Linksextremistische Täter haben die Schaufensterscheibe eingeschlagen und mit Buttersäure und Böllern Verwüstung angerichtet. Wie groß der materielle Schaden ist, kann man noch nicht sagen: Bücher sind sensible Ware, in jeder Hinsicht.
Das Buchhaus Loschwitz war 2015 und 2016 eine der vom Börsenverein des deutschen Buchhandels ausgezeichnete Buchhandlung des Jahres. Das lag am hervorragenden Sortiment, das Dagen und ihr Ehemann auf kleiner Fläche vorhielten und am exzellenten Veranstaltungsprogramm, das das Buchhaus im Kulturhaus Loschwitz anbot – über den Hof im Haus nebenan.
Seit Dagen und eine Reihe anderer sächsischer Kulturgrößen sich nicht am schäbigen Verdammungswettbewerb gegen die Pegida-Spaziergänger beteiligten, findet das offizielle Buch-Deutschland Sortiment und Programm der Loschwitzer doch nicht mehr so vorbildlich. Die Veranstaltungen waren aber weiterhin (und erst recht) stets ausgebucht.
Dagen hat als Initiatorin der Charta 2017 gegen die Verunglimpfung und die Verdammung mißliebiger Verlage auf der Buchmesse in Frankfurt (Oktober 2017) protestiert und die Kritik an enger werdenden Meinungskorridoren immer wieder geäußert. Seit zwei Jahren tut sie dies auch als Stadträtin für die Freien Wähler in Dresden.
Unseren Lesern dürfte sie außerdem bekannt sein durch das literarische Trio “Aufgeblättert – Zugeschlagen”, das sie zusammen mit Ellen Kositza initiiert hat und das in bisher neun Folgen mit jeweils einem Gast je drei neue Bücher behandelt.
Was nun? Der Angriff auf das Buchhaus Loschwitz ist kurios, weil Susanne Dagens Buchhandlung keine rechte Buchhandlung ist – auch keine linke, sondern eben eine Buchhandlung. Kurios ist also, daß mittlerweile schon sehr wenig ausreicht, um politische Reinemache-Trupps auf den Plan zu rufen. Diese Putztruppen sind derzeit in ganz Mitteldeutschland unterwegs, einen Artikel dazu veröffentlichen wir in den nächsten Tagen.
In Dresden haben sie beispielsweise Anfang April das Auto des AfD-Landtagsabgeordneten Zickler abgefackelt: “Die Schweine scheiterten in ihren ersten Löschversuchen, so dass das Auto an einem Totalschaden nicht vorbei kam”, heißt es auf der Antifaplattform indymedia. Das alles ist den Medien nicht der Rede wert, das ist bundesdeutscher Alltag, also noch einmal: Was nun?
In Halle mußten wir unser Hausprojekt (nichts besetztes, sondern Eigentum) nach vierzig dokumentierten und zum Teil extrem gefährlichen Angriffen auf das Gebäude und seine Bewohner räumen und verkaufen. Vierzig Strafanzeigen liegen neben vierzig Bescheiden, daß man die Ermittlungen habe einstellen müssen, weil es keine Spuren gebe. nach dem damals schwersten Angriff konnten Martin Sellner und ich im Rahmen eines Pegida-Spaziergangs fünf von einhundert Pflastersteinen versteigern, die in Halle gegen Fassade und Fenster (Plexiglas!) flogen.
Aus Loschwitz haben uns nun neunundzwanzig Bücher erreicht, die so beschädigt sind, daß man sie nicht mehr verkaufen kann, jedoch noch nicht so getränkt mit Säure, daß ihr Besitz gänzlich unzumutbar wäre. Diese Bücher verkaufen wir hiermit, der gesamte Erlös geht an die Dagens, er hilft hoffentlich, Säuberung und Renovierung zu finanzieren. (Interessant ist, daß es sich bei den Büchern zum größten Teil um die Schaufensterauslage handelt. Schon bemerkenswert, wie wurscht es diesen Typen ist, was sie da besudeln.)
Wir machen das so:
+ Autor, Titel und Ladenpreis sind aufgeführt, wir haben nichts dagegen, wenn zum Wunschbuch zugleich ein aufgerundeter Kaufpreis mitnotiert wird, der als Spende gedacht ist. Wir verletzten damit die Buchpreisbindung nicht (Börsenverein aufgepaßt!): Bei den beschädigten Büchern handelt es sich nämlich nun um Performance-Kunst einer Gruppe, deren Militanz zwar von Danger Dan, Böhmermann und anderen beklatscht wird.
+ Versand mit Rechnung erfolgt über Antaios, den Dagens werden wir die Kunstobjekte dann zu einem Preis abkaufen, der den Gesamterlös noch einmal aufrundet.
+ Wir versuchen, den unten aufgeführten Bestand aktuell zu halten, bedauern aber jetzt schon diejenigen, die zu spät gekommen sein werden.
Aber: Dank an alle! Es gehört sich so, mindestens!
– – –
Alle Bücher sind verkauft, herzlichen Dank an alle Kunstsammler!
Die Morgendämmerung der Worte. Moderner Poesie-Atlas der Roma und Sinti, 42 € verkauft für 84 €
Olga Forsch: Russisches Narrenschiff. Ein Roman in neun Wellen, 44 € verkauft für 100 €
Stefan Laube: Der Mensch und seine Dinge, 32 € verkauft für 50 €
Darroch und Michael Putnam: Die Farbenlehre der Blumen, 29,95 € verkauft für 35 €
Stephen Fry: Mythos. Was uns die Götter heute sagen, 14 € verkauft für 30 €
Stefano Massini: Das Buch der fehlenden Wörter, 26 €, zwei Exemplaren verkauft für jeweils 52 €
Edward Brooke-Hitching: Der Atlas des Himmels, 35 € verkauft für 50 €
Karin Schneider: Tauben. Ein Portrait, 20 € verkauft für 30 €
Brigitte Schuster: Architektur für die Katz. Schweizer Katzenleitern, 39 € verkauft für 39 €
Zora del Buono: Das Leben der Mächtigen. Reisen zu alten Bäumen, 32 € verkauft für 50 €
Wilhelm Schmid: Heimat finden, 24 € verkauft für 50 €
Manfred Geier: Die Liebe der Philosophen. Von Sokrates bis Foucault, 24 € verkauft für 50 €
Jean Giono: Ein Mensch allein. Roman, 42 € verkauft für 80 €
Heiner Boehncke/Hans Sarkowicz: Grimmelshausen. Leben und Schreiben – Vom Musketier zum Weltautor, 24 € verkauft für 75 €
Tilman Spreckelsen: Gralswunder und Drachentraum. Ein Streifzug durch die Artuswelt, 24 € verkauft für 40 €
Marcel Proust: Das Flimmern des Herzens. Auf der Suche nach der verlorenen Zeit, 24 € verkauft für 40 €
Chaim Grade: Von Frauen und Rabbinern. Zwei Erzählungen, 44 € verkauft für 100 €
Bettine von Arnim: Letzte Liebe. Das unbekannte Briefbuch, 42 € verkauft für 80 €
Hazel Rosenstrauch: Wahlverwandt und ebenbürtig. Caroline und Wilhelm von Humboldt, 22 € verkauft für 50 €
Arnold Höllriegel: Die Derwischtrommel. Das Leben des erwarteten Mahdi, 42 € verkauft für 60 €
Jules Verne: Die Jangada. 800 Meilen auf dem Amazonas, 42 € verkauft für 100 €
Grete de Francesco: Die Macht des Charlatans, 44 € verkauft für 100 €
Der Königsspiegel. Fahrten und Leben der alten Norweger, aufgezeichnet im 13. Jahrhundert, 44 € verkauft für 50 €
Iso Camartin: Die Kunst des Lobens. Zur Rhetorik der Lobrede, 42 € verkauft für 50 €
Ilja Ilf/Jewgeni Petrow: Das goldene Kalb oder die Jagd nach der Million. Roman, 24 € verkauft für 30 €
Hans Peter Duerr: Diesseits von Eden. Über den Ursprung der Religion, 38 € verkauft für 38 €
Honoré de Balzac: Musikalische Gemälde. Fünf Novellen, 44 € verkauft für 60 €
Somyutei Encho: Die Pfingstrosenlaterne, 44 € verkauft für 60 €
Vultus Animi
Der Anschlag auf Buchhaus Loschwitz verschlägt mir die Sprache. - Meine Reaktion: dort ordentlich bestellen die Exil-Reihe abonnieren.