Netzfundstücke (94) – Aufmerksamkeit, Interview, Kvlt

Die Erregungskurven und die Aufmerksamkeitsspanne der Öffentlichkeit gleicht in Zeiten des Smartphones und der sozialen Medien einem Twitterfeed.

Wenn es nicht gera­de ein Ereig­nis wie das der Flut­ka­ta­stro­phe in Rhein­land-Pfalz und Nord­rhein-West­fa­len ist, das sich auch des­we­gen in der Bericht­erstat­tung und Wahr­neh­mung des Vol­kes fest­setzt, weil es kein kurz­fris­ti­ges Ereig­nis, son­dern ein Gescheh­nis dar­stellt, des­sen gan­ze Trag­wei­te erst nach meh­re­ren Tagen sicht­bar wird, geis­tern Vor­fäl­le, wenn sie es über­haupt in die media­le Ver­wer­tungs­in­dus­trie schaf­fen, ledig­lich für den Augen­blick eines Lid­schlags über die Informationsbildschirme.

Der grau­sa­me Mes­ser­an­griff eines Soma­liers in Würz­burg, dem drei Frau­en zum Opfer fie­len, ist wie vie­le ande­re Fäl­le von Migran­ten­ge­walt solch ein Ereig­nis, das genau­so schnell wie es auf­blitzt wie­der ver­schwin­det. Sogar die Anti­fa-Bla­se hat mit die­sem Phä­no­men zu kämpfen.

Zwar wer­den die ver­meint­lich rech­ten Gewalt­ta­ten von Hanau und Hal­le (Mer­ke: Geis­tes­stö­run­gen gibt es bloß bei Migran­ten, Bio­deut­sche sind dage­gen immun) bei jeder »Kampf gegen Rechts«-Berichterstattung wie­der aus dem Hut gezau­bert, aber eine den Anti­ras­sis­ten geneh­me aus­gie­bi­ge Dau­er­aus­ein­an­der­set­zung mit ent­spre­chen­der Schuld­auf­la­dung für das gesam­te deut­sche Volk fin­det nicht statt. Bei­de Taten sind im Ver­gleich zu ihrer fort­wäh­ren­den The­ma­ti­sie­rung in links­extre­men Krei­sen sehr schnell wie­der in den Hin­ter­grund der öffent­li­chen Auf­merk­sam­keit gerückt.

Die­se unter­schied­li­chen Erre­gungs­kur­ven mit ihren spe­zi­fi­schen Dyna­mi­ken des Echauf­fie­rens zei­gen zudem, daß die fort­schrei­ten­de tota­le Plu­ra­li­sie­rung der Gesell­schaft auch in der Infor­ma­ti­ons­po­li­tik ange­kom­men ist: Jedes sozia­le oder poli­ti­sche Milieu, jedes sozio­lo­gi­sche Bruch­stück bekommt sein eige­nes auf sich zuge­schnit­te­nes Infor­ma­ti­ons­an­ge­bot – sein eige­nes Stück von der Welt, von Bots und dem indi­vi­du­el­len Surf­ver­hal­ten erschaffen.

Die Flut­ka­ta­stro­phe mag aus die­ser typi­schen Nach­rich­ten­ver­wer­tungs­lo­gik auch des­we­gen aus­bre­chen, weil es ein Ereig­nis ist, das für brei­te Tei­le der Bevöl­ke­rung erfahr­bar ist und ihr Leben unmit­tel­bar, zudem über einen län­ge­ren Zeit­raum, betrifft. Dem­ge­gen­über gerät Würz­burg zur tra­gi­schen Rand­no­tiz, die nur am Ran­de der Gesell­schaft noch lan­ge in Erin­ne­rung blei­ben wird:


Um auch im Som­mer­loch wenigs­tens etwas Auf­merk­sam­keit zu erha­schen, gibt es das For­mat der Som­mer­in­ter­views. In Zei­ten der Erschlaf­fung, wenn sich die hal­be Repu­blik – Coro­na sei dank – an der Ost­see tottritt, lädt man die deut­schen Par­tei­chefs zum aus­gie­bi­gen Gespräch.

Für das „Füh­rungs­per­so­nal“ der AfD Anlaß, sich wie­der mit allem mög­li­chen zu bekle­ckern, bloß nicht mit Ruhm. Allen vor­an der Par­tei­vor­sit­zen­de Jörg Meu­then, der sei­ner Par­tei seit Mona­ten lie­ber in den Rücken fällt, als ihr die­sen kurz vor der Bun­des­tags­wahl zu stär­ken, gefolgt vom AfD-Lan­des­vor­sit­zen­den in Rhein­land-Pfalz Micha­el Frisch (Sezes­si­on-Redak­teur Bene­dikt Kai­ser hat hier in sei­ner Kolum­ne »Sam­mel­stel­le für Gedruck­tes« den Drang zum Dazu­ge­hö­ren man­cher AfD-Funk­tio­nä­re aufgegriffen).

Wie es anders geht, wie man über kein Stöck­chen springt, das einem die Pres­se hin­hält und in den Som­mer­ge­sprächs­for­ma­ten für sei­ne Par­tei ein­steht, das hat der neue FPÖ-Vor­sit­zen­de Her­bert Kickl bei Puls24 vor­ge­macht. Hier geht es zum sehens­wer­ten Interview:

Som­mer­ge­spräch mit Her­bert Kickl


Bei aller Kri­tik an der AfD gibt es den­noch Poli­ti­ker in der Par­tei, die ein posi­ti­ves Gegen­ge­wicht zu den Meu­thens und Frischs bil­den. So der AfD-Land­tags­ab­ge­ord­ne­te aus Nord­rhein-West­fa­len Roger Beck­amp, der die patrio­ti­sche Com­pu­ter­spiel­schmie­de Kvlt­ga­mes – Ent­wick­ler des Spiels, des­sen Namen auf Wei­sung der Bun­des­prüf­stel­le für jugend­ge­fähr­den­de Medi­en nicht mehr genannt wer­den darf – künf­tig mit 500 Euro pro Monat unterstützt.

Es ist nicht die ers­te Akti­on, mit der Beck­amp die poli­ti­sche Rele­vanz einer leben­di­gen Gegen­kul­tur unter­strei­chen möch­te. Außer­dem zeigt sein Han­deln, daß die Undis­zi­plin vie­ler Akteu­re in der AfD, sich um jeden Preis anzu­bie­dern, nicht zwangs­wei­se damit zusam­men­hängt, ob man sich zum libe­ra­len Lager inner­halb der Par­tei zählt.

Im neu­en Live­stream-For­mat des Bür­ger­netz­werks Ein Pro­zent erklärt Beck­amp sei­ne Ent­schei­dung, Kvlt­ga­mes zu för­dern, und macht klar, war­um es ihm vie­le AfD-Abge­ord­ne­te gleich­tun sollten:

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Kommentare (4)

Laurenz

26. Juli 2021 14:05

Am verblüffendsten waren bei den Flutbildern die vielen schwarzen & orientalischen Gesichter beim Aufräumen & dem Wiederaufbau der zerstörten Ortschaften, wie der dortigen Infrastruktur. Am besten gefielen mir die top-organisierten Arbeits-Einsatz-Kommandos der Antifa vor Ort. Wirklich ein buntes Bild unserer pluralistischen Gesellschaft in der Not.

limes

27. Juli 2021 17:49

@ Laurenz (»Wirklich ein buntes Bild unserer pluralistischen Gesellschaft in der Not.«)

https://twitter.com/BB12_DE/status/1418939472188743683/photo/1

 

Laurenz

27. Juli 2021 21:38

@Limes @L.

Natürlich, 60.000 Divers-Schauspieler haben mit dem Land & seinem Volk nichts zu tun. Mir tun die ganzen ca. 2 oder 3 Mio. "normalen" Homosexuellen leid, die ein "normales" Leben führen. Deren Leben, der Existenz wird doch durch solche kranken Veranstaltungen karikiert & persifliert. Und das Hochwasser macht auch keinen Unterschied bei der sexuellen Fokussierung.

Volksdeutscher

28. Juli 2021 09:20

Beckamp über das Denken mancher AfD-Politiker: "Jetzt bin ich im Parlament, jetzt habe ich alles getan." So ist es. Damit kann man sich sein Gewissen beruhigen, daß man mit vollem Recht sein Gehalt entgegennimmt. Aber dies ist kein typisches Verhalten, das nur AfD-Politiker beträfe, Politiker anderer Parteien denken und verhalten sich ebenso. Schulungen von Jungpolitikern der AfD sollte Beckamps Ansatz aufnehmen, vertiefen und vermitteln.

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