Sonntagsheld (163) – Who wants to live forever?

Sean Connery ist tot 

Sean Con­nery ist tot 

Ich bin kein gro­ßer Cine­ast und auch kein gro­ßer Nach­ru­fer, des­halb erspa­re ich Ihnen und mir den bio­gra­phi­schen Abriss. Am 31. Okto­ber starb die schot­ti­sche Schau­spie­ler­le­gen­de Sean Con­nery mit 90 Jah­ren in sei­ner Wahl­hei­mat auf den Bahamas.

Für mich gehört Con­nery bis heu­te zu jener Hand­voll Schau­spie­ler, deren Auf­tau­chen einen Film sofort sym­pa­thisch macht. Sein Gesicht, vor Allem das älte­re, steht sinn­bild­lich für vie­le Kind­heits­aben­de, die bei der begeis­ter­ten Durch­sicht mehr oder weni­ger alter Schin­ken vor­bei­flo­gen (lief damals alles auf Kabel 1 – gibt es das noch?). 

Unver­ges­sen geblie­ben sind mir dabei tat­säch­lich nicht so sehr die Bond­fil­me, son­dern vor Allem jener berüch­tig­te drit­te India­na-Jones-Film in wel­chem Con­nery den Vater des nur 12 Jah­re jün­ge­ren Har­ri­son Ford mimte.

Irgend­wie habe ich den Schot­ten nie los­ge­löst von jenem uralten Grals­rit­ter den­ken kön­nen, des­sen Abschieds­gruß ihn inmit­ten der ein­stür­zen­den Rui­nen von Khaz­ne al-Firaun inne­hal­ten lässt – eine Sze­ne, die für mich immer etwas zutiefst mit­tel­al­ter­li­ches hat­te. Ähn­lich ging es mir bei den Anfangs­sze­nen von „Der Name der Rose“ – das hat­te Con­nery drauf, die­sen kar­gen, mys­ti­schen Stim­mun­gen sein Cha­rak­ter­ge­sicht zu geben. 

Soviel also zum Schau­spie­ler. Über die Per­son Sean Con­nery kann ich gar nicht so viel schrei­ben, aber das ist ja meis­tens so bei Schau­spie­lern und um ehr­lich zu sein fällt mir auf Anhieb auch gar kei­ne Schau­spie­ler­bio­gra­phie ein, die mich wirk­lich inter­es­sie­ren wür­de. Wenn man ein biss­chen sucht, trifft man haupt­säch­lich auf ein allent­hal­ben auf­ge­brüh­tes Play­boy­in­ter­view, in wel­chem Con­nery Rat­schlä­ge zum Umgang mit auf­müp­fi­gen Ehe­frau­en gibt und sei­nen durch­aus ehren­wer­ten Ein­satz für die Unab­hän­gig­keit Schott­lands vom Ver­ei­nig­ten Königreich.

Es hat aber wohl schon sei­ne Rich­tig­keit, dass Con­nery im 21. Jahr­hun­dert doch rela­tiv rasch von der Bild­flä­che ver­schwand und die Leu­te nur noch gele­gent­lich dar­an erin­ner­te, dass man auch jen­seits der 80 noch wie ein Mann aus­se­hen und spre­chen kann. Man wird wohl beson­ders jene alt­eu­ro­päi­sche Hol­ly­wood-Männ­lich­keit, die Con­nery vie­len sei­ner Rol­len so inten­siv ein­ge­prägt hat­te, dass auch sei­ne Bond-Nach­fol­ger kaum je davon weg­ka­men, ohne sich zu bla­mie­ren, für immer mit sei­nem Namen verbinden.

Ein Jam­mer ist es trotz­dem um den hoch­ge­wach­se­nen Schot­ten, ein paar Rol­len hät­te ich ihm ger­ne noch zuge­mu­tet: Etwa den (von ihm lei­der abge­lehn­ter) Gan­dalf, den er wohl wesent­lich woda­ni­scher gespielt hät­te als Ian McKel­len, oder aber – Apro­pos Grals­rit­ter – die Haupt­rol­le in einer Film­bio­gra­phie „Das Leben des Jean Ras­pail“. Der wel­ten­bum­meln­de Fran­zo­se ver­kör­pert vom in die Jah­re gekom­me­nen und unbe­lehr­ba­ren Schotten…

Lie­ber nicht? Es ist wahr­schein­lich bes­ser so – viel­leicht ist es auch bloß der Bart, der mich auf die Idee brach­te. Ruhe in Frie­den, Sean Con­nery. 

 

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Kommentare (11)

Laurenz

2. November 2020 01:40

Sean Connery hatte vor allem, wie Sie schreiben, als älterer Herr Charme, verkörperte Ehrwürdigkeit. Man muß den Film "Highlander" nicht mögen, aber die Kamera-Einstellungen sind oft klasse. Der Film kostete seinerzeit nur 11 Mio. US$, alleine 1 Mio. für Sean Connery, auch Geld, was in die schottische Unabhängigkeit gesteckt wurde. Queen nahm für die Film-Musik kein Geld, behielt aber die Rechte an der Musik, auch ein Geschäft. Und was Schauspieler-Biographien angeht, so haben Sie, TLW, natürlich Recht. Aber immerhin wurde sogar mal ein Schauspieler Präsident der Vereinigten Staaten von Amerika. Und wenn Sie heute Guido Reil fragen, so sitzen im EU-Parlament nur Schauspieler, die schlechtes Theater machen.

Ein gebuertiger Hesse

2. November 2020 07:49

"[Connery erinnerte] daran, daß man auch jenseits der 80 noch wie ein Mann aussehen und sprechen kann."

Gut gesehen, gut gesagt. Und gerade auch für wirklich betagte Männer sind Schauspieler wie Connery oder Eastwood (90 inzwischen auch er) probate Fixsterne, die ein wichtiges, erbauliches Licht aussenden. Auch im Alter gibt es noch einen Bedarf an Überlegenen - Typen, die einem vormachen, wie etwas geht und aussieht, wenn es gut werden soll.

Und was den jungen Connery angeht: "Marnie" wiedersehen, den letzten großen Hitchcock-Film. In der Rolle ist er die reine, abgebrühte Virilität. 

Der_Juergen

2. November 2020 08:45

Danke für diesen schönen Nachruf. Der Mann hatte Format.

Franz Bettinger

2. November 2020 09:30

Das waren noch Zeiten, in denen 007 (aber ich glaube nur er) Frauen (aber ich glaube nur feindliche Agentinnen) im Film mit einem Faustschlag niederstrecken durfte - ohne von der Journaille zerrissen zu werden. Schön auch Sir Sean's Tanz (und Rede) 2006 bei der Verleihung des Life Achievement (Academy) Award: https://www.youtube.com/watch?v=y4Z1BXALdwI

quarz

2. November 2020 09:40

@gebürtigerHesse

"Auch im Alter gibt es noch einen Bedarf an Überlegenen - Typen, die einem vormachen, wie etwas geht und aussieht, wenn es gut werden soll."

Vor nunmehr langer Zeit hatte ich die Fantasie, dass Platons Protagoras-Dialog mit Armin Müller-Stahl als Sokrates und Bernhard Minetti als Protagoras verfilmt wird. Gut gemacht hätte das an Virilität jeden Western in den Schatten gestellt.

Solution

2. November 2020 11:01

Connery hat auch in einigen "zeithistorischen" Filmen mit eindeutig antideutscher Schlagseite mitgespielt. Für mich aus deutscher Sicht kein "Held".

Niekisch

2. November 2020 11:34

Sohn einer Putzfrau und eines Arbeiters sowie Autodidakt - das alleine macht ihn partiell sympathisch.

Laurenz

2. November 2020 12:51

@Solution

Auf den Britannischen Inseln verstehen meist nur Iren Deutsche Befindlichkeiten.

Ich tummele mich gerne auf britischen Historien-Kanälen auf Jutjub,  (Mark Felton, Drachifinel etc.) ... was meinen Sie, was da immer abgeht, wenn ich da schreibe. Die Menschen dort sind immer noch auf Krieg gegen Zentral-Europa konditioniert und das Empire steht noch. Wer sich wegen der anti-Deutschen Filmwelt noch Gedanken macht, braucht keine Filme sehen. Ich fühle mich vielmehr geehrt, daß Hollywood & Co. meinen, diesen, viele Milliarden schweren, Aufwand, das "Deutsche" zu vernichten, betreiben zu müssen.

Ein gebuertiger Hesse

2. November 2020 14:11

@ Solution

"Connery hat auch in einigen 'zeithistorischen' Filmen mit eindeutig antideutscher Schlagseite mitgespielt."

Ja, wie diese Hollywooder praktisch alle. Man kommt dann nicht umhin, das Gute, Erbauliche, das sie einem in ihren besten Leistungen über Jahrzehnte zu geben vollbringen, von dem falschen Geschichtsbild zu scheiden, an dem sie - teils sogar durch eben diese Leistungen - mitgemeißelt haben. Das ist eine Fieselarbeit, von der man regelmäßig denken mag, daß sie die Mühe nicht lohnt, und dann macht man sie doch und hat etwas davon.

RMH

2. November 2020 16:25

Die James Bond Filme mit S.C. sind aus heutiger Sicht wohltuend politisch unkorrekt.

Wortwechsel und Aussagen wie bspw. nur einmal diese (allesamt aus "Goldfinger):

"Mein Name ist Pussy Galore." - "Das muss ein Traum sein ..." 

oder

"Hübsches Pferd, was?" "Sicher von besserem Blut als sein Besitzer." 

oder

"Mein liebes Kind, es gibt Dinge, die man einfach nicht tut. Man trinkt zum Beispiel nie einen 53er Dom Perignon, wenn er eine Temperatur von über 8° hat. Das wär genauso, als ob man den Beatles ohne Ohrenschützer zuhören würde."

sind einfach nur Legende.

 

Ruewald

4. November 2020 13:09

Don't try to live for ever -  you will not succeed.   (G. B. Shaw)

 

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