Richtig atmen will gelernt sein
Vor wenigen Tagen erst habe ich ein Hörbuch des amerikanischen Journalisten James Nestor zu Ende gehört, nun hat die WELT ihn zum Interview geladen. Grund genug, einmal kurz durchzuatmen in der Sturzflut des Gedruckten.
Womit wir auch gleich beim Thema wären: „Breath – Atem: Neues Wissen über die vergessene Kunst des Atems“, so lautet der nicht ganz schlagzeilenreife Titel von Nestors aktuellem Buch, das im Frühjahr 2020 erschien. Innerhalb kurzer Zeit mauserte sich die 336 Seiten lange Erkundungsreise in die Welt der Respiration zu einem der meistverkauften Bücher des Jahres.
Beim Versandmonopolisten Amazon liegt die deutschsprachige Übersetzung auf Platz 29 – und damit zwar vier Plätze hinter dem Bürgerlichen Gesetzbuch, aber immerhin solide acht vor „The Great Reset – Der Große Umbruch“ von Klaus Schwab.
Nicht, daß Nestors Buch mit dem einen oder dem anderen Titel irgendetwas zu tun hätte. Es geht ihm weder um Paragraphenreiterei, noch um die Neue Weltordnung, sondern vor allem darum, daß die Menschen den Mund zu machen, wenigstens dann, wenn sie nicht sprechen. Das ist die Quintessenz dessen, was der Leser selbst bei oberflächlichster Lektüre aus den Zeilen des Kaliforniers zieht.
Die Gefahren des „mouth breathing“ – also der andauernden Atemluftaufnahme über den Mund statt durch die Nase – sind es, mit denen sich Nestor über einen Großteil seines Buchs hinweg fundiert und wissensdurstig auseinandersetzt. Schiefe Zähne, ein fliehendes Kinn, eine unterentwickelte Kieferkontur, aber auch Asthma, Angstzustände und Schlafpnoe gehören zu den vielseitigen gesundheitlichen Problemen, die er dabei – nicht selten aus Patientensicht – thematisiert und untersucht.
Allerdings handelt es sich bei „Breath“ nicht nur um einen Hausfrauenratgeber gegen chronische Kurzatmigkeit, sondern um eine vielfältige und unterhaltsam geschriebene Betrachtung des Gesamtphänomens Atem.
Die Beschäftigung mit diesem wohl fundamentalsten körperlichen Grundbedürfnis führt Nestor von den Pariser Katakomben über die brasilianische Metropole Sao Paolo bis an die Seite hippiesker Selbstfindungsgruppen. Sekundiert werden seine wissenschaftlichen Rechercheergebnisse zur erstaunlichen Macht des Atems dabei nicht nur von amerikanischen Indianern, sondern auch von indischen Yogis und Tiefseetauchern.
Selbst bei der Hörbuch-Lektüre (nennt man das so?) fällt auf: Obgleich es sich bei „Breath“ um ein Sachbuch handelt, gelingt es Nestor einen stabilen Spannungsbogen zu schlagen. Die einzelnen Kapitel fügen sich organisch aneinander, stehen häufig in wechselseitigem Bezug und werden eingerahmt durch die unterhaltsame Schilderungen mehrerer Selbstexperimente, die der Autor durchgeführt hat.
Mal ist es die Nase, die zugeklebt wird, mal der Mund (nämlich vor dem Schlafengehen, kein Witz!); mal wird kontrolliert hyperventiliert, mal wird beim Ausdauerlauf die Luft angehalten. Immer aber geht es um die vielseitigen Auswirkungen, die eine bewußte Arbeit im Bereich der Atmung haben kann.
Wer also Interesse hat, sportliche Höchstleistungen durch Optimierung des Verhältnisses von Sauerstoff und Kohlenstoffdioxid im Körper zu erzielen, auf den Spuren des Psychonauten Stanislav Grof in die Erlebnistiefen des Holotropen Atmens einzutauchen, oder einfach nur sein Immunsystem mit der Wim-Hof-Methode gegen das nächste Horrorvirus wappnen möchte, der findet “Breath” beim Buchversand seines Vertrauens.
Volksdeutscher
Breath - Atem ist das eine Wortpaar, mit dessen Hilfe man Assiazionen erstellen, miteinander verketten und dadurch Erkenntnisse erschließen kann. Mir fällt aber noch ein anderes Wortpaar ein, nämlich Breath - Brodem... Über die etymologische Verwandtschaft hinaus böte es andere, vielleicht hinterlistigere, gemeinere Assoziationen zu bestehenden Verordnung der Regierung. Denn das Tragen der Maske zwingt uns zwar einerseits zur Mundatmung, um größerer Menge Luft habhaft zu werden. Andererseits hat es aber auch seine Vorteile. Wo ich nebenberuflich jobbe, verkehrt ein sehr ungepflegtes Volk, das man auf den ersten Blick als Merkels Volk identifizieren kann. Gar nicht so lange her, als man noch keine Maske tragen mußte, brauchte man starke Nerven, es in der Nähe dieser Leute auszuhalten. Von wegen Atem! Sie hatten diesen unbeschreiblichen Brodem, der einen wahnsinnig machte und einem den Atem stocken ließ. Da sie nun auch die Maske tragen müssen, kann unsereiner wieder - aufatmen!