Manche Sätze schmecken einfach wie ein großer Schluck Earl Grey zur Tea Time:
“I suspect I should apologise for my affection for the Englishness of my upbringing, but in some ways I found it calmer, more polite, more humorous, less tabloid, and less money-oriented than the one that is replacing it”
John Cleese, der Mann hinter diesen Worten ist durchaus eine große Nummer im Vereinigten Königreich. Und das meine ich wörtlich, denn Cleese ist über 2 Meter groß. Als Mitglied der Comedy-Truppe “Monty Python” erlangte er weltweite Berühmtheit, später spielte er eine der britischsten Rollen überhaupt, das Spezialausrüstungs- und Technikgenie “R” in den zwei Bond-Filmen “Die Welt ist nicht genug” und “Stirb an einem anderen Tag”.
Vor einigen Tagen nun schrieb der Erfinder des “Silly Walk” folgendes auf seinem Twitter-Account:
“Some years ago I opined that London was not really an English city any more Since then, virtually all my friends from abroad have confirmed my observation So there must be some truth in it… I note also that London was the UK city that voted most strongly to remain in the EU“
Damit wiederholte der Brexit-Befürworter eigentlich bloß eine Aussage, die er bereits 2011 gegenüber dem australischen Fernsehen getätigt hatte, nachdem London als Ausrichtungsort der Olympischen Sommerspiele festgelegt worden war. Zu diesem Zeitpunkt waren noch 44,9 Prozent der Londoner gebürtige Briten. Heute dürften es deutlich weniger sein.
Anscheinend fehlte jedoch in der einen oder anderen Zeitungsredaktion noch der “Skandal des Tages” und so sah sich Cleese innerhalb kürzester Zeit einer Flut aus gekränkten Kommentaren gegenüber, die er seither mit beruhigender Gelassenheit und einer gesunden Prise Humor besegelt.
Er selbst widersprach natürlich der obgligatorischen Einordnung seiner Äußerungen als “rassistisch” und nannte sie statt dessen “kulturalistisch” – eine Einordnung, die ich ihm sofort abnehme. Ich glaube auch, daß er – wie so viele der ganz normalen Somewheres seiner Generation – ohnehin viel zu höflich und zu gut erzogen ist, um sich die ethnokulturelle Dimension des Großen Austauschs wirklich in ihrer ganzen Substanz eingestehen zu können.
Was ihm bleibt, ist nur das unbestimmte Gefühl der Entfremdung – eine Empfindung vor der nicht einmal unsere polistischen Gegner gefeit sind – welches sich immer stärker über das Erleben der einst heimatlichen Umwelt legt.
Überraschend zielsicher mit ihrer Analyse von Cleeses Äußerungen ist in diesem Zusammenhang die Journalistin Megan McArdle, die in ihrer Kolumne feststellt:
“The great global cities are ports on a great ocean of international capital, and the people who sail so profitably upon it are outbidding everyone else for a tightly restricted supply of housing. The more they dominate the housing market, the more everything else upscales and homogenizes to cater to their tastes. The result is reassuring for the traveling class, but also faintly depressing, since it removes one of the main reasons people used to travel: expanding their horizons, and broadening their comfort zone.”
Angesichts des Erscheinungsortes des Artikels kann man sich ein Augenrunzeln natürlich nicht verkneifen – McArdles Arbeitgeber, die Washington Post, gehört dem Amazon-Gründer Jeff Bezos, der mit Fug und Recht als einer der Hauptverursacher der von Cleese und McArdle kritisierten Entwicklungen gelten kann.
Für Cleese, der im Oktober 80 Jahre alt wird, war die stetige Globalisierung seines Heimatlandes am Ende nicht mehr zu ertragen. Seit 2018 lebt er auf der Karibik-Insel Nevis, einem Ort, der vermutlich der Anywhere-lichkeit gänzlich unverdächtig ist.
Seine Beschreibung der Insel bleibt indes very british: “.…..no sign of Rupert Murdoch [Anm. Wessels: ein neokonservativer Medienmogul, Vorsitzender der “News Corporation”, zu der u.a. die britische Boulevardzeitung “The Sun” gehört.], conscientious lawyers, a relaxed and humorous life style, a deep love of cricket, and a complete lack of knife crime And, of course, wonderful weather “
Lotta Vorbeck
@Till-Lucas Wessels
"... Seine Beschreibung der Insel bleibt indes very british: “......no sign of Rupert Murdoch [Anm. Wessels: ein neokonservativer Medienmogul, Vorsitzender der "News Corporation", zu der u.a. die britische Boulevardzeitung "The Sun" gehört.], conscientious lawyers, a relaxed and humorous life style, a deep love of cricket, and a complete lack of knife crime And, of course, wonderful weather. “"
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Um weiterhin so zu leben, wie man als britisch situierter Brite zu leben pflegt, zieht sich John Cleese - noch immer vorhandener, überseeischer, britischer Kolonialbesitz macht's möglich - in die Karibik zurück.
Das ehemals zum bescheidenen, deutschen Kolonialbesitz gehörende Samoa, läßt keinerlei Einwanderung zu, auch dann nicht, wenn der Einwanderungsaspirant einen Samoainsulaner als Ehepartner vorweisen kann.
In ehemals Deutsch-Ostafrika, dem einstigen Deutsch-Südwestafrika, Ghana, Kamerun und Togo mag sich das Wetter nicht unbedingt karibisch anfühlen, aber dennoch um Klassen besser sein, als in deutschen Landen.
Als Ausweichdestination für diejenigen, die weiterhin ihr tradiert-deutsches Leben führen möchten, taugen diese total heruntergewirtschafteten Länder allerdings kaum.
Bei der Gelegenheit einfach mal in die Runde gefragt: Weiß jemand, wie es Emma West und deren Söhnchen inzwischen erging?
Siehe auch:
Racist London Tram Lady 2011 - Emma West of New Addington in Croydon - CAUGHT ON CAMERA!!!
https://youtu.be/pONVYjAd1wc