Pöbelherrschaft und Antirassismus-Doktrin

von Dirk Alt -- PDF der Druckfassung aus Sezession 97/ August 2020

Der Früh­som­mer 2020 kann bereits aus heu­ti­gem Blick­win­kel his­to­ri­sche Bedeu­tung bean­spru­chen, da er einen wei­te­ren Schub jenes Pro­zes­ses ver­zeich­ne­te, der auf die rest­lo­se Zer­stö­rung nicht nur der west­li­chen Welt, son­dern auch, was schwe­rer wiegt, der jahr­tau­sen­de­al­ten euro­pä­isch-anti­ken Kul­tur hin­aus­läuft. Daß ein neu­es Zeit­al­ter der Mas­sen­hys­te­rien ange­bro­chen ist, muß­ten wir bereits zur Kennt­nis neh­men: Nun jedoch ver­bin­den sich die Wahn­ideen eines defor­mier­ten Zeit­geis­tes, die sich in der Ver­gan­gen­heit noch auf stu­pi­de, ver­hält­nis­mä­ßig unschäd­li­che Wei­se äußer­ten (»Wir sind mehr«, »Fri­days for Future«), mit den dun­kels­ten Trieb­kräf­ten der Zer­stö­rung zu einer mani­fes­ten Bedro­hung all des­sen, was uns noch geblie­ben ist.

Schon zu Beginn der 1970er Jah­re pfleg­ten, wie Kon­rad Lorenz schrieb, die »epi­de­mi­schen Geis­tes­krank­hei­ten (…), aus Ame­ri­ka kom­mend, in Euro­pa mit eini­ger Ver­spä­tung auf­zu­tre­ten« (Die acht Tod­sün­den der zivi­li­sier­ten Mensch­heit, Mün­chen 1973). Daß auch die »Black Lives Matter«-Welle, die man bei ober­fläch­li­cher Betrach­tung für ein spe­zi­fisch US-ame­ri­ka­ni­sches Phä­no­men hal­ten könn­te, von dort zu uns schwapp­te, ver­deut­licht ein wei­te­res Mal, daß die Schick­sa­le der wei­ßen Völ­ker, soweit sie in der Klam­mer des Wes­tens zusam­men­ge­faßt und dem Säu­re­bad des Libe­ra­lis­mus aus­ge­setzt wur­den, auf Gedeih und Ver­derb mit­ein­an­der ver­ket­tet sind. Mögen sich die sozia­len, öko­no­mi­schen, kul­tu­rel­len und his­to­ri­schen Befind­lich­kei­ten auch erheb­lich unter­schei­den: Der Feind ist über­all der glei­che – sei­ne Mit­tel sind die glei­chen – und der von ihm aus­ge­hen­de Schre­cken ist eben­falls der glei­che. In Kennt­nis die­ser Ver­ket­tung haben nicht weni­ge von uns das Zer­brö­ckeln der staat­li­chen Ord­nung in den USA atem­los und ungläu­big mit­ver­folgt. Daß die Feu­ers­brüns­te und Denk­mal­schän­dun­gen, wenn über­haupt, nur durch die Ver­zer­run­gen des mas­sen­me­dia­len Fil­ters ins Bewußt­sein der brei­ten Öffent­lich­keit gelang­ten, im übri­gen aber ideo­lo­gisch ver­brämt und mit star­kem Wider­hall als vor­bild­haft erklärt wur­den, läßt auch für die Zukunft hier­zu­lan­de das Schlimms­te befürchten.

Nun sind die Unru­hen, soweit sie nur die USA betref­fen, trotz der Aus­ma­ße, die sie erreich­ten, nicht das eigent­lich Ver­stö­ren­de. Schließ­lich ist die Illu­si­on eines »Schmelz­tie­gels der Kul­tu­ren« (Isra­el Zang­will) spä­tes­tens in den 1990er Jah­ren zer­sto­ben, sind die nor­ma­ti­ven und inte­gra­ti­ven Kräf­te des Ame­ri­ka­nis­mus lan­ge erlo­schen, ohne daß ein von brei­tem Wohl­wol­len getra­ge­ner schwar­zer Prä­si­dent sie wie­der­zu­be­le­ben ver­moch­te. Das eigent­lich Ver­stö­ren­de ist das Aus­blei­ben der Gegen­wehr, auf die vie­le gehofft und eini­ge gewet­tet hat­ten, die sich nun betro­gen sehen: Auch in die­ser Hin­sicht sind uns die Ereig­nis­se in den USA näher als uns lieb sein kann. Statt durch Gegen- oder Not­wehr ein­ge­dämmt zu wer­den, lau­fen nun Ereig­nis­fol­gen ab, deren Vor­her­sa­ge man noch vor weni­gen Mona­ten einer zu leb­haf­ten Phan­ta­sie zuge­schrie­ben hät­te. Immer­hin las­sen sie die kom­men­den, auch uns dro­hen­den Ver­hält­nis­se viel­leicht zum ers­ten Mal in wün­schens­wer­ter Klar­heit her­vor­tre­ten, so daß wir sie betrach­ten kön­nen wie die Umris­se eines Gebir­ges, die der Blick aus der Fer­ne am bes­ten erfaßt. Es bestä­ti­gen sich die fol­gen­den Annahmen:

  1. Ein fried­li­ches und pro­duk­ti­ves Zusam­men­le­ben eth­no­kul­tu­rell gegen­sätz­li­cher Völ­ker ist auf den Ter­ri­to­ri­en der libe­ra­len west­li­chen Demo­kra­tien wenigs­tens unter den gegen­wär­ti­gen demo­gra­phi­schen und men­ta­li­täts­mä­ßi­gen Ver­hält­nis­sen nicht mög­lich. Unter den Staa­ten des Wes­tens gibt es kein ein­zi­ges Erfolgs­mo­dell, das das Gegen­teil beweist, aber auch kei­ne erkenn­ba­re Stra­te­gie oder poli­ti­sche Visi­on und erst recht kei­ne einen­de Ideo­lo­gie, die in der Lage wäre, die gera­de­zu gesetz­mä­ßig auf­tre­ten­den feind­se­li­gen Zustän­de zu über­win­den. Mit­tel­fris­tig wer­den daher sämt­li­che Ein­wan­de­rungs­ge­sell­schaf­ten für ihre Auf­nah­me­po­li­tik einen hohen, wenn nicht den höchs­ten Preis zahlen.
  2. Das Bür­ger­kriegs­po­ten­ti­al der Ein­wan­de­rungs­ge­sell­schaf­ten ver­rin­gert sich nicht mit der fort­schrei­ten­den Dau­er des Zusam­men­le­bens, son­dern erhöht sich im glei­chen Maße, wie die Mehr­heits­ge­sell­schaft demo­gra­phisch schrumpft und ihre Mög­lich­keit zur Selbst­be­haup­tung schwin­det. Letz­te­res ist bekannt­lich bei allen wei­ßen Völ­kern der Fall. Ent­ge­gen frü­he­rer Hoff­nun­gen fällt der Inte­gra­ti­ons­grad der Zuge­wan­der­ten hin­sicht­lich des Bür­ger­kriegs­po­ten­ti­als kaum ent­schär­fend ins Gewicht, und zwar um so weni­ger, je mehr die Zuge­wan­der­ten in ihrem Son­der­be­wußt­sein gestärkt wer­den und dabei die Beto­nung äußer­li­cher Abstam­mungs­merk­ma­le, sprich: Ras­sen­kri­te­ri­en, in den Vor­der­grund tritt.
  3. Kommt, wie in den USA, eine revo­lu­tio­nä­re Wel­le ins Rol­len, so ist jede Hoff­nung auf Schutz durch die Staats­macht oder auf die Akti­vie­rung restau­ra­ti­ver Kräf­te ver­fehlt. Die Dis­kre­panz zwi­schen der Rhe­to­rik des US-Prä­si­den­ten und sei­ner Taten­lo­sig­keit legt nicht nur des­sen per­sön­li­che Ohn­macht bloß, son­dern auch die des gesam­ten patrio­ti­schen und natio­nal­be­wuß­ten Milieus, vom Demo­ra­li­sie­rungs­grad der Sicher­heits­or­ga­ne ganz zu schwei­gen. Sämt­li­che Akteure,von denen Ret­tung zu erhof­fen wäre, ste­hen im Bann eines mas­sen­sug­ges­ti­ven feind­li­chen Nar­ra­tivs, das sie lähmt und letzt­lich erdrosselt.
  4. Dem Zweck­bünd­nis aus Lin­ken und Glo­ba­lis­ten ist jedes Mit­tel recht, um die Natio­nen zum Ein­sturz zu brin­gen. Indem sie vor­ge­ben, Bür­ger- und Min­der­hei­ten­rech­te zu erkämp­fen, sta­cheln sie die Affek­te einer nur bedingt steu­er­ba­ren Mas­se an, säen und ver­tie­fen sie Feind­schaf­ten, betrei­ben unver­hoh­le­ne Eska­la­ti­ons- und Ent­mensch­li­chungs­kam­pa­gnen und schü­ren das Feu­er neu­er Groß­kon­flik­te, als müß­ten nicht auch sie und ihre Kin­des­kin­der letzt­lich den Preis dafür zahlen.
  5. Wo sich die staat­li­che Ord­nung gänz­lich auf­löst, ent­steht das, was die Lin­ke als »herr­schafts­freie Zone« eti­ket­tiert. Hier regiert der Pöbel, und zwar genau so lan­ge, bis der durch ihn ver­ur­sach­te Scha­den und das Elend ein Aus­maß ange­nom­men haben, das der Ein­füh­rung eines neu­en, zwangs­läu­fig illi­be­ra­len Ord­nungs­sys­tems den Weg ebnet.
  6. Ehe die Dyna­mik der von ihnen geför­der­ten Pro­zes­se sie nicht selbst hin­weg­fegt, wer­den Lin­ke und Glo­ba­lis­ten auch wei­ter­hin jeden Zustand der Auf­lö­sung unge­ach­tet damit ver­bun­de­ner Kul­tur­ver­lus­te und Todes­op­fer ver­tu­schen, rela­ti­vie­ren und beschö­ni­gen. Dabei ist ihre wirk­sams­te ideo­lo­gi­sche Waf­fe die Anti­ras­sis­mus-Dok­trin, denn sie bringt jeden Wider­spruch zum Ver­stum­men. Aus­ge­hend von den USA ist jener Anti­ras­sis­mus, der dem Wei­ßen nur eine nega­ti­ve und dem Nicht-Wei­ßen nur eine posi­ti­ve Ras­sen­iden­ti­tät zuer­kennt, in den Rang einer tota­li­tä­ren Ersatz­re­li­gi­on aufgestiegen.

Man soll­te sich vor die­sem Hin­ter­grund ins Gedächt­nis rufen, daß die Lin­ke auf eine lan­ge und erfolg­rei­che Tra­di­ti­on zurück­blickt, die von ihr ver­üb­ten (Klassen-)Genozide im kol­lek­ti­ven Gedächt­nis mit Revo­lu­ti­ons­ro­man­tik wenigs­tens weich­zu­zeich­nen, wenn nicht unter dem Blend­werk der Men­schen­rech­te zum Ver­schwin­den zu brin­gen. Nicht zufäl­lig wer­den heu­te von inter­es­sier­ten Krei­sen Par­al­le­len zwi­schen den US-ame­ri­ka­ni­schen Zustän­den und der Fran­zö­si­schen Revo­lu­ti­on gezo­gen – etwa unter Beru­fung auf die Schrift­stel­le­rin Mar­ga­ret Atwood (Der Report der Magd), die den USA 2018 eine sol­che Fran­zö­si­sche Revo­lu­ti­on vor­her­sag­te. Die unter der Kampf­pa­ro­le »Defund the poli­ce« bereits mit eini­gem Erfolg vor­ge­tra­ge­nen Angrif­fe auf die Insti­tu­ti­on Poli­zei die­nen der Ver­ste­ti­gung des Aus­nah­me­zu­stan­des und der Eta­blie­rung jener Pöbel­herr­schaft, die auch der ers­ten Pha­se der Fran­zö­si­schen Revo­lu­ti­on das Geprä­ge gab, bevor der Staats­ter­ror der Jako­bi­ner und das Rasier­mes­ser der Nati­on an deren Stel­le traten.

Pöbel­herr­schaft bedeu­tet die Aus­lie­fe­rung des ein­zel­nen an eine Mas­se, die über ihn rich­ten wird – und zwar, wie Le Bon schreibt, in der »Gewiß­heit der Straf­lo­sig­keit, die mit der Grö­ße der Men­ge zunimmt,« und dem »Bewußt­sein einer bedeu­ten­den augen­blick­li­chen Gewalt«: »Da die Mas­se in das, was sie für Wahr­heit oder Irr­tum hält, kei­nen Zwei­fel setzt, ande­rer­seits ein kla­res Bewußt­sein ihrer Kraft besitzt, so ist sie eben­so eigen­mäch­tig wie unduld­sam. Der ein­zel­ne kann Wider­spruch und Aus­ein­an­der­set­zung aner­ken­nen, die Mas­se dul­det sie nie­mals.« – Ein Bei­spiel: In sei­ner Geschich­te der Fran­zö­si­schen Revo­lu­ti­on schil­dert der His­to­ri­ker Jules Miche­let (1798 – 1874) das Schick­sal einer Freun­din und Ver­trau­ten Marie Antoi­net­tes, der Prin­zes­sin von Lam­bal­le (Marie-Loui­se von Savoy­en-Carignan), die wäh­rend des Sep­tem­ber­mas­sa­kers 1792 vom Pöbel ermor­det wur­de, nach­dem viel­fach, etwa mit­tels por­no­gra­phi­scher Schrif­ten, gegen sie gehetzt wor­den war. Miche­let weist dar­auf hin, daß unge­ach­tet zahl­lo­ser Ver­leum­dun­gen »vie­le Leu­te lei­den­schaft­lich wünsch­ten, sie zu ret­ten«, und die Rich­ter des Tri­bu­nals, vor dem sie stand, ihr wohl­ge­son­nen waren: »Es bedurf­te nur, daß sie ein biß­chen reden konn­te, daß ein Wort von ihrem Mun­de kam, das man zu ihrem Heil aus­le­gen konn­te.« Die Prin­zes­sin brach­te es jedoch nicht über sich, »dem König­tum Haß zu schwö­ren, Haß dem König, Haß der Köni­gin!« Unter den Pöbel, der sich ihrer infol­ge ihrer Wei­ge­rung bemäch­tig­te, hat­ten sich ihre Anhän­ger gemischt, die ihr einen letz­ten Aus­weg ver­hie­ßen: »Ruf: ›Es lebe die Nati­on!‹ sag­ten sie, ›und es wird dir nichts gesche­hen.‹« An einer Stra­ßen­ecke erhob sich »ein auf­ge­schich­te­ter Hau­fe ganz nack­ter, wei­ßer Lei­ber. Dort muß­te man die Hand auf­le­gen und den Eid leis­ten …« Die Prin­zes­sin von Lam­bal­le konn­te ihr Ent­set­zen nicht ver­ber­gen; dies fach­te den Zorn der Meu­te an: »Einer der Wütends­ten, ein klei­ner Perü­cken­ma­cher, Char­lat, Tromm­ler bei den Frei­wil­li­gen, geht auf sie zu und wirft ihr mit sei­ner Pike die Hau­be vom Kopf; ihre schö­nen Haa­re lockern sich und fal­len nach allen Sei­ten her­ab. Die unge­schick­te oder trun­ke­ne Hand, die ihr die­sen Schimpf ange­tan hat­te, zit­ter­te, und die Pike hat­te ihr die Stirn gestreift; sie blu­te­te. Der Anblick des Blu­tes hat­te sei­ne gewohn­te Wir­kung: eini­ge stürz­ten sich auf sie; der eine kam von hin­ten und ver­setz­te ihr einen Keu­len­schlag; sie fiel und war im Augen­blick von meh­re­ren Sti­chen durch­bohrt.« Die sich anschlie­ßen­de Ent­blö­ßung und Ver­stüm­me­lung des Leich­nams, die Miche­let beschreibt, sei­en an die­ser Stel­le aus­ge­spart; es genügt viel­leicht das Detail, daß die wei­ße Haut der Getö­te­ten –als Zei­chen von Adel – den Blut­durst des Pöbels beson­ders reizte.

Die klei­ne Epi­so­de ist in vie­ler­lei Hin­sicht auf­schluß­reich – nicht nur hin­sicht­lich des Akkla­ma­ti­ons- und Bekennt­nis­zwangs, unter dem die Opfer des Pöbels ste­hen, wenn sie das blan­ke Leben ret­ten wol­len; ähn­lich mag es in Zukunft den­je­ni­gen erge­hen, die den Knie­fall ver­wei­gern. Vor allem aber kann nie­mand, der die infol­ge der gegen­wär­ti­gen Ereig­nis­se zir­ku­lie­ren­den Bewegt­bil­der im Netz stu­diert hat, ernst­lich und grund­sätz­lich dar­an zwei­feln, daß sich die Tötung der Lam­bal­le und vie­ler ande­rer auf die beschrie­be­ne Wei­se zuge­tra­gen hat. Immer wie­der begeg­net uns in den Smart­phone-Auf­nah­men, die Angrif­fe des Pöbels auf Ein­zel­per­so­nen zei­gen, das glei­che Phä­no­men: Einer macht den ers­ten Schritt, indem er zuschlägt (und sei es von hin­ten); sobald die Ver­letz­lich­keit des Opfers durch des­sen Tau­meln, des­sen Sturz erwie­sen ist, kom­men, mutig gewor­den, wei­te­re hin­zu, schlie­ßen einen Kreis um das Opfer, begin­nen, es mit Schlä­gen – und liegt es am Boden: mit Trit­ten – zu trak­tie­ren, bis eine wüten­de Trau­be den Hilf­lo­sen umgibt. Daß, in kla­rer Tötungs­ab­sicht, Trit­te vor­zugs­wei­se gegen den Kopf zie­len, bedarf kei­ner beson­de­ren Beto­nung; daß sich im Pöbel noch mit­un­ter Erschre­cken aus­brei­tet, wenn die­se Absicht zum Erfolg führt, läßt auf einen Rest zivi­li­sa­to­ri­scher Hem­mun­gen schlie­ßen, der noch abge­baut wer­den muß.

Nun kann man zwar nicht ohne Berech­ti­gung ein­wen­den, daß zwi­schen den Unru­hen in den USA und dem Blut­rausch der Fran­zö­si­schen Revo­lu­ti­on ein erheb­li­cher qua­li­ta­ti­ver Unter­schied besteht: Das ist rich­tig, aber wir ste­hen ja auch erst am Anfang. Wer Monu­men­te stürzt, der ver­brennt auch Biblio­the­ken. Wer sich dar­an gewöhnt, daß Men­schen auf offe­ner Stra­ße ange­grif­fen wer­den, gewöhnt sich eben­so dar­an, daß der Pöbel sie im Zuge des­sen umbringt; und wer sich dar­an gewöhnt, gewöhnt sich auch an alles andere.

Wenn man nun die Fra­ge stellt, inwie­weit sich die revo­lu­tio­nä­ren Aus­gangs­be­din­gun­gen in West­eu­ro­pa von denen in den USA unter­schei­den, so drängt sich in Anbe­tracht der jüngs­ten Ent­wick­lung der Ein­druck auf, daß Unter­schie­de zu unse­ren Guns­ten nicht bestehen. Zwar ist bei uns noch ein gewis­ses Bewußt­sein dafür vor­han­den, daß es bis vor weni­gen Jah­ren in die­sem Lan­de Schwar­ze in nen­nens­wer­ter Zahl über­haupt nicht gab und daß die, von denen die west­deut­schen Stadt­zen­tren jetzt wim­meln, nicht als Skla­ven her­ge­schifft wur­den, son­dern aus frei­en Stü­cken, ja gegen unse­ren Wil­len ein­ge­reist sind. Vor die­sem Hin­ter­grund mag die Ver­su­chung groß sein, über die euro­päi­schen Able­ger von »Black Lives Mat­ter« zu spot­ten. Natür­lich sind ihre Ankla­gen (gegen die Polizei,»strukturellen Ras­sis­mus« etc.) eben­so absurd wie ihre For­de­run­gen – doch was ändert das? Die Mas­sen sind mobi­li­sier­bar, die Res­sen­ti­ments geschürt. Wie der bri­ti­sche His­to­ri­ker Donald Ray­field berich­tet, wur­den 1919 nach vor­be­rei­te­ten Lis­ten alle Mos­kau­er Pfad­fin­der und 1920 alle Mit­glie­der des Rasen­ten­nis­klubs als Kon­ter­re­vo­lu­tio­nä­re erschos­sen. Die Absur­di­tät nimmt den Ereig­nis­sen nicht ihren Schre­cken; sie darf uns auch heu­te nicht den Blick auf das ver­stel­len, was uns droht.

Seit 2015 hat sich der Raum des Mög­li­chen, der frü­her durch Sit­te, Kul­tur und Zivi­li­sa­ti­on noch zuver­läs­sig begrenzt wur­de, immer wei­ter geöff­net. Die unaus­ge­setz­te Wühl­ar­beit und Pro­pa­gan­da durch Lin­ke und Glo­ba­lis­ten, aber auch die immer erdrü­cken­de­re Über­macht frem­der Volks­kräf­te las­sen das Heft des Han­delns auf Akteu­re über­ge­hen, deren Ver­ach­tung für das Bestehen­de kei­ne Gren­zen kennt. So macht die bil­der­stür­me­ri­sche Dimen­si­on der »Black Lives Matter«-Kampagnen einen Ver­nich­tungs- und Nivel­lie­rungs­wil­len deut­lich, der auf die Sub­stanz zielt: Die Geschich­te selbst soll zum Schwei­gen gebracht wer­den. Wer wäre bes­ser geeig­net, hier­für das Nar­ra­tiv vor­zu­ge­ben, als die anti­deut­sche, von Sozi­al­neid und Selbst­haß auf­ge­la­de­ne Lin­ke? Die Lin­ke der Gegen­wart kann nur zer­stö­ren, sie ist zum Auf­bau unfä­hig; in die­ser Hin­sicht trifft sie sich, so unter­schied­lich die reli­gi­ös-kul­tu­rel­len Prä­gun­gen auch sein mögen, mit jenen ent­wur­zel­ten Migran­ten­mas­sen, die von Anfang an eine Nega­tiv­aus­le­se ihrer Völ­ker dar­stell­ten und deren Beu­te­hun­ger unge­stillt ist. Mit behörd­li­chem Appease­ment ist die­sen bei­den, den zer­stö­re­rischs­ten gesell­schaft­li­chen Grup­pen, nicht bei­zu­kom­men; ihr Selbst­ver­trau­en ist groß und stützt sich auf die Erfah­rung jah­re­lan­ger explo­ra­ti­ver Aggres­si­on. In gemein­sa­mer Akti­on ver­eint, wer­den sie einen unwi­der­steh­li­chen Druck auf die Poli­tik aus­üben – und auf jeden, der sich ihnen in den Weg stellt.

Wohin dies aber mit­tel­fris­tig führt, ist abseh­bar. So wie der Sowjet­kom­mu­nis­mus zur Ver­wirk­li­chung einer klas­sen­lo­sen Gesell­schaft die alten Klas­sen zer­schlug und dann eine neue Klas­sen­ge­sell­schaft aus­bil­de­te, deren Grau­sam­keit die der alten bei wei­tem über­traf, so führt die Anti­ras­sis­mus-Dok­trin nicht in ein ras­sen­lo­ses Uto­pia, son­dern gera­de­wegs in einen Ras­sen­staat, in dem Abstam­mungs­kri­te­ri­en den sozia­len Sta­tus defi­nie­ren wer­den. Unse­re Nach­kom­men wer­den glas­klar erken­nen, daß die Anti­ras­sis­mus-Dok­trin nur einem Zwe­cke dien­te: näm­lich unse­re Selbst­er­hal­tungs­kräf­te zu läh­men, unse­re Not­wehr zu unter­bin­den, uns Schwä­che, Scham, Will­fäh­rig­keit und Selbst­ver­ach­tung zu leh­ren und anstel­le des Fein­des uns selbst, uns gegen­sei­tig zu bekämpfen.

Wer dem ent­ge­gen­wir­ken will, muß die­sen macht­vol­len Hebel als das benen­nen, was er ist: als ein Mani­pu­la­ti­ons- und Umsturzin­stru­ment, das weder der Frie­dens­stif­tung noch der Gleich­heit, son­dern der Zemen­tie­rung der Unter­schie­de, der Errich­tung neu­er Hier­ar­chien und dem Stre­ben nach Macht und Vor­rech­ten dient. Zweck des Anti­ras­sis­mus ist es eben nicht, den ohne­hin hoch­gra­dig fra­gi­len sozia­len Frie­den in der mul­ti­eth­ni­schen Gesell­schaft zu bewah­ren, son­dern, ganz im Gegen­teil, die­sen Frie­den dau­er­haft zu ver­un­mög­li­chen. Nicht weni­ger als der Anti­fa­schis­mus ist auch der Anti­ras­sis­mus eine extre­mis­ti­sche Stra­te­gie, die den Ras­sis­mus in der glei­chen kal­ku­lier­ten Wei­se zu poten­zie­ren trach­tet wie der Anti­fa­schis­mus den Faschis­mus – mit dem Ziel, immer neue Gebie­te zu erobern und immer mehr Macht zu kon­zen­trie­ren, bis die bür­ger­li­chen Frei­heits­rech­te end­gül­tig besei­tigt wer­den können.

Die Zahl der Deut­schen, die ihre zuge­wan­der­ten Mit­bür­ger und Nach­barn fürch­ten, wächst stän­dig; wer sei­ne Furcht äußert, wird im Sin­ne der Anti­ras­sis­mus-Dok­trin gebrand­markt. Ras­sis­mus jedoch, als Frem­den­scheu oder Frem­den­furcht ver­stan­den, tötet ent­ge­gen der links­extre­men Paro­le nicht, son­dern wür­de im Gegen­teil sogar Leben ret­ten: nicht nur das Leben der zahl­rei­chen, in vie­len Fäl­len der Öffent­lich­keit gar nicht bekannt­ge­wor­de­nen Frau­en, die sich dem Fal­schen aus­lie­fer­ten, son­dern auch den Fort­be­stand unse­res Vol­kes, das andern­falls in einem Stru­del aus Selbst- und Fremd­zer­stö­rung zugrun­de gehen muß. Vor der Geschich­te spielt es ohne­hin kei­ne Rol­le, ob wir als ras­sis­tisch ver­un­glimpft wer­den oder nicht. Die Anti­ras­sis­mus-Dok­trin muss fal­len, wenn wir leben wol­len: Es gibt kei­ne Alter­na­ti­ve hierzu.

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