Reihe Mäander – Buchkunst für 600 Leser

Schöne Bücher legt unser Verlag gerade vor: Von Antaios Mäander sind die Bände I und II erschienen. Die Vorzugsausgabe ist bereits vergriffen.

Götz Kubitschek

Götz Kubitschek leitet den Verlag Antaios

Man ist ja Ver­le­ger, weil man guten Büchern ans Tages­licht hel­fen und mit ihnen etwas bewir­ken will. Man ist es aber auch, weil die Freu­de an die­sem Beruf sich im geglück­ten Zusam­men­spiel von Inhalt und Form aus­drückt. Die­ses Zusam­men­spiel ist uns mit der Rei­he Mäan­der gelungen:

Sie ist auf zehn Bän­de ange­legt, die ers­ten bei­den sind gera­de erschie­nen, die Bän­de 3 und 4 fol­gen in weni­gen Wochen. Wer abon­niert, nimmt alle zehn Bän­de, sie sind nume­riert, es gibt nur 600 Stück pro Band. Die Inhal­te: mal erwart­bar, mal über­ra­schend, jeden­falls beson­ders. Die Form (für alle, die mit Buch­kunst etwas anfan­gen kön­nen): lei­nen­ge­bun­den, Vor- und Nach­satz auf Natur­pa­pier, aus dem sel­ben Mate­ri­al ist die Ban­de­ro­le, außer­dem: Lese­bänd­chen und ein per­fek­ter Satz.

Den Ein­druck, daß es sich um etwas Beson­de­res hand­le, schei­nen auch die Sezes­si­on-Abon­nen­ten gewon­nen zu haben, die mit­tels einer Bei­la­ge zuerst von der neu­en Rei­he erfuh­ren: Der Ver­sand der ers­ten bei­den Bän­de hat begon­nen. Klep­pers Kriegs­ta­ge­buch 1941 ist Band I, über die­ses Doku­ment ers­ten Ran­ges haben Erik Leh­nert und ich im Rah­men unse­rer Klep­per-Sen­dung aus­führ­lich gespro­chen (hier anse­hen). Wir legen die­ses Tage­buch unge­kürzt vor, mit Anmer­kun­gen von Leh­nert und einem Nach­wort aus mei­ner Feder.

Band II stammt aus der Feder des Eth­no­lo­gen Chris­to­pher Webs­ter van Ton­der, der in Archi­ven nach Por­träts forsch­te, die wäh­rend des Drit­ten Rei­ches von Foto­gra­fen gemacht wor­den waren und – wel­chem Zweck eigent­lich dien­ten? Oder dien­ten sie zunächst kei­nem Zweck, wur­den aber irgend­wann ein­ge­spannt für einen Zweck, der sozu­sa­gen hin­zu­trat und nach der Arbeit die­ser völ­ki­schen Foto­gra­fen griff? Ein Essay jeden­falls, und über 60 Abbil­dun­gen, die meis­ten davon erst­mals ent­wi­ckelt und gedruckt.

Im Druck die Bän­de III und IV: Jean Ras­pails mit­rei­ßen­der Traum von einem König jen­seits des Mee­res, über­setzt und ein­ge­lei­tet von Kon­rad Mark­wart Weiß, und – Band IV – Ger­hart Haupt­manns selt­sa­me und völ­lig unbe­kann­te Nach­er­zäh­lung der Grals­my­then um Par­siv­al und Lohen­grin, bebil­dert mit den Illus­tra­tio­nen der Erst­aus­ga­ben von 1914.

Die Bän­de V und VI sind in Arbeit, ver­mut­lich wer­den wir sie noch in die­sem Jahr aus­lie­fern, spä­tes­tens aber Anfang kom­men­den Jahres.

Zu haben ist die Rei­he Mäan­der also noch ein paar Dut­zend mal und nur im Abon­ne­ment. Dazu fol­gen­des: Wir ver­ge­ben in der Nor­mal­aus­ga­be die Num­mern 1 bis 451. Wer möch­te, kann ein paar Wunsch­num­mern im Kom­men­tar­feld zu sei­ner online-Bestel­lung nen­nen oder gleich tele­fo­nisch alles bestel­len und bespre­chen: 034632–904396.

Ver­ge­ben sind die Num­mern 1 bis 150 (bis auf ein paar Lücken) sowie vie­le von den Zeh­ner- und Fün­fer-Schrit­ten, als 300, 310 und­so­wei­ter. Ins­ge­samt kön­nen wir noch 200 Abon­nen­ten auf­neh­men, dann ist die­se Rei­he vergriffen.

Hät­ten wir 1000 dru­cken sol­len? Nein: Wir woll­ten etwas Beson­de­res, und es scheint, als sei uns dies gelungen…

– – –

Abon­ne­ment der Rei­he Mäan­der hier zeich­nen.

 

Götz Kubitschek

Götz Kubitschek leitet den Verlag Antaios

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Kommentare (8)

Maiordomus

19. August 2021 11:59

Schön mit schönen Büchern zu überraschen, da "mäandriert" der Verlag im positiven Sinne. Mit Bewegung las ich im gedruckten Heft die beiden differierenden und in Einzelheiten doch wieder überschneidenen Aufsätze von Sommerfeld und Wawerka über die Philosophie und Theologie des Leibes, die freilich Skizze geblieben sind, immerhin zeitkritisch. Wawerka, vor etwa 10 Jahren hier auf SiN als einer der besseren, in dieser Eigenschaft wie andere verschwundenen Beiträger der "Leserdebatte unten" zu entdecken, wie etwa Winston Smith, der unterdessen resignierte. Wawerka müsste wohl noch etwas tiefer bei den Wechselbeziehungen Christentum - Gnosis bohren; er betont aber mit Recht, wie stark "Leiblichkeit" das biblische Weltbild sowohl des Neuen wie des Alten Testamentes bestimmt. "Leiblichkeit ist das Ende (gemeint Ziel MD) aller Wege Gottes", formulierte mal der Pietist Oetinger; noch tiefer wäre es in "Blicke in das Wesen des Menschen" nachzulesen beim romantischen Philosophien I.P.V. Troxler aus der Generation von Schelling, Hegel und Baader. Ja, es gibt viel zu "mäandrieren"! Der Verlag ist jederzeit für eine Überraschung gut. 

Gustav Grambauer

19. August 2021 15:26

Die NDPD war die zweitreichste Partei gleich nach der SED - obwohl nach Mitgliederzahlen die allerkleinste. Sie hat sich unter dem Radar der KoKo inkognito auf den westlichen Märkten finanziert. Spezialität waren Druckereierzeugnissse und Luxuslederwaren aller Art, die über Verkaufsagenten in Westdeutschland bis in die USA, nach Südamerika und bis nach sonstwohin verkauft wurden. Hierbei wiederum waren die Spezialität bibliophile Ausgaben: handgesteppte Kalbsledereinbände mit Goldprägung, Goldschnitt, handgeschöpftes Büttenpapier mit Wasserzeichen, Prägedruck in Naturfarben, Seidenpapiereinlagen, Lesezeichen mit edelsteingefaßten kleinen Quasten aus Leinenzwirn oder aus Lederstreifen, viel Lederflechtwerk, viel Golddoublé und üppige Präsentverpackungen - alles mit dem Vermerk "Made in Germany" versehen und noch um Klassen edler als die bereits sehr edlen Ausgaben von Offizin Nexö Leipzig.

Gustav Grambauer

19. August 2021 15:27

II

Es war ja die "Handwerkerpartei", d. h. das Netzwerk in die Kunsthandwerkerszene hinein war gegeben. Ein vergleichsweise einfacher Notizblock aus dem Nicht-Export-Sortiment ist heute in Wolles DDR-Museum zu besichtigen.

Homann hat dazu zum Entsetzen der uneingeweihten Teile des Apparats keine Parteifreundin sondern eine SED-Genossin geheiratet, Elisabeth gehörte zum Direktorium des KoKo-Imperiums, somit war die Partei vor der zudringlichen Gier von Schalck-Golodkowski geschützt, es war eine Heirat sozusagen in den hohlen Zahn des Löwen hinein. Habe Mitte der 80er mal im "Druckhaus National" resp. bei der "VOB National" in der Prenzlauer Allee in Ostberlin die Druckerei besichtigen dürfen, mir gingen die Augen über, durchweg allerneueste westliche Ausstattung und Technik.

Ich komme zum Punkt: sie haben das Geld aber nur phantasielos gehortet (so daß sich 1990 die F.D.P. alle Finger lecken konnte) - jedoch d-i-e-s-e-n Fehler müßte man ja bei der Vorbereitung auf die Illegalität, deren Planung sich insbesondere auch intelligenter, - weiser -, als bei den finanziellen Amokläufen der PDS erweisen sollte, nicht wiederholen. Nur so als Tipp.

- G. G.

Carsten Lucke

19. August 2021 18:03

@ Gustav Grambauer

Ihr Beitrag verblüfft mich etwas - aus zweierlei Gründen : Ohne mich jetzt vorher gugelschlau zu machen - kann denn die FDP "Erbe" der NDPD gewesen sein ?! Nicht vielmehr der LDPD ?

Und als gelernten Handbuchbinder kommen mir Ihre Beschreibungen der bibliophilen    "Luxuswaren" recht abenteuerlich vor : "handgesteppte Kalbsledereinbände" - was soll das sein ? "Lesezeichen mit edelsteingefaßten kleinen Quasten aus Leinenzwirn" ? Klingt wie aus dem Gruselkabinett des Kunstgewerbes - ich bin nicht dafür !

Spätestens seit den Vierzigerjahren wird nichts Bibliophiles in Deutschland mehr hergestellt (von Einzelanfertigungen mal abgesehen) - schon gar nicht in der DDR. "hangeschöpftes Büttenpapier" erst recht nicht.

Ich wünsche Ihnen, daß Sie mal einen wirklichen Meistereinband in der Hand halten werden - Sie verachteten alles als bibliophil Daherkommende heutiger Verlage auf der Stelle ! Und werden selig sein.

@ G.K. Kleiner Hinweis, mit Verlaub : Der Begriff "Nachsatz" existiert in der Buchbinderei nicht. "Vorsätze machen" heißt es. Schön, wie ich finde.

Gustav Grambauer

19. August 2021 21:09

II

Komme aus einer NDPD-Familie und war auch selbst in der NDPD. Einer der Chefs der oben erwähnten VOB National gehörte zu unserer sog. Zehnergruppe; er war es, der uns mal durch den (einen) Betrieb geführt hat und er war es, der uns Kataloge und Warenproben aus seiner Vitrine gezeigt hat, beides mit der Inbrunst des Stolzes - und für uns sehr eindrucksvoll, auch weil tief in die Machttektonik der Partei hinein blicken lassend. Das Kunsthandwerk machte sicher nur Peanuts am Umsatz aus, die VOB National hat sicher das größte Geld mit dem Druck von Massenware (Büchern, Zeitschriften, Formblätter u. a.) für die westlichen Märkte gemacht.

Ja, Sie haben einen viel höheren Begriff von Bibliophilität als den, mit dem ich hier eingestiegen bin. Meistereinbände kenne ich aus Museen - hinter dickem Glas. Habe mir schon oft gewünscht, mal einen in die Hand zu nehmen, klar ist das eine noch ganz andere Liga.

- G. G.

Carsten Lucke

19. August 2021 22:26

@ Gustav Grambauer

Dank für die Information (FDP) - unfaßbar für mich !

Ansonsten : Gehen Sie doch mal in ein gutes, gediegenes, vor allem alteingesessenes Antiquariat, in dem ein wunderbarer, alter Zausel noch Chef ist und fragen Sie nach solch einem herrlich gebundenen Buch ! Er zeigt es Ihnen.

Er wird sich freuen, daß jemand dafür noch Interesse hat. Glauben Sie mir.

H. M. Richter

20. August 2021 09:40

@Gustav Grambauer

I.

Schreibe noch heute manchen Brief auf besagtem Briefpapier, das inzwischen antiquarisch recht teuer gehandelt wird. Preiswert war es allerdings auch nicht in der Zeit, in welcher Sie Einblicke in jene Partei bekamen, deren Geschichte, so darf zumindest gehofft werden, eines Tages von Ihnen geschrieben werden wird. Derartiges bedarf keines Meistereinbandes, anderes schon.

Die inzwischen dafür erzielten Preise sprechen für sich. Was die Buchkunst in der DDR betrifft, so sind wohl eher die sog. Künstlerbücher hervorzuheben. Seinerzeit verfügte die Herzog-August-Bibliothek zu Wolfenbüttel noch über ausreichend Mittel, so manche von ihnen anzukaufen. Wer einmal dort in der Gegend ist, sollte den Gang in Handschriftensaal der HAB auch deshalb unbedingt mit einplanen.

H. M. Richter

20. August 2021 09:44

@Gustav Grambauer

II.

Die Nacht vom 3. auf den 4. Dezember 1943 hat der deutschen Buchkunst jedoch eine Wunde geschlagen, von der sie sich nie wieder hat erholen können. Das Zentrum des deutschen Buchgewerbes wurde in nur zwei Stunden für immer zerstört.

***

Ansonsten: Glückwunsch zur neuen Reihe! 

Stromaufwärts zur Quelle, stromabwärts in Mäandern zur Mündung ...