1. Höcke und der AfD Thüringen ist in einem Flächenland gelungen, was bei der Bürgermeisterwahl in Görlitz vor einigen Monaten vorexerziert wurde: Man benötigt alle anderen, benötigt “unvorstellbare” Bündnisse, um gegen die AfD noch regieren zu können. Also: Viererkoalitionen mit komplett gerupften Hühnern, oder: linke plus CDU, den “demokratischen” Spagat bis zum Leistenbruch, weltanschauliche Flexibilität bis zur Konturlosigkeit.
Daß diese Optionen näherliegen als das naheliegende Gespräch mit dem Wahlsieger AfD, der darüber hinaus maßgeblich für die Rückkehr der Nicht-Wähler in die Wahlkabine sorge: Das ist – wie in Sachsen – der eigentliche Erkenntnisgewinn. Man zwingt die CDU in absurde Lagen, die erweisen, wo diese “Cucks” wirklich stehen.
2. Zu diesen “cuckservatives”: Es ist da zehn Tage vor der Wahl in Thüringen eine Zeitung verteilt worden, “Der Wahlhelfer”, und zwar auf Initiative der “Vereinigung der Freien Medien”, die unter anderem von Vera Lengsfeld und Michael Stürzenberger vertreten wird. Ob dieser “Wahlhelfer” erwünscht sei, hat man bei der AfD Thüringen nicht erfragt. Und natürlich war er nicht erwünscht, denn er war und ist ein giftiger Pilz.
Lengsfeld schrieb darin nämlich, sie sei überzeugt, Höcke habe früher unter dem Pseudonym „Landolf Ladig“ Artikel für eine NPD-Zeitung verfaßt. Und wörtlich weiter: „So lange die AfD Höcke in ihren Reihen hat, wird sie sich den Vorwurf, nationalen Sozialisten eine Heimstatt zu bieten, gefallen lassen müssen.“ Allerdings dürfe man nicht wegen Höcke alle Mitglieder und Wähler der Partei zu Rechtsradikalen erklären.
Das ist das Programm “AfD und WerteUnion” zu den Bedingungen der WerteUnion. Das ist friendly fire. Das ist wie der tweet Dieter Steins, gestern Abend, der es bemerkenswert findet, daß Höcke in seinem Wahlkreis (dem tiefschwarzen Eichsfeld!) sein Direktmandat nicht geholt habe.
Das sind so diejenigen, die denken, Bernd Lucke hätte seine Vorlesungen in Hamburg halten können, gäbe es Höcke, Kalbitz, den Flügel nicht. Das ist schon wieder so dämlich, so ganz und gar das Ergebnis harmloser, harmoniesüchtiger Beschwichtigungskonservativer, so hilflos, aufklärungsgläubig und unmännlich, daß man Mitleid bekommt. Wirklich.
3. Benedikt Kaiser, der gestern den Wahlabend in Erfurt besuchte, wird im Verlauf des Tages hier seine Detailanalyse veröffentlichen. Wir alle sollten gewärtig sein, daß auf Höcke nun dieselbe Mammutaufgabe wartet, die im Bund seit zwei Jahren und in Sachsen und Brandenburg seit zwei Monaten bewältigt werden muß: diese zum Glück sehr rasch sehr groß gewordenen Fraktionen und Apparate so einzurichten und zu ölen, daß sie funktionieren.
Aber dann eben nicht zufrieden sein, sondern: diese Maschinen laufenlassen und nicht vergessen, daß noch immer und bis auf weiteres keine Gesetzesinitiative, kein guter Vorschlag konstruktiv angenommen werden wird, ja, daß es im Bundestag noch nicht einmal neben der Vizepräsidentin Claudia Roth zu einer Vizepräsidentin Mariana Harder-Kühnel reichte.
Und daß dies bedeutet: Die AfD wird eines Tages koalieren, was auch sonst? Aber: Sie darf das keinesfalls als Juniorpartner tun, als Mehrheitsbeschaffer. MdB Frank Pasemann brachte das heute in einer Stellungnahme auf den Punkt:
Auf die CDU ist nur insoweit Verlass, dass man sich nicht auf sie verlassen kann. Sie verrät ihre Wähler und wird niemals mit uns zusammenarbeiten – außer wir gehen als Sieger aus einer Wahl hervor und könnten sie an der Macht teilhaben lassen.
Bis dahin aber findet die eigentliche Arbeit, die diese Partei zu leisten hat, noch nicht in den Parlamenten statt.
RMH
Rot und Schwarz sind die Farben der Antifa. In Thüringen kommt jetzt zusammen, was offenbar zusammengehört.