Die „Extinction Rebellion“ ist ästhetisch und ideologisch anders als Fridays for Future (FFF) konzipiert. Daß XR unangenehm auffällt, statt wie die „Klimakids“ auf jedem Grundschulelternabend masochistisch lächelnd von den Erwachsenen abgenickt zu werden, gehört zur Akzelerationsstrategie:
Extremisten vorzuschicken um auszuloten, wie weit der revolutionäre Umbau der Demokratie gehen kann und welche Geschwindigkeit gerade noch tolerabel ist. Dann: die Mainstreammedien bedenklich das Haupt wiegen lassen – und weitermachen mit dem nächsten Schritt der Eskalation, und parallel dazu stetig die Grenze zwischen Kunst, Politik (ähnlich dem „Zentrum für politische Schönheit“) und Okkultismus weiter verwischen.
Postmoderner (d.h. massenmedial abgelutschter, dafür aber umso hilflosere Wesen umgarnender) Okkultismus spielt an dieser Stelle eine interessante Rolle. Eine Figur wie Marina Abramovic verbindet Klimakatastrophenpanik, politische Kunst und zur Schau gestellten Satanismus. Zur Biennale des vergangenen Jahres schuf sie ein virtual-reality-Kunststück mit dem Titel „Rising“, anspielend auf steigende Angstattacken.
Der Zweck: „Immersive play will increase empathy for the present and the future victims of climate change, and how this experience will affect players’ consciousness and energy“ – in einem klimapanischen VR-Spiel sollen Bewußtsein und Energie der Spieler (Abramovic hat es primär auf Kinder abgesehen: „I was thinking about how I could reach a young audience. You need to use their tools; VR and video games“) manipuliert werden. Das Auskosten von Angst und Schmerz anderer Menschen, wie es Abramovic in ihren performances unentwegt durchspielt, ist der psychologische Urgrund des Bösen.
Daß Kunst immer wieder mit okkulten Symbolen hantiert, ist alles andere als neu. Daß politische Bewegungen auf dieses Sinnarsenal zurückgreifen bzw. daraus Energie ziehen, genausowenig, siehe Nicholas Goodrick-Clarke über die okkulten Wurzeln des NS. Gegenwärtig schießen aus den Weiten und Tiefen des Internets entsprechende Symboldeutungen politischer Phänomene wie die halluzinogenen Pilze aus dem Boden.
Im Falle von XR lohnt sich allerdings ein genauerer Blick. Denn diese „Bewegung“ arbeitet in verschiedenen sozialen Systemen gleichzeitig und überschreitet deren Grenzen: Regime change (Politik), okkulte Inszenierung (Kunst) und Apokalyptik (Religion).
Warum werden okkulte Symbole überhaupt sichtbar gemacht? Verrät man sich dadurch nicht selber? Der interessierte Internetnutzer hat schnell heraus, daß FFF nicht nur gleich 666 ist, sondern auch weitere hobbykabbalistische Zahlenspiele ermöglicht, wie etwa: „Climate Change/Climate Crisis is CC, 3 3, and 3 + 3 gives you 6. Six is the devil’s number, X marks his spot.“
Daß das X grundsätzlich für Inversion, Umwertung aller Werte, das „fair is foul and foul is fair“ der Shakespeareschen Hexen, steht, bedarf für einen im christlichen Abendland Sozialisierten keiner besonderen Deutungsmühe. Wenn der Schrecken aller Verschwörungsleugner, der unverbesserliche Oliver Janich, darauf kommt, daß die X‑Gebärde mit vor der Brust gekreuzten Armen der FFF-Demonstranten derjenigen in der Hollywood-Verfilmung von George Orwells 1984 entspricht, kann man das als „Voraussage“ verstehen, oder aber einfach als Griff in den popkulturellen Selbstbedienungsladen der Symbole.
Pop-Symbole sind allerdings ihrerseits bis zum Anschlag aufgeladen mit okkulten Bedeutungen. Von einem Plattencover kam mir beispielsweise der überaus merkwürdige Schmetterling, der vor kurzem überall irgendwie kontextlos als Plakatmotiv auf Stromkästen klebte, bekannt vor. Er ist neben der Sanduhr (dem X im Kreis) und dem Totenkopf das wichtigste Symbol von XR.
Warum ausgerechnet ein Monarchfalter? Monarchfalter sterben aus, ihr Abbild eignet sich also als Oberflächensymbol für den Kampf gegen das Artensterben. Doch der Monarchfalter hat eine zweite Symbolebene: ein berüchtigtes frühes Gedankenkontrolle-Programm der CIA nannte sich „Monarch Mind Control“:
Einer der Hauptgründe, warum die Monarch Mind-Control-Programmierung Monarch-Programmierung genannt wurde, ist der Monarch-Schmetterling. Der Monarchschmetterling erfährt, wo er geboren wurde (seine Wurzeln), und gibt dieses Wissen über die Genetik an seine Nachkommen weiter (von Generation zu Generation). Dies war eines der wichtigsten Tiere, das den Wissenschaftlern den Tipp gab, dass Wissen genetisch weitergegeben werden kann. Monarch Mind Control ist nach dem Monarch Butterfly benannt – einem Insekt, das sein Leben als Wurm beginnt (was unerschlossenes Potenzial darstellt) und nach einer Zeit im Kokoon (Programmierung) als schöner Schmetterling (der Monarchsklave) wiedergeboren wird. Einige spezifische Eigenschaften des Monarch-Schmetterlings sind auch für die Gedankenkontrolle anwendbar.
Das soll nun nicht heißen, daß die Teilnehmer von XR allesamt Opfer eines systematischen Gedankenkontrollprogramms sind. Es kann viel offensichtlicher, viel simpler sein: sie sind fasziniert von einer dargebotenen Rebellionsmöglichkeit „gegen das System“, und indem dieses Faszination über uralte Machtsymbole läuft, läuft auch immer die gesamte Bedeutung dieser Symbole mit, egal, ob dies dem einzelnen Teilnehmer aus Wien, Wuppertal oder London klar ist. Die Schöpfer der XR-Bewegung jedenfalls wußten, wo sie nachschauen müssen im kulturellen schwarzmagischen Arsenal.
Wer älter als, sagen wir, 14 Jahre ist und gut gesättigt mit allem Popkulturbilderschrott, braucht mehr Thrill als Hüpfen für das Klima in der Regenbogenwelt bei FFF. Er ist angezogen vom Nimbus des Gefährlichen, inklusive Fragebogen, ob er bereit wäre, für XR ins Gefängnis zu gehen. Psychedelische Substanzen, die eine der Gründerinnen, Gail Bradbrooke, als Motiv für XR benennt, spielen auch mit hinein.
Vor allem aber ist es ein medial gut vorgekauter postmoderner Okkultismus: filmreife Prozessionen in blutroten Gewändern, Schnabelmasken, Nachstellen von Ritualmordszenen, Todeskultelemente, Schamanismus, Gehirnwäsche. Damit ist eine Jugend zu ködern, die so konsumgesättigt ist wie nie, so medienabgebrüht und so metaphysisch obdachlos ist wie nie, damit aber: so begehrlich, bedürftig, schutzlos wie nie. Luzifer kann zugreifen.
Von diesen Kräften wissen Sie, dass sie vor allen Dingen ihren Angriffspunkt innerhalb des Menschen dadurch gesucht haben, dass sie sich einschlichen in die menschlichen Begierden, Triebe und Leidenschaften. Dadurch hat sich der Mensch zweierlei errungen: Erstens hat er die Fähigkeit errungen, ein selbständiges, freies Wesen zu werden, in Enthusiasmus zu erglühen für das, was er denkt, fühlt und will, während er sonst für seine eigenen Angelegenheiten von göttlich-geistigen Mächten geführt worden ist. Aber auf der anderen Seite musste der Mensch gerade durch die luziferischen Mächte in Kauf nehmen, durch Triebe, Begierden und Leidenschaften in das Böse zu verfallen. (Rudolf Steiner, GA 121, S.152)
Das Beste an der Jugend: ihre Fähigkeit zu gesteigertem Enthusiasmus und ihr Überlebens- und Freiheitstrieb, verdankt sich der nämlichen Macht wie das Übelste an der Jugend: ihre Triebhaftigkeit, Verführungssucht und ihr Hang zur Masse.
Okkulte Symbolik ist Ausdruck von Macht. Wer die Symbole offen herzeigt, spielt mit dieser Macht: jeder kann sie sehen, nicht jeder kann sie erkennen. Wer sie erkennt, erfährt sich entweder als Teil der von ihnen ausgehenden Macht oder als ihr Gegner, jedenfalls aber als diffus “Eingeweihter”. Die Frage, ob nicht XR mit derartig viel Symbolballast zuviel „verrät“, falls die genannten okkulten Bedeutungen denn wirklich auf die korrespondierenden Hintergründe verweisen, läßt sich beantworten: Nichts ist eine bessere Täuschung als die Offenbarung.
Dies gilt nicht nur für die „verborgenen“ Symbole, sondern auf ganz ähnliche Weise für die beiden anderen Operationsebenen von XR: die Demokratie wird am offenen Herzen umoperiert, eliminatorische Folgen werden angekündigt („Some may die in the process“) und das Ende der Vorherrschaft des klimatoxischen weißen Menschen offen eingefordert. Die Karten liegen dank des Internets alle auf dem Tisch, keiner kann sagen, er hätte sie nicht gesehen. Doch genau diese Offenbarung der Forderungen und Methoden, selbst der “okkulten”, ist die geistige Hürde. Manfred Kleine-Hartlage sah dieses Paradox schon 2012:
Wenn Geschichtsdeterminismus ein Macht‑, Propaganda- und Disziplinierungsmittel ist, dann ist es eine Frage des demokratischen Bürgersinns, ihm zu mißtrauen. Bereits die stereotypen Phrasen, in die die politischen Entscheidungsträger (und ‑vollstrecker) ihrer Botschaft kleiden, müssen den Verdacht wecken, hier werde gelogen. Tatsächlich wird aber gar nicht gelogen, jedenfalls nicht im strengen Sinne des Wortes. Im Gegenteil, unsere Regierenden sagen mit erstaunlicher Offenheit, wie die NWO aussehen soll. Aber man muß sie dechiffrieren können und dazu auf ungewöhnliche Weise hinhören. (Manfred Kleine-Hartlage: Neue Weltordnung. Zukunftsplan oder Verschwörungstheorie?, 2012, S.13)
Das Ziel von XR ist, politisch das letzte Aufgebot zu beschwören und als vorausgeschickte außerparlamentarische Bewegung alternativlose globale Maßnahmen einzuleiten, und nicht, dem unausbleiblichen Weltuntergang schockstarr entgegenzusehen oder in ernsthafter Weise so zu leben, daß man auf den Tag des Herrn vorbereitet ist.
XR ist keine „Weltuntergangssekte“, wie (für ihre Verhältnisse äußerst medienwirksam) die Matrone der alten Linken, Jutta Ditfurth, warnte. Weltliche Apokalyptik wird zum Ersatz für die biblische Offenbarung und entkoppelt auf diese Weise die menschliche Existenz vom politischen Zukunftsplan, indem sie so tut, als ginge es um die menschliche Existenz.
Marc_Aurel
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Warum werden okkulte Symbole überhaupt sichtbar gemacht? Verrät man sich dadurch nicht selber? Der interessierte Internetnutzer hat schnell heraus, daß FFF nicht nur gleich 666 ist, sondern auch weitere hobbykabbalistische Zahlenspiele ermöglicht, wie etwa: „Climate Change/Climate Crisis is CC, 3 3, and 3 + 3 gives you 6. Six is the devil's number, X marks his spot.“
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Die Anwort ist einfach: weil jeder der sich von diesem Honigtopf anlocken lässt und öffentlich anfängt das Phänomen unter diesem Blickwinkel zu betrachten, von interessierter Seite (Wahrheitspresse) spielend leicht als Spinner abgestempelt werden kann, ohne das dafür viele Worte nötig wären, unabhängig davon wie differenziert und hochwertig seine sonstige Analyse auch sein mag ;)