und birgt einige Ambivalenzen. Bei der Kritik an diesem Staat und seinen handelnden Akteuren darf aus rechter Sicht keineswegs der Eindruck erzeugt werden, daß man die Institutionen per se ablehnt, obwohl es falsche Entscheidungen bestimmter Politiker und Verantwortungsträger sind, welche die Mißstände hervorrufen und verschärfen.” (Benedikt Kaiser)
“Die Freiheitsansprüche der Menschen sind schlecht gegen die Herrschaft des Belehrens, Betreuens und Planens zur Geltung zu bringen, wenn im Grunde Einigkeit darüber besteht, daß wir noch mehr und nicht etwas weniger von dieser Herrschaft benötigen, um unsere Probleme zu lösen. Die Sucht nach immer mehr Betreuung und Versorgung hat jede riskante Tugend, zu der auch das Wissenwollen gehört, verkümmern lassen. Der Mensch der westlichen Kultur hat sich selbst hilflos gemacht, weswegen er für das Schreckensszenario der Corona-Pandemie empfänglich war.” (Erik Lehnert)
Die beiden Zitate sind den Texten »Angst und Ökonomie« von Sezession-Redakteur Benedikt Kaiser und »Angst und Politik« von IfS-Leiter Erik Lehnert in der aktuellen Sezession 102 »Angst« entnommen und bilden eine Debatte ab, die vor der Drucklegung der 102. Ausgabe intensiv geführt wurde.
Sie entzündete sich an der Frage nach der richtigen politischen Strategie: Während Kaiser den »Staat« als wesentlichen Orientierungspunkt für die Rechte hochhält und implizit das Ziel ausgibt, ihn mit den richtigen Eliten zu besetzen, die die Funktion bestehender Institutionen wieder darauf ausrichten, »dauerhaft beständige Lebensentwürfe« der »Somewheres« zu sichern, plädiert Lehnert für ein Lossagen von der Betreuung – dem Wiedererlangen der Selbstbestimmung vor einem Staat, der angstpolitische agiert und damit seine Übergriffigkeiten rechtfertigt. Sezession-Chefredakteur Götz Kubitschek führte in der Heftvorstellung zur Sezession 102 diesbezüglich den Terminus des Situations- und Lagelibertären ein.
Die ganze Debatte sehen und hören Sie hier auf dem kanal schnellroda:
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Wenn man der deutschen »Neuen Rechten« eines vorwerfen kann, dann, daß sie bei allem Theoretisieren über die Metapolitik es bisher nicht vollbracht hat, ein eigenes kulturelles Angebot mit nachhaltiger Durchschlagskraft zu schaffen. Damit fehlt der eigentliche metapolitische Träger, um ein spezifisches Lebensgefühl und einen eigenen Stil zu entwickeln und massenwirksam zu transportieren.
Zu ihrer Ehrenrettung sei erwähnt, daß man dieses Manko erkannt hat und in jüngster Zeit daran arbeitet, dieses schwerwiegende Versäumnis nachzuholen: Hydra Comics, das Spiel, dessen Namen nicht mehr genannt werden darf – irgendwas mit Heimat und Verteidigen –, Video-Kulturformate, Volker Zierkes Roman Enklave usw. zeigen, daß langsam Bewegung in die Sache kommt.
Im Jungeuropa Verlag ist nun ein weiterer Roman erschienen, der einem keine holzschnittartige Geschichten um die Ohren knallt, die im Grunde nur existieren, um eine politische Botschaft zu transportieren: Europa Power Brutal.
John Hoewer, der auch schon für die Sezession insbesondere zu den politischen Verhältnissen in Italien geschrieben hat, legt 360 Seiten vor, die vor allem eines machen: Spaß. Wir finden uns in einer abgefahrenen, schlingernden und irrwitzigen Reise des namenlosen Erzählers quer durch Europa wieder.
Von Köln über Wien bis Rom suchen wir mit ihm nach dem Geist eines anderen Europas. Was Europa Power Brutal dabei auszeichnet ist die Unverkrampftheit, eben nicht alles bierernst zu nehmen und selbstironisch auf die eigene »Szene« zu blicken.
Europa Power Brutal ist Gegenkultur mit metapolitischem Potential.
Wer noch einen letzten Schubser braucht, der sollte den neusten Jungeuropa-Podcast hören. Dort stand John Hoewer Rede und Antwort zu seinem Erstling. Hier reinhören:
Europa Power Brutal erhalten Sie natürlich wie immer direkt hier, bei Antaios, dem größten konservativen Versandbuchhandel.
Daß es bei der Gegenkultur trotz Zensur und Sperrung vorangeht, das zeigt neben Europa Power Brutal auch eine musikalische Kollaboration: Der patriotische Musiker Sacha Korn und der sächsische Kabarettist Uwe Steimle haben die DDR-Pionierhymne »Unsere Heimat« zusammen neu vertont.
Was früher von Jungsozialisten geschmettert wurde, gerät heute in der BRD zu subversiver Heimatromantik:
Romane, Musik, Komik und Comic – peu a peu entstehen die Bausteine dessen, was Metapolitik im Kern ausmacht.
Laurenz
"(BK-Zitat) Bei der Kritik an diesem Staat und seinen handelnden Akteuren darf aus rechter Sicht keineswegs der Eindruck erzeugt werden, daß man die Institutionen per se ablehnt."
Darüber kann man zumindest debattieren.
Der Parlamentarische Rat (vor gut 70 Jahren) & seine Nachfolger haben extrem versagt. Daß es heutigen anti-demokratischen Politikern aller Altparteien möglich ist, permanent von oben in Teilbereichen zu putschen & besagte Institutionen auszuhebeln oder schon immer erst gar nicht zu installieren, wie Volksabstimmungen, ist mit einer Forderung nach mehr Bürgerbeteiligung sehr wohl einer Kritik auszusetzen, mit exakten Vorschlägen nach einem mehr demokratischen Ersatz für die abgewirtschaftete & degenerierte Republik.