Volk – zwanzig Thesen

In Anlehnung an sein Buch Der Zauber des Eigenen hat Dr. Thor v. Waldstein in der 100. Sezession 20 Thesen zum Thema Volk veröffentlicht.

Er stellt Volk als eine natur­haf­te und eigen­stän­di­ge Wesen­heit sui gene­ris vor: Ein Volk sei kein Arte­fakt. Wir ver­öf­fent­li­chen v. Wald­steins The­sen hier in vol­ler Länge.

1. Volk ist eine meta­phy­si­sche Kraft, ein leben­di­ges Wir-Ich, ein Wer­de­we­sen, das – unab­hän­gig von Staat und Indi­vi­du­um – ein ursprüng­li­ches Lebens­recht besitzt und einen selb­stän­di­gen Anspruch auf Wür­de erhebt.

2. Volk ist eine gewach­se­ne Gesamt­per­sön­lich­keit, die von einem Volks­geist (Her­der) bestimmt ist und als »leben­dig leib­li­cher aus­druck einer gesamt-see­le« (Karl Wolfs­kehl) Gestalt annimmt. Die­se geis­ti­ge Ver­faßt­heit und die­se see­li­sche Wider­stands­kraft sind es, die ein Volk im Innern zusammenhalten.

3. In den Wech­sel­fäl­len der Geschich­te kann ein Volk nach außen nur Bestand haben, wenn es eine poli­ti­sche Ein­heit ver­kör­pert. Die­se poli­ti­sche Ein­heit hält Belas­tun­gen nur stand, wenn das Volk in Form gehal­ten wird von syn­er­ge­ti­schen Ele­men­ten, mit denen die grie­chi­sche Anti­ke den Ter­mi­nus eth­nos und die Staats­leh­ren von Her­mann Hel­ler und Carl Schmitt den Begriff Homo­ge­ni­tät ver­ban­den. Des­sen ent­schei­den­de poli­ti­sche Potenz ver­dich­tet sich – unbe­scha­det der im ein­zel­nen noch zu beschrei­ben­den (s. Ziff. 4) Wesens­merk­ma­le – klas­sisch in der nicht zufäl­lig angel­säch­si­schen und ganz unwis­sen­schaft­li­chen For­mel: »It goes wit­hout saying.«

4. Zu den einen unver­kenn­ba­ren Volks­cha­rak­ter for­men­den Fak­to­ren zäh­len als bedeu­tends­te die gemein­sa­me Abstam­mung, die gemein­sa­me Spra­che und ein gemein­sam beherrsch­tes und durch Gren­zen gesi­cher­tes Ter­ri­to­ri­um. Dane­ben wird die Iden­ti­tät eines Vol­kes aber auch bestimmt von einem gemein­schaft­lich durch­leb­ten his­to­ri­schen Schick­sal, von Über­ein­stim­mun­gen in Reli­gi­on, Kul­tur, Sit­te sowie von Mythen, die ein gesun­des Volk in Natio­nal­denk­mä­lern, Fest­ta­gen, Hym­nen, Hel­den­sa­gen und Volks­lie­dern wachhält.

5. Volk ist kein kris­tal­le­ner Block, son­dern ein semi-per­me­ables Gebil­de, bei dem es lau­fend – etwa durch Geburt, Tod, Ein- und Aus­wan­de­rung – zu Ein- und Aus­vol­kun­gen kommt. Hier­durch ver­än­dert sich die Zusam­men­set­zung des Vol­kes ste­tig; so wie man nach Hera­klit nicht zwei­mal in den­sel­ben Fluß stei­gen kann, so sieht ein Frem­der, der ein Land zu ver­schie­de­nen Zeit­punk­ten bereist, immer auch ein anders modi­fi­zier­tes Volk. Solan­ge des­sen Sub­stanz kei­nem dis­rup­ti­ven Umvol­kungs­pro­zeß aus­ge­setzt wird, solan­ge das Volk also sei­ne wesent­li­chen Cha­rak­ter­ei­gen­schaf­ten bewahrt, bleibt es trotz der vor­be­schrie­be­nen Wand­lun­gen das­sel­be Volk.

6. Ein Volk stellt nicht nur die Ver­bun­den­heit der im Hier und Jetzt Leben­den dar. Zu den Kern­merk­ma­len eines Vol­kes gehört die Emp­fin­dung einer Zusam­men­ge­hö­rig­keit, die die Gene­ra­tio­nen umgreift. Ein frei­es Volk räumt den Toten wie den Unge­bo­re­nen ein mit­tel­ba­res Stimm­recht ein: Ein Volk ist »die erha­be­ne Gemein­schaft einer lan­gen Rei­he ver­gan­ge­ner, jetzt leben­der und künf­ti­ger Gene­ra­tio­nen, die alle in einem gro­ßen, inni­gen Bünd­nis auf Leben und Tod zusam­men­hän­gen« (Adam Mül­ler). Nach die­ser unge­schrie­be­nen Über­ein­kunft muß die gegen­wär­ti­ge Lebens­form der Zeit­ge­nos­sen sowohl mit dem Erbe der Ahnen (Fort­le­ben ihrer Wer­ke) als auch mit dem zukünf­ti­gen Sein der Nach­fah­ren (Erhal­tung der – nicht nur öko­lo­gi­schen – Lebens­grund­la­gen) harmonieren.

7. Ent­ge­gen der Behaup­tung des Bun­des­ver­fas­sungs­ge­richts zähl­te der eth­ni­sche Volks­be­griff nicht zu den zen­tra­len Prin­zi­pi­en des Natio­nal­so­zia­lis­mus. Der Zen­tral­be­griff des Natio­nal­so­zia­lis­mus war Ras­se und nicht Volk. Soweit die NS-Ideo­lo­gen nach 1933 Wor­te wie Volk, Volks­ge­mein­schaft, Volks­ge­nos­se, völ­kisch usf. wei­ter­ver­wen­de­ten, waren die­se ras­se­bio­lo­gisch aus­ge­höhlt und zudem sozi­al­dar­wi­nis­tisch auf­ge­la­den. Bis zum bit­te­ren Ende, bis zu dem Schluß­satz sei­nes poli­ti­schen Tes­ta­ments vom 29. April 1945, in wel­chem er sei­nen Nach­fol­ger »zur peni­blen Ein­hal­tung der Ras­se­ge­set­ze« ver­pflich­te­te, ver­stand sich Adolf Hit­ler als ein Poli­ti­ker, »der doch nur an die Ras­se glaub­te und dem 1945 das Schick­sal der Deut­schen voll­stän­dig gleich­gül­tig war« (Gün­ter Maschke).

8. Die auf die Auf­klä­rung zurück­ge­hen­de, in Deutsch­land seit 1945 for­ciert gepre­dig­te Anti­no­mie zwi­schen Volk und Indi­vi­du­um ist ein lebens­feind­li­ches Kon­strukt. Tat­säch­lich benö­tigt ein selbst­be­stimm­tes Volk nichts dring­li­cher als frei, unab­hän­gig und ver­ant­wor­tungs­voll han­deln­de Indi­vi­du­en; und der ein­zel­ne wie­der­um ent­fal­tet sei­ne Per­sön­lich­keit, sei­ne Indi­vi­dua­li­tät gera­de dadurch, daß er sie frei­wil­lig in den Dienst einer höhe­ren Sache als sei­ner selbst, in den Dienst der Sache des Vol­kes stellt. In einer sol­cher­art syn­the­ti­sier­ten Volks­lie­be über­win­det der ein­zel­ne sei­nen zen­tri­fu­ga­len sacro ego­is­mo und fin­det als ein sich zen­tri­pe­tal auf­fas­sen­des zoon poli­ti­kon inne­re Erfül­lung­in der Bezo­gen­heit sei­nes Lebens zu dem eige­nen Volk.

9. Die­sem Welt­bild ent­spricht ein (ein)gebundener Frei­heits­be­griff, bei dem der Blick des ein­zel­nen auf das Gan­ze gerich­tet ist und bei dem nicht die Fra­ge Frei­heit wovon?, son­dern die Fra­ge Frei­heit wozu? im Vor­der­grund steht. Im Gegen­satz zu libe­ra­lis­ti­schen Anschau­un­gen, bei denen die »ent­fes­sel­te Frei­heit […] den all­ge­mei­nen Kehr­aus aller höhe­ren Gül­tig­kei­ten« fei­ert (Nico­lai Hart­mann), über­win­det die idea­lis­ti­sche Vor­stel­lung von Frei­heit sol­che Ich­ver­pan­ze­run­gen und bahnt damit erst den Weg für ech­te Frei­heit: Die Beschrän­kung der Frei­heit des ein­zel­nen, sei­ner Trie­be und sei­ner Will­kür ist »schlecht­hin die Bedin­gung, aus wel­cher die Befrei­ung her­vor­geht, und Gesell­schaft und Staat sind die Zustän­de, in wel­chen die Frei­heit viel­mehr ver­wirk­licht wird« (Hegel).

10. Zur Nati­on reift ein Volk her­an, sobald es einen Macht­an­spruch anmel­det, sobald es den Wil­len ent­wi­ckelt, als Nati­on eine his­to­ri­sche Auf­ga­be zu erfül­len. Als »Makro­an­thro­pos und poten­zier­tes Indi­vi­du­um« (Nova­lis) zieht die Nati­on ihre Iden­ti­tät, ihre Kraft aus gehei­men mythi­schen Quel­len und aus einem raum­be­herr­schen­den Wir-Bewußt­sein, das nach außen für »Selbst­be­haup­tung und Aner­ken­nung« (Ber­nard Will­ms) bürgt. Die Nati­on steht nicht nur für die Eigen­stän­dig­keit, son­dern auch für die Aus­ge­zeich­ne­t­heit die­ses Wir. Zu einem intak­ten Natio­nal­be­wußt­sein gehört immer auch eine Pri­se an über­schie­ßen­der Selbst­si­cher­heit, die, ist sie durch poli­ti­sche Intel­li­genz geer­det, mehr nützt als schadet.

11. Ver­bin­det man mit Volk vor allem die müt­ter­lich gepräg­te Her­kunft, so steht die Nati­on eher für die väter­lich ange­streb­te Zukunft. Im Gegen­satz zu der his­to­risch häu­fig pas­si­ven Rol­le des Vol­kes besteht das Wesen der Nati­on gera­de dar­in, daß sie ihr Schick­sal aktiv formt: »Völ­ker erle­ben Geschich­te. Sie erfah­ren und erlei­den sie und wer­den durch sie erst geschaf­fen – Natio­nen aber sind Geschich­te.« (Hein­rich Jor­dis v. Lohausen)

12. Der Staat ist Aus­drucks­form des poli­ti­schen Wil­lens eines Vol­kes; er ist die »orga­ni­sche Erschei­nung des Vol­kes« (Savi­gny) und das »Organ der Nati­on« (W. v. Hum­boldt). Im Gegen­satz zu dem Nacht­wäch­ter­staat (Lass­alle) des Libe­ra­lis­mus, bei dem allein die Rechts­gü­ter des bour­geois und deren Schutz durch den Staat im Vor­der­grund ste­hen, ver­steht sich der wah­re Staat als ein Volk im Zustand poli­ti­scher Ein­heit, also als »eine in sich befrie­de­te, ter­ri­to­ri­al in sich geschlos­se­ne und für Frem­de undurch­dring­li­che, orga­ni­sier­te poli­ti­sche Ein­heit« (Carl Schmitt).

13. Die von Hegel gepräg­te For­mel von dem Staat als der »Wirk­lich­keit der sitt­li­chen Idee« und die hier­auf seit der Mit­te des 19. Jahr­hun­derts zurück­ge­hen­de Über­schät­zung des Staats­ge­dan­kens gegen­über Volk und Nati­on war not­wen­dig, um Deutsch­land aus sei­ner von Klein­staa­te­rei gekenn­zeich­ne­ten his­to­ri­schen Objekt­rol­le zu befrei­en und im Zuge der 1871 voll­zo­ge­nen Reichs­grün­dung zu den Stan­dards sou­ve­rä­ner Staa­ten wie Frank­reich, Groß­bri­tan­ni­en und ande­rer aufzuschließen.

Die­se für einen his­to­ri­schen Moment gerecht­fer­tig­te Absorp­ti­on von Volk und Nati­on durch den Staat hat sich indes bereits im Kai­ser­reich, erst recht nach den ver­lo­re­nen Krie­gen des 20. Jahr­hun­derts, in eine gefähr­li­che, weil volks­ab­ge­ho­be­ne Staats­ver­göt­te­rung ver­wan­delt: »Wie ein neu­er Levia­than droht der Hegel­sche Staat die ursprüng­lich volk­haf­ten Kräf­te, aus denen er sich ent­fal­tet hat, zu über­de­cken und zu erdrü­cken.« (Ernst Rudolf Huber)

14. In der bun­des­deut­schen Ele­men­tar­teil­chen­re­pu­blik, die nicht nur vom Volk nichts wis­sen will, son­dern zwi­schen­zeit­lich sogar des­sen Exis­tenz leug­net, hat sich der Staat zu einer mons­trö­sen, omni­prä­sen­ten Appa­ra­tur ent­wi­ckelt. Die­se beherrscht den ein­zel­nen, der von ver­mit­teln­den Gewal­ten wie Fami­lie, Gemein­de und Genos­sen­schaft kaum oder nicht mehr geschützt wird, in einer noch nie dage­we­se­nen Totalität.

Neu­er­dings wird die­se Unter­wer­fung des Bür­gers unter den im smar­ten Info­tain­ment­dreß daher­kom­men­den Obrig­keits­staat auch optisch durch Ver­mum­mungs­be­feh­le doku­men­tiert, die das Ange­sicht und die Wür­de des Deut­schen beschä­di­gen. Die­se Mas­ken­ty­ran­nei kann nicht zuletzt des­we­gen so hem­mungs­los durch­re­gie­ren, weil sie auf eine mehr und mehr ver­grei­sen­de Gesell­schaft trifft, die in einem zer­rüt­te­ten Ver­hält­nis zu der Ver­gäng­lich­keit des mensch­li­chen Lebens steht und allen Erns­tes der Auf­fas­sung zu sein scheint, aus­ge­rech­net ihre mit­un­ter bizar­ren Lebens­for­men ver­dien­ten eine Art Ewigkeitsgarantie.

15. Nietz­sches Dys­to­pie von dem Staat als dem »käl­tes­ten aller kal­ten Unge­heu­er«, dem Staat als der »fres­sen­den Fackel des Men­schen­ge­schlechts« nimmt in unse­ren Tagen psy­cho­po­li­ti­sche Gestalt an: Nach jahr­zehn­te­lan­ger staat­lich kana­li­sier­ter Mei­nungs­len­kung geht die neu­deut­sche »Repu­blik ohne Volk« nun­mehr zur unmit­tel­ba­ren Angst­steue­rung des Indi­vi­du­ums über. Als medi­al außen­ge­steu­er­ter Massen­eremit, als ohn­mäch­ti­ger Digi­tal­fe­ti­schist geht dem iso­lier­ten und auf sich zurück­ge­wor­fe­nen Indi­vi­du­um von vor­ne­her­ein jeg­li­che Mög­lich­keit ab, zusam­men mit ande­ren den All­machts­phan­ta­sien eines Staa­tes ent­ge­gen­zu­tre­ten, »der es uns allen gründ­lich besorgt und uns allen glei­cher­ma­ßen das Fell über die Ohren zieht und unse­re Haut brennt und stem­pelt« (Gott­fried Benn).

16. Die­se ste­tig wach­sen­de, den Bür­ger ent­mün­di­gen­de und die Nati­on demü­ti­gen­de Über­macht des Staa­tes konn­te nur ent­ste­hen, weil sich die Deut­schen der BRD nicht mehr als Volk begrei­fen. Der ers­te Schritt zur Bre­chung die­ser zwi­schen Nie­der­schle­si­en und Ost­fries­land obs­zön auf­ge­bläh­ten Staats­macht ist daher die Rück­be­sin­nung auf die Eigen­stän­dig­keit des Vol­kes. Erst wenn die­ses wie­der das Bewußt­sein und den Wil­len ent­wi­ckelt, sich selbst zu behaup­ten und dem fata­len Volks­be­sei­ti­gungs­rä­der­werk in die Spei­chen zu grei­fen, besteht Hoff­nung, die Kra­ke Staat in ihre Schran­ken zu weisen.

17. Die Rück­ge­win­nung poli­ti­scher Hand­lungs­fä­hig­keit steht und fällt mit der schmerz­li­chen Ein­sicht, daß es ohne die Ver­ab­schie­dung des sozio­lo­gi­schen Typus des bour­geois kaum gehen wird. »Das Volk der Bun­des­re­pu­blik ist kei­ne Nati­on, son­dern eine bür­ger­li­che Gesell­schaft« (Golo Mann), und wenn es nicht gelingt, den in sei­nem Mate­ria­lis­mus, in sei­nen Eitel­kei­ten und in sei­nen Lebens­lü­gen ein­ge­mau­er­ten BRD-Bür­ger, der weder die­nen noch herr­schen will, durch den dem Volk ver­pflich­te­ten und für die Nati­on ver­ant­wort­lich han­deln­den citoy­en zu erset­zen, ist an einen Neu­an­fang der Deut­schen nicht zu denken.

18. Dane­ben gilt es jenem unse­li­gen Kos­mo­po­li­tis­mus adieu zu sagen, durch den in Deutsch­land, einem von zwei ver­hee­ren­den Drei­ßig­jäh­ri­gen Krie­gen (1618 – 1648 und 1914 – 1945) nie­der­ge­wor­fe­nen Land, die unbe­fan­ge­ne, in ande­ren Völ­kern ganz selbst­ver­ständ­li­che Vor­ein­ge­nom­men­heit für das Eige­ne ver­sperrt wird: »Wer Frem­den nach­äfft, wie weit er es auch brin­ge, offen­bart immer eine nich­ti­ge Eitel­keit oder einen hün­di­schen Sklavensinn.

Wie wir uns ach­ten, wer­den wir geach­tet wer­den: in deut­scher Kraft, in deut­schem Ernst, in deut­schem Sinn und deut­scher Treue ist uns gege­ben, groß und ver­ehr­lich zu schei­nen […]. Wer sich selbst ver­läßt, der wird ver­las­sen; das Volk, das an sich ver­zwei­felt, an dem ver­zwei­felt die Welt, und die Geschich­te schweigt auf ewig von ihm.« (Ernst Moritz Arndt)

19. Eben­so zu been­den ist die Ver­gan­gen­heits­be­wäl­ti­gung und damit die von ihr unab­läs­sig befeu­er­te, sich mora­lisch wäh­nen­de Pseu­do­über­le­gen­heit des gelern­ten BRD-Bür­gers über sei­ne brau­nen Vor­fah­ren. Wenn die Deut­schen als Volk noch eine Zukunft haben wol­len, dann muß die­ser pau­sen­los bespiel­te, geschichts­po­li­tisch-zivil­re­li­giö­se Klang­raum sofort abge­schal­tet wer­den. Ein sol­cher Nega­tiv­pa­trio­tis­mus, ein solch absur­der Minus­na­tio­nal­so­zia­lis­mus steht dem emo­tio­na­len Zugang zum Eige­nen im Wege, ohne den kein Volk auskommt.

20. Grund­vor­aus­set­zung für eine Erhe­bung des Vol­kes ist des­sen rück­halt­lo­se Iden­ti­fi­zie­rung mit sich selbst, mit dem eige­nen Her­kom­men und mit der zu sichern­den Zukunft der Kin­der und Enkel. Erst ein sol­cher unge­bro­che­ner eth­ni­scher Fun­da­men­ta­lis­mus, erst ein sol­ches see­li­sches Wider­la­ger »Right or wrong, my coun­try« eröff­net die Chan­ce für eine deut­sche Renais­sance, die in den Stür­men der kom­men­den Jahr­zehn­te zugleich die ein­zi­ge Über­le­bens­hoff­nung für unse­re euro­päi­sche Hei­mat darstellt.

– –

+ Zitat­nach­wei­se bei: Thor v. Wald­stein: Der Zau­ber des Eige­nen. Volk und Nati­on in der deut­schen Geis­tes­ge­schich­te, Lüding­hau­sen 2021 – hier bestel­len.

+ Die »The­sen zum Volk«, auch als PDF ver­füg­bar, erschie­nen zunächst in Heft 100 der Sezes­si­on – hier bestellen. 

 

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Kommentare (59)

Franz Bettinger

20. April 2021 08:28

"Der Zauber des Eigenen“, das ist schon mal ein treffender Buchtitel. (Ihr werdet mittlerweile wissen warum.) Klar, and it goes without saying, Volk und Heimat befinden sich dort, wo man sich nicht erklären muss. Und das alles, Volk und Heimat, sind bedroht wie nie zuvor. Das sieht Ken Jepsen auch so. Ich bin ein großer Bewunderer von ihm. Besser auf den Punkt bringen als er kann man den Irrsinn nicht, der uns seit Merkels Machtergreifung überfallen hat. Schaut euch das bitte (bis zuletzt) an:  https://kenfm.de/me-myself-and-media-59/  Nomaské! 

Heinrich Loewe

20. April 2021 08:48

Nach Punkt 4 würden Sie, entgegen deren eigenem Empfinden, den Bürgern der USA mehr oder weniger absprechen, ein Volk zu sein (nur bedingt gemeinsame Abstammung und gemeinsame Sprache). Ernsthaft?

quarz

20. April 2021 10:08

Zu dieser Mannigfaltigkeit von Gedanken gibt es naturgemäß viel zu sagen. Ich greife einen Punkt heraus.

Wichtig ist der Hinweis auf die zweifache Verantwortung der Lebenden: gegenüber den Vorfahren und gegenüber den Nachkommen. Die Verantwortung gegenüber den Nachkommen findet in der breiten öffentlichen Diskussion durchaus ihren Niederschlag. Er ist freilich eng begrenzt auf das Thema "Umwelt". Die Erörterung der Folgen, die eine ethnische Zersplitterung der Gesellschaft haben wird, wird dagegen vollständig der ideologischen Befindlichkeit der aktuellen Machthaber geopfert und im Keim zu ersticken versucht.

Dem gegenüber findet die Diskussion über unsere Verantwortung gegenüber den Vorfahren, die uns ihre Kultur mit dem Auftrag bewahrender Pflege übergeben haben, nicht statt. Dass wir unseren Erblassern etwas schulden, ist kein Thema. Als Refugium eines Restbewusstseins solcher Verpflichtung hat sich lediglich der architektonische Denkmalschutz erhalten. Jeder andere Aspekt wird mit flankierenden Schuldvorwürfen gegenüber den Alten zornig bekämpft. Diesen Kampf gilt es aufzunehmen und ins Forum einer größeren Öffentlichkeit zu tragen. Die vermessene Apotheose der Zeitgenossenschaft und der damit verbundene Wahn, durch sie mit unbeschränktem Verfügungsrecht über das Schicksal des Volkes ausgestattet zu sein, muss als Diskussionspunkt stärker verankert werden.

anatol broder

20. April 2021 10:38

«in einer solcherart syntheti­sierten volks­liebe über­windet der einzelne seinen zentri­fugalen sacro egoismo und findet als ein sich zentri­petal auffassendes zoon politikon innere erfüllung in der bezogen­heit seines lebens zu dem eigenen volk.»

strömungsmaschine sucht volksnähe.

Dietrichs Bern

20. April 2021 10:56

Gegenthesen:

1. Volk ist in der überwiegenden Menschheitsgeschichte ohne Relevanz - der Mensch ist Tribalist und Regionalist, Volk ist eine elitäre Beschäftigung, für deren Fragestellungen der Großteil der Menschen schon immer keine Zeit hatte.

2. Volk ist neben der Behauptung göttlicher Fügung eine Herleitung eines Herrschaftsanspruches über eine möglichst große Menge von Menschen

3.Volk als Zusammenfassung von Eigenschaften funktioniert nur, wenn man diese Eigenschaften möglichst grob fast und nach belieben selektiert - das Arbeitsethos des Norditalieners verbindet mich mit diesem eher als mit dem Berliner.

Imagine

20. April 2021 11:02

Soziale Gebilde wie Familie, Großfamilie, Clan, Stamm und Volk unterliegen einem historischen Struktur- und Funktionswandel. Heute haben wir – anders als vor 50 Jahren - eine Pluralität von Familienformen. Und im 19. Jahrhundert waren Großfamilien die Normalität, die 50 und mehr Personen umfassten.

Das änderte sich in Deutschland mit dem Zweiten Weltkrieg, der Vertreibung und der Teilung der Nation in zwei Staaten.

Heute ist der traditionelle Familienverbund mit Drei-Generationen- Familie zu einem Randphänomen geworden. Meine Primärfamilie und meinen Heimatort habe ich nach dem Abitur verlassen und bin dorthin nie zurückgekehrt. So erging es auch der Mehrzahl meiner Klassenkameraden.

Das Volk als eine biologische und kulturelle Abstammungsgemeinschaft ist ein untergehendes soziales Gebilde, so wie die Stämme und Großfamilien untergegangen sind.

Ein modernes Volk ist so wie die Schweizer Nation. Es ist ein Gemisch von unterschiedlichen Völkern, Sprachen und Alltagskulturen, aber es besitzt eine Identität als Nation auf Basis des Nationalstaats und dessen Rechtskultur und Wirtschaftsordnung.

In der globalen Konkurrenz entwickelt sich als nationale Identität ein Kollektiv-Egoismus, dessen Basis der allgemeine wissenschaftlich-technische Fortschritt, der wirtschaftliche Erfolg und wachsender Wohlstand ist.

So wie das in den USA der Fall war und in der Schweiz sowie insbesondere in China noch ist.

Gustav Grambauer

20. April 2021 11:11

Sehr geehrter Herr v. Waldstein, gehe bis auf zwei Ausnahmen in nahezu allem mit und goutiere die vielen feinen Spitzen.

1. Schildere ich Ihnen mal meinen "Abfall vom Glauben" an Staat, Nation und Volk: 
Bei mir war das Zusammenbrechen der Staatsgläubigkeit nur der erste Schritt von drei Schritten. Er geschah auch (?) bei mir nicht nur aufgrund meiner unmittelbaren Beobachtungen sondern vor allem in enger Folge mit dem Begreifen der diesbezüglichen Verderblichkeit Hegels.

Damals wollte auch ich immer noch gern an Volk und Nation als Bollwerke gegen den Staat glauben. Aber im zweiten Schritt wurde mir klar, daß auch die Nation (schon der römisch-lateinische Begriff ...) nur das Konzept der Plattform der Weltgesellschaft ist. Mit ihrer Konzeption wurden ja gerade die althergebrachten Gemeinschaftsbindungen und Ordnungsrahmen und bis hin zu den regionalen Mundarten usw., neudeutsch, in die Tonne getreten. M. E. waren sowieso die Aufklärer viel prägender für die deutsche Nation als alle Fichte, Arndt und Fallersleben zusammen, wobei sich der Liberalismus quer hindurchzog. Diese Prägung geschah ja auch effektiv nicht organisch aus dem Deutschtum heraus sondern weil von der französischen Revolution eine so große Faszination ausging.

Gustav Grambauer

20. April 2021 11:11

Und im dritten Schritt bin ich auch noch von meinen Hoffnungen auf das - deutsche - Volk abgekommen, nicht etwa, weil wir nicht z. B. die (viel bessere) russische Konstellation "Präsident und Volk vereint gegen die Zersetzung durch Transatlantiker- und Eurasier-Clans" haben, sondern weil ich auf die Eigenart des deutschen Volksgeistes verwiesen bzw. aufmerksam wurde. Steiner spricht davon, daß dieser periodisch zum deutschen Volk kommt und dann wieder geht, wie in einem Ein- und Ausatemzyklus, und daß dies eine Besonderheit des deutschen gegenüber allen anderen Volksgeistern ist.

Ganz offensichtlich hat sich der deutsche Volksgeist auf sehr lange Zeit vom deutschen Volk zurückgezogen.

2. Auch bei "Right or Wrong ..." gehe ich nicht mit. Das klingt für mich, wie wenn man einem Psychiatrieinsassen, der sich auf dem Hof in einen Porsche reingesetzt hat, zuriefe "Drück aufs Gas, Junge"! Das endete mit diesem geistverlassenen Volk (wieder mal) sozusagen an der nächsten Wand.

Ich würde sogar so weit gehen, daß dieses Motto von den Deutschen per se abgelehnt werden sollte. Über andere rede ich nicht, aber genau das ist ja gerade die Lektion des deutschen Voksgeistes für die Deutschen bei dessen Zurückziehen!

- G. G.

Der_Juergen

20. April 2021 11:26

Obwohl ich von Waldstein auf diesem Forum einmal in einer spezifischen Frage (seiner ahistorischen Überschätzung des islamischen Einflusses auf die europäische Kultur) kritisiert habe, schätze ich ihn als Denker von Format. Auch seine 20 Thesen begrüsse ich und könnte sie jederzeit unterschreiben. Voraussetzung dafür, dass sein Punkt 19 verwirklicht werden kann, ist natürlich die Wiederherstellung der Meinungs- und Forschungsfreiheit - etwas, was die herrschende Clique nie und nimmer dulden kann, weil sie sonst den Ast absägen würde, auf dem sie hockt. Von welcher Warte man das Elend Deutschlands (und allgemein des Westens) auch betrachtet, der Schluss ist stets unabweislich. Ohne einen radikalen Paradigmenwechsel, den vollständigen Austausch der Eliten, rasen wir auf den Abgrund zu. 

Mit dem Covid-Schwindel hat das System alles auf eine Karte gesetzt. Kommt es mit diesem Weltbetrug durch, rücken die "letzten Tage der Menschheit" in greifbare Nähe. Scheitert der Betrug, so bietet sich der Menschheit, insbesondere der abendländischen, deren Wohl uns naturgemäss am meisten am Herzen liegt, die Chance auf einen segensreichen Neubeginn nach dem unvermeidlichen reinigenden Gewitter.

Der_Juergen

20. April 2021 11:27

@Heinrich Löwe

"Nach Punkt 4 würden Sie, entgegen deren eigenem Empfinden, den Bürgern der USA mehr oder weniger absprechen, ein Volk zu sein (nur bedingt gemeinsame Abstammung und gemeinsame Sprache). Ernsthaft?"

Ja, ernsthaft. Die verschiedenen ethnischen Gruppen der USA driften immer rascher auseinander. Dort gibt es noch eine Bevölkerung, aber kein Volk mehr - immer vorausgesetzt, es gab je eines.

Laurenz

20. April 2021 11:58

@Franz Bettinger

Ken Jebsen sieht das nicht so, wie Du schreibst. Er bleibt weiterhin beim individuellen Funktionsbürger, der sich gegen den Staat lokal zusammenschließen soll. Bei seinen persönlichen Bezügen zu deutscher & persischer Herkunft (es sagt fälschlicherweise orientalisch), ist er vollkommen verwirrt, was bei diesen Mitbürgern a la Jebsen meist der Fall ist.

@Heinrich Loewe

TvW hat natürlich Recht. Die US Amerikaner sind eine Nation, gebildet aus mehreren Völkern, Latinos (Indios), afrikanischen Völkern, WASPs and WIPs. Das Amis formulieren das selbst nur anders & falsch. Sie nennen zB die Ureinwohner Alaskas "Alaska Natives" und die Indianer "Tribal Nations", weil sie kein richtiges Wort für Volk haben.

 

 

Laurenz

20. April 2021 12:18

@TvW

Alles in allem finde ich Ihre 20 Thesen recht gelungen. Aber bei 3-4 Punkten liegen Sie in der Historie oder der Definition daneben, was in meinen Augen vor allem in der Rechtfertigung durch irgendwelche Schreiberlinge liegt. Ihre eigenen Gedankengänge sind viel wichtiger als die von Benn oder sonstwem.

3. "kann ein Volk nach außen nur Bestand haben, wenn es eine politische Einheit verkörpert."

Das ist absoluter Quatsch. Ich unterhalte mich im Netz (TS oder Discord) oft mit Schweizern oder Ösis. Sie gehören einem anderen Nationalstaat an, aber wir alle gehören zu demselben Volk, da können sich alle Volks-Leugner auf den Kopf stellen, es ändert nichts am Fakt.

18. In 2.000 Jahren erlebten wir nicht nur 2 30jährige Kriege, sondern locker 5 oder 6. Seien Sie bitte nicht so sparsam in der Retro-Perspektive.

13. Diese für einen historischen Moment gerechtfertigte Absorption von Volk und Nation durch den Staat hat sich indes bereits im Kaiserreich etc."

Das ist grundsätzlich so. Das hat eben auch mit den Protagonisten zu tun, dem Deutschen Adel, der vollkommen versagte. Heute leben wir eben unter einem Neu-Adel, der auch nicht klüger ist.

Eo

20. April 2021 12:20

Die Sache mit dem Volk,
um nicht zu sagen res populo , verhält sich in etwa so wie in dem Sprichwort vom Hemd und Rock ...

Und das verweist zielsicher
auf den typisch linken Denkfehler in dieser Sache. Denn die Linken, sofern sie keine Zyniker der Macht sind, glauben nämlich, der Umstand, daß wir alle ja Menschen sind, würde uns alle auch mehr einen und verbinden als der Umstand, daß wir Abkömmlinge verschiedener Völker sind, uns trennt und einander fremd erscheinen läßt.

 

Imagine

20. April 2021 12:21

@Der_Juergen   20. April 2021 11:27
Die verschiedenen ethnischen Gruppen der USA driften immer rascher auseinander. Dort gibt es noch eine Bevölkerung, aber kein Volk mehr - immer vorausgesetzt, es gab je eines.

Nein, nicht die verschiedenen ethnischen Gruppen driften in den USA immer rascher auseinander, sondern die verschiedenen Klassen. Wer zur herrschenden Klasse der Super-Reichen gehört, der ist Teil des Establishments und bei dem sind ethnische Abstammung und Hautfarbe völlig zweitrangig.

Der Zusammenhalt einer Staatsnation ist immer dann am größten, wenn eine Bedrohung durch einen äußeren Feind vorhanden ist.

In den USA findet ein Klassenkrieg statt, der politisch durch Rassismus übertüncht wird. In den Slums und Armenvierteln finden sich überwiegend Nicht-Weiße. Aber dies ist nicht ethnisch bedingt, sondern eine Folge von Ausbeutung und Chancenungleichheit durch den „Klassenkampf von oben“.

Hinter der gesamten Identitätspolitik – weiß gegen schwarz, Frau gegen Mann, schwul gegen hetero etc. – steht die Herrschaftsstrategie von „divide et impera“.

Das Volkskonzept der rechten Volksromantiker vernebelt das Bewusstsein darüber, dass die Gesellschaft aus antagonistischen Klassen mit antagonistischen Interessen besteht.

Laurenz

20. April 2021 12:47

@Imagine @Der_Juergen

Ich will Ihnen in Ihrem us amerikanischen Klassenkampf gar nicht so sehr widersprechen. Aber Sie sehen das, wie üblich, wieder viel zu ideologisch.

Die Rassen- oder Volks-Kämpfe in den USA werden nachrichtlich seit der Beendigung des Vietnamkriegs unterdrückt. Die Nachrichten freier Journalisten im Vietnamkrieg & den Schwarzenunruhen in den USA führten zu der Beschlußlage, keine freie Presse mehr in Konfliktregionen im In- & Ausland zuzulassen. Nur ausgewählte Berichterstatter bekommen Zugang. Im Inland fällt das den jeweiligen Administrationen schwerer durchzusetzen, als in Kriegsgebieten, weil in den USA selbst selten die Armee vor Ort ist.

Hier ein gut 40 Jahre alter Artikel des damaligen Spiegels 

https://www.spiegel.de/politik/uns-gibt-amerika-keine-chance-a-5b9d21ca-0002-0001-0000-000014322756?context=issue

Dieser macht deutlich, daß selbst unter "Weißen" Unterschiede gemacht werden. An der folgenden Statistik erkennen Sie das Dynamit, welches im sogenannten "Homo Amerikanus" zündelt.

https://de.statista.com/statistik/daten/studie/166858/umfrage/ethnien-in-den-usa/

Denn klar ist doch, die jeweiligen Identitäten werden zusammenhalten. In 50 Jahren gehören die USA zu Mexiko.

brueckenbauer

20. April 2021 13:21

Waldsteins zentrales Problem is m.E., dass er den Staat als "formende Kraft" des Volkes überschätzt und die Individuen unterschätzt - und das in einer Zeit, in der die deutsche Volksgruppe überhaupt nur gegen den Staat und als Zusammenschluss der gebeutelten Individuen überleben kann. Kurzum, ein Reiseführer in den Untergang.

Imagine

20. April 2021 13:38

Die Schweizer erleben sich als Volk.

Als ich vor 40 Jahren mit dem Motorrad und Zelt durch (West-)Europa tourte, so hatten fast alle Schweizer Biker-Kumpels eine Schweizer Fahne mitgenommen, die sie am Zelt anbrachten.

Die Schweiz als Nation ist durch ein Wir-Gefühl und kollektive Identität gekennzeichnet. Bei jeder Besetzung einer Arbeitsstelle wird in der Regel von den Personalvertretern immer ein Schweizer Bewerber präferiert.

Dabei besitzt die Schweiz nicht einmal eine gemeinsame nationale Alltagssprache aka Muttersprache, sondern die Schweiz ist aufgeteilt in Sprachregionen. Kommen Schweizer Wissenschaftler oder Geschäftsleute aus unterschiedlichen Sprachregionen zusammen, dann spricht man englisch.

Englisch ist die Lingua franca der Schweiz. Und trotzdem gibt es das starke nationale Wir-Gefühl.

Bislang erleben sich die Schweizer noch als Volk, muss man allerdings einschränkend sagen.

Ob dies in Zukunft auch weiter so sein wird, ist allerdings die Frage. Denn auch die Schweiz befindet sich im Prozess einer neoliberalen Transformation und zunehmender Klassenspaltung und Entsolidarisierung.

quarz

20. April 2021 13:44

@Imagine

"Soziale Gebilde wie Familie, Großfamilie, Clan, Stamm und Volk unterliegen einem historischen Struktur- und Funktionswandel."

Unsere Aufgabe ist es aber nicht, einem Strukturwandel passiv zuzusehen als ob das ein nicht beeinflussbares astronomisches Ereignis wäre. Wir müssen prüfen, was sich bewährt, und das, was sich bewährt, gegen Zerfall schützen. Wenn ihr Haus in Flammen steht, stehen Sie ja auch nicht mit den Händen in den Taschen daneben und räsonieren: "Materielle Strukturen sind einem stetigen Wandel unterworfen. Unter dem Einfluss von Hitze finden thermodynamische Reaktionen statt. So ist der Lauf der Welt"

 

@Dietrichs Bern

"Volk ist in der überwiegenden Menschheitsgeschichte ohne Relevanz - der Mensch ist Tribalist und Regionalist, Volk ist eine elitäre Beschäftigung, für deren Fragestellungen der Großteil der Menschen schon immer keine Zeit hatte."

Viele Menschen legen durchaus großen Wert auf Dinge, die primär durch einen Verbund auf ethnischer Ebene verwirklicht werden können (auch wenn ihnen letzteres oft nicht bewusst ist). Für Sozialsysteme z.B. ist die Region zu klein und die Menschheit zu groß. Das ist schon mal eine Frage der bloßen Größenordnung. Zweitens aber ist die dafür nötige gesellschaftliche Solidarität in ethnisch homogeneren Gesellschaften stärker ausgeprägt, wie zahllose wissenschaftliche Befunde belegen.

Valjean72

20. April 2021 13:54

@Franz Bettinger:

Ihre Einschätzung betreffend Herrn Jebsen verwundert mich.

2014/2015 sah ich viele, zum Teil interessante Videos von und mit ihm. Das erste Mal wurde ich skeptisch – es muss im Herbst 2014 gewesen sein – als er sich mit dem bekennenden Trotzkisten und Attac-Atktivisten Pedram Shayar zusammentat und diesen zu den Mahnwachen in Berlin schleppte.

Dieser hatte sogleich nicht besseres zu tun als einen Spaltpilz in diese breit aufgestellten Mahnwachen zu treiben, denn mit rechten Sympathisanten (Leuten wie Elsässer & Co.) könne man schließlich nicht gemeinsam demonstrieren.

Gesagt, getan und die Mahnwachen verloren hernach sehr schnell an Dynamik.

Valjean72

20. April 2021 13:56

Fortsetzung:

Ein Jahr später am Höhepunkt der Massenmigrationswelle trat Herr Jebsen als Redner in Plauen auf und dabei schwärmte er von den Chancen dieser Masseneinwanderung. Mit diesen „Erniedrigten und Beleidigten“ könnten wir uns zusammentun und für eine bessere Welt streiten.

Solch ein Ausmaß an Naivität nahm ich selbst Herrn Jebsen nicht ab.

Vor einen Jahr sah ich wieder einmal ein Video von KenFM aber nur weil Gerd Wischnewski interviewt wurde. Dabei stellte sich heraus, dass Ken Jebsen auch ein Anhänger der Klimareligion ist und Herrn Wischnewski zu diesem Thema nichts Kritisches ausführen ließ.

KenFM ist - wie so vieles - kontrollierte Opposition.

Martin Lichtmesz

20. April 2021 13:58

@Imagine & Co

Nun, ich sage es noch deutlicher:

Nicht die verschiedenen ethnischen Gruppen oder Klassen driften in den USA immer rascher auseinander (die allerdings auch), sondern die verschiedenen Rassen.

 

Franz Bettinger

20. April 2021 14:19

@Valjean: Sie haben recht. Ken Jebsen mag früher falsch gelegen haben. Dafür trifft er jetzt genau den Ton. Auf das JETZT kommt’s mir an. 

Wahrheitssucher

20. April 2021 14:45

1989: „Wir sind das Volk.“ - „Wir sind ein Volk.“

Ist das nicht ein Beispiel für die reale Wirkungsmächtigkeit des Volksbegriffes?

Und ist es nicht das, was nun unbedingt nicht wieder erscheinen soll?

Valjean72

20. April 2021 14:47

Ein wichtiges Thema, welches vom Autoren in 20 Thesen scharf herausgearbeitet wurde.

These Nr. 19 trifft mE einen neuralgischen Punkt der Machtstrukturen der späten Bundesrepublik und wirft ein Schlaglicht auf deren eindeutig volksfeindliche, antideutsche Verfasstheit.

Insofern sollten diese These gerade die gelernten Bundesbürger, die sich gleichwohl als deutsche Patrioten begreifen, beherzigen.

Wahrheitssucher

20. April 2021 14:49

@ imagine

Sie setzen den Klassengegensatz über alles. Wenn das so ist, dann müssten Sie doch auch einen Weg sehen zur Aufhebung desselben. Wie soll das gelingen, wenn nicht zuerst innerhalb eines Volkes?

Gotlandfahrer

20. April 2021 14:59

@ Heinrich Löwe: Nicht umsonst heißt es bei den Amis: "We, the People. Was "Volk" heißen soll, aber eben auch nur "Leute" bedeuten kann. Die hätten ja auch "We, the Folk" sagen können, haben sie aber nicht, da schon die "Engländer", die Angeln, in ihrem "Commonwealth" kein Volksempfinden mehr hatten.

@ imagine, Zerfall in Klassen, nicht Ethnien:  Ja und nein, oder?  Es gibt die Globalisten, die vorgeblich untereinander keine Ressentiments ausleben, was leicht ist, wenn man gemeinsam Beute machen kann.  Unterhalb dieser Ebene sieht die Sache schon aus ähnlichkeitsbedingten Kooperationsvorteilen ganz anders aus, denn hier liegen die nicht-ethnischen Ähnlichkeiten (Kultur, Verhalten, Interessen etc.) zwischen den Ethnien deutlich weiter auseinander als im Ivy League BizTech Jetset. Durch deren Herrschaftsinstrument der Identitätspolitik werden diese Unähnlichkeiten zusätzlich mit Bedeutung aufgeladen, d.h. es geht um gleichzeitigen Zerfall in  Oben / Unten und (durch Oben) Unten in Ethnien. Dies gelänge dem Oben halt nicht, wenn es Unten homogener zugehen würde.  Und wäre es dort homogener, gäbe es auch weniger Oben.  

Die Frage ist, was zuerst bricht: Die Beutegemeinschaft ganz Oben, der Versorgungsstrom ihrer Lenkungskaste für Unten oder der Geduldsfaden Unten. Wenn man sich die Resignation unserer "Deplorables" anschaut, wird von ganz Unten nichts kommen können.

Silent Reader

20. April 2021 15:58

Gehören neue Bundesdeutsche wie z.B. Malcolm Ohanwe oder Jasmin Kuhnke zu dem Volk? 🤔

anatol broder

20. April 2021 16:05

in der gattung des weltraum­abenteuers brauchen die autoren eine mög­lich­keit, ihre mensch­lichen prota­gonisten inner­halb eines lebens von einer galaxie zur nächsten zu befördern. die meisten schreiber­linge greifen als abkürzung zum hyper­raum. damit haben die ent­sprechenden leser kein problem, wollen sie doch schlicht und einfach erleben, wie kampf­roboter tele­pathische kraken vernichten.

in der gattung des volks­abenteuers sehen sich die autoren vor einem schein­bar ähnlichen problem: wie über­brückt man die ent­fernung zwischen sub­jekten? während etwa kaiser seinen hyper­raum materi­alistisch solidarität nennt, verliert sich wald­stein in der meta­physik:

«volk ist […] unabhängig von individuum. […] tat­sächlich benötigt ein selbst­bestimmtes volk nichts dring­licher als frei, unabhängig und ver­ant­wortungs­voll handelnde individuen.»

den wider­spruch versucht wald­stein mit noch mehr frei­heit zu lösen:

«der einzelne wiederum entfaltet […] seine individu­alität gerade dadurch, dass er sie frei­willig in den dienst einer höheren sache als seiner selbst, in den dienst der sache des volkes stellt.»

die restlichen zweifel schiebt wald­stein bei­seite, indem er seine zwanzig thesen wie eine quanten­physikerin als «die einzige über­lebens­hoffnung […] dar­stellt.»

Alter weiser Mann

20. April 2021 16:10

@gotlandfahrer

Ihre Analyse des Zusammenspiels von Ethnien und Klassen finde ich sehr treffend. Sie erklärt, weshalb es einen schwarzen Präsidenten geben kann und warum die Unterklasse nicht zusammen hält. Aber: mit dem Hinweis auf Rassen statt Ethnien liegt MS wohl richtig.

Imagine

20. April 2021 16:15

@Martin Lichtmesz   20. April 2021 13:58
„Nun, ich sage es noch deutlicher:
Nicht die verschiedenen ethnischen Gruppen oder Klassen driften in den USA immer rascher auseinander (die allerdings auch), sondern die verschiedenen Rassen.“

Die Rassen driften nicht auseinander. Denn die waren in den USA noch nie zusammen. Für die weißen Rassisten waren die Schwarzen eine Sklavenrasse und minderwertige Menschen. Weiße Rassisten haben Völkermord an den Indigenen praktiziert und Schwarze zu Sklaven gemacht.

Dass viele Schwarze die Weißen hassen, ist ein ganz natürlicher Reflex. Es gab nie wirkliche Chancengleichheit. Im Gegenteil. Es gab auch nie echte Wiedergutmachung.

Solange der Rassismus der Weißen noch existiert und diese Rassisten nicht entschieden bekämpft werden und solange es keine Wiedergutmachung und Gleichstellung gibt, solange wird es keinen sozialen Frieden in den USA geben.
 

Gustav Grambauer

20. April 2021 16:34

Wahrheitssucher

"1989: 'Wir sind das Volk.' - 'Wir sind ein Volk.'"

Es wird immer übersehen, daß "Wir sind das Volk" in Leipzig alternierend mit der "Internationalen" skandiert wurde.

"Volk" war bei denen (!) also rein instrumentell im Sinne eines der "die Signale der Internationale erhörenden Völker" gemeint.

- G. G.

Dietrichs Bern

20. April 2021 16:54

@Quarz

"Viele Menschen legen durchaus großen Wert auf Dinge, die primär durch einen Verbund auf ethnischer Ebene verwirklicht werden können (...)".

Nun was sind diese Dinge? Ein friedvolles, so sorgenfrei wie möglich ausgestaltetes Zusammenleben, von Respekt und gegenseitiger Achtung geprägt, gewährleistet durch ähnliche Weltanschauungen? Da bekomme ich auch z. B. von Österreichern, Schweizern Norditalienern, Polen, Tschechen, Balten ja selbst zugewanderten Koreanern usw. 

Dagegen nicht von Berlinern und Bremern und immer mehr Menschen nicht, die zum eigenen Volk zählen.

 

 

 

Gracchus

20. April 2021 17:15

So schmerzhaft es sein mag: Bitte bedenken, was Gustav Grambauer geschrieben hat. Insbesondere: "Aber im zweiten Schritt wurde mir klar, daß auch die Nation (schon der römisch-lateinische Begriff ...) nur das Konzept der Plattform der Weltgesellschaft ist."

Oder: "Ganz offensichtlich hat sich der deutsche Volksgeist auf sehr lange Zeit vom deutschen Volk zurückgezogen."

 

Gotlandfahrer

20. April 2021 17:17

Habe mir jetzt nochmal alle Kommentare durchgelesen und muss sagen: Ich weiß es auch nicht genau. Wenn man aber nicht weiß, was etwas ist, hilft es, zu verstehen, was es nicht ist. Womit gelten kann: Dann ist es das, was der Wille ist, was es sein soll. Und das ist gut so. Ich weiß vielleicht nicht genau, wie "Volk" aus allen Perspektiven wasserdicht zu definieren ist - aber das ist mir egal, denn ich weiß was ich will, wenn ich "deutsches Volk" denke.

Valjean72

20. April 2021 17:20

@silent reader:

Gehören neue Bundesdeutsche wie z.B. Malcolm Ohanwe oder Jasmin Kuhnke zu dem Volk?

Da ich seit Jahren kein TV-Programm mehr konsumiere (ausser - ich gebe es zu - Fussball- und Kindersendungen, letzteres der Kinder wegen) waren mir die beiden von Ihnen genannten Personen kein Begriff.

Folglich musste ich nach ihnen googeln und fand sogleich:

>>Jasmina Kuhnke twittert gegen rechts - "Ich habe euch durchschaut" << (s.hier)

In diesem SPIEGEL-Artikel posiert die "female comedian" sehr ernst drein schauend und trägt dabei ein T-Shirt mit der Aufschrift: "No chance for Nazis"

Früher war vielleicht nicht alles besser aber die Komiker waren auf jeden Fall lustiger, so kommt es mir zumindest vor.

Zu Ihrer Frage: eindeutig nein meiner Ansicht nach aber die beiden hippen Weltbürger wollen bestimmt gar nicht "zu dem Volk" dazugehören...

 

 

Valjean72

20. April 2021 17:28

@imagine

Weiße Rassisten haben Völkermord an den Indigenen praktiziert und Schwarze zu Sklaven gemacht. Dass viele Schwarze die Weißen hassen, ist ein ganz natürlicher Reflex.

An sich bin ich ja so einiges an linken Plattitüden von Ihnen gewohnt, wenn ich ab und an Ihre Beiträge übefliege. Aber bei diesem Kommentar ging wohl der Social-Justice-Warrior in Ihnen vollkommen durch und galoppierte gleich mehrfach übers Ziel hinaus, wobei er vom Start weg in die flasche Richtung lief.

 

Wahrheitssucher

20. April 2021 17:36

@ Gustav Grambauer

“Es wird immer übersehen, daß "Wir sind das Volk" in Leipzig alternierend mit der "Internationalen" skandiert wurde.

"Volk" war bei denen (!) also rein instrumentell im Sinne eines der "die Signale der Internationale erhörenden Völker" gemeint.“
 

Das wäre eine für mich neue, erschütternde Interpretation.
Soll das auch für „Wir sind ein Volk“ gelten?

Und welche Belege dafür gibt es überhaupt?

 

Imagine

20. April 2021 18:12

1/2

@Wahrheitssucher   20. April 2021 14:49
„Sie setzen den Klassengegensatz über alles. Wenn das so ist, dann müssten Sie doch auch einen Weg sehen zur Aufhebung desselben. Wie soll das gelingen, wenn nicht zuerst innerhalb eines Volkes?“

Klassenbildung und -herrschaft gibt es schon seit ewigen Zeiten, solange Privateigentum am Boden als Basis von Ackerbau und Viehzucht existiert. Klassenlos waren nur z.B. die Nomadenstämme der Indianer.

Man muss unterscheiden zwischen Klassensynergismus und Klassenantagonismus.

Im Kapitalismus gibt es den Klassenantagonismus zwischen der Kapitalistenklasse, also der gewinnabhängigen Klasse, und der lohnabhängigen Klasse der Arbeitenden. Je höher die Löhne, desto niedriger die Gewinne, je niedriger die Löhne, desto höher die Gewinne.

Deshalb ist der Kapitalismus eine antagonistische Klassengesellschaft mit im System unaufhebbarer Win-Lose-Konstellation.

Das chinesische sozialistische Modell ist zwar auch eine Klassengesellschaft, aber die herrschende Klasse der Funktionäre der KPChina handelt nicht in der Logik privater Gewinnmaximierung, sondern investiert dort, wo es sinnvoll für das allgemeine(!) = volkswirtschaftliche Wachstum ist. Deshalb wächst der allgemeine(!) Wohlstand und es gibt nicht diese Klassenspaltung wie im Kapitalismus, wo die Reichen immer reicher werden und jene, die mit ihrer Arbeit den Reichtum der Gesellschaft schaffen, immer ärmer.
 

Imagine

20. April 2021 18:13

2/2

Der chinesische Sozialismus wird m.E. eine Klassengesellschaft bleiben, aber eine synergistische, in welcher sich zunehmender Wohlstand, zunehmende Arbeitsreduzierung und zunehmende Freiheit für alle entwickeln werden. Aber es wird kein Gleichmacher-Sozialismus sein.

Innerhalb eines Volkes – da stimme ich Ihnen zu - sind sozialistische Strukturen leichter umzusetzen, weshalb sich die KPCH zuerst auf das Wohl des eigenen Volkes und nicht auf die Weltrevolution fokussiert.

Fritigern

20. April 2021 18:16

Großartiger Artikel.

Punkt 7 sehe ich aber anders.

Imagine

20. April 2021 18:39

1/2

@Gotlandfahrer   20. April 2021 14:59
„Es gibt die Globalisten, die vorgeblich untereinander keine Ressentiments ausleben, was leicht ist, wenn man gemeinsam Beute machen kann. …
Die Frage ist, was zuerst bricht: Die Beutegemeinschaft ganz Oben, der Versorgungsstrom ihrer Lenkungskaste für Unten oder der Geduldsfaden Unten. Wenn man sich die Resignation unserer "Deplorables" anschaut, wird von ganz Unten nichts kommen können.“

Von unten wird wenig oder nichts kommen. Deshalb hat man sich in der Wissenschaft von der Idee einer „Revolution von unten“ verabschiedet.

Wichtig sind die Funktionsklassen in der Mitte der Gesellschaft, welche die systemrelevante Arbeit leisten und die ökonomischen Kreisläufe und die Infrastruktur der Gesellschaft aufrechterhalten.

Die Sozialparasiten und Verbrecher „oben“ werden mit allen Mitteln versuchen, das System aufrechtzuerhalten. Aber quantitativ machen die vielleicht 1% aus.

Natürlich gibt es auch jene, die als bezahlte Söldner der Herrschenden im Repressionsapparat und im ideologischen Bereich tätig sind. Aber die werden schnell die Seite wechseln, so wie bei der Wende in der DDR aus roten Stalinisten ganz schnell schwarze Liebhaber des Kapitalismus wurden.

 

Imagine

20. April 2021 18:40

2/2

Es ist eine Systemfrage.

Wenn die 99% merken, dass ein sozialistisches Modell ihnen mehr Wohlstand, zunehmende Befreiung vom Zwang zur Arbeit, mehr soziale Sicherheit und Frieden etc. bringt, was in China in den nächsten Jahrzehnten deutlich werden wird, dann werden – so meine These – die Funktionsklassen in den systemrelevanten Führungs- und Leitungspositionen mit ihrer Funktionsmacht eine Strukturrevolution herbeiführen.

 

Niekisch

20. April 2021 19:21

Dieser Artikel gehört in den Werkzeugkasten, wobei die Punkte 5) und7) zuvor noch kritisch zu durchleuchten sind. Punkt 5) widerspricht dem sonstigen Text, Punkt 7) ist schlicht historisch falsch, wie gerade der zitierte Prof Dr. Ernst Rudolf Huber in seinem Werk "Verfassungsrecht des Großdeutschen Reiches" ausweist. In Abgrenzung zur Weimarer Reichsverfassung wird betont, dass das Verfassungsvolk sich aus den ihm eigenen Elementen Rasse, Sprache und Geschichte bestimmt, die Rasse also ein incidenter des Volksbegriffs ist ( S. 14 ) 

 

hoffnungstraeger

20. April 2021 20:25

Wenn das Volk schon unter 1. als metaphysische Kraft bezeichnet wird, lohnt es sich kaum weiterzulesen. Ich habe das trotzdem getan und empfehle dem Autor zum besseren Verständnis des Volksbegriffes die Lektüre der Habilitationsschrift von Lothar Stengel von Rutkowski "Was ist ein Volk", die auch in Buchform erschienen ist. Kann bei archive.org heruntergeladen werden.

Gracchus

20. April 2021 21:47

Wenn jemand, um zu erklären, was ein Volk ist, auf eine Habilitationsschrift (und auch noch die eines Rassehygienikers) verweisen muss, ist Hopfen und Malz verloren. 

limes

20. April 2021 21:52

@ Imagine (20. April 2021 18:40 , 2/2  »Es ist eine Systemfrage«)

Diejenigen, die aufgrund von Desinformation, Bequemlichkeit und/oder Feigheit ihre Freiheit, Menschenrechte und Geburtsrecht eintauschen gegen: »mehr Wohlstand« (billigen Tand, produziert unter Ausbeutung von Menschen und Natur), »zunehmende Befreiung vom Zwang zur Arbeit« (Abhängigkeit von staatlich gewährten Almosen), »mehr soziale Sicherheit« (für politisch konforme Untertanen) und »Frieden« (Friedhofsruhe) sind das Problem. Von Konzentrationslagern für politisch Missliebige und Organraub im kommunistischen China ganz zu schweigen.

Verschonen Sie uns mit Ihrer CCP-Propaganda!

quarz

20. April 2021 22:16

@Dietrichs Bern

"Das bekomme ich auch z. B. von Österreichern, Schweizern Norditalienern, Polen, Tschechen, Balten ja selbst zugewanderten Koreanern usw."

Die einschlägige Forschung hat sehr deutlich gezeigt, dass Sie es von einem ethnisch fragmentierten Konglomerat nicht im selben Ausmaß bekommen.

limes

20. April 2021 22:28

@ Niekisch ist grundsätzlich zuzustimmen, dass die Thesen Dr. von Waldsteins im Werkzeugkasten des geistigen Rüstzeugs ihren Platz finden können, auch wenn man nicht alle Standpunkte teilt.

Drohender Verlust macht oft erst deutlich, wie wertvoll etwas ist, das man für selbstverständlich erachtet.

Erschüttert haben mich heute Kommentare bei Breitbart unter einem Beitrag zur Unterdrückung der aktuellen Proteste in Deutschland. Viele Kommentatoren unter diesem Betrag beweisen erschreckende Unkenntnis der deutschen Gegenwart und Geschichte.

https://www.breitbart.com/europe/2021/04/19/german-courts-ban-anti-lockdown-protests/

Diese bizarre Außenwahrnehmung Deutschlands durch US-amerikanische Kommentatoren stellt einen harten Kontrast zum Beitrag Dr. von Waldsteins dar.

Wie gerne würde man sich in einer windstillen Nische einrichten. »Weltschmerz und Kehrwoche« auf einem der wunderbaren Antaios-Jutebeutel war ein genialer, humorvoller und sehr niedrigschwelliger Appell an das deutsche Zusammengehörigkeitsgefühl. Mehr davon!

Gracchus

20. April 2021 22:59

@Niekisch: Ihr Huber-Zitat bestätigt doch von Waldstein.

Jan

20. April 2021 23:02

"(...) den in seinem Materialismus, in seinen Eitelkeiten und in seinen Lebenslügen eingemauerten BRD-Bürger (...)"

Sehr tief gehende Thesen, von denen ich mir einige in populärer und massenkompatibler Form in der aktuellen AfD-Wahlkampfkampagne gewünscht hätte, weil sie zum Kern der Problematik in Deutschland vordringen. Stattdessen wird beim oben genannten BRD-Bürger mit gängigen Alltagsthemen auf dessen Vernunft und Normopathie gesetzt ("Deutschland. Aber normal."). So bleibt man in der Rolle des ewigen Meckerers über den von den Altparteien angerichteten Schlamassel und markiert den empörten und fassungslosen Normalo. Damit kann allenfalls der Status Quo gehalten werden, in neue Höhen wird man aber nicht vorstoßen. Eine vage Projektion auf eine verheißungsvolle Zukunft bietet die AfD leider nicht - im Gegensatz zu den Grünen.

Gracchus

20. April 2021 23:26

@imagine 

Ihre China-Romantik vernebelt Ihnen etwas den Blick. 

M. E. ist Chinas Wirtschaft kapitalistisch, wenn auch staatlich gelenkt. 

Ich will nicht in Abrede stellen, dass Wohlstand wichtig ist. Ich denke aber, die Krise des Westens ist nicht nur eine ökonomische, im Gegenteil, sondern vor allem auch eine Sinnkrise. 

Gustav Grambauer

20. April 2021 23:42

Wahrheitssucher

("Die Internationale") / "Das wäre eine für mich neue, erschütternde Interpretation. Soll das auch für 'Wir sind ein Volk' gelten? Und welche Belege dafür gibt es überhaupt?"

I

Hören Sie mal z. B. ab 6:25 und ab 18:27 rein (es ist das, was ich ohne großen Suchaufwand finde, Sie können ja selbst mal im Netz weitersuchen):  

https://www.youtube.com/watch?v=1-cG_vhFciU

Die ENDZEIT unterschlägt den Ruf "Wir sind das Volk" gleich gänzlich, ist ihnen wohl doch zu mißverständlich:

https://www.zeit.de/wissen/geschichte/2014-10/mauerfall-leipzig-montagsdemonstration-9-oktober-1989?utm_referrer=https%3A%2F%2Fwww.google.ch%2F

Gustav Grambauer

20. April 2021 23:42

Das spätere "Wir sind ein Volk" wurde vom Singen von "Einigkeit und Recht und Freiheit" getragen. Da wäre kaum ein DDR-Bürger von allein drauf gekommen. Unsere Leipziger Verwandten haben uns berichtet, daß während der Demos immer in der Südvorstadt eine ganze Armada Busse aus der BRD geparkt war. So wird`s gemacht!

Diestel berichtet hier

https://antaios.de/detail/index/sArticle/121125

bespielhaft, wie die mpA (massenpolitische Arbeit, hihihi) in der DDR vom Tag des Mauerfalls an von der bayerischen Staatskanzlei, sicher nicht die einzige "Zentrale", kordiniert und gesteuert wurde und wer aus der DDR sich dort die Klinke in die Hand gab (zum Rapport einbestellt wurde und bei Effektivität mit fetten Koffern voller Geld zurückreiste, dies ging wie am Fließband).

Viel später, 1991, bei der Schleifung des Lenindenkmals in Ostberlin habe ich erstmals mit eigenen Augen gesehen, wie in der BRD "Agitation" gemacht wird: dort standen hunderte Leute, großteils Rentner, in kleinen Grüppchen zusammen, ein kleiner Teil schrie sich die Stimmbänder mit antikommunistischen Sprüchen wund, der größere Teil verwickelte taktisch gezielt (nach dem Nebelkerzen- bzw. Leimrutenprinzip) die erbosten Kommunisten in Diskussionen (damit die keinen Stunk machen). Habe aus Neugier herumgefragt, woher sie denn kämen, es stellte sich heraus von CDU- und F.D.P.-Bezirksverbänden im tiefsten Westberlin waren sie angekarrt worden.

- G. G.

Lotta Vorbeck

21. April 2021 00:39

@limes - 20. April 2021 - 10:28 PM

"... »Weltschmerz und Kehrwoche« auf einem der wunderbaren Antaios-Jutebeutel war ein genialer, humorvoller und sehr niedrigschwelliger Appell an das deutsche Zusammengehörigkeitsgefühl. Mehr davon!"

---

Nein, bitte nicht! - liebe @limes.

Die »Kehrwoche« mag neben etlichem anderem Kram derselben Provenienz bleiben, wo sie ist, nämlich in BRD-Süd-West. 

RMH

21. April 2021 07:14

Volk waren grundsätzlich zunächst einmal die, über die geherrscht wurde und bestimmt nicht die, die selber herrschten. Der Verweis von @Laurenz auf den Adel ist richtig, denn dem europäischer Adel - durch konsequente Inzucht eigentlich eine eigene "Rasse" bildend - war es ziemlich egal, über welches Völkchen der jeweilige herrschte. Absolut beliebig. Jeder war mit jedem verwandt und herrschte über wen? Darauf kam es nicht an ...

Gut erkennbar auch an den hier so oft hoch gehaltenen Preußen (die Hohenzollern sind keine Abstammungspreußen sondern Franken und Schwaben), die mit ihren Tugenden auch die Basis dafür schufen, dass Herkunft und Volk komplett egal sind, wenn es auf die Leistungen und damit Nützlichkeit für den Staat und damit Adel ankommt. Die großen preußischen Könige wollte über viele Köpfe herrschen, die Herkunft war egal (schön auch zu erkennen an dem von G.K. u. E. L. besprochenen Buch "Der Vater"), Hauptsache, sie waren dem Staate dienlich. Das Novum der Preußen war lediglich, dass sich sich selber einer staatsdienlichen Funktion unterwarfen. Im Grunde ist Merkel Preußen in neuer Art. Die Sozialversicherungspyramide kippt, die Lohnsklaven werden zu wenig - also lassen wir im Sinne der Staatsfunktion mehr Leute rein, diesmal halt keine Hugenotten oder andere nahe liegende Europäer ... die Welt ist groß geworden.

Koek Boeri

21. April 2021 07:15

sowie von Mythen, die ein gesundes Volk in Nationaldenkmälern, Festtagen, Hymnen, Heldensagen und Volksliedern wachhält.

***

Und sogar in nationalen Stereotypen, auch wenn diese vom draussen komisch aussehen. Wie es in Mel Brooks´s "Producers" war, wo die langbeinigen Tänzerinnen mit Bierkrügen, Würstchen und Brezeln auf der Bühne erscheinen.

RMH

21. April 2021 07:29

I.

@Grambauer,

liegt wiederum mit seinem Verweis auf die sog. "Aufklärung" richtig. Schon Kant sah die Geschichte als Prozess, der zum Weltbürgertum führen würde ("Idee zu einer allgemeinen Geschichte in weltbürgerlicher Absicht") . Kant sah dabei die gesellschaftlichen Antagonismen als wesentlichen Motor in der globalen Entwicklung der Menschheit hin zur Vernunft - Kant wäre aber vermutlich sehr überrascht, wenn er merkt, wie willentlich hier die heutigen Herrschenden das vermeintliche Endziel vorantrieben und das nicht nur katalytisch. Sinn einer Opposition ist es unter diesen  gedanklichen Voraussetzungen, einen starken Antagonismus zu bilden, damit die Vernunft zu einer Einpegelung führen kann.

Um es kurz zu machen: Waldensteins Thesen haben ihren Höhepunkt in ihren Bezugnahmen auf Nietzsche.

RMH

21. April 2021 07:29

II.

Auf der anderen Seite ist Volk etwas - zumindest bei den größeren Einheiten - was immer etwas sich Entwickelndes war und nie statisches unter sich bleiben. Nur gingen derartige Prozesse eben über Jahre und Generationen und die Einsickerungen waren außerhalb von Kriegen nicht invasorisch sondern dosiert. Am Ende wird irgendwann wohl tatsächlich der Weltstaat und der Weltbürger stehen (oder das apokalyptische Weltchaos - beides ist möglich). Aber: Die Schnelligkeit, mit der heute alles bewusst vorangetrieben wird, ist unnatürlich und daher ist Widerstand geboten.

Ein gerütteltes Maß Esoterik und Steiner eröffnen hierzu noch andere Deutungsrahmen und Bilder, die diese Prozesse umschreiben oder sprachlich zu fassen versuchen. Ich unternehme hier nicht einen solchen Deutungsversuch.

Götz Kubitschek

21. April 2021 08:02

feierabend. dank an alle.

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