionen und jugendlicher Übermut sind zwar unterhaltsam, aber die wertvolle Energie wäre andernorts besser wirksam. 33500 Mitglieder bei der AFD sind vor dem Hintergrund der bundesdeutschen Realität nicht mehr als ein zartes Pflänzchen.

Venator

8. Dezember 2018 13:03

Da werden Autos von Aktivisten zerstört und das führt hier direkt zu Diskussionen über abrahamitischen Religionen. Ich denke, daß spricht für sich.
Auch wenn es keiner hören will, das wird nicht aufhören. Ein Risiko ist für die Angreifer fast nicht gegeben und ein Echo müssen sie nicht fürchten. Militante antifa-arbeit gibt es jetzt schon seit einigen Jahrzehnten, man ist also in Übung, hat genügend Erfahrungen gesammelt, welche die Veteranen dort auch gerne weitergeben. Die Erfolgserlebnisse, gepaart mit dem praktisch nicht vorhanden Restrisiko, werden auch in Zukunft genügend Nachwuchs rekrutieren. Man sollte also in Feuerlöscher, widerstandsfähige Türen und dickes Glas investieren. Zu glauben, daß irgendwelche Journalisten aus der ersten Reihe, irgendwann einmal in diesen Zusammenhängen recherchieren, ist weltfremd. Das verbietet schon der Korpsgeist, viel zu viele von denen, sind direkt oder indirekt mit diesen antifa Strukturen verbandelt. Zu viele aus diesem stinkendem Journallaie Moloch verdienen ihr Geld als sogenannte "Rechtsextremismusexperten". Muß man mit leben, daß es von denen und ihren Mitläufern deutlich mehr gibt.

Stresemann

9. Dezember 2018 10:12

Zum Monotheismus-Diskurs sei als Ergänzung angemerkt, dass es ja schon sehr früh im hellenistischen Judentum eine Transzendierung des Wüstengottes JHWH gab und einen Weg in einen "toleranten Exklusivismus" - der gar auch inklusivistisches in sich trägt. Zumal das Judentum dezidiert _keine_ missionarische Religion ist. Zudem kann das Judentum die gesamte Menscheit als Nachfahren Noahs betrachten, gleichsam als eine noahitische Ökumene. Mir scheint die heutige Situation eher mit dem erklärbar zu sein, was bspw. Alexander Grau (Hypermoral), Horst G. Herrmann (Moralapostolat) und auch Andere naheglegt haben. Es gibt religionsgeschichtlich m.E. nicht "das Christentum", "den Buddhismus", "das (Neu-) Heidentum"... Zu Plansky: Auch wenn ich häufig dem Zen-Buddhismus darin folge "wie Wasser fließend" zu sein, um nachhaltig Ziele zu verfolgen, scheint mir der 3-Schritt hier nachdenkenswert zu sein. Im Sinne von Kubitscheks Diktum "den Riss tiefer werden zu lassen"...

Der Feinsinnige

9. Dezember 2018 10:50

Auch eine – und nicht die unwichtigste – Funktion dieses Blocks: Finanzielle Solidarität zu organisieren. Danke! Ich habe meinen Beitrag gerne geleistet und wäre auch (über meine ohnehin regelmäßige Unterstützung von „Ein Prozent“ hinaus) zu einer zweiten Sonderrate gerne bereit, wenn ein entsprechendes Signal gegeben wird.

@Plansky:
„Extremisten sind wir für diesen Staat doch ohnehin alle schon.“

Ich stimme grundsätzlich zu. Allerdings würde ich nicht den „Staat“, sondern diejenigen, die diesen Staat okkupiert haben, als Gegenpart benennen.

„2. linke Akteure mit Klarnamen, Adresse etc. auf Webseiten "erwähnen"
3. Patrioten machen lassen.
Die moralische Hoheit zu haben und nur friedliche Mittel einzusetzen bringt in einem Land voller Verrückter nichts.“
Ich möchte entschieden widersprechen:

Ohne die uralte Diskussion hier wieder in aller Ausführlichkeit aufnehmen zu wollen, möchte ich nochmals auf die in diesem Block schon diskutierte Rede Martin Sellners in Schnellroda verweisen:

https://www.youtube.com/watch?v=3gjTgCAYwaA

Besser als Sellner kann man es meines Erachtens nicht sagen.

Abgesehen von allen grundsätzlichen (moralischen, legalistischen u.a.) Erwägungen: Eine konservative Rechte mit ernsthaftem Anspruch, die Verhältnisse zu ändern, sollte dem politischen Gegner nicht durch Liebäugeln mit gewaltsamen Widerstandsformen eine Steilvorlage für die Begründung von Repression liefern. Und zudem bin ich – gerade angesichts der jüngsten Aktion des „ZPS“ - immer noch der Meinung, Rechte oder Konservative, die etwas erreichen wollen, sollten sich nicht auf das Niveau der Linken begeben. So schlecht sollten wir uns doch gar nicht benehmen können.

Ob wir mit friedlichen Mitteln etwas Substantielles ändern werden, weiß ich nicht. Ich bin aber fest davon überzeugt, daß wir mit unfriedlichen Mitteln schon gar keinen Erfolg haben werden.

Gustav

9. Dezember 2018 11:31

@ Nath

"Wäre es, so bleibt zu fragen, heute nicht an der Zeit, das Evidenzideal auch in religiöser Hinsicht als das entscheidende Qualitätskriterium anzusehen, und zwar als dasjenige, wo sich die Spreu vom Weizen trennt?"

@ Maiordomus

"Also wohl kaum pauschal die Idee des Monotheismus..."

Jedem Gläubigen ist die Vorstellung ein Greu­el, sein Gott könn­te gleich­­be­rech­tigte Götter neben sich dulden oder müßte gar mit feind­li­chen Göt­tern kämpfen. Er möchte die Welt aus einem Prinzip er­klä­­ren und nicht aus einan­der widerstreiten­den. Der Katholik Donoso ver­­­weist die Ko­exi­stenz mehrerer gegen­sätzlicher Ord­nungs­prin­zipien ins Ab­sur­de, "weil zwei Göt­ter, die sich wider­sprechen, und zwei We­­sen, die ein­an­­der abstoßen, durch die Natur der Dinge verur­teilt sind zu einem ewi­­gen Kampf." Das Böse ist darum nicht wirklich: Es ist nur mangelndes Gutes. Wenn beide auf essen­tielle Weise exi­stie­­ren würden, könnte kein Prinzip das andere besiegen, und "aus der Un­mög­lich­­keit des Sie­­ges, des objekti­ven Zieles des Kamp­fes," fol­gen die Un­möglichkeit und der Wider­sinn des Kampfs überhaupt.

In­des­sen entsteigen dem skeptischen Dezi­sionisten eben keine Göt­­ter ih­ren Grä­bern. Sein nüch­­terner Blick erkennt hinter jeder Ideo­­­lo­gie stets die­jenigen Men­schen, die sich der Vorstellung kämp­fen­­der Göt­­ter zu ihrem Nut­zen be­die­nen. Nie wird er wäh­nen, man brau­­­che nur ein Eigenschafts­wort oder Verb zu sub­stan­ti­vie­ren, und so entstünde flugs aus schwarz "die Schwär­ze" oder aus laufen "der Lauf" als ein rea­les Ding. Gerade so gehen aber viele Nor­ma­tivisten ins­­geheim vor­: Sie hypo­sta­sier­en das miß­­­brauch­te Wort: machen es also zu einer Wesenheit, die ihr Welt­bild re­giert. Tat­sächlich gibt es aber nicht die Schwärze, es gibt nur schwar­ze Dinge; es gibt nicht den Lauf, es gibt nur Men­schen oder Tiere, die laufen; es gibt nicht die Liebe und den Frieden, son­dern nur liebende Menschen und Men­schen, die gerade nicht ge­gen­ein­an­der kämpfen. Schon 1540 hatte Lo­renzo Valla durch eine solche Sprach­kritik das ari­stotelische System der Kategorien und damit das Rück­grat der scho­la­stischen Me­ta­physik gebrochen. Damit hat er bis heu­te allen seriö­sen An­sätzen den Boden entzo­gen, Ideologien auf Sprech­blasen zu gründen. Ab­strak­te Be­grif­fe exi­stie­ren nur in un­seren Köp­­fen. Ockham präg­te den als "Ra­sier­mes­ser" be­zeichneten Satz, man sol­le die An­zahl der für wirk­lich ge­­hal­te­nen Phä­nomene nicht ohne Not­­wen­dig­keit ver­grö­ßern, al­so nicht Be­grif­fe für außerhalb un­seres Denkens wirk­liche Ge­bil­de hal­ten.

Dagegen glauben Ideologen, Moralisten, Fromme und andere Nor­­men­diener, ih­re Ideen und Begriffe gäbe es nicht bloß in ihrem Kopf, sondern auch außerhalb. In ih­rem Licht er­­schei­nen bestimmte menschliche Ver­hal­tens­weisen als tu­gend­­haft und rich­tig, andere als Untugenden oder Sünden. Alle Ideen, die er sprachlich zu ei­nem Substantiv aufblä­hen konnte, hielt Platon für wirkliche We­­­sen­heiten. Auch die Scho­lastik verteidigte ihre vom Men­schen un­ab­hän­­gige Existenz. Im mit­telalterli­chen Uni­versalienstreit be­zog sie mit die­sem neuplatonischen Ideenrealismus Position gegen Ock­hams No­­mi­­na­lis­mus. Den In­be­griff der nor­mativen Bestand­teile ihrer Ord­nung nannte sie ihr Gu­tes, und den In­begriff des ihr Wider­spre­chen­den ihr Bö­ses. Weil die­ses Gu­te und Böse aber nichts als sub­stan­ti­ier­te Ad­jek­­ti­ve auf hoher Ab­strak­tions­ebene sind, findet sie der Nor­men­­diener nur in seinem Kopf vor. Trotzdem glaubt er heftig daran, sie seien nicht bloß für ihn wirk­lich vorhan­den. Dieser Glau­­be an die reale We­sen­heit blo­ßer Eigenschaften, ist sein un­trüg­li­ches Er­ken­nungs­zeichen. Der Idealismus ist die er­kennt­ni­s­theo­­­re­ti­sche Grundlage des Nor­mativi­sten. Er ist von sei­ner Idee be­gei­stert, weil er an transzendente Geister glaubt, an Ideen, Ideale, Ideo­lo­gien und an­dere Spukgebilde. Er denkt sich wahl­weise einen gan­zen Himmel von ih­nen, angeführt vom großen Geist sei­nes Got­tes, oder eine Mut­ter Natur, deren göttli­che Seele alles Irdische er­füllt.

Sie ver­strickten sich alle in gei­stigen Ge­­­­fäng­nis­sen und ideo­logischen Fes­seln. Eine Ei­gen­schaft für eine reale Sa­che zu hal­ten, wird ge­fähr­lich, wenn man auf sie als Wert eine Ideo­lo­gie baut und kon­­krete Ver­haltensan­wei­sun­gen an seine Mit­men­schen von ihr ab­lei­tet. (Klaus Kunze, Mut zur Freiheit)

Neander vom Thal

9. Dezember 2018 13:34

Bei allem Respekt. Es gibt Artikel, wie diesen von G.K., die man nicht mit zehn Seiten Professorenwissen kommentieren muß. Einfach die nächste Aktion vorbereiten und noch zäher an der Sache bleiben. Und wenn das nicht geht, kleinen Betrag spenden, damit die Burschen wieder einen fahrbaren Untersatz bekommen.

Es gibt ein bizarre Karikatur, da wirft ein ganz Schlauer Bücher gegen Panzer... es ist an der Zeit nach dem Lesen nicht zu schreiben, sondern zu handeln.

Benno

9. Dezember 2018 16:10

"Um nicht in Verdacht zu geraten, hier versteckte "Werbung" für den Buddhismus betreiben zu wollen, erwähne ich, dass ich selbst nicht dieser Religion angehöre."

Ist das Christentum für Sie also auf ewig diskreditiert? Gehören Sie denn überhaupt einer Religion an?

Im Übrigen bin ich der Meinung, dass die Evangelien eine ganz andere Qualität haben als der Koran. Es sind Erzählungen vom Wirken Christi und nicht von Gott geoffenbartes Wort. Diesen fundamentalen Unterschied als Sophisterei abzutun finde ich "intellektuell unredlich".

Im Übrigen finde ich es unnötig, beim - historisch betrachtet - immensen Gewaltpotential der Linken, immer wieder auf den Faschismus zurückzugreifen. Ausdrücke wie "Rotfaschisten" und derlei mehr zeugen nur von historischer Unkenntnis.

Dieses Jahr Spende ich wohl einmal für Ein Prozent und nicht für Ärzte ohne Grenzen...

Monika

9. Dezember 2018 18:06

@Maiordomus
Mir fehlt die Zeit für ein jahrelanges Studium der Gnosis, aber der Beitrag von Thorsten Hinz in der JF vom 9.12.18 tut es auch.
https://jungefreiheit.de/debatte/kommentar/2018/im-dauerstress/
Bein "Kampf gegen Rechts"geht es, so Hinz, um "eine mimetische Anverwandlung an eine Vergangenheit, auf die man so falsch wie zwanghaft fixiert ist."
Hinz' Schlußsatz:" Ob in der Zukunft unter allen Umständen noch das Tötungsverbot gilt ? Sicher kann man nicht sein."
Darüber kann man jetzt länger nachdenken.

Maiordomus

9. Dezember 2018 21:28

@Das jahrelange Studium der Gnosis ist in der Regel nicht nötig, es sei denn, man stellt den Anspruch, mit dem Monotheismus "abzurechnen". Dieser Anspruch ist mir bei Ihnen nicht aufgefallen. Die Gnosis ist aber tatsächlich von Bedeutung für die Metastruktur des Marxismus und für das moderne utopische Denken, was lagerintern auch Ernst Bloch klar machte, und überhaupt für das Verständnis der modernen "Sozialreligionen" (Voegelin). Für die Auseinandersetzung aber mit den Geschehnissen in Halle ist dies Debatte, wie ich am stärksten betonte, absolut obsolet.

Waldgaenger aus Schwaben

9. Dezember 2018 22:01

Es gibt auch rechtsextreme Anschläge:
https://www.rbb24.de/politik/beitrag/2018/12/berlin-neukoelln-martin-hikel-spd-anschlagsserie-rechte-gewalt.html

Der wesentliche Unterschied ist, dass diese Anschläge in der rechten Szene, soweit ich sie kenne, keinerlei Zustimmung finden.
Linksextreme Anschläge dagegen werden bis hinein in die bürgerliche Mitte begrüßt ("Anitfa bleibt Handarbeit").

Jedem halbwegs intelligenten Menschen ist auch klar, das es in gegenwärtigen Situation der Stabilisierung der gegenwärtigen Herrschaft dient, wenn links- und rechtsextreme Fanatiker Aktivisten der Gegenseite mit Anschlägen überziehen, nach dem Motto: "Zündest du einem von uns das Auto an, brennt eines von deiner Seite.

Noch etwas zur OT Diskussion, die Gustav hier losgetreten hat.

Ich bin ein gläubiger Christ und Ihre Beschreibung trifft auf mich nicht zu. Gott ist für mich, und wohl auch viele andere Gläubige, "kein Prinzip zur Welterklärung".

Damit ist die Voraussetzung falsch und für den Rest gilt:
ex falso quodlibet.

RMH

10. Dezember 2018 10:32

"Linksextreme Anschläge dagegen werden bis hinein in die bürgerliche Mitte begrüßt ("Anitfa bleibt Handarbeit")."

Richtig. Machen wir uns bitte nichts vor, gerade auch die sog. "Mitte" findet es gut, wenn bspw. Wahlkampfstände der AfD nicht mehr mit "wir sind da und dort um die und die Uhrzeit" im Voraus beworben werden können und quasi nur noch konspirativ für kurze Zeit aufgeschlagen werden können, damit es zu keinen Anschlägen kommen kann. Die Unfähigkeit zum rationalen und politischen Denken und die Bereitschaft, bedingungslos zu Glauben, sind bis in die gemäßigte Rechte und den Konservatismus hinein verbreitet (und auch bei den Liberalen). Wenn Zecken zecken, dann ist das die Erfüllung einer Aufgabe, die breiteste Kreise durch Wegschauen, Totschweigen, nicht ermitteln wollen, etc. tolerieren, legitimieren und fördern. Otto Schily sagte als Verteidiger der RAF den mittlerweile legendären Satz: "Wir führen gegenüber der Macht das Argument des Rechts ins Feld."

Beharren wir also auf unser gutes Recht und verteidigen wir es, wann und wo immer es möglich ist.

Maiordomus

10. Dezember 2018 12:46

@Waldgänger aus Schwaben. Dass "Gott" für sie "kein Prinzip der Welterklärung" ist, steht in bester Kierkegaardscher Tradition, Sie scheinen ein moderner Protestant zu sein; aber nicht gerade bei Thomas von Aquin und Leibniz, wo die sog. "vestigia Dei in der Schöpfung" von Bedeutung bleiben, bis tief in die Neuzeit; aber nicht nur in der Neuzeit gehörten und gehören diese Fragen zu einer Hiobschen Anfechtung. Es ist sehr wohl möglich, sogar auch aus politischen Gründen, wenn die Lage absolut aussichtslos scheint, an Gott zu verzweifeln. Aber gerade in ganz kritischen Situationen sollte man dem politischen Gegner diesen Gefallen vielleicht nicht tun.

Waldgaenger aus Schwaben

10. Dezember 2018 21:46

@Maiordomus
Ich versuchte Gustavs Aussage zusammen zu fassen, und habe dabei wohl etwas zu stark verkürzt.
Also hier der ganze Absatz Gustavs:

"Jedem Gläubigen ist die Vorstellung ein Greu­el, sein Gott könn­te gleich­­be­rech­tigte Götter neben sich dulden oder müßte gar mit feind­li­chen Göt­tern kämpfen. Er möchte die Welt aus einem Prinzip er­klä­­ren und nicht aus einan­der widerstreiten­den. "

Das beschreibt nicht meinen Glauben. Und wohl auch den der meisten Christen. Gustav geht von falschen Voraussetzungen aus.

Glaube und Vernunft, das ist ein weites Feld. Von Thomas von Aquin stammt der Satz, dass der richtige Glaube über die Vernunft hinaus glaubt, während der falsche Glaube wider die Vernunft glaubt. Solange Religionskritiker diesen Satz nicht ernst nehmen und jedweden Glauben in einen Topf schmeißen kann ich die Religionskritiker wie Gustav nicht ernst nehmen.

Gott zum Gruße

Maiordomus

10. Dezember 2018 23:40

Sehen Sie, es gibt nun mal nach Nietzsche Heidegger "die Herumsteher, die nicht an Gott glauben" und sich deswegen, weil sie diese Frage, die der Nihilist vielleicht am ehesten realisiert, sich nie ernsthaft in ihren vielfältigen und in der Tat einen anfechtenden Dimensionen gestellt haben; ähnlich wie diejenigen, die an Gott glauben, weil sie glauben, das nütze ihnen etwas , vielleicht im Sinn der Pascalschen Wette. Gerade aus der Sicht Meister Eckharts, aus meiner Sicht der intellektuell vielleicht stärkste Christ Westeuropas, scheint es oftmals in der Tat eine verständnisferne Idiotie, sich mit der Frage nach der Existenz Gottes überhaupt herumzuschlagen, als ob das ein "Ding" sei wie die Kacke, die einer hinten herauslässt, wirklich ein Missverständnis als Folge der Unfähigkeit, in unterschiedlichen Seinsebenen zu denken; die Frage ist ja falsch gestellt und vielfach ein Indiz mangelnder Voraussetzungen, so wie es in der Musik nun mal Unmusikalische gibt, die mit Musik nichts anfangen können oder wie Napoleon immer nur Lärm gehört haben. Weil etwa Marx diese Musikalität der anderen Art völlig abging, schlug er in Sachen Gott vor: "Gib diese Frage auf". Man sollte es den Herumstehern nicht übel nehmen. Schauen Sie sich vielleicht wieder mal den "Stalker" von Tarkowski an; eigentlich herrschten fast nur in der Sowjetunion gerade noch Bedingungen, die es einem erlaubten, sich einigermassen tiefsinnig um eine religiöse Existenz zu bemühen, ganz jenseits von Katholizismus und Kässmanismus, mit der Chance, auf diesem Weg noch ein echtes Risiko einzugehen. Vgl. noch Heideggers "Holzwege", ferner ein paar Paradoxien von Kierkegaard, einem der letzten Protestanten der Geschichte, wiewohl von Karl Barth noch ein paar Restbestände davon gerettet wurden.

Nath

11. Dezember 2018 00:07

@Benno
"Gehören Sie denn überhaupt einer Religion an? "

In aller Kürze und nur weil Sie danach fragen: Nein, sofern damit irgendeinein Glaubensbekenntnis gemeint ist; ja, sofern darunter ein anzustrebendes, d.h. wieder zu erinnerndes Wissen verstanden wird, so wie es beispielsweise durch die Chandogya Upanishad überliefert wird. Bekenntnisse, Überzeugungen, Weltanschauungen zählen im Grunde nichts, allenfalls als Einstieg, worauf es am Ende ankommt, ist die E r f a h r u n g.
"Tat satyam, sa atma, tat tvam asi, sa vijneyah." - "Jenes ist die Wahrheit, das Selbst - Jenes bist du: Es ist das zu Erkennende."

Zu Ihrer anderen Frage:
"Ist für Sie also das Christentum auf ewig diskreditiert?"
Nur dann nicht, wenn man sich unzweideutig und unwiderruflich von dem Dogma der ewigen Verdammnis verabschiedet (auch nicht für Hitler, Stalin oder Nero). Dies ist die Mindestanforderung, ohne welche man über alles andere gar nicht erst zu reden braucht. Zurück zu Origenes! So sollte der wohlmeinende Ratschlag an alle Christen lauten. Dieser hatte nämlich die Apokatastasis panton, die Wiedereingliederung aller gefallenen Seelen in Gott gelehrt - zwar erst "am Ende aller Zeiten", aber bei ihm fehlt zumindest diese skandalös-sadistische Freude an der Qual der ewig Verdammten, wie sie sich etwa bei Tertullian, Augustinus, Dante und auch dem "engelgleichen" Thomas von Aquin findet. (Für letzteren ist der Anblick jener Qualen eine besondere Gunst, welche nur geheiligten Seelen von Gott gewährt wird.) Man mache sich dies klar: das sind nicht irgendwelche barbarischen Gotteslehrer, sondern die "geistlichen Gipfelpunkte" der so genannten christlich-abendländischen Kultur. Dass s i e historisch den Sieg über den bis heute als Irrlehrer gebrandmarkten Origenes davontrugen und auch die vermeintlichen Reformatoren (Luther, Calvin etc.) sich im Hinblick auf dieses christliche Ur-Skandalon um keinen Deut als besser erwiesen, ist ein Schandfleck, von dem nur eine spirituelle Revolution, ein Neuanfang unerahnbaren Ausmaßes diese Religion noch reinwaschen könnte. Dies wäre die wahre, bis heute jedoch ausstehende
R e f o r m a t i o n.

Maiordomus

11. Dezember 2018 12:23

@Nath. Mit der Sorge, ob Hitler, Stalin oder Nero wohl noch "gerettet" wurde, hat sich am 30. April 1945 in seinem Tagebuch zwar noch Heinrich Böll befasst, indem er notierte über den Toten jenes Tages, es gab noch andere, die es mehr verdient hätten, dass man an sie denkt: "Gott sei seiner Seele gnädig". Von dieser Frage hat sich indes Eckhart bereits vollständig verabschiedet; er überliess dies radikal Gott und hätte es schon als eine Erwählung angesehen, wenn er nicht erwählt worden wäre; es handelt sich bei diesen fundamentalistischen Sorgen um die Rechtfertigung wohl ihrerseits um ein Missverständnis von "Herumstehern" im Sinn von Nietzsche und Heidegger; mit der Abgeschiedenheit der Seele in der vollen Ergebenheit im Sinne der mystischen Gelassenheit hat das nichts zu tun. Diese Gelassenheit ist aber in der Situation der radikalen Verfolgung nicht auf Vorrat lebbar, dann nämlich, wenn im Diskurs der Guten und Gerechten "alle" gemeint sind, nur du nicht als Ausgeschlossener von den zivilisierten und anständigen Menschen. Darum müsste endlich wieder über das diskutiert werden, was Kubitschek oben zu denken gegeben hat.

Fritz

11. Dezember 2018 13:06

@Maiordomus: Wenn Gott nur für die religiös Musikalischen existiert und jene, denen diese Musikalität abgeht, ihn weder sehen noch verstehen können, sollten sich die ersteren zumindest zurückhalten, irgendwelche Forderungen an andere unter Berufung auf Gott zu stellen.

Maiordomus

11. Dezember 2018 18:45

@Die Berufung auf "Gott" ist, wie sie bei Sokrates und Kant sehr wohl entnehmen können, zunächst und vor allem ein Appell an das eigene Gewissen, was Sokrates das "Daimonion" nannte, welches eher sagt, was man nicht tun soll als was man tun soll. So sah es auch Thomas Morus, als er nicht unterschreiben wollte, was der König von ihm als Legitimation seiner Macht wollte. Die Nennung Gottes in der Verfassung wurde übrigens in der Schweiz ausdrücklich nicht als Legitimation angeschaut, sondern eher im Sinne Böckenfördes, dass der Staat keine totalen Ansprüche stellen dürfe. Oder wie es Nietzsche kritisch ausdrückte: der Staat sei im Sinne Hegels der neue Gott, der Götze, "und diese Lüge kriecht aus seinem Maule: Ich der Staat, bin das Volk." So etwas scheint mir gerade aus der Sicht der klassischen Rechten noch aus der vornationalistischen Zeit - auch in Übereinstimmung mit Hegelkritiker Nietzsche - absolut abzulehnen.

Maiordomus

11. Dezember 2018 19:00

PS. @Fritz. Gottfried Benn nannte "Gott" das "Wort, das meinem Stil fremd ist". Noch was mit den religiös Musikalischen: die Musik existiert, wenn schon, trotz der Unmusikalischen zum Beispiel im Geist von Johann Sebastian Bach; bei "Gott" verhält es sich anders, die Metapher mit der Musikalität ist auch kein Beitrag zu einer Ontologie; es ist aber klar, dass ja auch die Mathematik für die mathematischen Analphabeten im Prinzip nicht existiert. Dabei haben Pythagoras, Platon, Nikolaus von Cues und Pascal eine mathematische Theologie entworfen, welche als Verständnismodell zwar zu Poppers Welt 3 gehört, im Prinzip aber in einer noch ganz anderen Dimension oder "Zone" angesetzt werden muss, siehe den oben genannten "Stalker". Phänomenologisch hat es noch mit dem von Scheler etwas näher erklärten Wertbegriff des Heiligen zu tun, es wäre noch gut, Sie würden das studieren, wenn Sie methodisch verstehen wollen wie andere über diese Dinge denken. Auch das mit der mathematischen Theologie würde die Debatte etwas auf eine andere Ebene hieven. Gemäss Aristoteles, Metaphysik, sind diese Themen allerdings nicht sehr einfach, können auch nicht nur so auf das Universalienproblem reduziert werden, obwohl dieses natürlich zuerst verstanden werden muss. Es ist ja schon schwierig zu erklären, warum eins plus eins gleich zwei sei, und unter welchen Bedingungen das eigentlich gelte. Wie verhält es sich da mit dem Satz vom ausgeschlossenen Dritten?

Waldgaenger aus Schwaben

11. Dezember 2018 21:01

Je älter ich werde und sehe wie schwer die Weitergabe des Glaubens ist, je mehr neige ich zur Auffassung, dass Glaube ähnlich wie Musikalität eine Gabe ist, die jedem Menschen mehr oder weniger oder eben gar nicht zueigen ist.

Was ist dann aber mit jenen, die diese Gabe nicht oder nur in geringem Maße bekommen haben?
Eine harte, schroffe und klare Antwort ist die doppelte Prädestinationslehre Calvins: Gott hat vor der Erschaffung der Welt schon jedem Menschen sein ewiges Schicksal voraus bestimmt. Die einen sind zur ewigen Seligkeit berufen, die anderen zur ewigen Verdammnis. Nichts was der Mensch tut oder glaubt ändert etwas an seinem ewigen Schicksal.

Eine andere, menschenfreundlichere Antwort ist, dass die gesamte Schöpfung durch Jesus erlöst ist, jeder trägt nach dem Glauben, der ihm gegeben ist, dazu bei das Erlösungswerk zu vollenden, bis Christus in Herrlichkeit wiederkommt. Am Ende sind alle erlöst. Dies widerspricht nicht unbedingt dem katholischen Glauben. Nie hat die Kirche gelehrt, dass ein bestimmter Mensch in der Hölle ist. Man kann also an die leere Hölle glauben.
Dieser letzteren Auffassung neigte und neige ich immer noch größtenteils zu.

Eien zentrale Aussage am Beginn der Schöpfungsgeschichte ist, dass Gott den Menschen nach seinem Ebenbild erschaffen hat und ihm einen freien Willen gegeben hat. Damit ist die Prädestinationslehre erledigt.

Aber auch die Allerlösung wird damit in Frage gestellt.
Möglicherweise nimmt Gott es ernst, wenn sich ein Mensch in voller Freiheit und in Kenntnis der Tragweite seiner Entscheidung dazu entschliesst sich auf ewig von ihm abzuwenden.
Die Frage aber bleibt was mit den Menschen ist, die diesen Verdammten geliebt haben, wie soll deren Seligkeit aussehen?

Fritz

12. Dezember 2018 08:13

ich denke man braucht keine Metaphysik und keinen Aristoteles um zu sehen, dass Religion (und ganz besonders die monotheistische) immer der Legitimierung von Herrschaft gedient hat. Natürlich nicht nur, aber so nüchtern kann man das vielleicht betrachten und sich damit gegen die Anmaßung der Religionisten wappnen.

Religionen lassen sich als natürliche Phänomene verstehen, die ganz bestimmte evolutionäre Aufgaben erfüllen bzw. erfüllt haben und daher nichts Übernatürliches an sich haben müssen.

In diesem Zusammenhang empfehle ich dieses Buch des amerikanischen Philosophen Daniel Dennett:

https://en.wikipedia.org/wiki/Breaking_the_Spell:_Religion_as_a_Natural_Phenomenon

Das beste Buch zum Thema, das ich kenne. Vor allem kommt Dennett ohne den religionsfeindlichen Eifer etwa eines Richrad Dawkins aus.

Maiordomus

12. Dezember 2018 10:04

@ Was Sie von "ganz bestimmten evolutionären Aufgaben" da abbeten, ist nichts als ein mitnichten bewiesenes pseudoaufgeklärtes Glaubensbekenntnis und hat wenig mit skeptischer Wissenschaft zu tun, insofern an Theorien das, was an ihnen falsch ist, gewöhnlich noch das Interessanteste bleibt. Derlei Welterklärungen sind jeweils, wie Sie selber andeuten, auf die ideologischen Bedürfnisse, denen sie dienen, zu analysieren. Was Sie von "Anmassungen der Religionisten" schreiben, deutet an, dass Sie das in der Sache selbstkritische Grundlagenwerk "Religionsphilosophie nach der Aufklärung" (H. Lübbe) als Basis einer vernünftigen Debatte wohl kaum studiert zu haben scheinen wie überhaupt die religionsphilosophischen Differenzierungen etwa der Theologia negativa, die Sie vom Mittelalter, Eckhart bis Kant und Kierkegaard, weiterverfolgen können, dieser Bennett wiederholt ja im Hinblick auf die religiösen Bedürfnisse, die man natürlich anthropologisch erklären kann, nur, was William James im religionsphilosophischen Pragmatismus ja schon längst besser gesagt hat, ohne die Sache selber zu treffen. Das ist nun mal wirklich weder neu noch Spitze. Manches, was hier debattiert wird, erinnert mich in seinem "Gutgemeintsein" etwas an Schwanitz, "Was man wissen muss", wobei man auf jeder Seite sieht, dass dieses Quatsch-Allgemeinwissen, wenn man es näher anschaut, nicht nur im Hinblick auf die Französische Revolution, den Nationalsozialismus, die Kulturgeschichte usw. über die Daten hinaus bei näherem Anschauen sehr oft nicht stimmt. Wie auch immer: Eine Religionsphilosophie, von der irgendetwas zu halten ist, und die natürlich einige Jahre Studium voraussetzt, enthält stets noch skeptische Elemente, man spricht in diesem Zusammenhang von skeptischer Religionsphilosophie. Es ist indes wahr, dass man aus der Schule von William James für das Religionsverständnis sehr wohl einiges lernen kann. Es bringt aber nichts, das Buch von irgendeinem Amerikaner gelesen zu haben und dann zu glauben, jetzt sei man aufgeklärt und auf dem Stand des Wissens. Zu analysieren wäre vielleicht aber, warum etwas hauptsächlich dann auf die Agenda des Geisteslebens kommt, wenn ein Amerikaner darüber geschrieben hat, zum Teil mit der Publikation längst bekannter Banalitäten oder Ultraignoranzdummheiten in der Art von "Das Ende der Geschichte", ein philosophisches Niveau unter 5% des Ostfriesen Wilhelm Schapp. Von den Vereinigten Staaten ist mit Ausnahme der Logik, auch erkenntnistheoretischen Ansätzen in der Art von Quine, in Sachen Philosophie und Wissenschaftstheorie nicht sehr viel Entscheidendes ausgegangen. Dabei musste ich jedoch trotz allem schmunzeln, dass offenbar einer der Vordenker der amerikanischen Rechten unlängst Kant als "nicht sehr bedeutenden Philosophen" hinstellte, vgl. den gerade neuesten Artikel von SiN. Bedeutender als die jeweils neueste amerikanische Publikation, mit welcher dann die Welt auf dem angeblich neuesten Stand erklärt wird, bleibt er wohl alleweil.

Maiordomus

12. Dezember 2018 10:31

PS. Für die "Skeptische Religionsphilosophie" in Deutschland und in Westeuropa steht als repräsentativer Autor seit bald 50 Jahren nicht der von mir genannte Hermann Lübbe im Vordergrund, dessen Standardwerk zwar auf eine ziemlich gegenteilige These von @Fritz/Dennett ausgerichtet scheint, sondern Heinz Robert Schlette *1931, der wie Lübbe noch am Leben ist und sich mit der Religion im Zeitalter der Aporie, eigentlich charakteristisch für westliche Menschen unserer Zeit, auseinandergesetzt hat. Der sogenannte Philosoph aus Amerika, aus dessen Sicht Kant überschätzt wird, den ich indes ähnlich einschätze wie andere Amerikaner, auf die man sich in Westeuropa beruft ("selbst ein Amerikaner hat dies gesagt!"), ist Richard Spencer, vgl. den Artikel von Poensgen über das gedruckte Heft von Sezession.

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