Komplexitätsbewältigung

Die Gedanken für diese Skizze, mehr ist es nicht, entstanden auf dem diesjährigen Sommerlager der Identitären Bewegung, an dem ich teilnahm.

Daher zunächst mei­nen Dank an alle Vor­trags­red­ner, Gesprächs­part­ner und auch an alle, die mir ein paar Mal den Box­hand­schuh gegen den Schä­del schlu­gen. Auch das mag zum Vor­lie­gen­den bei­getra­gen haben.

Allen intel­lek­tu­el­len Über­heb­lich­kei­ten zum Trotz müs­sen poli­ti­sche Bewe­gun­gen mit weni­gen Stri­chen ein Welt­bild für den All­ge­mein­ge­brauch ent­wer­fen. Die vor­ran­gi­ge Auf­ga­be die­ses Welt­bil­des besteht dar­in, jedem eine unge­fäh­re Vor­stel­lung der geschicht­li­chen Lage zu ver­mit­teln, aus wel­cher her­aus sich die Bewe­gung zum Han­deln genö­tigt sieht.

Das gilt nicht nur für for­mell orga­ni­sier­te Bewe­gun­gen wie die Iden­ti­tä­ren, son­dern auch für brei­te­re und unschär­fe­re poli­ti­sche Lager, wie das der Neu­en Rech­ten, oder Mosa­ik­rech­ten im allgemeinen.

So blieb es nicht aus, daß am abend­li­chen Lager­feu­er auch (wie­der ein­mal) die Leh­re Alex­an­der Dug­ins von den drei poli­ti­schen Theo­rien der Moder­ne dis­ku­tiert wur­de: dem Libe­ra­lis­mus, dem Kom­mu­nis­mus und dem Faschis­mus, von wel­chen sich der ers­te schließ­lich des­halb durch­setz­te, weil er am wei­tes­ten der moder­nen Ten­denz zum all­um­fas­sen­den Zugriff auf die Welt, dem Gedan­ken der kom­plet­ten Mach­bar­keit entsprach.

Teil­wei­se in Rein­form, weit­ge­hen­der in abge­schwäch­ter Wei­se, hat sich die­se Leh­re zu einem der ver­brei­tets­ten Mus­ter gemau­sert, durch das die Neue Rech­te die geschicht­li­che Groß­la­ge betrachtet.

Dabei konn­te die­se Leh­re die von ihr behaup­te­te Geschichtst­au­to­lo­gie, wonach der Libe­ra­lis­mus sie­gen muß­te, weil er die moderns­te Welt­an­schau­ung war, nie auch nur annä­hernd unter­mau­ern. Immer wie­der und zuletzt wäh­rend die­ses Som­mer­la­gers kann ich fest­stel­len, daß gera­de jun­ge, frisch zur Neu­en Rech­ten sto­ßen­de Män­ner dies mer­ken und dadurch eine Unzu­frie­den­heit auf­bau­en, die durch ihren unbe­hol­fe­nen Aus­druck nicht weni­ger tief­schür­fend wird.

Es ist ja nicht von der Hand zu wei­sen, daß die Behaup­tung, der Libe­ra­lis­mus sei die moderns­te Ideo­lo­gie gewe­sen, sich für einen hypo­the­ti­schen ande­ren Aus­gang des 20. Jahr­hun­derts pro­blem­los auch auf den Kom­mu­nis­mus oder den Faschis­mus über­tra­gen lie­ße. An argu­men­ta­ti­ven Begrün­dun­gen wür­de es nicht mangeln.

Wenn man „Moder­ne“ in der oben beschrie­be­nen Wei­se vor­ran­gig als Denk­wei­se bestimmt, die auf Mach­bar­keit, Pla­nung und Kon­trol­le einer zum blo­ßen Objekt degra­dier­ten Welt abzielt, dann den­ke ich, daß dem Kom­mu­nis­mus mit sei­nen, weit über die blo­ße Wirt­schaft hin­aus­ge­hen­den, zen­tral­pla­ne­ri­schen Gesell­schafts­um­bau­ten, die zwei­fel­haf­te Ehre gebührt, in die­sem Sin­ne die moderns­te Ideo­lo­gie des 20. Jahr­hun­derts gewe­sen zu sein.

Ich habe das Wort „Moder­ne“ in Anfüh­rungs­zei­chen ver­wen­det und wür­de es ger­ne durch den von Rolf Peter Sie­fer­le stam­men­den Begriff der „Trans­for­ma­ti­ons­zeit“ erset­zen. Die­ser Begriff kenn­zeich­net kei­nen Zustand, der etwa auf ein zugrun­de lie­gen­des Prin­zip wie „Gedan­ke der Mach­bar­keit“, zurück­zu­füh­ren ist.

Statt­des­sen beschreibt er die Tat­sa­che, daß sich in, his­to­risch betrach­tet, kur­zer Zeit, eine mit­ein­an­der zusam­men­hän­gen­de Rei­he ver­schie­dens­ter Ver­än­de­run­gen des mensch­li­chen Lebens abspielt, deren Ende noch nicht fest­zu­stel­len ist und deren wohl wie­der­um nur vor­läu­fi­gen End­zu­stand wir nicht kennen.

Die­se Trans­for­ma­ti­ons­zeit ist nicht die ers­te ihrer Art. Die letz­te fand vor etwa 5000 Jah­ren statt, als an Nil und Euphrat aus pri­mi­ti­ven neo­li­thi­schen Acker­dör­fern die ers­ten Hoch­kul­tu­ren erwuch­sen. Es ist also ver­ständ­lich, aber eben falsch, die gegen­wär­ti­ge Situa­ti­on für ein ein­zig­ar­ti­ges Ereig­nis zu halten.

Bei einer Rei­he mit­ein­an­der ver­bun­de­ner, aber von­ein­an­der unter­scheid­ba­rer Ver­än­de­run­gen, gilt es, die für den Bereich des Poli­ti­schen wesent­li­chen her­aus­zu­ar­bei­ten. Die­se Vor­ge­hens­wei­se unter­schei­det sich grund­le­gend von der Suche nach einem Prin­zip, wel­ches dann den „Ideo­lo­gien der Moder­ne“ zugrun­de gelegt wer­den kann.

Mei­ne, zuge­ge­ben wenig ori­gi­nel­le The­se lau­tet, daß für das Poli­ti­sche die wich­tigs­te Ver­än­de­rung in der dras­ti­schen Stei­ge­rung des Umfangs sowie der inne­ren Aus­dif­fe­ren­zie­rung poli­ti­scher Gemein­schaf­ten besteht. Die poli­ti­sche Ver­än­de­rung die­ser Trans­for­ma­ti­ons­zeit geht also in die­sel­be Rich­tung, wie die der letz­ten, als aus klei­nen Dorf- und Stam­mes­ver­bän­den Völ­ker, Städ­te und Staa­ten wurden.

Wohl­ge­merkt: Ich erach­te dies nur im poli­ti­schen Bereich für die wich­tigs­te Ver­än­de­rung. Blickt man aus einem ande­ren Win­kel auf die­se Trans­for­ma­ti­ons­zeit, dann stellt sie sich anders dar. Vom Stand­punkt der Reli­gi­on zum Bei­spiel dürf­te die wesent­li­che Ver­än­de­rung im Ent­ste­hen einer Mas­se durch­schnitt­lich gebil­de­ter Men­schen bestehen.

Dadurch sind Reli­gio­nen unmög­lich gewor­den, die als Volks­re­li­gi­on im Scha­ma­nis­mus wur­zeln und gleich­zei­tig durch eine klei­ne Geis­tes­eli­te die Höhen der Phi­lo­so­phie erklim­men. Eine Reli­gi­on, wie das mit­tel­al­ter­li­che Chris­ten­tum, in wel­chem das Dog­ma vom charac­ter inde­le­bi­lis, wel­ches die Zau­ber­kräf­te des Pries­ters garan­tier­te, har­mo­nisch neben einer reli­giö­sen Onto­lo­gie von uner­reich­ter Höhe stand, ist in Zei­ten wei­test­ge­hen­der Alpha­be­ti­sie­rung kaum denkbar.

Doch hier soll es nicht um Reli­gi­on, son­dern um Poli­tik gehen, sosehr bei­des auch wie­der mit­ein­an­der ver­mengt ist.

Aus der Fest­stel­lung der Kom­ple­xi­täts­stei­ge­rung als wesent­li­cher Ver­än­de­rung in die­sem Bereich stellt sich dann nicht mehr die Fra­ge nach poli­ti­schen Theo­rien und Ideo­lo­gien, die als Ant­wort dar­auf ent­stan­den, son­dern die nach den Orga­ni­sa­ti­ons­for­men, mit denen ihre Bewäl­ti­gung ver­sucht wurde.

Um zu ver­deut­li­chen, was ich mit Orga­ni­sa­ti­ons­for­men mei­ne, dekli­nie­re ich das kurz am Bei­spiel der vor­an­ge­gan­ge­nen agra­ri­schen Hoch­kul­tu­ren durch: Die­se kann­ten eini­ge weni­ge Orga­ni­sa­ti­ons­for­men, deren Grund­prin­zi­pi­en über 5000 Jah­re immer wie­der auftauchen. 

Es gab das Feu­dal­sys­tem, wel­ches durch ein Netz­werk aus per­sön­li­chen Treue­be­zie­hun­gen über die ver­schie­de­nen Gesell­schafts­schich­ten hin­weg, grö­ße­re Gebie­te zusam­men hielt. Dann gab es den Stadt­staat, wel­cher durch die an einem Ort ver­sam­mel­ten Bür­ger gebil­det wur­de und oft zu repu­bli­ka­ni­schen Herr­schafts­for­men neig­te. Und schließ­lich tra­ten seit dem alten Ägyp­ten immer wie­der mon­ar­chi­sche Ver­wal­tungs­staa­ten auf, in denen eine nach heu­ti­gen Maß­stä­ben win­zi­ge Beam­ten­schaft mit mon­ar­chi­scher Spit­ze ein Gebiet regier­te, wel­ches auf den unte­ren Ebe­nen teils in feu­da­ler, teils in stadt­staat­li­cher Form orga­ni­siert war.

Nach die­sem Ansatz läßt sich die poli­ti­sche Pro­ble­ma­tik der Trans­for­ma­ti­ons­zeit auf der tie­fe­ren Ebe­ne der Funk­ti­ons­wei­se poli­ti­scher Gemein­we­sen erfas­sen, anstatt bloß auf der ihrer welt­an­schau­li­chen Begründung.

Ein Unter­bau-Über­bau-Sche­ma ent­steht dabei nicht. Die welt­an­schau­li­che Sei­te eines Gemein­we­sens ist ein gleich­wer­ti­ger Moment sei­ner Funk­ti­ons­wei­se, wel­ches nicht etwa dem Orga­ni­gramm sei­ner poli­ti­schen Orga­ne unter­ge­ord­net wäre.

Für die Trans­for­ma­ti­ons­zeit zur Dis­kus­si­on gestellt sei­en anstel­le der drei poli­ti­schen Theo­rien, die die gan­ze soge­nann­te Moder­ne anhand des Front­ver­lau­fes des Zwei­ten Welt­krie­ges erklä­ren sol­len, bloß zwei poli­ti­sche Orga­ni­sa­ti­ons­for­men die hier als webe­riansche Ide­al­ty­pen vor­ge­stellt wer­den: Der Libe­ra­le Geset­zesstaat und der Auto­ri­tä­re Kader­staat.

Der Libe­ra­le Geset­zes­staat herrscht als Typus heu­te in der gan­zen west­li­chen Welt vor und gilt dort weit­ge­hend als das ein­zi­ge legi­ti­me poli­ti­sches Ide­al­bild. Er bewäl­tigt die Kom­ple­xi­tät heu­ti­ger Gesell­schaf­ten durch das Prin­zip der Hand­lungs­frei­heit des Ein­zel­nen inner­halb eines all­ge­mein­ver­bind­li­chen Sys­tems aus Geset­zen, wel­ches den Hand­lungs­rah­men des Staa­tes absteckt. 

Gesetz im Sin­ne des Libe­ra­len Geset­zes­staat mit sei­ner „rule of law“ ist nicht jede belie­bi­ge Nor­mie­rung durch jeden, der über die not­wen­di­gen Macht­mit­tel ver­fügt. Als Gesetz gilt hier spä­tes­tens seit dem 19. Jahr­hun­dert nur der Beschluß eines Parlaments.

Erst durch die­se Defi­ni­ti­on des Geset­zes wird die Gewal­ten­tei­lung sinn­voll, sowie der Grund­satz, daß jede Staats­hand­lung einer gesetz­li­chen Grund­la­ge bedarf, wäh­rend dem Ein­zel­nen jede Hand­lung gestat­tet ist, wel­che nicht durch ein Gesetz ver­bo­ten ist.

Selbst in föde­ra­len Vari­an­ten des Libe­ra­len Geset­zes­staa­tes beschließt eine sehr über­schau­ba­re Anzahl gesetz­ge­ben­der Ver­samm­lun­gen mög­lichst all­ge­mei­ne Geset­ze. Ein­zel­fall­ge­set­ze sind meist sogar durch die Ver­fas­sung verboten.

Die „Exe­ku­ti­ve“ (diese Bezeich­nung für den Staats­ap­pa­rat, ist nur im Libe­ra­len Geset­zes­staat sinn­voll) wen­det die­se all­ge­mei­nen Geset­ze auf den Ein­zel­fall an und kann von jedem Bür­ger vor ein unab­hän­gi­ges Gericht gezo­gen werden.

Der staat­li­che Teil des Libe­ra­len Geset­zes­staat, den jeder aus dem Schul­un­ter­richt kennt, macht aber nur die eine Sei­te die­ses Sys­tems aus. Zum Mit­tel zur Bewäl­ti­gung heu­ti­ger gesell­schaft­li­cher Kom­ple­xi­tät wird der libe­ra­le Geset­zes­staat erst dadurch, daß die ein­zel­nen Mit­glie­der die­ser viel­fäl­ti­gen Gesell­schaft inner­halb des Rah­mens all­ge­mei­ner Geset­ze ihren eige­nen Nei­gun­gen und Inter­es­sen nach­ge­hen und sich zu die­sem Zwe­cke auch auf vie­ler­lei Art selbst orga­ni­sie­ren, von Wirt­schafts­un­ter­neh­men und Frei­zeit­ver­ei­nen, bis hin zu den unter­schied­lichs­ten Arten zivil­ge­sell­schaft­li­cher Ver­bän­den, allen vor­an den Par­tei­en, ohne wel­che die Wil­lens­bil­dung inner­halb der gesetz­ge­ben­den Ver­samm­lun­gen nicht mög­lich wäre.

Im ent­ge­gen­ge­setz­ten Typus des Auto­ri­tä­ren Kader­staa­tes gilt hin­ge­gen das Prin­zip der Hand­lungs­frei­heit poli­ti­scher Füh­rungs­per­sön­lich­kei­ten inner­halb des Rah­mens einer Hier­ar­chie und eines Sys­tems mehr oder weni­ger genau abge­grenz­ter Zuständigkeiten.

Ver­tre­ter die­ses Typus fin­den wir nicht nur in faschis­ti­schen Staa­ten und im Drit­ten Reich. Er hat sich auch in vie­len kom­mu­nis­ti­schen Staa­ten ent­wi­ckelt und prägt heu­te in der Volks­re­pu­blik Chi­na eine auf­stre­ben­de Supermacht.

Wo der Libe­ra­le Geset­zes­staat sei­ne aus­füh­ren­den Orga­ne mög­lichst streng an die all­ge­mei­nen Geset­ze bin­den will, geben im Auto­ri­tä­re Kader­staat höhe­re Ebe­nen den nie­de­ren Ebe­nen der Hier­ar­chie nicht bloß Hand­lungs­an­wei­sun­gen vor, wel­che im Wort­laut zu befol­gen sind. 

Eine min­des­tens eben­so wich­ti­ge Rol­le spie­len Ziel­vor­ga­ben, wel­che in Eigen­ver­ant­wor­tung zu erfül­len sind und deren Ein­hal­tung, weni­ger die ange­wand­ten Metho­den von höhe­rer Stel­le über­prüft wird. Danach wird die Leis­tung der Kader bewertet.

Die kom­mu­nis­ti­sche Par­tei Chi­nas führt Akten über jeden ein­zel­nen Kader, in denen alle Erfol­ge und Mißer­fol­ge auf­ge­lis­tet sind. Dar­an wird über Beför­de­rung und Ver­set­zung ent­schie­den. Die Ver­set­zung erfolgt, gera­de bei gut­be­wer­te­ten Kadern, rou­ti­ne­mä­ßig an ande­re Orte und ande­re Aufgabengebiete.

Das Ide­al­bild ist nicht der geset­zes­treue Beam­te, der all­ge­mei­ne Vor­ga­ben mög­lichst exakt auf den Ein­zel­fall anwen­det, son­dern die selbst­ver­ant­wort­li­che Füh­rungs­kraft, die am Platz an den sie gestellt ist, Mit­tel und Wege fin­det, die Staats­zie­le zu erreichen.

Dies ermög­licht eine Dezen­tra­li­sie­rung von Ent­schei­dungs­pro­zes­sen, durch wel­che die Kom­ple­xi­tät heu­ti­ger Gesell­schaf­ten beherrsch­bar wird, wobei der Zusam­men­halt des Sys­tems durch all­um­fas­sen­de Durch­griffs­rech­te von oben nach unten gewähr­leis­tet wird.

Vom Stand­punkt einer am Libe­ra­len Geset­zes­staat ori­en­tier­ten Poli­tik­wis­sen­schaft mag die Volks­re­pu­blik Chi­na ein Zen­tral­staat sein. Das bedeu­tet, die unte­ren ter­ri­to­ria­len Ein­hei­ten haben kei­nen ver­fas­sungs­mä­ßi­gen Rechts­an­spruch auf ihre Zustän­dig­kei­ten, so wie in Deutsch­land der Bund kein Schul­ge­setz erlas­sen darf. Prak­tisch ist Chi­na jedoch viel dezen­tra­ler orga­ni­siert, als irgend­ein west­li­cher Staat, abge­se­hen viel­leicht von der Schweiz.

Kei­ner die­ser bei­den Ide­al­ty­pen ist in Rein­form ver­wirk­licht. Alle real exis­tie­ren­den Staa­ten sind Misch­for­men, die sowohl der Ori­en­tie­rung an all­ge­mei­nen Geset­zen wie der Selbst­ver­ant­wor­tung poli­ti­scher Kader bedürfen.

Im Mischungs­ver­hält­nis wei­chen die Staa­ten die­ser Welt jedoch weit von­ein­an­der ab. Es ist auch nicht so, daß ein­fach das Bes­te zwei­er Wel­ten ver­wirk­lich­bar wäre. Bei­de Orga­ni­sa­ti­ons­for­men schlie­ßen ein­an­der im Maße ihrer Ver­wirk­li­chung aus.

Je mehr ein Staat Auto­ri­tä­rer Kader­staat ist, des­to weni­ger kann er die Rechts­si­cher­hei­ten des Libe­ra­len Rechts­staa­tes gewäh­ren, weil die­se die Ent­schei­dungs­frei­heit des Kaders ein­schrän­ken und ihn zum blo­ßen Sach­be­ar­bei­ter degradieren.

Ein deut­scher Statt­hal­ter, der im besetz­ten Osten die Bevöl­ke­rung schi­ka­nier­te, oder ein loka­ler chi­ne­si­scher Kader, der die Ein-Kind-Poli­tik mit­hil­fe von Zwangs­ab­trei­bun­gen durch­setz­te mag bru­ta­ler vor­ge­gan­gen sein als sei­ne Kol­le­gen, er han­del­te jedoch im Rah­men sei­nes Ermes­sens. Der Auto­ri­tä­re Kader­staat nimmt so etwas in Kauf. Falls sol­che Ver­ant­wort­li­chen diszi­pli­niert wur­den, so erfolg­te dies aus poli­ti­schen, viel­leicht aus mora­li­schen Grün­den, jedoch nicht, weil sie ein Gesetz über­tre­ten hat­ten.

Je mehr ein Staat Libe­ra­ler Geset­zes­staat ist, des­to mehr muß sein Volk sich damit abfin­den, daß tat­kräf­ti­ge Per­sön­lich­kei­ten den Staats­dienst mei­den, weil er ihnen nicht viel zu bie­ten hat. Selbst wenn eine sol­che Per­son in den Staats­dienst gin­ge, so hät­te sie kaum Ent­schei­dungs­spiel­raum und wür­de schnell verkümmern.

Jede poli­ti­sche Bewe­gung unse­rer Zeit muß ent­schei­den, wo sie auf die­sem Spek­trum steht, wenn sie ein Ide­al für die Zukunft ver­tre­ten will.

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Kommentare (38)

Laurenz

12. September 2020 12:07

Ihre Analyse Herr Poensgen bleibt Theorie & ich teile sie auch nicht. Für die Mächtigen eines jeden Systems, daß Sie ansprachen, bleibt das System hinfällig und belanglos. Ob die USA, offiziell eine römisch gestaltete Republik, massiv in die innere & äußere Politik anderer Staaten eingreift & in vielen Einzelfällen militärisch die Anweisungen durchsetzt oder ein autoritärer Staat, wie China, bleibt für die unterlegenen, botmäßig gemachten Staaten doch völlig unerheblich. Die politisch hegemoniale Wirkung ist & bleibt dieselbe. Und daß in autoritären Staaten keine Rechtssicherheit bestünde, ist so nicht haltbar. Die Sowjetunion lieferte Erdgas immer pünktlich, abseits jeder politischen Befindlichkeit. Und in Ihrem sogenannten liberalistischen Westen, vordergründig Britannien & USA, können Sie eingehaltene Abkommen und Verträge an einer Hand abzählen. Auch Ihre Trennung zwischen Religion und Politik ist unhaltbar. Kommunismus ist reinste Religion. Den einzigen Unterschied, den wir zwischen autoritären (Stadt-)Staaten & liberalistischen Staaten feststellen können, ist der jeweilige Umgang mit dem inneren politischen Gegner. Aber auch diese Unterschiede verwischen immer mehr. Solange eine virtuelle Ausmerzung des politischen Gegners reicht, wird diese auch benutzt, weil billiger. Aber Assange oder Mahler sitzen im Knast.

sok

12. September 2020 12:13

Das Problem ist, dass man nicht viel gewinnt, wenn man weiss , wo man in diesem Spektrum steht. Man weiss nicht, warum es keine Patrioten mehr gibt, sondern Antipatrioten, die voller Fanatismus ihr eigenes Land zerstören.

Die Antipatrioten haben nicht die Macht ergriffen, sondern das ganze Land  unterwandert. Sie haben die Holocaust-Erziehung als Religionsunterricht durchgesetzt und stabilisieren so ihre Macht. Die einzige Schwäche der Antipatrioten ist ihre nicht vorhandene Opferbereitschaft.

Fromme lassen  sich zur Not kreuzigen und Patrioten sterben zur Not fürs Vaterland. Antipatrioten opfern nicht mal ihre Zweitgarage, selbst wenn sie theoretisch davon überzeugt sind, dass sie keine haben dürften.

 

bb

12. September 2020 13:01

Lieber sind mir ein paar Trottel, die einen Minimalstaat verwalten, als größenwahnsinnige Psychopathen, deren Entscheidungsgewalt keinerlei Grenzen gesetzt sind. Denn es ist mitnichten so, dass die Kompetentesten sich in Machtpositionen finden, sondern die Skrupellosesten.

Maiordomus

12. September 2020 13:46

@Poensgen. Die Schweiz ist drauf und dran, das, was Sie an ihr lobend feststellen wollen, und zwar keineswegs in Gleichsetzung mit der Volksrepublik China, preiszugeben. Demnächst wären schicksalhafte Abstimmungen über Einwanderung, Kampfflugzeuge, Genderierung der Sozialpolitik usw. fällig, doch war zu meiner Lebenszeit die sog. Volkssouveränität noch nie so domestiziert und kastriert wie jetzt; seit Frühjahr sind nicht zufällig Unterschriftensammlungen auf der Strecke geblieben. Und was die Einwanderung betrifft, herrscht wie fast nie Debattenverweigerung bzw. Reduzierung des Themas auf die Unperson Blocher. Für die Mitleser aus CH: Die psychologischen Voraussetzungen für ein Ja zur Einwanderungsbegrenzung sind miserabler als je seit über 50 Jahren. Bemerkenswert, dass gleichzeitig über Kampfflugzeuge abgestimmt wird. Obwohl seit je entschiedener Armeebefürworter, verstehe ich, dass ein Land, welches die Grenzen nicht mehr schützen will und immer weniger Interesse zeigt für die Sicherheit am Boden, unter diesen Prioritäten auch nicht auf eine Luftwaffe angewiesen zu sein braucht. Darum ist es wahrscheinlicher, dass die Kampfflugzeuge zwar verworfen werden, aber auf vermutlich keinen Fall die Begrenzungsinitiative angenommen. Zu befürchten ist ein Jastimmenanteil von unter 40%, wobei 40% schon ein ermutigender Achtungserfolg in Richtung Kritik am Rahmenabkommen mit der EU wäre. 

brueckenbauer

12. September 2020 14:00

Hallo Herr Poensgen,

sehr gut analysiert und sprachlich herausgearbeitet. Ich persönlich plädiere für ein Nebeneinander à la Hayek. Hayek betrachtete den durch Vereinbarungen und Regeln bestimmten Markt (Katallaxie) als das übergeordnete System, innerhalb dessen aber einzelne Haushalte (Ökonomien) -  von der Familien- bis zur Nationalökonomie - möglich sein mussten. Das würde ich auf das Verhältnis "liberaler Gesetzesstaat vs. autoritärer Kaderstaat" übertragen.

 

 

 

tearjerker

12. September 2020 15:24

1789 geschah unter Voraussetzungen. Freiheiten konnten errungen werden, weil die Herrschaft unserer nuschelnden Nachbarn (im Vorgriff auf den Wettiner 130 Jahre später) die Verpflichtungen gegenüber den Beherrschten aufgeben wollte: Macht Euern Kram alleine. Als Folge entstanden Lager, die die Pathologie der Betroffenen repräsentieren: Saturierte Bewahrer der Möglichkeiten, die unter der alten Herrschaft gewonnen wurden (Konservative), Neureiche und Macher mit dem Anspruch das Errungene zu geniessen um im Gegenzug jeden Regierungsblödsinn mitzutragen (Liberale), das Heer der Verbitterten, der Neider und der Machtlosen, die nicht ertragen, dass jemand mehr kann, hat oder will als sie selbst (Linke), und die Stürmer und Dränger, die einen grösseren Quirl für die Zubereitung des linken Quarks bevorzugen (die Uniformen, Bündler und Bolschewisten). Dazwischen stehen die Psychos aus Presse und Unterhaltung um alle dauernd gegeneinander aufzuhetzen. Wenn die eingangs erwähnten Voraussetzungen verschwinden, wird sich umstandslos die alte Ordnung wieder einstellen. Identität wird  zurückkehren um zu bleiben, aber niemand wird mehr darüber reden. Das Letzte, dass uns dann an die Moderne erinnert, werden das tuntige Flair der gepuderten Perücken und der bunten Federn am Hut der Obrigkeit sein.

limes

12. September 2020 16:17

Warum vermeidet der Autor das stolze Wort »Freiheit«?

Es ist ja nicht so, dass der freiheitliche Rechtsstaat untergeht, weil er sich als falsches System erwiesen hat. Der freiheitliche Rechtsstaat versagt vielmehr, weil eine nicht vorgesehene, nicht vorhergesehene kritische Masse an Akteuren ihn verrät; weil deshalb das System der ausbalancierten Kontrollen nicht mehr funktioniert. Ein Schlaglicht auf derartige Zustände wirft das Büchlein »Der Griff in die Kasse« von Hans Herbert von Arnim.

Eine wesentliche Rolle beim Versa(r)gen des Rechtsstaats spielt die Presse, die ihrer Wächteraufgabe nicht mehr gerecht wird und sich stattdessen zum Komplizen des Establishments macht. »Flüchtlinge auf Moria skandieren „Freiheit“ und „Deutschland“« ist gegenwärtig der Tenor der Medien. Ohne die wesentlichen Tatsachen des Lagerbrandes zu erwähnen, suggerieren solche Informationsfetzen, dass es eine imaginäre Freiheit für alle Welt gebe, in Deutschland Zugang zu Staatsgebiet, Bürgerrechten und Sozialsystem zu erhalten. Die Freiheit des Hausrechts der Deutschen wird nicht thematisiert.

Was den Entscheidungsspielraum im Staatsdienst angeht, so wird dieser tatkräftigen Beamten nicht etwa durch den freiheitlichen Rechtsstaat beschnitten, sondern von der Kadermentalität, die sich unter Angela Merkel in Deutschland breitgemacht hat. An staatstreuen und tatkräftigen Männern wie Hans-Georg Maaßen und Michael Fritsch werden Exempel statuiert.

Der_Juergen

12. September 2020 19:44

Ein facettenreicher  Artikel. Ich greife einen Punkt heraus, nämlich Dugins These, wonach der Liberalismus über den Kommunismus und den Faschismus siegte, weil er "am weitesten der modernen Tendenz zum allumfassenden Zugriff auf die Welt, dem Gedanken der kompletten Machbarkeit entsprach".

Bei allem Respekt vor Dugin halte ich diese Detung für fragwürdig. Der NS und der italienische Faschismus sind nicht aufgrund konzeptueller Schwächen untergegangen, sondern infolge der militärischen Niederlage Deutschlands und Italiens, welche die faschistischen Bewegungen ihrer Verbündeten wie Ungarn und Rumänien mit sich in den Abgrund rissen. Der Kommunismus in der UdSSR scheiterte, weil sich der Sowjetstaat übernommen hatte und weder die immensen Besatzungskosten in Osteuropa noch die Hilfe für revolutionäre Bewegungen in aller Welt auf  Dauer finanzieren konnte. 

Da sich die USA als Flaggschiff des Liberalismus ebenso übernommen haben wie weiland die UdSSR als Leuchtturm des Kommunismus, dürfen wir hoffen, noch Zeuge des Untergangs des Liberalismus zu werden. Wenn die liberalen Regime in Europa und anderswo im Zuge der kommenden Megakrise zusammenkrachen, wird kein Uncle Sam sie mehr durch eine Militärintervention retten, ebenso wenig Gorbatschow der SED anno 1989 mit seinen Panzern aus der Patsche half. Und die liberale Ideologie wird ebenso hoffnungslos diskreditiert sein wie damals die kommunistische.

HomoFaber

12. September 2020 23:45

Autoritäre Kader sind zunächstmal ein Ausdruck der Schwäche. Mit ihnen wird der Mangel an Überzeugungskraft ausgeglichen. Man kann natürlich auch versuchen sich damit zu schmücken, wenn man möchte.

Laurenz

13. September 2020 03:07

@Maiordomus

Das Dilemma der Schweiz liegt in ihrer territorialen Situation. Die Hochalpen spielen als Schutzfunktion keine Rolle mehr, weil die Schweiz sich nicht mehr selbst versorgt. Wenn sich aus irgendeinem Grund alle Nachbarn einig sind, hat die Schweiz weder eine politische, noch eine militärische Option.

@Der_Juergen

Das haben Sie hervorragend formuliert, wenn auch nicht in seiner gesamten Tragweite beschrieben. Klar, der Nationalsozialismus & der Faschismus haben in Europa militärisch verloren, Indien befreit, befinden sich aber global & ideologisch auf der Siegerstraße. Von 1978 bis 1998 wurde in China der Nationalsozialismus eingeführt & er hat bereits ganz Ostasien im Griff & der Antifantast Trump führt einen verzweifelten Wirtschaftskrieg gegen ihn. Von daher schreibt Dugin totalen Quatsch. Dugin war, ist & bleibt eben ein Religions-Vertreter.

MARCEL

13. September 2020 09:36

Robert Spaemann sagte von der modernen Freiheit, sie sei nur eine Freiheit von...(von Ständen, von Identitäten, von Bindungen, von Zugehörigkeit etc.), also letztlich destruktiv. Selbst Schumpeters schöpferische Zerstörung könnte man hier unterbringen, auch wenn er als Wirtschaftsliberaler noch eine Freiheit zu anvisiert, nur wie groß ist dieses "zu" noch?
Diese Art totaler "Befreiung" läuft in der Postmoderne Amok. 

RMH

13. September 2020 10:35

"Der NS und der italienische Faschismus sind nicht aufgrund konzeptueller Schwächen untergegangen,  ..."

Einspruch - im Konzept waren enorme Schwächen, die den Untergang immanent geradezu vorprogrammierten ... (wir brauchen das Fass an dieser Stelle aber nicht zum wiederholten Male aufmachen).

Zum Artikel:

Ich konnte damit ausnahmsweise mal nicht so viel anfangen ...

Maiordomus

13. September 2020 12:21

@Laurenz. Auch wenn ich Sie noch nie mit einem Schweiz-Kenner verwechselt habe, scheinen Sie diesmal aus Distanz etwas gesagt zu haben, dem man heute schwerlich widersprechen kann. Dies ändert aber nichts daran, dass von mir als Stimmbürger nie auch nur eine einzige freiheitliche Errungenschaft des Landes freiwillig abgegeben werden wird. Hoffe gerne, dass andere Mitleser und Mitleserinnen aus diesem Land wenigstens in diesem Punkt mit mir allenfalls übereinstimmen. 

Pit

13. September 2020 13:15

Mein spontaner Eindruck (d.h. ohne detailliertes Durchdenken): das trifft es alles nicht; entscheidend ist die Hintergrundmacht, der Oligarchismus. Alles andere ist Eitketten auf Schachteln und niemand schaut wirklich, ob in den Schachteln das drin ist, was auf dem Etikett drauf steht. Ein Kampf um Worte.
Für mich ist alles eine Machtfrage. Wir, Die Vielen, müssen uns besser organisieren, um unsere Interessen zu vertreten. Welche Interessen? Für mich: Selbstbestimmung (für "Rechte" vermutlich böse weil es uuh Freiheit ist und Freiheit ist böse denn hedonistisch und... naja warum eigentlich... ich vermute, das weiß kein Mensch warum Freiheit eigentlich böse ist...).
Das sind die Begriffe, in denen ich denke. Inwieweit diese Begriffe irgendwie mit den anderen Begriffen zu tun haben, wäre im Detail zu klären, aber ich halte es für möglich, daß die anderen Begriffe überhaupt nichts Sinnvolles aussagen, einfach keinen Bezug zur Realität haben, insbesondere nicht zur Frage der Macht und insbesondere nicht im Hinblick darauf, daß die Macht bei den Oligarchen liegt und daß darüber nicht gessprochen wird, daß das vielmehr natürlich systematisch verschleiert wird und stattdessen auf Sinnlos-Diskussionen um Sinnlos- Begriffe wie die des Artikels umgeleitet wird.

Augustinus

13. September 2020 14:07

Wie ist es möglich, dass sich eine Politikerkaste entwickeln konnte, die so abgelöst von den Interessen ihrer Wähler agiert?

Der geniale Dr. Curio bringt es in einer fulminanten Rede auf den Punkt:

www.youtube.com/watch?v=kTAcT9Oti5o#t=3m47s

"Deutschland ist keine weltweite Hilfsorganisation mit lediglich angehängter Steuersklavenbevölkerung. Aufgabe der Regierung ist es die Interessen des Volkes zu vertreten, des Deutschen Volkes ..."

Die Demokratie ist meiner Meinung nach die beste Staatsform. Nicht weil sie frei von Mängeln ist, sondern weil es nichts besseres gibt.

In Deutschland funktioniert sie aber nicht mehr richtig. Das erkennt man instinktiv auch als Laie, der von Staatsphilosophie keine Ahnung hat.

HomoFaber

13. September 2020 14:16

Der Liberalismus konnte sich durchsetzen, weil die Umweltbedingungen es zuließen. Der Mensch als rein sittliches Wesen ist eine Utopie. Die Conditio Humana verlangt nach Triebbefriedigung. Dies hat sich im Liberalismus ausgedrückt. Und der durch die Industrialisierung entstandene Wohlstand hat die Voraussetzungen für die politische Umsetzung geschaffen. In der Sezession erschein dazu mal ein entsprechender Artikel, in dem erwähnt wurde, daß die heutigen Zustände durch die Leistungsfähigkeit der Produktionsmittel ermöglicht werden. Daß das auf Dauer so nicht gutgehen kann ist auch klar. Böckenförde hat es mit seinem Diktum auf den Punkt gebracht. Die Frage, vor der wir jetzt stehen, ist die, ob sich nun eine repressive globalistische oder eine überzeugende konservative Politik durchsetzt. Zur Zeit gewinnen die Globalisten.

Wahrheitssucher

13. September 2020 15:00

@ RMH   @ Der_Jürgen

“Der NS und der italienische Faschismus sind nicht auf Grund konzeptueller Schwächen  untergegangen...“
 

Vielleicht geht es darum zu betonen, daß beide nicht auf Grund eines Aufbegehrens von innen untergegangen sind, sondern schlicht und einfach, weil sie militärisch von außen zusammengeschlagen worden sind.

Laurenz

13. September 2020 15:28

@Maiordomus

Ihr Einschätzung meiner Kenntnisse tut mir nichts, da ja in Ihren Augen mehr oder weniger jeder Erdenbürger, außer Ihnen natürlich, keine Kenntnis von irgendwas besitzt. Ab und an darf mal hier oder dort jemand, wie GK, das 1x1 aufsagen. Alles gut, mittlerweile bin ich froh, daß es Sie gibt.

Wenn Sie mich fragen, was mich an der Schweiz besonders interessiert, ist es das Schweizer Sein vor Bonaparte, und die Schweiz war bis vor nicht allzu langer Zeit ein Hort Deutschen Seins, wie es Seiner Natur entspricht. Deswegen besitzt die Schweiz mein Herz. Ich bin zwar kein Schweizer, aber ich wurde immerhin in der Schweiz gezeugt, zumindest für alle Esos ein elementares persönliches Geschehen.

Die Schweizer, inklusive Maiordomus, sind, und das ist die Realität, des Willens, sich den geo-politischen Einflüssen des Westens auszusetzen, weil Ihnen eine ökonomische Unabhängigkeit zu anstrengend ist. Sie, Maiordomus, arbeiten ja auch nicht im Sommer auf einer Alm und hüten als "Peter Heidis Ziegen". Die Schweizer leben, wie einst Heidi auch, alle in "Frankfurt".

Cugel

13. September 2020 16:06

@RMH, Der_Juergen

"Einspruch - im Konzept waren enorme Schwächen, die den Untergang immanent geradezu vorprogrammierten ... (wir brauchen das Fass an dieser Stelle aber nicht zum wiederholten Male aufmachen)."

Warum erheben Sie Einspruch, wenn Sie das Faß nicht aufmachen wollen?

RMH

13. September 2020 16:26

@Cugel,

Der_Juergen und meine Wenigkeit gehören hier zu den bereits "länger Diskutierenden" ... er kennt die wechselseitigen Argumente bestens. Dennoch kann man mal fürs "Protokoll" erklären, dass es gerade die eklatanten konzeptionellen Schwächen waren, die zum bekannten Ergebnis geführt haben. Insbesondere, da man mittlerweile - also 2020 - auch den Vergleich hat, wie nationale Politik und eine Entwicklung zur Großmacht geschehen kann, ohne dass einem gleich die politischen Rivalen auf die Finger klopfen bzw. zum großen Carthaginem esse delendam aufrufen. Bei Poensgens Artikel geht ja auch darum, ob es ein Ziel in der Geschichte gibt und dann braucht man die Debatte nicht wieder auf alte und viel befahrene Geleise der Vergangenheit lenken oder vulgo, dass Fass nicht aufmachen,

Ich schreibe dann separat auch noch etwas zu den entscheidenderen Fragen.

 

Cugel

13. September 2020 16:30

@Wahrheitssucher

Sie bringen es auf den Punkt. Insofern liegen sowohl der_Juergen als auch RMH richtig. Daß der NS militärisch so früh  zusammengeschlagen wurde, lag freilich auch an seinen Konzeptionsschwächen. Auf Dauer tragfähig war das Konzept ohnehin nicht, da zu exclusiv.

heinrichbrueck

13. September 2020 17:21

@ Augustinus

Die Massenillusion Demokratie funktioniert perfekt. Nur die Vorstellung von Demokratie, da kriselt es so langsam. Nach 1945 gab es eine Diktatur in zwei Teilen, nach 1990 wiedervereinigt. Die Realität ist eindeutig. 

Laurenz

13. September 2020 18:31

@RMH

Die konzeptionellen Schwächen hätte Sie kurz benennen sollen, immerhin lesen hier ja auch andere mit.

Die konzeptionellen Schwächen lagen in Britannien.

Nach dem I. Weltkrieg, der Britannien nicht den gewünschten Erfolg brachte, ja enormen Schaden anrichtete, konnte niemand erwarten, daß Britannien plant, bis zur absoluten Selbstzerstörung Krieg zu treiben. Britannien verlor durch seine permanente Aggression alles, was man nur verlieren kann, somit verlor ganz Europa.

Um sich Gefolgschaft der eigenen Bevölkerung zu sichern, nahmen die Nationalsozialisten im wesentlichen auf die zivilen Bedürfnisse Rücksicht, dadurch geriet die entscheidende außen-politische Option, das Militär, in einen eklatanten Verzug, welcher von den Alliierten ausgenutzt wurde. 

Natürlich begingen die Nationalsozialisten Fehler. Der entscheidende außenpolitische Mißgriff, ähnlich dem Bosnien-Konflikt Habsburgs vor dem I. Weltkrieg, war das Eingreifen der Kriegsmarine/Legion Condor im Spanischen Bürgerkrieg. Mit einem serbischen Bosnien, was einen russischen Zugang zur Adria bedeutet hätte, wie einem stalinistischen Spanien & seinen Küsten, hätten Frankreich & Britannien gegen Rußland/die SU agieren müssen. Denn das taten beide Mächte schon immer, um den russisch-sowjetischen Zugang zum "Südmeer" zu verhindern, & sie tun es heute noch. In beiden Fällen wäre das II. oder das III. Reich erstmal außen vor gewesen.

Simplicius Teutsch

13. September 2020 18:32

@Poensgen: „Jede politische Bewegung unserer Zeit muß entscheiden, wo sie auf diesem Spektrum steht, wenn sie ein Ideal für die Zukunft vertreten will.“

Das ist viel graue, trockene Theorie im Flackerschein des Lagerfeuers. Aber das muss auch sein. Die moderne Schlacht bei den Thermopylen wird mit den Waffen des Wortes und Geistes gekämpft. Die quantitative Übermacht der Feinde ist aber wie damals gigantisch.

Und im Straßenkampf souveräne Geschicklichkeit beweisen! Kann nicht jeder lernen. Einen mehrfach hörenswerten Volltreffer landet Martin Sellner in dem Sekunden-Video vom 4. September 2020, zu finden auf der in dem obigen Artikel gelinkten Webseite der Identitären Bewegung:

SPIEGEL TV: Herr Sellner, den ganzen Weg aus Österreich hierher gekommen?

Sellner (lächelnd): Ja selbstverständlich.

SPIEGEL TV: Es wird ja immer gesagt, Sie sind kein Rechtsextremer, was machen dann Sie hier?

Sellner (lächelnd): Ich seh' keine Rechtsextremen.

SPIEGEL TV: Es steht ja einer vor mir.

Sellner (lächelnd): Nee, ich seh' nur die Lügenpresse vor mir.

Nath

13. September 2020 20:30

@Pit: "Wir, Die Vielen, müssen uns besser organisieren, um unsere Interessen zu vertreten. Welche Interessen? Für mich: Selbstbestimmung (für "Rechte" vermutlich böse weil es uuh Freiheit ist und Freiheit ist böse denn hedonistisch und... naja warum eigentlich... ich vermute, das weiß kein Mensch warum Freiheit eigentlich böse ist...)."

Was Sie hier schreiben kann dazu beitragen, das Terrain zu sondieren, ebenso wie das empfehlenswerte folgende Video, in welchem Sellner, Lichtmesz und Schick ihr jeweiliges Urteil über die Querdenker-Bewegung abgeben: www.youtube.com/watch?v=cXmaFSHqK0o&pp=QAA%3D

In besagtem Video klären sich sozusagen die Fronten, vor allem durch die Beiträge von Schick, denn letzterer erteilt einer möglicherweise zu erwägenden Symbiose zwischen Querdenkern und Identitären schon im Ansatz eine kategorische Absage. Vielmehr artikuliert er jene Art "rechter Berührungsangst" vor vermeintlich linken (=freiheitlichen) Ideen, welche Sie in der oben zitierten Passage ironisch aufs Korn nehmen. War es die jahrzehnte lange Tendenz zur linksliberalen Verschlagwortung des Denkens, die einen auf Foren wie dieses aufmerksam machten, so ist es dieselbe Verschlagwortungstendenz von rechter Seite, die einen Zweifel hegen lassen, ob man hier teilweise nicht einfach "dasselbe in grün" präsentiert bekommt.

(Wird fortgesetzt)

Swito

13. September 2020 20:49

@Maiordomus: "Dies ändert aber nichts daran, dass von mir als Stimmbürger nie auch nur eine einzige freiheitliche Errungenschaft des Landes freiwillig abgegeben werden wird. Hoffe gerne, dass andere Mitleser und Mitleserinnen aus diesem Land wenigstens in diesem Punkt mit mir allenfalls übereinstimmen."

 

Freiwillig abgeben nicht. Aber es steht meines Erachtens nicht gut um die bekannteste Freiheit in unserem Land: die direkte Demokratie. Verglichen mit 1918 als es bei Volksabstimmungen noch ca. 80% Stimmbeteiligung gab, ist seit mehreren Jahren eine allgemein Politikverdrossenheit zu beobachten. Eine unpolitische Haltung der Bürger schafft in einer Demokratie aber eine Bresche für Technokraten, die den Staat zur Durchsetzung ihrer Ziele missbrauchen wollen. Bestes Beispiel hierzulande sind die Linken und Liberalen, die die Verstädterung der Schweiz (auf Grund der massiven Einwanderung) mittels Zentralstaat planen und organisieren wollen. Natürlich ohne dabei das Volk zu fragen.

Um zum Thema zurück zu kommen: Hat der Gesetzesstaat sich nicht mittlerweile selbst diskreditiert? Verglichen mit den alten Landsgemeinde- oder Stadtrepubliken (die keine Gesetzesstaaten, sondern eher Politeias + Aristokratien waren) ist die heutige Bevormundung, Bürokratie und die Abgabenlast pro Person einmalig. Auch dieses paternalistische Nudging gab es damals nicht. Ist es nicht so, dass dies mit dem Gesetzesstaat zusammenhängt (jedoch vermutlich nicht ausschliesslich)?

Gracchus

13. September 2020 21:59

Die theologischen Vorträge im Sommerlager scheinen nicht so gehaltvoll gewesen, wenn man Poensgens locker-flockig eingestreute Thesen zu Religion und Alphabetisierung liest. Da sind wohl alle Katzen grau bei ihm.

Umso verwunderlicher, weil der Patriotismus, den er vertritt, quasireligiöse Züge trägt, wenn er ein Wesen und Subjekt "Volk" imaginiert. Warum haben patriotische Bewegungen nicht mehr Zulauf? Ich glaube, es liegt nicht nur daran, dass die patriotische Imaginationen unterdrückt bzw. tabuisiert werden; auch wenn das nicht der Fall wäre, gäbe es vermutlich nicht wesentlich mehr Zulauf und Anklang. 

Den Liberalismus gibt es in verschiedenen Spielarten, und dass er sich im Westen durchgesetzt hat, liegt wohl daran, dass er Komplexitätssteigerungen ermöglicht oder die passende Semantik dafür bereit gestellt hat. Er ist flexibler und opportunistischer, er verlangt keine Opfer und keine Bekenntnisse, dafür kennt er den Wert des Individuums und individuelle Freiheiten.

HomoFaber

13. September 2020 23:05

@Nath

Der Schick ist ja noch jung. War ich auch mal. Er geht ihm darum, “ … die 92% zu überzeugen, von dem, was wir machen, daß das das Richtige ist.”  Wer wollte das nicht ?

Simplicius Teutsch

13. September 2020 23:46

@Nath: https://www.youtube.com/watch?v=cXmaFSHqK0o&pp=QAA%3D

Guter Link. Danke. Die Drei sind echt gut. Martin, Martin, Jonas. Alles richtig, was sie sagen, auch da, wo sie sich gegenseitig widersprechen.

Meine eigene Erfahrung (medial und direkt von den zwei Münchner Corona-Demos), mein Fazit mit wenigen Worten: Auf den Corona-Demos sind regierungskritische deutsche Menschen zugegen, meinetwegen auch etliche auffällige, hippie-artige, esoterische Paradiesvögel, die aber alle den Medien nicht mehr glauben.

Und feige sind sie auch nicht. Sie sind widerständig. Sie sind eigensinnig, recherchieren eigenständig. Freiheit. Liebe. Frieden. Gott. Und nix: dogmatischer Klimawahn oder Wellcome refugees oder Deutschland verrecke; kein Putin-Bashing, kein Trump-Bashing. Auch kein grundsätzliches, beleidigendes Polizei-Bashing, trotz polizeilicher Übergriffe, immer wieder: "Schließt euch an! Schließt euch an!"

Die Gesichtsmaske (als Geßlerhut der aufziehenden Hygiene-Diktatur) betrachten sie durchweg als unerträgliche Schikane des repressiven Staates und den befürchteten (indirekten) Impfzwang als heimtückischen Angriff auf die Unversehrtheit und selbstbestimmte Freiheit ihres Lebens. Ja, und viele haben auch wirklich um ihre Kinder und Enkel Angst, die in Kindergarten und Schule zu funktionierenden Untertanen dressiert werden.

Was ich noch nicht so mitbekommen habe, ist die materielle, wirtschaftliche Besorgnis.

Wahrheitssucher

14. September 2020 00:03

@ Cugel

“Daß der NS militärisch so früh zusammengeschlagen wurde, lag freilich auch an seinen Konzeptionsschwächen“

Daß der letztendliche Grund für die Niederlage Deutschlands in der militärischen Unterlegenheit lag, dürfte unbestritten sein.

Welche Rolle von Ihnen bezeichnete „Konzeptionsschwächen“ gespielt haben, wird schwer zu klären sein. Vornehmlich dürften sie nach innen gewirkt haben, sicher mehr als nach außen. Sechs Jahre mehr oder weniger gegen den Rest der Welt durchgestanden zu haben, wurde dadurch zumindest nicht verunmöglicht...

 

Wahrheitssucher

14. September 2020 00:38

@ Laurenz

“Der entscheidende außenpolitische Fehler... war das Eingreifen... in den spanischen Bürgerkrieg“

Sie argumentieren aus einer sehr spekulativen und auch besserwisserischen Sicht der Rückschau. Hätten sie von der nationalsozialistischen Führung allen Ernstes erwarten können, in jenem Teil des europäischen Weltbürgerkrieges quasi gar nichts zu tun, in der Hoffnung, daß dann bei einem Siege des Kommunismus in Spanien Frankreich und England eines Tages gegen Russland marschiert würden? Und hätte das Ganze dann sozusagen über Deutschland hinweg gehen sollen, um „erstmal außen vor“ zu bleiben? Oder um dann sogar mitzumachen...?

Laurenz

14. September 2020 09:13

@Swito

Gut zusammengefaßt! Es liegt am Schweizer selbst. Wenn der Bürger nicht mehr zu seiner erhobenen Hand zur Stimmabgabe steht, also keine Ehre mehr im Leib hat, sorgt er für gesetzliche Kontrolle. Das leitet über zur guten Analyse von 

@Gracchus

welcher im Grund dasselbe Phänomen beschreibt. Der Liberalismus förderte den Individualismus um, wie der Sozialismus auch, soziale Bindungen zu kappen, Familie, Kommune, Land, Volk stärken nur potentiellen Widerstand. Individuen sind leicht zu kontrollieren. In Wohlstands-Staaten ist dies leichter umzusetzen, als in armen Ländern, das Individuum braucht niemanden zum Erhalt der Existenz. Und gerade germanische Völker zeichnen sich durch den ignoranten Föderalismus in ihrem Volks-Charakter aus. So eine babylonische Gefangenschaft wäre für jede Schick`sche Volksbewegung förderlich. Da wir in der Opposition sind, sind Verarmung und Minderheiten-Dasein genau die richtige Medizin zum Erfolg. Patrioten wollen das nur nicht wahrhaben. Es geht den Patrioten meist selbst noch zu gut.

@Nath  

multipler Widerstand ist vollkommen in Ordnung, da sich diesmal die Neo-Bolschewisten sich nicht durchsetzen werden, denn sie sind ja an der Macht.

Laurenz

14. September 2020 09:34

@Wahrheitssucher

Jegliche Betrachtung einer historischen Entscheidungs-Option bleibt Spekulation, das sehen Sie vollkommen richtig. Die Entscheidung des Nationalsozialisten zur Unterstützung Frankos lag einerseits wohl darin begründet, sich mehr internationale Partner selbst zu erschaffen, gerade in einem strategisch wichtigen Land, wie Spanien, andererseits, was für Politiker bis heute gilt, Prestige nach außen, wie außen-politische Erfolge im Innern vorweisen zu können. Man ist wieder wer, nach 2 Jahrzehnten Krieg und Depression. Und Sie haben ebenso Recht, wenn Sie meine Retro-Perspektive kritisieren, nachher ist man immer schlauer. Aber dann können wir uns jegliche Geschichts-Schreibung, wie deren Interpretation sparen. Auch die Promotion Dr. Kohls über pfälzische Wochenmärkte kann dann in den Müll. Mich aus einer üblichen Vorgehensweise ohne weitere eigene Argumentation aus einem üblichen Prozeß herauszunehmen, dann ohne diese weiter zu spekulieren, soll also was bringen? Alle diesbezüglichen Kriege seit dem Kiewer Rus, unter welchem Deckmantel auch immer, dienten der Eindämmung der brachialen Ausdehnung der jeweiligen Herrscher im gigantischen russischen Raum. Ob Pazifik, Ostsee, Schwarzes Meer, Persien, Afghanistan. An dieser Argumentations-Basis kommen Sie eben nur damit, daß Sie persönlich werden, vorbei.

Der_Juergen

14. September 2020 09:41

Obwohl es mit dem Thema des Poensgen-Artikels eigentlich nichts zu tun hat, hier noch eine Bemerkung zur Frage, ob die Zerschlagung von NS und ital. Faschismus nur durch die militärische Überlegenheit des Feindes oder auch infolge inhärenter konzeptueller Schwächen erfolgt sei. Aufgrund ihres gut funktionierenden Wirtschafts- und Sozialsystems hätten sich die von Mussolini und Hitler begründeten Systeme meiner Meinung nach ohne weiteres auf lange Zeit halten lassen. Als inhärente Schwäche des NS kann man natürlich die Theorie von der wertemässigen Hierarchie der Rassen - bei der auch innerhalb der weissen Rasse noch Abstufungungen gemacht wurden - bezeichnen, die in der verhängnisvollen Besatzungspolitik im Osten ihren Ausdruck fand. Aber dieser Dogmatismus und diese Politik waren nicht vorgegeben. Deutschland hätte die Russen und Ukrainer von Anfang an als gleichwertige Partner behandeln und für die Zeit nach dem Sieg über den Bolschewismus auf jede Gebietsgewinne verzichten können. Dann hätte Deutschland den Krieg im Osten wahrscheinlich bis Ende 1942 gewonnen. Aber bekanntlich kennt die Geschichte kein "würde" und "hätte"...

Gotlandfahrer

14. September 2020 12:11

In Ihren Kaderstaaten agieren „freie“ Kader, die Lösungsqualität im Rahmen der Vorgaben messen.  Von knallharter Kommandowirtschaft (Befehlsführung), über Auftragsführung bis hin zu rein philosophischen Weisungen ist jedoch sehr viel Unterschiedliches denkbar.  Gemeinsames Element aller „Kaderschaften“ ist lediglich das Willkürpotenzial in der Vorgabenerzeugung.

Dem stellen Sie den liberalen Gesetzesstaat ggü, der durch gesetzgeberischer Engführung - knallharte Kommandos - den Entscheidungsspielraum gegen Null fährt.  Konsequent weitergedacht muss es einem solchen Staat an Führungsqualität mangeln.

Dass sich eine politische Bewegung auf einem derartigen Spektrum einordnen muss, sehe ich nicht.  Wo stünde das II. Deutsche Reich?  Kaderstaaten wie liberale Rechtsstaaten legitimieren sich gleichermaßen durch die Ausübung des Willens eines zu privilegierenden Souveräns, ob Klasse, Rasse, Staatsvolk oder Menschheit.  Inwieweit man dies jeweils als moralisch legitim erachtet, wird eine Frage des Bewusstseins sein, ich persönlich neige der Variante mit dem „Staatsvolk“ zu. Was wiederum nicht ausschließt, dass sich dafür eine Kaderorganisation gleich welcher Couleur einrichten ließe, die mit dieser „Vorgabe“ arbeitet. Eine Positionierung auf ihrem Spektrum macht also noch keinen Unterschied. 

Liegt die Frage für eine politische Bewegung nicht darin, wem die Macht zur Formulierung der Vorgaben gebührt? Globalen Netzwerken oder Leidensgemeinschaften?

Grobschlosser

14. September 2020 12:13

re Augustinus : und ja : Herr Dr. Curio hat es klar formuliert - wir sind die Sklaven in einem System der Ausbeutung , der Bevormundung . 

mein Gegenmittel : sehr viel Freizeit ; Nachbarschaftshilfe ; kürzlich beim Abbruch: kiloweise Kupfer aus der Wand gerissen ; Stahlträger geborgen . 

der brd-Staat wird nicht beteiligt . Meine Scholle , mein Schuppen , meine Sonnenblumen , mein Kater und mein Trecker . Sagen wir es den Gutmenschen klipp&klar : WIR teilen unseren Restwohlstand NIEMALS mit den Feinden des deutschen Volkes , WIR teilen NICHT mit Migranten - klare Abgrenzung . Keine Kompromisse . 

starhemberg

14. September 2020 12:36

Leider kann ich mit dieser "Skizze" nicht viel anfangen. Da die Postmarxisten über die Klimahysterie oder die "Identitätspolitik" das Recht aushöhlen, sollte man dies nicht vernachlässigen. Wie es z.B. der Priestergelehrte Johannes Messner ausarbeitete: jede wahre Kultur bewirke "die Unterordnung der Macht unter das Recht". Für mich ist dazu eine Persönlichkeit wieder in den Fokus geraten - Clemens Wenzel Fürst von Metternich, dessen Losung lautete: "Kraft im Recht". 

Im "Autoritären Kaderstaat" wird ein Spielraum aufgetan, dem nur wenige entsprechen. Eine "Dezentralisierung von Entscheidungsprozessen" ist gerade in einem liberalen Rechtsstaat möglich, wie man in der Schweiz gut beobachten kann. Das Beispiel China ist nicht auf die europäische Kultur umzulegen, wir hatten keinen Konfuzius. 

Die für mich beste Lösung ist die Subsidiarität, womit wir erneut bei Metternich landen. "Tatkräftige Persönlichkeiten" werden den Staatsdienst nicht "meiden", denn die Macht, die damit trotz allem verbunden ist, bleibt für manche auf immer attraktiv. 

Ich plädiere für das Primat des Rechts. Natürlich bräuchte es dafür eine vom Deutschen Volke verabschiedete Verfassung. Das Grundgesetz ist dafür nur ein schwacher Ersatz. Hier liegt für mich der Kern des Problems.

Götz Kubitschek

14. September 2020 13:16

badeschluß, danke!

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