In der New York Times präzisierte Scorsese seine Aussage in einem offenen Brief nochmals. Sein Vorwurf, die Marvel-Filme wären kein Kino, ist nicht nur zutreffend, er ließe sich auch noch konsequent weiterführen. Da Scorsese auch im hohen Alter aber lieber noch gute und überraschende Filme macht, anstatt sich auf fruchtlose Debatten mit SJWs einzulassen und damit auf den unvermeidlichen Rufmord zuzusteuern, können wir das ja für ihn übernehmen.
Zunächst eine kurze Zusammenfassung, oder wie es in Serien heißt: was bisher geschah.
Anfang Oktober wurde Martin Scorsese zum neuesten Marvel-Vehikel “Avengers: Endgame” befragt, wozu er dies zu sagen hatte:
Ich schaue diese Filme nicht. Ich habe es probiert, wissen Sie, aber das ist kein Kino. Um ehrlich zu sein, am ehesten sehe ich sie – so handwerklich gut sie auch gemacht seien, und mit Schauspielern, die angesichts der Umstände ihr Bestes geben – als Freizeitparks. Es ist nicht das Kino der Menschen, die versuchen emotionale, psychologischen Erfahrungen auf andere Menschen zu übertragen.
Es bedarf keiner besonderen Vorstellungskraft, sich die Reaktionen von Presse, Fans und professionellen Twitter-Weltverbesserern auszumalen. Während die meisten Stimmen aus Hollywood sich zumindest davor hüteten, Scorsese, dessen Œuvre so ziemlich alle lebenden Filmschaffenden in den Schatten stellt, persönlich anzugreifen, waren einige Weltverbesserer der jüngsten Generation weniger zurückhaltend, wobei sich Scorsese zumindest glücklich schätzen kann, nur als “alter Mann” abgekanzelt zu werden, ohne dass ihm seine Hautfarbe nicht auch noch zum Vorwurf gemacht wird.
In seinem nun veröffentlichten Brief erläutert Scorsese seine Aussagen. Er räumt sogar ein, daß, wenn er heute aufwachsen würde, er womöglich eine Faszination für dieses Genre entwickeln könnte. An der Tatsache, dass Scorsese hier mildernd versucht die Wogen zu glätten und niemandem auf den Schlips zu treten, ihm aber gerade daraus der Strick gedreht wird, er wäre schlicht “zu alt” um diese Filme zu schätzen, zeigt sich wieder exemplarisch, wie sinnlos es ist, diesen Herrschaften die Hand zur Versöhnung zu reichen, denn sie ignorieren alles, was argumentativ noch folgt und sehen das Entgegenkommen als Eingeständnis von Schuld, und sei es nur für sein Alter.
Dabei sind Scorseses Ausführungen über seine jugendlichen Prägungen aufschlußreich. Für ihn und seine Zeitgenossen ist und war Kino eine “ästhetische, emotionale und spirituelle Offenbarung.” Es ging um “Charaktere, ihre komplexen und oftmals paradoxen Eigenschaften”, über die Art und Weise wie sie miteinander interagierten und sich selbst begegneten. Kurzum: das Kino als Kunstform. Und es waren gerade die Filmschaffenden seiner Generation, die sich dafür einsetzten, daß man das Kino als gleichwertige Kunstform neben den etablierten Künsten sah.
Er räumt ein, dass man natürlich auch bei den Filmen Hitchcocks davon sprechen könnte, dass sie sich ähneln. Doch wären diese Filme nur eine Ansammlung von Überraschungen, Tricks und Spannungsmomenten, dann hätten sie schon lange ihren Reiz verloren. Was uns an diese Filme bindet, sind die Charaktere, deren Emotionen und deren Identifizierungspotential.
Der entscheidende Unterschied aber zu den Marvel-Vehikeln der Gegenwart liegt laut Scorsese darin, daß die Superhelden der Gegenwart
weder Offenbarung, noch Geheimnis, noch echte emotionale Gefahr kennen. Nichts steht auf dem Spiel. Die Filme befriedigen ganz bestimmte Bedürfnisse, und sind von Haus aus darauf angelegt eine begrenzte Anzahl von Themen zu behandeln.
Scorsese nennt sie weiter “dem Namen nach Fortsetzungen, aber geistige Remakes”, und dies liegt in ihrer Natur als moderne “Franchises” begründet: glattgestrichen durch Marktforschung, Publikumsuntersuchungen und durch die wiederholte Umarbeitung durch zahlreiche Komitees, bis man sie dann endlich zum Konsum freigibt. Im Vergleich dazu nennt Scorsese einige Filmschaffende (wie z.B. P.T. Anderson, Kathryn Bigelow, Spike Lee, u.a.), deren Werk ihn bis heute überrascht und die seinen Horizont erweitern.
So weit, so folgerichtig. An diesem Punkt in seinem Brief widmet Scorsese sich aber der Frage, ob und warum das überhaupt ein Problem sei? Denn das Problem liegt seiner Meinung nach darin, daß es mitunter durch die marktbeherrschende Dominanz dieser Filmreihen, immer schwieriger wird Filme ins Kino zu bringen, die eben nicht Teil einer solchen “Franchise” sind. Ein gutes Beispiel dafür ist sein neuester Film “The Irishman”, der, von Netflix produziert, nur für kurze Zeit in die Kinos kommt, um danach auf der Streaming-Plattform sein endgültiges Zuhause zu finden.
Dem Vorwurf, dass dies ein simples Resultat von Angebot und Nachfrage sei, begegnet Scorsese damit:
Wenn man den Menschen immer nur eine Sache gibt und ihnen diese eine Sache endlos immer wieder andreht, dann möchten sie selbstverständlich irgendwann immer mehr von dieser einen Sache.
Wenngleich Scorsese es nicht direkt ausspricht, so entpuppt er sich hier doch als ein Künstler mit dem – heutzutage als altmodisch geltenden – Anspruch auf Erziehung des Publikums. Dabei muß man differenzieren zwischen der hier gemeinten Erziehung im Sinne dialektischer Konfrontation mit komplexen Themen und Gefühlswelten, und der heute rasant um sich greifenden Umerziehungsbestrebungen von Seiten der Medien, NGOs und supranationalen Bürokratien.
Der Unterschied zwischen diesen beiden Formen der Erziehung wird deutlich, wenn Scorsese über den größten Verlust der letzten 20 Jahre in der Filmindustrie spricht: “die allmähliche, aber unaufhaltsame Beseitigung von Risiko.”
Wie recht er doch hat! Denn “Volksbildung”, “Erziehung des Publikums”, oder wie auch immer man es nennen möchte, ist im klassischen Sinne immer mit dem Risiko behaftet, dass das Publikum zu einer anderen Schlußfolgerung kommt, als man vorhergesehen hatte.
Indoktrination und Umerziehung jedoch kann diesen Interpretationsspielraum nie tolerieren. Und so ist die fortschreitende Gleichschaltung der unzähligen Filmfranchises nicht nur ökonomisch zu verstehen (denn die dunklen Wolken des großen Hollywood-Crashes werfen schon lange ihre Schatten über die Stadt der Pädophilie), sondern eben auch im Sinne einer inhaltlichen Indoktrinierung.
Filmstudios sowie ein Großteil der Medien liefern dabei willentlich ihren Beitrag zur Bildung eines “therapeutischen Staates” (Paul Edward Gottfried). So wie die gesichtslosen Bürokratien in Komitees Entscheidungen über das Schicksal der Bewohner ihres Staates fällen, so werden die zahllosen Komitees, die über das Wohl und Weh der Filmfranchises entscheiden, auch immer mehr zu einem bürokratischen Apparat, der sich letzten Endes auf die Vermittlung bestimmter “therapeutischer” Ziele einigt.
Scorsese spricht diese Elemente zwar nicht an, aber es ist offensichtlich, dass viele Filmfranchises genau diesen Zweck erfüllen. Daß dieser Zweck mittlerweile wichtiger ist als die Gewinnmaximierung, zeigt sich sehr gut an der Tatsache, dass man bereit ist, sogar beliebte Filme der Vergangenheit neu aufzulegen und dabei mit Minderheiten-Anstrich zu versehen. Einige Flops der letzten Jahre haben schon gezeigt, dass “die Message” wichtiger ist als der Erfolg.
Während man früher einen Teil des Budgets dafür frei machte, um Künstlern wie Scorsese freie Hand zu gewähren und dabei einen eventuellen Verlust in Kauf nahm, so werden diese Überschüsse heutzutage dafür verwendet, noch aggressivere Propagandastreifen in die Kinos zu bringen. Das Kunststück Marvels bestand darin, daß es ihnen über einen langen Zeitraum gelang, das Publikum mehr oder weniger subtil auf bestimmte Themen einzustimmen (man denke an das Thema “Lösung der Überbevölkerungsproblematik” in den letzten Avenger-Filmen, oder den feuchten Traum eines afrikanischen Utopias in “Black Panther”), ohne dabei den Popcorn-Gehalt derart abzusenken, daß die Massen auf den Konsum verzichteten.
Daß Scorseses Gedanken in eine ähnliche Richtung gehen, zeigt sich in seinen Ausführungen zur Frage des Risikos:
Viele Filme heutzutage sind perfekte Produkte, hergestellt für unmittelbaren Konsum. […] Doch ein essentieller Teil des Kinos fehlt: die vereinende Vision eines individuellen Künstlers. Denn der individuelle Künstler ist das riskanteste Element von allen.
Was auf den ersten Blick wie ein einfaches Plädoyer für die Rolle des Künstlers erscheint, ist viel mehr als das. Individualismus steht hier gegenüber Kollektivismus, Risikobereitschaft gegenüber vermeintlich wohliger Sicherheit. Nicht nur ist dies ein Abbild eines der Kernkonflikte unserer Zeit, es zeigt darüber hinaus, wie unmöglich es ist wahre Kunst unter den vorherrschenden Umständen zu erzeugen. Jeder Versuch Kunst über Komitees zu ratifizieren muss unweigerlich scheitern, und die resultierenden Kunstwerke können höchstens propagandistisch-erzieherische Funktionen erfüllen.
Zuletzt hat Scorsese auch noch einen Sargnagel für den Großteil der europäischen Filmindustrie parat:
Ich möchte sicherlich nicht implizieren, dass Filme eine subventionierte Kunstform sein sollten, oder daß sie es jemals waren.
Nach diesem Mic-Drop muß der europäische Subventionsapparat eigentlich mal erst zu Atem kommen! Da hat doch gerade einer der erfolgreichsten und künstlerisch kompromisslosesten Filmemacher der letzten 50 Jahre gemeint, daß Filme niemals eine subventionierte Kunstform sein sollten oder waren.
Ein Schelm wer dabei Böses über den natürlich erwachsenden Umkehrschluss denkt, dass nämlich die subventionierten Flops des europäischen Kinos bei aller Beflissenheit dann wohl kaum als Kunst bezeichnet werden dürften. Und ganz nebenbei ließe sich diese Schlussfolgerung auch auf andere Künste übertragen. Es wäre durchaus spannend sich die Frage zu stellen, wieviele unserer linken Staatskünstler noch immer dasselbe Lied singen würden, wenn die Subventionshähne abgedreht wären?
Bis es aber soweit ist, werden wir weiter zusehen müssen wie Künstler wie Axel Krause von um-die-Wette-Haltung-zeigenden Galeriebesitzern an den Pranger gestellt werden, oder – wie kürzlich – Odin Wiesinger wegen Falschdenk aus der Innviertler Künstlergilde rausgeschmissen wird, was den Vereinsvorsitzenden Walter Holzinger zu folgender Aussage verleitete:
Unsere Gemeinschaft war eine eingetrübte Suppe, jetzt wird sie wieder klarer.
Blöd nur, wenn wenige Tage später ein Künstler von Weltrang wie Scorsese ihnen wieder hineinspuckt.
Maiordomus
Der Film bleibt, auch im Vergleich zu immer mehr Romanen, über die man zwar spricht, die aber fast niemand liest, die Kulturform der Gegenwart.
Martin Scorsese, der mit Recht das Attribut "Altmeister" trägt, kritisiert Grundlegendes, was aber nicht nur die Marvel-Filme betrifft. Selber wurde ich ab "Ben Hur" von William Wyler, einem Schweizer Juden aus einem Nachbardorf, dem zu Ehren wir als Schüler bei seinem Besuch Heimatlieder singen durften, für Jahrzehnte ein leidenschaftlicher Filmfreund. Auch "Heidi" von Franz Schnyder, welchen Altmeister ich später persönlich kennenlernte, bedeutete mir noch heute einiges.
Mit der Zeit wurde mir klar, dass die epochalen Kulturleistungen des Films nicht von Hollywood kommen. Zum Beispiel "La strada" und "Amarcord" von Fellini. Oder die Meisterwerke des Japaners Kurosawa. Oder die Symbol-Orgien der Russen Eisenstein und Tarkowski. Jeanne d'Arc wurde wohl nie "authentischer" verfilmt wie bei Carl Theodor Dreyer und Robert Bresson. Als hätte es im Mittelalter das Fernsehen schon gegeben! Als rechter Jung-Katholik schrieb ich vor 55 Jahren einen Protest-Leserbrief gegen den kirchenkritisch eingestellten Luis Bunuel, der mir jedoch später auf dem Gebiet des Films mindestens so viel bedeuten sollte wie Voltaire oder Nietzsche als philosophische Autoren.
Lange hielt ich, am Beispiel von Dostojewskij oder Kafka, zuletzt Umberto Eco, verfilmte Romane für grundsätzlich enttäuschend. Bis Stanley Kubrick mit "Lolita" (nach Nabokov) und erst recht mit "Barry Lyndon", weniger mit "Eyes wide shut" dem jeweiligen Original von Nabokov, Thackeray und leider nicht ganz Arthur Schnitzlers "Traumnovelle" den Meister zeigte.
Dass Kubrick, über seine Heirat der erweiterten Verwandtschaft von Veit Harlan zugehörig, Filme zu machen verstand, die in Sachen Moral im Sinne von Nietzsche "Jenseits von Gut und Böse" anzusiedeln sind, macht ihn wohl zu einem der bedeutendsten Kulturschaffenden des abgelaufenen Jahrhunderts. Seine Filme haben meines Erachtens auf verschiedenen Genres absolute Massstäbe gesetzt:
"Paths of Glory" (in der Schweiz lange verboten) und "Full metal Jacket" die bis heute sozusagen ultimativen Kriegsfilme. Nicht zuletzt, weil sie im Gegensatz zu praktisch allen Filmen, nicht zuletzt denjenigen über die Weltkriege und Vietnam, die Lüge vom angeblichen Kampf der Guten gegen die Bösen um Welten hinter sich gelassen haben.
Als sogenannter Kostümfilm gibt es bis heute kein Werk der Filmgeschichte, das den vorrevolutionären Geist des 18. Jahrhunderts, auf der Basis von Malerei und Musik, annähernd gleichwertig trifft wie "Barry Lyndon", einen unglaublich teuren und unübertrefflich kunstvoll gemachten Historien-Film, dem gegenüber die Kritik und anfänglich auch das Publikum noch voll durchgefallen ist: "Odyssee im Weltraum" setzte die absoluten Massstäbe für den Weltraumfilm, so dass viele heute noch der Meinung anhangen, Kubrick habe für die Amerikaner die angeblich fiktive Mondlandung gefilmt. Der Kalte Krieg in seiner Psychopathologie wurde nie so getroffen wie in "Dr. Strangelove oder wie ich lernte, die Bombe zu lieben" mit Peter Sellers in einer Hauptrolle. "A Clockwort Orange" ist der bis heute stärkste Kontrapunkt zum Gutmenschentum der Hippiezeit. Und schliesslich setzte "The Shining" 1980 den Weltmassstab für den Horrorfilm, dem die Romanvorlage liefernden Buch-Autor Stephen King so krass überlegen, dass dieser sich von der Filmfassung überfordert und deshalb enttäuscht zeigte. Auf welchem geistigen Tiefstand King heute unterdessen angekommen ist, beweist das als Fortsetzung gedachte aktuelle Remake "Doktor Sleep", ein Film, der wie selten einer für den Tiefstand des gegenwärtigen amerikanischen Geisteslebens repräsentativ ist; etwa nach dem politisch korrekten Motto "Schwarz gut - Weiss böse", und "Mann böse - Mödchen gut", Frau indes dann böse, wenn sie vorher innerhalb eines sadistisch-pädosexullen Männerbundes zum mehr oder weniger willenlosen Werkzeug desselben gemacht wird.
Parapsychologische Fähigkeiten sind schliesslich dazu, im Sinne etwa einer "Tatort"-Serie eine Täterschaft zu überführen. Dass wie bei Shining I von Kubrick das radikal Böse und Gefährliche - wie schon bei Euripides und Sophokles innerhalb der Familie selber lauert, was die Pointe von Kubricks Horrorfilm ist, wird verdrängt. Überdies handelt, was unglaublich anmutet, "Doktor Sleep" von einer Geschichte, die haargenau den "Protokollen der Weisen von Zion" betrifft, im Zusammenhang mit rituellen Kindermorden. Nur dass Hollywood das Meisterstück gelungen ist, bei dieser Geschichte den antisemitischen Gehalt herauszudestillieren, was freilich wegen der flächendeckenden politischen Korrektheit unbedingt notwendig war. Dass es gelungen ist und die Kritik nicht trotzdem aufjaulte, bleibt indes höchst erstaunlich. Die Wertlosigkeit dieses Films manifestiert sich auch darin, dass anstelle des Gesetzes des allmählichen langsam sich entwickelnden Grauens, wie es ein Alfred Hitchcock noch beherrschte, jeder, aber auch wirklich jeder Horror-Effekt, der heute technisch möglich ist, auch ausgespielt wird. Für einen grossen Künstler wären solche Effekte allenfalls dazu da, via massvollen Gebrauch den Zuschauer in eine Reise zu seinem eigenen Unterbewussten mitzunehmen.
Gerade alles am Film "Doktor Sleep" ist trotz kaum zu übertreffender Miserabilität nicht völlig schlecht. Noch oskarreif spielt eine Katze sich selber, die in einem Pflegeheim Sterbende anzeigen und begleiten soll. Und beim Hauptmotiv, der Rückkehr des Sohnes von Jack Torrance aus Shining I ins Schloss des Grauens, erweist es sich, dass die wahnhafte Wiederholung des väterlichen Amoklaufes mit der Axt zur Besiegung der vom Höllenfürst manipulierten Oberhexe nicht dienlich ist. Bedingung des Happy Ends ist die Unschuld des den Protagonisten begleitenden schwarzen Mädchens, das im Harrya-Potter-Stil das Böse wegzuzaubern versteht. Am Ende wird eines der grössten Meisterwerke der Filmgeschichte mit Millionenaufwand zu einer erbärmlich kitschigen Fortsetzung stilisiert. Hollywood-Filme für die Massen gingen natürlich schon früher am Ende gut aus. Aber seit die Gutmenschen-Ideologie ihre Urstände feiert, hinterlässt auch dies einen ekligen schalen Beigeschmack.
Stephen King, der sich offenbar mit diesem Machwerk identifiziert (im Gegensatz zu Shining I), ist der Vorwurf nicht zu ersparen, dass ihm das Grundwissen über die Gesetzmässigkeit des Gespenstischen, welches ein E.T.A Hoffmann, ein Edgar Allan Poe und im Film ein Stanley Kubrick noch realisierten, ein für allemal abgeht. King mag mal ein brauchbarer, gewiss begabter Autor gewesen zu sein: Er ist aber wie viele nicht wenige, die mit dem Erfolg Geld gescheffelt haben, Opfer des Serien-Denkens geworden.
Unter den SiN-Autoren erwarb Martin Lichtmesz mein besonderes Vertrauen, nicht weil er "Experte für die richtigen rechten Meinungen wäre", sondern weil er als Filmkenner ein beeindruckend qualifizierter Analytiker des Zeitgeistes geworden ist. Auch dem Gastbeiträger Karl Waldner möchte ich für seinen anregenden Beitrag mein Kompliment ausdrücken.