Felix Dirsch, Volker Münz, Thomas Wawerka (Hrsg.): Rechtes Christentum? Der Glaube im Spannungsfeld von nationaler Identität, Populismus und Humanitätsgedenken, Graz: Ares Verlag 2018. 251 S., 19.90 €
Als einen »säkularisiert – universalisierten Humanitarismus« bezeichnen die Herausgeber in ihrer Einleitung die »Flüchtlingspolitik« der Regierung Merkel. Die von den Eliten »forcierte Einwanderung« entspreche ebenso wie die »weitere Abtretung von Hoheitsbefugnissen an die EU, Gender–Mainstreaming, kostenintensive Umverteilung im Zuge eines angeblich primär menschengemachten Klimawandels, der ›Ehe für alle‹ und so fort nicht den Interessen der Mehrheit der Bevölkerung«. Doch wie steht es mit den Großkirchen und ihren Führungskadern? Sie – von wenigen Ausnahmen abgesehen – schweigen zum »Marsch für das Leben« ebenso wie zu den zahllosen Gewaltaktivitäten des Linksterrorismus.
Sie legen wie Kardinal Woelki und Kardinal Marx bei der Diffamierung sogenannter »Rechtspopulisten« eine Zeitgeistkonformität an den Tag, die erbärmlich ist. Natürlich bleiben auch vom EKD-Vorsitzenden Bedford-Strohm die Gefahren der Islamisierung, der ungezügelte Haß auf Juden durch muslimische Einwanderer und die Christenverfolgung in islamischen Staaten unerwähnt. All dies schreit förmlich danach, die politischen Positionen »rechter Christen« deutlich zu machen.
Felix Dirsch skizziert in seinem Beitrag »Entwicklungslinien des Rechtskatholizismus von der Französischen Revolution bis zu aktuellen Diskussionen«, Intellektuelle von Joseph de Maistre, dem großen »Liberalismus-Verweiger« (Sloterdijk) über Carl Schmitt, der sich noch 1932 / 33 in rechtskatholischen Zirkeln bewegte, die sich um einen Brückenschlag zwischen katholischen Reichsvisionären und dem sich ankündigenden »Dritten Reich« bemühten, bis zu Ottmar Spann und Martin Spahn. Spann, der über Österreich hinaus großen Einfluß besaß und als »Ideengeber der konservativen Revolution« gilt, den Ständestaat propagierte und mehrere Monate im KZ Dachau inhaftiert war, ging im Gegensatz zu Martin Spahn nicht den Weg zum National-Sozialismus, den jener nach seinen Anfängen im liberal-katholischen Zentrum und späteren Übertritt in die DNVP Hugenbergs wagte. Bis 1945 blieb er Mitglied der NSDAP, kam jedoch zu der Auffassung, daß Rechtskatholizismus und NS unvereinbar waren. Im demokratischen Rechtskatholizismus der Gegenwart verortet Dirsch Publizisten und Intellektuelle wie Matthias Matussek, Alexander Kissler, Alexander Pschera und Pater Ockenfels. Leider bleibt der dem Traditionalismus nahestehende Romancier Martin Mosebach ebenso unerwähnt wie die Priesterbruderschaft St. Pius X.
Es kann hier nicht auf alle Aufsätze des Bandes eingegangen werden. Hingewiesen sei jedoch auf die Beiträge von Stefan Winckler (»Lehrer und AfD: ein problematisches Verhältnis?«), der zwei Schülerinnen vorstellt, die die politische Beeinflussung durch viele Lehrer gegen die AfD thematisieren; Martin Lichtmesz’ »Notizen über Christentum, Populismus und die Religion des Globalismus«, in denen der Autor an Papst Johannes Paul II. erinnert, der 1985 in einem Rundschreiben die Achtung vor den erweiterten Bluts- und Kulturbanden der Nation und des Volkes anmahnte und Caroline Sommerfelds Beitrag »Gegen Allahu akbar hilft nur Deus vult!«, in dem sie Robert Spaemann zitiert, der an den »tausendjährigen Abwehrkampf der christlichen Zivilisation gegen die islamische Eroberung« erinnert.
_______________________
Rechtes Christentum? von Felix Dirsch, Volker Münz und Thomas Wawerka kann man hier bestellen.