Netzfundstücke (42) – Abendland, Hempel, Gulag

»(…) die Scheidelinie liegt nicht zwischen den verschiedenen Gruppen, Katholiken, Agnostikern, Evangelikalen, oder wem auch immer ...

… son­dern zwi­schen der Katho­li­schen Kir­che und allen ande­ren. Sie ist ein­zig­ar­tig, und im Streit mit der Welt.«

Die­ses Zitat stammt aus Sur­vi­vals and New Arri­vals: The Old and New Enemies of the Catho­lic Church von Hilai­re Bel­loc, einer der wich­tigs­ten katho­li­schen Köp­fe des 20. Jh. und damit zu der Grup­pe von Autoren gehö­rend, die Prof. Dr. Felix Dirsch bei sei­nem Vor­trag »Abend­län­di­sches Den­ken« auf der zurück­lie­gen­den Win­ter­aka­de­mie des Insti­tuts für Staats­po­li­tik den auf­merk­sa­men jun­gen Zuhö­rern näher brachte. 

Neben Bel­loc, führ­te Dirsch in das Den­ken von Theo­dor Hae­cker, Her­mann Broch, Roma­no Guar­di­ni und Paul Lud­wig Lands­berg ein und hob die Bedeu­tung der »Abend­län­di­schen Bewe­gung« für katho­li­sche Euro­pa­kon­zep­tio­nen in den 1950ern her­vor. Eben­je­ner Vor­trag ist nun bei You­Tube verfügbar:

Noch ein­mal zurück zu Bel­loc: In Deutsch­land ein eher unbe­kann­te­rer Autor, hat es sich der katho­li­sche Reno­va­men Ver­lag zur Auf­ga­be gemacht, sein Werk hier­zu­lan­de einem brei­te­ren Publi­kum näher zu brin­gen. Bis­her sind Die gro­ßen Häre­si­en. Der Kampf gegen Euro­pa (erhal­ten Sie hier) und Der Skla­ven­staat. Vom Ver­lust von Eigen­tum und Frei­heit (erhal­ten Sie hier) erschie­nen.

Indes wird das Werk Gegen Mäch­te und Gewal­ten. Die alten und neu­en Fein­de der katho­li­schen Kir­che, aus des­sen Ori­gi­nal ich oben bereits zitiert habe, aller Vor­aus­sicht nach Ende Februar/Anfang März ver­füg­bar sein.

Zwei­ein­halb Jah­re ist es her, daß der syri­sche »Flücht­ling« Sab­ri H. den Deut­schen Mar­cus H. in der sach­sen-anhal­ti­ni­schen Luther­stadt Wit­ten­berg tot­prü­gel­te. Ein Fall von Migran­ten­ge­walt gegen Deut­sche, der mitt­ler­wei­le lei­der zum trau­ri­gen All­tag in Deutsch­land gewor­den ist.

Der Pro­zeß wur­de immer wie­der her­aus­ge­zö­gert; die Behör­den spie­len erkenn­bar auf Zeit, was dem Umstand geschul­det sein kann, daß das Jus­tiz­mi­nis­te­ri­um nach der Unnach­gie­big­keit des patrio­ti­schen Bür­ger­netz­werks Ein Pro­zent e.V. und der AfD-Land­tags­frak­ti­on Sach­sen-Anhalt am liebs­ten Gras über die Sache wach­sen las­sen würde.

Für den Vater Kars­ten Hem­pel, den Ein Pro­zent anläß­lich des Pro­zes­ses finan­zi­ell unter­stützt (12.000 € muß Hem­pel bis zu Ende des Ver­fah­rens an Anwalts­kos­ten aus­ge­ben, 5.336 trug davon bis­her Ein Pro­zent), ist die lan­ge War­te­zeit ein Martyrium.

Der stei­ni­ge Weg zum ers­ten Gerichts­ter­min am 28. Febru­ar (gesetzt, daß nicht wie­der eine Ver­schie­bung unter Vor­schub faden­schei­ni­ger Grün­de erfolgt), war gepflas­tert mit unzäh­li­gen Unver­schämt­hei­ten, die Ein Pro­zent in einer »Chro­nik der Unge­rech­tig­keit« unlängst zusammenfaßte:

  • Sep­tem­ber 2017: Mar­cus Hem­pel wird von einem Syrer mit meh­re­ren Faust­schlä­gen ange­grif­fen. Wenig spä­ter ver­stirbt der 30jährige Wit­ten­ber­ger im Krankenhaus.
  • Okto­ber 2017: Pres­se­mit­tei­lung der Staats­an­walt­schaft Des­sau-Roß­lau. Für die Ermitt­ler steht fest: Der Syrer han­del­te in Notwehr.
  • April 2018: Die AfD-Frak­ti­on im Land­tag Sach­sen-Anhalt bean­tragt, den Gene­ral­staats­an­walt ein­zu­schal­ten. Der Antrag wird abge­lehnt, wenig spä­ter ent­zieht man jedoch der Staats­an­walt­schaft Des­sau auf­grund ihrer Unfä­hig­kei­ten den Fall und über­gibt ihn an Magdeburg.
  • August 2018: Noch immer gibt es kei­ne Ankla­ge. Vater Kars­ten Hem­pel zeigt die zustän­di­gen Staats­an­wäl­te wegen Straf­ver­ei­te­lung an.
  • Sep­tem­ber 2018: Die Bür­ger­initia­ti­ve »Ein Pro­zent« macht den »Fall Mar­cus H.« mit einem Doku­men­ta­ti­ons­film öffent­lich. Bis heu­te wur­de das Video 135.000 Mal gesehen.

 

  • Sep­tem­ber 2018: Mar­cus‘ ers­ter Todes­tag. Die AfD gedenkt am Tat­ort. Der Trau­er­kranz wird wenig spä­ter von Unbe­kann­ten geschändet.
  • Dezem­ber 2018: Die Staats­an­walt­schaft Mag­de­burg erhebt Ankla­ge gegen den mut­maß­li­chen Täter, Sab­ri H. Das Ver­fah­ren ist auf 18. Juni 2019 angesetzt.
  • März 2019: »Ein Pro­zent« orga­ni­siert eine Spen­den­kam­pa­gne, um Kars­ten Hem­pel wenigs­tens bei den Anwalts­kos­ten (bis dort­hin 5.336 Euro) zu ent­las­ten. Das Vor­ha­ben gelingt.
  • Mai 2019: Die Ver­hand­lung wird ver­scho­ben. Neue Ter­mi­ne sind für Ende Sep­tem­ber und Anfang Okto­ber 2019 geplant.
  • Mai 2019: Die eben fest­ge­leg­ten Ter­mi­ne im Herbst 2019 wer­den erneut abge­sagt – angeb­lich wegen vor­dring­li­cher Haftsachen.
  • August 2019: Wenig Neu­es in der Sache, aller­dings will der Ver­tei­di­ger des mut­maß­li­chen Täters das im Inter­net kur­sie­ren­de Video von der Tat (u.a. bei „Ein Pro­zent“) sper­ren las­sen. Die Staats­an­walt­schaft lehnt jedoch ab.
  • Sep­tem­ber 2019: Mar­cus‘ zwei­ter Todes­tag, erneut ver­an­stal­tet die AfD einen Trau­er­marsch in Wittenberg.
  • Novem­ber 2019: Nach dem Wil­len des Land­ge­richts soll der Pro­zeß nun end­gül­tig im Febru­ar 2020 beginnen.

Es wur­de im Fall Mar­cus H. bereits viel erreicht, doch ist der Weg bis zum Ziel noch lang. Des­we­gen bit­tet »Ein Pro­zent« noch ein­mal um Ihre Mit­hil­fe: »Wer Kars­ten unter­stüt­zen möch­te, spen­det einen Betrag und trägt damit aktiv bei, daß der Vater wei­ter­ma­chen kann«.

Ein Pro­zent e.V.
IBAN: DE75 8505 0100 0232 0465 22
BIC: WELADED1GRL
Ver­wen­dungs­zweck: Fall Mar­cus H.

– – –

Von Sach­sen-Anhalt zurück ins kochen­de Thü­rin­gen und von dort aus nach Ruß­land: Der seit sei­ner her­ben Nie­der­la­ge im emp­find­li­chen Ego gekränk­te Ex-Minis­ter­prä­si­dent der LINKEN Bodo Rame­low, weiß die Opfer-Kar­te per­fekt zu spielen.

Wäh­rend er sich selbst und sei­ne Fami­lie als Ver­folg­te sti­li­sier­te, weil man ihm sei­nen mitt­ler­wei­le gelösch­ten, Sta­lin ver­herr­li­chen­den Tweet vor­hielt, muß­te die Fami­lie Tho­mas Kem­me­richs wegen übels­ter Anfein­dun­gen und »Demons­tra­tio­nen« vor ihrem Haus unter Poli­zei­schutz gestellt werden.

Fer­ner schwingt Rame­low seit dem 5. Febru­ar gekonnt die Moral­keu­le und weiß an jeder kleb­ri­gen Stel­le, das KZ Buchen­wald ins Spiel zu brin­gen, um sich ins best­mög­li­che, anti­fa­schis­ti­sche Licht zu rücken: die LINKE als Ver­tei­di­ger der Mensch­lich­keit. Bizarr, ins­be­son­de­re vor dem Hin­ter­grund, daß Rame­low sich wei­gert, die DDR als »Unrechts­staat« zu beti­teln und Gefal­len an Genos­se Sta­lin (sie­he der gelösch­te Tweet) findet.

Was er mit die­ser unbe­irr­ba­ren Hal­tung jedoch mus­ter­gül­tig demons­triert, ist das stoi­sche Selbst­be­wußt­sein der Lin­ken, von dem sich etli­che in der Rech­ten eine Schei­be abschnei­den kön­nen und das Sezes­si­on-Redak­teur Bene­dikt Kai­ser (hier) tref­fend subsumierte:

Von Lin­ken ler­nen, Nr. 200.
+ Nie geg­ne­ri­sche Deu­tun­gen übernehmen,
+ nie auf Zuruf distanzieren,
+ nie von außen spal­ten lassen,
+ nie sich fügen/beugen, wenn ande­re dies erwarten.
#Rame­low zeigt zudem auf: Die­se Leu­te haben der Rech­ten nichts, aber auch gar nichts zu sagen.

Den letz­ten Satz von Kai­ser zu Her­zen neh­men heißt, jeg­li­chen Holo­caust-Quer­ver­weis und jeg­li­che NSDAP-Par­al­le­li­tä­ten­fin­dung abtrop­fen las­sen – die­ses Spiel gar nicht erst mit­spie­len. Und vor allem nicht ver­su­chen, die NSDAP flugs zu Lin­ken zu erklä­ren, um mit frag­li­cher Gehirn­akro­ba­tik das Tota­li­tä­re allein bei der Lin­ken zu verorten.

Anstatt des­sen gilt es, zum ent­schie­de­nen Gegen­an­griff zu bla­sen und die Lin­ke mit ihren eige­nen Lei­chen im Kel­ler offen­siv zu kon­fron­tie­ren; ihr dabei den Tot­schlä­ger »Sho­ah« aus der Hand rei­ßend und ihre Kapi­tal­ver­bre­chen an der »Mensch­heit« zurück ins Gesicht schleudernd.

Eines die­ser Kapi­tal­ver­bre­chen ist ohne Fra­ge das »Archi­pel Gulag«, deren Greu­el das fran­zö­si­sche Fern­se­hen 2017 eine drei­tei­li­ge Doku­men­ta­ti­on wid­me­te, wovon der ers­te Teil »Die Anfän­ge 1917–1933« beleuch­tet und bis zum 11. April auf dem You­Tube-Kanal von ARTE ver­füg­bar ist:

In die­sem Sin­ne obliegt das Ende der Netz­fund­stü­cke dies­mal dem Nobel­preis­trä­ger für Lite­ra­tur Alex­an­der Iss­a­je­witsch Sol­sche­ni­zyn, der sein bedrü­cken­des Werk Archi­pel Gulag mit fol­gen­den Wor­ten eröffnete:

All jenen gewid­met, die nicht genug Leben hat­ten, um dies zu erzäh­len. Sie mögen mir ver­zei­hen, daß ich nicht alles gese­hen, nicht an alles mich erin­nert, nicht alles erra­ten habe.

Möge Bodo Rame­low bei sei­ner nächs­ten ver­lo­ge­nen, mora­lin­sauren Äuße­rung dar­an denken!

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Kommentare (34)

Franz Bettinger

15. Februar 2020 23:15

Jonas Schick schreibt, leider ohne seine Empfehlung zu begründen, man solle gar "nicht versuchen, die NSDAP zu Linken zu erklären“. Ich frage, wieso nicht? Die Nazis waren nach eigenem Selbstverständnis und dem Partei-Namen nach (in dem es ein S und ein A gab) Linke. Auch hat Hitler bereits 1933 den 1. Mai zum Staats-Feiertag der Arbeiter erklärt. Das ist eine schwerlich zu bestreitende Tatsache. Zitate (z.B. von Goebbels) über die Nazis als Linke gibt es genug. Wieso soll diese Erwähnung bei Debatten taktisch schlecht sein? - Natürlich verstehe ich, dass die Begriffe Links (=Gleichmacherei) und Rechts (=Unterschiede sehen und anerkennen und eigenes Eigentum wie Eigenschaften fördern) holzschnittartig sind und in einer philosophischen Diskussion wenig zielführend. Und doch sind solche Kurz-Definitionen wichtig. Nur sie erreichen in ihrer Klarheit und Kürze das Volk. Man kann doch recht viel Verwirrung (und fuchtelnde Defensiv-Gefechte) beim politischen Gegner auslösen, wenn man die Nazis als Linke bezeichnet. Wieso sollte man den Linken diese Zahnschmerzen schenken?

Maiordomus

16. Februar 2020 06:28

Verstaatlichung des Menschen, Gleichschaltung bis Zerstörung kommunaler Strukturen, zum Beispiel mit dem Ersatz verwurzelter Milizbürgermeister durch Parteigenossen, die faktische Zerschlagung föderalistischer Strukturen, in der Medizinpolitik in Richtung "sexuelle Aufklärung", Kampf der Reichshebamme Conti gegen "Vorurteile", Abtreibung betreffend, die Neigung zur Gleichmacherei, natürlich innerhalb einer hierarchisch geordneten Gruppe, und ja, im Grunde sogar der Militarismus auf der Basis der französischrevolutionären levée en masse, eine Gesellschaftspolitik teilweise gegen die christlichen Traditionen usw. waren nun mal besonders widerwärtige geistesgeschichtlich l i n k e Elemente im NS. Es muss aber daran erinnert werden, dass AH sich am 13. Juli 1934 klar und krass vom Nationalbolschewismus distanzierte, was meinen verstorbenen Freund F.K. veranlasste, dem Nationalsozialismus 1934 Ade zu sagen und Kommunist zu werden. Ihn hatte das "Heidnische", von Reinhold Schneider offen als "antichristlich" Denunzierte am NS fasziniert.

So wie der antichristliche Parteigenosse Leers sich dann von Ägypten aus mit Lagerwechsel problemlos mit gleicher aggressiver Kraft seinem bisherigen Feindbild widmen konnte, ob kommunistisch oder islamisch, spielte da kaum eine Rolle. Auf jeden Fall kollektivistisch, innerhalb des nationalen Rahmens gleichmacherisch.

Aus diesem Grunde betonte Wilhelm Röpke, der mir freilich als Anwalt politischer Vernunft näher steht als jeder von Sezession empfohlene rechte Klassiker, betonte in seinem Aufruf an die niedersächsische Landbevölkerung 1931 fast nur die linken Elemente des Nationalsozialismus. Das bleibt zu bedenken, auch wenn man es hier nicht gern hört.

"Abendland" war noch in den Fünfzigerjahren eine Losung für solche, die zugleich Christen, Demokraten und Antitotalitäre sein wollten, so wie an den Universitäten zum Beispiel in Berlin um 1950 ein heftiger Geisteskampf tobte zwischen Antitotalitären, z.B. mit dem aus der Schweiz berufenen Historiker Walther Hofer als Leitfigur, und Antifaschisten, bei denen die kommunistische Faschismustheorie Glaubensbekenntnis war. So weit sich zum Beispiel die CDU heute dieser Richtung anschliesst, wäre dies ihre (bundesweite) Restauration als Blockpartei.

Aber natürlich soll man vor der Ramelow-Linie nicht kapitulieren. Es muss auch klar gemacht werden, dass nicht nur der Rückbezug auf Stalin und Lenin, sondern schon jedes Che-Guevara T-Shirt die semiotische Aussage mitenthält: "Politische Gegner sind zu erschiessen."

Für das sogenannte rechte Lager wäre vor allem Besonnenheit angesagt. Wenn die anderen schon nachweislich die Nerven verloren haben, warum sollte dies einem dann selber ebenfalls passieren? Muss man, bloss als Gegenzeichen zur gewalttätigen Antifa, die Migrantengewalt mit Opferritualen zelebrieren? Oder genügt es dafür zu sorgen, dass dieselbe überhaupt zur Kenntnis genommen wird?

Beim historischen Appell an das Abendländische in Verbindung mit dem Katholischen muss man sich klar machen, dass der erste Schritt in diese Richtung schon im 3. Reich erfolgte, als im Zusammenhang mit der Ostfront die alte deutsche Frakturschrift mit einer Schrift ersetzt wurde, die besser zur Verteidigung des Abendlandes gegen östliche Barbarei passte. Ausserdem wurde mit Rücksicht auf die Kirchen das Euthanasieprogramm weitgehend abgebrochen. Im Hinblick auf das Katholische muss aber klar sein, dass dasselbe sich schon nun rund 50 Jahre in einem Prozess gesteigerter Implosion befindet. Darauf kann man immer weniger setzen. Für das bei der politischen Rechten ebenfalls wie bei der Linken, wegen innerer kollektivistischer Verwandtschaft, nun mal schlummernde Aggressionspotential scheint mir das Verschwinden eines religiös bedingten Hemmungsfaktors nicht ungefährlich zu sein. War und ist doch in einer weltanschaulich christlichen Orientierung in der Regel eine Neigung zur antitotalitären Domestizierung vorhanden, sofern der Totalitarismus vom Staate ausgeht.

Soeben studierte ich wieder mal die Liste der Toten vom 30. Juni 1934. Darunter gab es nicht wenige unverdünnte Extremisten, auch Nationalbolschewisten, die trotzdem als Opfer anständig zu würdigen sind. So weit damals politisch Zurechnungsfähige und Verantwortungsfähige (oft aus der sogenannten Reaktion) ebenfalls ermordet wurden, handelte es sich fast durchwegs um konservative Christen sowohl katholischer als auch evangelischer Konfession.

quarz

16. Februar 2020 09:57

@Dirsch bzgl. Gouguenheim

"Das [=das Narrativ zerstören, dass wir eigentlich von der islamischen Kultur herrühren] wollte der Autor nicht."

Doch, schon. Aber zu Recht. Dieses Narrativ operiert nämlich bereits auf akademischer Ebene mit geradezu grotesken propagandistischen Verzerrungen und sobald es in die Hände von Vermarktern der zweiten Reihe gerät mit plumpen Falschaussagen.

Als pars pro toto möge zur Illustration die Ausstellung "1001 Erfindungen der islamischen Welt" dienen, die mit ehrfürchtiger Begleitberichterstattung der islamophilen Mainstreammedien durch die Museen der westlichen Welt tingelte. Da wird z.B. die flugtechnische Pionierleistung der Brüder Wright mit dem Hinweis auf einen Araber beeinsprucht, von dem (einzig erhaltene zeitgenössische Quelle) in einem Gedicht behauptet wird, er habe sich Vogelfedern angeklebt und sei von einem Haus gesprungen. Man ist versucht, hier mit Ikarus zu kontern.

Caroline Sommerfeld

16. Februar 2020 12:15

Klonovsky nimmt mir ab, was ich mich gerade anschicken wollte selber zu recherchieren, um folgende Blitzwarnung durch einen tragfähigen Kontext zu entschleunigen:

"Und vor allem nicht versuchen, die NSDAP flugs zu Linken zu erklären, um mit fraglicher Gehirnakrobatik das Totalitäre allein bei der Linken zu verorten."

Genauso flugs und interessegeleitet, wie man die NSDAP der Linken zurechnen kann (wie es z.B. Erika Steinbach auf Twitter vor kurzem tat), kann man nämlich diese Zuordnung allein deshalb diskreditieren, weil eben manche Leute zu schnell damit bei der Hand sind und irgendwas wegerklären wollen, was ihnen nicht in den eigenen rechten Kram paßt.
Historische Analyse dieses einigermaßen komplexen Zuordnungsproblems schaut in etwas geduldigeren groben Zügen so aus:

"Die Diskussion darüber, ob die Nationalsozialisten eher links oder eher rechts einzuordnen seien, wird ja seit Längerem geführt, und zumindest diese Tatsache müsste sogar einer ARD-Journalistin mit Politologie-Studium bekannt sein. Über ein geschlossenes rechtes Weltbild verfügten 1933 z.B. weder Hermann Göring, noch Joseph Goebbels, noch Albert Speer, und erst recht nicht Gregor Strasser. Aber wenigstens A. Hitler?

"Hitler ist keineswegs so leicht als extrem rechts im politischen Spektrum einzuordnen, wie viele Leute es heute zu tun gewohnt sind", notierte Sebastian Haffner in seinen berühmten Anmerkungen zu ebenjenem (München 1977). "Er war natürlich kein Demokrat, aber er war ein Populist: ein Mann, der seine Macht auf Massen stützte, nicht auf Eliten; in gewissem Sinne ein zu absoluter Macht gelangter Volkstribun. Sein wichtigstes Herrschaftsmittel war Demagogie, und sein Herrschaftsinstrument war keine gegliederte Hierarchie, sondern ein chaotisches Bündel unkoordinierter, nur durch seine Person an der Spitze zusammengehaltener Massenorganisationen. Alles eher ‚linke‘ als ‚rechte‘ Züge."

Haffner wies zudem darauf hin, dass die einzige ernsthafte Opposition gegen Hitler "rechts" von ihm stand und aus den konservativen Funktionseliten stammte ("ernsthaft" meint hier: aus Regimeperspektive oberhalb der Ebene eines Polizeiproblems angesiedelt). Sie gipfelte, wie jeder weiß, im Attentat des 20. Juli 1944, nach welchem der Führer sein Bedauern darüber kundtat, dass er zwar mit den Kommunisten aufgeräumt, aber das reaktionäre Adels- und Offizierspack vergessen habe, "dieses Gesindel, das sich aus der einstigen Zeit herübergerettet hat"*, während Stalin das Problem mit seinen Säuberungen angemessen gelöst habe. "Wir haben den Klassenkampf von links liquidiert, aber leider haben wir vergessen, den Klassenkampf von rechts zur Strecke zu bringen", sagte Hitler nach dem Bericht seiner Sekretärin Christa Schroeder (zit. nach Kershaw, "Hitler", Bd. II, S. 903). Auf einer Tagung der Reichs- und Gauleiter am 24. Februar 1945 bezeichnete er es als "unsere große Unterlassungssünde", nicht auch den "Schlag gegen rechts" geführt zu haben."
(Klonovsky, acta diurna, heutiger Sonntag, 16.2., recht weit unten im langen Eintrag)

zeitschnur

16. Februar 2020 14:31

@ Caroline Sommerfeld

Guter Beitrag!
Allerdings: Sie zitieren Haffner mit diesem Satz:

"Er war natürlich kein Demokrat, aber er war ein Populist: ein Mann, der seine Macht auf Massen stützte, nicht auf Eliten; in gewissem Sinne ein zu absoluter Macht gelangter Volkstribun. Sein wichtigstes Herrschaftsmittel war Demagogie, und sein Herrschaftsinstrument war keine gegliederte Hierarchie, sondern ein chaotisches Bündel unkoordinierter, nur durch seine Person an der Spitze zusammengehaltener Massenorganisationen. Alles eher ‚linke‘ als ‚rechte‘ Züge."

Ja, das sagt man so gerne so, so, wie man uns erzählen will, dass Greta Thunberg populistisch die breiten massen ansprechen konnte.
Ich glaube das weder bei Greta noch bei Adolf: so etwas ist realitätsfremd. Noch dazu, wenn dann ein geradezu kometenhafter Aufstieg erfolgt, und der Aufstieg Hitlers seit Beginn der zwanziger WAR kometenhaft.
Nichts an den beiden gleichermaßen verkniffenen Sonderlingsgestalten ist irgendwie geeignet dafür, das Herz der Massen einfach mal so zu erobern.
Beide bedürfen sehr wohl, bevor sie sich auch auf Massen stützen können, erst einmal die Starthilfe der Eliten. Dafür gibt es in beiden Fällen auch viele Hinweise.

Ansonsten gebe ich Ihnen vollkommen recht damit, dass der NS nicht "rechts" war. Allerdings auch nicht "links". das Zitat belegt ja mit Hitlers Worten, dass er in beide Richtungen schoss.
Ich kann nur immer wieder meine These wiederholen, dass der NS eine Collagentechnik mit fluider Konsistenz war, was ihn tragischerweise dann wohl bis in alle Ewigkeit zu einer passenden Projektionsfläche für alles und jeden macht, der nur will und politischen Bedarf für was auch immer hat.

heinrichbrueck

16. Februar 2020 15:53

@ Maiordomus
Der Logikfehler der Demokraten. Die Demokratie hat aus der Politik zwar keine Massenware gemacht, aber ihre Täuschung funktioniert auch so, denn was sie vortäuscht, allen guten Demokraten ein Mitspracherecht einzuräumen, oder ganz verwegen, ein Mitbestimmungsrecht in der politischen Landesführung, hat das Niveau ins Private verschoben. Das Private wurde sich selbst überlassen, der Staat durch international ausgerichtete NGOs aufgelöst; und die Demokratie als fremdbestimmte Veruntreuung, von den Herrschenden gewährt, fälschlicherweise mit Freiheit verwechselt. Das Problem als Teil der Lösung anzupreisen, ein Denken innerhalb demokratischer Strukturen, nicht über diesen Strukturen, als Therapieform noch unverständlich; läge sie doch auch in politischen Händen. Angenommen, die Linken würden herrschen; dann wäre die gegnerische Argumentation antilinks. Herrschen andere Strukturen, ist der Fehler Absicht, wird der Rahmen des Bildes vorgegeben, kann jede Verschiebung sofort gesehen werden. Werden Gegner erschossen, können die herrschenden Strukturen Geheimdienste einsetzen und den manipulierten Wähler auch weiterhin in die gewünschte Richtung treiben.
Wasch mir den Pelz, aber mach mich nicht naß; oder demokratisch: Rette sich, wer kann! Die letzten Abendlandretter sind mit dem Rollator unterwegs, eine tote Schieflage. Der gegenwärtige Zustand, ohne Abendland nicht denkbar, mit dem Einmaleins des Abendlandes nicht zu retten. Die Herrschenden operieren nicht in der Grundschule (Einmaleins gegen Höhere Mathematik funktioniert nicht). Die Einmaleinsschüler wollen natürlich die Guten sein, aber politisch unangreifbar sind sie nicht.
Die NSDAP der Linken zuzurechnen, wie Steinbach in einem Internetrülpser getan, dürfte sich die Frage anschließen: Gab es Juden in der NSDAP?

RMH

16. Februar 2020 17:05

Es ist mir aktuell ziemlich egal, ob die historischen Nazis jetzt eher links oder rechts waren (die Richtung geht meiner Meinung nach eher nach links, aber sie haben eben viele Quellen verwendet). Nicht egal ist es hingegen, wie andauernd Schindluder mit dem Begriff im Bereich der politischen Auseinandersetzung getrieben wird.

Hadmut Danisch hat hier gut die Sache einmal zusammengetragen (der Vollständigkeit halber sollte man einmal auf den im Artikel von ihm gesetzten link zu seinem Ausgangsartikel einmal folgen):

https://www.danisch.de/blog/2020/02/10/fake-news-und-deren-verbreitung-unter-dem-makroskop/

Richtig finde ich auch, dass der notorische KEWIL von PI zum Widerstand gegen diese Hexenjagd aufruft:

http://www.pi-news.net/2020/02/afd-steht-schlechter-da-als-sie-selber-glaubt/

Ulrike

16. Februar 2020 17:11

Im Zusammenhang mit dem Todesfall Marcus Hempel in Wittenberg: Am 29. September 2019, dem 2.Todestag von Marcus, hielt sein Vater Karsten Hempel eine bewegende Rede, welche sich auch an die Angehörigen anderer Opfer wendet.

https://www.youtube.com/watch?v=grpCC0HFEPg

In seiner 20 minütigen Rede spricht Karsten Hempel über die Chronologie der Lügen und über die Doppelmoral grüner Politiker:
"Deutschland setzt sich weltweit für die Einhaltung der Menschenrechte ein. Wann fangen Deutschland und seine Politiker an, sich für die Rechte der eigenen Bevölkerung einzusetzen bzw. diese zu achten? Bezeichnend dafür ist ein Tweed des Landtagsabgeordneten Sebastian Striegel, Bündnis 90/Die Grünen. Dieser schrieb am 18. März 2015 auf Twitter "Zuwanderung bis zum Volkstod"... Sie, Herr Striegel, haben dann wahrscheinlich jedesmal Glücksgefühle, wenn Sie von einem weiteren Opfer in der heimischen Bevölkerung durch ihre geliebten Zuwanderer erfahren. So wie Sie vielleicht auch gefeiert haben, als Sie vom Tod meines Sohnes erfahren haben."
(im Video ab 14:00 min)

Er beschreibt eindringlich den politischen Skandal, gegen den er mit Hilfe der sachsen-anhaltinischen AfD ankämpft:
"Wenn heute im Landtag von Sachsen-Anhalt Politiker sitzen wie die Justizministerin Keding, die sich schützend vor lügende Oberstaatsanwälte stellt oder wie Herr Striegel, der Zuwanderung bis zum Volkstod möchte, dann brauche ich mich als Vater eines Opfers natürlich nicht wundern, daß der Prozeß in meinem Fall verschleppt wird mit dem Ziel, den Zuwanderer mit einer milden Strafe davonkommen zu lassen."
(im Video ab 16:45 min)

Zum Schluß wendet sich Karsten Hempel auch an die Angehörigen anderer Opfer:
"Ich möchte hier noch die Angehörigen der vielen Opfer in ganz Deutschland ansprechen und bitte Sie: Lassen Sie uns gemeinsam an die Öffentlichkeit gehen um den Opfern eine Stimme zu geben!"
(im Video ab 19:18 min)

Maiordomus

16. Februar 2020 17:54

@Sommerfeld. Je länger ich Ihre Kommentare zur Kenntnis nehme, nicht nur wegen überdurchschnittlicher Übereinstimmung in der Einschätzung, eher wegen der methodischen Qualität des Argumentierens: Sie scheinen mir näher bei einer Philosophin zu sein als dass man Sie als Vordenkerin eines politischen Lagers charakterisieren sollte.

Nicht zuletzt, weil für Sie, im Gegensatz zu den eingestandenen Grundsätzen sowohl des Marxismus als auch des Feminismus, eine um der Solidarität willen erklärt parteiliche Betrachtung der Dinge als erkenntnistheoretischer Ausgangspunkt nicht in Betracht fällt. Sofern dies allenfalls eine Folge von vernünftigen Debatten mit Ihrem Ehemann wäre, möchte ich Sie als Ehepaar dafür beglückwünschen. Sie tun freilich recht, dass Sie Ihre Streitgespräche mit dem selben nicht mehr öffentlich machen.

Laurenz

16. Februar 2020 18:54

@Caroline Sommerfeld ..... Hitler war, aufgrund seiner Wiener Erfahrungen (nach 1907/08), einer, der die Kirchen gekauft hat. Das ist sein zentrales politisches Tun und der wesentliche Kern seines Erfolges.
Wenn man so will, waren es die Erfahrungen anderer rechter "Populisten", die keine gemeinsame Sache mit kirchlichen NGOs machten, und die deswegen nie über die 25% hinaus kamen.
Heute ist es das Alt-Parteien-Establishment, daß sich dieses elementare nationalsozialistische Mittel zu eigen gemacht hat, obwohl im deutschen Grundgesetz ganz was anderes steht. Offiziell sind noch ca. 56% der Deutschen Kirchen-Mitglieder mit stark fallender Tendenz. Über 70% der Relotius-Leser sprechen sich für eine strikte Trennung zwischen Kirchen und Staat aus.
Wenn die Neue Rechte also Neues erschaffen und anbieten will, sollte sie solch ein totgeborenes Retro-Spektakel überdenken.

sokrates399

16. Februar 2020 19:14

Es ist sogar sehr wichtig, die „Nazis“ als „Linke“ zu beschreiben, wobei die Richtungen mit aller Vorsicht zu verwenden, gleichsam stets in Anführungszeichen zu setzen sind. Die „Nazis“ sind die konsequentesten Denker und Vollzieher der Idee der „Moderne“, sie sind im eigentlichen Sinne “revolutionär“, da sie am radikalsten die wirtschaftlichen, technologischen und industriellen Fortschritte der Moderne übernehmen wollten; für sie ist jeder technische Fortschritt ein Abschnitt in der Vervollkommnung der Sklaverei. Viele „reaktionäre“ Denker rechnen den Nationalsozialismus zur „Linken“, so Jean Raspail: „Die Linke ist ein düsterer Brand, der verzehrt und zerstört. Die Rechte ist eine fröhlich tanzende Flamme, ein flackerndes Irrlicht in einem dunklen, ausgebrannten Wald.“ (Heerlager S. 295) Also ist jene die zerstörerischste Kraft, die sich gegen jedwede Zivilisation richtet. Für „rechte“ Denker, die das Gedankengut eines wirklichen Humanismus bewahren wollen, ist das Beharren auf einer solchen Position auch deshalb wichtig, um eine klare Trennungslinie zu dieser modernistischen Barbarei, die Kommunismus und Nazismus eint, zu ziehen. An Heidegger, der bewußt solche leeren Termini vermeidet, ist zu erinnern: Seine Diagnose lautet: Die Neuzeit tritt ins Stadium der härtesten Konfrontation der konkurrierenden Weltbemächtigungskonzepte, Amerikanismus, Kommunismus, Nationalsozialismus. Die jeweiligen Grundstellungen werden scharf abgesetzt und entschlossen verteidigt, aber alles geschieht auf dem gemeinsamen Boden der technisch verzauberten Neuzeit (zitiert nach Safranski). „Für diesen Kampf ... setzt der Mensch die uneingeschränkte Gewalt der Berechnung, der Planung und der Züchtung aller Dinge ins Spiel“ (Zeit des Weltbildes).
Im übrigen sei für konkrete Detailfragen nochmals auf den ausgezeichneten heutigen Artikel von Michael Klonovsky hingewiesen.

H. M. Richter

16. Februar 2020 19:51

"Sie gipfelte, wie jeder weiß, im Attentat des 20. Juli 1944, nach welchem der Führer sein Bedauern darüber kundtat, dass er zwar mit den Kommunisten aufgeräumt, aber das reaktionäre Adels- und Offizierspack vergessen habe, "dieses Gesindel, das sich aus der einstigen Zeit herübergerettet hat"*, während Stalin das Problem mit seinen Säuberungen angemessen gelöst habe." [Sommerfeld (s.o.) Klonovsky zitierend]
_____________________________________________

Man soll es bekanntlich mir dem Konstatieren politischer Parallelen nicht übertreiben und so ist es vielleicht weniger interessant, daß die Bezeichnung 'Gesindel' sowohl einst von Hitler als nun auch von Merz für den politischen Gegner verwendet wird.

Bemerkenswert scheint mir jedoch, daß es - sieht man einmal von Franz Josef Strauß ab, der gerne vom 'roten Gesindel' zu sprechen pflegte - nach so langer Pause nunmehr erneut mit Blick nach Rechts(!) geschieht und somit Ausdruck der neu eingeläuteten Eskalationsstufe ist.

Franz Bettinger

16. Februar 2020 21:20

Die Nazis links? Selbstverständlich ja! S. Haffner bemerkte in seinen „Anmerkungen zu Hitler“ - und wie M. Klonovsky in seiner acta diurna vom 15.2.20 wesentlich ausführlicher belegt als ich hier - dass die einzige ernsthafte Opposition gegen die linke NSDAP rechts stand. Zu dieser Opposition gehörten auch die Reichswehr (später Wehrmacht). Vor Reichs- und Gauleitern bezeichnete Hitler es später als große Unterlassungssünde, 1933 nicht auch den "Schlag gegen Rechts" geführt zu haben. - Und Reinhard Leube schrieb in seinen drei lesenswerten Büchern über die Ära 1900-38 im zweiten Band „Atemberaubend“, der die Zeit 1933-1937 abdeckt, auf Seite 92: "Für die Nazis steht der Feind rechts. Die wirklich Konservativen hörten das nicht mal ungern. Denn für die Rechten stand der neumodische braune Kollektivismus weit links.“ - Und über den Zustand Deutschlands 1934 (auf den wir unter Maas+Merkel erneut zusteuern) heißt es: „Ein bis ins Letzte durchorganisiertes Terror-System kann man nicht von unten sabotieren. Es bleibt das lähmende Bewusstsein völliger Machtlosigkeit und die trostlose Gewissheit, dass es aussichtslos, ja selbstmörderisch ist, gegen den Strom zu schwimmen.“

Ich weiß auch nach @C. Sommerfelds Einlassung nicht, weshalb man den heutigen Linken nicht „ihre Nazis“ aufs Brot schmieren sollte. Klar ist das ein grober Keil, aber wir haben es mit groben Klötzen zu tun. Die Gobiane merken fein Geschnitztes nicht. Also muss es grob gehen, denke ich.

Laurenz

16. Februar 2020 21:54

@sokrates399 & andere

Alles gut und schön. Solange wir das Bürgerliche nicht verlassen, und endlich eine Stigmatisierungs- & Diffamierungs-Kultur entwickeln, wird das nichts. Das ganze exaltierte Denken hier auf SiN taugt nichts für den öffentlichen Diskurs.

Daß Christian Lindner oder seine Referenten SiN lesen, und GKs Dialektik übernehmen, ist sicherlich ein Erfolg, auch wenn Lindner trotzdem ausgrenzt, weil tatsächliche Angst Ihn beschleicht. Aber mal Hand auf's Herz, wer von den paar Mio. Phoenix-Konsumenten hatte das tatsächlich verstanden?
Wir brauchen eindeutige, kurze und gut ausgearbeitete zentrale Botschaften. Selbst GKs Artikel, die meist extrem kurz & bündig sind, (schafft sonst keiner), sind für politische Massen-Agitation zu lang.

Weg mit Merkel's DDR-Faschisten, es lebe die Freiheit!

Ratwolf

16. Februar 2020 22:07

Vielen Dank für die Übersicht, Vertiefung und Erinnerung an diese Ereignisse.

Maiordomus

16. Februar 2020 22:58

@heinrichbrueck. Damit Sie mich richtig verstehen: Demokratie braucht Skepsis. Ich würde nie formulieren: "Ich glaube an die Demokratie." Die Ebene des Glaubens ist eine andere. Noch was: wenn ich in Deutschland das Wort "radikaldemokratisch" höre, entsichere ich zwar nicht gerade den Revolver; aber ich mache mir bewusst, dass "Feinde" ausgeschlossen werden sollen, dass selbstverständlich nur die eigene Richtung als "demokratisch" anerkannt ist, ja nicht etwa die Opposition; oder dann halt nur die Opposition. Von dieser Auffassung von Demokratie halte ich gar nichts, da könnte ich Sie beruhigen. So wie ich von Toleranz nichts halten würde, die immer dann endet, wo die wahren Meinungsverschiedenheiten beginnen. Ein solcher betrügerischer Toleranzbegriff ist heute aber weit verbreitet.

Solution

16. Februar 2020 23:22

Ich empfehle die Lektüre des Buches "Parteigenosse Schmiedecke", von Alfred Karrasch, um die Frage zu entscheiden, ob die NSDAP links oder rechts war. Sie hat nämlich von beidem etwas gehabt. Für Goebbels war dieses Buch der Ersatz für "Hans Westmar", weil dessen Verfasser durch seine problematische Persönlichkeit in Ungnade gefallen war.

Letzlich ging es jedoch um die Rasse. Die NSDAP wollte die Rasse zum zentralen Punkt der Ideologie machen. Wäre der Krieg nicht gekommen, hätte man versucht, irgendwie die Rasse als Ersatzreligion zu installieren.

Der lächerliche Versuch, die NSDAP zu einer ausschließlich linken Bewegung zu machen, ist ein untauglicher Versuch, sich von einem so empfundenen Makel zu befreien.

Maiordomus

17. Februar 2020 09:12

@Solution. "Sie (die NSDAP) hat von beidem etwas gehabt." Das ist wohl richtig, und für den politologisch Gebildeten sind die Programmpunkte des Nationalsozialismus, vom fundamentalen Antisemitismus als Menschheitsfeindideologie, eigentlich eher eine uninteressante opportunistische Mischung, die man im Gegensatz zum Marxismus nicht als konsistentes "Gedankengut" bezeichnen kann. In dem würde ich Sozialen Wohnungsbau, Tierschutz, Sexuelle Aufklärung (ist inhaltlich immer von der herrschenden Ideologie, Sport abhängig), Sport und dergleichen nur dann als "Nazi" bezeichnen, wenn ich als einschlägiger Gegner eines dieser Programmpunkte "Demagogie" machen wollte, wobei immerhin noch vernünftige Demagogen wenigstens den Quatsch, den sie verzapfen, nicht selber glauben; letzteres übrigens ein Hinweis des politisch nicht unklugen Franz von Josef Strauss.

Vor Herrn Söder oder Herrn Merz hätte ich durchaus Achtung, wenn sie in einem Geheimprotokoll für die Geschichtsbücher bestätigen würden, dass sie 90% von dem, was sie über die AfD sagen, nie ernsthaft geglaubt haben, aber nun mal aus Überzeugung Schaden von der eigenen Partei abwenden wollten und überhaupt könne man ja nie wissen. So wie man ja vor 20 Jahren ja auch nicht gerade vermutet hätte, wie viele Restbestände des Stalinismus in Merkel, der Tochter eines überzeugten Kommunisten, noch vorhanden waren. Auch vor Merkel hätte damals von politisch wirklich Aufgeklärten gewarnt werden müssen.

In diesem Sinn sollten "Lügen" als "gut gemeint" deklariert werden, wiewohl der Ethiker Kant dies leider nun mal nicht hätte durchgehen lassen.

Ich bedaure indes, dass nun auch Höcke sich ähnlich wie Friedrich Merz als Politiker unprofessionell von massenpsychologischer Dynamik treiben lässt, was sicher keine Empfehlung für das Kanzleramt ist, auch wenn rein inhaltlich zwischen Merz und Höcke theoretisch sicher mehr Übereinstimmung besteht als zwischen Merz und Ramelow und sogar auch zwischen Merz und den Grünen. Auf der Grundlage des Subsidiaritätsprinzips. der weltanschaulichen Grundlage des Zentrums und der CDU, wozu sich Höcke am 14. Februar einmal mehr bekannte, liesse sich eine vernünftige Politik für Deutschland machen, wobei klar gesehen werden muss, dass Merz als Repräsentant des internationalen Grosskapitals jedoch immer ein Globalist bleiben wird. Eine Annäherung zwischen den Globalisten und der AfD wäre auf folgender Basis theoretisch möglich: beide Parteien anerkennen, dass a) der Globalismus bei massloser Anwendung Deutschland kaputt macht b) dass auch der Nationalismus bei massloser Anwendung Deutschland ebenfalls und erst recht kaputt macht, was immerhin historisch bewiesen scheint und glücklicherweise im Parteiprogramm der AfD objektiv nirgends gefordert wird. Beide Richtungen einigen sich auf eine gemeinsame Politik mit dem Ziel, Deutschland a) so wenig wie möglich kaputt zu machen und b) auf der Basis vernünftiger gemeinsamer Programmpunkte wieder auf Vordermann zu bringen.

Leider scheint für Deutschland ein solcher Kompromiss nicht möglich, weil nach Kant die Bedingung des Friedens, nämlich "das Vertrauen in die Denkungsart des Feindes" möglicherweise auf beiden Seiten nicht vorhanden ist. Kommt noch dazu, dass die Parteien ja gar nicht "an der Macht" sind; jedenfalls scheinen die gesellschaftlichen Strukturen in Medien, Hochschulen, Verlagswesen, Bildung allgemein, Kirchen, veröffentlichte Meinung usw. viel mehr Macht zu repräsentieren. Wie ich vor Wochenfrist schon ausführte, war beim Fernsehinterview zwischen dem gewählten Ministerpräsidenten Kemmerich und der Journalistin Slomka immer klar, dass letztere um Welten mehr reale Macht verkörperte. Wer dies nicht versteht, versteht weder Deutschland noch die durchaus schwierige Position des amerikanischen Präsidenten, dessen Wiederwahl entgegen eigener Überheblichkeit nicht gesichert ist. Zivilgesellschaftlich gesehen ist Trump in Amerika weniger an der Macht als es Merkel derzeit in Deutschland ist, das ist so klar wie irgendwas von der weltpolitischen Realität der Gegenwart. Immerhin wird die Erschütterung dieser Macht allmählich spürbar, nie so offensichtlich wie seit Thüringen. Aber Merz war gezwungen, "Gesindel" zu sagen, sofern er bei den herrschenden Machtverhältnissen im Ernst Bundeskanzler werden will. Wird er es auf diese Weise, wird man schwerlich behaupten können, er sei wirklich an der Macht.

Die Rede von Höcke vom 14. Februar offenbarte neben Klugheit, als er etwa, nach ca. 20 Minuten, endlich auf das geforderte Thema, die Kommunalpolitik zu sprechen kam. Hier sah man, dass er zu vernünftiger Politik fähig ist, bis hin zu den Bemerkungen des Vorgehens etwa in Sachen Windradpolitik und dergleichen, auch die unentbehrliche Bedeutung der Vertrauensbildung durch kluge Kommunalpolitik. In solchen Sachen zeigt sich politische Begabung, die stark auf praktische Vernunft angewiesen ist, übrigens auch opportunistische Kompromissfähigkeit, die es auf kommunaler Ebene nun mal ganz besonders braucht.

Beim Eintritt in den Saal war sich Höcke, aufgrund der vorhandenen durchaus begreiflichen Emotionen und der Begeisterung nach seinem Thüringer Coup nicht bewusst, dass und warum er in dieser kritischen Situation des Landes jeglichen Personenkult incl. begeisterten "Höck"-Rufen zurückweisen muss. Das kommt im Rest Deutschlands nun mal nicht so durch wie es durchkam, als in Erfurt gegenüber dem vor Jahrzehnten regierenden Bundeskanzler Brandt "Willy, Willy" gerufen wurde. Bei "Höcke"-Rufen wird nach aussen nun mal nur das "H" wahrgenommen. Also hätte er sich bewusst zurücknehmen, vielleicht sogar einen echt "alternativen" Polit-Ruf vorschlagen können. Es wäre wirklich kein Luxus, gerade für einen "Charismatiker", (das Charisma bleibt ja trotzdem!), vor der Personalisierung der Politik zu warnen, ev. sogar mit der Treue zu Merkel als abschreckendem Beispiel. Und Höcke darf sich auch bewusst sein, dass die Leute nie "Merz, Merz!" rufen werden, er sollte diesen Vorteil aber bewusst nicht ausspielen. Warum? Adenauer hätte es ihm sagen können: "Die Lage war noch nie so ernst wie heute."

Demagogisches Talent ist dazu da, von diesem den richtigen Gebrauch zu machen. Dies brachte leider nicht mal Franz Josef Strauss fertig. Da ich ab den Sechzigerjahren und bis zum Bundestagswahlkampf 1980 ihn in Deutschland mehrmals beobachtete, wusste ich auch, dass damals M i l l i o n e n Deutsche, besonders aber die 68er, für einen Faschisten hielten und dies auch sagten. Und selbst die Neue Zürcher Zeitung verleumdete ihn, um "gemässigt" zu bleiben, als Nationalisten. Dabei waren aber die Macht und die Dynamik und letztlich sogar die politische Genialität und Geschicktheit von Strauss so, dass es nie gelang, ihn wirklich fertig zu machen, ausser: seine Wahl zum Bundeskanzler wurde in der Tat mehrfach sogar als "Bedrohung des Weltfriedens" bezeichnet. Mit solchen Lügen und weil Strauss freilich auch gegenüber dem Spiegel mal als Minister Machtmissbrauch betrieben hatte, wurde er von denjenigen, die in Deutschland stärker an der Macht sind als die Parteien, als Bundeskanzler definitiv verhindert.

Höcke ist wohl mehrere Nummer kleiner als FJS und für Henrik M. Broder vermutlich einer der Gründe, die AfD in seinem neuesten Deutschlandspiegel als "Gurkentruppe" (wiewohl demokratisch) zu bezeichnen. Damit wird sein politisches Format natürlich unterschätzt, auch seine tatsächliche politische Begabung. Aber Höcke hätte es gerade bei seinem triumphalen Einzug in den Saal auffallen sollen, dass es dort viel zu viele Rentner gab, zu wenig Junge und vor allem glänzten diejenigen, die beruflich und gesellschaftlich etwas zu verlieren haben, wohl nicht zufällig stark durch Abwesenheit. Dies wäre ein Grund gewesen, auf die tatsächliche Bedrohung der Freiheit in Deutschland aufmerksam zu machen. Und ebenfalls glaube ich nicht, dass Höcke, bei berechtigtem Zurückweisen von Protestläuten der Kirchen (eine lächerliche Blamage, gegen Hitler hätten sie nie geläutet!), die Kirchenkritik auf die metapolitische Basis hätte verweisen müssen und sich gerade in dieser Situation der Polemik stärker enthalten. Diese Sache hätte er kürzer, am besten sogar mit Humor, in die Proportionen weisen müssen. Auch das religiöse Glaubensbekenntnis Höckes oder Unglaubensbekenntnis, war schon rein aufgrund der innerparteilichen Situation einigermassen delikat. Nicht dass er sich unglaubwürdig ausgedrückt hätte in dieser Sache, aber es ging schliesslich um die Eröffnung eines kommunalen Wahlkampfes. Höcke muss sich noch stärker bewusst machen, dass Säle ihre Eigendynamik entwickeln und dass es am Ende doch auf die Gesamtwirkung seines Auftritts auf die Lage in Deutschland ankommt.

KlausD.

17. Februar 2020 09:35

@Laurenz 16. Februar 2020 21:54
"DDR-Faschisten"

Stop, so wird das nichts. Sie, werter @Laurenz, mögen ja von allen möglichen Dingen Ahnung haben, von der DDR und der Denke (des größten Teils) der ehemaligen DDR-Bürger haben Sie jedenfalls keine.
Schon die von der Merkelpropaganda genutzte Formel DDR=Stasi ist falsch, dient sie doch lediglich dazu, eine wirkliche Wiedervereinigung zu verhindern.
Und nun gar Ihre Gleichsetzung DDR=Faschismus ist sowas von daneben … ich glaub´s nicht …
Die AfD holt zwar in Thüringen 25 Prozent (vor allem Protestwähler), aber warum, glauben Sie, holt Ramelow 40 Prozent?
Bedenken Sie bitte: Bei allem, was in der DDR passiert ist – für viele der ehemaligen DDR-Bürger hat der Begriff „DDR“ immer noch etwas mit Heimat zu tun ...

Laurenz

17. Februar 2020 11:55

@KlausD. ....

Immerhin habe ich es erreicht, Sie auf einfache Art zu triggern. Sie sehen, wie leicht das ist.

Allerdings, so muß ich Ihnen vorwerfen, keine Alternativen aufzuzeigen. Wo sind die?

Und desweiteren werfe ich Ihnen vor, emotional zu schreiben, was legitim ist, aber Sie haben nicht recherchiert. Ich zeige Ihnen direkt, wie wahr meine Aussage begründet ist.

Hier zwei Videos vom Wachwechsel (Wachregiment Josef Engels) in Ost-Berlin
https://youtu.be/ydeJt2dQxWg und noch besser hier https://youtu.be/EUiQgZ7f820

Und hier der Wachwechsel vor der Reichskanzlei durch die SS Leibstandarte https://youtu.be/8syLsmZJEK0

Jetzt können wir natürlich meinen, wir finden diese ehemals deutschen militärischen Eskapaden des Wachwechsels gut. Aber die Parallele sticht ins Auge, nicht?

Wenn wir jetzt den Sauhaufen des aktuellen Wach-Bataillons anschauen, können wir das auch grad lassen und den sinnlos verfeuerten Sold einsparen. https://youtu.be/Z_7M0kjHrJg

Und Sie meinen tatsächlich, man kann zwischen Stasi und Gestapo eminente Unterschiede feststellen?

Auch unsere Brüder und Schwestern aus den Neuen Ländern müssen sich über ihre/unsere Vergangenheit klar werden. Präsident Putin hingegen meint, den Russen ihre eigene Vergangenheit nicht zumuten zu können, vielleicht noch allemal besser als in den USA, wo man ein paar dreckige Kriminelle und Mordsbuben als historische Helden hoch stilisiert.

Also KlausD., wo sind Ihre 4-5 kurzen prägnanten Wahlkampf-Aussagen mit denen wir den politischen Gegner fertig machen, ins Nirwana schicken?

Maiordomus

17. Februar 2020 13:49

@Maiordomus. Zu NS und "links". D e r wirklich nicht banal beliebige Programmpunkt des nationalsozialistischen Programms war der absolut fanatische und unverzichtbare Antisemitismus mit der Identifizierung eines Menschheitsfeindes schlechthin. Der Rest war, noch gerade vom Thema Versailler Vertrag u. dergleichen abgesehen, in sehr vielen Punkten, etwa den oben aufgezählten Themen wie Sozialer Wohnungsbau, Sport, Tierschutz, sex. Aufklärung gemäss Weltanschauung, , Förderung der Technik, eigentlich auch Rüstung in Richtung altes Weltmachtnivau, weltanschaulich ziemlich wischi-waschi und manchmal natürlich durchaus fortschrittlich, was aus der Sicht eines Konservativen zwar kein Kompliment ist. Leider ist dieser Gedanke oben nicht klar genug durchgekommen. So weit zur Debatte des "Linken" oder "Rechten" beim NS, die politologisch absolut legitim ist, siehe den von einem Foristen klug zitierten Sebastian Haffner. Und natürlich war mal eine Äusserung von Jörg Haider über Dinge, die der NS nicht falsch gemacht hat, nichts als eine politologische Banalität. Hätten sie nicht einiges richtig gemacht, wäre der Erfolg nicht möglich gewesen. Die damalige Haider-Debatte ist sogar ein Lehrbuchbeispiel für das neurotische Niveau einer Debatte, die auch heute über weite Strecken irrational verläuft. Wer nicht sehen kann, was Hitler, Lenin, Stalin, Mao, Mussolini im rein politischen Zusammenhang im Gegensatz zu ihren Gegnern richtig gemacht haben, vor ihnen schon Napoleon, ist zu politischer Analyse schlicht unfähig und sollte sich mit etwas anderem befassen als mit Politik. Ich glaube, dass Nico Machiavelli diesen meinen letzten Satz unterschrieben hätte, wobei ich hinzufüge, dass keiner der oben genannten Berüchtigten verstanden hat, dass von den Ratschlägen Machiavellis ein homöopathischer Gebrauch gemacht werden sollte. Das wusste der Meister aus Florenz ganz genau., lässt sich aus seinem Gesamtwerk nachweisen. Alles andere führt zur Totalvergiftung des politischen Lebens und nebenbei natürlich in den lang- bis mittelfristigen Untergang.

RMH

17. Februar 2020 14:40

"Möge Bodo Ramelow bei seiner nächsten verlogenen, moralinsauren Äußerung daran denken!"

Und gleichzeitig, wenn er mal wieder was von angeblich den Staat ablehnenden AfD-lern labert, den eigenen, dicken Balken im Auge nicht übersehen:

https://www.faz.net/aktuell/politik/inland/wie-radikale-in-linkspartei-republik-aufmischen-wollen-16637345.html

Maiordomus

17. Februar 2020 15:02

PS. Der kritische Hauptteil der obigen Ausführungen, Höcke betreffend, auch Zurückhaltung bei "Höcke"-Rufen, beginnt leider erst im 4. Abschnitt und ist, in Eile geschrieben, sprachlich, nicht inhaltlich, flüchtig abgefasst. In Sachen Primat der Wahrhaftigkeit würde ich im Zusammenhang mit Kant nie "leider" schreiben. Das "leider" war gemeint im Sinne von: umso schlimmer für die Demagogen aller Lager!

Die Kritik ist im Sinne politischer Wahrhaftigkeit gemeint. Vgl. Ignazio Silone betr. interne Kritik im linken Widerstand der Dreissigerjahre: "Die entmutigendste Wahrheit ist immer noch ermutigender als die ermutigendste Lüge." Dies war das Motto von William S. Schlamms 1937 erschienener Totalabrechnung mit Stalin, zum angeblich ganz falschen Zeitpunkt.(W.S.S. war Renegat des Kommunismus) Das Buch wurde, im Geiste von Silone, ebenfalls eine Abrechnung mit Mussolini. Ausserdem für Schlamm, den jüdischen Exilanten in der Schweiz, noch eine solche mit Hitler, wobei Stalin aber nicht mal mehr als das "kleinere Übel" durchging! Erkenntnisse in dieser Richtung dämmerten zur damaligen Zeit in Katalonien auch bei George Orwell auf; sein Buch "Mein Katalonien" ist bis heute die vernichtendste Selbstkritik des linken Lagers im Spanischen Bürgerkrieg und müsste von Kubitschek eigentlich in den Katalog des unbedingt zu Lesenden aufgenommen werden! Dass damals in Spanien Demokratie und Rechtsstaat verteidigt worden wären, heute mehr oder weniger "Schulbuch"-Version, wird von Orwell in den Bereich der Don Quijotischen Illusionen verwiesen.

Das unvergleichlich prophetische Buch (nur gesunder Menschenverstand, keine "wissenschaftlichen" Prophezeiungen", trug den Titel "Diktatur der Lüge" und erschien in Zürichs "Europa-Verlag", einem in der Schweiz nicht wenig bedrängten Exil-Verlag. Schlamm wurde ab diesem Buch zu dem von Linken fast weltweit bestgehassten Juden. Er war, leider zwar nicht frei von Übereifer, H.M. Broder durchaus noch um mehr als eine Liga mutmasslich überlegen. Sein Lehrmeister in Österreich war Karl Kraus gewesen, dem Selbstmörder, weil ihm "zu Hitler nichts einfiel". Schlamm fiel zu allen Diktatoren des 20. Jahrhunderts etwas ein, und er hatte in der Sache fast immer recht. Nur verharmloste er leider den damals zeitweilig durchaus drohenden Atomkrieg, und zwar aus einem nicht mehr vernünftigen Antikommunismus heraus. Er hätte - mit Spengler - gegenüber Moskau durchaus stärker geopolitisch als ideologisch denken müssen, wie dies etwa der Historiker J.R. von Salis praktizierte. Zu geopolitischem Denken scheinen heute im Rahmen ihres Lagers vernünftige Politiker durchaus fähig, von Sarah Wagenknecht bis Maximilian Krahe.

Gracchus

17. Februar 2020 22:43

Natürlich hatte die NS-Ideologie linke wie rechte Elemente amalgamiert. Warum wird sie dennoch vorzugsweise mit "rechts" assoziiert? Politisch: natürlich aus taktischen Gründen. Inhaltlich? Weil das Nationale dem Sozialistischen übergeordnet war - und natürlich aufgrund der Rassentheorie. Beides darf man wohl eher rechts verordnen.

Maiordomus

18. Februar 2020 09:30

Betrifft: "Gekommen war die Crème de la Crème der deutschen Verfassungsfeinde" schreibt heute die "Welt", eine Zeitung, deren bedeutendster politischer Redakteur vor 50 Jahren Hans Georg von Studnitz war: ein einst überzeugter Nationalsozialist, der sich später zum Israelfreund wandelte, in der "Welt am Sonntag" noch durchaus lesenswerte Artikel schrieb. Das mit den Verfassungsfeinden in der "Welt" ist natürlich ganz banale "Lügenpresse", nur für die deswegen dann beruflich und existentiell Schikanierten ist diese Sache nicht gerade banal.

Dass Martin Sellner glaubte, er müsse mit einem Kollegen nun auch noch gleich und unbedingt nach Dresden "karren" , schien mir politisch umso naiver, als sein "Danke"-Video für Pegida von gestern abend etwa von der Euphorie eines Pennälers war, der seine Begeisterung über ein "geiles" Rockkonzert auf diese Weise zum Ausdruck brachte: es sei "genial" gewesen, wurde verkündet. "Genial" war vor allem, wie Sellner nicht realisierte, dass er, offenbar ohne es zu merken, nun mal an einer Sektenveranstaltung teilgenommen ha. Auf dieser Basis wird er als österreichischer Oppositioneller gegen Sebastian Kurz absolut keine Chance haben! In diesem Sinn war die Veranstaltung sicher vieles, glücklicherweise friedlich, nur nicht "genial": auch für Höcke langfristig kontraproduktiv, wenn er nicht endlich zu analysieren fähig wird, wie man Merkel-Deutschland wirklich verändert. Der Coup von Thüringen wäre ein Lehrbuchbeispiel gewesen, hat doch sogar Ramelow davon gelernt, in dem er nun - analog zu Höcke - auf eine CDU-Ministerpräsidentin setzen will. (Was, wenn die Analogien wirklich gelten, natürlich ein stalinistisches Potsdam wäre, Ironie off.)

Es bleibt nun aber dabei, dass gerade die kindische Begeisterung jenseits einer realistischen Einschätzung des Sektentreffens klar machen müsste, dass politische Veränderungen so nicht stattfinden, selbst und gerade wenn man damit vielleicht 5 bis 10 Prozent eines Wahlkörpers bedient, den ich übrigens keineswegs als "Pack" bezeichnen würde; es genügt, dass es nun mal der isolierteste Teil des heutigen Wahlkörpers ist und der machtloseste. Zum Teil versprengte Reste von einer Art Proletariat, dem Höcke wohl seine Solidarität zeigen wollte. Nun müsste er aber, wenn schon, zur wahren politischen Tagesordnung übergehen.

Darum bemüht sich in Österreich Herbert Kickl. Dieser gibt als derzeit bedeutendster Repräsentant der österreichischen Rechten in einer ihrer grössten Krisen bemerkenswerte nicht dumme Statements ab.

Im Hinblick auf die Meinungsfreiheit und natürlich auf das Aufmerksamen machen auf den schlimmsten tatsächlichen Verfassungsbruch der Nachkriegs-Geschichte hatte Pegida seine Funktion und seine "Mission", wiewohl ich selber von politischem Missionarismus nichts halte. Es schien mir indes gestern klarer denn je, dass zum Beispiel Plakate gegen die Islamisierung Deutschlands mit den wahren gegenwärtigen Problemen nur am Rande zu tun haben konnten und derzeit schlicht daneben wirkten. Das wahre Problem liegt wohl in einer seit DDR-Zeiten noch nie dagewesenen Bedrohung der Meinungsfreiheit und Strukturen in Bereichen des kulturellen Lebens, vgl. die Hochschulen, wo eigentliche ideologische Machtergreifungen stattgefunden haben, die in Richtung Totalitarismus gehen. Schon allein der Vorschlag der SPD Nordrhein-Westfalen, die Stimmen der Opposition im Parlament nicht zu zählen, ist faktisch eine Erklärung zum Kalten Bürgerkrieg. Hingegen ist die Gefahr einer Umwandlung Deutschlands in Saudiarabien etwa so Realität wie das Risiko, dass die Deutschen (mit Ausnahme der Muslime, die einen lebensfreudigeren Glauben haben) demnächst an einer CO 2- Vergiftung aussterben würden, wonach dann Deutschland umständehalber tatsächlich ein muslimisches Land würde. Aber natürlich geht es bei der Wiederherstellung des Rechtstaates um die Kontrolle betr. Masseneinwanderung, in welchem Zusammenhang im Lande schwerste Verfassungsbrüche passiert sind und noch passieren.

Aber mit dieser Art verdümmlichender "Rettung des Abendlandes" steht man kaum auf dem Boden der Lösung der Probleme. Bachmann u. Co. erwiesen sich zu ihrer Zeit als bedeutende Tabubrecher, jetzt sind sie aber, wie die Grünen, leider primär Sektierer. Es war wohl wichtig, insofern kann man Höcke verstehen, dass man diese Leute nicht im Stich lässt. Aber auf Sektenbasis sehe ich eine vernünftige und zugleich erfolgreiche Veränderung von Kultur- und Industrienationen vom Format Deutschlands und Österreichs nun wohl nicht. Würden Höcke und Sellner wirklich was von Politik verstehen, könnten sie sich dieser Einsicht nicht länger verschliessen.

Zwischen 1992 und 2007 glaubte in der Schweiz auch Blochers SVP, sie könnten und müssten die Politik auf die Strasse verlegen. Der Schuss ging weitgehend hinten hinaus, weil es die Partei von Leuten ist, die sich gewohnt sind, 140% zu arbeiten, oder dann, etwa bei den durchaus vorhandenen Akademikern, empfiehlt es sich, die Sache gerade nicht auf der Strasse zu vertreten, sondern dort, wo die geistig-kulturelle Macht stattfindet, wenn schon. Immerhin hat Blocher dann mit der Zeit, auch erfahrungsbezogen, auf den Rat gehört, dass man in Sachen "Politik auf der Strasse" es schon wegen dem Verlängerungspotential der Linken und Linksliberalen in den Medien nun mal mit den Linken nicht aufnehmen kann, nicht mal mit den Feministinnen, und dass es klüger bleibt, etwa an der Mobilisierung einer schweigenden Mehrheit an der Urne zu arbeiten.

Meines Erachtens wäre es für intelligente und strategisch denkfähige demokratische Rechtspolitiker und Realpolitiker keine Option, das "Abendland" in der Art von Pegida zu retten. Herr Sellner sollte versuchen, sich mit Herbert Kickl mal jenseits von Videoaufnahmen darüber zu unterhalten, er könnte ja auch mal in die Schweiz reisen. Ich hätte, da ich ihn ja für eine politische und rhetorische Begabung halte, auch nicht ungebildet (wiewohl auf diesem Gebiet total unfertig), dass er ein so realitätsfern euphorisches Video wie sein gestriges Danke für Pegida schalten kann. Wäre er halb so intelligent wie Sebastian Kurz (der zwar ein abgefeimter Opportunist sein mag, insofern kein Vorbild), wüsste er aber immerhin, wie man in Österreich relativ erfolgreiche Politik machen kann. Pegida kann im Ernst auch nicht als Basis für "Metapolitik" gelten. Die läuft nun mal anders. Dies sage ich, gerade weil ich keineswegs der Meinung bin, Politik müsse von Intellektuellen und Akademikern gemacht werden. Aber vermehrt zum Beispiel von der Schicht, die heute, gerade in Deutschland, als Nettozahler einer fürwahr wahnhaften falschen Politik sogar schon fast im Sinne von Marx brutal ausgebeutet wird. Diese arbeitenden ausgebeuteten Netto-Zahler müssten für eine Politik-Wende erreicht werden. Dies erfolgt nicht mit den immer gleichen Demonstrationen "gegen die Islamisierung des Abendlandes".

Es wäre indes fürwahr nicht verboten, sich zum Beispiel wissenschaftliche mit der Schlacht bei Lepanto zu beschäftigen. Auf ihre Weise findet dieselbe auch heute statt, nur natürlich nicht mit Seeschlachten. Aber klar, kam es damals wie heute auf die Kontrolle des Mittelmeers an. Und der Druck von mehreren hundert Millionen Afrikaner muss gesehen werden, und wozu gibt es eigentlich Kriegsflotten. Vernünftige Kriegsführung will übrigens nicht töten, sondern so viele Tote wie möglich vermeiden. Insofern wäre es wohl nicht unmöglich zu verhindern, dass auch zur Beruhigung der Nerven von Herrn Bedford-Strohm keiner der Invasoren mehr im Mittelmeer ertrinkt, weil die Flotten angemessen dafür sorgen, dass keiner mehr seinen Fuss ins Wasser bringt. Um dieses Problem zu lösen, müssten freilich zuerst die katastrophale demografische und ökonomische Lage angemessen analysiert werden.

Wenn das Leben eines jeden Ertrunkenen wirklich so viel wert wäre wie sagen wir mal dasjenige von Trump, Macron, Boris Johnson und dem deutschen Bundespräsidenten, würden die einschlägigen Flotten einschliesslich Nato mit Kosten von wenigen Milliarden vielleicht verhindern können, dass auch nur ein einziger Invasor aus Afrika seinen Fuss ins Mittelmeer setzt. Auch könnten die Bischöfe und Frömmler vielleicht mal drauf aufmerksam machen, dass auf einen ertrunkenen Flüchtling im Mittelmeer in Europa mindest tausend durch Abtreibung getötete Menschen kommen, die sich weit weniger gegen ihr Schicksal wehren können als kräftige junge Afrikaner. Wobei die Abgetriebenen zwar zweifelsfrei Menschen sind und nicht etwa Personen, weswegen juristisch nicht von Mord gesprochen werden sollte, überhaupt wende ich mich auch in dieser Frage gegen Fanatismus der allzu Gläubigen. Aber es ist schon klar, wie Erik von Kuehnelt-Leddihn, der superkluge österreichisch-monarchistische Rechtskatholik schrieb, dass Abtreibungskliniken durchaus ohne Relativierung des schrecklichen Geschehens als "Neu-Auschwitz" bezeichnet werden können. Das Entsetzliche an den modernen Ideologien ist ja, wie Kuehnelt-Leddihn immer wieder betonte, dass sie mit gutem Gewissen auf Massenmord programmiert sind, und zwar schon seit den Jakobinern. Es wurde bei den Bewegungen der Unvernunft normal, dass man für die eigene Mordmentalität einen blinden Fleck hat und das Böse, den "Menschheitsfeind" der Nationalsozialisten, jeweils auf den Gegnern projiziert. Dies nüchtern zu sehen und dabei trotzdem die Nerven zu behalten wäre eine Aufgabe politischer Aufklärung. Zu derselben haben zum Beispiel die besten Bücher von Rolf Peter Sieferle beigetragen, und sie könnten es immer noch.

Laurenz

18. Februar 2020 10:56

@Gracchus ..... Ähm, Unfug. Der Rassismus der Nationalsozialisten, explizit gegen das Judentum, stammt aus dem Judentum, nur abgeschwächt, man spricht halt nicht von Goyim, sondern nur von Unter-Menschen. Ich bevorzuge für mich persönlich dann lieber den Status des Untermenschen. Man hatte einfach nur die Protagonisten ausgewechselt. Genau das ist es, was die historischen Juden den Deutschen übel nehmen. Um Greta Thunfisch zu zitieren ... "How dare you?"
Die Abwertung der Slawen fand meist nur im Zusammenhang mit dem Bolschewismus statt, was einerseits einer Kriegspropaganda - und andererseits eben dem Bolschewismus geschuldet ist, unter dessen Knute jeder Mensch unter den animalischen Status rutscht.
Hören Sie, Gracchus, Sich mal das Ende einer katholischen Messe an. Da kommt Gottes Segen erst auf den Papst, dann alle kirchlichen Würdenträger von oben nach unten, dann alle Heiligen, und dann erst sind die normal-sterblichen Hanswurste dran. Wenn ich schreibe, daß das arg nach Bolschewismus stinkt, erhalte ich von der Redaktion wieder eine auf die Linke Wange und soll dann auch noch die rechte hinhalten.
Die Nationalsozialisten unterhielten Kontakte zu Türken, Semiten, Schwarzafrikanern, Indern, Chinesen usw.
Es existiert auch eine deutsch-jüdische Geschichte von 1933-39, wird halt nur ignoriert.
In der Waffen-SS konnte jeder Ausländer auch Offizier werden. Bei unseren Befreiern war das fast ausgeschlossen.
Rassismus ist eher eine Frage der Deutungshoheit. Sind nicht diejenigen die wahren Rassisten, die ethnische - und kulturelle Unterschiede mißachten und eine "Integration" fordern und das auch noch global nach "westlichen" Werten?

KlausD.

18. Februar 2020 11:45

@Laurenz 17. Februar 2020 11:55

Werter @Laurenz, danke für Ihre Antwort. Ich schätze Ihre frischen, kenntnisreichen, angriffslustigen und damit auch teils provozierenden Beiträge immer sehr.
Ja, mit DDR=Faschismus haben Sie mich getriggert, leider hier nicht positiv.
Erstmal muß ich darauf bestehen, daß diese Formel sachlich falsch war, ist und bleibt. Wir müssen hier grundsätzlich unterscheiden zwischen Form und Inhalt. Daß die Nationale Volksarmee der DDR (NVA) gewisse preußische militärische Traditionen in Uniform und Parade übernommen hat, ist rein äußerlich. Es kommt auf den Inhalt, den Geist an. Und den kann man z.B. an den Kasernenbezeichnungen erkennen. Nach wem wurden diese benannt? Z.B. Blücher, Scharnhorst … Die NVA sah ihre militärischen Vorbilder in den Kämpfern der Bauernkriege 1524/1525, der anti-napoleonische Befreiungskriege 1813 und der Revolutionen von 1848 und 1918. Also nichts mit Faschismus.
Des weiteren muß man unterscheiden zwischen der Nationalen Volksarmee (NVA) und dem Ministerium für Staatssicherheit (Stasi). Die NVA unterstand dem Ministerium für Nationale Verteidigung, die Stasi dagegen war ein eigenes Ministerium. Ob die Gleichsetzung der Stasi mit der Gestapo viel bringt, weiß ich nicht. Ohne die Stasi kleinreden zu wollen - was ich dagegen weiß ist, daß die Stasi im Leben von mindestens 99 Prozent der DDR-Bevölkerung praktisch keine Rolle spielte. Es gab 2 Tabuthemen, die Grenze und den Systemwechsel … ja, schlimm genug, und welche 2 Tabuthemen gibt es heute – die Grenze und den Systemwechsel … das hat aber nichts mit Faschismus zu tun. Noch dazu – im Vergleich zu heutigen Bespitzelungsmethoden und -maßnahmen ( z.B. Kontrollen im Zahlungsverkehr gem. GWG, „gläserner“ Bürger, Kontosperrungen, Gerichtsverfahren für Regimekritiker, NSA …) war die Stasi Kindergarten ...

Nun zu Heute und Thüringen. Ich bin kein Wahlkampfstratege, nur ein einfacher Bürger, der sich Sorgen um seine Heimat macht. Das große Thema ist Deutschland, es geht eigentlich im Wesentlichen um die Frage, bin ich für oder gegen Deutschland, für oder gegen Grenzkontrollen, für oder gegen usw.
Davon abgeleitete Wahlkampf-Aussagen sprechen mich und die Leute hier am meisten an. Plus natürlich regionale Besonderheiten. Welche Sorgen, Nöte, Wünsche haben die Menschen? Sicherheit, Gesundheit, Bildung, Versorgung, Infratruktur, Energie ... Mängel aufzeigen und Kümmern, Abhilfe in Aussicht stellen.
Klar, Ramelows derzeitige Attacken und Maßnahmen und seine „Faschistenpropaganda“
siehe hier:
https://deutsch.rt.com/inland/98086-kein-pakt-mit-faschistinnen-unteilbar/
sind als widerliche Heuchelei auf unterstem Niveau zu brandmarken, doch sollte die AfD sich nicht ebenso erniedrigen und nicht mit denselben widersinnigen Mitteln „zurückschlagen“.

heinrichbrueck

18. Februar 2020 15:17

@ Maiordomus
Was bringt eine „Totalabrechnung mit Stalin“, solange im Kanzleramt eine Trotzkistin (man sehe sich nur ihre Preisverleihungen an) sitzt? Geopolitik verliert gegen Globale Politik (wofür die Marionette Trump in Dienst genommen wurde).

Andreas Walter

18. Februar 2020 16:02

Habe eben gerade erst gesehen, dass die ganze Dokumentation von Arte über die GULags sogar drei Teile umfasst. Das bekommt man nicht unbedingt mit, wenn man sich nur den hier oben eingefassten, ersten Teil ansieht. Darum hier die Verweise auf die weiteren zwei Teile:

https://youtu.be/dKHJzV-uuHA

https://youtu.be/rai2qQMy--A

Gracchus

18. Februar 2020 22:22

@Laurenz ... Sie schon wieder ... Zunächst fällt auf: Andere Foristen fordern Sie dazu auf, kurze, knackige Slogans zu liefern - und Sie selber labern und labern. Um Ihren Gedanken eine Struktur an die Hand zu geben:

a) Sind Rassetheorien weltanschaulich rechts? (ja/nein mit Begründung*)

b) Beinhaltete die Ideologie der NSDAP eine (explizit ausformulierte) Rassetheorie? (ja/nein mit Begründung)

*Falls Ihre Antwort: "nein, weil Rassetheorien aus dem Judentum stammen und das Judentum links ist" lautet, ist mir diese Antwort zu dumm, um darauf zu erwidern. (Ihre Behauptung, das Judentum nähme uns Deutsxhen gerade das - die mimetische Umkehrung ihres eigenen Rassismus - übel, ist nicht nur dumm, sondern auch geschmacklos. Und wie Sie sich sodann in der Opferrolle suhlen ... , damit machen Sie sich endgültig zum Klischee-Rechten!)

Maiordomus

18. Februar 2020 22:27

Meine Kritik an Sellner, siehe oben, muss hier, um der Verständlichkeit willen, in aller Kürze präzisiert werden. Sie ist nicht "ad personam" gemeint, sondern vielmehr eine sachbezogene Mahnung an einen jungen Mann, der für viele ein Hoffnungsträger geworden ist.

Meines Erachtens wäre es für intelligente und strategisch denkfähige demokratische Rechtspolitiker und Realpolitiker keine Option, das "Abendland" in der Art von Pegida zu retten. Sollte Herr Sellner nicht versuchen, sich mit Herbert Kickl mal jenseits von Videoaufnahmen darüber zu unterhalten? Er könnte ja auch mal in die Schweiz reisen, wo die Masseneinwanderung proportional krasser ist, wo die Debatte aber trotzdem politisch kultivierter verläuft, wiewohl gerade hier die direkte Demokratie sich schwerlich gegen die Parlamentsmehrheit und die Mehrheit der veröffentlichten Meinung durchzusetzen vermag.

Bei Sellner hätte ich indes nicht vermutet, da ich ihn für eine politische und rhetorische Begabung halte, auch nicht ungebildet , dass er ein so realitätsfern euphorisches Video wie sein gestriges Danke für Pegida schalten kann, statt sich im eigenen Land endlich als Gesprächspartner derjenigen zu qualifizieren, denen am ehesten eine Lösung der von ihm angemahnten Probleme zuzutrauen ist.

Wäre Sellner halb so intelligent wie Sebastian Kurz (der zwar ein abgefeimter Opportunist sein mag, insofern kein Vorbild), wüsste er aber, wie man in Österreich relativ erfolgreiche Politik machen kann. Pegida kann im Ernst nicht als Basis für "Metapolitik" gelten. Solche läuft nun mal anders. Dies sage ich, gerade weil ich keineswegs der Meinung bin, Politik müsse von Intellektuellen und Akademikern gemacht werden. Aber vermehrt zum Beispiel von der Schicht, die heute, gerade in Deutschland, als Nettozahler einer fürwahr wahnhaften falschen Politik sogar schon fast im Sinne von Marx brutal ausgebeutet wird. Diese arbeitenden ausgebeuteten Netto-Zahler müssten für eine Politik-Wende erreicht werden. Dies erfolgt nicht mit den immer gleichen Demonstrationen "gegen die Islamisierung des Abendlandes".

Es wäre indes fürwahr nicht verboten, sich zum Beispiel wissenschaftlich mit der Schlacht bei Lepanto zu beschäftigen. Diese findet heute freilich auf ganz andere Art statt. Und schon damals wurde das Abendland nicht allein durch eine Seeschlacht gerettet. Und anstelle von Demonstrationen wurde Rosenkranzbeten mobilisiert und jeweils um 11 Uhr morgens gegen die Türken mit allen geläutet, das war das christliche Pegida. Demonstrative Bewusstseinsbildung. Vernünftig schaut trotzdem anders aus. (Heute wird dem Vernehmen nach gegen die AfD geläutet, womit das Ausbleiben eines geistigen Fortschritts abermals bestätigt scheint; sowohl Kirchen wie Bewegungen und Parteien können sich sektiererisch verhalten.)

Maiordomus

18. Februar 2020 22:46

@heinrichbrück. Wenn Trump eine Marionette ist, müssen Sie sich Ihrerseits, wie Sie schon mal angedeutet haben, hierzulande erst recht nicht an den Wahlen oder sonstwie an der Politik beteiligen. Dann sind diejenigen, die noch viel weniger riskieren als Trump, ohnehin nur Marionetten. Die ganze Debatte lohnt sich dann also nicht, weder das Bloggen noch das Wählen usw.. Es lohnen sich dann auch nicht Erörterungen über vernünftiges Verhalten von Personen und Bewegungen und ab wann die Demonstrierenden, ob Klima oder die Rettung des Abendlandes, die zwar legale, aber lähmende Grenze zum Sektierertum überschritten haben. Letzteres führt zu Abgeschlossenheit von Rechthabergruppen, mögen sie die Gruppendynamik solcher Treffen noch so "geil" oder "genial" finden. Zumal dann, wenn man sich über die Wirkung dieser Art Propaganda auf die tatsächliche Politik Illusionen macht.

Maiordomus

19. Februar 2020 11:58

@Gracchus. Ich fürchte, dass es mit Ihren Erläuterungen gegen einen, der nun mal der Meinungsfreiheit zuliebe als ehrlich gesagt "nicht dumm" toleriert werden muss, verlorene Liebesmüh ist. Auf bedenkenswerte Weise hat er sich mal, aus ernst zu nehmenden Motiven, für das bedingungslose Grundeinkommen verwendet. Es scheint richtig, den auf diesen Rettungsanker hoffenden Teil der Wählerschaft nicht Sarah Wagenknecht zu überlassen. Auch sie schafft es ohne Gott und notfalls auch gegen Gott. Ihr einziges Pech ist, dass man eine proletarische Mehrheit nun mal nur mit massivem Import eines Proletariats bewerkstelligen kann. Da scheint Wagenknecht in einen der berühmten Marx-Engelsschen "objektiven Widersprüche" verwickelt.

Die politische Wende hängt aber nach der Lehre Platons vom Verhalten der Eliten ab. Also scheint es mir richtig, statt auf wenig produktive Halbgebildete und auf bedingungsloses Grundeinkommen allenfalls Angewiesene lieber auf die abnehmende Frustrationstoleranz der 140% arbeitenden "Nettozahler" zu setzen. Hier liegt wohl effektives Potential für Veränderungen in der Politik. Wiewohl man diese Leute nie bei Pegida sehen wird.

heinrichbrueck

19. Februar 2020 13:16

@ Maiordomus
Wir müssen die Realität auf die Füße stellen. Macht hat sich nicht geändert, nur weil wir jetzt Demokratie spielen; und wer Macht hat, verwirklicht die Interessen seiner Gruppe. Die Mächtigen sind wirtschaftlich mächtig, und sie setzen ihre Macht durch. Trump wurde als Kandidat von denjenigen aufgestellt, deren wirtschaftlichen Interessen er dienen sollte. Seine Gegenkandidatin bediente andere wirtschaftliche Interessen. Wenn Wahlen nichts bringen würden, wären sie nicht erfunden worden. So können die Trumpwähler verantwortlich gemacht werden. Wirtschaftliche Interessen bilden lediglich einen Wettbewerb in der Art und Weise, das gemeinsame Ziel am effektivsten erreichen zu können. Vernünftiges Verhalten ist schon deshalb wichtig, damit das Private nicht vollständig ruiniert werden kann. Daraus aber zu schließen, ein Kurz würde in Österreich Politik machen, nur weil er irgendwelche Verlautbarungen von sich gibt, deren Formulierungen sein Angestelltenverhältnis unter Beweis stellen, bleibt ein illusorisches Politikverständnis. Den Bewußtseinsstand der Demokraten auf die Füße zu stellen, damit ihre Wahleinbildungen keine falschen Einflußmöglichkeiten suggerieren, dafür sind Debatten notwendig. Deshalb machen Wahlen aber noch lange nicht die Politik. Politik ist immer gruppenbezogene Machtausübung, in erster Linie unabhängig irgendwelcher Kabinenwahlergebnisse. Die manipulierten Wahlvorlieben bedürfen der Zustimmungspflicht, werden in den Geschichtsbüchern für schuldig befunden.

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