Sezession-Literaturredakteurin Ellen Kositza ist bekanntlich Vielleserin. Ihre Literaturserie auf dem kanal schnellroda stellt das nachdrücklich unter Beweis. Nach dem blutigen Roman der letzten Folge (siehe hier) widmet sie sich nun der Sachliteratur.
David Goodhart, der bereits mit den »Somewheres« und »Anywheres« von sich reden machte (The Road to Somewhere hier bei Antaios bestellen), hat ein neues Werk vorgelegt: Kopf, Hand, Herz. Das neue Ringen um Status.
Er knüpft dort an, wo er bei den »Some-« und »Anywheres« aufgehört hat und knöpft sich die Gesellschaft im Akademisierungswahn vor. Goodhart sieht die Gefahr einer schädlichen Schieflage – der Kopf der Gesellschaft hat sich zum Wasserkopf aufgebläht.
Für ihn ist sicher: Eine Gesellschaft, die Handwerk und soziale Berufe geringschätzt und schlecht bezahlt, droht aus der Balance zu geraten. Dabei leuchtet Goodhart die »Anerkennungslücke« akribisch aus.
Kositza legt die Lektüre ausdrücklich ans Herz:
Bestellen Sie Kopf, Hand, Herz. Das neue Ringen um Status am besten gleich hier bei Antaios, dem größten konservativen Versandbuchandel.
Das Problem der Überakademisierung ist sicherlich keine einfache Kost – ein Buch, das durchaus zum Nachdenken anregt, aber tiefe menschliche Abgründe tuen sich in ihm nicht auf. Mit dem nächsten Fundstück nehmen wir die erste Stufe hinab in diesen Abgrund und landen bei der »Ibiza-Affäre«.
Als Heinz-Christian Straches (ehemaliger Bundesparteiobmann der FPÖ und österreichischer Vize-Kanzler) und Johann Gudenus (Straches Vertrauter) Gebahren, das zwischen bedauernswert und peinlich oszillierte, auf einem fingierten Treffen mit einer vorgeblichen Nichte eines russischen Oligarchen per Videoaufnahme publik wurde, sah es zuerst so aus, als ob die sich daraus entwickelnde Affäre hauptsächlich der FPÖ schaden würde.
Nun, rund zwei Jahre später, hat die »Ibiza-Affäre« weite Kreise gezogen: Der im Januar 2020 eingesetzte »Untersuchungsausschuss betreffend mutmaßliche Käuflichkeit der türkis-blauen Bundesregierung« hat durch die weite Fassung seines Untersuchungsgegenstandes pikante Details bezüglich der Vorgänge in der Regierung unter der Ägide von Sebastian Kurz zutage gefördert.
Vorwürfe von wildem Postengeschacher stehen im Raum. »Ibiza« kam wie ein Bumerang zurück und hat die ÖVP direkt auf die Stirn getroffen. Was anfänglich hauptsächlich die FPÖ in die Knie zwang, bringt jetzt die ÖVP ins Straucheln und gefährdet die Kanzlerschaft Kurz erheblich.
Im Rahmen der »Lagebesprechung«, Podcast des Bürgernetzwerks Ein Prozent, hatte ich die Gelegenheit mit Christian Hafenecker, FPÖ-Fraktionsführer im „Ibiza“-Untersuchungsausschuß, über die innenpolitischen Auswirkungen der Affäre für Österreich zu sprechen. Herausgekommen ist ein sehr interessantes Interview über Intrigen und politische Abgründe.
Hier geht es zur hörenswerten Folge:
Österreich im Sog der „Ibiza-Affäre“ – Christian Hafenecker im Gespräch
Am Ende der 90. Fundstücke erreichen wir nun den Boden menschlicher Abgründe und eine Insel, deren Oberfläche alles andere als dunkel, scheußlich und abstoßend ist: die Steueroase Jersey, vor der Küste der Normandie. Doch das an der Ostküste der selbstverwalteten Insel im Besitz der englischen Krone gelegene staatliche Kinderheim Haut de la Garenne barg bis ins Jahr 2007 ein schreckliches Geheimnis: unzählige Fälle von Kindesmißbrauch.
Als diese ans Licht kamen, war man von politischer Seite aus alles andere als bemüht, den abscheulichen Vergehen mit allen verfügbaren Mitteln nachzugehen und die Verantwortlichen zur Rechenschaft zu ziehen, sondern eher darauf bedacht, das Bild von der idyllischen Insel nicht zu zerstören. Schweigen und Vertuschung bestimmten den Umgang mit den schwerwiegenden Verbrechen.
Die englische Doku-Regisseurin Camilla Hall hat tiefgehend recherchiert und den Fall zurück an die Oberfläche gezerrt – verstörend und bedrückend:
Lumi
Ich möchte, so gestattet, ein weiteres Netzfundstück anfügen, das ich neulich auch in echt miterlebt habe.
Es geht um die Vorträge von William Toel, auf die Lotta bereits zweimal und ich einmal in der SiN hingewiesen haben, ohne daß ein Echo gekommen wäre oder die SiN selber etwas darüber geschrieben hätte.
Das finde ich erstaunlich, denn in diesen Vorträgen geht es um den Kern der Misere und die Wurzel allen Übels, nämlich die nationalmasochistische und antideutsche Umerziehung unseres Volkes seit 1945.
Diese ist laut WT ab 1943 in Bletchley Park geplant worden. Er nennt allerdings keine Namen. So habe ich nach Aldous Huxley und Bertrand Russell gefragt und WT hat weder bestätigt noch bestritten.
Ist WT nicht intellektuell genug? Ich sehe, daß er ein neues Publikum anspricht. Gut so.
https://youtu.be/zn3hjydkcSA
Läuft 69 Minuten. Viele weitere Gespräche auf Youtube.