Die amerikanische Alt-Right – Positionen und Profile

von Siegfried Gerlich
PDF der Druckfassung aus Sezession 87/Dezember 2018

Vor einem selbst­ver­schul­de­ten Schick­sal, das die Ver­ei­nig­ten Staa­ten von Ame­ri­ka immer gebie­te­ri­scher heim­sucht, hat­te Theo­do­re Roo­se­velt bereits 1915 weit­sich­tig gewarnt:

Der ein­zi­ge abso­lut siche­re Weg, den Ruin die­ser Nati­on her­bei­zu­füh­ren und dafür zu sor­gen, daß sie nicht län­ger eine Nati­on aller sein kann, bestün­de dar­in, zuzu­las­sen, daß sie ein Fli­cken­tep­pich aus zer­strit­te­nen Natio­na­li­tä­ten wird.

Und hun­dert Jah­re spä­ter macht eine zor­ni­ge rech­te Bewe­gung von sich reden, die den ame­ri­ka­ni­schen Macht­eli­ten vor­wirft, eben die­sen rui­nö­sen Weg beschrit­ten und damit das Land in eine tief­grei­fen­de Iden­ti­täts­kri­se gestürzt zu haben.

Die Radi­ka­li­tät man­cher Lösungs­vor­schlä­ge, wel­che die »alter­na­ti­ve Rech­te« für die­se Kri­se anzu­bie­ten hat, läßt sie jedoch zuwei­len sel­ber als Teil des Pro­blems erscheinen.

Die Fra­ge nach ihrer Iden­ti­tät beglei­tet die Ame­ri­ka­ner seit dem Anfang ihrer Geschich­te, und ent­spre­chend zeigt sich in der Abfol­ge der dar­auf gege­be­nen Ant­wor­ten der geschicht­li­che Wan­del des ame­ri­ka­ni­schen Selbst­ver­ständ­nis­ses, in wel­chem iden­ti­tä­re Sub­stra­te wie Eth­nie, Ras­se, Kul­tur, Staat, Nati­on und Ideo­lo­gie sich sowohl über­la­gert haben als auch abwech­selnd als domi­nan­te Pro­fi­le her­vor­ge­tre­ten sind.

Bereits Tho­mas Jef­fer­sens berühm­te Erklä­rung: »Ame­ri­ka wur­de geschaf­fen als eine Nati­on für wei­ße Män­ner mit gutem Cha­rak­ter«, bedarf der genaue­ren Bestim­mung, daß die Nach­fah­ren der ers­ten bri­ti­schen Sied­ler an der ame­ri­ka­ni­schen Atlan­tik­küs­te die spä­te­ren iri­schen, ita­lie­ni­schen, sla­wi­schen und jüdi­schen Zuwan­de­rer kei­nes­wegs als wei­ße Ras­se­ge­nos­sen will­kom­men hie­ßen, son­dern noch gerau­me Zeit als Ange­hö­ri­ge min­der­wer­ti­ger Ras­sen verachteten.

Die­se aber waren wil­lens und fähig, ihre eth­ni­schen Iden­ti­tä­ten abzu­le­gen und sich kon­fes­si­ons­über­grei­fend der anglo­pro­tes­tan­ti­schen Leit­kul­tur zuun­ter­wer­fen, die sich zu einem indi­vi­dua­lis­ti­schen Lebens­stil mit puri­ta­ni­schem Arbeits­ethos aus­ge­prägt hatte.

Und so kam es schließ­lich doch noch zu einer zumin­dest kul­tu­rel­len Ver­schmel­zung der nord­west- und süd­ost­eu­ro­päi­schen Ein­wan­de­rer mit dem angel­säch­si­schen Grün­der­volk zu »Wei­ßen«, die sich in ein­ver­nehm­li­cher Abgren­zung gegen »Schwar­ze« und »Rot­häu­te« ihrer ras­si­schen Eigen­art versicherten.

Was frei­lich die »Nati­on« betrifft, so hat­te sich das »ame­ri­ka­ni­sche Cre­do« der Unab­hän­gig­keits­er­klä­rung von 1776 aus­drück­lich nicht auf sie, son­dern auf eine »Uni­on« von »Staa­ten« bezo­gen. Erst nach dem Bür­ger­krieg und der Skla­ven­be­frei­ung von 1865 bil­de­te sich ein staats­bür­ger­li­ches Natio­nal­be­wußt­sein her­aus, das nun­mehr auch die Schwar­zen als »Ame­ri­ka­ner« aner­kann­te, wobei deren Staats­bür­ger­schaft noch bis 1965 durch Ras­sen­ge­set­ze beein­träch­tigt blieb.

Ins Jahr von deren Abschaf­fung fiel indes­sen auch die Ver­ab­schie­dung von frei­zü­gi­gen Immi­gra­ti­ons­ge­set­zen, die eine Mas­sen­zu­wan­de­rung von Asia­ten und Latein­ame­ri­ka­nern auf den Weg brach­ten, unter denen ins­be­son­de­re die Mexi­ka­ner­ei­nen star­ken eth­no­kul­tu­rel­len Selbst­er­hal­tungs­wil­len erken­nen ließen.

Anstatt jedoch auch ihnen die bewähr­te Leit­kul­tur zuzu­mu­ten, trat das bis dahin vor­nehm­lich wei­ße Ame­ri­ka die Flucht nach vorn an, indem es sich ein rein zivil­ge­sell­schaft­li­ches und mul­ti­kul­tu­rel­les Selbst­ver­ständ­nis zu eigen mach­te und damit den dro­hen­den Zer­fall der ame­ri­ka­ni­schen Nati­on in eine eth­no­plu­ra­lis­ti­sche Ansamm­lung sub­na­tio­na­ler Grup­pen noch beförderte.

In der para­do­xen Kon­se­quenz führ­te die Zurück­drän­gung der wei­ßen Vor­herr­schaft daher auch zur all­mäh­li­chen Preis­ga­be einer ihr ent­ge­gen­ge­setz­ten Uto­pie, wel­che der fran­zö­sisch-ame­ri­ka­ni­sche Schrift­stel­ler Hec­tor St. John de Cré­ve­coer bereits gegen Ende des 18. Jahr­hun­derts in die Wor­te gefaßt hat­te, es gäl­te »Men­schen aus allen Natio­nen zu einer neu­en Ras­se von Men­schen zu verschmelzen«.

Wei­te Ver­brei­tung erlang­te die­ses Bild eines »Mel­ting Pot« aber erst durch den jüdisch-bri­ti­schen Autor Isra­el Zang­will, der in sei­nem 1909 urauf­ge­führ­ten gleich­na­mi­gen Thea­ter­stück die fro­he Bot­schaft verkündete:

Ame­ri­ka ist Got­tes Feu­er­ofen, der gro­ße Schmelz­tie­gel, in dem alle Ras­sen Euro­pas ver­schmel­zen und sich neu bilden.

Die­sem ima­gi­nä­ren »Tie­gel«, in wel­chen Zang­will spä­ter auch noch außer­eu­ro­päi­sche Ras­sen wer­fen woll­te, setz­te 1915 aller­dings der jüdisch-ame­ri­ka­ni­sche Phi­lo­soph Hor­ace Kal­len das rea­lis­ti­sche­re Bild einer »Salat­schüs­sel« ent­ge­gen. Denn für Kal­len waren natio­na­le Iden­ti­tä­ten nun ein­mal »durch Abstam­mung deter­mi­niert«, und so konn­te er sich das Ein­wan­de­rungs­land Ame­ri­ka nur als eine von »kul­tu­rel­lem Plu­ra­lis­mus« gepräg­te »Kon­fö­de­ra­ti­on der Natio­na­li­tä­ten« vorstellen.

Tat­säch­lich soll­ten die Sozio­lo­gen Nathan Gla­zer und Dani­el Patrick Moy­ni­han in ihrer 1963 publi­zier­ten Stu­die Bey­ond the Mel­ting Pot am Bei­spiel der »Negroes, Puer­to Ricans, Ita­li­ans, Jews, and Irish of New York City« die trau­ri­ge Bilanz zie­hen, daß der Schmelz­tie­gel schlicht nicht funk­tio­niert hat.

Vor die­sem Hin­ter­grund konn­te Prä­si­dent Clin­tons 1997 gehal­te­ne Rede über eine »drit­te ame­ri­ka­ni­sche Revo­lu­ti­on«, die bewei­sen müs­se, »daß wir buch­stäb­lich ohne eine domi­nan­te euro­päi­sche Kul­tur leben kön­nen«, durch­aus den Ein­druck rea­li­täts­frem­der Glo­ba­li­sie­rungs­pro­pa­gan­da erwecken.

Aber frei­lich wur­de die­se mul­ti­kul­tu­rel­le und post­ras­sis­ti­sche Sozi­al­uto­pie von den Wirt­schafts­in­ter­es­sen kos­mo­po­li­ti­scher Eli­ten eben­so getra­gen wie von dem Wunsch­den­ken noma­di­sie­ren­der Intel­lek­tu­el­ler; und fol­ge­rich­tig wur­de auch die bereits von Prä­si­dent Ken­ne­dy ein­ge­lei­te­te »Affir­ma­ti­ve Action« zu einer umfas­sen­den Poli­tik der posi­ti­ven Dis­kri­mi­nie­rung aus­ge­wei­tet, wel­che die Restau­ra­ti­on der eth­no­kul­tu­rel­len Iden­ti­tä­ten von far­bi­gen Min­der­hei­ten mit einer Dekon­struk­ti­on der Iden­ti­tät der wei­ßen Mehr­heit verband.

Im Ergeb­nis hat jedoch gera­de die­se iden­ti­täts­po­li­ti­sche Dop­pel­mo­ral die Wie­der­kehr eines wei­ßen Natio­na­lis­mus her­auf­be­schwo­ren, wel­cher die allen »Peo­p­le of Color« ein­ge­räum­ten Pri­vi­le­gi­en nun­mehr auch für die Wei­ßen sel­ber beansprucht.

Schon um die Jahr­hun­dert­wen­de räum­te die afro­ame­ri­ka­ni­sche Poli­to­lo­gin Carol M. Swain ein, daß die neue­ren Bestre­bun­gen, »das Ras­sen­be­wußt­sein der Wei­ßen und den wei­ßen Natio­na­lis­mus zu stär­ken«, nur die »nächs­te logi­sche Etap­pe der Iden­ti­täts­po­li­tik in Ame­ri­ka« darstellten.

An der natio­na­len Basis beun­ru­hig­te Swain zwar eine »amor­phe poli­ti­sche Bewe­gung, die aus dem Gefühl gebo­ren wur­de, daß die Rech­te wei­ßer Men­schen mit Füßen getre­ten wür­den und nie­mand sei­ne Stim­me für ihre Sor­gen erhob«; und von die­ser Sei­te gehe »das Risi­ko eines Ras­sen­kon­flikts in einer Grö­ßen­ord­nung (aus), wie wir das noch nicht erlebt haben«.

Ande­rer­seits gebe es aber auch »intel­li­gen­te« und »kul­ti­vier­te« Köp­fe, die »von einem ande­ren Schlag« sei­en als »die popu­lis­ti­schen Poli­ti­ker und ver­mumm­ten KKK-Män­ner aus dem alten Süden«; und im Unter­schied zu den älte­ren »wei­ßen Supre­ma­tis­ten« streb­ten die­se »neu­en wei­ßen Natio­na­lis­ten« eben kei­ne ras­si­sche Vor­herr­schaft mehr an, son­dern for­der­ten ledig­lich ras­si­sche Selbst­be­stim­mung ein.

Zur glei­chen Zeit nahm auch der anglo­ame­ri­ka­ni­sche Poli­to­lo­ge Samu­el Hun­ting­ton wahr, wie sich unter den wei­ßen Ame­ri­ka­nern »ein neu­es Ras­sen­be­wußt­sein ent­wi­ckelt, weil sie erle­ben, daß Ame­ri­ka immer mehr zu einer nicht­wei­ßen Gesell­schaft wird«.

Und auch Hun­ting­ton mach­te gel­tend, daß die­se »wei­ßen Nati­vis­ten nicht mit extre­mis­ti­schen Rand­grup­pen ver­wech­selt wer­den dür­fen«, denn das »Ende der Eth­ni­zi­tät« habe bei­den euro­pä­isch­stäm­mi­gen Ame­ri­ka­nern ein »Iden­ti­täts­va­ku­um« ent­ste­hen las­sen, wel­ches nur noch durch »eine brei­ter gefaß­te, wei­ße Ras­sen­iden­ti­tät« aus­ge­füllt wer­den könne.

Was zu Beginn die­ses Jahr­hun­derts erst noch im Keim vor­han­den war, ist unter­des­sen mit der Alt-Right-Bewe­gung zu vol­ler Blü­te gelangt. Daß es sich hier­bei womög­lich nur um eine Res­sen­ti­ment-Bewe­gung all jener zu kurz gekom­me­nen »Red­necks« und »Hill­bil­lys« han­de­le, die von Hil­la­ry Clin­ton als »Korb der Kläg­li­chen« ver­ächt­lich gemacht und dafür von Donald Trump ins Herz geschlos­sen wur­den, ist ein nahe­lie­gen­der Ver­dacht, den man­che Alt-Right­ler durch ihre affir­ma­ti­ve Rekla­ma­ti­on die­ser dis­kri­mi­nie­ren­den Aus­drü­cke auch noch sel­ber genährt haben.

Aber schon ein ver­glei­chen­der Blick in die »Hill­bil­ly-Ele­gie« von J.D. Van­ce, der in die­sem auto­bio­gra­phi­schen Roman den Pre­ka­ri­sier­ten des »Rost­gür­tels« sei­ne Stim­me gelie­hen hat, kann dar­über beleh­ren, daß der har­te Kern der Alt-Right kei­nes­wegs von sozio­öko­no­mi­scher Frus­tra­ti­on geplagt, son­dern von der Visi­on einer eth­no­kul­tu­rel­len Rege­ne­ra­ti­on ange­trie­ben wird.

In der Tat wird man in der Alt-Right das Wie­der­erwa­chen eines den links­li­be­ra­len wie den neo­kon­ser­va­ti­ven Eli­ten abhan­den gekom­me­nen urame­ri­ka­ni­schen Bewußt­seins fest­stel­len dür­fen, über das ansons­ten allein noch in der »Old Right« ver­wur­zel­te »alte wei­ße Män­ner« wie Patrick Buchanan, Peter Bri­me­low und Sam Fran­cis ver­fü­gen, die Paul Gott­fried denn auch zu »Paläo­kon­ser­va­ti­ven« geadelt hat.

Aller­dings begnü­gen sich die Alt-Right­ler nicht mit einer nost­al­gi­schen Anmah­nung der vor­ma­li­gen Selbst­ver­ständ­lich­keit, daß Ame­ri­ka ursprüng­lich eine von wei­ßen und für wei­ße Euro­pä­er geschaf­fe­ne »Neue Welt« gewe­sen war, denn ange­sichts des geord­ne­ten demo­gra­phi­schen Rück­zugs der Wei­ßen pro­vo­ziert ihre pani­sche Angst, zu spät zu kom­men, sie zu einem äußerst aggres­si­ven Auftrumpfen.

Von die­sem radi­ka­len und revo­lu­tio­nä­ren Impe­tus, der sich zwar haupt­säch­lich gegen den Neo­kon­ser­va­tis­mus rich­tet, aber auch über den refor­mis­ti­schen Paläo­kon­ser­va­tis­mus ent­schie­den hin­aus­geht, zeugt ein 2018 erschie­ne­ner pro­gram­ma­ti­scher Sam­mel­band, in dem The Alt Right in the Words of its Mem­bers and Lea­ders um A Fair Hea­ring bittet.

Dar­in bringt der Her­aus­ge­ber Geor­ge T. Shaw mit »drei Prin­zi­pi­en« sowohl den Ernst der Lage als auch die for­sche Gesin­nung der Bewe­gung auf den Punkt: »Demo­gra­phy is desti­ny«; »White geno­zi­de is under­way«; »The Jewish Ques­ti­on is valid«.

Die cha­ris­ma­ti­sche Füh­rer­fi­gur der »Alter­na­ti­ve Right« ist frei­lich Richard Spen­cer, der mit die­sem von sei­nem geis­ti­gen Men­tor Paul Gott­fried gepräg­ten Aus­druck 2008 die Bewe­gung und 2013 ein Online-Maga­zin benannt hat und über­dies seit 2013 mit dem »Natio­nal Poli­cy Insti­tu­te« die ein­fluß­reichs­te Denk­fa­brik der radi­ka­len Rech­ten leitet.

Aber auch für deren wei­te­re Radi­ka­li­sie­rung hat Spen­cer nolens volens sel­ber gesorgt, indem er am Ende einer den Wahl­sieg Trumps fei­ern­den Kon­fe­renz den rech­ten Arm zum »römi­schen Gruß« erhob und den Anwesenden lau­nig zurief:

Hail Trump, hail our peo­p­le, hail victory!

Eini­ge sei­ner Gefolgs­leu­te, die es ihm gleich­ta­ten, ver­stan­den jedoch kei­nen Spaß, und ein »Heil Hitler!«-Ruf ließ erah­nen, daß hier wohl nicht nur einer den Arm zum »deut­schen Gruß« erho­ben hatte.

Kann die koket­te Behaup­tung Spen­cers, ech­te Nazis wür­den ihn has­sen, nach die­ser Sze­ne auch kaum mehr über­zeu­gen, so darf man ihm doch getrost glau­ben, daß er sel­ber die Wie­der­her­stel­lung nicht des »Drit­ten Rei­ches«, son­dern viel­mehr jenes »Vier­ten Rom« her­bei­sehnt, als wel­ches schon die ame­ri­ka­ni­schen Grün­der­vä­ter ihre »Neue Welt« ver­stan­den hatten.

Auch Spen­cers unmiß­ver­ständ­li­che Ver­ur­tei­lung von Kolo­nia­lis­mus, Impe­ria­lis­mus und Skla­ve­rei als den »größ­ten Feh­lern in der Geschich­te der Wei­ßen« spricht eher für sei­ne bekun­de­te Nähe zur fran­zö­si­schen Neu­en Rech­ten sowie zur euro­päi­schen Iden­ti­tä­ren Bewe­gung als für einen ame­ri­ka­ni­schen Neonazismus.

Und obschon Spen­cer sich mit küh­nen Bekennt­nis­sen zu »wei­ßer Über­le­gen­heit« immer wie­der weit von einem schüch­ter­nen Eth­no­plu­ra­lis­mus ent­fernt, rückt sei­ne Über­zeu­gung, daß ein mul­t­iras­sis­tisch zer­rüt­te­tes Ame­ri­ka als Nati­on kei­ne gro­ße Zukunft mehr habe und es des­halb einen »Schutz­raum« für alle euro­pä­isch­stäm­mi­gen Men­schen geben müs­se, noch sei­nen Kampf um einen »wei­ßen Eth­no­staat« in ein mil­de­res Licht.

Als legi­ti­mer Anfüh­rer der Alt-Right erweist sich Spen­cer nicht zuletzt durch die Vehe­menz, mit der er für eine nietz­schea­ni­sche Umwer­tung aller christ­li­chen Wer­te Ame­ri­kas ein­tritt und von Schön­heit und Stär­ke der wei­ßen Kul­tur und Ras­se schwärmt.

Und es dürf­te gera­de die­sem neu­heid­ni­schen Angriff auf die anglo­pro­tes­tan­ti­sche Kern­kul­tur Ame­ri­kas geschul­det sein, daß aus dem, was im christ­li­chen Kon­ser­va­tis­mus noch an reli­giö­sem Anti­ju­da­is­mus fort­wir­ken moch­te, nicht nur beim Fuß­volk der Alt-Right wie­der ein ras­si­scher Anti­se­mi­tis­mus her­vor­ge­bro­chen ist.

Aber frei­lich soll­te die behaup­te­te Viru­lenz der jüdi­schen Fra­ge nicht schon dar­um bestrit­ten wer­den, weil deren anti­se­mi­ti­sche Beant­wor­tung auch den meis­ten Nicht­ju­den uner­träg­lich ist; denn unstrit­tig ist alle­mal, daß die neo­kon­ser­va­ti­ve und mul­ti­kul­tu­rel­le Wen­de in der ame­ri­ka­ni­schen Poli­tik maß­geb­lich von jüdi­schen Stra­te­gen und Ideo­lo­gen ein­ge­lei­tet wurde.

Wie Jared Howe in dem Fair Hea­ring hier­zu mit eini­ger Über­trei­bung aus­führt, waren die »Neo­cons« mehr­heit­lich Trotz­kis­ten, bevor sie das Kon­zept einer »per­ma­nen­ten Revo­lu­ti­on« an neo­li­be­ra­le Gege­ben­hei­ten anpaß­ten und in die »kul­tur­mar­xis­ti­schen« Pro­gram­me inklu­sio­nis­ti­scher Ent­gren­zung und iden­ti­tä­rer Selbst­auf­lö­sung überführten.

Jüdi­schen Liber­tä­ren wirft Howe sogar vor, eine »heim­tü­cki­sche Pipe­line« zur Alt-Right gelegt und damit anti­jü­di­sche Reak­tio­nen gera­de­zu pro­vo­ziert zu haben. Was wie eine anti­se­mi­ti­sche Ver­schwö­rungs­theo­rie anmu­tet, ist der­weil von Milo Yiann­o­pou­los, dem wohl pro­mi­nen­tes­ten der »jüdi­schen Ver­schwö­rer«, auf sei­ne Wei­se bestä­tigt worden.

Für den kon­ser­va­ti­ven Nach­rich­ten­ka­nal »Breit­bart News«, der 2007 von dem eben­falls jüdi­schen Publi­zis­ten Andrew Breit­bart gegrün­det wor­den war, hat­te Yiann­o­pou­los gemein­sam mit Allum Bok­ha­ri 2015 einen »Gui­de to the Alt-Right« ver­faßt, wor­in die­se »eklek­ti­sche Mischung aus Rene­ga­ten« des links­li­be­ra­len Milieus, die alle­samt »gefähr­lich schlau« sei­en und »Spaß an ver­bo­te­nen Ideen« hät­ten, sich noch über­aus wohl­wol­lend por­trä­tiert fand.

Die­se jun­ge Alt-Right sei jedoch »gestor­ben«, als »ein Idi­ot wie Spen­cer die Kon­trol­le über die Bewe­gung« gewann, denn seit­her wer­de sie zuneh­mend von Rechts­extre­men und Holo­caust-Leug­nern beherrscht, wie es die Main­stream-Pres­se von Anfang an her­bei­zu­schrei­ben ver­sucht habe:

Der extre­me Rand der Alt-Right und die lin­ken Medi­en arbei­te­ten zusam­men, um die ›Alt-Right‹ zu etwas Engem und Häß­li­chem und voll­kom­men ande­rem zu machen, als es jene brei­te, kul­tu­rell liber­tä­re Bewe­gung war.

Aber trotz die­ser har­schen Abrech­nung gilt der ultra­li­ber­tä­re Polit-Enter­tai­ner den ame­ri­ka­ni­schen Medi­en wei­ter­hin als das smar­te Vor­zei­ge­ge­sicht der Alt-Right, und so fühlt sich Yiann­o­pou­los inzwi­schen von dem neo­na­zis­ti­schen Online-Maga­zin »Dai­ly Stor­mer«, das ihn für eine »Nig­ger-lie­ben­de Juden-Schwuch­tel« hält, weit bes­ser verstanden.

Nach Spen­cers »Hail victory!«-Auftritt ver­ab­schie­de­te sich indes­sen auch Vor­den­ker Paul Gott­fried von der Alt-Right, um wie­der zur Old Right zurück­zu­keh­ren, ohne sich dabei zu Ver­dam­mungs­ur­tei­len hin­rei­ßen zu las­sen. Immer­hin hat­te der jüdi­sche Poli­to­lo­ge, der sich als »Schöp­fer des Namens«, nicht hin­ge­gen »der Bewe­gung« sieht, die Alt-Right in ihren Anfän­gen mit dem geis­ti­gen Erbe der Kon­ser­va­ti­ven Revo­lu­ti­on ver­traut gemacht, und noch 2016 wuß­te Gott­fried die »Viel­falt rech­ter und kon­ser­va­ti­ver Grüpp­chen und Frak­tio­nen« in ihr zu schätzen.

Aber gera­de die »Ras­sis­ten und Anti­se­mi­ten«, wel­che in der Alt-Right nur »eine Min­der­heit« bil­de­ten, sei­en von »Lin­ken und Medi­en« zu einem »Popanz« auf­ge­bla­sen wor­den, um die gesam­te Bewe­gung zu dis­kre­di­tie­ren, »in der sich eben auch sehr vie­le anstän­di­ge Leu­te engagieren«.

Für medi­al hoch­ge­spielt hält Gott­fried ins­be­son­de­re die Füh­rungs­rol­le Spen­cers, der sich »durch sein Ver­hal­ten inner­halb der ›Alt-Right‹ längst iso­liert« habe. Gleich­wohl haben noch wei­te­re nam­haf­te ehe­ma­li­ge Sym­pa­thi­san­ten wie Gavin McIn­nes und Lau­ren Sou­thern vor den wei­ßen Natio­na­lis­ten in der Alt-Right die Flucht ergrif­fen, und das hat wie­der­um die­sen kon­ser­va­tiv-liber­tä­ren Ver­fas­sungs­pa­trio­ten von Spen­cers Sei­te den Spott­na­men »Alt-Light« eingebracht.

Dabei scheint sich die Bruch­li­nie zwi­schen die­sen Gesin­nungs­fron­ten, die der Hips­ter McIn­nes in einem poin­tier­ten You­Tube-Vor­trag nach­ge­zeich­net hat, nach den rechts­extre­men Aus­schrei­tun­gen in Char­lot­tes­ville in die Alt-Right selbst hin­ein ver­scho­ben zu haben.

In einem Inter­view vom August 2017 atta­ckier­te immer­hin Ste­ve Ban­non, der 2012 die Lei­tung von »Breit­bart News« über­nom­men hat­te, um den Sen­der für die Alt-Right zuzu­rüs­ten, die ras­se­be­wuß­ten Eth­no­na­tio­na­lis­ten als eine »Ansamm­lung von Clowns« und »Ver­lie­rern«, die man »zer­quet­schen« müsse.

Zur Ent­las­tung der viel­ge­schol­te­nen Alt-Right hat nun Geor­ge  T. Shaw zu beden­ken gege­ben, daß deren ver­bal­ra­di­ka­le Pro­vo­ka­tio­nen ledig­lich ein »kal­ku­lier­tes Mit­tel« sei­en, um »prü­de und zer­brech­li­che Lin­ke zu demo­ra­li­sie­ren«. Und wenn es in der Bewe­gung auch einen »über­trie­be­nen ›Ras­sis­mus‹« und sogar einen ganz »uniro­ni­schen ›Nazis­mus‹« gebe, so wür­den damit doch nur »not­wen­di­ge, wenn auch schmerz­li­che Kor­rek­tu­ren« ange­sto­ßen, die einen »ehr­li­chen Dis­kurs mit Humor« erst wie­der mög­lich machten.

Wie ehr­lich und humor­voll es dabei zuge­hen kann, demons­trie­ren in dem Fair Hea­ring etwa Bill Mathe­son, der Wei­ße und Schwar­ze nicht mehr als mensch­li­che »Ras­sen«, son­dern als gänz­lich ver­schie­de­ne »Arten« ver­stan­den wis­sen will, sowie Ethan Edwards, der eine »eth­ni­sche Sepa­ra­ti­on« der Wei­ßen von den Juden anregt, da der Vor­teil, »sich von die­sem bit­te­ren eth­ni­schen Feind zu tren­nen«, eben­so groß wäre, »wie sich von einer destruk­ti­ven Dro­gen­sucht zu befreien.«

Im Umkreis der Alt-Right bewe­gen sich aller­dings auch pro­fi­lier­te Wis­sen­schaft­ler, die zu sol­chem unver­hoh­le­nen Ras­sis­mus und Anti­se­mi­tis­mus gebüh­rend Abstand hal­ten. Zu die­sen gehört der Psy­cho­lo­ge Kevin Mac­Do­nald, den Spen­cer nicht ohne Grund mit den Wor­ten geprie­sen hat, es gäbe »kei­nen Men­schen auf der gan­zen Welt, der mehr für das Ver­ständ­nis des­sen getan hat, wohin die­se Welt sich entwickelt«.

Denn in sei­nem dem Juden­tum gewid­me­ten drei­bän­di­gen Haupt­werk hat Mac­Do­nald die kul­tur­so­zio­lo­gi­sche Auf­fas­sung, daß die Juden nach außen gern Uni­ver­sa­lis­mus pre­dig­ten, nach innen hin­ge­gen ihrem Eth­no­zen­tris­mus treu blie­ben, auf eine sozio­bio­lo­gi­sche Grund­la­ge zu stel­len gesucht.

In die­ser Per­spek­ti­ve scheint ihm die »grup­pen­evo­lu­tio­nä­re Stra­te­gie der Juden in ihrem Kon­kur­renz­kampf mit Nicht­ju­den um gesell­schaft­li­che, poli­ti­sche und kul­tu­rel­le Domi­nanz« gera­de in der euro­päi­schen Geschich­te so erfolg­reich gewe­sen zu sein, weil die »Euro­pä­er rela­tiv weni­ger eth­no­zen­trisch sind und rela­tiv mehr zum Indi­vi­dua­lis­mus nei­gen«, was sie »sehr anfäl­lig für das Ein­drin­gen stark kol­lek­ti­vis­ti­scher Grup­pen« mache.

Und in Bezug auf die ame­ri­ka­ni­sche Gegen­wart ver­tritt Mac­Do­nald mit Nach­druck, daß nicht nur die jüdi­schen Wort­füh­rer eines vom Links­ra­di­ka­lis­mus bis zum Neo­kon­ser­va­tis­mus rei­chen­den poli­ti­schen Spek­trums, son­dern auch die jüdi­schen Haupt­ver­tre­ter der das kul­tu­rel­le Kli­ma Ame­ri­kas maß­geb­lich prä­gen­den intel­lek­tu­el­len Dis­zi­pli­nen Psy­cho­ana­ly­se, Kul­tur­anthro­po­lo­gie, Neo­mar­xis­mus und Dekon­struk­ti­vis­mus es dar­auf abge­se­hen hät­ten, die euro­päi­schen Ame­ri­ka­ner von ihrem »mora­li­schen Bank­rott« zu überzeugen.

Zwar will Mac­Do­nald nicht aus­schlie­ßen, daß jüdisch-ame­ri­ka­ni­sche Orga­ni­sa­tio­nen noch ein­mal eine pro­wei­ße Poli­tik befür­wor­ten wer­den, zumal ihre noto­ri­sche Beför­de­rung des Mul­ti­kul­tu­ra­lis­mus immer auch zur Aus­brei­tung eines isla­mi­schen Anti­se­mi­tis­mus bei­trägt; doch läßt der metho­di­sche Deter­mi­nis­mus des miß­traui­schen Psy­cho­lo­gen auch »jüdi­schen Ver­bün­de­ten« kaum eine Chan­ce, von ihren bio­lo­gi­schen Grup­pen­stra­te­gien abzurücken.

Zu einer natur­wis­sen­schaft­lich aus­ge­rich­te­ten Anthro­po­lo­gie, die der Alt-Right­ler Ste­ve Sail­or auf den pro­gram­ma­ti­schen Begriff der »Human Bio­di­ver­si­ty« gebracht hat, beken­nen sich nicht von unge­fähr die meis­ten Intel­lek­tu­el­len der Bewe­gung; denn ihre Abkehr von der christ­lich-kon­ser­va­ti­ven Leit­kul­tur hat einer neu­heid­nisch-natu­ra­lis­ti­schen Den­kungs­art Vor­schub geleis­tet, wel­che kul­tu­rel­le Iden­ti­täts­fra­gen zuweilen kurz­schlüs­sig mit ras­si­schen Gege­ben­hei­ten und gene­ti­schen Grup­pen­in­ter­es­sen beantwortet.

Dabei bezie­hen sich die­se Alt-Right­ler nicht mehr nur auf die von Hans Jür­gen Eysen­ck und Arthur Jen­sen begrün­de­ten und spä­ter von Richard Lynn, Phil­ip­pe Rush­ton und Micha­el Levin fort­ge­führ­ten kul­tur­ver­glei­chen­den Intel­li­genz- und Men­ta­li­täts­for­schun­gen, die hin­ter allen sozia­len Fak­to­ren einen irre­du­zi­blen Rest von ras­si­schen Bega­bungs- und Ver­hal­tens­pro­fi­len fixie­ren konn­ten, son­dern zuneh­mend auch auf neue­re sozio­bio­lo­gi­sche Kon­zep­tio­nen, wel­che die auf Wil­liam Hamil­ton zurück­ge­hen­de »Ver­wand­ten­se­lek­ti­on« von der Fami­lie auf die Eth­nie aus­wei­ten oder gene­ti­sche Ver­wandt­schafts­ko­ef­fi­zi­en­ten auf die Nati­on hoch­rech­nen, um Patrio­tis­mus und Natio­na­lis­mus als ideo­lo­gi­sche Ver­stär­kung einer bio­lo­gisch vor­ge­zeich­ne­ten Anla­ge zu empfehlen.

Unter der wach­sen­den Anzahl von Bio-Anthro­po­lo­gen, die sich nach Maß­ga­be der von Rush­ton aus­ge­ar­bei­te­ten »Theo­rie der gene­ti­schen Ähn­lich­keit« für eine Reha­bi­li­tie­rung des bereits für obso­let gehal­te­nen Kon­zepts der »Grup­pen­se­lek­ti­on« stark machen, ist Frank Sal­ter einer der weni­gen, wel­che der sozio­bio­lo­gi­sche Gemein­platz, daß die Stär­ke des »gene­ti­schen Altru­is­mus« mit der Höhe des Ver­wandt­schafts­gra­des abnimmt, ins Grü­beln bringt: Wenn näm­lich die »eth­ni­sche Loya­li­tät« schon in tra­di­tio­na­lis­ti­schen Gemein­schaf­ten nie so stark aus­ge­prägt ist wie die »fami­lia­le Loya­li­tät«, dann bedür­fen voll­ends moder­ne, indi­vi­dua­lis­ti­sche Gesell­schaf­ten, in denen sozia­le Rol­len­mo­del­le sich radi­kal von natür­li­chen Ver­hal­tens­mus­tern abge­kop­pelt haben, einer regel­rech­ten Erzie­hung zu eth­ni­scher und natio­na­ler Solidarität.

Und wirk­lich will Sal­ter den wei­ßen Ame­ri­ka­nern, deren Erb­ko­or­di­na­ten nicht ein­mal mehr ihr nack­tes Über­le­ben als Grup­pe garan­tie­ren kön­nen, die »eth­ni­sche Pflicht« auf­er­le­gen, sich gefäl­ligst um ihre »gene­ti­schen Inter­es­sen« zu kümmern.

Wenn die Gene des Män­gel­we­sens Mensch aber so sehr schwä­cheln, daß sich die Kul­tur zum Anwalt sei­nes Grup­pen­ego­is­mus machen muß, dann scheint die Nati­on buch­stäb­lich »von Natur aus« vom tri­ba­lis­ti­schen Zer­fall bedroht zu sein.

Aus die­ser Über­le­gung hat der mas­ku­li­nis­ti­sche Akti­vist Jack Dono­van aller­dings die For­de­rung abge­lei­tet, daß wir wie­der zu bar­ba­ri­schen Klein­grup­pen­we­sen wer­den müs­sen, da »nur Bar­ba­ren sich weh­ren kön­nen«. Gemäß der Maxi­me Nietz­sches: »Was fällt, das soll man auch noch sto­ßen!«, will sich Dono­van den bereits zer­fal­len­den Staat zur Beu­te machen und unter sei­nen Stam­mes­ge­nos­sen auf­tei­len, denn es ist der »Stamm«, der ihm als ele­men­ta­re iden­ti­tä­re Grö­ße gilt und in Gestalt maro­die­ren­der Gangs ganz beson­ders imponiert.

Doch kann die Uner­schro­cken­heit, mit der Dono­van euro­päi­sche und ame­ri­ka­ni­sche Wei­ße auf ein Kul­tur­ni­veau her­ab­drü­cken will, wie es aus den ara­bi­schen und afri­ka­ni­schen Wel­ten unab­läs­si­ger Stam­mes­krie­ge wohl­be­kannt ist, kaum dar­über hin­weg­täu­schen, daß in die­sem Wil­len zur scho­nungs­lo­sen Ent­zi­vi­li­sie­rung von deka­den­ten Kul­tur­völ­kern zu pri­mi­ti­ven Bar­ba­ren­stäm­men eine eth­no­ma­so­chis­ti­sche Lei­den­schaft der beson­de­ren Art am Wer­ke ist.

Im schärfs­ten Gegen­satz zu Dono­vans Tri­ba­lis­mus, der einen mut­wil­li­gen Rück­fall hin­ter den unter Alt-Right­lern nahe­zu kon­sen­su­el­len wei­ßen Natio­na­lis­mus bedeu­tet, tritt wie­der­um Jared Tay­lor mit sei­nem Ras­sen­rea­lis­mus für des­sen groß­zü­gi­ge Über­win­dung ein.

Als Über­gangs­fi­gur zwi­schen dem Paläo­kon­ser­va­tis­mus und der Alt-Right dürf­te der »Race rea­list« Tay­lor noch ein­fluß­rei­cher gewe­sen sein als Gott­fried, und man­che ver­eh­ren ihn denn auch als deren eigent­li­chen »God­fa­ther«. Jeden­falls hat sei­ne 1989 gegrün­de­te und ab 1990 als Inter­net-Maga­zin fort­ge­führ­te Zeit­schrift »Ame­ri­can Renais­sance« sich als Platt­form für diver­se rechts­kon­ser­va­ti­ve Strö­mun­gen bewährt, und auch in sei­nen Büchern hat Tay­lor stets wei­te Hori­zon­te eröff­net, um »jen­seits von kon­ser­va­tiv und libe­ral« ein inte­gra­les Bewußt­sein für die vita­len Inter­es­sen der Wei­ßen zu wecken.

In die­sem Sin­ne ruft Tay­lor dazu auf, den Streit der poli­ti­schen Par­tei­en hin­ter sich zu las­sen und sich die viel ver­häng­nis­vol­le­re Zer­strit­ten­heit der wei­ßen Natio­nen vor Augen zu hal­ten: Selbst in den hohen Zei­ten des Kolo­nia­lis­mus und Impe­ria­lis­mus waren die euro­päi­schen Staa­ten immer auch gegen­ein­an­der ange­tre­ten, um schließ­lich infol­ge zwei­er Welt­krie­ge ihre welt­po­li­ti­sche Vor­macht­stel­lung einzubüßen.

In der Radi­ka­li­tät, mit der Tay­lor ange­sichts der durch wei­ße Natio­na­lis­men ver­ur­sach­ten Selbst­zer­stö­rung Euro­pas für ein trans­na­tio­na­les Ras­sen­be­wußt­sein ein­tritt, liegt zugleich sei­ne Ori­gi­na­li­tät beschlos­sen: Er begibt sich nicht ein­fach auf die Suche nach der ver­lo­re­nen wei­ßen Iden­ti­tät, son­dern betont aus­drück­lich, daß die Wei­ßen eine voll aus­ge­bil­de­te und belast­ba­re Iden­ti­tät noch nie beses­sen haben.

Wenn Tay­lor sein Pro­jekt gleich­wohl nicht »White Renais­sance«, son­dern eben »Ame­ri­can Renais­sance« getauft hat, dann des­halb, weil im Unter­schied zu den in Euro­pa ver­blie­be­nen Wei­ßen die nach Ame­ri­ka aus­ge­wan­der­ten Euro­pä­er durch die Kon­fron­ta­ti­on mit India­nern und Schwar­zen von Anfang an ein rea­lis­ti­sches Bewußt­sein für die Ras­sen­pro­ble­ma­tik ent­wi­ckeln mußten.

Und wenn die­ser Ras­sen­rea­lis­mus unter dem Ein­fluß des Mul­ti­kul­tu­ra­lis­mus auch zwi­schen­zeit­lich ver­schüt­tet wur­de, ist Tay­lor doch zuver­sicht­lich, daß die Wei­ßen all­mäh­lich aus einem ame­ri­ka­ni­schen Alp­traum erwa­chen wer­den, in wel­chem die­sel­ben »Peo­p­le of Color«, die auf ihre eige­ne ras­si­sche Iden­ti­tät pochen, noch die poli­tisch kor­rek­tes­te Far­ben­blind­heit als wei­ßen Ras­sis­mus brandmarken.

Um ihre eige­nen Inter­es­sen wie­der­zu­ent­de­cken, bräuch­ten die Wei­ßen nur dem Vor­bild der Schwar­zen zu fol­gen, die sich auch nach der Erlan­gung vol­ler poli­ti­scher Gleich­heit ein waches Bewußt­sein für kul­tu­rel­le Unter­schie­de bewahrt haben und mehr­heit­lich gro­ßen Wert auf ras­si­sche Selbst­be­stim­mung legen. Noch in den schein­bar »gegen­ras­sis­ti­schen« Segre­ga­ti­ons­be­stre­bun­gen der Black Mus­lims und der New Black Pan­ther Par­ty nimmt Tay­lor ein authen­ti­sches Ras­sen­be­wußt­sein wahr, wie es sich in abge­schwäch­ter Form auch bei asia­ti­schen und latein­ame­ri­ka­ni­schen Zuwan­de­rer­grup­pen finde.

Schließ­lich habe nicht ein­mal eine jahr­zehn­te­lang betrie­be­ne staat­li­che Inte­gra­ti­ons- und Inklu­si­ons­po­li­tik etwas dar­an ändern kön­nen, daß »Gel­be« und »Brau­ne« eben­so wie »Wei­ße« und »Schwar­ze« in ihrem pri­va­ten Lebens­um­feld am liebs­ten unter sich bleiben.

In die­ser Sache argu­men­tiert Tay­lor ganz wie vor­mals Han­nah Are­ndt, die eben­so ent­schie­den, wie sie die Abschaf­fung der Ras­sen­ge­set­ze begrüß­te, auch alle Anstren­gun­gen ablehn­te, die erwünsch­te Ras­sen­mi­schung gesetz­lich zu erzwingen.

Als Old-School-Libe­ra­le hielt Are­ndt dar­an fest, daß im gesell­schaft­li­chen Raum »das Recht auf freie Ver­ei­ni­gung und damit auf Dis­kri­mi­nie­rung grö­ße­re Gül­tig­keit als das Gleich­heits­prin­zip besitzt«, denn anders als im poli­ti­schen Raum zäh­le hier »nicht der per­sön­li­che Unter­schied, son­dern die unter­schied­li­che Grup­pen­zu­ge­hö­rig­keit von Men­schen, die um ihrer Iden­ti­fi­zier­bar­keit wil­len not­wen­di­ger­wei­se ande­re Grup­pen im glei­chen Lebens­be­reich diskriminieren«.

In die­sem alt­li­be­ra­len Sin­ne kämpft auch Tay­lor für die ver­fas­sungs­mä­ßig garan­tier­te »free­dom of asso­cia­ti­on«, zu wel­cher nicht zuletzt das Recht auf selbst­ge­wähl­te eth­ni­sche Segre­ga­ti­on und regio­na­le Sezes­si­on gehö­re. So sym­pa­thi­siert der »Sou­thern Gen­tle­man«, des­sen Lie­be zum »Sou­thern way of life« eine tie­fe Abnei­gung gegen eine star­ke Zen­tral­re­gie­rung beinhal­tet, mit den neu auf­kei­men­den Unab­hän­gig­keits­be­stre­bun­gen in den Süd­staa­ten, zumal kei­ne ame­ri­ka­ni­sche Regie­rung noch ein­mal einen Krieg um der »Uni­on« wil­len ris­kie­ren würde.

Wie sein par­tei­po­li­ti­scher Neu­tra­lis­mus wird frei­lich auch Tay­lors inner­ge­sell­schaft­li­cher Regio­na­lis­mus von sei­nem trans­na­tio­na­len Ras­sen­rea­lis­mus getra­gen, in dem man zu Unrecht eine Ideo­lo­gie der »White supre­ma­cy« hat sehen wol­len, wie sie einst von Madi­son Grant und Lothrop Stod­dard ver­tre­ten wor­den war. In Wahr­heit will der »Advo­kat der Wei­ßen« nur die unbe­streit­ba­ren zivi­li­sa­to­ri­schen Errun­gen­schaf­ten der allseits ver­haß­ten »toten wei­ßen euro­päi­schen Män­ner« in Erin­ne­rung rufen, wel­che auch deren Ver­äch­ter auf ganz selbst­ver­ständ­li­che Wei­se in Anspruch nehmen.

Die Rede von »über­le­ge­nen« und »unter­le­ge­nen« Ras­sen zurück­wei­send, besteht Tay­lor ledig­lich auf der Aner­ken­nung der alten kul­tur­his­to­ri­schen Ein­sicht, daß Zivi­li­sa­tio­nen nicht allein von poli­ti­schen Prin­zi­pi­en zusam­men­ge­hal­ten wer­den, son­dern letzt­lich auf ras­si­schen Fun­da­men­ten ruhen:

Ame­ri­ka­ni­scher Kon­ser­va­tis­mus kann nichts bewah­ren, wenn er nicht das Grün­der­volk unse­rer Nati­on bewah­ren kann. Nichts was du liebst, wird über­le­ben ohne wei­ße Menschen.

Am Ende ist es die­se sei­ne paläo­kon­ser­va­ti­ve Lie­be zur euro­päi­schen Kul­tur, wel­che Tay­lors Sor­ge um deren ras­si­sche Trä­ger nie zum ras­sis­ti­schen Selbst­zweck wer­den läßt. Was ihn aller­dings von den Paläo­kon­ser­va­ti­ven trennt und mit der Alt-Right ver­bin­det, ist sei­ne Resi­gna­ti­on hin­sicht­lich des »ame­ri­ka­ni­schen Cre­do«, des­sen Bin­de­kräf­te sich als zu schwach erwie­sen haben, um die Nati­on vor dem von Roo­se­velt vor­aus­ge­ahn­ten Schick­sal eines »Fli­cken­tep­pichs aus zer­strit­te­nen Natio­na­li­tä­ten« zu bewahren.

Mit har­tem Rea­lis­mus sucht Tay­lor der Not chro­nisch gewor­de­ner Ras­sen­kon­flik­te immer­hin die Tugend ihrer eth­no­plu­ra­lis­ti­schen Befrie­dung abzu­rin­gen, indem er für alle in Ame­ri­ka leben­den eth­ni­schen Grup­pen das Recht auf exklu­si­ve »home­lands« ein­for­dert, ohne die nach ihrer mul­ti­kul­tu­rel­len Façon selig wer­den­den Ame­ri­ka­ner gleich­wel­cher Cou­leur mis­sio­nie­ren zu wollen.

Und die­ses Rin­gen um Abrüs­tung im Ras­sen­krieg trennt Tay­lor schließ­lich von den radi­ka­len Ver­tre­tern der Alt-Right, die mit ihrem mis­sio­na­ri­schen Kampf um einen wei­ßen Eth­no­staat viel­mehr Zurüs­tun­gen zum Bür­ger­krieg betrei­ben und damit den von Roo­se­velt befürch­te­ten »Ruin die­ser Nati­on« eher beschleu­ni­gen als auf­hal­ten dürften.

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