Sammelstelle für Gedrucktes (10)

In der dezidiert parteipolitischen Abteilung dieser Kolumne erhielten CDU/CSU, AfD und Die Linke bisher am meisten Aufmerksamkeit. Diesmal nicht.

Benedikt Kaiser

Benedikt Kaiser ist Politikwissenschaftler und arbeitet als Verlagslektor.

Ver­ant­wort­lich hier­für ist das neu­er­li­che Elend der deut­schen Sozi­al­de­mo­kra­tie im all­ge­mei­nen bezie­hungs­wei­se der »Fall Wolf­gang Thier­se« im besonderen.

Die NZZ (v. 9.3.2021) weiß näm­lich zu ver­mel­den, daß sich die SPD-Füh­rung in der Cau­sa Thier­se »selbst beschämt«. Die bei­den Autoren Chris­toph Prant­ner und Alex­an­der Kiss­ler fra­gen sich: »Sind die Sozis denn noch zu retten?«

Das sind sie wohl ohne­hin kaum, Thier­se hin, Thier­se her, aber zunächst zum kon­kre­tem Aufhänger:

Ent­zün­det hat sich die sozi­al­de­mo­kra­ti­sche Iden­ti­täts­po­li­tik-Debat­te Mit­te Febru­ar. In einem von der Par­tei ver­an­stal­te­ten Online-«Jour fixe», den die Vor­sit­zen­de der SPD-Grund­wer­te­kom­mis­si­on Gesi­ne Schwan mode­rier­te, kam die Kul­tur­jour­na­lis­tin San­dra Kegel zu Wort.

Die­se hat­te es gewagt, eine Initia­ti­ve um Aner­ken­nung homo­se­xu­el­ler Schau­spie­ler infra­ge zu stel­len. Ein paar Tage spä­ter dann mach­te sich der frü­he­re Bun­des­tags­prä­si­dent und SPD-Alt­vor­de­re Wolf­gang Thier­se in einem Essay in der «FAZ» Gedan­ken dar­über, wie der erbit­ter­te Streit über Ras­sis­mus, Post­ko­lo­nia­lis­mus und Gen­der­the­men den Gemein­sinn zu zer­stö­ren droht.

Was dann pas­sier­te, ist kei­ne Über­ra­schung: Der anti­fa­schis­tisch-post­mo­der­ne Twit­ter­mob tob­te sich aus, Thier­se sah sich als »alter wei­ßer Mann« (min­des­tens) oder gar als »Ras­sist« (maxi­mal) titu­liert, erfuhr (erwar­tungs­ge­mäß) auf dem sel­ben Medi­um aber kaum Soli­da­ri­tät sei­ner Parteigenossen.

Das liegt an der geball­ten Wut, wel­che die einen ergriff und die ande­ren abschreck­te – man will ja nicht selbst ins Visier der »PoMo-Bubble« (d. i. ist der fol­lo­werstar­ke Schwarm aggres­si­ver Links­extre­mer, oft trotz­kis­tisch beein­flußt und/oder BiPoC-nah und/oder LGBT­Q­plus-affin) gera­ten, schon gar nicht wegen eines alten Man­nes, erst recht nicht wegen – letzt­lich – einer ein­zi­gen Zei­le aus des­sen FAZ-Bei­trag:

Der unab­ding­ba­re Respekt vor Viel­falt und Anders­sein ist nicht alles.

Denn, so Thier­se harm­los, auch Mehr­hei­ten hät­ten doch ihre Rech­te. Das war der ver­ei­nig­ten neu-neu­en Lin­ken zu viel des Guten:

Am nächs­ten Tag wuss­te das Online­me­di­um «queer.de» zu berich­ten, das sei «neu­rech­ter Sprech». Der Ber­li­ner Lan­des­chef von «SPDque­er» bekun­de­te Wut und Ver­zweif­lung. Thier­se erklär­te zwei Tage spä­ter im Deutsch­land­funk, sei­ne Auf­fas­sun­gen wür­den abge­lehnt, weil es «die Ansich­ten eines alten weis­sen Man­nes mit hete­ro­se­xu­el­ler Ori­en­tie­rung, hete­ro­nor­ma­ti­ver Ori­en­tie­rung» sei­en. Um Argu­men­te gin­ge es gar nicht. Die Ableh­nung eines Gegen­übers, des­sen Auf­fas­sun­gen man nicht tei­le, sei demo­kra­tie­fremd, wenn nicht demokratiefeindlich.

Nun kann man Thier­se dar­an erin­nern, daß auch sei­ne jahr­zehn­te­lan­ge pau­scha­le Agi­ta­ti­on im »Kampf gegen Rechts« mit eini­ger Indul­genz zumin­dest als latent »demo­kra­tie­fremd« bezeich­net wer­den könn­te, aber wer gera­de einen veri­ta­blen Shit­s­torm abbe­kommt, den darf man verschonen.

Die­ser nahm erst an Fahrt auf, als die infan­ti­le Wut der PoMo-Akteu­re in den SPD-Vor­stand selbst infizierte:

«Queer.de» zitier­te aus einer Mail der SPD-Vor­sit­zen­den Saskia Esken und des ehe­ma­li­gen Juso-Chefs Kevin Küh­nert an «rund 20 aus­ge­wähl­te Per­so­nen, dar­un­ter Vertreter*innen aus der Com­mu­ni­ty». Bei­de Poli­ti­ker bekun­den in dem Schrei­ben, «Aus­sa­gen ein­zel­ner Vertreter*innen der SPD zur soge­nann­ten Iden­ti­täts­po­li­tik» hät­ten sie ver­stört und beschämt.

Von Thier­ses Frank­fur­ter Inter­ven­ti­on haben sich Küh­nert und Esken indi­rekt distanziert,

was den Ange­grif­fe­nen zu einer ech­ten Fra­ge in einem offe­nen Brief an Esken moti­vier­te. Man möge ihm doch bit­te mit­tei­len, ob er noch in der SPD erwünscht sei.

Thier­se ver­gißt hier­bei meh­re­re Fak­ten, die eine Bewer­tung sei­ner Lage beein­flus­sen: Ers­tens ist er ledig­lich noch ein­fa­ches Par­tei­mit­glied ohne her­aus­ra­gen­de Funk­ti­on, zwei­tens »men­schelt« es beim Typ Esken auch dann nicht, wenn man ihm lar­moy­ant ent­ge­gen­tritt, und drit­tens ist Küh­nert selbst ein­fluß­rei­cher Akteur jener Thier­se durchs Vir­tu­el­le jagen­den post­mo­der­nen Lin­ken, deren par­tei­po­li­ti­sche Drei­tei­lung auf Grü­ne, Die Lin­ke und eben SPD kei­nem Beob­ach­ter der bun­des­deut­schen Links­par­tei­en ent­ge­hen konnte.

Vier­tens, kann man mit Prant­ner und Kiss­ler ergän­zen, sind die der­zei­ti­gen SPD-Gran­den eben emi­nent nachtragend:

Viel­leicht aber wer­den mit dem iden­ti­täts­po­li­ti­schen Radau auch nur alte SPD-Rech­nun­gen begli­chen. Thier­se hat­te nach der Wahl des neu­en Vor­sit­zen­den-Duos schar­fe Kri­tik geübt. Unter Esken und Wal­ter-Bor­jans wer­de sich der Absturz eben­so fort­set­zen wie das «Kli­ma der Unzu­frie­den­heit, der Ver­däch­ti­gun­gen und des Hasses».

Unter­des­sen hat­te Thier­se eben­je­nen Haß auch dadurch ver­stärkt, daß er sich zu einer Äuße­rung hin­rei­ßen ließ, die im Sozi-Uni­ver­sum das größt­mög­li­che Übel ver­kör­pert. Der Tages­spie­gel zitiert ihn wie folgt:

Der natio­na­le Sozi­al­staat ret­tet uns. Es ist eli­tä­re Dumm­heit, das nicht sehen zu wollen.

Damit for­mu­liert Thier­se eine klei­ne Quint­essenz jenes soli­da­ri­schen Patrio­tis­mus, der bewah­rens­wer­te Ele­men­te der Sozi­al­de­mo­kra­tie, die es in der deut­schen Geschich­te durch­aus gibt, auf­hebt und in etwas Neu­ar­ti­ges inte­griert. Trotz ideo­lo­gi­scher Feh­ler und moral­po­li­ti­scher Irr­we­ge in der Ver­gan­gen­heit sei­tens Thier­ses dürf­te man also bereit sein, ihn im Lager des Sozi­al­pa­trio­tis­mus anzu­hö­ren. Viel­leicht fin­det er hier mehr Gesprächs­kul­tur als in der Küh­nert-Esken-SPD, die in aka­de­mi­scher wie tum­ber Iden­ti­täts­po­li­tik versinkt?

Gewiß: Thier­se bleibt im Kampf gegen Rechts so ver­bohrt wie Küh­nert und Esken im Kampf um »Sicht­bar­ma­chung« rea­ler und fik­ti­ver Min­der­hei­ten und Feti­sche. Den­noch bleibt sein Fall span­nend, und er erhält end­lich Nah­rung durch wei­te­re Stel­lung­nah­men aus dem Nicht-PoMo-Lager der SPD, das in sei­ner Offen­her­zig­keit nicht mehr ernst zu neh­men ist, dafür aber für sei­ne Welt­fremd­heit ein wenig Mit­leid verdient.

Im Bezahl­for­mat Cice­ro­Plus (v. 9.3.2021) mel­det sich etwa ein SPD-Bun­des­tags­ab­ge­ord­ne­ter aus der zwei­ten Rei­he spür­bar ver­är­gert zu Wort. Flo­ri­an Post aus Bay­ern stellt fest:

In der SPD soll jetzt alles auf links gebürs­tet wer­den. Und Rea­los wie ich wer­den dann schnell in die rech­te Ecke gestellt.

Na sowas. Das muß man natür­lich gleich noch ein­mal wie­der­ho­len, gibt’s ja nicht!

Alles soll in der SPD jetzt auf links gebürs­tet werden.

Die Bot­schaft kam an. Doch das ist ja längst nicht alles: 

Man wird ja in die­ser Par­tei schon schief ange­schaut, wenn man einen Anzug trägt!

AfD-Akteu­re wer­den ins Kran­ken­haus geprü­gelt und ver­lie­ren, so nicht in Par­tei­an­stel­lung befind­lich, ihre beruf­li­chen Per­spek­ti­ven? Da kann man schwei­gen. Aber schief ange­schaut wer­den, weil man Anzü­ge trägt? Das geht ent­schie­den zu weit, dafür kann man sich mal mit dem eige­nen Estab­lish­ment anle­gen. Denn die­ses hat fol­gen­de Ent­wick­lung zugelassen:

Den neu­en sozi­al­de­mo­kra­ti­schen Dress­code gibt offen­bar Kevin Küh­nert vor.

Nun, mir fie­len bei Küh­nert eini­ge Kri­tik­punk­te ein, bevor ich mich an sei­nen Dau­er­stu­den­ten-Look machen wür­de, aber immer­hin weiß ja auch ein Flo­ri­an Post, der zur kom­men­den Bun­des­tags­wahl von sei­ner Par­tei abge­straft und dem­entspre­chend nicht neu auf­ge­stellt wur­de, daß es um mehr als nur um Kevins Hoo­dies geht. Küh­nerts Gefolgschaft:

Das sind Bonsai-Jakobiner.

Ist Post spä­tes­tens mit die­ser Wort­neu­schöp­fung der leben­di­ge Beweis, daß »Boo­mer­tum« (erklärt in der neu­en Fol­ge »Kul­tur­la­bor«!) nicht an die blaue Par­tei­far­be gebun­den ist, bekommt er noch halb­wegs die Kur­ve, indem er eine Erkennt­nis formuliert:

Die Metho­den, mit denen da im Hin­ter­grund gear­bei­tet wird, sind Anzei­chen dafür, dass das Sys­tem am ero­die­ren ist: Das ist ein Über­le­bens­kampf. Anstatt dar­über zu spre­chen, wie man wie­der groß wer­den kann, wird der Nie­der­gang verwaltet.

Was Post hier arti­ku­liert, kor­re­liert auf einer über­ge­ord­ne­ten Ebe­ne mit der Ana­ly­se Chris­toph Mül­lers für den Mer­kur:

Hier kämp­fen kei­ne Flü­gel um Gestal­tungs­ein­fluss, son­dern Indi­vi­du­en an der ver­sie­gen­den Quel­le rele­van­ter Pos­ten ange­sichts der nahen­den Oppositionsrolle.

So, wie die Hard­core-Meu­the­nia­ner eben lie­ber eine Sechs-Pro­zent-AfD sehen wol­len, in der sie allein die Pos­ten beset­zen, prä­fe­rie­ren Küh­nert und Co. eine geschrumpf­te SPD, die woke, urban und ent­spre­chend »auf Linie« gebracht wur­de – ein eher­nes Gesetz moder­ner Par­tei­ei­tel­kei­ten, das »Soli­da­ri­tät und Respekt«, wie Post bekrit­telt, »ver­mis­sen läßt«.

Der baye­ri­sche Sozi­al­de­mo­krat gibt sich am Ende des Cice­ro-Gesprächs aber kämp­fe­risch und schlägt den Bogen von sei­nem Fall zu jenem Thierses:

Ich unter­stüt­ze Thier­se voll und ganz. Wir soll­ten uns von die­sen Bon­sai-Jako­bi­nern doch nicht vor­schrei­ben las­sen, wie wir zu spre­chen haben. »Kan­di­die­ren­den-Pla­ka­te« stand in einer Mail, die ich gera­de vom Gene­ral­se­kre­tär Lars Kling­beil bekom­men habe. Was ist das für eine Gaga-Sprache?

Nun, das ist nicht nur die Spra­che der PoMo-Bubble, der Küh­nerts und Eskens, der Grü­nen und Roten, der Dun­kel­ro­ten und Blut­ro­ten; das ist seit kur­zem auch die Spra­che der Tages­schau, von Pro­fi-Fuß­ball­ver­ei­nen und Ver­bän­den – es ist die »Spra­che der BRD« 2.0, mit­hin der Beweis dafür, daß Man­fred Klei­ne-Hart­la­ge für eine Erwei­te­rung sei­nes Stan­dard­wer­kes bestän­dig neu­es Mate­ri­al erhält.

Das Elend der Sozi­al­de­mo­kra­tie wäre indes­sen nicht das Elend der Sozi­al­de­mo­kra­tie, wenn die inner­par­tei­li­chen Geg­ner der Küh­nert-Eska­pa­den nicht eben­so ener­vie­rend wären wie der Gegen­stand ihrer Kri­tik. Ein Bei­spiel hier­für ist Nils Heis­ter­ha­gen. Er, des­sen Ana­ly­sen zu Män­geln sei­nes Lagers ich in Blick nach links noch par­ti­ell frucht­bar machen konn­te, steht in sei­ner auf­dring­lich-eit­len Red­un­danz auf Twit­ter sei­nen Anti­po­den in nichts nach.

Wohl­tu­end sach­lich ist da gera­de­zu sein aktu­el­les Inter­view »Iden­ti­täts­po­li­tik atmet das Ich« in der katho­li­schen Wochen­zei­tung Die Tages­post (v. 11.3.2021). Heis­ter­ha­gen ahnt all­mäh­lich, daß man ideo­lo­gi­schen Anti­fa­schis­mus nicht ohne dem ihm imma­nen­ten Säu­be­rungs­fe­ti­schis­mus bekom­men kann, der fort­wäh­rend neue Geg­ner in den eige­nen Rei­hen produziert:

Man muss sich nur mal vor Augen füh­ren, wen die links­iden­ti­tä­re Rei­ni­gungs­be­we­gung mitt­ler­wei­le alles erwischt. Noch vor ein paar Jah­ren war der Kon­flikt Links­li­be­ra­le in der SPD gegen Thi­lo Sar­ra­zin, dann kam Links­li­be­ra­le gegen Heinz Busch­kow­sky, dann kam Links­li­be­ra­le gegen Sig­mar Gabri­el, dann kam Links­iden­ti­tä­re gegen die Katho­li­kin Andrea Nah­les und jetzt sind es Links­iden­ti­tä­re sogar gegen Links­li­be­ra­le wie Gesi­ne Schwan und Wolf­gang Thierse.

Gewiß hat Heis­ter­ha­gen Recht, wenn er dar­auf­hin hin­weist, daß

Iden­ti­täts­po­li­tik oft sehr von per­sön­li­cher Betrof­fen­heit, Gefüh­len und Sub­jek­ti­vis­mus getrieben

sei. Ein Blick auf die Pro­fi­le nar­ziß­ti­scher Mul­ti­pli­ka­to­ren von »Linkst­wit­ter« ist schon aus­rei­chend, um die­se Erkennt­nis zu unter­strei­chen; eine expe­ri­men­tel­le Par­tei­ak­ti­vi­tät in der SPD (oder bei den Grü­nen, oder bei den Lin­ken) ist hier­für nicht vonnöten.

Heis­ter­ha­gen, und hier unter­schei­det er sich dann doch von Küh­nert und Kon­sor­ten, wäre ein Lin­ker, mit dem es sich geis­tig zu duel­lie­ren lohn­te. Er liegt zwar (aus rech­ter Per­spek­ti­ve) oft falsch, aber über eini­ge sei­ner The­sen lie­ße sich sach­lich-fach­lich streiten:

Pro­gres­si­ve Poli­tik ist für mich im Gegen­satz uni­ver­sa­lis­tisch, auf All­ge­mein­heit, Gleich­heit und Soli­da­ri­tät bezo­gen. Iden­ti­täts­po­li­tik atmet das Ich. Uni­ver­sa­lis­mus atmet das Wir. Das ist der intel­lek­tu­el­le Unter­schied, den Men­schen wie Gesi­ne Schwan und Wolf­gang Thier­se aus­drü­cken und die Links­iden­ti­tä­ren nicht mehr ver­ste­hen oder nicht mehr ver­ste­hen wollen.

Frei­lich über­schätzt Heis­ter­ha­gen die poli­ti­sche Aus­strah­lung Thierses:

Eine SPD, der Lady Bitch Ray wich­ti­ger ist als Wolf­gang Thier­se, hat kei­ne Zukunft mehr.

Hät­te denn eine alt­ba­cke­ne Thier­se-SPD mit ihren alt­be­kann­ten Gebets­krei­sen »gegen Rechts« mehr Zukunfts­op­tio­nen, wäre das ein Neu­den­ken sozi­al­de­mo­kra­ti­scher Pra­xis für das 21. Jahr­hun­dert? Birgt nicht Thier­ses mora­lis­ti­sche Auf­la­dung von Poli­tik bereits den Samen für die aus ihm erwach­sen­den Exzes­se der hyper­mo­ra­li­schen Identitätspolitik?

Die­se Fra­gen wur­den Heis­ter­ha­gen von der Tages­post nicht gestellt, aber gera­de ein pro­non­ciert »mate­ria­lis­tisch« den­ken­der Kopf müß­te auch hier­zu kri­tisch Stel­lung bezie­hen, denn daß heu­te Mil­lio­nen Deut­sche, die sozia­ler Poli­tik gegen­über auf­ge­schlos­sen sind, par­tei­po­li­tisch »hei­mat­los« sind (Grüß’ Dich, AfD!), kann eben­so wenig ver­wun­dern wie die ana­lo­ge Hei­mat­lo­sig­keit ent­spre­chend aus­ge­rich­te­ter poli­ti­scher Publizisten.

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Zu letz­te­rem Typus zählt sich expli­zit Bernd Ste­ge­mann. Der Ber­li­ner Dra­ma­turg ist eben­falls in der druck­fri­schen Tages­post-Aus­ga­be ver­tre­ten: Mit »Unter fal­scher Flag­ge« ist sein Bei­trag über­schrie­ben, und auch er ergreift, wie Heis­ter­ha­gen, Par­tei für Thier­se und Schwan und damit gegen Küh­nert, Esken und die Mehrheitssozialdemokratie.

Um die bri­san­te Dimen­si­on die­ses Kon­flik­tes zu ermessen,

führt Ste­ge­mann aus,

muss man sich vor Augen füh­ren, wel­chen Weg die SPD in den letz­ten zwan­zig Jah­ren zurück­ge­legt hat. Ihre Wahl­er­geb­nis­se sind von 40 Pro­zent auf inzwi­schen 15 Pro­zent abge­stürzt. Der Absturz begann mit einer welt­an­schau­li­chen Neu­aus­rich­tung unter Ger­hard Schrö­der. Die Agen­da-Refor­men und vor allem die Hartz-IV-Geset­ze waren Aus­druck eines Wirt­schafts­li­be­ra­lis­mus, den die Wäh­ler der SPD noch nie woll­ten und der auch nicht in ihrem Inter­es­se war. Schrö­der war der Genos­se der Bos­se, das haben ihm die SPD-Wäh­ler nie verziehen.

In die­ser mate­ria­lis­ti­schen Stoß­rich­tung weiß sich Ste­ge­mann mit Heis­ter­ha­gen einig, wenn­gleich Heis­ter­ha­gen eine »mit­ti­ge« SPD favo­ri­siert und Ste­ge­mann eine dezi­diert lin­ke, kapi­ta­lis­mus­kri­ti­sche – nur eben ohne Iden­ti­täts­po­li­tik, post­mo­der­ne Albern­hei­ten und anti­fa­schis­ti­schen Dogmatismus.

Ste­ge­mann ord­net die Bemü­hun­gen der post­mo­der­nen Lin­ken, die ihren Frie­den mit den woken, also poli­tisch kor­rekt und links­li­be­ral daher­kom­men­den Kapi­tal­frak­tio­nen gemacht haben, ein:

Die Ohn­macht vor den glo­ba­len Kräf­ten des Kapi­tals scheint so läh­mend, dass man sich auf das ein­zi­ge Feld zurück­zieht, wo noch Gerech­tig­keit erreicht wer­den kann. Statt sozia­le Fra­gen anzu­ge­hen, soll die Aner­ken­nung bes­ser ver­teilt wer­den. Und es stimmt tat­säch­lich, Aner­ken­nungs­po­li­tik ist im Kapi­ta­lis­mus gut durch­zu­set­zen. Denn eine gerech­te Aner­ken­nung kos­tet wenig Geld, bringt aber den Unter­neh­men gro­ßen Gewinn.

Die­se The­se unter­mau­ert der Autor mit einem aktu­el­len Beispiel:

Die hit­zi­ge Debat­te um die Umbe­nen­nung der Zigeu­ner-Sau­ce hat jüngst die­se Rech­nung ent­lar­vend auf den Punkt gebracht. Wäh­rend die iden­ti­täts­po­li­ti­schen Akti­vis­ten die Zigeu­ner-Sau­ce als Sym­bol für men­schen­feind­li­che Spra­che anpran­ger­ten, beschloss der Her­stel­ler der umkämpf­ten Sau­ce dras­ti­sche Sozi­al­kür­zun­gen in sei­nen Betrieben.

Das Resul­tat ist bekannt: Die Umbe­nen­nung der Sau­ce wur­de als gro­ßer Erfolg gefei­ert, der Sozi­al­ab­bau schaff­te es bei all dem Getö­se um den Sau­cen-Namen in kei­ne Schlag­zei­le. Nun heißt sie Papri­ka­Sauce, und das war weni­ger ein wert­vol­les Geschenk an die Com­mu­ni­ty der Sin­ti und Roma als eine will­kom­me­ne Ablen­kung von den eigent­li­chen Plä­nen des Unternehmens.

Ste­ge­mann scheint ver­är­gert dar­über, daß die­se Offen­sicht­lich­kei­ten von der neu­en Mehr­heits­lin­ken nicht mehr gewür­digt wer­den. Den Grund hier­für lie­fert er den Tages­post-Lesern aber frei Haus: das »Gesetz des Kin­der­gar­tens«. Die­ses funk­tio­niert wie folgt:

Wer am lau­tes­ten schreit, gewinnt. Und damit ist man im Zen­trum der Can­cel Cul­tu­re. Mit die­sem Begriff kann man die schäd­li­chen Wir­kun­gen der Iden­ti­täts­po­li­tik zusam­men­fas­sen. (…) Ihr Dog­ma lau­tet: Dem Opfer muss immer geglaubt wer­den, und wer sich am lau­tes­ten empört, hat den größ­ten Anspruch auf sei­ne Opfer­wahr­heit. Die Fol­gen sind ekla­tant. Die Gesell­schaft zer­fällt in immer klei­ne­re Empö­rungs­kol­lek­ti­ve, die jedes für sich einen abso­lu­ten Anspruch auf Gehör reklamieren.

Daß die Empö­rungs­zu­sam­men­schlüs­se immer klei­ner und aus­dif­fe­ren­zier­ter wer­den, ist rich­tig; daß sie aber mitt­ler­wei­le in den Redak­tio­nen der Öffent­lich-Recht­li­chen eben­so stil­bil­dend sind wie in links­li­be­ra­len Tages­zei­tun­gen, dürf­te die katho­lisch-kon­ser­va­ti­ven Leser wie den ori­gi­när lin­ken Autor glei­cher­ma­ßen beun­ru­hi­gen, da sie bei­de Teil jener Mehr­heit der Gesell­schaft sind, die sich den neu­en Sprach- und Ver­hal­tens­re­geln der aggres­si­ven PoMo-Sze­ne unter­ord­nen soll.

Wer sich die­ser Poli­tik nicht unter­wirft, so wie Thier­se und Schwan in ihren Arti­keln, der muss gecan­celt, also aus­ra­diert wer­den. Mit die­ser Metho­de errei­chen die iden­ti­täts­po­li­ti­schen Akti­vis­ten einen Sieg nach dem ande­ren. Denn immer weni­ger Men­schen sind bereit, sich in einen Kon­flikt zu bege­ben, wo die eine Sei­te ver­sucht, fair zu argu­men­tie­ren, wäh­rend die ande­re Sei­te zur Can­cel Cul­tu­re der per­sön­li­chen Belei­di­gun­gen und Dif­fa­mie­run­gen der Per­son greift.

Frei­lich bleibt auch bei Ste­ge­mann ein blin­der Fleck frap­pie­rend: Unge­ach­tet sei­ner prä­zi­sen Kri­tik der Can­cel Cul­tu­re und ihrer Ein­zel­be­stand­tei­le über­sieht – über­geht? – er, daß es der bewähr­te (und immer häu­fi­ger: bewaff­ne­te) Kampf gegen Rechts ist, in dem die Kei­me für all das Monier­te liegen.

Wozu braucht es Argu­men­te, wenn es doch viel wir­kungs­vol­ler ist, unlieb­sa­me Mei­nun­gen durch Äch­tung auszuschließen?,

bemän­gelt Ste­ge­mann, und eben­die­se Fra­ge ist ja expli­zit eine sol­che, die sich im Milieu rechts der Mit­te seit Jahr­zehn­ten gestellt wird; einem Milieu, gegen das die Äch­tung von Mei­nun­gen und Per­so­nen also schon wirk­sam in Stel­lung gebracht wur­de, als es noch kei­ne Nata­scha Stro­bls, Quat­tro­milfs oder Ali­ce Has­ters auf Twit­ter gab.

Das dürf­te Ste­ge­mann ins­ge­heim ahnen, doch ein Aus­spre­chen die­ser Tat­sa­che wür­de wohl nur den nächs­ten (mehr oder weni­ger) alten wei­ßen Mann aufs Twit­ter-Schaf­fot füh­ren. Aber viel­leicht voll­zieht sich die­se Ent­wick­lung auch so. Dafür spre­chen zahl­rei­che Stel­len in Ste­ge­manns jüngst publi­zier­tem Buch Die Öffent­lich­keit und ihre Fein­de. Dort berührt er unter ande­rem Thier­ses Feld der sozia­len Fra­ge im Nationalstaat.

Wer die Fra­ge stellt, wie ein Sozi­al­staat mit einer gren­zen­lo­sen Migra­ti­on zu ver­ein­ba­ren ist,
so Ste­ge­mann,
wird von den Mit­glie­dern des neu­en Libe­ra­lis­mus als gefähr­li­ches Sub­jekt beschimpft. (…) Alle sol­len kom­men dür­fen, um den Rest küm­mert sich ›die‹ Gesell­schaft. Und da es sehr unwahr­schein­lich ist, dass die Migran­ten sich ein Leben in den teu­ren Stadt­vier­teln leis­ten kön­nen, ist die Gesell­schaft dann über­all, nur nicht vor der eige­nen Haustür.
Geschützt vor der­ar­ti­ger Kri­tik wird sich bei den iden­ti­täts­po­li­ti­schen Lin­ken (inner- wie außer­halb der SPD) durch aggres­si­ve »Woke­ness«, die fort­wäh­rend neue Feind­bil­der gene­rie­ren muß, um sich kon­stant auf jenem Empö­rungs­le­vel zu hal­ten, über das sie in ihrem Busi­ness zwin­gend ver­fü­gen muß:
Die Woke­ness sucht aktiv nach den Ereig­nis­sen, über die sie sich selbst empört in Sze­ne set­zen kann. Es geht ihr nicht um eine Ver­bes­se­rung der Welt, son­dern um den Skan­dal, der ihren öffent­li­chen Wert stei­gert, indem er ande­re beschämt.

Was in die­sem Buch wie im Tages­post-Arti­kel spür­bar wird, ist, daß Ste­ge­mann ahnt, daß das Rin­gen zwi­schen dem sozia­len Rest­flü­gel der SPD und ihrem post­mo­dern-iden­ti­täts­po­li­ti­schen (ergo: Anti­fa-nahen) Lager ein unglei­ches ist; letz­te­re Strö­mung hält alle Trümp­fe in der Hand, ist jün­ger, dyna­mi­scher, kämp­fe­ri­scher, ideo­lo­gisch geschlossener.

Doch damit wil­dert die neue, ver­jüng­te SPD in Gefil­den, in denen bereits die Links­par­tei und die Grü­nen zugan­ge sind; die Grü­ne Jugend bei­spiels­wei­se betreibt post­mo­der­ne Iden­ti­täts­po­li­tik pur et dur, in der Lin­ken haben ent­spre­chen­de Krei­se bis auf Wagen­knecht-Res­te und KPF-Relik­te kei­nen Wider­spruch mehr zu erwar­ten, zumal die­sem Kurs geg­ne­risch geson­ne­ne Akteu­re wie Fabio De Masi für Rück­zug statt Angriff optierten.

Die SPD tau­melt damit – ganz wie Die Lin­ke – den Grü­nen in der iden­ti­täts­po­li­ti­schen Ent­wick­lung hin­ter­her, und Ste­ge­mann schließt sei­nen Artikel:

Die kom­men­den Wah­len wer­den zei­gen, wie vie­le hei­mat­lo­se Sozi­al­de­mo­kra­ten sie damit gewin­nen. Aber man muss kein Hell­se­her sein, um den wei­te­ren Gang in die Bedeu­tungs­lo­sig­keit vorherzusehen.

Dort war­ten für eini­ge Sozi­al­de­mo­kra­ten, iden­ti­täts­po­li­ti­schen Zuschnitts oder nicht, Kum­mer und Leid.

– – –

Das paßt übri­gens recht gut zu den ers­ten Ent­wür­fen der SPD-Wahl­kampf­de­signs. Die für den Nor­mal­wäh­ler wohl eher ver­wir­ren­de als anzie­hen­de Mischung aus Sowje­t­op­tics für Arme, Buch­co­vern der 1920er Jah­re und Agit-Prop-Stil kur­siert momen­tan noch ohne inhalt­li­che Ausgestaltung.

Man liest dort, wo bald SPD-Slo­gans ste­hen sol­len, einst­wei­len nur den klas­si­schen Fake-Latein-Füll­text à la Lorem Ipsum Dolor Amet Sit. Es han­delt sich hier um eine osten­ta­ti­ve Sinn­lo­sig­keit, die bewußt vom Gra­phi­ker ein­ge­setzt wird, um das prü­fen­de Auge nicht von den Designs fernzuhalten.

Bei der SPD von heu­te trägt auch dies einen Dop­pel­cha­rak­ter. Denn in der Ori­gi­nal­se­quenz Cice­ros, aus der her­aus der Blind­text am ehes­ten abs­tra­hier­bar wäre, heißt es:

Neque por­ro quis­quam est, qui dolo­rem ipsum, quia dolor sit, amet, con­sec­te­tur, adi­pi­sci velit.

Zu deutsch:

Es gibt nie­man­den, der den Schmerz selbst liebt, der ihn sucht und haben will, ein­fach, weil es Schmerz ist.

Viel­leicht gibt es ja doch wel­che: Etwa Sozi­al­de­mo­kra­ten, die auch nach dem SPD-Kata­stro­phen­jahr 2021, das hier­mit aus­ge­ru­fen und am Sonn­tag in Rhein­land-Pfalz sowie in Baden-Würt­tem­berg elek­to­ral ein­ge­lei­tet wird, das rote Par­tei­buch behal­ten. Denn eine gewis­se Lust­ge­win­nung ob chro­ni­scher Schmer­zen wäre dann nicht län­ger von der Hand zu weisen.

Benedikt Kaiser

Benedikt Kaiser ist Politikwissenschaftler und arbeitet als Verlagslektor.

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Kommentare (60)

brueckenbauer

12. März 2021 07:53

Identitätspolitik lebt davon, dass sie den "Benachteiligungsverdacht" (J. Fernau) schürt und seine prospektiven Opfer an sich bindet. Das war aber doch schon immer die politische Grundlinie der SPD; nur scheint sich die Zahö der Konkurrenten erhöht zu haben, die nach derselben Maxime arbeiten.

Maiordomus

12. März 2021 08:13

Das Zitat des echten Cicero zum Schluss krönt die lesenswerte Analyse. Wäre noch der genaue Beleg dabei gewesen, der Professor Manfred Fuhrmann selig, Cicero-Biograph, hätte seine helle Freude daran gehabt, die Einordnung des Leidens scheint mir ein antiker Bestätigungsbeleg, was mit der Leidensmystik der Eckharte und der Seuse wirklich gemeint ist. Fuhrmann war wohl einer unserer gebildetsten Deutschen unserer noch Zeitgenossenschaft, am Rande des äussersten Südens. Auch ein sehr bedeutender Lehrer, wenngleich für meine Tochter ein vielleicht zu anspruchsvoller Gesprächspartner für ein Mittagessen am Bodensee. Was ein grosser Lehrer ist, im Sinne von Sokrates und Platon in der Tat nicht honorarorientiert, als Dorfschulmeister gemäss Jean Paul ("Wuz") in Deutschland einst ein verachteter ärmlicher Beruf, wurde grandios konzipiert an der Pariser Sorbonne, die Meister Eckhart lediglich "die Schule" nannte. Der dazu passende Text heisst "de magistro" von Thomas von Aquin, dem besten Schüler des wohl besten deutschen Lehrers, Albert von Lauingen, auch Albertus Magnus genannt. 

Laurenz

12. März 2021 08:41

(1)

Nur einmal in der vergleichsweise langen Geschichte der SPD, hat diese Partei ihre Wähler-Klientel nicht verraten & beschissen. Das war recht mutig am 24.03.1933.

Wenn man, wie im Artikel geschehen, also die Reaktion der SPD-Wähler in den letzten 20 Jahren (von 40 auf 15%) resümiert, fällt die über 100 Jahre andauernde Verrats-Symptomatik diesen potentiellen SPD-Wählern doch recht spät auf, und wenn, dann doch mehr emotional, intuitiv & weniger bewußt wahrnehmend.

Das, was Schröder & Co. durchgezogen haben, vor allem in der Abwertung der Deutschmark in den Euro, war der größte Verrat in der Deutschen Geschichte am gesamten Deutschen Volk überhaupt. Diesen "Liberalisierungsakt" hätte sich eine Kohl- oder frühe Merkel-CDU nie getraut.

Die geistige Verzwergung der jetzigen Minderheiten-SPD durch die linksliberale Kühnert-Esken-Bande war eben nicht die Antwort, die sich SPD-Wähler auf das Desaster der Schröder-Zeit gewünscht hatten, ein Phänomen, welches sich durch alle im Parlament vertretenen Parteien zieht & solange kein Problem ist, solange sich alle (Parteien) an dieses Prinzip halten. Auch bei 20% Wahlbeteiligung würde der Bundestag voll besetzt sein.

Laurenz

12. März 2021 08:42

(2)

Von daher werden wir in den nächsten 10 Jahren eine Fusion der Linken, der Grünen & der SPD sehen, damit überhaupt noch wer über die 5%-Hürde kommt, was auch dem "woken" Bevölkerungsanteil (inklusive unserer woken Gastarbeiter) entsprechen dürfte. Denn irgendwann fällt auch mutmaßlich dem Letzten auf, daß es bei den gebaerbockten Grünen vor allem mit dem Denken hapert.

Entscheidend ist dann an der Urne, wer wie viel profitiert.

Nur der solidarische Patriotismus ließe eine Mehrheit profitieren.

Hier der größte Tenor aller Zeiten, Fritz Wunderlich, mit dem bekanntesten & politisch inkorrekten Lied aus der Operette "Gräfin Mariza" von Emmerich Kálmán.

https://youtu.be/BoTGZpy1CPI

Ich warte nur darauf, daß Wunderlichs Nachfolger "Komm SinthiRoma" singen.

@BK

Schwan & Thierse haben doch selbst, die Parallele zur CDU ist nur allzu deutlich, ihre Erben bestimmt. Was gibt es da zu jammern? Kein Mitgefühl. 

Und Ihr zitierter Stegemann sagt doch selbst, daß die "Sachlichen" auf der Strecke bleiben. Nur die Eskalation im Ton durch die Konservativen kann die Waage halten. Was schlecht ist, Weimar, kommt wieder.

Gustav Grambauer

12. März 2021 08:46

Unsereins stand schon immer fasziniert vor dem Phänomen, daß es akrobatische Spezialnummern zu breitesten Paradigmen bzw. Lebensleitmotiven eigentlich kluger Leute wie Thierse schaffen konnten - wie z. B.

* Antifa, Kahane und Kampf gegen Rächzzz: wollen wir -
Intoleranz und Cancel Culture: wollen wir nicht

* Antidiskriminierungsideologie-Popanz: wollen wir -
aggressive Minderheitentyrannei: wollen wir nicht

* Buntheit, Vielfalt, Aufklärung, Fortschritt und "Solidarität": wollen wir -
Parallelgesellschaften und archaische Gewaltexzesse: wollen wir nicht

* aggressiven Antirassismus: treiben wir voran -
wer uns mit "Unverschämtheiten" wie "ihr selbst werdet die ersten Opfer des aggressiven Antirassismus sein" kommt: den vernichten wir

u. v. a. m.

Offenbar haben sich die Betreffenden an ihrem Demiurgen-Selbstverständnis berauscht. "Im besten Widewidewittdeutschland, das wir je hatten, werden wir nach unserem Oberlehrer-Gusto alle und alles inkludieren und dabei alles unter Kontrolle haben, einfachste Volksweisheiten wie

"Wer sich mit den Hunden schlafen legt, wacht mit den Flöhen auf"

gelten für uns nicht (weil wir ja Demiurgen sind).

("Denn wir sind die, die 'aus der Geschichte gelernt haben', deswegen ist unsere Strahlkraft die unwiderstehlichste im ganzen Universum, bis in den hintersten Winkel werden alle von unserer Attraktivität geblendet sein!")

... da bleibt nur noch, kühl zu beobachten, wie diesen Bonsai-Luzifers jetzt die Teile um die Ohren fliegen.

- G. G.

RMH

12. März 2021 08:51

Der  künftige SPD Wahlkampfslogan "Für Dich" sowie die vom Autor am Ende des Artikels aufgebrachte Erkenntnis des Lustgewinns durch chronische Schmerzen bei SPDlern, weckte in mir die Assoziation zum Album "Tyranny >For You<" der belgischen Combo Front 242.

Glast

12. März 2021 09:20

Der Wahlsonntag wird für die SPD aber erstmal geradezu prickelnd gut! 

Dreyer wird die Wahl haushoch gewinnen. Viele Grünenwähler werden die SPD wählen, um den Zweikampf SPD/CDU zu entscheiden. Kriegen die Grünen halt nur 10%. Die Ampel wird fortgeführt - das Schreckgespenst der Union. 

Und in Baden-Württemberg wird die SPD vermutlich einstellig. Macht aber überhaupt nichts. Denn dafür tritt man als Juniorpartner in eine Ampelkoalition unter Kretschmann ein - Regierungsverantwortung als Sieg. 

Geht gut los das Superwahljahr für die Sozen - Gräben werden so aber erstmal nicht zugeschüttet. 

Andreas Walter

12. März 2021 10:03

“Hunde und Katzen sind Klimakiller“

https://www.tagesspiegel.de/politik/haustierboom-in-der-coronakrise-hunde-und-katzen-sind-klimakiller/26992320.html

Eine Satire? Ich befürchte beinahe nein. Auch Deutschlands Zustand ist daher wesentlich ernster, als es den meisten Menschen hierzulande bewusst ist. Das zeigt sich auch im Umgang mit politischen Gegnern, dessen Pathologie mich an die Keller der Lubjanka erinnert:

https://www.mdr.de/sachsen/leipzig/delitzsch-eilenburg-torgau/ermittlungen-soko-linx-nach-angriff-100.html

Wer die deutsche Sprache beherrscht bemerkt übrigens sofort, dass das Wort “verletzt" erst im Nachhinein noch ausgetauscht wurde, anstatt ich vermute mal zertrümmert.

Warum setzt sich die Sezession daher überhaupt noch mit solchen Spinnern auseinander? Aus falsch verstandenem Anstand? Aus falsch verstandener Nächstenliebe? Oder "weil doch nicht alle Linken so sind"? Doch, sind sie. Die Linken sind alle entweder Spinner, Träumer, Betrüger, Lügner oder Gewalttäter. Genauso wie auch die Grünen:

https://www.welt.de/politik/deutschland/article228082095/Gruene-rudern-nach-Falschmeldung-zu-Fukushima-zurueck.html

Mit solchen Menschen ist eine friedliche Koexistenz daher unmöglich.

Dietrichs Bern

12. März 2021 12:35

Die Thierse-Episode ist genau das, künftig wird er halt den Mund halten oder verschwinden. Reicht ja, dass Edathy noch Parteimitglied sein soll - mehr muß man über die SPD nicht wissen.

Mich stört eher, dass auch hier die "soziale Politik" beschworen wird, diese Fata Morgana vermeintlicher Gerechtigkeit.

Und was heißt das jetzt? Platte und Mao-Hemdchen für alle? Und wer würde denn bitte ein "mehr" bezahlen? Familie Quandt ? Oder doch wieder meine Frau und ich, wie wir dass seit mehr als dreißig Jahren tun. Und das ist dann "sozial" ?

 

Gotlandfahrer

12. März 2021 13:59

Freitagsgebet zum obigen Mitschnitt aus dem Narrenkäfig:

1/4

Zunächst, was ich beim schriftlichen Ausatmen in letzter Zeit oft vergaß, herzlichen Dank! Ihnen, Herr Kaiser, und allen hier in der oberen Etage „Schreibenden“ gilt mein Respekt für Verve, Akribie, Standhaftigkeit und Mut zum offenen Visier.

Was ich mich bei Themen wie diesem immer frage: Warum dem Zickentheater Aufmerksamkeit schenken? Da zerfällt also die SPD und es kreisen sich alle linken Parteien selber mit Identitätsschwachsinn ein. Birgt das Erkenntnisse, die helfen? Eher sehe ich eine Gefahr: Allein die Wiedergabe ihrer geisteskranken Begrifflichkeiten wie PoMo-Bubble, BiPoc, LGB Eisenbahn Kurplus… holt den Schwachsinn aus diesen sauerstoffverödeten Darkrooms und schenkt ihnen, wonach sie gieren: Aufmerksamkeit. Ich WILL gar nicht wissen, was die sich wieder für Müll ausgedacht haben. Ich weiß genug von Ihnen. Ich weiß, dass die sich selbst zerfleischen.  Deren Funktionscode ist trivial, empirisch voll ausgeleuchtet.  Wollen wir uns darüber unterhalten, dass es dort welche gibt, die aufgrund der Widersprüche ihrer zum Herrschaftsnarrativ hochgejazzten Triebverklausulierungen nach und nach kalte Füße kriegen und nach den persönlich durchlaufenen Phasen des Profitierens, des weiteren Mitmachendürfens, ersten Irritiertseins, des Appeasements nun in zögerliches Bedenkenäußern übergehen und darin umkommen?

Gotlandfahrer

12. März 2021 14:03

2/4

Thierse, ich bitte Sie: Allein die Frisur! Klar ist seine „kleine Quintessenz“ des nationalen Sozialstaates richtig.  Na und, wo war Thierse?  Ist die Frage, ob seine Aufladung den „Samen“ der Exzesse trägt, ernst gemeint, nur, weil sie irgendeinem Pressekorporierten gar nicht erst in den „prononciert »materialistisch« denkenden Kopf kam? So ein Kopf KANN nicht auf die Frage kommen!  Seine Tarnung als „soziales Gewissen“ ist immer nur Ticket für Sichdurchsetzen.  Ob Kinderarbeit in Manchester oder Aldi-Kassiererin: Vehikel, mehr nicht.  Und die Aldi-Kassiererin taugt nicht mehr, denn mittlerweile gibt es bessere.  Das einzige, was materialistischen Denkern auffällt, ist ihr ausbleibender Erfolg, dann, wenn Füllhorne versiegen.  Diese Köpfe werden nie verstehen, dass „Wokeness“ die unvermeidbare finale Konsequenz ihres Denkens ist.  „Woke“ ist Attacke auf die, die mit dem Leben zurechtkommen durch die, die dies nur in Form von Attacke können.  So ein Tun frisst erst die Attackierten, und dann die Attackierenden auf.  Wer, wie jeder Materialist, „Kapitalismuskritik“ mit Kritik an Saat und Ernte, Handwerk und dem freien Tauschverkehr der Seßhaften verwechselt und sich als „Kampf gegen Rechts“ schönreden lässt, um jede Beihilfe der Finanzaristokratie zum Brandschatzen annehmen zu können, fällt für jede Lösungsdiskussion mental vollständig aus.

Gotlandfahrer

12. März 2021 14:07

3/4

Das „Gesprächsangebot“ an Thierse seitens des Sozialpatriotismus mag als taktisches Mittel taugen, um einer Handvoll Wankelmütiger einen weiteren Nachweis dafür zu signalisieren, dass man für das eintritt, was der gute Opa schon gewählt hat, man sich also nun doch endlich mal trauen sollte, auf einen Kaffee vorbeizuschauen.  Aber wozu? Um sich in erweiterter Runde, der Neue ganz verstohlen noch, darüber zu mokieren, dass Florian Post angesichts verprügelter AfD-Leute verdruckst schweigt? Schaut man zu denen, die dann ja wohl doch Recht hatten, denn auf?

Natürlich ist der Kampf gegen Rechts der blinde Fleck aller Materialisten, gleich welcher eingetretenen Bewusstseinsschattierung:  Er ist die weil als unnötige Unterdrückung empfundene vollständig abgelegte Selbstzüchtigung der Materialisten im Zuge ihres blanken Willens des Habenwollens und des geschickten Lavierens im vorgeblichen Interesse ebenfalls angeblich Zukurzgekommener, die stets und immer gegen alles gerichtet bleiben wird, was durch die Seßhaften erschaffen wurde.  Das Rechte ist dieses Erschaffene, das in Besitz zu bringen den linken Selbstauftrag zum Kampfe ausmacht.  Man kann diesen Kern jeder linken Erzählung, gleich in welcher Phase sie sich befindet, nicht entfernen, modifizieren oder gar „heilen“, ohne jeden, der seinen Gewinn daraus zu ziehen glaubt, nackt auf seine Eigenverantwortung zurückzuwerfen.  Ohne ihn müssten sie anerkennen, geistig im Regen zu stehen.

Gotlandfahrer

12. März 2021 14:09

4/4

Denen braucht man nicht mit „Alternative“ zu kommen. Wenn mir im Bekleidungsgeschäft die vom Verkäufer gezeigte gestreifte Unterhose nicht gefällt, dann frage ich, ob es eine „Alternative“ gibt.  Dann zeigt er mir vielleicht eine mit Punkten, also das gleiche, nur nicht in Grün.  „Alternative“ ist das, auf was man erst als zweites kommt, ja, man kann sogar zwischen dem Erstgedachten und seiner „Alternative“ alternieren, also hin und her gehen.  Womöglich beliebig. 

Linke zu beachten und sich als „Alternative“ zu ihnen anzubieten, in Bezug also, kommt aus Anerkennung heraus, die zwar in ihrer Schadhaftigkeit überwunden werden, aber noch irgendwie innerhalb und mit ihr stattfinden soll. Es geht aber ums Abwimmeln der ewigen Störenfriede. „Alternativlosigkeit für Deutschland“ wäre eine klarere Ansage. Aber wir waren ja bei der SPD.

PS: Lady Bitch Ray statt Thierse, das ist die hineinrotierte Schlußpuppe im letzten Akt, der noch gegeben wird bevor der Vorhang fällt.  Ob den Zuschauern für ihren Besuch wenigstens noch gedankt wird wage ich zu bezweifeln.  Denn während das Licht schon ausgeht sind die Ausgänge längst verschlossen.

PPS: „Kandidierenden-Plakate“ – das hat mittlerweile sogar meine Pogo-Bubble erreicht, ich erhielt letztens eine Firmenmail, wo es um „Eure Mitarbeitenden“ ging (zunächst dachte an auslaufende Verträge oder Feierabendregelungen, da ich bislang nur Mettenden kannte).

Benedikt Kaiser

12. März 2021 14:56

@"Dietrichs Bern":

Mich stört eher, dass auch hier die "soziale Politik" beschworen wird, diese Fata Morgana vermeintlicher Gerechtigkeit.

Und was heißt das jetzt? Platte und Mao-Hemdchen für alle? Und wer würde denn bitte ein "mehr" bezahlen? Familie Quandt ? Oder doch wieder meine Frau und ich, wie wir dass seit mehr als dreißig Jahren tun. Und das ist dann "sozial" ?

1. Klick

2. Klick. (Korrekte Minute bereits eingestellt!)

Niekisch

12. März 2021 17:32

"Trotz ideologischer Fehler und moralpolitischer Irrwege in der Vergangenheit seitens Thierses dürfte man also bereit sein, ihn im Lager des Sozialpatriotismus anzuhören. Vielleicht findet er hier mehr Gesprächskultur "

Darf ich, Herr Kaiser, bitten, diesen Gedanken fallen zu lassen: Wolfgang Thierse hat 2006 seiner Partei geraten, "Günter Grass nun nicht als Aussätzigen zu behandeln", als dieser sich als ehemaliger Waffen-SS-Mann in der Division Frundsberg outete. Der Mann ist nicht berechenbar...

Benedikt Kaiser

12. März 2021 17:34

@Niekisch:

Direkt im Folgeabsatz hab ich das Gedankenspiel doch verworfen. 

Imagine

12. März 2021 17:59

1

In der SPD gibt es – wie überall in der heutigen Gesellschaft – viele Schwätzer und Dilettanten, aber nur wenige Denker und keinen Großdenker.

Ein politischer und strategischer  Großdenker in der Sozialdemokratie war Richard Löwenthal. Zum 100. Geburtstag des Politologen und Publizisten hat Heinrich August Winkler in einem Artikel in der WELT „Ein Denker des Jahrhunderts der Extreme“ https://bit.ly/3bHf2qI  an ihn erinnert.

1947 veröffentlichte Löwenthal sein erstes Buch unter dem Pseudonym Paul Sering  Es trug den Titel: „Jenseits des Kapitalismus“ und formulierte eine Theorie des „Dritten Weges“ einer sozialdemokratisch geprägten Gesellschaft al Alternative zum US-Kapitalismus und Sowjetkommunismus. Dieses Buch fand großen Widerhall in der wiedergegründeten SPD und vor allem bei Intellektuellen. 1977 gab es eine Wiederauflage mit neuem Vorwort https://bit.ly/2OR7x7h.

Löwenthal schrieb 1981 in „Neue Gesellschaft“ einen Artikel „Identität und Zukunft der SPD“ https://bit.ly/3ticOUD , welcher der Sozialdemokratie eine politische Orientierung geben sollte.

Es sei mir gestattet, längere Passagen zu zitieren, weil sie nach wie vor aktuell sind und viel zum Verständnis der gesellschaftlichen Entwicklung beitragen.

Imagine

12. März 2021 18:01

2

Löwenthal wies darauf hin, dass die derzeitige Jugendrebellion von völlig anderer Art als die 68-er-Studentenrevolte von einst:
Denn „die Masse der friedlichen, von humanen Motiven bewegten Protestler von heute wollen die Gesellschaft nicht revolutionieren: Sie wollen großenteils aus einer als hoffnungslos empfundenen Gesellschaft aussteigen und Inseln bilden, auf denen sie sich vor ihren Gefahren schützen können.

Das betrifft  „einen erheblichen Teil der grünen Welle – jene selbstgetauften »Alternativen«, die eben eine Alternative neben der arbeitsteiligen Industriegesellschaft, an ihrem Rande, schaffen wollen.

 Damit beschreibt Löwenthal, was er für den Kern des Problems hält:
„ein sehr sichtbarer Teil der heutigen Jugend – nicht die Jugend, aber doch ein nicht unwichtiger Teil – will unsere Gesellschaft nicht verändern, sondern sich aus der arbeitsteiligen Industriegesellschaft zurückziehen. Die Grundauffassung allzu vieler, die über die berechtigte Sorge um die Umwelt und den notwendigen Kampf gegen ihre Vergiftung hinaus eine »alternative« Ideologie vertreten, ist der Glaube, daß alle moderne Technik des Teufels ist und die Schaffung der Industriegesellschaft ein historischer Irrweg war.
 […]

Imagine

12. März 2021 18:02

3

Aber Aussteigen ist kein Weg der Reform. […] in unserer Gesellschaft ist Arbeit, die auf die zur ökonomischen Rationalität erforderliche Spezialisierung verzichtet, bei noch so ehrenhaften Motiven und größtem Eifer meist objektiv parasitär

Als parasitär werden sie aber auch, meist ohne Anerkennung der ehrenhaften Motive, von der Masse der Berufstätigen empfunden.
[…]
Die humanen Motive [der Grün-Alternativen] widersprechen nicht denen der Sozialdemokratie – wohl aber die politischen oder vielmehr antipolitischen Ziele. Die Sozialdemokratie ist ein Produkt der Industriegesellschaft und ein Vorkämpfer der Demokratie in Staat und Gesellschaft. Sie kann mit denen, die die moderne Welt fur einen weltgeschichtlichen Irrweg halten, keinen Kompromiß schließen: Sie muß klar sagen, daß die menschenwürdige Versorgung der Milliarden Menschen, die heute die Erde bevölkern, ohne die Industriegesellschaften und ihre berufliche Arbeitsteilung unmöglich und daß alle Alternativen dazu reaktionäre Utopien sind. Sie darf sich auch nicht in der Illusion wiegen, die Bildung von Inseln am Rand der Gesellschaft sei eine Form der Partizipation: Partizipation heißt Teilnahme, Beteiligung an einem größeren Ganzen; Aktivität von Gruppen, die sich vom Ganzen der Gesellschaft abkapseln, ist keine Partizipation. […]

Imagine

12. März 2021 18:03

4

Es ist kein Zufall, daß die Gleichgültigkeit gegenüber Rechtsnormen im alternativen Lager so häufig und keineswegs auf die bösartigen Gewaltanbeter beschränkt ist. Das Recht ist, ebenso wie die Arbeitsteilung, eines der grundlegenden Bindemittel der Gesamtgesellschaft – und wer in seiner Grundhaltung aus dieser aussteigt, wird leicht auch jenes geringschätzen. […]

 Die Auseinandersetzung […] ist also nicht die zwischen einem zum Teil konservativ gewordenen Stamm von Arbeiterwählern […] und einer kritischen Jugend, die sich vorwiegend aus den »neuen« Gesellschaftsschichten rekrutiert. Sie ist der Konflikt der Haltungen und Interessen zwischen den »Aussteigern« und der Masse der Berufstätigen aller Art, also der Arbeiter, der Angestellten, der Selbständigen und des Großteils des öffentlichen Dienstes […] Eine Partei, die für die Probleme und Motive der Aussteiger Verständnis zeigt, kann gewiß hier und da einen Teil von ihnen integrieren, aber nur wenn sie ihrem Weltbild mit klaren Argumenten entschieden entgegentritt. Eine Partei, die in dieser Auseinandersetzung eine klare Stellungnahme vermeidet, kann nur sich selbst desintegrieren.

Imagine

12. März 2021 18:04

5

 Die Auseinandersetzung mit den »grünen« und »alternativen« Jugendlichen muß zwischen konkreten, konstruktiven Beiträgen zur Verbesserung der Umweltpolitik, zur Humanisierung der Arbeitsbedingungen und zur Korrektur anderer Mängel unserer Gesellschaft einerseits und der Ideologie und Praxis eines Aussteigertums, das der arbeitsteiligen Industriegesellschalt feindlich ist und vom demokratischen Prozeß nichts wissen will, klar unterscheiden.

Wenn die Sozialdemokratie die konstruktiven Beiträge ermutigt, aber die Grenze zu den Aussteigern mit unmißverständlicher Schärfe zieht, wird sie keines der grundlegenden Elemente verlieren, die das nach Godesberg entstandene breite soziale Bündnis getragen haben. Wenn sie diese Grenzziehung versäumt, wird sie ihre Basis nicht nur unter den Facharbeitern, sondern in allen berufstätigen Schichten untergraben. Die Zukunft der Sozialdemokratie hängt von der klaren Herausstellung ihrer Identität als einer Partei der demokratischen und sozialen Fortentwicklung der arbeitsteiligen Industriegesellschaft ab."
[Hervorh. im Text Löwenthals durch mich]

Niekisch

12. März 2021 18:14

@ Benedikt Kaiser: danke, explizit ausgesprochen sah ich es nicht, sehe mich jetzt beruhigt und werde auf meine schon etwas älteren Tage in aller Ruhe und nicht einmal schadenfroh zuschauen, wie die SPD ihr Ende findet. Sagen wir es doch einmal deutlich: die Sozialdemokratie hatte sich bereits 1932 überlebt, als sie durch Verweigerung einer minimalen Erhöhung der Rentenversicherungsbeiträge die große Koalition unter Müller scheitern ließ und den radikalen Republikfeinden das Feld überließ. Ebenso wie der Expressionismus in der Kunst waren auch die "Weimarer" kein Überlebensmodell mehr und konnten nach 1945 nur künstlich unter missionarischer Begleitung der Sieger wiederbelebt werden. Jetzt geht dem Ganzen die Luft aus und wir sollten unter einem Quietschen verpuffenden Ballon nicht im Geringsten noch Luft einzuhauchen versuchen. 

Da ist auch ein "Sozialpatriotismus" nicht mehr herauszuretten: die Begriffe passen nicht zusammen. Patriot sein ist ein Gefühl, sozial sein eine Haltung, die politisch-weltanschaulich untermauert sein muss und für die Zukunft systemisch in das Werkzeug Staat integriert, nomotisch festgelegt sein muss, um den Anfechtungen des allumfassenden Dekonstruktivismus, besonders globalistischer Natur, gewachsen zu sein. 

Ein Blümchen durchbricht den Asphalt, wird aber durch die Dampfwalze überrollt...

 

Eo

12. März 2021 18:31

Höhöhö, der olle Thierse,
früher mal von der Titanic als bedenkentragender Ossi-Bär verspottet, hat sich lange genug für Multikulti und die Bunte Republik einspannen lassen ...

Aber immerhin oder inzwischen
scheint ihm ein Licht aufgegangen zu sein, daß er mir derzeit wieder etwas sympathischer vorkommt, gemäß dem Jesus-Wort 'Es ist mehr Freude im Himmel über einen Sünder, der usw.', da er nun den Minderheitenterror problematisiert, ohne den MHT auch so zu nennen.

Aber das tut er imgrunde nur,
weil er begriffen hat, daß er als 'alter weißer Mann' nun selbst zum genuinen Haßobjekt geworden ist und damit nicht mehr klar kommt, weil er nun auch von seinen Junggenossen zu denen gezählt wird, gegen die er früher so leidenschaftlich und gerne gehetzt hat.

Und auch damals im 'Schrippenkrieg'
vom Prenzelberg hat er mit seim Weckenhaß eine doch eher zweifelhafte Rolle eingenommen.

 

(2. Versuch)

Elvis Pressluft

12. März 2021 19:38

Wenn ich bitte um Pardon bitte dürfte: Ohne eine einzige Zeile von BKs Referat für kritikwürdig zu halten, sehe ich dessen Sinnhaftigkeit nicht – außer vielleicht zum Zeitvertreib, der darin besteht, einen intralinken Diskurs zu beobachten. Unterhaltung für die ganze Familie, wie der sonntägliche Besuch im Zoo. Was hier alles kreucht, wie possierlich! Und da balgen sich zwei Brüllaffen und ihre Horden! Ob man sie aus sicherer Entfernung füttern darf?

Ich gehe da völlig mit @Andreas Walter konform: Thierse ist aufgrund anderer Sozialisierung noch auf der Detailebene (!!) vernunftanfällig; das unterscheidet ihn von dem homosexuellen Callcenterboy und Artverwandten. Eine Analogie: Habermas zu lesen ist, rein intellektuell genommen, erträglicher als eine Habeck-Lektüre. Thierse möchte alle Rechten „nur“ sozial und politisch ausschalten; der Kevinisierte hat auch nichts gegen die Anwendung brutaler physischer Gewalt (nur daß er sich selbst nicht die Hände schmutzig macht – dafür hat man seine Leute).

Thierse vs. Esken ist am Ende maximal bessere Spiegelfechterei. Die „Feinde“ (eher Spielkamerad*innen) meiner Feinde sind auch meine Feinde – und bleiben es.

Laurenz

12. März 2021 19:46

 

@Dietrichs Bern

"Reicht ja, dass Edathy noch Parteimitglied sein soll"

Über die abnorme sexuelle Fokussierung Edahtys waren doch alle Entscheidungsträger lange informiert. Man hat dann dieses Wissen nur benutzt, um Edahty als Vorsitzenden der NSU-Untersuchungsausschusses zu ernst-röhm-isieren.

Linke sind abnormen sexuellen Fokussierungen, auch wenn es Minderjährige betrifft, recht aufgeschlossen. Das störte nicht weiter. Aber wenn dieser Vorsitzende im Staats-TV öffentlich anprangert, daß Polizei & VS ihm Akten verweigern, dann muß der Mann weg, wie auch immer.

Hitler wußte ganz genau, welche Schwulenkneipen Berlins Ernst Röhm öfters besuchte. Trotzdem war Röhm einer der wenigen Duz-Freunde (kann man an einer Hand abzählen) Hitlers. Nur als Röhm gefährlich wurde, benutzte man Röhms Homosexualität dazu, um seine Beseitigung zu rechtfertigen.

Heutzutage braucht man nur noch selten jemanden umbringen, der virtuelle Tötungsakt reicht, wie auch im Fall Thierse, meist aus. Man sieht, die SPD-Führung ist nicht weit von der NSDAP entfernt und Edahty war noch nicht mal einer aus der Führunsgriege.

Valjean72

12. März 2021 21:12

@Niekisch:

Was ist an Thierses Auspruch in Bezug auf Günter Grass' Vergangenheit in der Waffen-SS auszusetzen?

Oder anders gefragt: Sind sie der Auffassung, dass Grass, der sich als Heranwachsender in den letzten Kriegsmonaten der Waffen-SS anschloss, wie ein "Aussätziger" hätte behandelt werden sollen?

Diesen Fragen schiebe ich hinterher, dass ich weder mit dem Autoren, noch mit der politischen Figur "Grass" viel anfangen kann.

Laurenz

12. März 2021 22:45

@Niekisch @BK

"Da ist auch ein "Sozialpatriotismus" nicht mehr herauszuretten: die Begriffe passen nicht zusammen. Patriot sein ist ein Gefühl, sozial sein eine Haltung, die politisch-weltanschaulich untermauert sein muss"

Damit begeben Sie Sich auf ganz dünnes Eis, Niekisch. Wen interessiert schon irgendeine Defintion? Auch die Ihre bleibt belanglos. Wir sind die Neue Rechte, und wir geben die Antwort auf die post-globalistisch-liberale Zeit verunstaltet durch die ewig linken Gestrigen.

Der Solidar-Patriotismus wird zwangsläufig kommen. Die ganze Debatte hier zielt seit Wochen darauf ab, da in Deutschland nur noch Minderheiten durch Parteien repräsentiert werden. Es war nur noch keiner da, dem das aktuelle Parlaments-Konstrukt im Machtgefüge nicht! genug wäre. Die Zeit ist vielleicht auch noch nicht ganz reif dafür, weil der Schmerz der Mehrheit noch zu gering ist. Aber was sind schon 20 oder 30 Jahre im historischen Kontext, Niekisch....

Laurenz

12. März 2021 22:51

@Elvis Pressluft

"sehe ich dessen Sinnhaftigkeit nicht – außer vielleicht zum Zeitvertreib, der darin besteht, einen intralinken Diskurs zu beobachten."

Dann sollten Sie vielleicht mehr GK-Artikel lesen.

Gk hat nicht empfohlen, wie die Grünen oder Linken neu-kreierte - oder alte Religionen zu verkaufen. Aber Er hat, in meinen Augen völlig zurecht, darauf hingewiesen, eigene politische Aussagen der Rechten auf ein Mindestmaß zu reduzieren, und stattdessen permanent den politischen Gegner durch den Kakao zu ziehen.

Diese Aufgabe erfüllt und löst der BK-Artikel auf höchstem Niveau.

Zum Glück hat die Linke keinen BK, der unserem BK auch nur ansatzweise das Wasser reichen könnte.

LotNemez

13. März 2021 02:42

@Kaiser

Haben Sie schon mal überlegt, dass es den "Bonsai-Jakobinern" möglicherweise gar nicht um das Vorankommen ihrer eigenen Partei geht, sondern um das Voranbringen ihrer blockparteiübergreifenden Projekte? Diese Protagonisten kennen doch keine Parteitreue, sind erst vor wenigen Jahren eingetreten, fühlen sich eher anderen, parteiübergreifenden Netzwerken verbunden. Das Parteibuch haben woke-Krieger und Klimaaktivisten nur, um den Agenden dieser Netzwerke zu dienen. Mit Wahlschlappen kann man jungen Parteieliten deshalb gar nicht mehr drohen. Die dürften längst einkalkuliert sein. Wenn die SPD oder die Linke verlieren, wen juckt's? - dafür gewinnt eben die Grüne oder die CDU. Überall sitzen mittlerweile diese Leute, die das gemeinsame Projekt voranbringen. Sie wissen sehr gut: der rechtsverängstigte Wähler kann nicht ausweichen, außer ins Nichtwählerlager, wo er auch keinen Schaden anrichtet. Es gilt: Das Haus gewinnt immer. 

Dazu passend häufen sich in den letzten Jahren parteiinterne Anfeindungen auf schwarze Schafe, während Angriffe auf konkurrierende Parteien an Schärfe verloren haben und eigentlich kaum noch wahrnehmbar sind. Weil es sich eben auch nicht mehr Konkurrenten handelt. Das war zu DDR-Zeiten nicht anders, wo sich die Blockparteien untereinander kein Auge aushackten.

Dieter Rose

13. März 2021 09:15

@Valjean

bei Grass stieß einem seine Selbstgerechtigkeit auf!

Imagine

13. März 2021 09:43

1/4

Der Analyse von Richard Löwenthal würde ich in einigen Punkten widersprechen.

Richtig ist, dass – historisch betrachtet – die SPD eine Partei der Industriearbeiter, insbesondere der qualifizierten Facharbeiter, gewesen ist. Aber das war die Nachkriegs-SPD nicht mehr. Sie war zwar noch immer eine „Partei der Arbeit“, aber zunehmend mehr eine „Partei des öffentlichen Dienstes“.

Sie war keine sozialistische Partei mehr, sondern zu einer sozialliberalen Partei geworden und hatte sich mit dem Godesberger Programm vom Endziel des Sozialismus verabschiedet. Sie hat sich vom SDS, der Organisation der sozialistischen Intelligenz getrennt, und sogar einen Unvereinbarkeitsbeschluss getroffen und SDS-Mitglieder ausgeschlossen. Obwohl Helmut Schmidt nach dem Krieg SDS-Vorsitzender gewesen war.

Sozialdemokraten wie Kurt Schumacher und Richard Löwenthal waren echte revolutionäre Sozialisten, echte Klassenkämpfer  und echte Widerstandskämpfer gewesen. Das traf auf Leute wie Willy Brandt und Helmut Schmidt nicht zu.

Löwenthal idealisierte und überschätzte die westliche Kultur (cf. „Von der Einzigartigkeit des Westens“, 1979). So wie er den „Westen“ wahrnahm, war dieser längst nicht mehr. Das war ja auch der Hauptgrund für die Entstehung der APO und der 68-er-Revolte.
 

Imagine

13. März 2021 09:45

2/4

Die Industriearbeiterschaft ist eine untergehende Klasse. Nur noch ca. 10% oder weniger sind heute noch im produktiven Bereich tätig. Früher war es die Mehrheit der Arbeitsbevölkerung. Heute sind die SPD und die Gewerkschaften machtlos und korrumpiert. Die Arbeitsbevölkerung besteht hauptsächlich aus Dienstleistungsberufen, davon über die Hälfte in gesellschaftlich unnützen Bullshit-Jobs in der Unterhaltungs- und Kulturindustrie,  in derWerbe- und PR-Branche sowie in Geschwätz-Berufen.

Diese Leute sind – aus sozialistischer Perspektive – objektiv parasitär. Aber eben nicht subjektiv, sondern subjektiv erleben sie sich als progressiv und humanistisch.

Aus dieser kognitiven Dissonanz resultiert die „Identitätspolitik“:
objektiv: parasitär und reaktionär, subjektiv: modern, progressiv und humanistisch.

 
Falsch ist bei Löwenthal auch die Gegenübersetzung von grün-alternativer Jugendbewegung ums Jahr 1980 versus APO und 68-er-Revolte.

Herbert Marcuse propagierte die „Große Verweigerung“ (s. hier).

Imagine

13. März 2021 09:46

3/4

Auch unter der 68-er-Bewegung gab es einen großen Teil von Aussteigern, die in Hippie- oder Land-Kommunen gingen bzw. alternative Subkulturen in den Städten mit Kneipen, Discos, Projekten etc. bildeten. Oder in neu-religiösen esoterischen Kreisen und Sekten lebten, wie Psycho- oder Öko-Gruppen, K-Gruppen oder als Bhagwan-, Scientology-Anhänger etc.

Die wollten die Gesellschaft nicht mehr revolutionieren, sondern reservatsähnliche Milieus, Soziotope und Enklaven bilden.

Viele wurden dann in der Lebenswirklichkeit aus – häufig nur in der Phantasie – „Aussteigern“ zu Aufsteigern, behielten jedoch ihre sozialparasitäre Identität und Leistungsverweigerung bei.

Die Kultur- und Unterhaltungsindustrie, die Werbe- und PR-Branche sowie die politischen Parteien sind voll von solchen „linken“ und „grünen“ Typen.

Wenn das rechte Milieu betrachtet wird, dann gibt es auch dort oppositionelle Verweigerer und Aussteiger sowie die Bildung von Kommunen oder alternativer Lebenszusammenhänge. Auch „Schnellroda“ kann man so sehen. Man denke auch an die „national befreite Zonen“.

Man schaue sich rechte Biographien an. Viele Rechte arbeiten nicht in den Berufen, die sie studiert haben. Es gibt viele Studienabbrecher oder Studienaussteiger als „Bachelor“, also auf wissenschaftlichem Undergraduate-Niveau wie früher das Vordiplom. Einige werden AfD-Parteipolitiker, andere rechte APO-Berufspolitiker.

Imagine

13. März 2021 09:53

4/4

Auch wenn sich die Ideologie der Neuen Rechten grundlegend von jener der 68-er unterscheidet, von der psychosozialen Struktur und der praktischen Lebensorientierung gibt es viele Gemeinsamkeiten zwischen der Generation der Neuen Rechten und der 68-er-Generation.

Beide Generationen sind oppositionell gegenüber der vorgefundenen gesellschaftlichen Wirklichkeit, beide wollen ein selbstbestimmtes und natürliches Leben, nicht so leben wie die Systemsklaven und die Plastic People. Beide stehen der Konsumwelt kritisch gegenüber und idealisieren einen freiheitlichen, mutigen und kämpferischen Bürger.

Diese Gemeinsamkeiten zeigen sich dann z.B. bei Demonstrationen gegen die Globalisierung oder gegen das „Pandemie-Regime“.

Aber das Gros der Rechten nimmt diese Gemeinsamkeiten nicht wahr, weil sie bewusstseinsmäßig auf die Zwischenkriegszeit fixiert sind und darüber mehr wissen als über die Entwicklung unserer Gesellschaft seit den 60-er Jahren und insbesondere über APO und Studentenbewegung. Darüber wissen sie nur das, was ihnen in Schule und Medien falsch vermittelt wurde.
Sie lesen antiquarische Bücher über rechts-oppositionelle Politik, wie damals die Linken  Luxemburg, Lenin, Trotzki et al. lasen und nicht begriffen, dass diese Zeit längst untergegangen war.

Die „Konservative Revolution“ ist genauso Geschichte wie die revolutionäre Arbeiterbewegung.

Niekisch

13. März 2021 10:08

@ Valjean72 12.3. 21:12: ein kleiner Text zum Klarstellen:

 

Deutsche Soldaten

 

Die Tage zerbrechen: Tand.

Der Ewigkeit sind wir zu eigen.

Von Mutter und Heimatland

lernten wir lange zu schweigen.

 

Die Namen zerfliegen: Spreu.

Kameraden wir heißen.

Und unsere Treu

kann kein Tod zerreißen.

 

Die Worte verwehen: Dunst.

Nur Schreie. Blicke. Taten.

Wir rühmen uns keiner Kunst.

Wir sind deutsche Soldaten.

 

Dietrichs Bern

13. März 2021 12:11

@Benedikt Kaiser: 

Zu Click 1: Danke, Kämpfe mich gerade durch "Der Vater" und entdecke meine preußische Leidendsfähigkeit neu.

Zu Click 2: Haha, mit Tattoos bemalte Hefeklöpse als Referenz, mutig, damit nach vorne zu gehen.  

 

RMH

13. März 2021 12:26

Unser Sozialstaat mit seinen Säulen Sozialversicherung und Besteuerung ist von der grundsätzlichen Konzeption sehr gut aufgestellt - da gibt es nicht mehr viel Optimierungsbedarf im Grundsätzlichen, außer dass man die sog. versicherungsfremden Leistungen gründlich auf den Prüfstand stellt und das die Staatshaushalte massiv belastende Problem der grassierenden Pensionslasten (nur ein verbeamteter Lehrer war ja ein guter Lehrer etc.) angeht. Das sind aber eher technokratisch- bürokratische Fragen, bei denen man sich fragt, wie man damit bei den Wählern, die nicht merken wollen, was für Bomben hier bereits seit längerem ticken, punkten kann.

Ununterbrochener Zuzug von Transferempfängern plus die Überalterung und das in Rente gehen der Generationen, die als "Boomer" verspottet werden, aber sich über Jahrzehnte durch braves Einzahlen in die Kassen entsprechende Ansprüche erworben haben, sind die Herausforderungen, die aber seltsamerweise keine Wahlkampfthemen wurden und werden.

Zumindest die AfD ist meiner Meinung nach im Sozialen programmatisch aktuell besser aufgestellt, als getan und propagiert wird bzw. ist besser als ihr Ruf.

Bei den LT-Wahlen morgen spielt das Soziale offenbar keine große Rolle. Bei den Kleinparteien prognostiziere ich ein Reüssieren der FDP, die von Corona mehr profitieren wird, als die AfD. Das Thema 2021 ist Freiheit und nicht der Sozialstaat.

Dietrichs Bern

13. März 2021 12:39

@Laurenz: Das man Erkenntnisse über Parteigenossen zu gegebener Zeit "nutzbringend" verwendet, mag tatsächlich zur Politik seit ehedem gehören; inwieweit dies bei Edathy geschah, kann ich gar nicht beurteilen. 

Immerhin blieb Zeit, rechtzeitig den Laptop gestohlen zu bekommen und was da sonst noch alles verdeckt wurde, kann man nur ahnen.

Im Ergebnis wurde hier ein Verbrecher doch recht sanft zur Seite geleitet; wenigstens, sein "Schutzengel" Oppermann muss sich vor einem höheren Richter verantworten, die einzig festellbare Gerechtigkeit in diesem Fall.

 

Niekisch

13. März 2021 17:07

"Wen interessiert schon irgendeine Definition? Auch die Ihre bleibt belanglos. Wir sind die Neue Rechte, und wir geben die Antwort auf die post-globalistisch-liberale Zeit verunstaltet durch die ewig linken Gestrigen.

Der Solidar-Patriotismus wird zwangsläufig kommen."

@ Laurenz, 12.3. 22:45: Interessant, ein Argument aus bloßer Behauptung eigener Position ohne Widerlegen meiner Aussage...und mit der Zwangsläufigkeit hat es schon bei den Verkündern der klassenlosen Gesellschaft nicht funktioniert. 

@ Imagine: Als Miterlebender der 60iger Jahre stimme ich Ihrer Bewertung der 68iger-Bewegung  weitgehend zu. Leider hat die Studentenbewegung die Vätergeneration derart verunglimpft, dass diese nicht einzugliedern war. Das geschieht auch heute bei der "Neuen Rechten" wieder, indem sie die Großväter, soweit sie guten Glaubens und unbefleckt waren, nicht in Schutz nimmt, zugleich übersieht, wo im deutschen Volk noch Deutsches glüht, nämlich überwiegend beim sog. kleinen Mann der Vätergeneration. 

heinrichbrueck

13. März 2021 20:37

Ist die BRD ein Zuwanderungsland, wird der Planet Erde ein potentielles Deutschland. Die deutsche Mehrheit wird zu einer globalen Minderheit, nach dem Herrschaftssystem Demokratie ohnehin, und die Ressourcenverteilung jeden Diskurs auslachen kann. Denken die Genossen etwa wirklich, sie hätten Macht, weil ihr ideologisches Marionettendasein eine Steuerungsaufgabe erfüllt? Hochmut ist nicht mit Macht zu verwechseln, wie bei diesen Verrätern, deren Stolz käuflich bleibt. Wählerstimmen sind nicht entscheidend, wichtig ist nur die Umsetzung der Ideologie. Es ist ein klar zu beweisender Genozid. Die Urheber der Ideologie, nicht mit der Funktion zu verwechseln, werden sich keine Mühe geben, diese Umvolkungsideologie zu stoppen. Alles andere, Burnham und Andreotti inbegriffen, verschleiert die politische Agenda, deren antiweiße Zielsetzung nicht mehr geleugnet werden kann. Die Frage, wie die Weißen, die kein Wir kennen, aus dieser Ideologie ausbrechen werden, wird nicht unbeantwortet bleiben. Ob negativ oder positiv, eine Variante wird sich durchsetzen. Es wird aber nicht diejenige Variante sein, die sich ein falsches Wir anmaßt.

Laurenz

13. März 2021 22:21

@Niekisch

Auch Sie weise ich (wahrscheinlich zum 20ten mal auf diesem Forum) auf diesen CS-Artikel https://sezession.de/63878/demos-in-wien-system-und-lebenswelt ... hin. Dieser Artikel beschreibt, vielleicht sogar ungewollt, auf den Betroffenheits-Faktor in Mitteleuropa hin. Wann bewegt sich der Mitteleuropäer politisch? Genau, wenn er existentiell selbst betroffen ist, sonst nicht. An diesem Punkt führt keine Reform, kein Widerstand, keine Alternative vorbei.

Die Linke/die Kommunisten achteten bei ihrer historischen Agitation immer darauf, die materielle Betroffenheit der Masse oder Mehrheit zu beschleunigen, vor allem durch Streiks. Das tun sie immer noch. Der Unterschied zur Historie ist, daß sie jetzt an der Macht sind und eine andere Oppositionskraft von zunehmender materieller Betroffenheit des einzelnen profitieren wird. Und solange Wahlen stattfinden werden, werden diejenigen Mehrheiten hinter sich vereinigen können, die Interessen von Mehrheiten berücksichtigen, was aktuell keiner macht. Das ist offensichtlich und mich wundert, daß ich Ihnen das noch erklären muß.

Laurenz

13. März 2021 22:32

@Dietrichs Bern @Laurenz 

"Das man Erkenntnisse über Parteigenossen zu gegebener Zeit "nutzbringend" verwendet, mag tatsächlich zur Politik seit ehedem gehören"

Was meinen Sie, wo 1,1 Milliarden Euro (gut 3 Mio Euro am Tag) im "Kampf gegen Rechts", auf deutsch, "Kampf gegen Nicht-Regierungskonforme" hingehen? Natürlich, in anti-oppositionelle Propaganda. Das läuft rund um die Uhr, 24/7. Da ist nichts mit "zu gegebener Zeit". "Zu gegebener Zeit" ist immer, ist exakt jetzt.

Edahty ist doch kein Einzelfall. Die ganzen Alt-Grünen und sonstigen Kommunisten befürworteten in den 80ern geschlechtlichen Verkehr mit Minderjährigen, ob Cohn-Bendit, Trittin oder sonstwer, keiner stand bemerkbar innerparteilich dagegen auf. Das erkennen Sie auch gut bei den Beiträgen von Imagine in manchen HB-Artikeln. Linke wollen Kindern die Seele nehmen, ja sie geradezu vernichten.

Laurenz

13. März 2021 22:38

@heinrichbrueck

Zum wiederholten Male haben Sie Recht mit Ihrem letzten Beitrag.

Der Haken an der Geschichte, der mir schleierhaft bleibt, ist, daß die Weißen des Planeten dieses System finanziell tragen. Irgendwer muß ja zu versteuernde Gewinne erwirtschaften. Nur wieso schwächt man weiter die weiße Welt, in Anbetracht dessen, daß China zukünftig die Welt dominieren wird, ohne Macht-Teilnahme der Globalisten. Die Globalisten schießen sich gerade so dermaßen ins eigene Knie, daß sie lange nicht mehr aufstehen werden.

Maiordomus

14. März 2021 10:14

@heinrichbrueck. Burnham sah 1964/65 in den von Goldwater bekämpften Massnahmen und Gesetzen der Administrationen Kennedy-Johnson gegen die sog. Segregation einen Bestandteil des westlichen Selbstmordes. Er gehörte nun aber wie Goldwater und Schlamm zur jüdischen, damals auch dezidiert antikommunistischen Rechten, die ausser zu Israel zu Südafrika und Ian Smiths Rhodesien hielt. Es scheint, dass diese Richtung, zu der heute wohl auch Broder zu zählen ist, es Ihnen nicht recht machen kann. Schlamm, der indessen für einen 3. Weltkrieg 100 Millionen Atom-Tote für im Interesse der Zivilisation für riskierbar hielt und insofern trotz seiner imponierenden Analysen gegen den roten und braunen Totalitarismus in den Dreissigerjahren sich zu Fanatismus verleiten liess, wurde dann als führender bundesrepublikanischer Kolumnist durch Hans Habe abgelöst. Immerhin war Schlamms späte, mit Rudolf von Habsburg herausgegebene Zeitbühne eine ehrenwerte Zeitschrift mit guten Beiträgern geworden, so. z.B. dem Literaturkritiker Herbert Eisenreich und  mit Erik v. Kuehnelt-Leddihn, den ich hier wiederholt als interessanten nonkonformen zwar radikalen, aber nicht extremistischen Denker gewürdigt habe.  

Imagine

14. März 2021 13:13

1/5

@Niekisch   13. März 2021 17:07
„Als Miterlebender der 60iger Jahre stimme ich Ihrer Bewertung der 68iger-Bewegung weitgehend zu. Leider hat die Studentenbewegung die Vätergeneration derart verunglimpft, dass diese nicht einzugliedern war.“

Das habe ich anders erlebt.

Bei der Elterngeneration sahen wir, dass sie mitgemacht haben, aber nicht als selbstbestimmte Subjekte, sondern als Objekte eines wie eine Naturkatstrophe ablaufenden Gesellschaftsprozess.

Das war wie eine Massenpsychose und die Individuen sind danach aufgewacht und konnten sich – sofern sie mitgemacht hatten – nicht damit identifizieren, weil sie weder Krieg und schon gar nicht den Massenmord an den Juden wollten.

Die Elterngeneration war eine vom herrschenden Establishment betrogene Generation.

Massenmord und Kriegsverbrechen geschahen selbstverständlich auch auf Seiten der Alliierten, man denke an den Bombenterror gegen die Zivilbevölkerung.

Die Mitläufer in der Elterngeneration waren mehr Opfer denn Täter. So erlebten sie sich.

Die Verbrecher waren ganz oben beim Adel, Großindustrie, Großfinanz, Militär und den Nazi-Spitzen gewesen. Die Nazi-Größen waren kleinbürgerliche Aufsteiger, die zu einem neuen Adel werden wollten.

Niklas Frank hat dies gut in seinem Buch „Der Vater“ herausgearbeitet.

Imagine

14. März 2021 13:15

2/5

Das deutsche Establishment war verbrecherisch und schreckte vor Massenmord nicht zurück, verheizte für ihre Interessen die eigene Bevölkerung.

Aber diese Verbrechen waren nicht einzigartig in der Geschichte. Man denke an den Massenmord an den Indianern oder an die 4 – 6 Millionen Negersklaven, die allein durch den Transport nach Amerika umkamen. Oder an den Massenmord an der japanischen Zivilbevölkerung, wo man zwei Atombomben unterschiedlichen Typs ausprobierte und die Folgen mit wissenschaftlicher Akribie durch Mediziner-Teams erfasste.

Mit (Ex)Nazis sind wir aufgewachsen. Ich denke an einen Lehrer, der noch nationalsozialistischer Idealist war und stolz verkündete, dass er SA-Mann gewesen war. In den Pausen lief er immer mit der National-Zeitung unterm Arm herum.

Ein Klassenkamerad war Hitler-Fan, ein Judenhasser, der sich an Ford und Folter an jüdischen Menschen aufgeilte und wiederholt „Juda verrecke!“ rief.

Wir nahmen diese Menschen hin, wie man heute Veganer, Esoteriker, Feministen und Geschlechtsverirrte hinnimmt.

Damals wurde der Jude nach wie vor als Personifikation des anti-deutschen Charakters gesehen, voll mit negativen Eigenschaften, wie geldgierig, feige, heuchlerisch. Es war damals normal, zu sagen „Ich bin doch kein Jude!“, wenn es um Geiz, Faulheit, Feigheit oder Lüge ging.

Diese idiotische Projektion und Gegenidentifikation war normal, obwohl wir keinen einzigen Juden kannten.

Imagine

14. März 2021 13:16

3/5

So wie heute die Linken in die Rechten negative Eigenschaften hineinprojizieren und umgekehrt die Rechten in die Linken. Die meisten Rechten sind Linkenhasser, so wie ihre (Ur)Großväter Judenhasser gewesen waren.

Mit dem WK II waren Massenmord, Kriegsverbrechen, Folter und Terror zwar in West-Deutschland, aber global nicht zu Ende.

Es war klar, dass die USA vom organisierten Verbrechen dominiert waren. Daher die Morde an J.F. Kennedy und M.L. King, daher die imperialistischen Kriege.

Wir kannten die Kriegsverbrechen der US-Army in Vietnam und den millionenfachen Massenmord an Vietnamesen mittels Napalm und Agent Orange.

Deshalb gab es die Demonstrationen gegen den Vietnam-Krieg und gegen den Schah, der ein Verbrecher, Folterer und Mörder war.

Unsere Befürchtung war, dass Faschismus und Barbarei zurückkehren. Daher der Kampf gegen die Notstandgesetze, weil diese Vorratsgesetze zu legalen Errichtung einer Diktatur waren.

Diese Angst vor der Wiederkehr einer faschistoiden Terrorherrschaft in Deutschland kam auf insbesondere durch den Mord an Benno Ohnesorg. Der Polizist Kurras hatten dem friedlich demonstrieren Studenten Ohnesorg von hinten in den Kopf geschossen. Klarer Fall von Mord. Aber die Justiz sprach Kurras frei wegen, weil ihm eine „Putativnotwehr“ zugebilligt wurde.

Imagine

14. März 2021 13:19

4/5

Nazi-Verbrecher und Demokratie-Heuchler fanden sich damals in der BRD in höchsten Kreisen und Positionen, darunter SS-Mörder und Justizmörder, superreiche Profiteure von Krieg und der Arbeitsversklavung jüdischer Menschen und russischer Kriegsgefangener.

Eine gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit - insbesondere gegen die kritische Intelligenz - war im „christlichen“ CDU-CSU-Milieu noch normal. Strauß ist ein Beispiel dafür. Von den Linken sprach man als „rote Ratten“.

Der Ungeist des Anti-Humanismus und der Barbarei war noch existent und dies nicht nur in Deutschland. So wie heute der Bellizismus und der Rassismus in den USA am stärksten sind.

Die 68-er-Bewegung war keineswegs nur ein deutsches, sondern ein globales Phänomen. Man denke an Muhammad Ali, Angela Davis, John Lennon etc. Die 68-er-Bewegung richtete sich gegen die kapitalistische Verbrecherherrschaft, gegen Imperialismus und Kolonialismus, gegen verbrecherische Kriege und Diktaturen.

Die 68-er-Bewegung wollte eine Welt  mit „Love & Peace“, das drückte sich in ihrer Musik, Kunst und den politischen Aktionen, wie Demonstrationen und Happenings, aus. Natürlich ging es auch um sexuelle Befreiung gegen die Welt der zwanghaften und konformistischen Spießer sowie um Befreiung vom kapitalistisch-industriellen Arbeits- und Konsumzwang.

Imagine

14. März 2021 13:20

5/5

Die 68-er-Bewegung war kein deutsches Phänomen und richtete sich nicht primär gegen die Elterngeneration. Das war kein Generationenkonflikt, auch wenn es auf familiärer Ebene zu Konflikten mit der Elterngeneration kam.

Die Nazi-Ära erlebten wir zum einen als Vergangenheit, zum anderen als bedrohliche Zukunft.

Die APO-Bewegung war von der Grundstruktur bürgerlich-konservativ, weil sie die freiheitlich-demokratische Grundordnung bewahren wollte gegen die Notstandsgesetzgebung mit ihren Einschränkungen von bürgerlichen Freiheitsrechten und der Legalisierung einer möglichen Diktatur.

 

Gustav

14. März 2021 15:32

@ imagine

"aber nicht als selbstbestimmte Subjekte, sondern als Objekte eines wie eine Naturkatstrophe ablaufenden Gesellschaftsprozess."

Mein Vater und seine zwei Brüder haben sich freiwillig gemeldet, und das niemals bereut,ganz im Gegenteil.

"Die meisten Rechten sind Linkenhasser, so wie ihre (Ur)Großväter Judenhasser gewesen waren."

Sie sollten sich endlich einmal die Frage stellen, woher das kam. Das Deutsche Reich hatte 1916 den Krieg gewonnen, Frankreich und England waren am Boden. Es waren dann Juden, die im Tausch gegen Palästina die USA dazu brachten, in den Krieg einzutreten ( Balfour-Deklaration ). Diese Machenschaften ,die Beteiligung an der Revolution, die nachfolgenden Betrugs- und Wuchergeschäfte während der Weimarer Republik haben dafür gesorgt, das die Deutschen die Juden mit anderen Augen sahen, als davor.

Die Nazi-Ära erlebten wir zum einen als Vergangenheit, zum anderen als bedrohliche Zukunft."

Schön, wenn wir so eine Zukunft noch hätten!

Gustav

14. März 2021 15:41

@ Laurenz

"Nur wieso schwächt man weiter die weiße Welt...."

Weil sie immer renitent war, weil sie andere Vorstellungen hatte, bezüglich der Art und Weise zu leben. Die Welt zu beherrschen geht ohne Weiße viel einfacher. Gewinne werden auch dann noch genügend übrigbleiben, gleichzeitig hat "man" mehr Ruhe.

Lesen Sie "Die Kultur der Kritik" von Prof.Kevin McDonald (als pdf im Netz). Sie werden sich wundern!

Laurenz

14. März 2021 17:03

@Gustav @Laurenz

"Prof.Kevin McDonald"

Da steht aber nix von Chinesen.

 

Niekisch

14. März 2021 17:38

@ Laurenz 13.3. 22:21: den verlinkten Artikel hatte ich gelesen, aber nicht für bedeutsam befunden, weil für mich die Repressionen "bei Gelegenheit" der Pandemie zu sehen sind.

Ich kann nicht nachvollziehen, wieso der Artikel meine Aussage entkräften soll. Zur APO-Zeit war z.B. gerade die große Bergbaukrise mit Zehntausenden zusätzlichen Arbeitslosen. Dennoch fand das studentische Begehren unter den Bergleuten keinen Anklang. Auf den Loren war stattdessen "NPD" zu lesen. 

@ Imagine: Es wäre schön, wenn Sie nicht zumeist fas alle Ereignisse und Personen pauschalisieren. Die Mitglieder und Anhänger der NSDAP und ihrer Organisationen waren durchaus nicht nur überrumpelte Opfer, sondern waren oft denkfähig, haben sich ganz bewusst entschieden und trotz mancher Kritik übergeordnete Gesichtspunkte berücksichtigt, wie sie @Gustav hinreichend geschildert hat. Warum müssen wir Deutsche unser Licht unter den Scheffel stellen? Wenn es wegen Verbrechen unserer Vorfahren ist, dann empfiehlt es sich, Greuelpropaganda von Historie zu scheiden...

Nordlicht

14. März 2021 19:03

"... auch Mehrheiten hätten doch ihre Rechte."

 

Das sind WIR. Und wir sollten aufpassen, nicht zur Minderheit im eigenen Land zu werden. 

Das ist nach meiner Ansicht die wichtigste Aufgabe des Deutschen Volkes.

heinrichbrueck

14. März 2021 19:26

@ Maiordomus

„Der Liberalismus ist die Ideologie des westlichen Selbstmords.“ (S. 332) + „Ohne den Feind von rechts gibt es keinen Liberalismus.“ (S. 245) – Burnham

Nordlicht

14. März 2021 20:04

@Imagine:

"SDS - Organisation der sozialistischen Intelligenz"

Ist das ernst gemeint?

Die Trennung von bzw duch die SPD erfolgte, als diese im Verlauf der sog. "Studenterevolte" völlig von der Arbiter- und Gewerkschaftsschicht abhob, und ausschliesslich Soziologie- und Politologie-Studenten das Sagen hatten. Da ich zu der Zeit bei VW und Conti  vor und während des Studiums (- nein, nicht "Geistes"wissenschaften) am Band arbeitete, kannte ich die Meinung der treuen SPD-Wähler und IG-Metaller über Rudi Dutrschke und die anderen SDSler.

Dass der Prof. Abendroth trotz seines strammen Marxismus in der SPD blieb und gleichzeitig beim SDS wohlgelitten war (- auch als die Grenzen zum RAF-Terrorismus schwammig wurden), er gleichzeitig über die DDR-gesterteuerten Ostermärsche und andere Stasi-Tarnorganisationen gute Drähte zur SED hatte, weiss man seit 1990 noch in Mark und Pfennig.

Während der 60er Jahre war die SPD eine Arbeiter- und Gewerkschaftspartei; das Godesberger Programm hat der Partei erst ermöglicht, 40 und mehr Prozent Wählerstimmen zu bekommen, um regieren zu können. 

Die SPD entwickelte sich ab Mitte der 70er stark im Öff. Dienst, als dort der Peronalbestand explodierte.

Dietrichs Bern

14. März 2021 20:33

@Laurenz: Nein, ich denke nicht, dass man Edathy und Milliarde gegen rechts im Zusammenhang sehen kann.

Bei der Milliarde gegen rechts geht es um die Finanzierung und Ausweitung politischer Netzwerke der Linken, denen eine Merkel-CDU nicht widersprechen zu schwach ist, wohl weil der einzelne vielleicht auch ein paar Brosamen einzustreichen erhofft. So wird die 24//7 Agitation gegen "rechts" ausgeweitet, Organisationen und Handlanger mit der eigenen verbunden, Gewalt mindestens mittelbar finanziert um Angst und Schrecken zu verbreiten und Posten und Pöstchen für das eigene Personal, ggf. als Austragsstüberl  geschaffen. Die verwendeten Summen stoßen dabei in neue Dimensionen vor. Der Plan ist insgesamt so clever wie skrupellos.

Bei der "Vorhaltung nachteiliger Infos der eigenen Parteigenossen auf Vorrat" um diese dann zu nutzen, sofern hier nicht wie gewünscht gespurt wird, geht es ja zunächst um die Wirkung in die eigenen Organisation, der politische (oder gesellschaftliche) Gegner ist hier gar nicht das Ziel.

Ob das für Edathy zutrifft, weiß ich nicht. Immerhin ist er insgesamt glimpflich davongekommen.

Was Sie über die Sicht der Linken auf Kinder und deren körperliche und seelische Unversehrtheit gesagt haben, sehe ich ganz genau wie Sie.

Laurenz

14. März 2021 23:17

@Dietrichs Bern @Laurenz

Im Fall Edahty glaubte dieser, zu fest im Sattel zu sitzen. Seine öffentliche Beschwerde über VS und Polizei, die gerade in der NSU-Affaire extrem gefährlich für Regierende war, war der Auslöser ihn zu röhmisieren. Der NSU-Schauprozeß mit einem politischen Urteil zu München, ohne entsprechende Beweislage, zeigte dies allzu deutlich.

@Niekisch @Laurenz

Woher wollen Sie wissen, daß die Einschränkung der Freiheitsrechte des Bürgers nicht bleibt? Wir haben keine nennenswerte Übersterblichkeit zu verzeichnen. Von daher war und ist der Lockdown & weiteres, wie Maskenpflicht, absurd.

Die Aussage von CS im besagten Artikel zeigt, wer in Wien auf die Straße geht, & zwar vor allem diejenigen, die materiell vom Lockdown betroffen sind. Und es ist doch nicht schwer zu prognostizieren, daß die Zahl derer, die materiell durch die zeitgeistige Politik betroffen sind, steigen wird. Somit steigt auch die Zahl derer, die Widerstand gegen die gegenwärtige Despotie leisten.

Imagine

15. März 2021 01:47

@Niekisch   14. März 2021 17:38
„Die Mitglieder und Anhänger der NSDAP und ihrer Organisationen waren durchaus nicht nur überrumpelte Opfer, sondern waren oft denkfähig, haben sich ganz bewusst entschieden und trotz mancher Kritik übergeordnete Gesichtspunkte berücksichtigt …“

Dem würde ich auch gar nicht widersprechen wollen. Denn am Nationalsozialismus ist weder die nationale noch die sozialistische Orientierung zu kritisieren.

Aber anders als der nationale Sozialismus der Sozialliberalen in der SPD oder bei Friedrich Naumann war dieser bei den Hitleristen nur eine ideologische Verkleidung für eine verbrecherische Politik des Establishments mit dem Kriegsziel einer Raub- und Versklavungsökonomie über die Ostvölker.

Davon zu unterscheiden sind die echten nationalen Sozialisten. Echte Aristokratie im Wortsinne. Auch die gab es unter unseren Lehrern und in unserem Umfeld. Die sahen sich von Hitler getäuscht und betrogen.

Gegen die patriotische Gemeinwohlorientierung („Gemeinnutz geht vor Eigennutz") ist nichts einzuwenden. Aber bei den Verbrechern in der Nazi-Führung war dies nur Rhetorik.

Die Mehrzahl der heutigen Rechten ist jedoch wirtschaftsliberal bis hin zum libertären Anarchokapitalismus. Diese sind Feinde einer sozialistischen Gemeinwohlorientierung. Am Nationalsozialismus kritisieren sie den Sozialismus, während sie gegen Rassismus, rassistische Herrenmenschenideologie und Sozialdarwinismus nichts einzuwenden haben.

Götz Kubitschek

15. März 2021 08:40

badeschluß.

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