Schuldilemma

Die Funktionäre der „Bildungsrepublik Deutschland“ fragen sich, weshalb so viele Lehrer fehlen. Wie stets soll eine „Studie“ die Antwort geben.

Heino Bosselmann

Heino Bosselmann studierte in Leipzig Deutsch, Geschichte und Philosophie für das Lehramt an Gymnasien.

Der frü­he­re Ber­li­ner Staats­se­kre­tär Mark Rack­les leg­te eine vor. Die­se Stu­die fin­det die Ursa­chen im Struk­tu­rel­len und liegt damit rich­tig, inso­fern nicht mal bedarfs­ge­recht aus­ge­bil­det wird.

Aber die Ana­ly­se folgt dem übli­chen Ansatz, ledig­lich ver­wal­tungs­tech­nisch und rein sta­tis­tisch zu quan­ti­fi­zie­ren, anstatt nach Qua­li­tät und Idee der Bil­dung bzw. nach dem Sys­tem als Gan­zem zu fra­gen. Dies zu tun hie­ße die poli­ti­schen Lebens­lü­gen der Repu­blik auf­zu­de­cken, indem offen­bar wür­de, daß es im Zustan­de der ideel­len Erschöp­fung und aus Far­ce und Phra­se her­aus eben kei­ne trag­fä­hi­gen Ideen mehr gibt. Schon lan­ge nicht mehr.

Trotz einer gestei­ger­ten Absol­ven­ten­zahl wol­len zu wenig geeig­ne­te jun­ge Men­schen Leh­rer wer­den. Vie­le davon kom­men dann im Beruf nicht zurecht. Nach­voll­zieh­bar, denn Leh­rer zu sein frus­triert, es erschöpft und macht krank, ins­be­son­de­re an den nicht­gym­na­sia­len “Res­te­schu­len”.

Über fünf Wochen sind Leh­rer durch­schnitt­lich pro Jahr krank­ge­schrie­ben, etwa eine zusätz­li­che Som­mer­fe­ri­en­zeit. Hin­ter der Viel­zahl der Dia­gno­sen steht wesent­lich ein Über­las­tungs­syn­drom, denn Schu­len erzeu­gen der­zeit Extrems­treß. Daß sie nach poli­ti­scher Maß­ga­be Ganz­tags­schu­len sein müs­sen, erhöht die Belas­tun­gen. Schü­ler und Leh­rer ver­blei­ben viel län­ger als frü­her im Reiz­feld von Laut­stär­ke und ner­vi­gen Zwangs­ab­läu­fen inter­niert, haben weni­ger Zeit für Kom­pen­sa­ti­on und kön­nen und wol­len sich nach 16.00 Uhr nicht mehr gründ­lich auf den nächs­ten Tag vor­be­rei­ten. Sie impro­vi­sie­ren sich durch.

Unter­richt ist längst nicht mehr Haupt­sa­che, viel­mehr näm­lich das per­ma­nen­te Mode­rie­ren und Klä­ren von Kon­flik­ten, das Kom­mu­ni­zie­ren all der Bedürf­nis­se, die Eltern und Schü­ler haben, weil sich die Schu­le ihnen als Dienst­leis­te­rin anbie­dert, das Ver­wal­ten und Doku­men­tie­ren von Schein­vor­gän­gen, all die öden Sit­zun­gen mit bil­dungs­po­li­tisch regier­tem Gedöns und über­haupt die per­ma­nent erfor­der­te Rol­len­täu­schung im Als-ob, eben so, als ob Bil­dung und Erzie­hung noch ver­ant­wor­tungs­voll und wirk­sam mög­lich wären.

Fer­ner: Gewalt gegen Leh­rer nimmt ste­tig zu. Ein ent­schei­den­der Indi­ka­tor des völ­lig ver­än­der­ten Schul­le­bens und ein Zei­chen des Aus­ein­an­der­klaf­fens von poli­ti­scher Rhe­to­rik und Rea­li­tät. Allein das ver­gleichs­wei­se gute Gehalt läßt die meis­ten Kol­le­gen irgend­wie durch­hal­ten. Beam­te blei­ben sowie­so und haben es mit Krank­schrei­bun­gen und Aus­zei­ten noch einfacher.

Am soge­nann­ten Gym­na­si­um hin­ge­gen läuft es, liest man. Dort gibt es noch genü­gend Lehr­kräf­te. Die einst Hoch­schul­bil­dung vor­be­rei­ten­de Bil­dungs­ein­rich­tung fun­giert jedoch mitt­ler­wei­le als eine Art Gesamt­schu­le. Über fünf­zig Pro­zent der Schü­ler­schaft bekom­men ein Abitur aus­ge­druckt. War das einst Garan­tie für einen beson­ders qua­li­fi­zier­ten Beruf, ist es nur­mehr noch die Vor­aus­set­zung dafür. Weil selbst Min­der­be­gab­te zum Stu­di­um drän­gen, tes­ten die Uni­ver­si­tä­ten zuneh­mend selbst oder sen­ken ihrer­seits die Zugangs­be­din­gun­gen. Ande­rer­seits feh­len den nicht­gym­na­sia­len Schu­len klu­ge Kinder.

Die vom huma­nis­ti­schen Bil­dungs­ver­ständ­nis über­nom­me­ne anti­quier­te Bezeich­nung „Gym­na­si­um“ sagt nichts mehr aus, inso­fern die Schul­art kaum mehr auf Stu­dier­fä­hig­keit ori­en­tiert, weil sie viel zu vie­le Schü­ler auf­nimmt, aber sie ret­tet immer­hin all jene, die kogni­tiv noch eini­ger­ma­ßen belast­bar schei­nen und ihr Ver­hal­ten leid­lich im Griff haben. Für den betreu­ten Durch­schnitt ist es die rich­ti­ge Schu­le – mit der Fol­ge, daß die ech­te Leis­tungs­eli­te im Schul­sys­tem längst kei­ne Bil­dungs­adres­se mehr hat.

Ein­fa­che Sekun­dar­schu­len stie­gen mit der Tri­via­li­sie­rung des Gym­na­si­ums zu Res­te­schu­len ab, an denen eher sozi­al­päd­ago­gisch betreut als noch kon­ven­tio­nell Inhalt und Befä­hi­gun­gen ver­mit­telnd „unter­rich­tet“ wird. Wer etwas will und wer etwas kann, der lernt anders­wo, vor­zugs­wei­se an den soge­nann­ten Gym­na­si­en oder bes­ser noch an pri­va­ten Schu­len, die qua­si gegen Auf­preis ins­be­son­de­re klei­ne­re Klas­sen bie­ten und so die aller­wich­tigs­te Grund­vor­aus­set­zung für guten Unter­richt rea­li­sie­ren. Klei­ne­re Klas­sen wären eben­so im staat­li­chen Schul­we­sen weit hilf­rei­cher als das teu­re Heils­ver­spre­chen Digi­ta­li­sie­rung mit Leh­rer-Lap­tops und Schü­ler-Flat­rates aus den Mit­teln Corona-Fonds.

Nicht­gym­na­sia­le Sekun­dar­schu­len hei­ßen in Meck­len­burg-Vor­pom­mern Regio­nal­schu­len. Sie begin­nen mit einer „Ori­en­tie­rungs­stu­fe“, also den an die Grund­schu­le anschlie­ßen­den Klas­sen 5 und 6, in denen alle Schü­ler noch ein­mal in den gemein­sa­men Unter­richt genö­tigt wer­den, weil Poli­tik und Bil­dungs­for­schung mei­nen, län­ge­res gemein­sa­mes Ler­nen täte allen gut. So erzwingt die Poli­tik zwei Wech­sel – für zwei Jah­re den aus der Grund­schu­le in die Ori­en­tie­rungs­stu­fe, dann jenen in die Regio­nal­schu­le oder ans soge­nann­te Gym­na­si­um, wohin sich mit Beginn der sie­ben­ten Klas­se alle ret­ten, die talen­tiert sind oder ein­fach nur halb­wegs nor­mal zurechtkommen.

In der von mir in den Fächern Deutsch und Mathe­ma­tik unter­rich­te­ten sechs­ten Klas­se der Ori­en­tie­rungs­stu­fe einer Regio­nal­schu­le waren – in einem nor­ma­len inner­städ­ti­schen Wohn­ge­biet – von 27 Schü­lern etwa sechs in der Lage, die von den Rah­men­richt­li­ni­en ver­lang­ten Auf­ga­ben­ty­pen mit befrie­di­gen­den und bes­se­ren Resul­ta­ten zu erfül­len. Das sind etwa 22 Prozent.

Alle sechs wer­den mit dem nächs­ten Schul­jahr auf­at­mend ans Gym­na­si­um wech­seln. Min­des­tens die­se sechs. Sicher­lich fol­gen ihnen noch etwa zehn ande­re, die selbst mei­nen, sie hät­ten das Zeug dazu. Zwar gibt eine Lauf­bahn­emp­feh­lung der Leh­rer­kon­fe­renz Auf­schluß über Eig­nung und Nicht­eig­nung, aber allein der Eltern­wil­le ent­schei­det über den wei­te­ren Weg. Völ­lig klar, daß selbst jene Eltern, die ihre Kin­der nicht über­schät­zen, ein halb­wegs kul­ti­vier­tes Milieu suchen, das die Regio­nal­schu­len mit ihrem Kli­en­tel nicht bie­ten kön­nen. Dort bleibt es laut, und es wird sub­stan­ti­ell all­zu wenig erreicht.

Ein­und­zwan­zig mei­ner Schü­ler kamen in Mathe­ma­tik und Deutsch selbst mit redu­zier­ten Anfor­de­run­gen kaum zurecht. Dar­über hin­aus war etwa im Fach Geschich­te das Des­in­ter­es­se gegen­über anschau­lich auf­be­rei­te­ten The­men der Ur- und Früh­ge­schich­te und des Alter­tums erstaun­lich. Das Fach Deutsch indes­sen ist ohne­hin degra­diert: Feh­ler­quo­ten kön­nen man­gels soli­der ele­men­tar­sprach­li­cher Grund­aus­bil­dung nicht in Anschlag gebracht wer­den, so daß sie selbst im Abitur kei­ne Rol­le mehr spie­len; von einer halb­wegs sys­te­ma­ti­schen lite­ra­ri­schen und sti­lis­ti­schen Aus­bil­dung kann kei­ne Rede sein, ganz zu schwei­gen von einem Kanon an Wer­ken, die ver­bind­lich behan­delt würden.

Den meis­ten Kin­dern mei­ner Klas­se fehlt es an Anstren­gungs­be­reit­schaft, ande­re haben man­gels Befä­hi­gung auf­ge­ge­ben; die Hälf­te davon aber, etwa zehn Schü­ler, erscheint im Ver­hal­ten so pro­ble­ma­tisch, daß sie nicht nur bestän­dig moti­viert, son­dern per­ma­nent beru­higt oder dis­zi­pli­niert wer­den muß. Ansons­ten leis­ten die­se Mini­ma­lis­ten aus eige­ner Moti­va­ti­on nichts und ver­gäl­len mit ihrem destruk­ti­ven Nar­ziß­mus statt­des­sen allen ande­ren die Unter­richts­at­mo­sphä­re. Fragt man danach, was ihnen Freu­de berei­ten wür­de, wor­auf sie also rich­tig Lust hät­ten, so wis­sen sie es nicht. Unter­hal­tung ist ihnen wich­tig, das “Zocken” vor allem, also Com­pu­ter­spie­le, vor­zugs­wei­se online. – Die Eltern? Hilf­los. Aber gera­de ihre Hilf­lo­sig­keit läßt sie alle nur mög­li­chen For­de­run­gen an die Adres­se der Schu­le stel­len. Die soll rich­ten, was die früh­kind­li­che Erzie­hung zu Hau­se versäumte.

Pro­ble­ma­ti­sche Schü­ler bin­den die Kräf­te des Leh­rers; er för­dert und befrie­det die Schwa­chen und Unwil­li­gen, wäh­rend zur Ent­wick­lung der Talen­te kaum Res­sour­cen übrigbleiben.

Dabei erschie­nen die Min­der­leis­ter und Ner­vö­sen nicht eigent­lich bös­wil­lig oder direkt ver­hal­tens­ge­stört, son­dern viel­mehr über­haupt nicht in der Lage, sich einer The­ma­tik auf­zu­schlie­ßen und Arbeits­pha­sen dazu durch­zu­hal­ten. Bis in ihre Phy­sis hin­ein wirk­ten sie gera­de­zu amorph. Sie ver­fü­gen kaum über Impuls­kon­trol­le; sogar kur­zes ruhi­ges Ste­hen oder Sit­zen fällt ihnen enorm schwer. Nur ihre eige­nen Bot­schaf­ten, einer­seits Aus­drü­cke der Hilf- und Lust­lo­sig­keit, ander­seits bil­ligs­te Ange­be­rei ohne wirk­li­che Befä­hi­gung zu irgend­was, sind ihnen wich­tig, ande­ren Schü­lern oder gar einem Unter­richts­vor­trag ver­mö­gen sie sich kaum zuzu­wen­den; Empa­thie scheint ihnen zu fehlen.

Mit­un­ter waren sie sogar spo­ra­disch auf­zu­schlie­ßen und zu inter­es­sie­ren, dann aber nicht auf Auf­trä­ge zu fokus­sie­ren, weil ihr Kon­zen­tra­ti­ons­ver­mö­gen das nicht zuließ. Durch­weg fehl­te ihnen Aus­dau­er, in Mathe­ma­tik eben­so wie im Sport. Vie­le Schü­ler erschei­nen extrem unru­hig und hip­pe­lig; sie sind u. a. durch ent­grenz­tes Com­pu­ter­spie­len – vor­zugs­wei­se gera­de “Fort­ni­te” – reiz­über­flu­tet und nicht in der Lage, sich ruhig und gar ste­tig auf Unter­richts­the­men ein­zu­stel­len. Haben sie nicht unmit­tel­bar Erfolg und wur­de nicht nach kur­zen Sequen­zen für neue Anrei­ze gesorgt, bra­chen sie ab. Fort­lau­fen­des Ver­sa­gen ist ihnen einer­lei; sie sind lei­der dar­an gewöhnt und fei­ern um so mehr ihre vir­tu­el­len Erfol­ge im Computer-Gaming.

Das Schul­sys­tem reagiert auf Defi­zi­te, indem es zunächst mal die Ursa­chen in man­geln­der Leh­rer­tä­tig­keit zu erken­nen ver­sucht. Obwohl gera­de in schwie­ri­gen Klas­sen eher der leh­rer­zen­trier­te Unter­richt Inhal­te zu sichern und Befä­hi­gun­gen aus­zu­bil­den ver­mag, prä­fe­rie­ren Bil­dungs­for­schung und die auf­ge­bläh­ten lan­des­ei­ge­nen Insti­tu­te für Qua­li­täts­si­che­rung durch­weg „hand­lungs­ori­en­tier­te“ Partner‑, Grup­pen- und Frei­ar­beit, obwohl die­se Unter­richts­for­men unwei­ger­lich Geschrei und Cha­os bedin­gen. Intel­li­gen­te Schü­ler sind mitt­ler­wei­le so erstaun­lich an unru­hi­ge Unter­richts­si­tua­tio­nen ange­paßt, daß sie die wich­tigs­ten Inhal­te den­noch mit­be­kom­men und selb­stän­dig jene Fer­tig­kei­ten ein­üben, die ande­ren trotz inten­si­ver Bemü­hun­gen längst nicht mehr zu ver­mit­teln sind.

Fal­len die Bewer­tun­gen trotz redu­zier­ter Anfor­de­run­gen und Maß­stä­be sowie infla­tio­nier­ter Noten­ge­bung immer noch zu schlecht aus, greift die „Inklu­si­on“ und es wird “dia­gnos­ti­ziert”: Auf LRS (Lese- und Recht­schreib­schwä­che) wird dabei sehr schnell erkannt, selbst wenn es sich ledig­lich um schwa­che oder nach­läs­sig flüch­ti­ge Schrei­bung han­delt, die unter ande­rem dem redu­zier­ten ele­men­tar­sprach­li­chen Unter­richt in der Grund­schu­le anzu­las­ten ist.

Ähn­lich ver­hält es sich für das Fach Mathe­ma­tik mit Dys­kal­ku­lie. Was frü­her nur ein­zel­nen Schü­lern mit auf­fal­lend iso­lier­ten Teil­leis­tungs­stö­run­gen zuer­kannt wur­de und dann inten­siv betreut wer­den konn­te, schreibt man heu­te in jeder Klas­se gleich meh­re­ren Kin­dern zu.

In mei­ner sechs­ten Klas­se ver­füg­ten allein vier über eine „dia­gnos­ti­zier­te“ LRS. Der damit ver­bun­de­nen Nach­teils­aus­glei­che wegen drän­gen Eltern sogar dar­auf, ihrem Kind möge die­ser Sta­tus end­lich zuer­kannt wer­den. Sie ver­spre­chen sich davon ganz nach­voll­zieh­bar Boni in der Bewer­tung. Leg­asthe­nie und Dys­kal­ku­lie fun­gie­ren zudem nicht nur als Euphe­mis­men, sie gel­ten bereits als inter­es­san­te Eigen­hei­ten von „Schü­ler­per­sön­lich­kei­ten“.

Wer schu­lisch über­haupt nicht zurecht­kommt, wird gemäß “son­der­päd­ago­gi­schen För­der­be­darfs” in ver­schie­de­ne Kate­go­rien ein­ge­teilt. För­der­schwer­punk­te sind gemäß eines bun­des­weit gehand­hab­ten Dia­gno­se-Kata­logs zunächst „Ler­nen“, also eine “dia­gnos­ti­zier­te” Lern­be­hin­de­rung, fer­ner „geis­ti­ge Ent­wick­lung“ als veri­ta­ble geis­ti­ge Behin­de­rung, noch häu­fi­ger „emo­tio­na­le und sozia­le Ent­wick­lung“, also Ver­hal­tens­stö­run­gen, fer­ner „Spra­che“, „kör­per­li­che und moto­ri­sche Ent­wick­lung“ und ande­res mehr.

Die­se „Tickets“, wie sie im Schul­jar­gon hei­ßen, wer­den von Eltern wie Schü­lern gern ange­nom­men und gera­de eben nicht als Pro­blem, son­dern im Gegen­teil als neue Chan­ce emp­fun­den und daher eher wie eine Art Zer­ti­fi­kat auf­ge­faßt, min­des­tens als ein Erklä­rungs­mus­ter, das ins­be­son­de­re Eltern trös­tet. Die­se sagen sich: Mein Kind hat nun mal „esE“, mit­hin eine pro­ble­ma­ti­sche Auf­fäl­lig­keit in sei­ner „emo­tio­na­len und sozia­len Ent­wick­lung“, also etwas, wofür nie­mand etwas kann und was nicht ein­fach durch Selbst­über­win­dung oder Anstren­gungs­be­reit­schaft zu ändern ist, schon gar nicht vom Kind selbst. Fer­ner hat das mit der Erzie­hung im Eltern­haus eben gar nichts zu tun; eher han­delt es sich, nun ja, um so eine Art Defekt, für den gern abge­mil­dert das Wort Han­di­cap gebraucht wird.

Immer­hin gibt es für feh­len­des Betra­gen nun eine ganz offi­zi­el­le „Dia­gno­se“ vom schul­psy­cho­lo­gi­schen Dienst und daher fol­ge­rich­tig auch „Nach­teils­aus­glei­che“ und vor allem Akten­bän­de fül­len­de „För­der­plä­ne“, rein papier­ne Vor­gän­ge im Akten­grab, mit denen der „Erfolg“ wei­ter­hin gesi­chert wer­den soll. Das Kind hat selbst­ver­ständ­lich kein „Pro­blem“, nein, es ist eher etwas Beson­de­res und bedarf daher auf­merk­sa­mer und inten­si­ver För­de­run­gen, die die Schu­le ihm im Sin­ne ihrer Gerech­tig­keits­ver­hei­ßun­gen durch­weg pau­schal verspricht.

Tat­säch­lich Lern­be­hin­der­ten oder mas­siv Ver­hal­tens­ge­stör­ten war vor der Inklu­si­ons­kam­pa­gne die Son­der­schu­le vor­be­hal­ten. Die­se welt­weit bei­spiel­haf­te Schul­form, an der eigens aus­ge­bil­de­te Son­der­päd­ago­gen Schü­ler mit immensen Defi­zi­ten in geschütz­ter Lern­um­ge­bung ein­fühl­sam unter­rich­te­ten und erzo­gen, wur­den mit Beru­fung auf eine teils frag­wür­di­ge und teils miß­ver­stan­de­ne UN-Dekla­ra­ti­on ohne Not auf­ge­löst, die Son­der­päd­ago­gen fan­den sich im Zuge des­sen an die Regel­schu­len ver­teilt, und aus poli­ti­schen Moti­ven wur­de ver­kün­det, daß damit end­lich kei­ne Dis­kri­mi­nie­rung mehr statt­fin­de und so eine voll­stän­di­ge Schul­ge­rech­tig­keit herrsche.

Eins­ti­ge Hilfs- oder Son­der­schü­ler ver­lo­ren ihre auf sie spe­zia­li­sier­ten Schu­len und Refu­gi­en und sind fort­an den Regel­schu­len zuge­wie­sen, die auch ohne „Inklu­si­on“ schon genug Sor­gen ins­be­son­de­re mit ver­hal­tens­auf­fäl­li­gen und unwil­li­gen Schü­lern hat­ten. Nicht sel­ten wer­den eins­ti­ge Son­der­schü­ler von den „nor­ma­len“ Ver­hal­tens­ge­stör­ten getriezt. Ein­wän­de, selbst sol­che mode­ra­ter Art, wur­den nicht zuge­las­sen; es erging eine Art Diskussionsverbot.

Und die intel­li­gen­ten, die wirk­lich begab­ten Schü­ler? Dazu die Zurück­hal­ten­den, die Stil­len, die Fein­sin­ni­gen und Emp­find­sa­men? – Sie müs­sen es eben aus­hal­ten im „län­ge­ren gemein­sa­men“ Ler­nen und in der Inklu­si­on zuguns­ten der Beschränk­ten und Gestör­ten. Und sie müs­sen geschützt werden!

Ab und an erschreckt es sie, wenn ihr Leh­rer zur Gewähr­leis­tung von Ruhe und Frie­den zum Drill-Ser­geant wird, sie erken­nen aber, daß er als Erwach­se­ner sei­ne Ver­ant­wor­tung wahr­zu­neh­men hat und ver­hin­dert, daß Kre­tins und Ent­grenz­te das Zusam­men­le­ben stö­ren. Mag sogar sein, sie ler­nen recht­zei­tig eine wich­ti­ge Lek­ti­on in Anthro­po­lo­gie: Die Men­schen sind ver­schie­den; was den einen mög­lich ist, bleibt ande­ren verschlossen.

Nein, das sagt nichts Nega­ti­ves über Wert und Wür­de aus; es deu­tet eher dar­auf hin, daß frü­her und gründ­li­cher zu dif­fe­ren­zie­ren wäre, auf daß jedes Kind zu sei­nem Recht kommt.

Heino Bosselmann

Heino Bosselmann studierte in Leipzig Deutsch, Geschichte und Philosophie für das Lehramt an Gymnasien.

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Kommentare (85)

MARCEL

29. September 2020 16:53

Traurig stimmender, gleichwohl wichtiger Beitrag.

Wer auf den Schulhof schaute, konnte immer schon wie durch ein Teleskop die Zukunft sehen.

Der Lehrer muss immer zuerst Autorität sein (dabei nicht zwingend autoritär) und nicht gleich Kumpel oder Seelsorger, denn Unterricht ist auch ein Machtkanpf, wie fast alle menschlichen Beziehungsgeflechte. Vor allem die dominierenden muslimischen Migrantenkinder respektieren nur noch einen Lehrer, der den 10. Dan hat.(bei solchen gilt Generalfeldmarschall Schörners Motto: "Kraft durch Furcht")

Wir hatten als Sextaner Mitte der 80iger noch wenige alte Lehrer, die bei der Wehrmacht gedient hatten. Vor denen hatte man Respekt und bekam noch etwas beigebracht. Wenn sie neben der Strenge noch die Begeisterung für ihr Fach walten ließen, wurden sie zu prägenden Gestalten (Einer sagte einmal ironisch: "als Lehrer bin ich Idealist und Stalinist zugleich")

Das fehlt heute auch: Personen, die prägen können!

 

Wahrheitssucher

29. September 2020 17:08

Habe zum Thema bis dato noch nichts Zutreffenderes und Prägnanteres gelesen als in diesem Beitrag. Dem Auto zu bescheinigen, er wisse nicht, worüber er schreibt, ist hier in der Tat nicht möglich.
Ein Ausweg aus dem Dilemma kann nur in der Rückbesinnung liegen: Auf das, was und wie es einmal war.

Solution

29. September 2020 18:13

Ich frage mich, warum die betroffenen Lehrer nicht scharenweise zu uns kommen oder sich z.B. zumindest anonym mit Spenden am politischen Kampf beteiligen? Sie haben viele weitere anonyme Möglichkeiten. Selbst die pensionierten Lehrer sind kaum aktiv. Da kommt kaum was. Wir sprechen hier immerhin von etlichen Hunderttausenden. Ist das nur meine Erfahrung oder kann man das verallgemeinern?

Heino Bosselmann

29. September 2020 18:30

@Solution: Das wundert mich ebenso. Aber das Milieu Lehrerschaft war und ist ein Stagnationsraum. Während das Feuilleton bereits seit Jahren weiß, welche fragwürdigen anthropologischen Grundlagen zu fragwürdiger Unterrichtsgestaltung führten, und während längst klar ist, dass jene Bundesländer, die sich mit vermeintlich modernen Reformen zurückhielten, quasi antizyklisch die noch besten Ergebnisse vorweisen (Und umgekehrt!), bleibt die Schule beharrlich auf dem seit den Siebzigern durch die Institutionen befestigten Irrweg. Zudem sind Lehrer durchaus die Karikaturen, die von ihnen seit Wilhelm Busch gezeichnet wurden, zudem autoritätsgläubig, daher fixiert auf "Weiterbildungen", die Autoritätsbeweise für pädagogische Fehlentscheidungen liefern, letztlich sehr saturiert und dem Gewohnten verhaftet. Es geht kaum mehr um Inhaltliches und nie um echte "Kompetenzen", also Kenntnisse, Fähigkeiten und Fertigkeiten. - Eine evolutionäre Verbesserung ist nicht vorstellbar, nurmehr eine revolutionäre, die u. a. in einer Vereinfachung läge: Unterricht mit Substanz und Erziehung zu Leistungsbereitschaft und Verantwortung zuerst, Inhalt vor Methode und diese bestimmend, genaue und zentrale Rahmenrichtlinien und Lehrpläne, redliche Bewertungen und Einschätzungen, konsequente Differenzierung in Leistungsbereiche, wobei selbst der untere solide Ausbildung sichern muß, Zuwendung, die mittels kleiner Klassen gesichert wird, Reduzierung auf das, was die Schule kann, also Schluß mit dem Versprechen, die gesamte Gesellschaft erziehen und therapieren zu können.

Glast

29. September 2020 18:40

Kann Bosselmanns niederschmetterndem Tenor nur zustimmen - aus eigenem Erleben und eigener Anschauung. 

War einmal nachmittags mit 30 Kindern der 5., 6. und 7. Klassen in der Schulturnhalle und musste feststellen, dass nur 2 Kinder rückwärts laufen konnten. Schockierend! Auch noch mit 40 Jahren und 90 Kilogramm Körpergewicht konnte ich in wenigen Sekunden die Seile bis zur Hallendecke hochklettern - keiner der Pennäler schaffte es. 

Sie "essten und trinkten" - ich zitiere eine Achtklässlerin eines Gymnasiums.

Oder die Antworten mehrerer Schüler eines katholischen Privatgymnasiums auf meine Frage, wer denn im Vatikan wohne. Niemand wusste es. Niemand wusste wo der Vatikan liegt. Getippt wurde auf Saarbrücken. Muss die Schüler aber verteidigen  - einige hatten noch nie vom Papst gehört, ich schwöre... Sie wussten auch nicht, wo Rom liegt . 

Mboko Lumumbe

29. September 2020 18:41

Das ist vergleichbar mit der Pozilei, warum gibt es dort noch viel zu viele, die "nicht begriffen" haben?!

Wenn die Lehrerschaft vielfach aufmucken würde, so gäbe es dort ratzfatz den KgR mit Rechtsextremismus und dazu passende Studien etc.
Vielleicht gibt es das ja auch schon...

Viel zu viele, gerade der selbsternannten "Zivilgesellschaft", glauben und hoffen, dass es sie selbst schon nicht treffen wird... irgendwie...
Und alle irren sich, sie haben es nur noch nicht begriffen, egal.

Jeder kennt so Schnuller.

Maiordomus

29. September 2020 19:07

Fühle mich Ihren Ausführungen  in der Tat verbunden, Herr @Bosselmann. Pensionierte Lehrer könnten und sollten sich zumindest der Bildungsgeschichte und wenn es noch geht, der Erwachsenenbildung annehmen. 

Mboko Lumumbe

29. September 2020 19:19

Wenn man sich den Artikel von HB (Danke dafür) und den Kommentar von Glast verinnerlicht, so wird das bestätigt, was man selbst in gleicher oder ähnlicher Form gesehen, gehört, gelesen, erlebt oder auch nur geahnt hat.

In einer vorherigen Version des Artikels war noch die Rede davon, ob es eine evolutionäre oder revolutionäre Lösung geben könnte. Es ist klar, dass der Karren im Bildungssystem und gesamtgesellschaftlich viel zu sehr im Dreck steckt für cremige Lösungen, das ist eine Illusion. Und übrigens haben die vergeblichen Versuche cremiger Lösungen die Probleme immer schlimmer gemacht, wie im Artikel beschrieben. Das ist doch Teil des Problems, egal wohin man schaut...

Wenn man den Artikel liest, darf man sich auch fragen, ob man derart realistische Berichte als Defätismus abtun möchte. Zur Lösungsfindung gehört zuerst auch das Erkennen und Wahr-Nehmen der Katastrophe und ihrer Ausmaße, man muss es ja nicht mögen oder gutheißen deswegen.

Wenn man unsere Gesellschaft und die Probleme vergleicht mit einem alten Gebäude, so hat dieses Gebäude in jedem Stockwerk massiv den Hausschwamm im Gebälk sitzen. Und dafür gibt es nur eine einzige Lösung im Bauwesen.

Mboko Lumumbe

29. September 2020 19:40

Korrektur:

Das mit "evolutionäre oder revolutionäre Lösung" steht ausführlich im Kommentar von HB, sorry. Dafür habe ich den Artikel jetzt mehrfach gelesen :)

Solange wir noch über uns selbst lachen können, gibt es Hoffnung.

Und morgen früh geht die Sonne wieder auf, ganz bestimmt.

Niedersachse

29. September 2020 20:19

1.

Ebenso wie so viele andere Dingen ist doch der Niedergang unseres Schul- und Bildungswesens politisch gewollt. Die Ursachen dieses Niedergangs sind nicht nur primär im schulischen Bereich zu suchen, sondern im gesellschaftlichen dazu. Und zwar in der Ernährung und der allgeminen Sozialisation. Der überhöhte Zuckerkonsum, verbunden mit Bewegungsmangel und Computerspielen, ist (mit) Ursache dafür, dass sich die Kinder und Jugendlichen in einem Zustand dauerhafter Überdrehtheit und nervlicher Anspannung befinden. Meine Kindheit war in den 80er Jahren, und mein Alltag hat sich nach Schulschluss fast nur draußen abgespielt, und wenn schon drinnen, dann mit Lesen oder Basteln. Computer kamen zu der Zeit gerade auf, und nur die Wenigsten hatten den C64 zuhause stehen. Es ist wichtig das voranzustellen, weil die Lebensumstände einen erheblichen Einfluss auf das psychische und physische Allgemeinwohl des Schülers und seiner Lernfähigkeit haben. Im nächsten Teil komme ich auf den schulischen Teil selbst zu sprechen.

Leo

29. September 2020 20:25

Doch, doch, es gibt sie schon, diese Lehrer... Ich werde bestimmt nicht der einzige sein, der hier auf sezession.de seit vielen Jahren insbesondere die Stimme HBs liest und wertschätzt. Und, ja, das berühmt-berüchtigte Beispiel eines Lehrers, der aufgrund der jahrelangen Zumutungen in seinem Beruf auf der Burn-out-Station dann zumindest noch stolz darauf ist, trotz aller Widrigkeiten an migrantisch bereicherten "Brennpunktschulen" wenigstens nicht zum Ausländerfeind geworden zu sein, ist nicht erfunden.

Mittlerweile soll kein Wissen vermittelt, sondern lediglich Kompetenzen angebahnt werden - und das natürlich nicht frontal... Keine Große Erzählung, keine Geschichten, kein Sinn: Wer soll da Lehrer werden wollen?!?

Noch hält das Narrenschiff. Laßt die Bordkapelle spielen...

Niedersachse

29. September 2020 20:42

2.

Wenn der ausserschulische Bereich schon schlecht ist und dazu noch ein hoher, aus völlig kulturfremden Kontexten kommender Migrantenanteil in der Klasse, ist vernünftiges Lernen nicht mehr möglich. Dazu kommt noch der Unterrichtsstoff selbst. Ein Unterricht, in dem vermehrt "interkulturelle Kompetenz" und "Demokratiebildung" vermittelt werden, lässt genau das Klientel heranreifen, das sich jetzt im "Kampf gegen rechts" und auf "Klimademos" wiederfindet. Ist natürlich sehr holzschnittartig zusammengefasst und betrifft natürlich nicht alle Schüler, aber letztenendes ist es doch eigentlich genau das, was sich die Regierung wünscht: Linientreue Narzissten, die "Schreiben nach Gehör" praktizieren, ansonsten aber nicht die Motivation haben, die vorherrschende Politik zu hinterfragen.

Niedersachse

29. September 2020 20:54

3.

Man möge mir die beiden Rechtschreibfehler im ersten Teil verzeihen. Liegt nicht am Bildungssystem, sondern daran, dass ich nicht Korrektur gelesen habe. Zur Frage, warum viele Lehrer trotz täglich erfahrener Probleme im Schulalltag nicht aufwachen: Es ist doch das Gleiche, wie mit dem "normalen BRD- Bürger". Es ist die allgemeine Nibelungentreue an ein politisches und schulisches System, von dem es immer heißt, es wäre zukunftsgewandt und progressiv und deshalb gut für uns alle. Und wenn man das tagtäglich vermittelt bekommt, dann glaubt man das irgendwann selber, trotz gegenteilig erlebter Erfahrungen. Es sind doch oftmals gerade die Lehrer, die den linksliberalen, antideutschen und kosmopolitischen Geist vermitteln. Und so türmt sich der Problemberg immer höher...

Herr K aus O

29. September 2020 21:57

Trocken und knallhart. Und erstaunlicherweise ohne Bitternis. Wie der Bericht eines Pathologen. 

Skeptiker

29. September 2020 21:59

H. Bosselmann beschreibt in vielen Teilen sehr treffend den Zustand weiter Teile des deutschen Bildungssystem bzw. vor allem das Verhalten und die Lebensauffassung vieler Schüler. Schon häufig habe ich mich darüber gewundert, dass die Folgen der Digitalisierung und des daraus resultierenden "Überwachungs Kapitalismus" (Shoshana Zuboff) in diesem Forum kaum vorkommen. H. Bosselmann deutet es mit dem suchartigen Online-Spielen vieler vor allem männlicher Jugendlicher an. Das Internet ist in der Hand weniger amerikanischer Großkonzerne, die den Alltag vieler Jugendlicher massiv bestimmen. Die Marketing- und Überwachungsstrategien sind dabei in den letzten Jahren immer perfider geworden. Wer dem gesellschaftlichen Verfall etwas entgegensetzen möchte, wird an einer Regulierung des Internets bis hin zur Zerschlagung von Google, Facebook, Microsoft und Apple sowie auch dem Verbot bestimmter Überwachungs- und Manipulationstechniken nicht vorbeikommen. Es ist eine Illusion, dass allein Pädagogik die Jugendlichen aus den Fängen dieser Kraken befreien könnte.

Cugel

29. September 2020 22:37

@Niedersachse

"Es sind doch oftmals gerade die Lehrer, die den linksliberalen, antideutschen und kosmopolitischen Geist vermitteln. Und so türmt sich der Problemberg immer höher..."

So ist es. Den Frankfurter Purzelbaumschlägern war die Bedeutung der Lehrer wohlbewußt. Max Horkheimer hat weiland in einem Gespräch mit Hellmuth Karasek erklärt, daß es gelte, die Lehramtsstudenten zu prägen (zu sehen bei YT). Diese Leute gingen überlegt und methodisch vor. Sie hatten Zeit. Ihre Saat ist aufgegangen und trägt nun reiche Frucht.

Cugel

29. September 2020 22:52

HB beginnt seinen Artikel mit '"Die Funktionäre der „Bildungsrepublik Deutschland"'

Es würde mich nicht wundern, wenn er damit eine Selbstbezeichnung der Aufgeblasenen verwendete. Je geringer die Qualität, desto protziger die Verpackung. Dieses Prinzip der Werbung hat mittlerweile alle Lebensbereiche durchdrungen. Man findet es in den Verwaltungen ebenso wie in der Wirtschaft (hier vor allem in den Konzernen).

Liebermann.

Cugel

29. September 2020 23:23

Vor einiger Zeit kam ich im Speisewagen eines DB-Fernreisezuges mit einem Mittdreißiger ins Gespräch. Der Mann war frischgebackener Berufsschullehrer und nach 1 Woche Berufstätigkeit erschüttert und desillusoniert. Fassungslos berichtete er, daß ein Schüler im laufenden Unterrricht telephonisch eine Pizza bestellt habe. Es sei unmöglich, mit der Klasse auch nur 1 Seite eines Textes zu lesen und zu analysieren. Er sei mittlerweile überzeugt, daß die Schüler dazu geistig nicht in der Lage (= zu dumm) seien, diese einfache Aufgabe zu bewältigen. Der Herr hatte sich bis dato an der Universität in einem Laberfach einen Lenz gemacht („Mein Vater hat es mir ermöglicht.“). Nun aber waren alle Projektförderungen ausgelaufen, und man war gezwungen, sich nach einem Lebensunterhalt umzusehen. Nix gelernt, also: Also Berufsschule. Aufgeschlagen vor ihm lag übrigens Theodor Wiesengrund Adorno, von dem er sich nach eigenem Bekunden Ratschlag in der Not erhoffte. Er stieg aus, bevor ich dazu kam, ihm meine Sicht des Wiesengrundes darzulegen.

Es ist seit langem nicht die intellektuelle crème, die ins Lehramt drängt. Ihre Motivation liegt doch vorwiegend in der Aussicht auf einen ruhigen Beamtenjob mit reichlicher Freizeit. Unsere Zukunft liegt nicht erst seit gestern in den Händen des geistigen Prekariats. Wie ist sie wohl dorthingekommen?

Cugel

29. September 2020 23:38

@Skeptiker

"Es ist eine Illusion, dass allein Pädagogik die Jugendlichen aus den Fängen dieser Kraken befreien könnte."

Keine Chance. Es sind die Kraken, die das Netz regulieren. Die nächsten Generationen wird es nicht kratzen, weil sie keinen Begriff der Freiheit mehr haben werden. Man sieht das bereits bei den "Millenials".

Marc_Aurel

30. September 2020 05:39

1/2

Der Bericht von Bosselmann ist sehr düster, zu düster vielleicht, um verallgemeinert zu werden, denn träfe er flächendeckend in dieser Schärfe zu, so wäre dieses Land spätestens dann erledigt, wenn das was an den Schulen momentan ausgebildet wird, in 20 Jahren die tragende Generation darstellt, ich bezweifle allerdings nicht, dass der große Zug in diese Richtung rollt. Flankierend zur demografischen Entwicklung und dem Bevölkerungsaustausch wird hier, wenn auch etwas leiser, dass nächste tragende Standbein dieses Landes systematisch demontiert. Erst jetzt zeigt sich der außerordentliche Weitblick des Vaters von Björn Höcke, der zur Grenzöffnung der DDR anmerkte: „Das ist das Ende des deutschen Volkes“. Vielleicht sollte man seinen Kindern schon einmal nahelegen, neben dem leider unvermeidlichen Englisch, auch eine slawische Sprache, am besten Russisch zu lernen, denn irgendwann wird vielleicht Russland der Nachlassverwalter der deutschen bzw. westeuropäischen Kultur sein, eine ähnliche Rolle spielt es ja bereits für Byzanz, das 1453 dem osmanischen Ansturm endgültig erlag.

Marc_Aurel

30. September 2020 05:42

2/2

Was die auch hier wieder erwähnte Computerspielerei angeht, sollte man es sich nicht zu einfach machen und vor allem auch nicht Ursache und Wirkung verwechseln. Neben den Fragen nach Art und vor allem auch Dosis, die sicherlich eine Rolle spielen, muss ich dabei auch an das vor Jahren in den Medien intensiv debattierte Thema „Killerspiele“ denken: So wie ein Amokläufer nicht etwa deshalb Menschen tötet, weil er „Killerspiele“ daddelt, sondern weil er ein paar kalte Lötstellen auf der Hauptplatine hat, so sind diese Kinder nicht verwahrlost, weil sie spielen, sondern sie spielen exzessiv, weil sie verwahrlost sind. Hätten ihre Eltern sie an ein aktives Leben herangeführt, etwa durch Anregung und Unterstützung von entsprechenden Hobbys, stände ihnen gar nicht die Zeit zur Verfügung, den halben Tag vorm Bildschirm zu verbringen.

RMH

30. September 2020 07:03

"Hätten ihre Eltern sie an ein aktives Leben herangeführt, etwa durch Anregung und Unterstützung von entsprechenden Hobbys, stände ihnen gar nicht die Zeit zur Verfügung, den halben Tag vorm Bildschirm zu verbringen."

So etwas schreibt sich immer recht leicht dahin. In der Praxis sind Spiele, wie das von H.B. bereits genannte "Fortnite" nicht irgendwelche solipsistischen, virtuellen Welten sondern der virtuelle Bolzplatz der Gegenwart, wo man sich mit seinen Kumpels aus der Schule, dem Verein etc. trifft, verabredet, um gemeinsam, verbunden über Headsets, zu zocken. Da Nein zu sagen ist ähnlich wie "Du spielst nicht mit dem", "Du darfst nicht raus" etc. sagen. Diese Härte haben die meisten Eltern nicht - muss man als Fakt einfach auch einmal hinnehmen. Es wäre schon viel gewonnen, wenn die Eltern die Kraft zur angemessenen Dosierung finden.

Wie auch immer: Googel & Co müssen zerschlagen werden, in ihrem Windschatten regiert China als Strippenzieher mit. Es wird Zeit, sich in Punkto Widerstand den sog. Tech-Giganten und dem nationalsozialistischen, imperialistischen China zuzuwenden. 

Andrenio

30. September 2020 07:28

Beim Übergang in die Coronadiktatur sind die Schulleiter und Lehrer besonders eilfertig in ihrer Mühe, die Maßnahmen überzuerfüllen.

Gleichzeitig werden sie noch als Beamte eidbrüchig, wenn sie sich weigern, an ihren Arbeitsplatz zurückzukehren, solange man sie nicht ausreichend schützt gegen die Ansteckungsgefahr durch die Kinder.

Die aus dieser Feststellung resultierende Verachtung ist indessen vielleicht voreilig.

Ist die Maske vielleicht der letzte Strohhalm, an dem man sich noch klammern kann, damit das System nicht endgültig im Chaos versinkt?
 

Tante Lisbeth

30. September 2020 09:06

Starker Artikel, der in jeder Tages-, Wochen- und Fachzeitung erscheinen und quasi als Arbeitsauftrag an jeden rausgehen sollte, der in irgendeiner Weise mit Schule zu tun hat.

Neben sämtlichen Punkten, die auch mir als Mutter seit Jahren auffallen bzw. die mir von meinen Kindern und einer mit mir bekannten Lehrerin berichtet werden, verdeutlicht Bosselmanns Beitrag, wie sehr das Durchwurschteln, das irgendwie Zurechtkommen quasi Hauptinhalt von Schule geworden sind.

Heutzutage noch einmal weitaus mehr als in meiner eigenen Schulzeit in den 80er /90er Jahren.

 

RMH

30. September 2020 09:40

Bosselmanns Artikel ist ein Frontbericht, bei dem niemand mehr kommen braucht, dass es ja föderal bedingte Unterschiede in den einzelnen Bundesländern gäbe. Die Symptome wird man überall finden, ggf. in unterschiedlicher Ausprägung. Dass eine ganze Generation Knaben aktuell durch Fortnite verblödet wird, führt offenbar zu keinen Protesten.

Ganz grundsätzlich tut sich eine Bildung schwer, wenn im Zeitalter des Nihilismus absehbar ist, dass sie nur auf das Funktionieren, auf die Verschwendung eines Höchstmaßes an Geistes- und Verstandeskraft an das Nichts, an die Beschäftigung mit dem Nichts zur Generierung von Geld, also Nichts, abzielt. Da kann ich dann die Sucht nach dem Abtauchen in virtuelle Welten des Kampfes zumindest nachvollziehen.

Skeptiker

30. September 2020 09:48

Die Folgen der Digitalisierung auf Kinder/Jugendliche sind nicht auf das Spielen am Computer zu reduzieren. Dennoch stellt die PC-Spielebranche auch in Deutschland einen enormen Wachstumsmarkt dar und die Anlage der Spiele auf ein Spielverhalten, das geradezu ein suchtartiges Spielen fördert wenn nicht bedingt, ist verwerflich und gehört verboten. Völlig übermüdete, nicht aufnahmefähige Schüler sind eine Folge davon. Mag auch sein, dass hierin ein Grund liegt, dass immer mehr Mädchen die Jungs leistungsmäßig überholen. Allerdings scheinen die Mädchen dafür anfälliger dafür, sich bei irgendwelchen "You-Tube-Stars" zu verlieren und deren Lebensphilosophie kritiklos zu übernehmen.

Caroline Sommerfeld

30. September 2020 09:56

"Sich bi-kulturell verhalten. An der Bücherwand entlanggehen, bereit, ein Buch herauszugreifen, das man nicht gesucht hat, das einen aber mit dem präzisen Versprechen anlockt, in diesem Augenblick das einzige richtig, richtig augenöffnende zu sein.

Um wenig später, leicht gekrümmt, zu sitzen vor dem Bildschirm, bereit, eine aktuelle, ganz unverzichtbare Information aus dem Universum der überflüssigen herauszufischen.

Auch die Kommissionen, die mit Eifer den Schulunterricht vor Bildschirmen propagieren, wären besser beraten, eine Theorie der Zweizeitlichkeit in ihre Pädagogik einzubeziehen, nach der ein auszubildender Mensch gleichermaßen im Hergebrachten wie im Gegenwärtigen lebe. Diese amphibische Didaktik kann nicht früh genug gefördert werden."

(Botho Strauß: Der Leviathan unserer Tage. In: DIE ZEIT, 3. September 2020)

Franz Bettinger

30. September 2020 10:08

Der Schülergeneration von heute, die nichts mehr lernt, nichts mehr weiß und nur noch Lern-Kompetenz erreichen soll (d.h. ein Vor-Stadium des Lernens): Dieser Generation fehlt alles. Vor allem fehlt ihr das Gefühl für das Richtige. Es fehlen ihr Überzeugungen, weil solides Wissen fehlt. Auf Vermutungen kann man kein Haus bauen. Keins, das fest in sich ruht. Und von Geschichte? Haben sie schon gar keine Ahnung. Warum sollten solche Schüler konservativ sein? 
 

Franz Bettinger

30. September 2020 10:12

ff  Es gibt 2 Groß-Erzählungen von der Welt: A: Alles ist gut, wie es ist.  B: Alles ist schlecht und verbesserungsbedürftig. Das Erste erzählt uns Gott oder die Natur.  Das Zweite redet uns der Teufel (Mephisto) ein, der according to Goethe beim Mensch, diesem kleinen Gott der Welt, immer alles herzlich schlecht findet. Der Progressist, der das Glück im Fortschritt zu finden glaubt, will immer eine Neue Welt-Ordnung und einen Neuen Menschen schaffen, koste es was es wolle, und das ist immer viel.

Was sagt uns unsere Intuition? Wir lieben das Altmodische - Colmar, Lucca, Rocamadour, das fast menschenleere Bhutan. Und wir lieben das Harmonische: die homogene Natur und die homogene Kultur! Warum fällt Linken diese Erkenntnis so schwer? 

Gustav Grambauer

30. September 2020 10:49

Caput I

Wenn man einen Bogen spannt, bekommt er Tonus. Wenn man ihn noch weiter spannt, erschlafft er. Wenn man ihn noch weiter spannt, reißt er.

Der Bogen der Bildung wurde im 20. Jahrhundert weit, weit überspannt. Die Anforderungen waren für die meisten Schüler viel zu hoch und nur durch Strebertum und auf Kosten der psychischen Integrität (die bereits damaligen Abgründe der sogenannten Jugendkultur, die bereits damalige Gewalt auf den Schulhöfen usw. haben es anschaulich bewiesen) zu erfüllen, womit auch auf die intellektualistische Einseitigkeit verwiesen sei. Zwei Drittel meiner Klassenkameraden mußte der Mathe-, Chemie-, Physik- und Russischunterricht qualvoll wie mit dem Nürnberger Trichter reingedrückt werden, um die Zentralvorgaben von "oben" zu erfüllen. Die Ungerechtigkeiten beim "Durchschleifen" (mit "Zudrücken aller Hühneraugen" bei der Notenvergabe wie eine meiner Lehrerinnen immer verblüffend-freimütig einräumte) waren himmelschreiend aber immanent in diesem Verbrechersystem angelegt. Nicht wenige sind - bei z. T. allerbesten Noten - eiskalt lächelnd als Psycho-Krüppel, Psycho-Wracks (Maaz: Normopathen) aus der Schule entlassen worden.

- G. G.

Gustav Grambauer

30. September 2020 10:49

Caput II

Jetzt ist der Bogen eben gerissen, wen wundert`s?! Anders gesagt: jetzt schlägt das Pendel mit Wucht in die Gegenrichtung. Die Leute haben einfach die Schweinetreibermethoden und die Verintellektualisierung satt. Dumpf ahnen sie auch, daß ihre Vorfahren in den Schulen des 20. Jahrhunderts lediglich als Kanonenfutter für heiße Kriege oder den Kalten Krieg "gebildet" und damit mißbraucht wurden. Sie ahnen, daß der Hintersinn der Schulpflicht im Zugriff des Staates auf die Kinderseelen besteht. Sie ahnen, daß "Bildung" zunehmend zur Chiffre für "Gehirnwäsche" transformiert wurde. Usw. usf.

Sie verweigern sich, eigentlich, ich will nicht gleich sagen: eine gesunde, aber eine erwartbare und wahrscheinlich auch wohlkalkulierte Reaktion.

Die Lösung des Problems besteht sicher nicht darin, den gerissenen Bogen zu flickschustern und erneut zu überspannen bzw. das von einem Extrem ins andere Extrem rasende Normopathen-Pendel jetzt am Tiefpunkt mit W-pot erst so richtig anzutriggern. Die Lösung besteht darin, die Kinder endlich mal die gesunde Mitte finden zu lassen.

"Bedenke, was du dir wünsschst, es könnte in Erfüllung gehen!": Der Spruch "unsere Kinder sollen es mal besser haben" erfüllt sich - aber unerwarteterweise nicht auf dem Bankkonto sondern gleich unmittelbar in der Kuschel-Ecke im Schulhaus. Oh, kann das Karma böse sein ...

- G. G.

Gustav Grambauer

30. September 2020 11:04

Nachtrag:

Maaz hat schon im "Gefühlsstau" (1989 / 1990) geschrieben, Lehrer in der DDR sei weniger eine Berufsbezeichnung als eine psychopathologische Diagnose!

- G. G.

Laurenz

30. September 2020 11:04

(1)

In keiner Weise möchte ich den Artikel HBs in Frage stellen. Er basiert, soweit ich ihn verstanden habe, zu großen Teilen auf persönlichen Erlebniswelten. 

Das hier geschilderte Schul-Problem ist, in meinen Augen, ein rein politisches & ökonomisches.

HB spricht das gute Einkommen der Lehrer zwar an, setzt es aber, aufgrund seiner eigenen persönlichen Haltung zum Lehrerdasein (der Berufung), nicht als zentrales Thema ein. Auch die tarifären - & nicht-tarifären Privilegien der Lehrer kommen wenig zur Sprache.

Wer sich ein historisches Bild vom Lehrer machen will, mag sich die Lebensgeschichte Karl Mays (*1842/+1912) anschauen. Lehrer waren früher hochgeachtet, aber arm. Bis vor 30 Jahren, in meiner Lebenszeit, war es umgekehrt, Lehrer sind bis heute gut bezahlt, aber der Begriff "Lehrer" war ein Schimpfwort.

Letzteres hat sich durch eine politische Entscheidung geändert. Wie HB schreibt, wurden aus Lehranstalten Erziehungsanstalten, weil Eltern einerseits, politisch gewollt (sozialistisches Prinzip), aus dem Erziehungsprozeß entfernt werden sollen, andererseits ökonomisch die gesellschaftlichen Rahmenbedingungen für Familien sich verschlechtert haben & beide Elternteile arbeiten müssen. Das ist natürlich ein Teufelskreis. Heutige Eltern sind bereits das sozialistische Ergebnis mangelnder elterlicher Erziehung & die elementare Beschäftigung mit Kindern, wurde vom wesentlichsten Lebenssinn weit nach hinten degradiert.

Laurenz

30. September 2020 11:06

(2)

Das zeigt sich auf der lokalen Ebene vor allem beim akademischen Prekariat, zu dem die Lehrer selbst gehören. Hier nahm man bereits vor Jahrzehnten Abschied vom postulierten Staatsbürger-Dasein JFKs.

Lehrer, mit ihren eklatanten Privilegien, die in der freien Wirtschaft ein Fremdwort sind, wurden vom politischen System, wie die Polizei, die Justiz gekauft. Als Vorbild dienen hier durch die Nationalsozialisten bis heute gekauften deutschen Kirchen. Hinter den über-privilegierten Lehrern stehen die Sozial-Dienstleister als weniger privilegierte Kaste der Gekauften.

Natürlich zieht es vor allem die charakterlichen Mitläufer in diese Schul-Erziehungs- und Betreuungs-Betriebe, die im Grunde alle nichts mehr an Erfolgen (die Briten würden sagen "Performance") vorweisen können. 

Was wir hier sehen, ist quasi eine DDRisierung der Gesellschaft. Man erzeugt keine erfolgreiche Gesellschaft, sondern verwaltet nur noch die Substanz des bereits von Vorgängern Erworbenen. Zu viele Bürger sind, wie in der DDR, schlicht nicht produktiv, sondern für das Staatswesen belastend. Daß die Halbwertszeit dieser DDR 2.0 etwas länger andauert, als das Original, basiert nur auf der bereits erwirtschafteten Substanz, auf der die aktuelle Existenz ganz Europas basiert. (Der europäische Friede ist ein gekaufter, welcher zusehends verbraten wird.)

quarz

30. September 2020 11:07

Angesichts der Konzentration auf "Kompetenzen" und auf den techischen Modus der Informationsverarbeitung im Schulunterricht muss ich häufig an Searles "chinesisches Zimmer" denken.

https://de.wikipedia.org/wiki/Chinesisches_Zimmer

Schüler lernen, ihre Texte und Rechungen auf immer bunteren Displays in jährlich aktualisiertem Design zu reproduzieren, während ihr Bewusstsein dafür schwindet, was in diesen Texten ausgesagt und was in diesen Rechnungen berechnet wird.

Laurenz

30. September 2020 11:07

(3)

Das Resümee HBs, das zuwenig Lehrer vorhanden sind, immerhin sind fast 1% (in den USA sind es ziemlich genau 1%) der in Deutschland lebenden Bewohner Lehrer, basiert vor allem auf der geringen Arbeitsleistung der Lehrer. Warum die Arbeitsleitung so gering ist, hat vor allem mit den beschriebenen Fakten im Artikel zu tun. 

Mehr Geld zöge nur mehr charakterliche Mitläufer in den Lehrer-Beruf. Weniger Geld führte dazu, daß nur die Berufenen Lehrer werden würden, die dann auch politisch Forderungen stellen könnten. Aber das bleibt Illusion. Und es ändert sich erst dann etwas, wenn das System, aufgrund der verbrauchten ökonomischen Substanz, kollabiert.

Laurenz

30. September 2020 11:09

@Franz Bettinger

Bei Goethe ist Mephisto der Konservative, welcher klar sieht. Der akademische Versager Faust ist der Prototyp der Linken.

Lotta Vorbeck

30. September 2020 12:13

Dokumentiert:

---> Lehrer in Deutschland vor fünfzig Jahren

Ein Originaldokument aus dem Jahr 1959 schildert den Arbeitstag eines Volksschullehrers in Hessen.

Laufzeit: 6 Minuten

---> Blick auf unsere Jugend: Bildungsstand westdeutscher Schüler in den 1950er Jahren

Eine Reportage von Jürgen Neven-du Mont aus dem Jahre 1959

Laufzeit: 45 Minuten

---> Blick auf unsere Jugend: Was lesen unsere Kinder? - Lesen sie etwas Vernünftiges? - Lesen sie gute Literatur oder schlechte? - Lesen sie überhaupt?

Eine Reportage von Jürgen Neven-du Mont aus dem Jahre 1959.

Laufzeit: 28 Minuten

---> Blick auf unsere Jugend - Der Kalte Krieg im Klassenzimmer - Sind unsere Schulen für die Zukunft gerüstet?

Der Lehrerberuf (Dokumentation, 1959)

Eine Reportage von Jürgen Neven-du Mont aus dem Jahre 1959 über den Zustand des deutschen Schulwesens und den Beruf des Lehrers Ende der Fünfziger Jahre.

Laufzeit: 51 Minuten

 

---> Ein Lehrer geht in den Ruhestand - Theo Lingen 1971

Laufzeit: 9 Minuten

tearjerker

30. September 2020 12:42

Das sind doch alles sehr gute Nachrichten, werter Herr Bosselmann! Die Schulen sind dysfunktionale Institutionen, die den Schülern und deren Familien substanziell schaden und deren Nutzen vor allem darin liegt für den Staat die gewachsenen Sozialstrukturen zu zerstören, durch neue Bindungen zu ersetzen, um dabei Versorgungsansprüche für Empfänger öffentlicher Gelder und notdürftig als Fachkräfte getarnte Pensionsschwämme zu schaffen. Das Kurioseste daran ist, dass niemand darauf kommt, dass Schüler das schon immer wussten und deshalb auch umso desinteressierter und ablehnender auftreten, je tiefer das Loch, in dem alle sitzen, gegraben wird. Die Lösungen liegen jenseits von verordneter Schulpflicht und staatlichen Institutionen, deren Geschäftsmodell im Auffressen der zivilisatorischen und kulturellen Substanz der Gemeinschaft besteht.

quarz

30. September 2020 13:33

@Laurenz

"Faust ist der Prototyp der Linken."

Jedenfalls der II, und dieser jedenfalls der Linken, die sich nach erfolgreichem Marsch durch die Institutionen anschicken, das aus rebellischen Anfängen versprossene Spießertum der "Weltoffenheit" despotisch zu verwalten. Wer müsste nicht an Philemon und Baucis denken, wenn wieder ein Rentnerpaar die jahrzehntelang bewohnten Gemächer auf behördlichen Befehl für neuerdings hier lebende Merkelanten räumen muss?

Elvis Pressluft

30. September 2020 14:22

Meinem Abiturjahrgang (A.D. 1983) wurde bereits weitgehend die vermeintlich wohlmeinende Haltung „Man will ja niemandem die Zukunft verbauen …“ entgegengebracht. Viele, die dadurch das Abitur erreichten, waren i.e.S. nicht akademisch veranlagt, eher der Typus „guter Realschüler“. Zehn Jahre zuvor hätten sie keine Chance gehabt, einen Universitätshörsaal von innen zu sehen. Manche, von denen ich weiß, haben immerhin aus ihren Möglichkeiten viel gemacht. Ein Junge, dessen Vater Bauarbeiter – und ein echter „Prolet“ im geläufigen Wortsinne – war, ist heute Partner in einer Unternehmensberatung.

Ich könnte auch Anekdoten von schlechten Lehrern, die es zu allen Zeiten gab, rezitieren. Ein Studiendirektor, der innerhalb kurzer Zeit zum Alkoholiker wurde und ein Verhältnis mit einer gerade volljährig gewordenen Schülerin aus dem eigenen Deutsch-Leistungskurs begann … sein Verhalten wurde immer erratischer; er suchte in jeder Doppelstunde sein Opfer, wobei er mich bevorzugte (hätte mich den Abschluß kosten können). Bezeichnend fand ich, daß die selbsternannten linken Weltverbesserer im Kurs vor Angst schlotterten und keinen Mucks wagten; niemand wollte als nächster ins Visier geraten.

heinrichbrueck

30. September 2020 15:37

„Und es ändert sich erst dann etwas, wenn das System, aufgrund der verbrauchten ökonomischen Substanz, kollabiert.“

Das System kollabiert nicht. Wird der deutsche Volkskörper demontiert, die eigentliche ökonomische Substanz, und ersetzt durch andere Völker, läuft das ökonomische System eben primitiver. Das Millionenheer der Beamten und Dienstleister werden gut bezahlt, diesen Prozeß abzuwickeln.

Laurenz

30. September 2020 17:01

@quarz

Erinnere Sie an die hervorragenden Wahlanalysen aus dem Hause Schnellroda bezüglich der letzten 3 Landtagswahlen in den ehemals Neuen Ländern. Die "Nationale Einheitsfront" 2.0 wurde vor allem von den älteren Mitbürgern gewählt. Auch bei der nächsten Bundestagswahl, so nehme ich das Wagnis auf mich und prognostiziere, daß die Staatsratsvorsitzende oder mit geringer Wahrscheinlichkeit ein "Egon Krenz" 2.0 vor allem durch die Rentner wieder gewählt werden wird. Welches Mitleid soll mich denn nun beschleichen? Jeder bekommt das, was er wählt.

@tearjerker

Im Ernst, finde, das haben Sie hervorragend wahrgenommen, analysiert und in Worte gefaßt. Im Grunde ist die junge Reaktion auf das Berliner Regime gesund. Wieso oder warum sollte sich jemand berufen fühlen, die linke Schickeria materiell aufzufangen.. (?)

Natürlich kann man dem entgegen halten, daß es im eigenen Interesse liegen sollte, nicht ein Leben lang dumm und ungebildet zu sein, und die Multi-Funktion eines mobilen Telefons kann man nicht essen. Aber der Motivations-Faktor wird bei dieser Entgegnung unterschätzt.

anatol broder

30. September 2020 17:10

wenn sich ein deutschlehrer über fehlende anstrengungsbereitschaft beschwert, erwarte ich von ihm einen zumindest handwerklich einwandfreien text. der vorliegende artikel bleibt hinter den erwartungen zurück. ich bin über folgende fehler gestolpert:

  • Andererseits fehlen den nichtgymnasialen Schule kluge Kinder
  • Intelligente Schüler sind mittlerweile so erstaunlich an unruhige Unterrichtssituationen angefaßt
  • ihrem Kind möge dieser Satus endlich zuerkannt werden.
  • werden von Eltern wie Schüler gern angenommen
  • verhindert, daß nicht Kretins und Entgrenzte das Zusammenleben stören

über den gesamten text sind falsche (gerade) anführungsstriche verteilt:

  • "Resteschulen"
  • "Zocken"
  • "Fortnite"
  • "diagnostiziert"
  • "sonderpädagogischen Förderbedarfs"
  • "diagnostizierte"

auch tauchen falsche (kurze) gedankenstriche auf:

  • - Die Eltern?
  • - vorzugsweise gerade "Fortnite" -

die echte leistungselite ist nicht zufrieden.

Heino Bosselmann

30. September 2020 19:01

@anatol broder: Haben Sie Dank für Ihre Aufmerksamkeit. Ich korrigierte pflichtschuldig. Obwohl ich die Anführungsstriche so beließ, sollte der Text jetzt richtiggestellt sein. Herzlicher Gruß.

Marc_Aurel

30. September 2020 20:49

@Lotta Vorbeck

Ich bin mit großem Interesse Ihren Video-Empfehlungen zum Thema Bildung in der BRD der 50ziger Jahre gefolgt, einen Schlusssatz daraus möchte ich wiedergeben:

„Wir wollen ja nicht von unseren Kindern erwarten, das sie alle Thomas Mann lesen, aber wir können darauf achten, das Donald Duck nicht ihr einziges Ideal bleibt.“

Ein solcher Satz wäre in der heutigen Zeit, laut ausgesprochen, wahrscheinlich gar nicht mehr möglich und würde als antiamerikanisch oder anti-irgendwas gescholten werden.

Interessant auch, welche Mentalität die Befragten an den Tag legen, das ist schwer in Worte zu fassen, aber ich würde es eine unverstellte, ehrliche, wenn vielleicht auch naive Gutmütigkeit nennen, die einem da entgegenspringt.

Keine Show jedenfalls, keine Selbstdarstellung oder Wichtigtuerei, kein Gekasper, keine Drohungen, keine Aggressivität, schlimmstenfalls könnte man einen gewissen Grad an Einschüchterung bzw. erheblichen Respekt gegenüber der Autorität der Lehrer unterstellen, wenn man denn ein Haar in der Suppe finden möchte.

In der heutigen Zeit würde die Reaktion der Schüler auf eine solche Befragung vermutlich deutlich anders ausfallen bzw. schon in der Anbahnung scheitern, einmal abgesehen von den Klagen der Eltern über die Bloßstellung ihres Kindes.

bb

30. September 2020 21:48

Was siehst du aber den Splitter in deines Bruders Auge, und wirst nicht gewahr des Balkens in deinem Auge?

Ich könnte ebenso haarsträubende Geschichten über meinen Alltag bei der Arbeit und die lieben Kollegen über 50 erzählen, die ja vergleichsweise eine großartige Bildung erhalten haben müssen.

Lotta Vorbeck

1. Oktober 2020 00:17

@Marc_Aurel - 30. September 2020 - 08:49 PM

Nicht minder bemerkenswert im Video №.1, die Szenerie auf dem Schulhof, sowie die Akribie und Mühe, die der Volksschullehrer in die Unterrichtsvorbereitung investiert. Seinen Opel ließ der Herr Lehrer offenbar unverschlossen vor der Schule stehen ...

Suggestivfrage: Was mag wohl, so sie noch existiert, aus der Hochhaussiedlung geworden sein, in der sich des Volksschullehrers Wohnung befand?

Laurenz

1. Oktober 2020 03:06

@bb

Nichts gegen Ihre Bildungs-Kritik an den über 50jährigen. Ist doch aber interessant, daß Sie gerade diese erwähnen und nicht die über 60jährigen. Die Frage danach ist nicht so schwer zu beantworten. 1979 kam die wesentliche Oberstufen-Reform, als man das erste mal fulminant Uni an der Schule spielte. Der Unterschied zu heute ist, daß es in den 80ern noch einige (auch linke) Lehrer gab, die als junge Erwachsene den Krieg erlebt hatten.

Und nicht zu vergessen, es kommt auch auf die einzelnen Schulen und Lehrer an. Als meine Eltern in den Taunus zogen, kam ich just in die 7. Klasse des humanistischen (Patrizier-) Gymnasiums in Bad Homburg v. d. H. Diese Schule nutzte denselben damals üblichen Bornemann für den Latein-Unterricht. Aber als meine Eltern sahen, daß meine neue Klasse in 2 Jahren Unterstufe nur das halbe Pensum geschafft hatte, wie in meiner alten Schule, schulten Sie mich direkt zurück, was einen enormen logistischen Aufwand für die folgenden 7 Jahre bedeutete.

RMH

1. Oktober 2020 07:08

Es bringt nichts, eine Diskussion der Generationen aufzumachen und früher war auch nicht alles besser - zurück zum prügelnden Lehrer (davon gab es zum meiner Schulzeit noch welche, obwohl bereits damals offiziell nicht mehr erlaubt) will, glaube ich, keiner. Die Probleme sind im hier und heute. Und nur, weil man Schule selber erlebt hat, kann man auch nicht in allen Punkten in Sachen Bildungsarbeit mitreden. Was man aber schon feststellen kann, dürfte der Umstand sein, dass Schule seit Jahrzehnten nur noch auf den formalen Nachweis eines Zeugnislappen hin arbeitet, genau so, wie die Berufsschulen und sog. Hochschulen. Bildungsbulimie ist eines der Schlagworte dafür, aber selbst das schaffen nicht alle eines Jahrgangs. Am Ende findet man bspw. Auszubildende in Betrieben, die von ca, 170 Ausbildungstagen im Jahr wegen Krankheit 30 fehlen und an 60 zu spät kommen. Die werden auch alle durchgeschleppt und haben am Ende ihren Berufsabschluss - und müssen dabei noch nicht einmal blöde sein, es fehlt dann eben an den berühmten Sekundärtugenden.

Gibt aber in jeder Generation auch junge Menschen, die das Abenteuer der Bildung antreten - wenn dann aber seit mindestens 40-50 Jahren meist alleine und im Eigenstudium. 

quarz

1. Oktober 2020 10:16

@RMH

"Es bringt nichts, eine Diskussion der Generationen aufzumachen."

Natürlich kann man das tendenzielle Verhalten einer Generation thematisieren und bemängeln. Aber wenn man das Fass aufmacht, dann bitte mit klarer Ansage, mit Exposition und Durchführung. Was mich jedoch in letzter Zeit nervt, sind die ständigen Seitenhiebe und polemischen Andeutungen und Sticheleien über den Generationengraben hinweg, die nur zu unnötigen Reibungsverlusten innerhalb des Lagers führen. Reißt euch zusammen, kompensiert einander und nehmt den gemeinsamen Gegner ins Visier!

Der_Juergen

1. Oktober 2020 10:37

Wie ich von einer als Lehrerin tätigen Bekannten sowie aus vielen Medienberichten weiss, unterscheiden sich die Verhältnisse in der Schweiz nur graduell von denen in der BRD, die Bosselmann so nüchtern beschreibt. In vielen Teilen des Landes herrscht Lehrermangel. Viele Lehrer sind dem alltäglichen Stress nicht mehr gewachsen und kündigen, und trotz der sehr guten Bezahlung ist der Beruf für junge Menschen nicht mehr attraktiv, es sei denn, sie seien echte Idealisten oder linke Aktivisten, die ihre Schüler im Geist ihrer Ideologie manipulieren wollen. Der Französischlehrermangel hat in dem Kanton, wo ich lebe, solche Ausmasse angenommen, dass in Inseraten bereits "Lehrende mit einem Flair für Französisch" (!) gesucht werden.

Als @Raskolnikow noch hier kommentierte, meinte er einmal, Deutschland werde nach einem Paradigmenwechsel wenigstens 10 Jahre brauchen, um ein normaler Staat zu werden. Eher 30 Jahre. Die Verheerungen, die der verfluchte Liberalismus hinterlassen hat, sind dermassen ungeheuerlich, dass Deutschland einen jahrzehntelangen Heilungsprozess benötigen wird. Um Erziehung und Bildung wieder in Ordnung zu bringen, müssen als Vorbedingung mehrere Millionen orientalischer und afrikanischer Migranten repatriiert werden, und das geht nur, wenn dieses System zerstört und durch ein nationales ersetzt worden sein wird.

 

RMH

1. Oktober 2020 11:00

Das Gejammere über die Verwahrlosung der Jugend ist bekanntermaßen seit der Antike bekannt und dokumentiert. Ich kann meiner eigenen Generation der Ü50 bis Mitte 60 auch kein gutes "Zeugnis" aufstellen, ist es doch gerade diese Altersgruppe, die an den Fleischtöpfen und den Schaltstellen sitzt und für einen ganz großen Teil der Zustände, wie wir sie heute haben, verantwortlich ist. In Sachen Bildung sollte man evtl wieder zurück zu Phasen der Internierung gehen, ohne Smartphone und Tablet, und der Lehrer bekommt allenfalls ein Stück Kreide, eine Tafel und Bücher. An solche Phasen des "Bootcamps" können sich dann ja auch wieder "normale" anschließen. Raus aus der Reizüberflutung, rein in die Konzentration.

Laurenz

1. Oktober 2020 11:26

@RMH

Prügelnde Lehrer haben auch etwas mit dem zeitgeistigen Verständnis der Eltern zu tun. Mein Großvater mütterlicherseits war noch so erzogen worden, sah aber, als einfacher Pfleger, Kinder in der jeweiligen Verantwortlichkeit der zuständigen Eltern. Als meine Mutter als Kind mit blau geschlagenen Fingerkuppen nachhause kam, ging mein Großvater in die Schule und erklärte dem Lehrer, daß er diesen schlagen würde, falls das nochmals passiere. Es passierte nie wieder.

Und mal Hand auf's Herz, RMH, trotz des Großeinsatzes von Psychologen und Sozialarbeitern, dem unser Land ausgesetzt ist, steigt die Gewalt-Kurve stetig an. Die eingesetzten Berufsgruppen zur De-Eskalation von Gewalt an Frauen, Kindern und auch Männern sind absolut erfolglos. Wir müßten, bei Erfolg, sinkende Gewalt-Raten haben.

Desweiteren kann sich unser Land zwar dumme Menschen erlauben, aber keine ungebildeten. Auch für den Handwerksbereich muß einfach jeder Bildung bekommen, ob er nun will oder nicht. Wir können uns keine Hauptschulen erlauben. Die Reichen einer Gesellschaft "prügelten" ihre depperten Nachkommen auch schon immer schlicht durch Internate. Eine Gesellschaft ohne eigene Rohstoffe kann ohne Bildung nicht überleben. Etwas, das die Linke nie verstanden hat.

Marc_Aurel

1. Oktober 2020 12:05

Begleitend oder ergänzend zur Schule könnte auch eine Art Pfadfinderorganisation nutzbringend wirken. So eine Mischung aus praktischer Heimat-,Pflanzen- und Tierkunde, Sport, Gesang, Wandern, Literatur, „Überleben in der Wildnis“, Zelten, Karten lesen, Entfernungen schätzen, Skifahren, vielleicht auf Selbstverteidigung und Kampfsport, evtl. auch wie in der GST (Gesellschaft für Sport und Technik) der DDR mit der Möglichkeit Führerscheine für Fahrzeuge, Segelflieger oder andere technische Zertifikate zu erwerben.

Die Vermittlung handwerklicher Fähigkeiten könnte darin auch ein Schwerpunkt sein, einfache Metall-, Holz-, Bau- und Gartenarbeiten. Das macht Spaß, die Kinder kommen mal raus, es verbessert die Allgemeinbildung und das praktische Können und stärkt auch das Selbstbevertrauen und den Teamgeist. Sogar mit einer eigens dafür geschaffenen „Pfadfinderuniform“ hätte ich kein Problem. 

Natürlich werden solche Vorschläge und Gedanken in dem heutigen Klima unweigerlich den HJ oder FDJ/GST Vergleich heraufbeschwören und mindestens die Behauptung, es handle sich um eine Art verdeckte vormilitärische Ausbildung, der ja zum Teil zutrifft, zumindest könnte man es so auslegen. Das ist für mich aber kein Grund nicht darüber nachzudenken, denn ich sehe mehr Vorteile als Nachteile in der Sache - es würde seinen Beitrag dazu leisten, den von Bosselmann geschilderten Problemen mit entgegenzuwirken.

Laurenz

1. Oktober 2020 13:58

 

@Marc_Aurel

Alles nur fromme Wünsche!

Bis zu einem Kollaps der Berliner Ex-Republik wird sich nichts verändern. Der Karren fährt, wie die DDR, zum Glück an die Wand.

Das letzte Standbein (auch) deutscher (Bildungs-) Art in unserem Land ist die freiwillige Feuerwehr. Aber, wie @tearjerker bereits schrieb, wieso sollen jungen Leute den 40% der Bevölkerung, die Wohneigentum besitzen, die Häuser retten? Die freiwillige Feuerwehr leidet deswegen an Nachwuchs. Die Gemeinden gehen jetzt schon dazu über, finanzielle Zuwendungen an freiwillige Feuerwehrmänner zu leisten, um mehr für diese ehrenamtlichen Lebensretter zu tun. Und überall Berufsfeuerwehren, das muß auch irgendjemand bezahlen.

Fragen Sie doch HB, der kennt sich in der DDR aus. Alle Ihre früheren Freizeitangebote, konnten eine Staatsmonopol-Wirtschaft nicht retten. Geschenkte Mieten ruinieren jedes Haus. Obwohl es noch viele Rentner (im Westen) sind, die über Geld verfügen, reicht die Kaufkraft nicht mehr aus, die eigenen Häuser instand zu halten. Man sieht quasi jedem Eigenheim an, ob darin ein Rentner wohnt.

@RMH

Mit den Verantwortlichkeiten, vor allem an der Wahlurne, haben Sie natürlich Recht. Es sind aber im Prinzip jene, die bereits über 70 Jahre alt sind, die zugelassen haben, daß die Alt68er an die Macht kamen. Die über 50 (& 60)jährigen verbraten jetzt die Substanz und für alle unter 50 bleibt nichts übrig. Und das muß wohl auch so sein.

RMH

1. Oktober 2020 14:27

@Laurenz,

Mit der Nennung meiner Altersgruppe wollte ich diejenigen, die älter sind, nicht aus der Verantwortung lassen.

Marc_Aurel

1. Oktober 2020 14:55

@Laurenz
„Alles nur fromme Wünsche!
Bis zu einem Kollaps der Berliner Ex-Republik wird sich nichts verändern. Der Karren fährt, wie die DDR, zum Glück an die Wand.“

Damit haben Sie natürlich Recht, dennoch hat es Nutzen eine Vorstellung davon zu entwickeln, wie man es besser machen könnte und das nicht erst für jenen Moment, in dem die Zeit für die praktische Umsetzung gekommen ist. Wenn wir aufhören Alternativen zu denken, bleibt nur noch die Resignation.

„Fragen Sie doch HB, der kennt sich in der DDR aus. Alle Ihre früheren Freizeitangebote, konnten eine Staatsmonopol-Wirtschaft nicht retten.“

Hier verrühren Sie Dinge: ich sehe (in diesem Fall) keinen direkten Zusammenhang zwischen der Bildungspolitik der DDR und dem Scheitern des Gesamtsystems. Sinkt ein Schiff, gehen eben leider oft auch die Dinge mit unter, die vergleichsweise gut gelöst waren.

Pferdefuss

1. Oktober 2020 15:34

Dem Herrn Bosselmann sei Dank, eben mal zusammengezählt, an wieviel Schulen ich im Laufe meines Lebens selbst als Schüler/Berufsschüler/Student, später in der Rolle als (Groß-)Mutter zweier Kinder, dreier Enkel und als Lehrkraft in der Erwachsenenbildung/DaF, alles verteilt auf fünf Länder, resp. Schulsysteme, teilgenommen habe - da komme ich auf die stattliche Zahl von mehr als zwanzig Bildungseinrichtungen. 

Konklusion: Von den ertragreichsten Bildungseinrichtungen lagen fünf in der DDR, eines in Schweden, eines in Spanien, eines in der Schweiz. Damit will ich nicht in den Chor jener einfallen, die nur das Bildungssystem DDR hochloben. Es wurde dort nicht neu erfunden, sondern nur mit der DDR-Ideologie aufgeladen. Subcutan lief ein jahrhundertealtes organisch gewachsenes typisch deutsches Bildungs- und Erziehungssystem einfach weiter. Und das war für Jedermann zu durchschauen: Vom Einfachen zum Höheren, vom Allgemeinen zum Speziellen.  

Grundwissen: Rechnen, Schreiben, Lesen, Singen, Turnen, Handarbeit, Heimatkunde.  'Vorne spielt die Musik!' 'Der Lehrer hat das Sagen'. Schule ist Schule: Schulordnung. Klassenordnung. Sitzordnung. Lernen, Üben, Wiederholen. Richtschnur: Die Zensur. Disziplin, Fleiß, Ordnung, Mitarbeit, Hausaufgaben. Wenige Elternabende. Seltene Hausbesuche. Eltern hben in der Schule grundsätzlich nichts zu suchen. Lieblingslehrer, verhasste Lehrer. Lieblingsfächer, vorgezogene Schüler, alles kein Drama. 

Pferdefuss

1. Oktober 2020 15:36

Teil 2

In einer 'normalen' Klasse: Klassenbester, Streber, Klassenkasper, Störenfried, Petze, Schleimer und der Kitt - die Masse  unauffälliger Schüler. Versager blieben sitzen oder kamen auf die Förderschule (kirchlicher Träger).

Werfe ich einen Blick auf Eliteschulen/-internate/-Universitäten, herrscht im Prinzip dasselbe Prinzip: Disziplin, Anstrengung, Leistung, dann die Belohnung. Es ist sicher kein Gerücht, dass ausgerechnet Lehrer ihre Kinder auf solche Einrichtungen schicken.  

 

    

Laurenz

1. Oktober 2020 16:09

@Marc_Aurel

Ja, das ist natürlich richtig. Alle theoretischen Bücher über Sport im Westen kamen aus dem DDR-Verlag, die ich las, als ich für das (Fach) Sport (Theorie) - Abitur lernte. In der DDR lag die meiste sportliche Kompetenz, weltweit. Auch viele zugemachte Betriebe der DDR wären natürlich überlebensfähig gewesen. Das haben wir auf der SiN schon ausführlich debattiert. Ihre sicherlich wohlgemeinten, die Bildung begleitenden Maßnahmen will ich auch gar nicht verwerfen. Aber dieses Wissen, wie man Bildung begleitet, ist bereits bei einigen oder vielleicht sogar vielen vorhanden. Im Zusammenhang mit der DDR allerdings wurde dies nur zugestanden, wenn man gehorsam war, nicht viel anders als NGOs heute. Wer auf Linie ist, darf im Mittelmeer die Welt retten.

Schauen Sie Sich die Segelflieger der DDR an. Als der erste mit dem Segelflugzeug abgehauen ist, wurde der Laden zugemacht.

Die Maßnahmen, die Sie vorgeschlagen haben, dienen in erster Linie einer gemeinsamen Identität, einem Gefühl der Zusammengehörigkeit. Soziale Bindungen sind aber heute der Staatsfeind Nr. 1.

Laurenz

1. Oktober 2020 16:17

@Pferdefuss

Das zieht sich durch die gesamte DDR, deutscher ging es kaum. Alle ansehnlichen Uniformen der Nationalen Volksarmee kamen im Entwurf von der Wehrmacht und der SS. Man färbte nur die mehr billigen sozialistischen Stoffe im billigeren Grau, anstatt dem teuren Schwarz.

Innovation, egal in welchem Bereich, ist im Sozialismus nur mit einem hohen Preis, den viele zahlen müssen, verbunden. Und diese Innovation hat dann keine Chance gegen freie Innovation, siehe Robotron.

nom de guerre

1. Oktober 2020 21:19

Zum Thema westdeutsche Schulen in den 50ern kann ich das teilw. gesungene Loblied nicht nachvollziehen. Der Schulunterricht meiner Großeltern nach dem Krieg muss eine Katastrophe gewesen sein, da laut ihren Erzählungen die „ordentlichen“ Lehrer zunächst alle Berufsverbot hatten und häufig unfähige Personen sie ersetzten – meine Oma wurde nicht müde, von der Lehrerin zu berichten, die Vogel mit F schrieb und nicht rechnen konnte, mein Opa lernte Bruch- und Prozentrechnung erfolgreich von seiner Mutter (Bildungsgrad: acht Jahre Volksschule, ländl. Hauswirtschaft), während seine Klassenkameraden bei einem von denen, die nicht unterrichten durften, Nachhilfe nahmen. Zum anderen waren die Klassenräume wegen der vielen Vertriebenen hoffnungslos überfüllt.

In den frühen 60ern hatte mein Vater – bis zur 4. Klasse immer noch in der Einraumschule – einen (den einzigen) Lehrer, der im breitesten Dialekt unterrichtete. Reaktion der Schulbehörde: null. Der Grundschullehrer meiner Mutter prügelte Kinder, von denen er wusste, „da kommt von daheim nichts“, mit dem Lineal. Und in den 70ern beglückte man ländliche Gegenden in Hessen im Namen des Fortschritts mit Gesamtschulen. Ich selbst besuchte eine dieser Einrichtungen bis zur 10. Klasse und durfte in der Oberstufe nacharbeiten, was ich dort versäumt hatte.

Was ich damit sagen will: Die heutige Bildungsmisere kündigt sich durchaus seit vielen Jahrzehnten an.

RMH

2. Oktober 2020 09:55

So, so ... Die Klassenräume waren also wegen der "vielen Vertriebenen" damals überfüllt ... Und später haben diese verlausten Halbpolacken auch noch Lastenausgleich eingesackt. 

Die Gesellschaft in Deutschland war auch völlig ohne Gastarbeiter und Zuwanderung offenbar bereits eine Gesellschaft von unsolidarischen, neidzerfressenen Spießern, die immer mehr auf den anderen geschaut haben, als vor der eigenen Haustür zu kehren. 

Marc_Aurel

2. Oktober 2020 10:27

@Laurenz & Pferdefuss
Um das richtig zu stellen: Ich bin kein „DDR-Fanboy“ und möchte auch nichts hochloben, Sie reagieren da beide vielleicht ein wenig pawlowsch auf bestimmte Stichworte, meine Ansichten zur DDR sind durchaus differenziert. Ich habe aber auch kein Problem damit, mir Dinge von dort abzuschauen, die ich für sinnvoll erachte. Mir ist dabei durchaus bewusst, dass die DDR in vielen Bereichen auch nur das aufnahm, fortsetzte und weiterentwickelte, was ursprünglich in den verschiedenen Vorgängersystemen entstanden und gewachsen ist.

Laurenz

2. Oktober 2020 16:06

@Marc_Aurel

Meine Reaktionen & mutmaßlich auch die von @Pferdefuss sind explizit gemeint.

Der Bildungsstand und der Sozial-Status der von der Mauer 1961 eingeschlossen Deutschen war in der "Zone" durchschnittlich geringer als der im Westen. Vor 1961 sind ja nur diejenigen umgesiedelt, die in der Tri-Zone absehbar etwas zu gewinnen hatten. Man merkt das auch den Nachkommen der Zonis, ganz wertfrei, heute noch an. Was die späteren Ossis den Wessis voraus hatten, was aber nach der Wende sofort und weitestgehend verloren ging, war die durch Mangel-Wirtschaft provozierte "Volks-Gemeinschaft". Man ist im Mangel auf andere angewiesen, eben ein mehr soziales Wesen, als im Westen, wo das Individuum, zumindest bewußt gefühlt, niemanden braucht. Nach der Wende waren es vor allem die schönen Frauen, die in den Westen gingen, denn schöne Frauen haben nur in einer Marktwirtschaft einen Wert. Und was die Bürger der ehemals Neuen Länder den Bürgern der ehemals alten Länder voraus haben, ist das Wissen darum, wer sie sind.

Das hat man den meisten Bürgern im Westen frühzeitig ausgetrieben, die eklatanteste Bildungslücke, die man als Deutscher haben kann.

nom de guerre

2. Oktober 2020 20:04

@ RMH

„So, so ... Die Klassenräume waren also wegen der "vielen Vertriebenen" damals überfüllt ... Und später haben diese verlausten Halbpolacken auch noch Lastenausgleich eingesackt:“

Werter RMH, das haben Sie aus meinem Satz gemacht, nicht ich. „Wegen der vielen Vertriebenen“ bedeutet, sie waren da. Und weil sie da waren, mussten in einem Klassenraum nicht mehr, wie angelegt, 40-50 Kinder unterrichtet werden, sondern 70-100. Darunter waren im Übrigen nicht wenige, die, wie ich aus Erzählungen weiß (ich habe solche Leute, für die Sie diese charmante Bezeichnung gebrauchen, nämlich selbst in der Familie), vorher aufgrund der Umstände jahrelang überhaupt keinen regulären Unterricht gehabt hatten.

Dass die Vertriebenen für die daraus entstehenden Schwierigkeiten nichts, aber auch gar nichts konnten, versteht sich von selbst. Worauf ich hinauswill, ist, dass man die Kinder damals einfach zusammengepfercht hat und es ihnen und dem Lehrer überlassen hat, dass dabei irgendwie auch noch eine vernünftige Grundbildung herauskommen sollte. Auf den Rest Ihres Kommentars gehe ich nicht ein, das ist es mir nicht wert.

Marc_Aurel

2. Oktober 2020 20:42

@Laurenz
„Der Bildungsstand und der Sozial-Status der von der Mauer 1961 eingeschlossen Deutschen war in der "Zone" durchschnittlich geringer als der im Westen. „

Beim Sozialstatus mag das stimmen, ging ja wohl auch kaum anders, aber beim Bildungsstand bin ich mir nicht so sicher, kann das aber aus dem Stehgreif durch Zahlen weder belegen noch entkräften, wenn es denn überhaupt aussagekräftige Zahlen gibt, um dieses komplexe Thema zu fassen.

Vielleicht ist dieser Eindruck (Zonis/Hinterwälder) entstanden, als die Ostdeutschen 1989 über die Grenze strömten: vergleichsweise triste Kleidung, langweilige Frisuren, alte Autos, keine Erfahrungen mit der westlichen Lebensweise, ein bisschen naiv und gutgläubig, noch nie einen Star-Wars-Teil gesehen, in den Bereichen selbstsicheres Auftreten und Selbstvermarktung deutlich hinterher, dazu vielleicht noch ein ulkiger Dialekt...aber konnten sie im Durchschnitt wirklich schlechter lesen oder schreiben, waren sie tatsächlich schlechter in naturwissenschaftlichen Fächern?

Die Volksgemeinschaft, im Sinne einer „Wir sitzen alle in einem Boot“-Mentalität, ist in Relation zu der Zeit die mittlerweile vergangen ist, schon noch recht stark, dass wird wohl auch noch einige Zeit so bleiben, mindestens so lange die letzte Generation DDR noch nicht ausgestorben ist, vielleicht sogar noch eine Generation länger.

Laurenz

3. Oktober 2020 00:09

@Marc_Aurel

Natürlich hatte auch die DDR Akademiker, Bildungs-Bürger und Intellektuelle. Um hier Entwicklungen zu verstehen, muß man vielleicht weiter zurück schauen.

Stalin hatte es seinen mehr oder weniger akademischen oder auch intellektuellen Bolschewisten-Kumpels nie verziehen, daß diese ihn als Bildungs-Idioten und nicht als vollwertigen AvantGarde-Revolutionär ansahen. Das rächte sich später bitterlich. 

Da kann man sich auch mal die wichtigsten Protagonisten der deutschen Hotel-Lux-Fraktion anschauen, Walter Ulbricht, Erich Honecker und Herbert Wehner waren weder Akademiker noch Intellektuelle.

Und so wurden vornehmlich ihresgleichen in der DDR gefördert. Alt-Akademiker, vor allem, wenn sie nicht ganz konform gingen, wurden gerne über eine Bildungs-Einschränkung der Kinder gegängelt.

Gustav Grambauer

3. Oktober 2020 08:31

Mir fällt das Unmusische an der Befundaufnahme und an vielen Therapievorschlägen auf.

Eine gute Schule in einem zivilisierten Land müßte doch vor allem dadurch auffallen, daß sie schon für einen Spaziergänger von außen hörbar aus allen Sälen und Zimmern von Gesang, Musizieren und Tanz tönte (aber bitte nicht à la "Rot von Blut wie unsere Fahne / War das Zeug, doch teu dem Schwur"). Die Essenz der "pädagogischen Atmosphäre" ist die musische Atmosphäre. Man kann gar nicht sagen, daß sie das Heilmittel für einen Großteil der Misere wäre, denn in ihr ergäben sich die meisten Probleme erst gar nicht. Aus einer Klasse, die zusammen einen hochambitionierten Kanon singt, tritt keiner mehr einem schwächeren Klassenkameraden auf dem Schulhof den Schädel in die Bordkante. Die musische Atmosphäre wäre tragend für die Freude an der Schule - für alle, sogar für die Leher*Innen. Man kann die Kuschelecken und die Emo-Meter, an deren Skala jedes Kind morgens markieren muß, wie es sich "heute fühlt", als armselige Projektion des Zärtlichkeitsbedürfnisses, des "Schreis nach Liebe" daheim vernachlässigter Lehrerinnen sehen. Diese Zärtlichkeit, diese Liebe könnten sie jederzeit auf saubere bzw. legitime Weise in der Musik finden - und vor allem über die Musik den Kindern vermitteln!

Scala statt Skala!

- G. G.

RMH

3. Oktober 2020 10:28

@n.d.g

dann hätte Sie besser wegen den Kriegsfolgen statt "wegen den …." Dann wäre mir ihr Satz auch nicht aufgestoßen. Denn zu den Schülern kamen auch noch zerstörte Schulen hinzu, wobei hier sehr schnell Abhilfe (auch durch eine Verteilung aufs Land) geschaffen wurde, so dass die 70-100 in einem Raum nur eine sehr kurze Phase gewesen sein dürfte. In Dorfschulen kam so etwas schon mal nicht mehr vor (normal war aber die Unterrichtung mehrerer Kl. in einem Raum durch 1 Lehrer). Ich selber hatte noch Anfang der 70er um 40 Mitschüler in der Klasse, in Klasse 5 des Gym. waren wir bspw. 37.

Daran, dass die Gesell. damals vielfach unsolidarisch war und geblieben ist, ändert es nichts. Zum Trauma der Vertreibung kam viel zu oft noch die schlicht asoziale Behandlung durch die damaligen Einheimischen dazu (als mir vor wenigen Jahren bei einem Sozialprojekt im Altersheim immer noch vorgejammert wurde, dass die "Flüchtlinge" ja so viel Lastenausgleich "von unserem Geld" bekommen hätten, bin ich fast vom Glauben abgefallen - als ob diese alten Leute nicht ganz andere Probleme haben, als diese alten Themen nachzukarten. Vermutlich war das die Demenz).  Gerade die Vertriebenen waren es doch, die den Wiederaufbau und den Wohlstand, bspw. in meiner Heimat Bayern, durch ihre schlichte Arbeitskraft, ihren Willen und ihre oftmals bessere Ausgangsqualifikation nach oben brachten. Wobei wir dann beim Thema Motivation wären .Die fehlt heutigen Schülern u. Azubis sehr oft.

Laurenz

3. Oktober 2020 13:08

 

@RMH

Soziales Verhalten ist ein reiner Luxus. In der DDR hungerte zwar niemand, aber für alles andere mußte man Beziehung knüpfen, heute heißt das Netz-werken. Kurz nach dem Krieg hatten wir Hungerwinter mit Mio. von Toten, ausgebombte Städte, deren Kinder sowieso meist schon auf's Land evakuiert waren. Da ist die Begeisterung, mit noch mehr Leidensgenossen, zu teilen arg begrenzt. 

Das ist heute im individual-geprägten Buntland nicht anders. Die sogenannte  Willkommens-Kultur, die faktisch keine Kultur ist, beruht rein auf der Abstraktion der Finanzierung. Müßte jeder einen Willkommens-Solidaritäts-Zuschlag direkt mit der Gehaltsabrechnung bezahlen, gäbe es vielleicht sogar einen Volksaufstand. Die Notstandsverordnungen der Nachkriegszeit sind juristisch leicht wieder in Kraft zu setzen. Man hätte mit Direkt-Einweisungen von Goldstücken in geräumige Privatwohnungen den Kommunen, Kreisen, Ländern und dem Bund ganz viele Belastungen ersparen können. Aber das hätte die Regierungsparteien ausnahmslos unter 5% rutschen lassen .... also bleibt man in der Abstraktion, die niemand versteht, niemand verstehen will, der Bürger steckt den Kopf in den Sand.

nom de guerre

3. Oktober 2020 15:57

@ RMH

„In Dorfschulen kam so etwas schon mal nicht mehr vor“ Ich sprach oben von einer mir wohlbekannten Dorfschule mit einem einzigen Unterrichtsraum für alle Klassen, und natürlich waren die 70-100 Schüler in diesem Raum kein Zustand, der 5 Jahre anhielt, aber doch 1 oder 2. Hier in unserer Gegend befanden sich nach dem Krieg a) zahlreiche Evakuierte aus den zerbombten Städten, die nicht alle wieder zurückgehen konnten oder wollten, und b) eben viele Vertriebene, was sicher auch damit zusammenhängt, dass die Region relativ abgelegen ist und nicht bombardiert wurde, sprich wenig zerstört war. (1)

nom de guerre

3. Oktober 2020 15:58

Was die oft schäbige Behandlung der Vertriebenen angeht, stelle ich dies nicht in Abrede. Aber es ist m.E. lebensfern, bei allgemeinem Mangel und Einquartierungen zu erwarten, dass es nicht zu Reibungen kommt. In meinem Elternhaus (durchschnittliches Bauernhaus) wohnten zu dieser Zeit mein Opa (10 J.), seine Mutter, Oma (beide Kriegerwitwen), Uroma, zeitweise weitere Verwandte sowie 3 vertriebene Familien zu insgesamt ca. 15 Personen, von denen die letzten erst Anfang der 50er auszogen. Für alle zusammen gab es 1 Küche, 1 Wasserhahn dortselbst und 1 im Stall (was schon viel war, andere holten sich ihr Wasser noch zu dieser Zeit vom öffentlichen Brunnen) und außer der Küche maximal 2 beheizbare Räume. Dazu ein Plumpsklo auf dem Hof. Das alles dürfte für keinen der Beteiligten einfach gewesen sein. Besagter Opa erzählte übrigens, die Hilfsbereitschaft sei am Anfang, gegenüber den Ostpreußen, durchaus sehr groß gewesen, schließlich habe man gesehen, dass die Leute alles verloren hatten, nur habe dies, je mehr Vertriebene (als nächstes Schlesier und zuletzt Sudetendeutsche) kamen, immer mehr abgenommen. Dass diese Erfahrung für die Vertriebenen höchst bitter war, steht außer Frage. Aber kann man den Einheimischen wirklich ihre Überforderung verdenken? (2)

nom de guerre

3. Oktober 2020 15:59

Allerdings, und das möchte ich betonen, habe ich meine Großeltern nie sagen hören, es sei in irgendeiner Weise ungerechtfertigt gewesen, dass es einen Lastenausgleich gegeben hat. Dass es hierzu auch andere Standpunkte gibt, bestreite ich jedoch nicht. Neid und Empathielosigkeit sind leider allzu menschlich. (3)

Laurenz

3. Oktober 2020 21:38

@nom de guerre

Da alle Welt Bunds (Bundesanleihen) kauft, vor allem weniger private Investoren, im wesentlichen internationale institutionelle Anleger und Zentralbanken, bestünde die ideale Gelegenheit alle Verursacher-Staaten der völkerrechtlich illegal vertriebenen und ermordeten 14 Mio. Deutschen als Entschädigung zur Kasse zu bitten. Damit könnte man auch gleichzeitig die Target-Salden leichtens ausgleichen. Natürlich kauft dann kein Ausländer die nächsten 10 Jahre mehr Bunds, aber im Neo-Sozialismus ist das doch egal, dann kauft eben die EZB oder die Bundesbank unsere Staatsanleihen. 

Kommentar Sommerfeld: Die heißen "Bonds", besonders perfide in der Form "perpetual bonds", also "ewige Anleihen".

Marc_Aurel

4. Oktober 2020 09:35

@Laurenz

„Und so wurden vornehmlich ihresgleichen in der DDR gefördert. Alt-Akademiker, vor allem, wenn sie nicht ganz konform gingen, wurden gerne über eine Bildungs-Einschränkung der Kinder gegängelt.“

Das was Sie beschreiben (einfache Leute in Führungspositionen) kommt, meiner Ansicht nach, eher aus der ideologischen Ecke: So wie man im Rahmen der globalistisch-multikulturellen Ideologie regelrecht „heiß darauf“ ist Migranten in führenden Positionen zu sehen, so war es beim den Kommunisten, im Arbeiter- und Bauernstaat, eben schick einfache Arbeiter und einfache Bauern zeigen zu können, die es zu etwas gebracht hatten. Motto: von der Pike auf gelernt und dann aufgestiegen.

Das war ja einer der Punkte, mit dem das System, genau wie der Nationalsozialismus auch, beim Volk punkten wollte oder sagen wir konnte: „Jeder kann es nach oben schaffen!“ Das stellt aus Sicht der Masse der Bevölkerung einen Vorteil gegenüber dem vorher dominierenden Ständesystem dar, dass sehr exklusiv war. Man kann so etwas ein gutes Verkaufsargument (der jeweiligen Ideologie) nennen.

Praktiker anstatt Theoretiker in Führungspositionen zu haben, muss nebenbei erwähnt, nicht einmal zwingend immer zum Nachteil der Sache sein, wobei natürlich der Fokus bei der Personlauswahl nicht nur auf der praktischen Erfahrung, sondern primär auf der politischen Zuverlässigkeit lag.

Grobschlosser

4. Oktober 2020 10:06

islamistisch grundformatierte Schülerinnen und Schüler sabotieren regelmäßig den Unterricht ; die moderne Großstadtschule steht im Widerspruch zur reinen , islamistischen "Lehre" . 

Das Problem ist seit vielen Jahren bekannt und wird auch ( unter vier Augen ) von Lehrern diskutiert . 

Die Lernbehinderung einiger Schüler ist die praktizierte , vormoderne Wüstenreligion .

"rein theoretisch müssten wir diese negativ beeinflussten Schüler von den Eltern trennen " so ein bekennender Marxist und Lehrer einer norddeutschen Schule .

 

"Vielen Dank für ihren wertvollen Beitrag Herr Kollege ....ist Ihr Vorschlag irgendwie praktikabel " ? 

bürgerliche Feigheit verhindert eine längst überfällige Debatte : "kann eine vormoderne Importgesellschaft jemals europäisiert werden ? " Und dann wäre da noch das ganz große Tabu : viele Kinder mit Migrationshintergrund sind häufig krank , fehlen im Unterricht - Nachfragen unerwünscht - ein Beratungspsychologe spricht Klartext : " wir haben es hier mit Inzucht zu tun -Dorfgemeinschaften die nach Berlin und Hamburg verlagert wurden bleiben unter sich und produzieren mit mathematischer Gewissheit schwachsinnigen Nachwuchs" (sic) . 

 

 

Grobschlosser

4. Oktober 2020 10:08

II)

ich kann derartige Dinge gar nicht beurteilen - aber ich beobachte seit vielen Jahren die bildungspolitische Debatte die während der Kaffeepause unter vier Augen geführt wird - "machen wir uns doch nichts vor " so ein Mathematiklehrer einer norddeutschen Schule - "der Versuch die zurückgebliebenen Schüler zu "integrieren" ist gescheitert - die sog. "Integrationsprogramme" sind nicht nur extrem teuer - sie verhindern in der Praxis auch den Lernerfolg der Haupt- und Realschüler .

Gewiss : ein körperlich behinderter Schüler oder auch ein schüchterner , autistischer Junge kann unter bestimmten Umständen beschult werden - aber eine Integration gewaltaffiner , ultrareaktionärer und frauenfeindlicher Schwachköpfe mit Migrationshintergrund ist nicht möglich .

"irgendwann wird man diese Gefährder abholen und dauerhaft in der geschlossenen Abteilung der Landespsychiatrie unterbringen " so ein Politik und Erdkundelehrer nachdem er von Migranten vor dem Schulgebäude überfallen und verletzt wurde . Die linksliberalen Zeitungen hat er inzwischen abbestellt , er trainiert regelmäßig einen Kampfsport und er war wohl 2 Monate in de USA um sich "über verschiedene Dinge zu informieren " 

Grobschlosser

4. Oktober 2020 10:09

III)

Wer es sich leisten kann schickt sein Kind ins Internat . Privatschulen boomen - wir wissen alle warum .

"Fräulein Hübsch - Segensreich wurde heute gegen 9°° Uhr vom Ali aus der 10b sexuell belästigt" .

Konferenz - blauer Brief - der übliche sozialistische Dienstweg .

Fräulein Hübsch Segensreich ist seit Jan.2019 nicht mehr im Dienst - Trauma , Angstzustände . Der Ali ( Name geändert ) wurde mehrfach von der Polizei aufgegriffen ; auch die Fahrzeuge des Lehrerkollegiums wurden von unbekannten Personen stark beschädigt ( Radmuttern gelockert , Kot auf der Motorhaube .

Es gibt wesentlich schlimmere Fälle : Clanstrukturen verfolgen Mitarbeiter , es wurde eingebrochen und es wurden Chemikalien verstreut - kein Bericht in der Lokalpresse - gesperrte Behördenberichte .

ob der Steuerzahler , Bürger und Souverän den islamischen Terror weiterhin duldet wird sich zeigen - aktuell triumphiert der Terror - und er hat Komplizen in Politik und Gesellschaft . 

Gracchus

4. Oktober 2020 23:57

Am meisten anfangen kann ich mit Grambauers beiden Kommentaren. Es gibt kein Zurück, und das Musische kommt zu kurz. Um nicht zu sagen: Eros. Bei Bosselmann klingt das so nach Graubrot und Wasser, als sei Schule dazu da, die Racker an ihr späteres Dasein als Hochleistungsmaschine zu gewöhnen. Zum Musischen würde auch passen, Gedichte auswendig zu lernen, sich also mit Metrik und Rhythmus von Sprache auseinanderzusetzen, auch anhand der großen Dramentexte. Vielleicht würden dann die Raptexte besser. Jedenfalls: "Rhythmus ersetzt Kraft." (Rudolf Steiner). Also sollte es auch ein Unterrichtsfach Tanz geben. (Womit ich nicht das sexualisierte Zeug meine, was im Pop-Zirkus dargeboten wird.) Das sind fromme Wünsche. Denn der Boden müsste hierfür erstmal bereitet werden. Der Boden ist, was Bildung angeht, eher schlecht, womit ich nicht die kleinen Erdenbürger meine, sondern das Umfeld, in dem sie aufwachsen, und das Bildungssystem meint, den Boden selber bereiten zu können, was es nur noch schlimmer macht. 

Laurenz

5. Oktober 2020 01:26

@Marc_Aurel

Wer von uns will keine bessere Bildung für Kinder, egal ob armer oder reicher Eltern? Das steht in meinen Augen, wenn, nur in subtilen Unterschieden zur Debatte. 

In der Geschichte des Bolschewismus ging es so hart zur Sache, daß "die Nacht der langen Messer" fast wie eine Halloween-Party anmutet.

Alleine Herbert Wehner hatte über 3.000 deutsche Kampf-Gefährten und Genossen verraten und über die Wupper gehen lassen, um selbst wohl zu überleben. Was innerhalb eines historischen linken Machtzirkels abging, übersteigt unsere übelsten Phantasien. Da ging es nur um das eigene Ich und das nackte Überleben. Nach Stalins Tod hatte sich das sicherlich etwas "gebessert", aber Ideologe zu sein, war äußert gefährlich. Das, was Sie, Marc_Aurel, meinen, ist Propaganda. Letztere war auch in der DDR so schlecht, daß sie selbst den Propagandisten zu Hals heraus hing. Stellen Sie Sich doch mal vor, Sie würden beim Relotius in Hamburg arbeiten, und müßten Tagein, Tagaus solch einen exkrementalen Unfug zu Papier bringen. Das macht doch krank.

Marc_Aurel

5. Oktober 2020 11:29

@Laurenz
Das die Bolschewisten keine feinen Leute waren und dort Mord und Totschlag auf der Tagesordnung standen und das zum Teil aus den nichtigsten Gründen oder reiner Paranoia, vor allem in der Phase Lenin-Stalin, ist mir schon bewusst, da rennen Sie bei mir offene Türen ein.

Das können Sie aber nicht 1 zu 1 übertragen, auf die Frage wer in der DDR (vom einfachen Volk) aufsteigen durfte und wer nicht. Natürlich gab es in diesem Zusammenhang Seilschaften, Korruption und Vetternwirtschaft, aber neben der Frage der politischen Zuverlässigkeit spielt natürlich die ideologischen Grundprägung, genau wie heute, eine nicht zu unterschätzende Rolle.

Die Propaganda der Kommunisten war nicht so subtil und hinterfotzig wie die der Yankee-Oligarchen und kam eher plump, direkt und etwas einfallslos daher, aber das was ihrer Glaubwürdigkeit am aller meisten geschadet hat, war die Tatsache, dass sie für jeden täglich offen sichtbar durch die Realität widerlegt wurde (verfallende Bausubstanz, Mangelwirtschaft, leere Geschäfte usw.) Sehen Sie, die Propaganda der BRD mit ihrem „Hurra, wir sind bunt!“ wird auch immer primitiver, aber den Leuten geht es eben noch ganz gut: sie fahren schicke Pkws, die Geschäfte sind voll und die Bausubstanz ist intakt, deshalb wird die Suppe mehr oder weniger willig gelöffelt. Erst jetzt, da sich die fröhliche Fahrt immer schneller dem Katarakt nähert, setzt bei der breiten Masse schleppend das Aufwachen ein.

Marc_Aurel

5. Oktober 2020 12:11

@Laurenz
(Ergänzung zum Thema Einfluss der Ideologie auf Entscheidungen)
Ein Stück weit möchte ich Ihnen entgegenkommen, dieser Abschnitt, eigentlich gedacht, um ein weiteres Argument gegen Ihres in Stellung zu bringen, hat mir beim Schreiben klar gemacht, das Sie zumindest in der Stoßrichtung nicht so verkehrt liegen, auch wenn Sie stark überzeichnen.

Stelle ich mir einen Verantwortlichen in der DDR vor, der zum Beispiel festlegt, wer studieren darf und wer nicht, dann ist es doch so: selbst wenn er in seinem Inneren nicht an die Ideologie glaubt, so muss er ja zumindest den Schein wahren nach außen hin, auch sein Vorgesetzter muss diesen Schein wahren, schon allein deshalb um Karrieristen, die auf seine Stuhlbeine schielen, keine Munition zur Denunziation zu liefern und so kommt es dann, das nicht selten trotz aller anderen Umstände Entscheidungen getroffen werden, die tatsächlich der ideologischen Vorgabe entsprechen, auch dann, wenn hinter den Kulissen ganz andere Gründe dafür verantwortlich sind: nach außen wirkt es, als wären hier Überzeugte am Werk, dabei handeln sie einfach nur taktisch. Diese Fälle muss man dann abziehen von jenen, die tatsächlich um der Lehre willen so entschieden wurden.

Laurenz

5. Oktober 2020 17:26

@Marc_Aurel

Damit das Politbüro der DDR nicht zu den Waffen greift, sicherte die damalige Bonner Bundesregierung für Verbrechen in der DDR Straffreiheit zu. Ähnlich, wie sich die Alliierten aúch Straffreiheit vor deutschen Klagen sicherten. Ich wollte Ihnen nur näher bringen, aus welchem gesellschaftlichen Umfeld die wesentlichen deutschen Kommunisten, bedeutsam für die DDR, kamen. "Ich-liebe-Euch-Alle-Mielke" war immerhin ein Polizistenmörder mit an der Staatsspitze. Dafür, daß das Strafrecht der DDR sich von unserem kaum unterschied, war das schon ein starkes Stück Feudalismus. Die DDR war ein Polizei-Staat, was völlig unproduktiv ist, wenn Sie so wollen, ein riesiges Arbeitslager. Und was nutzen die besten Polizisten der Welt, wenn man nichts zu essen hat?

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