Das Myzel im Honigtopf
Für viele Aktivisten gleicht das Antifa-Outing einem Ritterschlag, einer in ihrer Wichtigkeit nicht zu unterschätzenden Initiation. Wenn das eigene Gesicht zum ersten Mal auf einem linken Fahndungsplakat auftaucht, wenn das erste Mal ein Graffiti an der Haustür mit Gewalt und Tod droht, dann ist der Schritt aus der eigenen Komfortzone endgültig getan. Ein Zurück in die Anonymität gibt es dann nicht mehr.
Aus eigener Erfahrung kann ich sagen: Das hat vor allem etwas Befreiendes und es ist ein wichtiger Meilenstein auf dem Weg von „nebenbei“ und Beliebigkeit hin zu einem neu ausgerichteten Lebensentwurf. Trotzdem geht jeder Nachwuchsaktivist damit anders um. Während der eine versucht, das Unvermeidliche so lange wie möglich herauszuzögern, wartet der andere gekränkt auf den ersten Artikel und beginnt schon an den feindlichen Recherchestrukturen zu zweifeln.
Unsererseits betreiben wir kaum „Anti-Antifa“-Arbeit. Sicher, man nimmt schon war, wenn mal wieder eine frische Larve auftaucht, oder irgendein neues Plenum seine Arbeit ankündigt, aber das sind Informationen, die der durchschnittliche Rechte eher im Vorbeigehen wahrnimmt, als ihnen aktiv nachzugehen. Ein Aktivist der italienischen Casa Pound sagte einmal zu mir: „Die Antifa ist wie die Medusa. Wenn Du sie anschaust, erstarrst Du zu Stein.“ Will sagen: Konzentrier‘ Dich auf Deine Arbeit und laß‘ Dich nicht von Deiner Paranoia lähmen.
Indes haben die vergangenen Jahre gezeigt, daß Nachforschungen im linksextremen Milieu durchaus ihre Berechtigung haben; allerdings weniger im Sinne der „Nazis haben Namen und Adressen“-Aktivitäten der Antifas. Lohnenswerter und fruchtbarer erscheint der Blick auf die enge personelle Zusammenarbeit, die zwischen gewalttätigem Linksextremismus und (halb-)offiziellen Institutionen von gesellschaftlichem Rang und Namen (wie z.B. Stiftungen, Parteien, aber auch Studentenvertretungen) besteht; die Namen Matthias Quent, Patrick Gensing und Georg Restle seien hier als Stichworte genannt.
Daß man sich bei der Offenlegung dieser Netzwerke und bei der Wahl der Methode durchaus von außen inspirieren lassen kann, haben in den vergangenen Monaten einige irische Studenten bewiesen. Als im Dezember 2019 ein neuer Twitter-Account mit dem Namen „Irish Students Against Fascism“ auftauchte, wird sich zunächst wohl niemand haben – vor den Denunziationstätigkeiten linksextremer Aktivisten erscheint kaum eine akademische Institution gefeit.
Die Betreiber des Accounts waren mit dem offen formulierten Ziel angetreten, rechte Aktivitäten an irischen Universitäten zu dokumentieren und durch „direkte Aktionen“ (also: öffentliche Denunziation und tätliche Angriffe) zu unterbinden. Damit schienen sie durchaus Erfolg zu haben – immerhin generierten sie innerhalb weniger Wochen über 2000 Follower, darunter unter anderem die Union of Students of Ireland (USI), die größte offizielle Studentenvertretung in Irland, die über 374.000 Studenten vertritt.
Offenbar unterscheidet sich diese irische “Studentengewerkschaft” nur unwesentlich von ihren deutschen Gegenparts, den „ASten”, „StuRas”, „StuPas”, usw. Wie in Deutschland auch, ist auch die irische Hochschulpolitik fest in den Händen linker Aktivisten, welche dieses Engagement häufig als Sprungbrett für eine politische Karriere (mit Vorliebe in der irischen Green Party) nutzen.
Doch zurück zu den „Irish Students Against Fascism”; diese nahmen nämlich in den Wochen nach ihrer “Gründung” vermehrt Kontakt zu unterschiedlichen Vertretern der USI auf und baten um Mithilfe bei der Suche nach möglichen Rechten in den Seminaren und Vorlesungen. Auf wieviel Wohlwollen und Hilfsbereitschaft sie in diesem Zusammenhang stießen, das wird nun deutlich. Denn bei dem Account mit dem klingenden Namen „Irish Students Against Fascism“ handelt es sich keinesfalls um tatenhungrige Antifaschisten, sondern um einen rechten „Honeypot“, dessen Ziel die Aufdeckung linksextremer Zusammenhänge an den irischen Universitäten und insbesondere in der Union of Students of Ireland ist.
Für den 6. März hatten die Aktivisten eine große Veröffentlichung mit den Namen rechter Studenten angekündigt, statt dessen offenbarten sich die Betreiber als konservative Journalisten. Seit einer guten Woche werden nun auf www.theburkean.ie in unregelmäßigen Abständen Mitschnitte von Telefonaten und private Nachrichtenverläufe veröffentlicht, in denen sich vor allem die USI als antifaschistische Vorfeldorganisation entpuppt. So hatten unterschiedliche Führungsmitglieder der Gewerkschaft den “Irish Students Against Fascism” zugesichert, Namen von rechten Studenten durchzustechen; andere zeigten sich offen gegenüber heimlichen Abhörmaßnahmen in den Räumen der Young Fine Gael (eine liberale Studentengruppe), oder äußerten sich positiv zu gewalttätigem Vorgehen gegen mißliebige Kommilitonen.
Wer sich mit den Details der Recherche auseinandersetzen will, kann das hier tun; wie gesagt: Es kommt in unregelmäßigen Abständen neues Material dazu. Inzwischen verzeichnet das Projekt übrigens die ersten tatsächlichen Erfolge: Ein erster Amtsträger der USI ist aufgrund der Veröffentlichungen vor wenigen Tagen zurückgetreten, andere dürften folgen.
Nordlicht
Das ist eine wirklich schöne und nützliche Geschichte.
Würdige Sonntagshelden, die konservativen Aktivisten.