Diesmal strukturieren sich die Netzfundstücke anhand des Mediums. Den Anfang macht die Literatur – es geht um Wasser. Doch bevor es flüssiger wird, erst das Trockene. Der World Wildlife Fund For Nature (WWF) veröffentlichte 2018 einen Report zum Zustand der Gewässer in Deutschland: Zustand der Gewässer in Deutschland – Umsetzung der EU-Wasserrahmenrichtlinie (WRRL) in den Bundesländern.
Anlaß für diese Gewässerstudie war die Wasserrahmenrichtlinie (WRRL, 2000/60/EG). Die im Jahr 2000 von den EU-Mitgliedsstaaten verabschiedet worden war. Darin wurden Gewässer erstmals als Ökosysteme aufgefaßt, die man nun mit einem Verschlechterungsverbot und einem Verbesserungsgebot belegte.
Die Richtlinie zielt also darauf ab, daß der ökologische Zustand der europäischen Gewässer sukzessive verbessert wird. Spätestens bis 2027 sollen alle Gewässer in einem »guten ökologischen« und »guten chemischen Zustand« sein. Für Grundwässer möchte man einen »guten mengenmäßigen« und »guten chemischen Zustand« erreichen.
Die Untersuchung des WWF zeigte jedoch, daß der Zustand deutscher Gewässer sehr zu wünschen übrigläßt. Speziell die Belastungen sowohl mit Nähr- als auch mit Schadstoffen wie Quecksilber und PAK sorgen für schlechte Bewertungen. Daß die für 2027 ausgegebenen Verbesserungsgebote noch eingehalten werden können, ist höchst unwahrscheinlich.
Indes ließen erst die zurückliegenden Dürre-Sommer das Bewußtsein für eine mögliche Bedrohung der Ressource »Wasser« in der deutschen Öffentlichkeit aufkommen. Sauberes Wasser und seine dauerhafte Verfügbarkeit sind bzw. waren für uns bis jetzt immer eine Selbstverständlichkeit gewesen. Im vergleichsweise niederschlagsreichen Süden der Republik mag diese Selbstverständlichkeit immer noch intakt sein, in den niederschlagsärmeren Regionen Mitteldeutschlands sieht das schon anders aus.
Eine Welt, in der Wasser die alles bestimmende Mangelware ist, hat der österreichische Autor Christoph Ransmayer in seinem neusten dystopischen Roman Der Fallmeister – Eine kurze Geschichte vom Töten entworfen. Sezession-Chefredakteur Götz Kubitschek empfiehlt ihn mit Abstrichen in der aktuellen Sezession mit dem Titelthema »Angst«:
Ransmayer siedelt seine Geschichte in einer hochinteressanten Zukunftsszenerie an: Klimaverwerfungen haben Land und Trinkwasser rar gemacht. Die Nationen sind zerfallen, Kleinstaaten zerfleischen sich, streben Homogenität an, schieben ab (auch die kroatische Gattin des Fallmeisters, trotz der zwei Kinder), kämpfen um Zugänge zu Flüssen, um den Besitz von Quellen – und werden doch alle beherrscht und überformt von Syndikaten, die ein Netz aus Wasserbewirtschaftung, Überwachung und Ressourcenkontrolle und Privileg über di Welt gelegt haben und noch aus dem Untergang Profit schlagen.
Die Schwäche des Romans sieht Kubitschek »im schönen Doppelsinn der Bedeutung: Er [Ransmayer ] kann kaum mehr etwas schildern, ohne es unter der Last der Bedeutung an den Kippunkt zu schieben – dorthin, wo aus Pathos ein Zuviel wird«.
Ungeachtet dessen empfiehlt er die Lektüre dieser etwas anderen Dystopie.
Die aktuelle Sezession 102 erhalten Sie hier und Ransmayers Roman können Sie wie immer hier, direkt bei Antaios, dem größten konservativen Versandbuchhandel bestellen.
Auch in den folgenden Podcasts dreht sich alles um das Thema Wasser bzw. um Wasserknappheit. Auf der Podcast-Plattform detektor.fm gab Dr. Ursula Schäfer-Preuss, zum damaligen Zeitpunkt noch Vorsitzende des Netzwerks Global Water Partnership, Auskunft über die Konfliktträchtigkeit der Ressource und wies darauf hin, daß dieses Problem alles andere als neu sei, jedoch durch eine steigende Bevölkerungszahl und dem weltweit ansteigenden Wohlstand an Schärfe gewinne:
Führt die Welt bald Kriege ums Wasser?
Etwas akademischer wird es beim Helmholtz Zentrum für Umweltforschung. Prof. Dr. Dietrich Borchardt skizziert in dem sechsminütigen Beitrag die großen Wasserfragen: Wie können die neun Milliarden Menschen, die im Jahr 2050 auf der Erde leben sollen, ausreichend mit Wasser und Nahrungsmitteln versorgt werden? In welchen Weltregionen ist eine Verschärfung der Wassersituation zu erwarten?
Und hält eine bittere Wahrheit für die Vegetarier dieser Welt bereit: Zwar verbraucht der Anbau von Gemüse und Obst weniger Wasser als die Herstellung tierischer Produkte, jedoch ist selbst dieser geringere Wasserverbrauch immer noch viel zu hoch.
Alle wasserbezogenen Podcasts des Hemlholtz Zentrums finden Sie hier:
Das Vertiefen in die Wasserthematik kann einem stellenweise Angst einflößen. Sie führt vor Augen wie dünn der Firnis der westlichen Zivilisation tatsächlich ist und auf welchen teils unsicheren und begrenzten Voraussetzungen sie beruht. Eine Angst, die nach Sezession-Redakteur Benedikt Kaiser in seinem neusten Artikel »Angst und Ökonomie« in der Sezession 102 durch die soziale Dynamik der (neo)liberalen Ordnung des »Westens« selbst noch einmal verstärkt wird und den Einzelnen in ein Meer aus Unsicherheiten taucht:
Statt Sicherheit, Stabilität und Ordnung im Lebensvollzug und des begründbaren Vertrauens in stabile Familienverhältnisse (als den Kern gemeinschaftlichen Zusammenhalts) grassieren zu oft Unsicherheit, Unbeständigkeit und mögliche Wirren, was subkutan oder offen Angst entstehen läßt – jedenfalls bei denen, die als Seßhafte und Heimatverbundene nicht stetig und abschnittsweise »der Arbeit nach« ziehen wollen und denen das propagierte smarte »Lebensgefühl« der dauermodernisierten Arbeitswelt, das geprägt ist von »Ungebundenheit, Freiheit und Weltbürgertum« (Wagenknecht), zuwider ist.
Das auf Ungewißheiten beruhende System strahlt keine rückversichernde Stabilität aus, sondern propagiert die ständige Neuerfindung, ein sich stets wandelnden Lebensentwurf. Im Grunde regiert die Ordnung des Chaotischen.
In einem etwas anderen chaotischen Zustand Deutschlands – zwischen den beiden Weltkriegen – und die mit ihm verbunden spezifischen Unsicherheiten drehte der deutsche Regisseur Fritz Lang ein Stück deutscher (Stumm)Filmgeschichte, das die Dekadenz, in der breite Gesellschaftsschichten der Weimarer Republik ihre Angst ertränkten, aufs Korn nahm: Dr. Mabuse, der Spieler. Mabuse, weiß diese Angst für sich einzusetzen und schwingt sich zu den Höhen der Macht auf.
Den zweiteiligen Stummfilm-Klassiker sehen Sie hier:
Laurenz
Ein Klimawandel, welcher die Erde erwärmt, macht Deutschland zu den Profiteuren dieses Wandels. Denn wir können mit einem mediterranen Klima mehrere Ernten im Jahr einfahren, sparen Heiz-Energie. Die Kälte war in unserer Geschichte immer ein Grund für 2. & 3. Geborene nach Süden auszuwandern. Unser Umgang mit Wasser war bisher verschwenderisch, & die Probleme der Land - & Forstwirtschaft rühren nicht aus echtem Mangel, sondern basieren auf einer fachlichen Inkompetenz & der Gier, zB Flachwurzler (schnell wachsende Nadelbäume) zu pflanzen. Einfach mal Plantagen der Israelis in der Negev etc. anschauen. https://www.heise.de/tp/features/Israel-Landwirtschaft-im-Trockenklima-4071238.html
Mit Verlaub, hier gibt es einfach nichts zu jammern.
Andere Staaten, wie in Südamerika, wo nach dem Rausschmiß der Spanier durch Cochrane, anglo-amerikanische Konzerne die politische Macht übernahmen, sieht das entsprechend dem JS-Artikel aus, vor allem in wasserarmen Staaten wie Chile.
https://www.deutschlandfunkkultur.de/superfood-als-umweltkiller-die-schattenseiten-des-avocado.979.de.html?dram:article_id=426828