Eine Integration von Muslimen in Europa sei nur in Form von Assimilation möglich, da Islam und Christentum »vollkommen unterschiedliche Zivilisationsmodelle« hervorgebracht hätten. Islamische Kultur erlaube »kein gleichberechtigtes Zusammenleben mit Nichtmuslimen«. Aufgrund ihrer tribalen Prägung kenne islamische Kultur außerdem die Vorstellung des eigenverantwortlichen Individuums nicht, was in einer permissiven Gesellschaft delinquentes Verhalten fördere. Auch die »Willkommenskultur« in Deutschland sei für viele Muslime unverständlich und werde mit der Naivität und Schwäche der Deutschen erklärt.
Die infolgedessen entstehenden Herausforderungen würden besonders deutlich am Beispiel tribal strukturierter arabischer Großfamilien sichtbar werden. Deren Familienstrukturen hätten ursprünglich dem Schutz vor anderen Gruppen gedient. In Deutschland hätten diese Großfamilien entdeckt, daß ihnen diese Strukturen ermöglichten, als kriminelle Organisationen auf Kosten des Gemeinwohls zu leben.
Der öffentliche Raum werde von den Großfamilien als »ein Gebiet für ihre Raubzüge« betrachtet. Alles, was »außerhalb des Clans liegt, ist Feindesland und frei zu erobern. […] Deutschland wird als Beutegesellschaft betrachtet. […] Bürgersinn fehlt bei den Clans vollständig; wenn sie in die Landschaft blicken, sehen sie Reichtümer, die mehr oder weniger ungesichert herumliegen, und vereinzelte Personen, deren Schutz durch die Staatsgewalt lückenhaft ist.«
Durch Kriminalität wolle man sich zugleich bereichern und Ablehnung des deutschen Staates sowie der deutschen Gesellschaft demonstrieren. Die einzige Grenze der Durchsetzung eigener Interessen, die respektiert werde, sei überlegene Gewalt.
Arabische Großfamilien seien nur eine von vielen Gruppen islamischer Akteure, die Parallelgesellschaften in Deutschland aufbauen und ausweiten würden. Vor allem unter jungen Muslimen werde der Islam zunehmend als Gegenidentität zur von ihnen abgelehnten deutschen und europäischen Kultur wahrgenommen. Der Islam bilde für diese Muslime einen »Megastamm«, an dessen Stärke sie teilhaben könnten.
Das als erfolgreich wahrgenommene Verhalten arabischer Großfamilien wirke auf Muslime häufig als Vorbild, die über den von den Familien geschaffenen legalen und illegalen Arbeitsmarkt in deren Milieu integriert würden. Durch die laufende Welle irregulärer Migration in Verbindung mit Familiennachzug würden gleichzeitig die Voraussetzungen für die Entstehung neuer Großfamilien geschaffen. Die entsprechenden Herausforderungen würden sich künftig daher vervielfachen, weshalb damit zu rechnen sei, daß vorhandene Parallelgesellschaften zu Gegengesellschaften würden, welche die staatliche Ordnung nicht nur ablehnen, sondern aktiv bekämpfen.
Der in Deutschland vorherrschende Multikulturalismus sei als Ideologie der »Selbstverleugnung und Selbstaufgabe« unfähig, diesen Herausforderungen zu begegnen, weil er höchst ungleiche Kulturen gleich behandeln wolle und jene, die Staat und Gesellschaft ablehnten und bekämpften, nur als schützenswerte Opfer wahrnehme.
Am Ende eines Buches formuliert Ghadban Maßnahmen zur Bekämpfung der unter anderem von arabischen Großfamilien ausgehenden Herausforderungen, die nur noch durch zeitnahes und entschlossenes Handeln kontrollierbar seien.
Ralph Ghadban: Arabische Clans: Die unterschätzte Gefahr, Berlin: Econ 2018. 304 S., 18 €.