Netzfundstücke (43) – Antimodern, PEGIDA, Katyn

"Meine Prinzipien sind lediglich solche, die vor der Französischen Revolution von jedem wohlgeborenen Individuum als vernünftig erachtet wurden."

Wahr­schein­lich war es die­se oder eine ande­re der schlag­fer­ti­gen Sen­ten­zen Juli­us Evo­las, die eine ein­sa­me Heroik im Ange­sicht des durch die libe­ra­le Moder­ne aus­ge­lös­ten Zer­falls aus­strah­len, wel­che die Anzie­hungs­kraft des ita­lie­ni­schen Kul­tur­phi­lo­so­phen auf die jun­ge, noch in ihrer Initia­ti­ons­pha­se ste­cken­de Ellen Kositza begründeten. 

Anfang der 1990er führ­te der Weg noch direkt in die Pri­mär­quel­len – für Kositza dem­zu­fol­ge in Evo­las Haupt­werk Revol­te gegen die moder­ne Welt [die deut­sche Neu­auf­la­ge kann hier über den Arnshaugk Ver­lag bezo­gen wer­den]. Da es heu­te Bücher wie das von Mark J. Sedgwick gibt – das die Sezes­si­on-Lite­ra­tur­re­dak­teu­rin im neus­ten Video ihrer belieb­ten Buch­re­zen­si­ons­rei­he auf dem kanal schnell­ro­da dem Publi­kum zur Lek­tü­re emp­fiehlt – ist die­ser Schritt ins Ori­gi­nal nicht mehr zwin­gend notwendig:

In Gegen die moder­ne Welt. Die gehei­me Geis­tes­ge­schich­te des 20. Jahr­hun­derts rekon­stru­iert Sedgwick die Geis­tes­ge­schich­te des »Tra­di­tio­na­lis­mus« auf 549 Sei­ten aus­führ­lich und zeich­net den Ein­fluß die­ser Denk­schu­le auf die Theo­so­phie, den Thu­le- und Runen­kult der NSDAP, das Den­ken Mir­cea Elia­des und eben Juli­us Evo­las Theo­rien minu­zi­ös nach.

Das bei Matthes & Seitz erschie­ne­ne Buch kann hier bei Antai­os, dem größ­ten kon­ser­va­ti­ven Ver­sand­buch­han­del bestellt werden.


Am zurück­lie­gen­den Mon­tag fei­er­ten die Patrio­ti­schen Euro­pä­er Gegen die Isla­mi­sie­rung des Abend­lan­des ein run­des Jubi­lä­um. Zum 200. Mal ver­sam­mel­te man sich mon­tags zu Kund­ge­bung und Abend­spa­zier­gang in der Dres­de­ner Alt­stadt. Mit Björn Höcke gab sich indes ein poli­ti­sches Schwer­ge­wicht als Red­ner die Ehre (die Rede kann hier ange­se­hen wer­den), der Platz vor der Dres­de­ner Frau­en­kir­che war gut gefüllt.

Es war also alles für einen denk­wür­di­gen Abend ange­rich­tet. Man könn­te mei­nen, daß, nach­dem durch die Wahl Tho­mas Kem­me­richs zum thü­rin­gi­schen Minis­ter­prä­si­den­ten mit den Stim­men der AfD-Frak­ti­on die poli­ti­schen Kar­ten immer noch neu gemischt wer­den, Auf­bruchs­stim­mung im patrio­ti­schen Lager herr­schen soll­te. Daß Span­nung in der Luft liegt.

War­um davon an die­sem Abend in Dres­den jedoch nichts zu spü­ren war, schil­dert Sezes­si­on-Chef­re­dak­teur Götz Kubit­schek hier:


Wäh­rend­des­sen fährt der deutsch-fran­zö­si­sche Sen­der ARTE in sei­ner scho­nungs­lo­sen Dar­stel­lung der sowje­ti­schen (Kriegs-)Verbrechen fort, die unter der Herr­schaft Josef Sta­lins ihren trau­ri­gen Höhe­punkt erreich­ten. Die Doku­men­ta­ti­on »Sta­lins Hen­ker. Das Mas­sa­ker von Katyn« zeigt, mit wel­chen Täu­schun­gen und grau­sa­men Mit­teln der sowje­ti­sche NKWD im Auf­trag Sta­lins die Sowje­ti­sie­rung Polens vorantrieb.

Ins­ge­samt 22.000 Polen wur­den für die­se Agen­da ins­ge­heim ermor­det und eine Mil­li­on wei­te­re in Gulags depor­tiert. Ein Bestand­teil die­ser Greu­el war das Mas­sa­ker an 4.400 pol­ni­schen Offi­zie­ren im Wald von Katyn im April 1940. Nach­dem das Mas­sen­grab durch die Wehr­macht ent­deckt wor­den war, ver­such­ten die Sowjets, die grau­sa­men Erschie­ßun­gen uns Deut­schen in die Schu­he zu schie­ben. Es ent­brann­te ein pro­pa­gan­dis­ti­scher Schlag­ab­tausch zwi­schen dem Drit­ten Reich und der UDSSR.

Wer Katyn erzäh­len will, muss des­halb eine lan­ge fest ver­schlos­se­ne Tür auf­sto­ßen, die in das auch heu­te noch wenig bekann­te Reich der dunk­len Machen­schaf­ten eines Sowjet­staa­tes führt, des­sen para­no­ide Prak­ti­ken bis ins Jahr 1917 zurückreichen.

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Kommentare (33)

Andreas Walter

22. Februar 2020 22:53

Darf ich kurz noch ein Thema abschliessen und auf den neuesten Stand bringen?

Ich habe sie nämlich tatsächlich gefunden, meine “Höhlenaffen“. Oder besser gesagt, die Anthropologin und Primatologin Jill Pruetz. Bei (oder in?) Fongoli in der Savanne von Süd Ost Senegal, Westafrika. Näher als hier wird man derzeit nicht an den Sprung zum Frühmenschen kommen. An einer deutlichen klimatischen Grenze, wie ich auch vermutet habe. Ohne Herausforderung keine Evolution. Die Savanne meistern. Das Kongobecken dagegen ist etwas für Bonobo-Mädchen. Die ersten Amazonen? Waren auch Savannen-Schimpansen:

https://youtu.be/p6zSmuhFYTE

zeitschnur

23. Februar 2020 11:28

Diese Heroisierung Evolas finde ich unverständlich: Der Zerfall des Abendlands spiegelt sich ja nicht nur in der verteufelten liberalen Moderne, sondern eben auch ganz besonders in den Konzepten solcher Denker, die wie Rohre im Wind schwankten und eigentlich selber Kinder der äußersten Moderne waren und sind. Auch wird anhand seiner Biografie deutlich, dass seine Ideen einen riesigen Prozess des Scheiterns darstellen. Es ist, als wolle ein selbstgebastelter großer Vogel sich erheben, hoch hinaus, um alsbald wieder abzustürzen - nicht weil der Liberalismus so böse ist, sondern weil er flugunfähig ist. Denn wäre er flugfähig, würde er auch fliegen. Das ist eigentlich sehr einfach. Besonders merkwürdig ist die Hinneigung zum Okkultismus. Ich würde doch glatt behaupten, dass jeder vernünftige (die "Wohlgeborenen" und ihre teilweise erschreckende Verkommenheit würde ich mal besser außen vor lassen) und wohlwollende Mensch mit diesen hochfahrenden Ideen nichts zu tun haben wollte VOR der französischen Revolution, die ja selbst ihre Ursprünge in diesen okkulten Geisteswelten hat. Es ist wie bei de Maistre - einerseits tut man "traditionalistisch", andererseits ist man Freimaurer und Okkultist. Immerhin hat die Kirche das offiziell bis zu ihrem Absturz im endgültigen Vaticanum I 1870 selbst deutlich voneinander getrennt. Die Frage ist andererseits, ob dieses Denken bzw dieses Sammelbecken des Denkens, in dem "geistiger Rassismus" (bei Evola ausdrücklich) im Zentrum steht, nicht eine reale Rolle hier und heute spielt. Allerdings müsste man dann umdenken und erkennen, dass die Koordinaten völlig anders verlaufen, als man uns von rechts und links glauben macht. Es existieren nach wie vor Bloodlines unter den Herrschenden, darüber gibt es einige Literatur, deren nachweise man kaum von der Hand weisen kann. Demnach regiert über uns nach wie vor ein Gewölle aus altem Adel und Geldadel. Anders lässt sich auch kaum die Akzeptanz Coudenhove-Kalergis in den Eliten und im Mainstream erklären, nach dessen Konzepten die EU gebildet wurde und auf dessen geistigem Rassismus, der dem Evolas vielleicht nicht fremd ist. Es bleibt unverständlich, wieso der eine als Held der paneuropäischen Bewegung gefeiert wird, der andere aber eher in der Schmuddelecke sitzt. Die Ideen beider sind sich mehr als ähnlich. Warum aber die Rechten sehr häufig trotz allen Geschreis gegen den Liberalismus, die EU und überhaupt die moderne Welt diesen C-K wie eine heilige Kuh schützen, ist widersprüchlich. Man wird als distanziert und frei Denkender da den Verdacht nicht los, dass uns hier eine Polarisierung vorgespielt wird, die nicht besteht. Wenn das so sein sollte, ist aber auch der Liberalismus nur eine Show, und wir werden faktisch längst von Rechten regiert.

RMH

23. Februar 2020 14:51

@zeitschnur,

mit Ihrem Beitrag zeigen Sie, dass Sie offensichtlich noch wenig bis nichts von J. Evola im Original und komplett gelesen haben.

Die "Revolte gegen die moderne Welt" haben zusammen mit dem deutlich späteren "Cavalcare la Tigre" recht wenig von dem von ihnen beanstandeten "Okkultismus" als Inhalt und sind als Texte für ein klar breites Publikum geschrieben.

Die Texte sind "gegen die Moderne" - so wie auch ein Marx den Kapitalismus als geschichtliche Phase, die zu überwinden sei, beschreibt.

Im Gegensatz zu Marx sieht Evola eben keine Revolution des Proletariats als dialektische Notwendigkeit an mit einer zeitlich linear gedachten klassenlosen Gesellschaft als Endergebnis. Evola ist vielmehr im antiken, zyklischen Weltbild zu Hause und da kommen und gehen eben die Weltzeitalter. Demzufolge müssen die entsprechenden, freien Geister im Kali-Yuga auch "den Tiger reiten", um halbwegs glücklich im Leben sein zu können.

Die Faszination, die von diesen Texten ausgeht, liegt auch nicht so sehr im konkret Politischen, als in einer besonderen Art von "Lebensgefühl". Dies zeigt sich für mich auch recht deutlich daran, dass E.K. diese Texte in jungen Jahren mit offenbar heißem Interesse ("Bibel") gelesen hat und damit auch vermutlich ein gewisses, jugendliches Lebensgefühl in der Ablösung von den offiziellen, bürgerlichen Denkmustern der BRD verbindet. Interessanterweise habe auch mit Anfang bis Mitte 20 Evola gelesen und damals, vor dem Internet mit seinen Suchmaschinen, musste man schon ordentlich suchen, um überhaupt an seine Texte zu gelangen, was das Gefühl einer gewissen Art von "Verwegenheit" und intellektueller Exzentrik steigerte, wenn man dann endlich etwas von ihm lesen konnte und im Freundeskreis austauschen und diskutieren durfte.

Man könnte meiner Meinung nach aber genau so gut auch Tolkien, der weniger historisch belastet ist, von rechts-konservativ aus lesen, wie es Herr Engels in der letzten Ausgabe von Sezession empfohlen hat, aber den mögen Sie, werte zeitschnur, ja auch wieder nicht. Überhaupt fällt es ihnen, könnte man nach ihren Anmerkungen fast vermuten, schwer, einen Literaturtipp einfach einmal unbefangen im Raum stehen zu lassen oder ggf. das Buch zu lesen und sich danach eine Meinung zu bilden.

Ich jedenfalls habe heute aus Nostalgie einmal wieder meine Bücherschränke durchgesehen und mir eine Werk Evolas für den stürmischen Nachmittag heraus gesucht. Das Buch von Sedgwick werde ich mir wohl kaufen.

PS:
@für alle noch ergänzend:

https://sezession.de/38725/115-geburtstag-julius-evola

Lumi

23. Februar 2020 15:12

Hanau. Ist hier nicht Thema, ich weiß. Aber es ist doch wichtig, sich nicht länger für dumm verkaufen zu lassen. Vielleicht kann mein Beitrag ja auf einer anderen Seite erscheinen.

Ich wiederhole das Zitat von Wladimir Putin: "Das ist Banditenmilieu. Da kann alles mögliche passieren."

Vorab: Es ist von "Russen" die Rede. Dabei kann es sich aber auch um Tschetschenen handeln, von denen ja in den 90ern und frühen 00ern welche vom Westen als Terroristen gegen Rußland unterstützt wurden und dank der Weisheit unserer Staatsführung mittlerweile hier wohnen. Solche also gegen Kurden. Angeblich. Jedenfalls *nicht* Tobias Rathjen.

(Zeugen)aussagen zu dem „Terroranschlag“ in Hanau?
https://www.youtube.com/watch?v=HDNypBBwMhk

Mir erscheint dies wesentlich wahrscheinlicher als die absurde Tobias Rathjen Version. Am besten mit https://youtube-dl.org/ herunterladen und sichern.

Desweiteren dort in den Kommentaren verlinkt:

AUGENZEUGE VON HANAU: Muhammed erzählt von dem schrecklichen Terroranschlag
https://www.youtube.com/watch?v=ymm731TWzdA

Augenzeuge Pieter erzählt, wie er den Terroranschlag von Hanau überlebt hat
https://www.youtube.com/watch?v=zzOrLc4yUzg

Laurenz

23. Februar 2020 16:07

Das hiesige ARTE-Video über Verbrechen (in) der Sowjetunion beschreibt nichts Neues. Natürlich ist es gut, daß auch im TV-Doku-Bereich mehr produziert wird. Eindrucksvoll sind die Bilder, von denn ich die meisten noch nicht gesehen hatte. Eingeblendete Zeichnungen, um die Lücken zu überbrücken, erstellt/beauftragt durch die ARTE-France-Redaktion, fand ich weniger gut. Besser wären Aufnahmen aus der Gegenwart gewesen.
Interessant ist, wie vielleicht auch erschreckend, ist die uralt-französische Haltung, die sich in der Doku zeigt, und auch noch durch entsprechende Musik unterlegt wird.
Die seinerzeitige Militär-Diktatur Polen wird, ewig gestrig, als Opfer-Staat dargestellt. Als ob Piłsudski besser als Hitler oder Stalin gewesen sei, da ist nicht mal süffisant dämlich. Es gibt auch keinen Hinweis über die bis heute übliche anti-deutsche - und anti-russische Politik Polens. Direkt mit der Etablierung des Staates Polen 1919, griff dieses sofort quasi jeden Nachbarstaat an, brach stehenden Fußes und permanent den Versailler Vertrag. Es wird auch kein Bezug zum polnisch-sowjetischen Krieg hergestellt. Man kann also feststellen, die Doku ist außen-politisch arg tendenziös. Schwache Leistung.
Auch die Opfer-Zahlen, mit denen in der Doku herumgeworfen wird, sind suspekt.
Irgendwie existiert keine öffentliche historische Debatte um Opferzahlen. In meiner Lebenszeit sind die Opferzahlen von Auschwitz auf eine gutes Viertel von einst geschrumpft, so auch die Zahlen in dem Referenz-Werk (Das Schwarzbuch des Kommunismus) der Verbrechen des Kommunismus vom kommunistischen Historiker Stéphane Courtois & Kollegen in meiner deutschen Erstausgabe (mit Gauckler-Teil) bis heute. "Nur" noch ein gutes viertel. Dieser Vorgang der Reduktion innerhalb von 30 oder 40 Jahren wird einfach so vorgenommen. Wie soll man dann auch den Veröffentlichungen über Kriegstote noch trauen, wenn das nicht erklärt wird? Die historische Wissenschaft tut ihrer Glaubwürdigkeit immer weniger einen Gefallen. Es wird schlimmer und nicht besser.

@zeitschnur ..... Wenn Sie Sich die Vorträge von Herrn Kaiser im Rahmen des IfS anschauen, werden Sie bemerken, daß Er die Termini "rechts" und "links" nur! als Arbeitsbegriffe definiert. Und was jeder Interessierte persönlich von Ken Jebsen halten mag, so sieht dieser Friedensbewegte/Redakteur/Publizist in seiner Empörung die Berliner Junta, aufgrund ihres Demokratie-Verständnisses, rechts der AfD.
Politische Befindlichkeiten sind also wesentlich von der Deutungshoheit und der medialen Reichweite abhängig.

Auch hier benutzen wir diese Begrifflichkeiten doch nur der "Einfachheit" halber.
Noch schlimmer wird es, wenn wir den totgeschlagenen Rassismus-Begriff betrachten.

Der "Rassismus" ist in der Linken weit eklatanter verbreitet als bei irgendwelchen "Rechts-Radikalen". Wer komplett alle Kulturen und Ethnien gleichschaltet, Migranten die Verantwortung für das eigene Tun abspricht und jeden nach "westlichen" Werten "integrieren" will, dazu noch diese Werte militärisch exportieren will und dann doch nur einer einzigen Ethnie Opfer-Status zuspricht, steht direkt in der rassistischen, genozidalen Tradition von Karl Marx und dem Alten Testament.
https://youtu.be/PtgADzsgLqs (02:36 Min.)

Diese kurze Video ist jedem historisch und politisch Interessierten, vor allem unseren "linken" Freunden, nur zu empfehlen.

Alexis

24. Februar 2020 03:33

Auch wenn die AfD in Hamburg den Einzug in die Hamburger Bürgerschaft noch knapp geschafft hat, so markiert die heutige Wahl in jeden Falle einen Scheidepunkt in der Geschichte der AfD.

Diese Wahl, genauso wie die Geschehnisse seit dem 5. Februar, markiert das völlige Scheitern des Kurses des selbsternannten „gemäßigten“ Flügels.

Dieser Kurs lässt sich, grob vereinfacht, folgendermaßen zusammenfassen: Die AfD soll sich möglichst brav und angepasst verhalten, den politisch-medialen Mainstream nicht allzu „hart“ angehen, sich der linksgrün-globalistischen Deutungs- und Debattenhoheit weitestgehend unterwerfen, dann würden sich die CDU und FDP eines Tages dazu herablassen, mit der AfD eine Koalition einzugehen. (Dieser Kurs beruht auf der Erwartung, dass es in der BRD eine Art „akzeptierte Rechte“ geben könnte.)

Es ist ein Kurs, den gerade die Hamburger AfD vollumfänglich verkörpert. Nirgendwo ist der „Flügel“ schwächer, und nirgendwo ist die AfD angepasster als in Hamburg.

Die Reaktionen von CDU & FDP auf „Höckes Coup“ und kurze Zeit später auf Hanau zeigen jedoch eindrücklich, dass jegliche Koalitionsträumereien auf Sand gebaut waren. Die CDU wird niemals mit einer Partei koalieren, die sie öffentlich als „Nazis“ und „Faschisten“ bezeichnet, und obendrein noch von ihrem Verfassungsschutz beobachten lässt.

Gleichzeitig verschafft dieser Kurs der AfD keine neuen Wähler. Im Gegenteil, wie die heitigen Wahlen zeigen, hält dieser Kurs die AfD nur schwach, weil er ein grundlegendes Umdenken im Volk verhindert, indem er Unterwerfung gegenüber der links-globalistischen Debattenhoheit praktiziert und diese dadurch aufrechterhält und stärkt.

Dazu passt der jüngste Brief an alle AfD-Mitglieder von den beiden AfD-Bundessprechern Jörg Meuthen und Timo Chruppalla. Dieser Brief stellt praktisch eine Kapitulationserklärung gegenüber dem politisch-medialen Mainstream dar:
https://www.facebook.com/Prof.Dr.Joerg.Meuthen/posts/1554025041412862 (Dieser Brief bedürfte eigentlich einer genaueren Analyse.)

Doch während sich dieser Kurs mehr und mehr als Trümmerhaufen herausstellt, haben sich die Vertreter dieses Kurses zuletzt immer wieder durchgesetzt:
So vor wenigen Tagen in Baden-Würtemberg, wo ein neuer Landesvorstand bestehend ausschließlich aus Vertretern des systemnahen AfD-Flügels unter der Führung Alice Weidels gewählt wurde.
Genauso wie im Spätherbst letzten Jahres in NRW.

Mit der notwendigen Vorsicht eines Menschen, der nur von außen auf die AfD blickt und daher die innerparteiliche Lage nicht beurteilen kann, stelle ich vorsichtig die Frage, ob die gegenwärtige Strategie des Flügels der Richtige ist.

Vielleicht wäre es besser, wenn der „Flügel“ die Debatte über den richtigen Kurs und Strategie offen führen und offensiver für seinen Kurs werben würde.

Konkret würde das bedeuten, dem unentschlossenen Teil der AfD-Mitgliederschaft klar zu kommunizieren, dass der Kurs des „Flügels“ die Partei zu Erfolgen führt, der „gemäßigte“ Kurs des selbsternannten „bürgerlichen“ Flügels der AfD nur geschadet und schwächt.

Die in den letzten Tagen vollzogene Klärung der Fronten und die immer neue Ausmaße annehmenden Hassbekundungen und Dämonisierungskampagnen des Establishments haben vielleicht auch ihr Gutes:

Vielleicht lässt sich die zunehmende Aggression des Establishments gegenüber der AfD dazu verwenden, die AfD von Establishment-nahen Kräften zu befreien.

RMH

24. Februar 2020 07:51

"Vielleicht lässt sich die zunehmende Aggression des Establishments gegenüber der AfD dazu verwenden, die AfD von Establishment-nahen Kräften zu befreien."

@Alexis,
damit hätte dann ja das "Establishment" komplett gewonnen, wenn es jetzt die AfD erneut zerlegt und die sog. "Gemäßigten" oder Nichtflügel-Leute einen Exodus antreten würden, denn das ist ja auch genau die Strategie, die aktuell gefahren wird. Öffentlicher Dienst? Raus aus der AfD, sonst Jobverlust. Kirchenmitglied? Dann bitte nicht öffentlich dies mit der AfD verbinden, aber bitte brav weiter Kirchensteuer zahlen und die Klappe halten. Etc. Etc.

Wie so eine danach verbleibende "Rumpfpartei" dann am Ende aussehen würde, kennen wir bereits. 10-25% verdienen einen Teil ihres Unterhalts als Zuträger beim VS, bis zu einem weiteren Viertel hat irgendwie Vorlieben für Uniformen, Militaria und eine spezielle Art von Landhaus-Mode, ein weiteres Viertel ist der intellektuelle Bücherwurm, der in irgendeiner vergriffenen, aber total wichtigen Auflage von … exakt die Analyse des Problems gefunden hat und man müsse ja jetzt nur noch, wenn man es endlich einmal, bla., bla., bla,… und der Rest sind die üblichen, sich in jedem Verein ansammelnden Karteileichen.

Na dann viel Spaß, mit dieser Form von "Bewegungspartei."

Nur einmal zur Realität: Wenn Sie bspw. in Bayern flächendeckend bei einer Kommunalwahl antreten wollen, könnten Sie mit Leuten, die inhaltlich ansatzweise dem Flügel nahe stehen würden, kaum 10 bis 15 % der Listen auch nur besetzten, geschweige denn, dann auch noch gewählt zu werden (letzteres halte ich für nicht ausgeschlossen, aber wie gesagt, erst einmal Listen bilden können).

Von daher: Eine Partei mit dem grundsätzlichen Anspruch einer AfD muss breit und bürgerlich aufgestellt sein. Sie muss bei den Kampagnen gegen sie jetzt eben noch verstärkter eine Gegenöffentlichkeit aufbauen und zudem auch den Rechtsweg bestreiten, wo es nur geht. Und wenn in der "Medienstadt" Hamburg mehr als 2/3 links wählen, dann braucht man sich auch nicht zu wundern, wenn die Medien ziemlich exakt so schreiben, wie es diese 2/3 wollen. Spezielles Milieu eben, welches sich gegenseitig füttert.

Maiordomus

24. Februar 2020 08:38

@Alexis. Kenne Sie von der Gesamtheit Ihrer Äusserungen eigentlich nicht. Ich vermute aber, dass Sie noch nie praktische politische Arbeit vor Ort gemacht haben und gewiss nicht mit den Leuten, die Sie kritisieren, persönlich gesprochen, die Summe von deren Äusserungen kontextbezogen analysiert. Um was es in Hamburg am Sonntag wirklich ging, hat der von mir zwar schon vielfach kritisierte Martin Sellner wohl richtig darzustellen gewusst. Mit dem Detailkurs der Hamburger AfD hatte es nicht das Geringste zu tun. Die in den letzten drei Wochen sich übersteigernd veränderte politisch-mediale Lage kam zur naheliegenden Abbildung. Richtig ist: die Repression wird zunehmen.

Am stärksten werden aber nicht Fanatiker und Unbelehrbare unter den Rechten drankommen, sondern diejenigen, deren geistiges Potential man fürchtet. Zu diesen zähle ich jene Verleger und Autoren, auch Politiker mit Horizont, die im Ernst als überdurchschnittlich einzuschätzen sind, was die Intelligenteren unter der Gegnerschaft natürlich genau wissen. Raten Sie mal, für welchen Verlag es zum Beispiel in Zukunft ebenfalls noch schwieriger werden könnte?

Auch war meine Empfehlung an Herrn Höcke, sich eine Stelle als Gymnasiallehrer zu suchen, nicht zum Spass gemeint. Hier findet, genau so wie in den Parlamenten, jedoch nicht unter dem Schutz von Immunität, der Ernstfall der Verfassungswirklichkeit statt. Die wahre "Metapolitik".

Um Ihnen, @Alexis, wenigstens sinngemäss noch ein bisschen recht zu geben: Herrn Lucke nützt es für seinen Duldungskoeffizienten als Hochschulakademiker schon gar nichts, dass er sich, wohl noch am früheren Abend, über das schlechte Abschneiden der von ihm gegründeten Partei "freute". Eine reine Selbstdarstellung, die niemand als Analyse der Lage ernst nimmt. Er wäre eigentlich und zweifelsfrei intelligent genug, die "Weiterentwicklung" der Meinungsfreiheit nüchtern zu analysieren. Wenn schon Maassen und Broder als Brandstifter oder ähnlich hingestellt werden, so bleibt natürlich Lucke weiterhin "voll Nazi". Es geschieht ihm nachgerade recht. Obwohl er als Kritiker der bundesdeutschen Politik durchaus etwas zu sagen hätte, würden vernünftige Debatten allenfalls zugelassen.

quarz

24. Februar 2020 09:05

"Auch wenn die AfD in Hamburg den Einzug in die Hamburger Bürgerschaft noch knapp geschafft hat, so markiert die heutige Wahl in jeden Falle einen Scheidepunkt in der Geschichte der AfD."

Man kann auch den optimistischeren Schluss aus der Hamburg-Wahl ziehen, dass selbst unter ungünstigsten Bedingungen (Cuck-Kurs, Hanau/Anti-AfD-Medientrommelfeuer) die AfD absolut gar keine und relativ weniger Stimmen verliert als der "strahlende Sieger" SPD (und als CDU und FDP sowieso). Wir haben es also offenbar mit einem unerschütterlichen Wählerkern zu tun, der die Partei auch unter widrigsten Umständen über die 5%-Hürde trägt.

Bedenkenswert ist übrigens, dass eine Bobo-Partei wie die Grünen so viele Stimmen aus dem eher bildungsfernen Nichtwählerreservoir fischen konnte. Da hat die (West-)AfD ziemlich versagt.

Grobschlosser

24. Februar 2020 09:36

die unverschämte Hetze gegen die AfD darf nicht folgenlos für die Urheber bleiben ; wer systematisch gegen eine demokratisch legitimierte Partei hetzt sollte aus dem öffentlich - rechtlichen Rundfunk entfernt werden ( wer also einen Bezug zwischen Gewaltkriminalität und der AfD herstellt sollte nicht mehr für den ndr / wdr etc. arbeiten dürfen ). Der Rundfunkstaatsvertrag muss ergänzt werden - sonst kann der bolschewistisch infizierte Monopolmedienkomplex weiterhin gegen die Opposition agitieren .

Fritz

24. Februar 2020 10:15

Ich halte jede Rede vom "System" für verfehlt, egal ob sie von rechts oder von links kommt. Es gibt kein System im Sinne einer übergreifenden Struktur, die alle gesellschaftlichen Bereiche bestimmt bzw. kontrolliert. Der Kapitalismus ist das Ergebnis von zahllosen Handlung zahlloser Menschen, die alle nur ihren persönlichen Nutzen mehren wollten, alles andere ist Verschwörungstheorie. Was natürlich nicht ausschließt, dass Menschen gemeinsame Interessen haben und entsprechend kooperieren, aber man darf das nicht metaphysisch aufblasen, weder auf marxistischer noch auf sonstiger Grundlage.

Ich sehe das ganz pragmatisch; ich wähle AfD, weil das z.Z. die einzige Partei ist, die meine Interessen (und darüber hinaus die der Mehrheit der Deutschen) vertritt, während ihr auf der anderen Seite ein Kartell gegenübersteht von CSU bis Linke, das sich schnell zu einigen versteht, trotz aller angeblichen ideologischen Unterschiede.

Mein Interesse ist in erster Linie ein Stop der Massenzuwanderung, vor allem von Muslimen. Die muss unterbunden werden, wenn dieses Land (und Europa) eine Zukunft haben soll. Und darüber hinaus muss man integrationsunwilligen Einwanderern Motive bieten, unser Land wieder zu verlassen.

Den zunehmenden Einfluss von nicht demokratisch legitimierten internationalen Institutionen wie der EU und der UNO sehe ich mit Besorgnis. Auch hier verspricht eigentlich nur die AfD, etwas dagegen zu unternehmen.

Darüber hinaus habe ich kein Interesse an einer fundamentalen Umgestaltung der Gesellschaft, weder von rechts noch von links.

Dies ist ein gutes Land, ich lebe hier gerne und möchte auch in Zukunft hier leben können, darum geht es. Nicht um Volksgemeinschaft oder weiße Rasse usw.

Ratwolf

24. Februar 2020 10:37

Evolas rechte Träume von vergangenen Reichen sind eine Flucht aus dem Alltag.

Europäischer Niedergang leicht gemacht.

Es beruhigt die Nerven. Das ist zwar auch mal ganz schön. Aber keine Lösung.

Zu Zeiten Evolas war das Weltmachtzentrum längst nach Nordamerika (minus England als neues Venedig) rochiert.

Innovation, Mut und wirtschaftliche Performance bedeuten millitärische Macht und kulturelle Hegemonie sowie Macht über Daten-, Rohstoff-, und Finanzströme - also Kontrolle anderer Länder.

Italienischer Faschismus und deutscher Nationalsozialismus waren hilflose Gegenentwürfe, welche letztendlich wieder zu einer schnelleren Übernahme durch das neue Machtzentrum führte.

Mangelnde konzeptionelle Substanz wurde dann noch durch esoterische oder ekstatische Stilmittel ausgeglichen. -> Auch eine Verschleierung und eine Flucht.

Interessant auch, wie sich die damaligen rechten Denker dann distanziert gezeigt haben, als es konkreter wurde. Es waren wohl doch Luftschlösser. Oder wollten sie selber lieber herrschen?

Wirtschaft, Wohlstand, Arbeit sind primär Voraussetzungen für Familie, Kultur und Freiheit der Rede und vieles Andere. Wenn die Damen in einem solchen System keine Kinder bekommen wollen, dann muss man sie halt dafür bestrafen und nicht noch zur Kanzlerin wählen.

Die anderen Träumer in Russland waren auch nicht besser. Ach hier haben intellektuelle Irre gemeint, dass die Menschen von ihrem privaten Streben nach Wohlstand abzuhalten. Der Witz des Kommunismus ist, das er als Kind der französischen Revolution etwas versucht, war eines der Ursachen für diese Revolution gewesen war: Die Steuerung von Oben.

Die erwähnten Filme im Sender Arte sind erstaunlich. Ich hätte sie sonst nicht entdeckt.

Wenn man die einfachen Reflexmuster der derzeit aktiven medial-gesteuerten Meinungsmache als Zuführung zur Demokratiebildung als Grundlage nimmt, dann fällt ein seltsam zwielichtigen Dualismus der möglich zugedachten Empfänger solcher Sendungen ins Auge:

1. Russlandgegnerschaft (Ukrainekonflikt)
2. Kummunistenhass (Aufstrebender Öko-Solzialismus in der EU)

Es ist also für jeden etwas dabei. Wenn man in seiner Blase verharrt.

Die Aufreihung des dritte Summanden (Pegida) ist nicht besonders Charmant. Aber wohl ehrlich. Das gefällt mir. Gegenseitige Verschonung hilft kaum und endet im "Merkelismus" oder im "Du bis gut, ich bin gut, alles it toll"
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Alexis

24. Februar 2020 10:55

@RMH

Wie so eine danach verbleibende "Rumpfpartei" dann am Ende aussehen würde, kennen wir bereits. 10-25% verdienen einen Teil ihres Unterhalts als Zuträger beim VS, bis zu einem weiteren Viertel hat irgendwie Vorlieben für Uniformen, Militaria und eine spezielle Art von Landhaus-Mode, ein weiteres Viertel ist der intellektuelle Bücherwurm, der in irgendeiner vergriffenen, aber total wichtigen Auflage von …

Ihnen ist schon klar, dass es der Flügel ist, den sie hier so abwertend charakterisien? Wenn die sog. "Gemäßigten" die Partei verließen, bestünde die Rumpfpartei überwiegend aus Mitgliedern des "Flügels"!

@Alexis,

damit hätte dann ja das "Establishment" komplett gewonnen, wenn es jetzt die AfD erneut zerlegt und die sog. "Gemäßigten" oder Nichtflügel-Leute einen Exodus antreten würden.

Nein, die AfD würde sich dann nicht "zerlegen". Die AfD würde nur um Leute erleichtert, die ganze Landesverbände praktisch "lahm" gelegt haben, die meinen durch vorauseilende Unterwerfung unter die linksgrüne Meinungshoheit um die Gunst der Altparteien werben zu müssen, und ansonsten vor allem mit Agitation gegen den Flügel und andere ihrer Meinung nach "zu rechte" AfD-Politiker auffallen und dadurch die Partei nachhaltig zersetzen und spalten.

Ganz im Gegenteil, nach diesem Exodus würde dann eine innerparteiliche Einigkeit einkehren, die heute in der AfD nur äußerer Schein ist.

Achja: Und die Zuträger beim Verfassungsschutz würde ich doch eher im linken Rand der AfD vermuten. Unter jenen Personen, die beharrlich auf eine Angleichung an den links-globalistischen Mainstream drängen – und damit auf eine faktische Neutralisierung der AfD – und mit ihrer Agitation gegen den "Flügel" die Partei spalten.

Waldgaenger aus Schwaben

24. Februar 2020 10:59

Die AfD hat unter schwierigsten Bedingungen die 5% Hürde geschafft. Die absolute Anzahl der Stimmen ist sogar leicht gestiegen. Gratualtion. Respekt und Bewunderung für die AfD-Wahlkämpfer in Hamburg.

Als Demokrat begrüße ich es ausdrücklich, dass der Zangenangriff gegen die AfD scheiterte. Auf der einen Seite ein linker Mob, der unter angestrengtem Wegschauen der Behörden den Wahlkampf der AfD mit kriminellen Methoden behinderte und auf der anderen eine konzertierte Aktion gleichgeschalteter Medien nach dem Amoklauf eines Psychopathen in Hanau. Es gelang trotzdem nicht, die AfD aus der Bürgerschaft zu drängen.
Unser Wahlrecht funktioniert noch und ein nicht geringer Teil der Wähler ist für Staatspropaganda nicht mehr erreichbar.

Die Wahl in Hamburg zeigt auch, dass CDU und FDP sich nach den Vorgängen in Thüringen in eine sehr schwierige Lage manöveriert haben.
Im Fussball würde man sagen, der Gegner macht die Räume eng. Spielt die FDP/CDU einen liberalen oder konservativen Ball, nimmt die AfD ihn an und sagt: „Finden wir gut, Machen wir mit, steht ja auch in unserem Programm.“ Dann kommt der Vorwurf, dass die CDU/FDP mit den „Nazis“ gemeinsame Sache macht. Die AfD wird auch so schlau sein und vorausschauend mögliche CDU/FDP-Themen besetzen, hoffe ich.

Spielen die CDU/FDP aber einen grünen oder roten Ball, landet der dann auch er als Fehlpass beim Gegner: „Guten Morgen, schön dass Ihr jetzt auch so weit seid.“

Um beim Fussball zu bleiben, CDU und FDP können nur noch mit zehn Mann hinten im eigenen Strafraum stehen und abwehren. So gewinnt man keine Spiele.

Ein lächerliches Beispiel aus Hamburg: Die AfD hatte offenbar eine Initiative zur Reduzierung von Zigarettenkippen auf den Straßen eingebracht. Die FDP stimmte zu. Eine Moderatorin hielt dies tatsächlich Lindner vor. „Skandal! Unerhört! Zusammenarbeit mit Nazis!“.
Lindner beteuerte sofort pflichtschuldigst, dass so etwas nicht mehr vorkommen wird.

Inzwischen wünsche ich mir fast RRG oder GRR für 2021. In der Opposition kann die CDU mit der Merkel-Nomenklatura richtg aufräumen und dann vielleicht sich der AfD annähern oder, besser noch, sie wird untergehen und Platz machen für neue konservativ-liberale Parteien.

Der_Juergen

24. Februar 2020 11:00

@RMH

Zustimmung zu Ihrer Verteidigung Evolas; die Angriffe @Zeitschnurs auf diesen finde ich verfehlt. In Bezug auf die AFD pflichte ich Ihrer Sicht der Dinge nicht bei; darüber haben wir auf früheren Strängen schon debattiert.

Maiordomus

24. Februar 2020 11:10

@Grobschlosser. Illusionen?!

RMH

24. Februar 2020 11:38

@Alexis,
natürlich habe ich bei meiner Schilderung überzeichnet (bewusst). Aber man kann meiner Meinung nach auch nicht davon ausgehen, dass gerade der Flügel, der auch schon seine Schismen hatte, bei Spaltungsvorgängen standhaft wie ein eratischer Block die Stellung hält. Da wird es dann auch Verluste geben und worauf ich eigentlich hinaus wollte ist der Umstand, dass dann die Personaldecke für die Besetzung von Kandidatenlisten etc. nochmals sehr dünn werden wird. Oder meinen Sie, wenn ein paar Köpfe wie Weidel oder Meuthen weg sind, wird der Rest der Truppe brav mit an Bord bleiben und sich fügen?

Meine positive Hoffnung oder Wunsch:
Der derzeitige Druck von außen schweißt die unterschiedlichen Kräfte in der AfD zusammen und treibt sie nicht auseinander.

Und vor allem: Diesem Druck sollte man jetzt auch etwas entgegensetzen.

Was die AfD bei der Hamburg-Wahl sich einmal genauer ansehen sollte, ist der der Umstand, dass es offenbar auch dort einzelne Wahlbezirke gab, in denen die AfD hervorragend abgeschnitten hat. Aber evtl. kommt ja auch wieder eine detaillierte Wahlanalyse hier auf SiN.

Alexis

24. Februar 2020 12:14

@Maiordomus

Mit dem Detailkurs der Hamburger AfD hatte es nicht das Geringste zu tun.

Es ist eben weder ein Detail-Kurs und es ist auch nicht der Kurs allein der Hamburger AfD. Es ist ein grundsätzlich verfehlter Kurs, der so nicht nur von der Hamburger AfD vertreten wird, sondern unter anderem auch vom Bundesvorstand und von den meisten westdeutschen Landesverbänden. Und selbstverständlich hat dieser Kurs etwas mit dem miserablen Abschneiden der AfD-Hamburg zu tun.

Das Problem beginnt bereits, wenn man den Kurs der Partei darauf ausrichtet, die AfD "regierungsfähig", im Klartext also "CDU-kompatibel" zu machen.

Der letzte Bundesparteitag im Dezember stand ganz im Zeichen einer schnellstmöglichen Regierungskoalition mit der CDU, obwohl eine solche Koalition schon damals eine unrealistische Wahnvorstellung war. Noch vor wenigen Wochen hat sich Meuthen über eine Demonstration gegen den SWR öffentlich empört, weil diese die "Regierungsfähigkeit" der AfD gefährde. "Wir müssen regierungsfähig und regierungswillig werden, das geht nur mit einem bürgerlich-konservativen, freiheitlichen Profil, und das geht nicht mit Radikalisierung" erklärte Jörg Meuthen damals. https://www.badische-zeitung.de/meuthen-aergert-sich-ueber-martialischen-auftritt-von-afd-funktionaer-mandic--181298480.html

Wenn man sich mit der Kritik an den Altparteien, insbesondere der CDU und FDP, bewusst zurückhält, weil man diese Parteien als zukünftige Koalitionspartner ansieht...

Wenn man von CDU und FDP als "Nazis", "Faschisten", "parlamentarischer Arm der Terroristen" diffamiert wird, aber im Gegenzug aber die CDU und FDP mit Freundlichkeiten überhäuft, als eine Art Bruderpartei in einem imaginierten "bürgerlichen Lager" beschreibt ...

... dann hat das natürlich Auswirkungen auf den Wahlerfolg der AfD.

In den letzten Monaten war die Welt Zeugin eines traurigen Schauspiels, bei dem die CDU (im Verbund mit dem übrigen politmedialen Establishment) die AfD immer rücksichtsloser bekämpfte, CDU-Politiker sich mit "Nazi"- und "Faschismus"-Diffamierungen gegen die AfD gegenseitig überboten, während die CDU-Führung die CDU immer fanatischer umgarnte und eine baldige CDU-Koalition beschwor.

Am stärksten werden aber nicht Fanatiker und Unbelehrbare unter den Rechten drankommen, sondern diejenigen, deren geistiges Potential man fürchtet. Zu diesen zähle ich jene Verleger und Autoren, auch Politiker mit Horizont, die im Ernst als überdurchschnittlich einzuschätzen sind, was die Intelligenteren unter der Gegnerschaft natürlich genau wissen.

Der Politiker, den das politisch-mediale Establishment am meisten fürchtet, ist zweifellos Björn Höcke. Die Gegner haben längst sein Potential erkannt. Deshalb fürchten und hassen sie ihn. Aber wird sein Potential auch von allen in seiner eigenen Partei erkannt? Nein! Er wurde von Leuten, die nicht mal ansatzweise sein Format haben, erfolgreich in die zweite Reihe der Partei verbannt, eingehegt, zum bloßen Regionalpolitiker degradiert - ausgerechnet Höcke, dessen Herz doch für ganz Deutschland schlägt.

Wenn man bedenkt, was ein Höcke mit seiner begrenzten Macht alles erreicht hat, um das "System Merkel" zu erschüttern, was könnte dann erst ein Bundesvorstand und Fraktionsvorstand Höcke alles erreichen?

zeitschnur

24. Februar 2020 12:14

@ RMH

Zunächst einmal finde ich es daneben, gegen meine Argumente mit Appellen wie

"Überhaupt fällt es ihnen, könnte man nach ihren Anmerkungen fast vermuten, schwer, einen Literaturtipp einfach einmal unbefangen im Raum stehen zu lassen oder ggf. das Buch zu lesen und sich danach eine Meinung zu bilden"

zu kontern. Das ist eine Mischung von ad personam und Unterstellung. "Ihnen" schreibt man übrigens auch nach der Rechtsschreibreform groß.
Zu leugnen, dass sich Evola tief in okkultistische Lehren hineinbegeben hat, ist einfach nur realitätsfern.
Sie schreiben so, als gehe es hier nur um eine gedankenlos-emotionale Jugendlektüre, bei der man seinen Frust abreagieren kann. Ich pflege allerdings inzwischen auch zu denken, worauf ich mich da eigentlich einlasse, wenn ich mir Gelesenes zu eigen mache. "Unbefangenheit" beim Lesen solcher Entwürfe kann man nur als Fahrlässigkeit bezeichnen: Bücher sind, wenn es nicht bloß Unterhaltung ist, Dynamit, immer, selbst die besten und heiligsten. Man muss wissen, womit man es zu tun hat und erst einmal distanziert prüfen. Ich habe Literaturempfehlungen hier auch schon gut gefunden und - sofern ich ein Buch noch nicht gelesen hatte, was selten der Fall ist - es sogar gekauft. So zB neulich den Kopetzky-Roman, den ich gerade lese und, im Ggs zu einigen anderen hier, ziemlich beeindruckend finde, bin aber noch nicht ganz durch damit und habe mich daher auch noch nicht geäußert.

Evola vertritt einen esoterisch gefärbten Integralismus. Damit kann und will ich aus triftigen Gründen nichts zu tun haben. Wer sich natürlich an der Spitze solcher erdachten Systeme platziert (und das tun Rechte grundsätzlich ohne weiter nachzudenken), verkennt, was es für diejenigen bedeutet, die unten platziert werden und nicht gefragt werden, ob sie sich selbst da sehen (die meisten werden dort unfreiwillig landen, auch die, die jetzt begeistert Evola lesen). Ich weiß sehr gut aus bester eigener Erfahrung, was es heißt, im Mief einer integralistischen Mafia der Intention nach bevormundet und vollständig fremdbestimmt zu werden (was aber nicht gelang). Integralismus ist ein älterer Begriff für Totalitarismus. In einem solchen System werden Sie keinen einzigen freien Atemzug mehr machen können. Ist es das, wonach so viele lechzen? Oder meinen Sie, man würde so erst richtig frei, frei nach Evola endlich wieder "verwurzelt", wo vorher entwurzelte Freiheit Unfreiheit war? Nur: wer hat die Fähigkeit, "Wurzeln" zu bestimmen? Als Christ sage ich: "Ich komme von weit, weit her, so weit, dass niemand darüber ein Urteil hat außer dem, von dem alles kommt, nicht einmal ich selbst, aber erst recht niemand von außen." Und dieser Satz gilt für alle Menschen.
Mein größtes politisches Unbehagen an solchen Denkern ist dies, dass mir scheint, dass ihre Lehren der Grundanlage nach doch längst gelebt werden und der Sack sich immer mehr zubindet. Wir leben nicht im "Liberalismus", und ich möchte einfach immer wieder auch den Rechten sagen: Ihr irrt Euch, wir haben bereits einen sogar ganz üblen Integralismus, nur seht Ihr es nicht oder wollt es nicht sehen. Wie ich aber schrieb, muss man, um diesen meinen Gedanken zu verstehen, die Koordinaten, die man uns politisch glauben macht (rechts wie links), als Täuschung erkennen. Aus fast allen medialen Rohren, auch den alternativen, verfestigt man das Koordinatensystem, von dem fast alle unhinterfragt ausgehen.
Evolas Gedanken werden hier und heute von unseren "Eliten" bereits verwirklicht.
Ich gebe nur ein kleines Beispiel. In "Fascismo" schrieb er etwa (und das bestätigt sehr wohl meinen Faschismusbegriff!):

"Rasse ist Rasse und hat nur eine Elite, während das Volk nur Volk ist und Masse."

Das ist exakt das, was wir erleben und was von den Politikern, die uns faktisch längst als formlose "Masse" ansehen und behandeln, mit ihren überheblichen Entscheidungen, die uns normale "Masse" arbeiten lassen, über den Erdkreis verkaufen und vertreiben und aussaugen, vollzogen wird. Wie ich oben schon aufzeigte, entspricht das exakt den Wahnideen in Coudenhove-Kalergis "Praktischem Idealismus" und "Adel" aus den Zwanzigern - zwei Büchern die übrigens im Verlag eines DDP-Abgeordneten erschienen, die DDP war die linksliberale Partei, der auch Heuss angehörte. Stichwort: politisches Koordinatensystem? Unvergesslich das Gerede Gaucks in der ARD 2015 von "der Elite", die "nicht das Problem" sei, sondern die "Bevölkerung" sei das Problem, als man uns gegen unseren Willen, ohne Diskussion und ohne Parlamentsbeschluss Millionen Fremde ins Land kippte. Das entspricht bis in den letzten I-Tupfen diesem faschistischen Denkansatz und erfüllt doch die heißen Wünsche der Rechten, die sich solchen Autoren verschrieben haben. Man bedeutet Euch aus Berlin, aus Washington, aus Paris, aus jeder Hauptstadt und vor allem den Bankenvierteln: Hier ist Ungleichheit und Hierarchie par excellence, Ihr werdet nichts mehr gefragt, weil Ihr nicht zur Elite gehört, weil Ihr unten seid, irgendwo am Ende der Hierarchieleiter, seid also einfach still und tut, was man Euch heißt.
Die rechtsintellektuelle Community hat kollektive Leitsterne, das ist ein soziales Phänomen, sollte aber gelegentlich von den wirklich Intellektuellen dort mit etwas Distanz angesehen werden. Es hilft uns allen doch nichts, wenn wir verblendet und mit fixen Ideen im Kopf auf unsere Weise die Schlächter selber wählen wie die berühmten dummen Kälber, wahngeschwängert, wir machten es aber anders als die dummen Linken. Gerade weil ich sehr viel lese, bin ich zu diesen derzeitigen Schlüssen gekommen. Und Kritik daran ist für mich nur auf der Sachebene interessant.

Alexis

24. Februar 2020 12:41

@Fritz

Sie widersprechen sich in ihrer Argumentation.

Sie erklären einerseits, dass es ein "System" gäbe, erklären anderseits, dass sie die AfD wählen, weil sie die Interessen der Mehrheit der Deutschen vertritt. Damit implizieren, dass die übrigen Parteien, die von 85% der Wähler gewählt werden, die Interessen der Mehrheit der Deutschen eben nicht vertreten - was ich zustimmen würde.

Wie erklären Sie sich dann, dass 85% der Wähler bundesweit, und sogar 95% der Wähler regelmäßig für Parteien stimmen, die ihre Interessen ganz augenscheinlich nicht vertreten? Woran liegt das? Woran liegt es, dass die überwiegende Mehrheit der Deutschen offenkundig ihre Interessen gar nicht mehr richtig wahrnehmen kann.

Darüber hinaus habe ich kein Interesse an einer fundamentalen Umgestaltung der Gesellschaft, weder von rechts noch von links.

Eine solche "fundamentale Umgestaltung der Gesellschaft" ist nun leider zwingend erforderlich, um den von ihnen gewünschten "Stop der Massenzuwanderung, vor allem von Muslimen" zu realisieren.

Genauer gesagt, wurde die deutsche Gesellschaft bereits einer "fundamentalen Umgestaltung" unterzogen, um diese Masseneinwanderung ohne nennenswerten Widerstand zu ermöglichen. Erst kürzlich wurde ein Artikel auf diesen Seiten darüber veröffentlicht: https://sezession.de/61993/reeducation-charakterwaesche-und-die-afd

Oder glauben Sie, eine "Willkommenspolitik" wie 2015/2016 wäre auch in Polen oder Tschechien ohne nennenswerten Widerstand der Bevölkerung möglich gewesen? Sollten wir annehmen, ein polnischer Politiker, der eine ansatzweise ähnliche Asylpolitik verfolgt hätte wie Angela Merkel, wäre wiedergewählt worden?

Alexis

24. Februar 2020 12:48

@Waldgänger aus Schwaben:

In der Opposition kann die CDU mit der Merkel-Nomenklatura richtg aufräumen.

Mal abgesehen von der Frage, ob das möglich wäre: Wer oder besser gesagt was soll auf die Merkel-Nomenklatura denn eigentlich nachfolgen? Ein Friedrich Merz etwa? Oder die Cuckservative-Truppe "Werteunion" mit ihren 4000 Mitgliedern (die im übrigen auch nicht mit der AfD koalieren wollen)!

Alexis

24. Februar 2020 13:46

Und es geht weiter wie gehabt....

Wenn ich mir die neuerlichen Statements des Hamburger Spitzenkandidaten so anhöre, glaube ich fast, es wäre für die AfD in Hamburg als auch bundesweit besser gewesen, sie wäre aus der Bürgerschaft geflogen - damit ein Ruck durch die AfD geht und klar wird, dass es so nicht mehr weiter gehen kann.

Aber wie ich leider durchaus erwartet habe, zeigen sich die für dieses deaströste Ergebnis maßgeblich verantwortlichen AfD-Politiker komplett unbelehrbar und sehen den knappen Wiedereinzug in die Bürgerschaft offenbar als Einladung um weiter zu machen wie bisher:

Der Hamburger AfD-Spitzenkandidat Dirk Nockemann betonte, "dass wir ein relativ hanseatischer und liberaler Landesverband sind". Man wolle auch in Zukunft eine "deutliche Sprache sprechen", aber auf drastische Rhetorik verzichten, die "unsere politischen Gegner gegen uns instrumentalisieren können".

https://www.sueddeutsche.de/politik/afd-hanau-maessigung-1.4816293

Laurenz

24. Februar 2020 13:46

@Werte Foristen,
wieso debattiert Ihr hier die AfD unter diesem Artikel?

Auch wenn der Forist @Alexis weitestgehend richtig analysiert hat, bringt uns eine Spaltungs-Debatte nicht weiter. Die AM und der liberale Teil der AfD sollten selbst überlegen, welche Strategie erfolgreich ist und die eigene Haltung überdenken. Es ist das bürgerliche Denken, welches die AfD blockiert. Alle, die sich nicht in den links-liberalen Meinungs-Korridor hinein quetschen, fallen unter Verschissmus-Verdacht. Das ist auch etwas, was außerhalb der AfD stattfindet. Neben der Lindner-Partei, ist es vor allem die CDU, die vor dem machtlosen Scherbenhaufen der einstigen Kanzler-Partei steht und umso weiter sie sich kaufen läßt, an Bedeutung einbüßt.
Die AfD-Delegierten, die Meuthen und Chrupalla zu Partei-Sprechern wählten, wählten offensichtlich falsch, beide ducken sich weg, anstatt offensiv die richtigen Antworten auf Hanau zu geben. Vom Ehren-Vorsitzenden konnte man nur eine CDU-Antwort erwarten.
Der einzige Kandidat, der die medialen Zeichen der Zeit, auch besser als Höcke oder Kalbitz, verstanden hat, ist Curio, auch wenn er auf der sozialen Ebene abgehoben wirkt.

Wir, auf SiN, wissen doch schon lange, es wird keine "Integration" der AfD geben. Die bisherige Analyse eines aktuellen Weimars 2.0 ist falsch. Wir leben bereits in der Neu-Auflage der 30er des letzten Jahrhunderts. Bald wird man uns blaue Sterne anheften.

Waldgaenger aus Schwaben

24. Februar 2020 14:09

@Alexis
Irgendein Donald Trump, Boris Johnson,... wird schon aus der Partei entstehen.

Sie unterschätzen die Flexiblität der Berufspolitiker. Und die der Parteimitglieder, wenn die Wahlergebnisse wieder stimmen. Trump hat die Republikaner voll im Griff. Es ist nichts erfolgreicher als der Erfolg.

Ein gebuertiger Hesse

24. Februar 2020 14:29

@ Laurenz
"Wir leben bereits in der Neu-Auflage der 30er des letzten Jahrhunderts. Bald wird man uns blaue Sterne anheften."
Gelungenes und schmissiges Bild. Aber letztlich tragen wir entsprechende Zeichen schon ohne sie zu tragen. "An ihrer Physiognomie sollt ihr sie erkennen!" Und so geschieht es auch: wir erkennen einander (was die eigene Einsamkeit noch jedesmal runterdreht, sei es für Augenblicke) und die anderen uns. Manchmal finde ich es schön, daß die Fronten so eindeutig sind.

RMH

24. Februar 2020 14:54

@zeitschnur,

wenn man nur das massenkompatibelste Werk von J. Evola liest, die "Revolte", dann läuft man keine Gefahr, okkult programmiert zu werden oder auf diese Schiene zu gelangen. Und wenn Sie den integralen Traditionalismus, wie er dort beschrieben wird, verstehen, dann kommen Sie auch nicht auf die klassische bürgerlich-christliche (oder linke oder, oder ... sklavenmoralische (frei nach Nietzsche)) Idee, dass sich in einem echten, traditionalem System die "unten" irgendwie schlecht oder ausgebeutet fühlen und "die oben" als etwas Besseres oder Besonderes. Wir bewegen uns hier in ideal gedachten Systemen, fast schon in Polit-und Gesellschafts-Fantastik, denn mit der historischen Wirklichkeit hat das sicher nicht besonders viel zu tun und 3 von 4 Weltzeitaltern im Hinduismus sind ja bekanntermaßen ohnehin nicht "golden". Nicht ohne Grund habe ich in meinem Beitrag auch Tolkien erwähnt, bei dem es ja auch Harmonien gibt und jeder seinen eigenen Platz in der Welt hat, ohne dagegen aufzubegehren und den ihm andererseits auch keiner streitig macht - solange eben keine Kraft aus Mordor am Werk ist.

Die Leute, die historisch wirklich mit Macht zu tun hatten, haben daher den recht begrenzten praktischen Nutzen von Evola erkannt und ihn gerade nicht zu ihrem Haus- und Hofideologen gemacht.

Als Systematik, als Ideal, als kleinen Hammer, mit dem man unsere als unhinterfragbar absolut gesetzten modernen Werte der Gleichheit und der scheinbaren Freiheit abklopfen kann, taugt sein Werk, wie die "Revolte", nach wie vor sehr gut.

Und ja, ich lese auch etwas von Leuten, die im übrigen Esoteriker im klassisch-hermetischen Sinn waren, ohne dass es mir dabei bislang wie dem Zauberlehrling ergangen ist. Und bei Evolo ist - wie bei den meisten anderen auch - da wenig okkultes dabei, denn er legt diese Denkschulen recht offen dar, in fast all ihren Aspekten (okkult werden in den esoterisch-hermetischen Traditionen ohnehin meistens nur die konkreten Riten gehalten - die Weltanschauung, die Philosophie, die liegt offen zu Tage und mit mehr braucht man sich als normaler Mensch auch nicht zu beschäftigen. Das ist am Ende Lektüre, wie jede andere Philosophie auch.

Ich sehe überhaupt keinen Grund, vor Evola zu warnen, im Gegenteil, dass würde ihn in falscher Art überhöhen oder "geheimnisvoll" machen, was er nicht ist. Jeder kann gefahrlos seine Bücher lesen, es sei denn, man ist ohnehin bereits nicht mehr klar bei Sinnen. Dann kann man aber auch fast aus jedem Buch sich irgendetwas zusammenspinnen (siehe bspw. den Mörder von J. Lennon, M.D. Chapman, der eine seltsame Beziehung zu "Catcher in the Rye" aufbaute - und dieses Buch ist nun entgegen aller Unkenrufe und Mind-Control- Theorien als reiner Text nun wahrlich harmlos bis banal).

Zusammengefasst: Der Sedgwick wurde bestellt und allen anderen rate ich, Evolas "Revolte" und im Nachgang dazu den Ritt auf dem Tiger zu lesen (ad fontes). Und ggf. erst danach den Sedgwick.

Maiordomus

24. Februar 2020 15:21

@Waldgänger. Solche von Ihnen gerühmte Politiker lassen sich nun mal nicht aus deutsche Hühnereiern herauspellen: wobei Boris Johnson bis zum Beweis des Gegenteils wohl als handlungsfähiger Europäer von herausragendem Format gelten darf, wie derzeit keiner oder keine von der EU.

Er verkörpert gewiss eine andere Liga als der US-Präsident. Boris J. wird zwar jedoch als zum selber Denken durchaus qualifizierter Brite kaum so handeln können, wie viele es sich wünschen. Weil Politik nämlich das ist, "was geschieht" (Robert Musil), in Verbindung mit vorhandenen Kundgebungen eines politischen Willens einerseits, und dem, "was dazu passiert" leider andererseits. Das Unkontrollierbare, von Philosophen "Kontingenz" genannt. Und manchmal "passiert was", das eine vernünftige Politik massiv behindert, oft ganz verhindert. Eine sogenannte Handlungsinterferenz. So zum Beispiel das Geschehen vergangene Woche. Selbst wenn die AfD (im Gegensatz zur diktierten politischen "Aufklärung" auf einer Schul-Website) nicht "mitgeschossen" hat, so war es eine Art einkalkulierbares, nie völlig auszuschliessendes Pech. Wer aber dauerhaft Pech hat, ist unfähig, behauptete der in Führungsfragen nicht ganz unerfahrene Napoleon Bonaparte. Besonders wenn man auf Pech ungeschickt reagiert. Zum Beispiel bloss mit Durchhalteparolen, Verschwörungstheorien und/oder Selbstradikalisierung.

Andreas Walter

24. Februar 2020 15:21

Hahaha, sehr geile Aktion, Jungs:

https://www.journalistenwatch.com/2020/02/24/aufregung-identitaere-bewegung/

Diebische Freude, ein fettes breites, spitzbübisches Grinsen habt auch Ihr mir damit gerade beschert.

Wer euch daher mit Nazis verwechselt kann gar nicht alle Tassen im Schrank haben.

Hahaha, ich muss immer noch lachen.

heinrichbrueck

24. Februar 2020 15:30

@ zeitschnur
Ihr „Ich komme von weit her“ ergibt auf der politischen Ebene keinen Sinn, den ich im Augenblick verstehen könnte. Wer soll jetzt herrschen (oder regieren)?
Individuelle Entwicklung bedarf der Anleitung, besonders in jungen Jahren und politisch darüber hinaus, damit der Verlauf positiv genannt werden kann. Es ist kein Faschismus, diese temporäre Anleitung als Fakt zu betrachten. Der Rest ist normale menschliche Entwicklung, also nicht von der Elite vorgegeben. Elite ist nicht Bevormundung. Herrscht der massendemokratische Ungeist, steht die Freiheit auf wertlosem Papier, ordnungspolitisch gegen das Eigene.

Alexis

24. Februar 2020 15:58

@Maiordomus

Wer aber dauerhaft Pech hat, ist unfähig, behauptete der in Führungsfragen nicht ganz unerfahrene Napoleon Bonaparte. Besonders wenn man auf Pech ungeschickt reagiert. Zum Beispiel bloss mit Durchhalteparolen, Verschwörungstheorien und/oder Selbstradikalisierung.

Sehr intelligente Worte. Die AfD mit ihrer gegenwärtigen Führung scheint tatsächlich gegenüber der zunehmende Repressionen und Dämonisierungen erschreckend hilflos zu sein.

"Selbstradikalisierung" ist aber nicht zwangsläufig die schlechteste Antwort. Da sich die herrschenden Eliten sich immer weiter radikalisieren, ist es vielleicht sinnvoll, wenn die AfD auch radikaler würde.

Ganz zweifellos die falsche Strategie ist Selbstmäßigung, in der Hoffnung die Altparteien würden Angepasstheit und Abschwächung von Kritik an ihrer Politik irgendwie mit weniger Repression „belohnen“.

Waldgaenger aus Schwaben

24. Februar 2020 16:04

@Maiordomus
Aufgrund Ihrer Lebenserfahrung und Bildung wird Ihnen sicher bewusst sein, wie sehr sich Menschen in unruhigen Zeiten ändern können. Zuvor unscheinbare graue Mäuse werden zu Löwen und Riesen entpuppen sich als Zwerge, die nur in der untergehenden Sonne einen langen Schatten warfen.

In Ihrer Einschätzung Boris Johnsons stimme ich Ihnen zu.
Der von Ihnen jüngst hier gepriesene Adenauer, den auch ich für einen der fähigsten Politiker halte, die Deutschland je hatte, war vor der Nazi-Zeit unauffälliger Bürgermeister Kölns und trat in der Nazizeit völlig in den Schatten. Nach dem Krieg fanden sein Charakter und die Erfordernisse der Zeit in einer glücklichen Fügung zusammen. So mag es auch jetzt kommen.

Maiordomus

24. Februar 2020 17:57

@Alexis. Es geht weder um Mässigung noch erst recht um Radikalisierung, eher schon, wenn schon, was Metternich (zwar kein Vorbild für Umgang mit Opposition) als Losung eines Staatsmannes vorgeschlagen hat: "Stark im Recht." Die Losung stimmt, das hätten die Besten unterschrieben.

Wenn aber "gemässigt" mit mutlos gleichgesetzt wird, kann in einer kritischen Situation nicht angemessen gehandelt werden. Für eine als richtig erkannte Politik müsste man im Prinzip auch bereit sein, im Sinne der aristotelischen Tapferkeit gemäss Josef Pieper, ins Gefängnis geworfen zu werden, auf jeden Fall echte Nachteile in Kauf zu nehmen. Der Begriff "radikal" bleibt ein Bestand der Freiheitsgeschichte, wurde zum Parteinamen zum Beispiel der Verfassungsväter der Schweiz 1848. Der erste Nationalratspräsident war noch drei Jahre zuvor als Oppositioneller in Luzern zum Tode verurteilt worden, entkam seinem Schicksal durch Flucht mit Hilfe gleichgesinnter Polizisten (!!!). Wie er nun mal selber an der Macht war, handelte er statt rachsüchtig vernünftig, unterstützte im Parlament sogar mal einen Antrag von Leuten, die ihn einst hatten hinrichten wollen. Das wäre aber für Herrn Söder, den niemand hinrichten will, wohl zu viel verlangt, da er ja andere zu "Feinden" erklärt. Gemäss dem "C" seiner Partei sollte er ja dieselben "lieben". da könnte er sich sogar bei Herrn Mielke ein bisschen wenigstens marxistische Nächstenliebe abkupfern: "Ich liebe euch doch alle! (Gelächter)".

Was aber als vernünftig erkannt wird, selbst wenn es in der Regel weit weg von Maximalforderungen ist, sollte entschieden und mit Bereitschaft zum Risiko auch vertreten werden. Andernfalls würde gelten, kenne den Urheber des Zitates nicht mehr: "Die extrem Gemässigten sind die gefährlichsten Extremisten." Es empfiehlt sich, für die Durchsetzung einer vernünftigen Politik, sich dem Gegner gegenüber friedensfähig zu machen und zu zeigen: dies bedeutet, was nach Kant - mit klugen Einschränkungen - "Vertrauen in die Denkungsart des Feindes" (Vom ewigen Frieden) bedeutet.

Satirisch gemeinter Anhang:

Um ein Beispiel zu machen: Natürlich wäre es politisch weder die Rettung noch der Untergang Deutschlands, wenn Herr Ramelow noch ein ganzes Jahr weiterregieren dürfte, mit Hilfe der CDU. Damit begänne in Thüringen nun mal weder die Herrschaft Ulbrichts noch das Schreckensregime von Pol Pot. Unterm Strich wäre es vielleicht sogar weniger schlimm als ein weiteres Jahr Merkel. Und umgekehrt wäre es wohl kaum ein Unglück, wenn Herr Höcke, angeblich eine Gefahr für Thüringen und Deutschland, sich dem Frieden zuliebe aus der parlamentarischen Politik zurückziehen wollte, als hoffentlich weniger schädliche Gegenleistung dafür in den Vorstand entweder von ZDF oder ARD berufen würde, noch dazu mit der Möglichkeit, eine Talksendung in der Art von "Maischberger" zu moderieren oder wenigstens zu organisieren. Er dürfte überdies das Recht wahrnehmen, weitere Mitarbeitende anzustellen, welche bei Wahlniederlagen des Gegners in ganz Deutschland vernehmlich laut jubeln, wäre doch prima staatliche Sympathiewerbung für die Rechte?

Die von einem ins Fernsehen abgestellten Höcke ausgehende "Gefahr" wäre bestimmt (analog zur politischen Gefährlichkeit Ramelows im Vergleich zu Pol Pot) wohl kaum mit Sportpalastauftritten von J.G. zu verwechseln. Das den Schaden Begrenzende daran wäre höchstwahrscheinlich, dass die Gebührensender dann , nach der ersten Neugier, noch weniger Einschaltende hätten als bisher; dafür aber die AfD im Universe of Disourse der öffentlichrechtlichen Meinungsfreiheit endlich integriert wäre. Dieser Vorschlag bleibt nun mal nur als Modell für eine Satire praktikabel. Mit anderen Worten: Vorläufig darf am Fernsehen nur so gejubelt werden, wie es am Abend der Hamburgwahl, aufgrund einer irrtümlichen Annahme, passiert ist. Wobei leider den wahren Diktatoren in der Regel nicht nur irrtümlich zugejubelt wurde. Die Frage ist, ob sich der flächendeckend dümmliche Mob der Jubler, auch die vom Fernsehen, hinterher wohl nicht ein wenig geschämt haben könnten. Immerhin war es, neulich, für das Fernsehen die Blamage des Jahrzehnts. Würdig für einen Dummheitspreis aus Extrablech.

zeitschnur

24. Februar 2020 18:33

@ heinrichbrueck

"Es ist kein Faschismus, diese temporäre Anleitung als Fakt zu betrachten."
____
Ja, pardon, das habe ich auch nicht geschrieben.
Ob es bei Evola nur drum geht, dass man bei Mami und Papi erzogen wird zu irgendetwas, bis man groß ist?
Und der "massendemokratische Ungeist" - haben Sie mein Posting wirklich gelesen? Dort bezweifle ich nämlich, dass der auch nur irgendetwas zu sagen hat. Die Masse frisst, was man ihr anbietet, auch wenn sie davon krank wird, pellt ihre Hinterteile in die Klamotten, die man ihr als neuesten Schrei anbietet, auch wenn es katastrophal aussieht und unterwirft sich einem "Bildungssystem", das sie total verdummt.
Diese Parole von der "Massendemkratie" gehört auf den Prüfstand und an den Fakten geklärt: wo hat diese Masse
a. selber einen Geist hervorgebracht und
b. überhaupt etwas zu sagen?
Nix für ungut und bei allem respekt, aber darauf hätte ich gerne eine konkrete und mit Quellen belegte Antwort.

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