Alles digital!

Der Computer ist, vielfach beschrieben, faszinierend darin, Wirklichkeit mittels dualer Mathematik abzubilden, nachzubilden und zu verarbeiten.

Heino Bosselmann

Heino Bosselmann studierte in Leipzig Deutsch, Geschichte und Philosophie für das Lehramt an Gymnasien.

Er gene­riert und ver­netzt Wel­ten – ein famo­ses Medi­um, geschal­tet zwi­schen uns und die Welt. Die­se Welt selbst ist, was sie ist; die Zah­len, ob Null, ob Eins, ob Tril­lio­nen, inter­es­sie­ren sie nicht, denn ihre man­nig­fal­ti­gen Ein­zel­hei­ten da drau­ßen tra­gen kei­ne Zif­fern; wir erst pro­ji­zie­ren „Zah­len und Figu­ren“ (Nova­lis) auf alles, um es für uns mit­tels aprio­ri­schen Den­kens zu ras­tern, zu ska­lie­ren und hand­hab­bar zu machen.

Die Mathe­ma­tik, die wir als Betriebs­sys­tem unse­res Ver­stan­des mit­brin­gen, paßt als Schlüs­sel in die Welt, die wir vor­fin­den. Wun­der­vol­le Kor­re­spon­denz. Wir nut­zen die­sen Auf­schluß, um zu erken­nen und um das Erkann­te zu verwerten.

Das ist unse­re Art, die Zah­len und die Geo­me­trie auf die Welt zu legen. Und der Com­pu­ter – als Über­rech­ner – ist ein effi­zi­en­ter Ver­wer­ter der Daten. Wir füt­tern ihn mit allem, was hin­ein­geht. Mit immer mehr, mit der gan­zen Welt. Viel­leicht ver­schwin­den wir bald selbst in den Spei­cher­me­di­en und im welt­wei­ten Rech­ner-Netz, gehen als Sub­jekt im von uns geschaf­fe­nen Objekt auf, so ähn­lich wie jener Maler in der chi­ne­si­schen Anek­do­te, der schließ­lich in sei­nem eige­nen Bild ver­schwand.

Digi­ta­le Welt klingt modern, ana­lo­ge Welt hin­ge­gen hoff­nungs­los anti­quiert. Wir wol­len es nicht mehr ana­log, son­dern nur noch digi­tal. Digi­ta­li­sie­rung, nicht mehr der Mensch, ist das Maß aller Din­ge. Sie wirkt sau­ber und keim­frei wie das Apple-Design; alles Ana­lo­ge erscheint dage­gen wild, urwüch­sig, beängstigend.

Mag aber nicht eine Gefahr dar­in bestehen, wenn wir uns vom Ana­lo­gen, vom Tat­säch­li­chen, vom sinn­lich Empi­ri­schen immer wei­ter ent­fer­nen, uns dem Natür­li­chen also ten­den­zi­ell ent­frem­den und statt­des­sen nur mehr in der ste­ri­len Welt des mathe­ma­tisch bezie­hungs­wei­se digi­tal Gene­rier­ten hei­misch zu füh­len begin­nen? Digi­ta­li­sie­rung distan­ziert; des­halb wur­de sie zum Leit­be­griff in der fort­dau­ern­den Corona-Hysterie.

Alles Rea­le ist bere­chen­bar; aber alles, was com­pu­ter­ba­siert berech­net wird, ist zunächst nicht real greif­bar vor­han­den, son­dern, nun ja, ein trü­ge­ri­sches Ding, eine vor­ge­spie­gel­te, vir­tu­el­le, künst­lich ent­wor­fe­ne Welt, in der wir evo­lu­ti­ons­ge­bil­de­ten Natur­we­sen nicht eigent­lich zu Hau­se sind.

Nein, hier soll gar nicht fort­schritts­pes­si­mis­tisch beschwo­ren wer­den, wie sehr wir alle getrof­fen wären, wür­den die maß­geb­li­chen Ser­ver und Kno­ten­punk­te des Web von irgend­ei­ner Kata­stro­phe zer­stört, die­sem mitt­ler­wei­le schlimms­ten GAU. Man den­ke statt­des­sen über Ein­fa­che­res nach:

Wenn jede Glei­chung, jede Ablei­tung, jedes geo­me­tri­sche Pro­blem, ach über­haupt alles, was uns einst zu den­ken gab, in wun­der­vol­ler Dienst­leis­tung per Maus­klick oder App gelöst wer­den kann, ver­ste­hen wir dann nicht immer weni­ger, was sich hin­ter dem mathe­ma­ti­schen Kon­strukt „in echt“ ver­birgt? Regie­ren wir die Algo­rith­men oder regie­ren die Algo­rith­men längst uns?

Es ver­birgt sich uns immer mehr. Eben­so wie sich die Gram­ma­tik, Grund­la­ge nicht nur unse­rer Spra­che, son­dern gleich­falls der Klar­heit unse­rer Gedan­ken, hin­ter einem Kor­rek­tur­pro­gramm ver­steckt, so unauf­find­bar, bis viel­leicht nie­mand mehr weiß, was Gram­ma­tik eigent­lich ist und soll. So, wie die Ablei­tung einer Glei­chung als Pro­blem, das sie ist, und in der Anschau­lich­keit, die sie mal hat­te, hin­ter einem flot­ten Pro­gramm verschwindet.

Wir kom­men von den Rech­nern, Smart­phones, Tablets nicht mehr los, wir digi­ta­li­sie­ren alles; daher sind die­se Gerä­te von Hilfs­mit­teln zu Feti­schen gewor­den. Das Smart­phone avan­cier­te längst zum Kör­per­teil. Wir ber­gen dar­in uns­re Welt und das gan­ze Leben. Das gan­ze? Echt?

Offen­bar müs­sen Kin­der, um Aben­teu­er zu bestehen, kaum mehr hin­aus­ge­hen; sie erle­ben schein­bar Far­bi­ge­res, Span­nen­de­res, Phan­tas­ti­sche­res über ihre Kon­so­len und Sys­te­me für PC- und Online-Spiele.

Um ein Kli­schee zu bedie­nen: Sie mögen zuneh­mend blaß, adi­pös und ver­renkt vor ihren Screens hocken, ganz so wie Pla­tons fixier­tes Publi­kum in der Höh­le, und sie dür­fen sich doch als fit­te Hel­den in ihrer Welt erle­ben, wenn sie über einen der star­ken Game-Com­man­der ver­fü­gen, mit dem sie aus ihrem Game-Stuhl her­aus den Gam­ing-Kos­mos regie­ren und ihren Score ins Astro­no­mi­sche steigern.

Abge­se­hen von der Gefahr digi­ta­ler Demenz, vor der Hirn­for­scher Man­fred Spit­zer warnt, geht es um eine viel grö­ße­re, näm­lich die einer Ver­wechs­lung bei­der Wel­ten, der digi­ta­len mit der realen.

Ein Auto, das ich in einem PC-Game schrot­te, funk­tio­niert auf dem nächs­ten Level wie­der wie neu; es wird vom Rech­ner gene­riert, und ist somit rege­ne­rier­bar. No Pro­blem! Jeder Söld­ner, der im Ego-Shoo­ter erle­digt wird, lebt als Zah­len­ko­lon­ne über ein Pro­gramm sogleich neu auf.

Stän­di­ge Reinkar­na­ti­on, bei­na­he nietz­schea­nisch die ewi­ge Wie­der­kehr des Glei­chen auf dem Bild­schirm. The show must go on, and the show goes on. Nie­mals mehr Sen­de­schluß! – Aber: Wird jemand, der per­ma­nent in sol­chen vir­tu­el­len Räu­men haust und dort geprägt wird, eben­so in der Welt ana­lo­ger Tat­sa­chen lebens­fä­hig sein?

Wird er nicht sein Maß, sei­ne Rela­tio­nen ver­lie­ren und damit den Respekt vor den Din­gen, der Schöp­fung und den Mitgeschöpfen?

Wir Älte­ren, die kei­ne digi­tal nati­ves sind, wer­kel­ten früh in Werk­stät­ten her­um. Schraub­stock statt Fest­plat­te, Schweiß­ge­rät statt Com­pu­ter-Maus, Uhren, die wir auf­zie­hen muß­ten, wie wir als Kin­der unser Blech­spiel­zeug auf­zo­gen. Wir schraub­ten erst an unse­ren Fahr­rä­dern, dann an Mopeds, dann an Motorrädern.

Wir gin­gen über­haupt mit einer ana­lo­gen Maschi­ne­rie um, die empi­risch, also sinn­lich-sen­su­ell erfahr­bar war, beglü­ckend und schmerz­lich, laut und kraft­voll, rau­chend und stin­kend, Respekt gebie­tend, weil man den Umgang mit Funk­ti­on und Ener­gie erst erfah­rend zu ler­nen hatte.

Vom Drei­rad bis zum rück­stoß­frei­en Geschütz woll­te die Tech­nik als eine Ver­län­ge­rung und Ver­stär­kung unse­rer Sin­ne und Mus­keln beherrscht wer­den. Von Fall zu Fall. Und oft genug bis zum Unfall. Irgend­wo stand immer ein Ver­bands­kas­ten. Und wur­de frü­her oder spä­ter gebraucht.

Wenn wir frei hat­ten von allem, dann barg uns die Natur: mit dem Fahr­rad an den See, baden, angeln, mit den Freun­den im Wald unter­wegs sein, im Win­ter auf Ski­ern stil­le Wege ent­lang – Urer­fah­run­gen mit der Wei­te, der Fri­sche, ja dem Welt­gan­zen, sei­ner schweig­sa­men Fas­zi­na­ti­on und der eige­nen Ver­ein­ze­lung wie dem Auf­ge­ho­ben­sein darin.

Aber das Kid am Game-Com­man­der kennt gar kei­ne irrever­si­blen Fäl­le und Unfäl­le mehr, jeden­falls nicht sol­che, die es am eige­nen Kör­per erfährt. Ver­lernt es so nicht die Bewäh­rung an der ech­ten Her­aus­for­de­rung, vor allem aber die Ver­ant­wor­tung, die wir im Rea­len bei­na­he über­all zu über­neh­men haben? Fühlt es je noch so etwas wie eine unio mys­ti­ca in der Stil­le. Die Algo­rith­men lau­fen durch. Gewis­ser­ma­ßen ist es nir­gend­wo mehr still.

Unheim­lich, wie gering der Unter­schied zwi­schen dem am Com­pu­ter spie­len­den Kind und dem GI an den Bedien­ele­men­ten einer Kil­ler-Droh­ne erscheint.

Alles Leben­di­ge, sogar die ana­lo­ge Tech­nik, ist ver­letz­lich. Die Men­schen und die Natur, ja nicht mal Maschi­nen las­sen sich über Reset- und Neu­start-Befeh­le in der Wei­se einer Wun­der­hei­lung kurieren.

Wir alle haben und brau­chen unser Maß, eines, das der Rech­ner mit sei­nen Giga- und Tera-Bytes nicht kennt. Mag sein, wir soll­ten ihn öfter mal her­un­ter­fah­ren, um wie­der zu spü­ren, wie eng unse­re natur­be­ding­ten Radi­en so sind und was uns an sich zuge­mes­sen ist. Aber die Rechen­welt scheint sich bei­na­he schon selbst gegen das Abschal­ten zu weh­ren. Sie warnt uns per­ma­nent vor dem, was dann gesche­hen könn­te – daß wir dann näm­lich selbst wie­der zu leben und zu ent­schei­den begin­nen müs­sen. Reanimiert.

In der Wirk­lich­keit, die uns her­vor­brach­te. Um Füh­lung auf­zu­neh­men. Füh­lung! Wobei noch nicht mal von ande­ren Irrun­gen und Wir­run­gen die Rede ist, der vir­tu­el­len Lie­be etwa auf den Dating-Platt­for­men, den sehn­süch­tig-ver­zwei­fel­ten Pro­ji­zie­run­gen beim Part­ner-Shop­ping und dem Jahr­markt der Selfie-Eitelkeiten.

Heino Bosselmann

Heino Bosselmann studierte in Leipzig Deutsch, Geschichte und Philosophie für das Lehramt an Gymnasien.

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Kommentare (126)

Maiordomus

9. Dezember 2021 20:14

Der dritte Abschnitt Ihrer Betrachtung, Herr Bosselmann, erinnert mich an die Computernovelle "Der Versuch" aus dem Spätwerk von Friedrich Dürrenmatt, wo noch so ganz nebenbei das Verschwinden der Weissen um das Jahr 2 600 angesetzt wird. Interessant die Mutmassungen der Archäologen über im Jahre 10 000 unternommene Ausgrabungen einer Stadt, deren spannendste Krise um das Jahr 2000 angesetzt wird. Die Blüte von Sex-Shops und Pornografie wird von den Forschern fälschlicherweise als Fruchtbarkeitskult ausgelegt; Regierungsgebäude mit Tempeln verwechselt, wobei es verschiedene Theorien darüber gibt. Einig sind sich die Wissenschaftler um 10 000  nur in einem Punkt: Dass in jenen Bauten ein der damaligen Religion entsprechendes striktes Arbeitsverbot geherrscht habe... Am Ende der Geschichte entpuppt sich Gott als monströser Computer, zwar vom Menschen erschaffen, aber in der Lage, die Menschen so, wie Sie oben schreiben, mit der Zeit verschwinden zu lassen. 

Ausguck

9. Dezember 2021 21:29

Großartig beschrieben, wie unser vermeintlicher Fortschritt wichtigste menschliche Eigenschaften unwiederbringlich opfert. Sie singen einen Schwanengesang, Herr Bosselmann!

Allnichts

9. Dezember 2021 21:42

1/2

Ein sehr wichtiges Thema, ganz allgemein, weil es sich bei der Digitalisierung um eine allgemeine und im Grunde allumfassende Entwicklung handelt, aber auch für die Rechte im Besonderen, weil sie sich mit diesen Dingen selten und vor allem viel zu selten befasst und deswegen immer mehr die Bindung ans allgemeine Geschehen verliert.

Mit Wirklichkeit ist meist entweder eine von Beobachtern unabhängig vorhandene Welt gemeint oder eine persönliche Wirklichkeit, ein Wirklichkeitserleben. In beiden Fällen lässt sich meiner Ansicht nach nicht behaupten, die von Menschen geschaffenen künstlichen und insbesondere virtuellen Welten seien unwirklich, irreal, denn sie sind sowohl Teil der vermuteten objektiven Wirklichkeit als auch Teil der Wirklichkeit derjenigen, auf die eine solche Welt wirkt. Im Grunde müsste erst besprochen werden, ob die Person mit persönlicher Wirklichkeitswahrnehmung auch nur Teil der vermuteten objektiven Realität ist oder die vermutete objektive Realität nur Teil der subjektiven Wirklichkeitswahrnehmung der Person. Als Grundannahme formuliere ich: Was wirkt, was da ist, das ist wirklich.

Und worin besteht dann zwischen Videospiel und Buch oder Film oder Theaterstück oder CD, also letztlich zwischen den einzelnen Medien noch ein grundsätzlicher Unterschied? Alle schaffen Welten, die in dem Augenblick eigentlich nicht da sind und in die man sich hineinbegeben kann.

Allnichts

9. Dezember 2021 21:55

2/2

Wie unser Hirn im Übrigen auch, das andauernd Vorstellungen von Vergangenheit und Zukunft, eigentlich sogar von Gegenwart erzeugt, welche unter Umständen sehr viel "irrealer" sind als irgendeine Computer- oder Serienwelt. Was von dem, woran wir uns zu erinnern meinen, ist jemals so passiert? Ist eine falsche Erinnerug nicht irgendwann realer als das eigentliche Geschehen?

Das Besondere an der Digitalisierung und der in dem Zusammenhang relevanten Technologien ist vor allem das, was auch im Text angedeutet wird: Das absehbare Verschmelzen der "realen" Wirklichkeit mit potentiell unendlich vielen "irrealen" Wirklichkeiten in einem solchen Ausmass und mit solcher Überzeugungskraft, dass irgendwann kein Unterschied mehr wahrgenommen werden kann, sowie die Vereinheitlichung des Menschen mit seinem Avatar, mit der Technologie. Das ist kein Prozess aus der fernen Zukunft, das passiert in Anfängen schon jetzt.

Dies muss nicht gefallen, aber es sollte als gegeben angenommen werden, und da sich diese Entwicklung nicht aufhalten lässt, müssen politische Bewegungen darüber nachdenken, wie sie sich dazu stellen. Alles in allem kann gesagt werden: Wer sich der Annahme und aktiven Nutzung dieser Fortschritte verweigert, überlässt denen das Steuer, die da weniger Hemmungen haben. Gilt auch für Biotechnologie, Künstliche Intelligenz usw.

Gotlandfahrer

9. Dezember 2021 22:11

1/2

(FCK the Zeichencount!)

Maschinen zur elektromagnetischen Schnellberechnung von Entscheidungsaufgaben sind zunächst nur Werkzeuge wie Faustkeil oder Rührgerät: Im Netto entbinden sie von Aufwand und/oder generieren zusätzlichen Nutzen.  Wobei in die Kalkulation neuartige Aufwände einfließen (z.B. scharfe Kanten schlagen oder Updates herunterladen) und alte, einhergehend mit ihren Fertigkeiten, entfallen (z.B. manuelle Zertrümmerung oder Liebesbriefschreiben).  Das sich entbergende Wesen der Technik liegt damit in der Verschiebung der Anwenderfähigkeiten hin zu neuen synergetischen Niveaus.  Neu am vernetzten Computer ist im Besonderen, dass diese für die Masse erstmals weniger selbstentscheiderische und soziale Kompetenz erfordern, ergo auch – energieoptimal – deren Training reduzieren und damit wesensbestimmende Eigenschaften des Menschen verkümmern lassen.  Da Computer gleichzeitig die kognitive Schutzdimension von Raum und Zeit auflösen und den Zugriff der Macht in ungeahntem Umfang ermöglichen, ist dieses Werkzeug erstmals jenes, das den Menschen nicht auf ein höheres, sondern auf ein niederes, ihn direkt gefährdendes Bewusstseinsniveau herabsetzt.

Gotlandfahrer

9. Dezember 2021 22:11

2/2

Digital Detoxing, wie HB es ehrenvoll anregt, ist nicht genug.  Ich arbeite in der „Digital Transformation“, ich lebe quasi das falsche Leben im Falschen, und kann nur sagen: Den Scheiß müssen wir dringend wieder loswerden.

Veralteter Hinweis 1: https://www.youtube.com/watch?v=NxjvyPui5V0

Veralteter Hinweis 2: https://www.youtube.com/watch?v=gJMqja_-Yro

limes

9. Dezember 2021 22:27

Heino Bosselmann beschreibt ein Kernproblem unserer Zeit. Nur mit einem Satz bin ich nicht einverstanden: »Alles Reale ist berechenbar«.

Ist es nicht! Weil es (noch?) komplexer ist als »alles, was computerbasiert berechnet wird«. Und sofern es Menschen und andere höhere Lebewesen betrifft: Weil es beseelt ist.

AmazonBesteller

9. Dezember 2021 23:31

Die digitale Welt ist voller Lücken und Fehler. Die Kunst besteht nicht darin, im Computer und der Software reale Bereiche des Lebens möglichst genau abzubilden, davon sind diese Dienste weit entfernt, sondern im modellieren und anpassen der umgebenden Gesellschaft, sodass diese möglichst gut zu diesen Diensten passt.

Social Engineering und psychosoziales Change Management sind die Werkzeuge um uns glauben zu machen, die Welt im Computer seit ein wahres und erschöpfendes Abbild der Realität. Passt die Realität nicht zum Computer, muss etwas am Menschen falsch sein. Muss dessen Wahrnehmung falsch sein. Diese perverse Logik hat schon vor Jahrzehnten Einzug gehalten. Kontinuierlich verkümmert unsere Phantasie und unsere reale Welt, weil sie nicht in die Röhre passt.

 

Ein Fremder aus Elea

10. Dezember 2021 05:50

(1/2)

Es gibt sicherlich ein ganze Reihe von Schäden der Digitalisierung:

1. Das Augenlicht wird dadurch beeinträchtigt, die ganze Zeit auf den Monitor zu blicken.

2. Die Erfahrung, nichts selber entwickeln zu müssen, sondern nur die geeigneten Suchbegriffe bestimmen zu müssen, um über alles nur Denkbare zu verfügen, führt zu einer Art Altklugheit, beziehungsweise Alterslosigkeit: eine Welt, in welcher der 12 Jährige auf demselben Stand wie der 72 Jährige ist.

3. Lokales Beisammensein, zum Beispiel am Stammtisch im Lokal, wird durch interessenspezifisches globales Beisammensein, zum Beispiel in einer Spielergemeinschaft eines weltweit vernetzten Spiels, ersetzt. Und das führt dazu, daß wichtige Meinungsbestätigungs-, beziehungsweise -prüfungsmechanismen wegfallen.

Ein Fremder aus Elea

10. Dezember 2021 05:51

(2/2)

4. Allzu oft kommt es zu der Schwierigkeit, daß ein gemeinnütziges Beisammensein im Netz daran scheitert, daß, wiewohl die infrastrukturellen Kosten minimal sind, sich keine vernünftige Form der Finanzierung findet. Mit anderen Worten haben wir noch nicht gelernt, daß es in unserem politischen Interesse liegt, bestimmte Internetangebote mit Steuergeldern zu finanzieren, wie zum Beispiel die einstige Panoramioseite, wo Leute Photots aus ihrer Umgebung hochladen konnten, was die Urlaubsplanung erheblich erleichtert hatte. Stattdessen wird das Allgemeinnützige im Netz konsequent durch das, oftmals zynisch, Manipulative ersetzt. Gerade weil jeder versteht, daß dies aus zivilisatorischer Sicht heraus falsch ist, bringt das Netz auch eine gewisse zynische Kaltschnäuzigkeit hervor, welche sich insbesondere daran zeigt, daß sich immer mehr Menschen an finanzieller Spekulation beteiligen.

Zusammgefaßt: Das Netz erzeugt Menschen, welche früh Brillen brauchen, von Anfang an glauben, alles für ihre Entwicklung getan zu haben, und daß der Erfolg im Leben davon abhängt, auf die richtige Sau zu setzen, welche durch's Dorf getrieben wird.

Es könnte besser sein. Naja, einstweilen wird mehr Fortschritt am menschlichen Körper und der Basis, welche das menschliche Miteinander trägt, gewagt.

Andererseits, ganz im Netz verschwinden die Menschen auch wieder nicht.

Franz Bettinger

10. Dezember 2021 09:48

Ich war mehrfach - Zensur oder technisch bedingt, whatever - vom Internet und Email-Verkehr getrennt. Viele Tage lang. Da merkte ich: Dass das gar kein Problem ist, also für mich. Im Gegenteil. Es hat etwas mit Freiheit und Freizeit zu tun. À répéter!

Franz Bettinger

10. Dezember 2021 09:53

"Das Smartphone avancierte längst zum Körperteil.“ - Bei mir nicht; ich besitze nicht mal eins; auch kein Handy; nicht mal eine Armbanduhr, und das seit meinem 20 Lebensjahr. Völlig unnötig. (Außer beim Fliegen, und da verließ ich mich auf meine Frau.)  

Franz Bettinger

10. Dezember 2021 10:07

Im malerischen Parga, einem griechischen Küstenstädtchen am Ionischen Meer, war es. Da erzählte mir vor 25 Jahren - der ich fasziniert spielenden Kindern zusah - eine dahin ausgewanderte Deutsche: „Die Albanerkinder dominieren die unseren und zwar mit Abstand. Sie sind in allem besser.“ Die Albanerkinder gab's noch nicht lang in Parga; sie waren irgendwie, damals schon, mit ihren Müttern, ihren blutjungen vor-breschenden Vätern (die an den Flüssen entlang illegal ins Land gewandert waren) hinterher gekommen. Wir bewunderten sie. Und hatten doch ein seltsames Gefühl dabei. 

Franz Bettinger

10. Dezember 2021 10:16

Wie verletzlich das Digitale ist, und überhaupt die moderne Welt, werden wir erfahren, wenn die wirkliche Revolution losbricht; d.h. wenn die Sender demoliert und die E-Werke lahmgelegt werden. Ohne Elektrik und Sendemöglichkeiten, was ist dann deep state noch? Eben. Nicht mal die Polizei kann dann noch miteinader kommunizieren. Wie Kinder werden sie herumstehen und nicht ein noch aus wissen.

Gustav Grambauer

10. Dezember 2021 10:37

I

"Und aus der Erde wird aufsprießen ein furchtbares Gezücht von Wesenheiten, die in ihrem Charakter zwischen dem Mineralreich und dem Pflanzenreich drinnenstehen als automatenartige Wesen mit einem überreichlichen Verstande, mit einem intensiven Verstande. Mit dieser Bewegung, die über der Erde Platz greifen wird, wird die Erde überzogen werden wie mit einem Netz, einem Gewebe von furchtbaren Spinnen, Spinnen von einer riesigen Weisheit, die aber in ihrer Organisation nicht einmal bis zum Pflanzendasein heraufreichen, furchtbare Spinnen, die sich ineinander verstricken werden, die in ihren äußeren Bewegungen alles das imitieren werden, was die Menschen ausdachten mit dem schattenhaften Intellekt, der sich nicht anregen ließ von demjenigen, was durch eine neue Imagination, was überhaupt durch Geisteswissenschaft kommen soll.

All dasjenige, was die Menschen an solchen Gedanken denken, die irreal sind, das wird wesenhaft. Die Erde wird überzogen sein, wie sie jetzt mit einer Luftschicht überzogen ist, wie sie sich manchmal mit Heuschreckenschwärmen überzieht, mit furchtbaren mineralisch-pflanzlichen Spinnen, die sehr verständig, aber furchtbar bösartig sich ineinanderspinnen. ...

Gustav Grambauer

10. Dezember 2021 10:39

II

... Und der Mensch wird, insoweit er nicht seine schattenhaften intellektuellen Begriffe belebt hat, statt sein Wesen mit den Wesen, die heruntersteigen wollen seit dem letzten Drittel des 19. Jahrhunderts (gemeint sind interplanetare Weisheitslehrer, - G. G.), zu vereinigen, er wird sein Wesen mit diesen furchtbaren mineralisch-pflanzlichen Spinnengetieren vereinigen müssen. Er wird selber zusammenleben mit diesen Spinnentieren, und er wird sein weiteres Fortschreiten im Weltendasein suchen müssen in derjenigen Entwickelung, die dann annimmt dieses Spinnengetier." - Steiner, GA 204, Seiten 243 ff.

Genau hier entlang wird der Riß gehen oder geht er heute bereits, und genau hierbei wird sich zeigen, ob es nach dem Volkstod eine Volksauferstehung geben wird (oder - b. a. w. - nicht). Ein Studium eines MINT-Faches oder gar der Informationstechnologie ist hiernach also keine gute Empfehlung für junge Leute, die sich als Patrioten verstehen. Den Nexus begreift man sofort, wenn man in aller Konsequenz einmal erfaßt hat, was es bedeutet, daß Steve Jobs ein (vaterlandsloser) Hippie war bzw. daß das gesamte Sillicon Valley ein Tummelplatz der Gegenkultur war und ist. Es ist eben kein gutes Omen für die Deutschen, daß Google gerade von Oracle auf SAP umgestellt hat!

- G. G.

zeitschnur

10. Dezember 2021 10:54

Die Mathematisierung der Welt ist Essenz der europäischen Kultur. Die Digitalisierung ist deren absurde, selbstaufhebende Apotheose.

Es ist für mich interessant, dass Sie sich gerade auch mit dem Thema befassen. Von mir erscheint demnächst ein Aufsatzband, der es in seiner Herkunft und Folge behandelt (Fake Heavens I. Die Kuckucksuhr im All. Drei naturphilosophische Essays. Januar 2022).

Es gibt mehrere Hinweise darauf, dass die verführerisch glatte Oberfläche dieser Weltsicht immer mehr Risse bekommt (auch hier greifen Sommerfelds Risse). Die älteren Reformbewegungen, zu denen ich auch die Anthroposophie mit ihrem umfassenden Ansatz zähle, zerplatzen derzeit ebenfalls wie ein Spiegel, der zu starken Vibrationen ausgesetzt wird. Drunter hervor kriechen Überlebende der analogen Welt: Leute, die etwa Bushcraft machen oder die Aldi-und Lidl-konforme Hollywood-Kosmologie offen bezweifeln, neue Gesundheitslehren entwickeln oder zur Mystik zurückfinden ohne Krücken.

Man kann den Kampf der Eliten gegen die Menschheit derzeit tatsächlich als Aufstand gegen den Untergang der Mathematisierung, die auch Grundlage jeder Dogmatisierung ist auffassen. Eigentlich kann man aufatmen: Es ist schon vorbei, nur ist der Zusammenbruch nicht synchron mit seiner Manifestation.

Frage ist, was von unserer Kultur dann noch übrigbleibt.

Gustav

10. Dezember 2021 11:08

Während die Medien weiterhin Warnungen verspotten, Impfpässe seien Teil einer Überwachungsstruktur, die wahrscheinlich zu einem festen Bestandteil unseres Lebens werden wird, wenn wir ihre Einführung zulassen, deutet nichts darauf hin, dass dies nicht der Fall sein wird.

Indien ist das Testgebiet der Welt für einen allgegenwärtigen digitalen Ausweis, der Ihr ständiger Begleiter im Alltag sein wird und Ihnen Zugang zu allen Diensten, Gebäuden und Aktivitäten bietet. Wenn er jemals „deaktiviert“ wird, haben Sie nichts mehr und werden nicht glücklich darüber sein. Technokraten streben die totale Kontrolle über alles in der Gesellschaft an, ob beweglich oder nicht.

https://axelkra.us/technokratie-im-anmarsch-die-digitale-id-wird-ihr-leben-kontrollieren-technocracy-news/

Herr K aus O

10. Dezember 2021 13:07

…ich merke, dass ich das Lesen verlernt habe. Einen Dostojewski würde ich nicht mehr durchkriegen, zu verlockend ist die Möglichkeit bei Fragen zu historischen Persönlichkeiten im Internet nachzuschauen und sich in Nebenfragen zu verlieren.

Die Anmerkungen im Buch konnte ich noch überschlagen, aber jetzt? 

Das Internet ist für mich ein Riesenglossar mit einer Unzahl an Anmerkungen zu Anmerkungen zu … usw.

Bis jetzt.

Langsam habe ich aber den Eindruck, “die” machen den Sack zu und nutzen das Internet zur Totalüberwachung. Und damit meine ich nicht nur Einkaufsgewohnheiten usw., sondern alles! Die Möglichkeiten sind da und die Pandemie könnte dazu genutz werden, das Internet mit der Biologie der Menschen zu vermählen, d.h. das Ganze ist der Versuch, unsere - echte - Identität in eine digitale zu verwandeln. Und dann haben wir ein Problem

Laurenz

10. Dezember 2021 13:20

@Zeitschnur

Meine Sicht der Dinge war dieses Mal nicht gewünscht, oder man erachtete es als Unsinn, keine Ahnung.

Also frage ich Sie ganz vorsichtig, ist die Natur weniger mathematisch als die IT? Kreiert die Natur perfekt?

Wenn es nach Perfektion ginge, wäre auf dem Planeten wohl der analoge Maschinenbau das Synonym für Perfektionismus. Oder manche Oper oder Sinfonie käme vielleicht der Perfektion nahe.

Der Email-Verkehr hat sicher Papier eingespart, aber die heutige übliche kurzschriftliche Kommunikation ist weitaus zeitaufwendiger als das Gespräch per Telefon.

Das Militär kommuniziert mittlerweile meist über Mobiltelefone. Diese Art der Kommunikation ist extrem anfällig & trotz Verschlüsselung einsehbar.

Ein Fremder aus Elea

10. Dezember 2021 13:53

Herr Grambauer, ich habe mir die Steiner-Passage mal im Kontext durchgelesen und denke, daß es vielleicht besser wäre, statt von überirdischen Geistwesen zu sprechen, schlicht zu sagen, daß unser Geistesleben nicht unabhängig von unseren Eindrücken ist, und daß wir darauf achtgeben sollten, daß wir hinreichende Eindrücke in uns aufnehmen, um ein gesundes Geistesleben auszubilden. Wesentlich dabei dürfte sein, das eigene Gefühlsleben zu verstehen, das eigene Erkenntnisvermögen, die Möglichkeiten der Besinnung, die notwendigen existentiellen Annahmen, um unserer Existenz einen Sinn zu verleihen - alles ganz profane Gegenstände. Und was das Hellsehen angeht: Wenn's passiert, passiert's halt, aber es ist wahrscheinlich schwer zu lehren, wiewohl Ingo Swann ja etwas anderes behauptet hat, nämlich daß, wenn eine Gruppe nur dran glaubt, es bald alle können, aber...

Imagine

10. Dezember 2021 14:44

Gerade die Computertechnologie beinhaltet die Möglichkeit der Befreiung vom Zwang zur Arbeit und ermöglicht damit ein ganz anderes allgemeines menschliches Zusammenleben.

Die Differenzierung der Gesellschaften zwischen einer herrschenden Klasse, die ein selbstbestimmtes Leben führen kann und der großen Klasse der Arbeits- und Nutzmenschen, kann damit nicht zwar nicht gänzlich aufgehoben werden, aber die Masse wird davon profitieren, weil deren Arbeit immer mehr durch Maschinen ersetzt werden kann.

Natürlich ist eine klassenlose und hierarchiefreie Gesellschaft nicht möglich, auch nicht die Aufhebung der Arbeitsteilung. Es wird auch keine Verteilungsgleichheit geben, sondern eine nach prosozialer Leistung differenzierte Verteilung des gesellschaftlichen Reichtums.

In den menschenfeindlichen und ausbeuterischen kapitalistischen Gesellschaften werden die neuen Technologien zur Vermehrung des Vermögens der Vermögenden eingesetzt, zur Optimierung der Ausbeutung sowie zur Herrschaftssicherung.

Es gibt keine Instanz in den kapitalistischen Gesellschaften mehr, die dafür sorgt, dass die Technologien zum allgemeine Wohle der Menschen eingesetzt werden. Die Organisationen der arbeitenden Menschen – Parteien und Gewerkschaften – sowie der Staat sind korrumpiert und okkupiert von einer herrschenden Klasse, die immer mehr den Charakter des organisierten Verbrechens annimmt (https://www.welt.de/finanzen/article13407540/Im-Wuergegriff-der-Mafia-aus-Finanzwelt-und-Politik.html).
 

Laurenz

10. Dezember 2021 15:01

@Ein Fremder aus Elea @Gustav Grambauer

"Hellsehen"

Es gibt einige Anbieter, die relativ seriös wirken. Eckhart Tolle, Bert Hellinger oder Carlos Castaneda. Der volkstümliche Anbieter wird Bert Hellinger sein. Da kann man mit kollektiver Energie zumindest ahnungsweise "sehen" ohne groß vorher sein Leben umstellen zu müssen. Eckhart Tolle & Carlos Castaneda verehren sehr wohl die Intelligenz, allerdings um sie dann, wenn vorhanden, zeitweise abzuschalten. Die typischen Bilder von buddhistischen Mönchen mit ihren Gebetsmühlen und dem vor sich hinsummen der Gebete, zeigen einem "ein" Hilfsmittel, den inneren Dialog abzuschalten. Shaolin-Mönche üben extrem die Aufmerksamkeit auf bestimmte Punkte des Bewußtseins zu konzentrieren, zB wie es ist ein Affe zu sein. Natürlich kann man irrationale, phänomenale Erlebnisse, wie Sie schreiben, auch dem Zufall überlassen. Alle diese säkularen, wie heidnischen Anbieter überlassen einem selbst die Verantwortung. Wobei man bei Aufstellungen nach Bert Hellinger eine Ausbildung gemacht haben muß.

Laurenz

10. Dezember 2021 15:03

@Imagine

Ich stimme Ihnen grundsätzlich zu. Allerdings basiert die Machtausübung nachwievor auf militärischen Optionen, im zivilen Sektor ist die Polizeigewalt entscheidend.

Gustav

10. Dezember 2021 17:25

@ Laurenz 15:03 Uhr

In dem Aufsatz „Die Diktatur des Globalen Tiefen Staates“ konstatiert Ullrich Mies einen Krieg des Tiefen Staates, der sich auf zwei Ebenen vollzieht: auf geopolitischer Ebene als Vorbereitung eines Krieges gegen Russland/China mit Europa als Schlachtfeld bzw. Stellvertreterkriegen; und als asymmetrischer Krieg gegen die Zivilgesellschaften der Welt mit dem Ziel der Disruption. Dem vorausgegangen sei bereits eine neoliberale Konterrevolution durch Privatisierung des Staatsvermögens und der Zerstörung des solidarischen Gemeinwohlgedankens. Ebenso wenig wie der Neoliberalismus mit Demokratie vereinbar ist, kann der Great Reset auf der Grundlage demokratischer Prinzipien durchgesetzt werden. „Eine angstvolle, gespaltene, zersetzte, chaotisierte Gesellschaft lässt sich gut beherrschen“, die breite Masse wird zum „manipulierbaren Spielball der Mächtigen“.

https://gela-news.de/schoene-neue-welt-2030-vom-fall-der-demokratie-und-dem-aufstieg-einer-totalitaeren-ordnung

zeitschnur

10. Dezember 2021 17:44

@ Laurenz

Ich bin mir nicht sicher, ob ich ihre Frage richtig verstehe:

Also frage ich Sie ganz vorsichtig, ist die Natur weniger mathematisch als die IT? Kreiert die Natur perfekt?

Aber natürlich ist die Natur überhaupt nicht mathematisch. Nichts in der Natur selbst funktioniert nach Formeln - nur die Maschinen, die Menschen bauen, tun das.

Der Mensch wollte aber stets mathematische oder geometrische Ideale den natürlichen Phänomenen zugrunde gelegt sehen. Herr Bosselmann zitiert von Novalis oben aus Heinrich von Ofterdingen:

Wenn nicht mehr Zahlen und Figuren
Sind Schlüssel aller Kreaturen,
(...)
Dann fliegt vor Einem geheimen Wort
Das ganze verkehrte Wesen fort.

(Habe ich übrigens meinem neuen Buch vorangestellt, dieses Zitat!)

zeitschnur

10. Dezember 2021 17:54

@ Laurenz

II

Mit dem 16. Jh wird unerbittlich behauptet, man könne die Natur nur mathematisch verstehen. So sprachen Kopernikus, Galilei, aber auch Bacon oder Athanasius Kircher: Die Zahl sei die Grundordnung aller Dinge, und Gott habe nach dem Alphabet der Mathematik geschaffen, Kopernikus gar schmähte alle Nichtmathematiker als leere Schwätzer. Gott ist Baumeister mit Zirkel und Winkelmaß ...

Zahlreichen Denkern und Dichtern v.a. deutscher Sprache war genau dieses Denken leer und so, dass es alles pervertiert, verdreht, auf den Kopf stellt. Büchner lässt seinen Lenz daran scheitern, dass er nicht auf dem Kopf gehen kann, Novalis haben wir schon gehört und auch Ricarda Huch sah rechnenden Denken über die Natur reine menschliche Ausgedachtheiten, die zu einer Schau der Phänomene gar nicht mehr vordringen. Faust verkauft seine Seele für den Wahn und findet doch so keine Erkenntnis dessen, was die Welt im Innersten zusammenhält.

Es war Perfektionswahn ebenso wie der Wahn, dem Schöpfer in die Karten sehen zu können und ihn zu überholen, als sei er nicht mehr im Rennen. Wir haben in Deutschland das tiefe Wissen darum, dass das ... verkehrt ... ist, wie Novalis schreibt. Spätestens mit Georg Cantor geriet dieses Denken aus den Fugen.

Eo

10. Dezember 2021 18:13

 

Tja, jeder Fortschritt
ist immer auch mit einem Fortschnitt verbunden.

AmazonBesteller

10. Dezember 2021 19:17

@ IMAGINE

"Gerade die Computertechnologie beinhaltet die Möglichkeit der Befreiung vom Zwang zur Arbeit und ermöglicht damit ein ganz anderes allgemeines menschliches Zusammenleben."

 

Gerade eben hat mir ein Laptop das Bad gefliest und die Software das Dach neu gedeckt. Und das alles ohne Bezahlung!

Gracchus

10. Dezember 2021 19:39

Das Forum steuert also auf die Erkenntnis zu, dass Computer und Internet der Nachbau geistiger Fähigkeiten sind. 

"Hellsehen" - was ist damit gemeint? Womöglich ist die physische Realität Maya, insofern, als Geister und Seelen weit weniger getrennt sind. 

Loxismus

10. Dezember 2021 20:21

"Wir alle haben und brauchen unser Maß, eines, das der Rechner mit seinen Giga- und Tera-Bytes nicht kennt."
Gut erkannt. Genauso ist es. Und indem wir der Digitalisierung den Stellenwert und Platz einräumen, den sie NICHT verdient, schaden wir uns selber. Wir verlieren unser Gefühl für Zeit, für den Wert unserer Zeit. Es ist ein anderer Rythmus in dem man eine Frau in den Arm nimmt und küsst, ein Gespräch mit einem Freund führt, ein Buch liest oder einfach nur auf einer Wiese liegt und gedankenverloren den vorbeiziehenden Wolken nachschaut, als wenn man vor einem Computer sitzt, daddelt oder ein Musikvideo schaut. Wir sind dabei uns selbst zu verlieren.

zeitschnur

10. Dezember 2021 20:45

@ Gracchus

Das Forum steuert also auf die Erkenntnis zu, dass Computer und Internet der Nachbau geistiger Fähigkeiten sind.

Da haben Sie, Herr Geisterseher, in meinem Fall wohl etwas gründlich missverstanden! Computer und Internet sind eine Art schwere Gerinnungsstörung (Verklumpung) des Geistes. Und ein erbärmliches Schwarzweiß-Schema.

Hellsehen beginnt immer jenseits des Zählens. Wird aber übrigens von den Technokraten nun nachgeäfft: Ihr werdet nichts mehr besitzen und glücklich sein könnte fast mystisch sein oder an Sterntaler, wunderbare Brotvermehrung und das Aschenputtel erinnern, wenn wir nicht wüssten, dass es dort nie um die Verklärung der Armut, sondern den Reichtum dessen geht, der mit einem Fuß im Himmelreich steht und alles dafür aufgibt - dafür!, nicht für seine Zusammenschaltung mit Maschinen und KI.

links ist wo der daumen rechts ist

10. Dezember 2021 21:35

@ Bettinger

Zitat:

Wie verletzlich das Digitale ist, und überhaupt die moderne Welt, werden wir erfahren, wenn die wirkliche Revolution losbricht; d.h. wenn die Sender demoliert und die E-Werke lahmgelegt werden. Ohne Elektrik und Sendemöglichkeiten, was ist dann deep state noch? Eben. Nicht mal die Polizei kann dann noch miteinader kommunizieren. Wie Kinder werden sie herumstehen und nicht ein noch aus wissen.

Aha, eben noch mußte ich mich im Nachbarstrang von @ Der_Juergen – flankiert von unserer Foren-Sektengemeinde - als „Hohlkopf“ bezeichnen lassen, weil ich von der Unverfügbarkeit der Geschichte sprach – und siehe da, Sie sprechen von „Revolution“.

Ein bißchen kommen Sie mir vor wie eine Karikatur der Emigranten in der boshaften Sichtweise Gottfried Benns. Weilen im fernen NZ und machen uns hier Vorschläge, wie wir mit dem Rücken zur Wand kämpfen sollen.

Was den großen Plan betrifft:

Ich stelle einfach die berühmte Pascal’sche Wette – säkularisiert – vom Kopf auf die Füsse, indem ich nicht an das Böse, sondern an den Widersinn glaube. Am Widerstandswillen ändert das gar nichts.

Daß nun in Ö ein unfähiger, martialisch nuschelnder Innenminister zum Bundeskanzler wurde und mit der Antifa gemeinsame Sache macht, gehört ebensowenig zum großen Plan wie die Tatsache, daß ein unbedeutendes Schluchtenscheißerland mit der geplanten Impfpflicht voranprescht.

Das ist ein absurdes Drama a’la Ionesco.

Gracchus

10. Dezember 2021 22:43

@zeitschnur: Sind zum Beispiel Informationsverarbeitung und -speicherung keine geistigen Fähigkeiten, die von einem Computer nachgebildet (in Ihrer Diktion: nachgeäfft) werden. Damit sage ich nicht, dass es sich um die geistig hochstehendsten Fähigkeiten handelt, ich neige im Gegenteil zu der Annahme, dass das, was Maschinen können, uns zeigt, was eben nicht das Unverwechselbare des menschlichen Geistes ist. Problem, auf das schon der Computer-Pionier Joseph Weizenbaum hingewiesen hat: zunächst hat man das Gehirn genommen, um zu verstehen, was ein Computer ist; jetzt nimmt man den Computer, um zu verstehen, was ein Gehirn ist. 

Die Kommunikation im Internet hat durchaus etwas Geisterhaftes, weil sie unter Physisch Abwesenden erfolgt.

Mit der Aussage, das Internet sei eine Gerinnungsstörung, kann ich nichts anfangen. "Mein" Internet ist ausserdem bunt. 

 

Gracchus

10. Dezember 2021 22:49

@zeitschnur: Anschließend an @Laurenz und @Ein Fremder aus Elea habe ich gefragt, was mit Hellsehen gemeint ist. Dabei bin ich überhaupt nicht davon ausgegangen, dass ein Computer hellsehen könnte noch das Hellsehen etwas mit Zählen zu tun hat. Was Hellsehen jetzt aber mit nichts besitzen und glücklich sein zu tun hat, verstehe ich nicht. 

Natürlich bin ich mit Ihnen und Novalis - nur woher kommt die Zahl?

sokrates399

10. Dezember 2021 22:54

@limes

Ich stimme in jeder Hinsicht zu: Das Reale, Analoge ist eben NICHT berechenbar. Und das ist gut so! Es schließt das Sinnenhafte, ja, ich möchte sagen, Erotische ein. Alles ist immer anders, als man erwartet. Das Subjekt befreit sich vom Mathematischen. Man gestatte mir ein Beispiel aus meiner Jugend: Als ich in den Achtziger Jahren noch Käfer fuhr, wußte ich, wie dieses dem Nassen und Kalten widerspenstige Gerät besiegen konnte: Mit einer Decke und einem Hammer, mit welchem ich unter ihm liegend auf den Anlasser schlug.

Und nochmals zu Novalis: "Echte Klarheit" (Novalis Vers 8) kann nur aus der Vereinigung des Rationalen mit dem „Dunklen“ (Gefühle, Träume etc.) entstehen. Dann hebt, wie Eichendorff es fortführt, „die Welt an zu singen“, wenn man das „Zauberwort“ findet. Das ist das „geheime Wort“, das Zeitschnur citiert. Was dieses ist in den heutigen Zeiten, vermag ich nicht zu sagen. Vielleicht „Allein durch reine Geistesmacht zu widerstehen“, wie Ernst Jünger es formulierte. Mais je ne sais pas.

Gracchus

10. Dezember 2021 23:06

Da ich beruflich fast 99% vor dem Rechner verbringe, kann ich sagen, dass es mir wie eine Schwundform des Lebens vorkommt. 

Ausguck

10. Dezember 2021 23:17

@ Limes:

»Alles Reale ist berechenbar - Nein, ist es nicht!"

Ich stimme Ihnen zu. Denn schon bei der Definition des "Realen" haben wir Probleme. Was ist Bewußtsein? Wie interpretiert es unsere Welt?

Der australische Philosoph David Chalmers und der britische Biologe Rupert Sheldrake haben revolutionäre Theorien dazu entwickelt. Danach ist das Bewußtsein eine elementare, eine Grundkraft, wie die Schwerkraft, die Kernkräfte und der Elektromagnetismus, die jedem, auch noch so kleinen Partikel innewohnt. D.h., daß wir Menschen vielleicht  ein besonders hohes Maß davon besitzen, aber auch, daß selbst Steine darüber verfügen. Die Gefahr, in die wir uns selbst verschuldet durch die Digitalisierung gebracht haben, könnte von daher einer Katastrophe für unsere Integration in die natürliche Umwelt gleichkommen. Wir sollten uns davon zu befreien suchen, solange es uns noch möglich ist.

@ Franz Bettinger:

Ja, ganz genau, deshalb habe ich ebenfalls kein Mobiltelefon und verbringe nur wenig Zeit an Computern

Laurenz

11. Dezember 2021 01:58

@Zeitschnur @L.

"Mathematik & Natur"

Mir ist & bleibt Mathematik, damit meine ich nicht (kaufmännisches) Rechnen, völlig fremd. Aber ich verstehe, daß sich die Natur immer nur in Annäherungswerten befindet, nie genau ist. Aber Schwerkraft/Gravitation bleibt Schwerkraft, am Äquator ist sie, wegen der Fliehkräfte, etwas geringer als an den Polen. Man kann sie messen. Ikarus fällt vom Himmel. Kopernikus/Galilei berechneten die Bahnen der Gestirne. Vor ihrer Zeit tat man das auch, aber man beachtete, aufgrund anderer Wahrnehmung, kosmische Ereignisse als solche. Ob nun immer sinnerheischend, mag dahingestellt bleiben. In meinen Augen sind wir organische Rechner. Die Bausteine des Lebens funktionieren etwas komplexer als digitale Rechner. Unsere Lebensdauer ist höher. Allerdings ist aufgrund unserer Entwicklung, der "Input", also unsere Fähigkeit wahrzunehmen, arg begrenzt, wie auch der "Output", also die Möglichkeit zu kreieren, eng limitiert ist. & somit wird auch natürlich Gott infrage gestellt. Ein guter Film (etwas langatmig) über uns & unsere Entwicklung, auch bezüglich der Perfektion, ist dieser hier, der sich im wesentlichen um die Cheops-Pyramide dreht. https://youtu.be/Batr_H28rEo

Laurenz

11. Dezember 2021 02:07

@Gracchus & Loxismus

Die Frage, die sich mir stellt, ist, was macht ein Rechner mit unseren Kapazitäten? Es erinnert mich an eine seltene Korrespondenz mit GK über unsere Fähigkeit Gedichte oder Liedtexte auswendig zu lernen. Wenn wir keine Gedichte & Liedtexte (Teile unserer Kultur) auswendig lernen, also der Rechner das für uns übernimmt & jeder am Lagerfeuer singend vom Mobiltelefon abliest, sind wir dann in der Lage, die frei werdende Kapazität für etwas anderes, sinnvolles zu nutzen? Wie lange dauert solch eine Entwicklung, eine Umwidmung menschlicher Kapazitäten?

Ein Fremder aus Elea

11. Dezember 2021 05:46

Gracchus, sehr angemessen von Ihnen, da nachzuhaken. Steiner erwähnt "Hellsehen" an der von Herrn Grambauer angegebenen Stelle, ohne es zu erklären. Ich habe seitdem Steiners Erklärung überflogen, und kann mit einiger Sicherheit sagen, daß Steiner das sich seiner Ahnungen (in meiner Terminologie antizipative Gefühle: heilige Stimmung, Aufgerufenheit und Erwartung) Bewußtsein meint, sowie, weil es damit im Zusammenhang steht, die Empfänglichkeit für telepathische Impulse. Ingo Swann meint hingegen das Eintreten in ein umfassenderes Bewußtsein, welches es einem erlaubt zu sehen, was an entfernten Orten geschieht. Beispielsweise hat er beschrieben, wie es aussehen würde, wenn man sich auf Jupiter befände, und seine Aussagen wurden wenigstens teilweise von Raumsonden bestätigt. Allerdings hat Ingo Swann auch sehr... schwer da Worte zu finden... über den Mond gesagt. Wie Steiner auch, lustigerweise, aber andere Dinge... wiewohl, wenn ich Steiner recht verstanden habe, ist der Mond für ihn ein Zeichen seiner Geheimschrift, wahrscheinlich das, was ich die Zurücksetzung eines Zykels genannt habe.

Gustav Grambauer

11. Dezember 2021 09:05

Ein Fremder aus Elea, Laurenz, Gracchus

Wollte keineswegs auf eine Diskussion über Hellsehen hinaus, eine solche paßte auch nicht zum Thema von Herrn Bosselmann. Es genügt doch hier (!), das zitierte globale Spinnennetz und die davon ausgehende Spaltung der Zivilisation als Metaphern, Gleichnisse bzw. Sinnbilder und, sofern man sie für sich annehmen kann, als Anregungen zum Durchdenken des tieferen Wesens der Digitalisierung zu nehmen.

- G. G.

Franz Bettinger

11. Dezember 2021 09:42

Off topic: Überraschung: Dass deep state in D eine rot-grüne Regierung installieren ließ, könnte darauf hindeuten, dass eine mehr 'konservative' Politik gemacht werden soll, also weniger Windräder, längere Laufzeiten von Kohle- u. Gas-Kraftwerken und eine Wiederbelebung der fast toten Atomenergie. Nach dem alten Motto: Links (Schröder, Fischer) macht rechte Politik (Harz IV, Kriege…), Rechts (Merkel) macht linke Politik (Migranten, Ausstieg aus Atom, Kohle, Gas...) - damit das Volk die Achseln zuckt und nicht aufmuckt, da ohnehin keine Alternative besteht. Entwarnung? Nein, das ist es keinesfalls. Die große Verarsche geht weiter.

Franz Bettinger

11. Dezember 2021 09:55

@Linker Daumen: In NZ wird nicht weniger gekämpft als in D. Glauben Sie, Hin- und Her-Fliegen brächte etwas? Ich habe mir den aktuellen Aufenthaltsort übrigens nicht ausgewählt; war zu einem gewissen Zeitpunkt eben an einem bestimmten Ort, mehr oder weniger zufällig. Ich denke: An JEDEM Ort kann man das Rechte tun. Ob eine Revolution kommt, weiß ich nicht. Aber ich merke: die Leute (und zwar auch die im anderen Lager) nehmen gerade Anlauf zu etwas. 

Ordo

11. Dezember 2021 10:25

Die digitale Technik ist das Problem, nicht die Lösung, auch wenn sie sich gerne als solche präsentiert. Auf jeden Fall wird die Digitalisierung und Arbeitsreduktion für viele Menschen nochmal einen gewaltigen Schub an allgemeiner Langeweile bringen. Das Vakuum füllt dann wiederum die digitale Technik mit ihren Angeboten. Noch mehr Zerstreuung dank Social Media und das Abtauchen in virtuelle Räume. Ich war selber lange Zeit spielesüchtig, wie so viele meiner Generation, und kenne den Reiz der virtuellen Abenteuer. Unter dem Strich bleibt es aber ein Verlustgeschäft. Ganz abgesehen davon, dass das Verschmelzen der Identitäten in den virtuellen Welten langfristig auf die Abschaffung des Menschen an sich hinausläuft. Virtuelle Identitätskonstruktion wird natürlich nicht zufällig auch von Gender-Ideologen und anderen Linken als zukunftsweisend gefeiert. Der Prozess lässt sich nicht kontrollieren. Das ist genauso illusionär, wie die Vorstellung der souveränen Handhabung der Technik an sich durch den Menschen. Die Eigendynamik ist stärker. 

Gustav

11. Dezember 2021 11:03

Die Werkzeuge der Automatisierung sind so effizient geworden, dass sie nicht nur die Menschen in den traditionellen Arbeitsbereichen ersetzen, sondern auch die Massen davon abzuhalten drohen, sich gegen ihre eigene geplante Marginalisierung und Obsoleszenz zu wehren.

In Bezug auf die Notwendigkeit, dieses System zu erhalten, stellt Silvia Federici fest, dass der Kapitalismus durch die zunehmende Privatisierung die latente Kontrolle über die Produktionsmittel erlangen muss, die für die Reproduktion unseres Lebens von grundlegender Bedeutung sind – das Land, der Wald, das Wasser:

Der Prozess der Enteignung hat sich heute weiter beschleunigt und … schreitet in einem Tempo voran, das verheerend ist, und er ist … einer der wichtigsten Kämpfe auf dem Planeten, insbesondere in der sogenannten freien Welt. … Wenn man Menschen ihrer Reproduktionsmittel beraubt, beraubt man sie auch des Wissens, das sie bei der Bewirtschaftung des Landes erwerben. Dadurch werden die Menschen auch ihrer politischen … Fähigkeit zur Selbstverwaltung, … gemeinschaftlichen Solidarität und Entscheidungsfindung beraubt.“ (Federici, 2017)

https://axelkra.us/wer-moechte-sklave-sein-die-technokratische-konvergenz-von-menschen-und-daten-daniel-broudy-makoto-arakaki/

zeitschnur

11. Dezember 2021 11:48

@ Gracchus

Mit der Verklumpung des Geistes meine ich eine Verdichtung, eine Bannung des Tiefendimensionalen auf eine 2D-Oberfläche (um es metaphorisch zu sagen). So, wie auch eine noch so datenreiche Tonaufnahme niemals das abbilden kann, was sich im Konzertsaal wirklich abgespielt hat.

Das Internet ist - so verstanden - ein echtes Simulacrum, eine götzenhafte Nachbildung des menschlichen Geistes, der nun mal nicht identisch ist mit der Fähigkeit 1+1 zusammenzuzählen.

zeitschnur

11. Dezember 2021 11:57

@ Gracchus

"Zahl"

Wenn ich die Zahl zum Zählen nutze und Anhäufungen des Habens damit beschreibe und eingrenze, geht es auch um Besitz und Nichts-mehr-Haben. In verschiedenen Gleichnissen Jesu wird mit der Inhaltslosigkeit der Zahlen in diesem Sinne gespielt, am Ende "haben" oder "erhalten" alle einen Denar, egal wie lange sie dafür gearbeitet haben, andere scheinen mehr als andere erhalten zu haben, können es aber wachsen lassen, so dass am Ende auch nicht mehr feststeht, wer in Zukunft was hat und ob das von Relevanz ist, wenn es nur darum geht, etwas zur Frucht zu bringen und nicht zum "Wieviel". Aus 5 Broten macht Jesus so viel, dass es reichtfür Tausende und noch viel übrigbleibt ...

Die Zahl kommt natürlich wie alles in der Schöpfung von Gott. Aber sie scheint mehr zu sein als nur ein Operator, um die Werke Gottes abzumessen oder deren Struktur zu beschreiben. Wir spüren mit Novalis, dass es nicht eine mathematische Struktur ist, die der Welt zugrunde liegt.

Und mit "Schwarz-weiß" meinte ich die digitale Struktur, die mithilfe von 0 und 1 verschlüsselt.

Kurativ

11. Dezember 2021 12:23

Die Werkzeuge des alltäglichen Lebens haben den Menschen schon immer beeinflusst. Und wenn es etwas Neues gab, dann waren die Jungen eifrig dabei und die Älteren sträubten sich. Das große Neue im Fokus unserer Tage ist vielleicht gar nicht mal die diskontinuierliche (digitale) Verarbeitung oder das Virtuelle, sondern das Netz. Früher war die Rückkoppelung intimer. Jetzt ist jeder Computer durch des Internet international verbunden. Die Daten, welche dabei entstehen, werden von international agierenden und von nationalen Interessen gesteuerten Unternehmen gesammelt, ausgewertet und zu neuen Aktionsweisen auf die Geräte der Endbenutzer gesendet. Die Rückkopplung ist weiträumiger und von anderen Menschen anderer Nationen mit ihren Interessen, ihre kulturellen Vorstellungen und unbewussten Zielen beeinflusst.

Gracchus

11. Dezember 2021 12:28

@Hellsehen

G. G. hat insoweit Recht, als Hellsehen nicht Thema ist. Nur soviel: Man kann Analogien zwischen digitaler Kommunikation und z. B. Telepathie ziehen. Es werden weite Entfernungen zwischen Personen überbrückt. Mit Google Earth kann man sich auch in weit entfernte Gegenden zoomen.

@Ausguck

Da haben Sie mich daran erinnert, dass ich immer mal Sheldrake lesen wollte; aber auch ohne ein ganzes Buch gelesen zu haben, allein anhand von Interview-Aussagen stimme ich überein. Der cartesianische Dualismus hat mir noch nie eingeleuchtet. 

@Gustav

Da sprechen Sie etwas an, was auch ich vermute. Es geht um einen Kampf um Ressourcen, von denen - entgegen anderslautenden politischen Behauptungen - immer mehr Menschen ausgeschlossen werden sollen. Es werden daher immer mehr Ausschlusskriterien definiert, wie jetzt ungeimpft.

Carsten Lucke

11. Dezember 2021 12:31

Zu dieser Diskussion mein Lieblingszitat :

"Die moderne Welt wird nicht bestraft werden. Sie ist die Strafe."

Nicolas Gomez Davila

HWalter

11. Dezember 2021 12:32

Interessanter Artikel, nur weiß ich nicht so genau, inwieweit Sie die Wörter analog und digital gleichnishaft oder wörtlich benutzen.

Bsp.: Wenn ein Politiker von Digitalisierung redet, meint er damit nicht die Digitaltechnik (die dabei natürlich auch zum Einsatz kommt), sondern die Steigerung der Vernetzung, der Automatisierung und des Informationsflusses.

Welche Zahlenmenge (Rationale, Irrationale, Natürliche ...) oder welches Zahlsystem (Dezimal, Dual, Hexadezimal ...) bei der Technik zur Anwendung kommt, halte ich für irrelevant.

Soweit mir bekannt, können Nullen und Einsen von den Sendemasten zu den Handys (und umgekehrt) oder durch ein Kabel nicht einfach so verschickt werden. Es kommen dabei analoge Verfahren zur Anwendung. Daneben sind auch heute noch in jedem Apparat Bauteile vorhanden, die analog arbeiten.

Ich halte das Begriffspaar Analog-Digital für missverständlich, besser fände ich:

Virtuelle Welt - Reale Welt

RLU

11. Dezember 2021 14:46

Manch Hilfreiches hat das Digitale ja schon – Ihr Text hier, Herr Bosselmann, und die Antworten darauf – es geht eben schneller als per Brieftaube. Aber Sie haben natürlich recht – schon irre, die ganze Welt per Mausklick konsultieren und konsumieren zu können. Redundante Informationslawinen, verwirrend und trügerisch. Wohl dem, der sein Gespür behält für das, was wirklich ist. Wie viel gauklerisches Rüstzeug wie Fitnessarmbänder liegen wohl derzeit in den Nachttischen der Krankenhausbetten und warten darauf, dass sich ihr Besitzer von den Tücken seiner Zeit erholt, um weiter am Puls selbiger bleiben zu können? Es ist eben auch nicht einfach, den Möglichkeiten zu widerstehen – Social Media als Bühne des "kleinen Mannes" – ihm scheint es schwerzufallen, das Smartphone mit den verführerischen Gefällt-Mir-Buttons nicht als eigenständiges oder als Verlängerung eines Körperteils zu betrachten.

Zum Glück können wir unseren eigenen Kosmos ja immer noch ganz gut selbst analog gestalten. Das Knirschen des Schnees beim Winterspaziergang, der Geruch alter Zeiten in verlassenen Gebäuden, ein gutes Glas Wein am Abend – das lässt sich digital immer noch schwer erleben. Meinung und Deinung gehen auch hervorragend am Küchentisch. Dafür brauchts anstatt haufenweise gesichtsloser Avatare im virtuellen nur einen wertvollen (ansprechbaren) Ansprechpartner im analogen Raum. Denn auch die Welt im Kleinen bleibt große Arbeit genug. Aber immerhin eine lohnenswerte.

Imagine

11. Dezember 2021 15:05

1/4

Es gibt gute und schlechte Virtualisierung.

Gute Virtualisierung führt zu einem realistischen Denken, schlechte zur Realitätsflucht, zu magischem Denken und zu Geisteskrankheit.

Letztere, die schlechte Virtualisierung dominiert unsere Medien. So mit Werbeclips, Musikvideoshows, Fantasy-Scheiß wie Harry Potter, Love Stories, Traumschiff, Bergdoktor, In aller Freundschaft, realitätsferne Krimis etc.

Sie vermitteln eine Pseudo-Realität, die es nicht gibt.

Kein Arzt schaut sich so einen Scheiß wie „Bergdoktor“ etc. an, weil er weiß, dass dies nur Vorgaukelei ist und die Realität eine ganz andere ist.

Aber Kinder können dies nicht unterscheiden.

Deshalb ist es so, dass die Kinder zu einer guten Hirnentwicklung, sinnlich-praktische Erfahrungen mit der wirklichen Realität machen.
 

Dass sie den Unterschied zwischen Märchen (Phantasien, Narrativen) und Wirklichkeit lernen.

Dass sie lernen, kreativ zu werden. Etwas entdecken, etwas basteln, ein Instrument spielen lernen usw.

Die meisten Menschen sind heute landwirtschaftliche und handwerkliche Nullen, genauso die Frauen, die als Mütter nicht wissen, wie man Kinder pflegt und erzieht. Wie man diesen Sprache und Denken vermittelt. Etc.

Imagine

11. Dezember 2021 15:07

2/4

Leute wie @AmazonBesteller (10.12.21 - 19:17) sind nicht intelligent genug, um den Unterschied zwischen automatisierbaren und roboterisierbaren Tätigkeiten und den anderen zu erkennen.

Geistlose repetitive Teilarbeiten in Landwirtschaft und Industrie können roboterisiert werden, das sind Tätigkeiten, deren Wegfall eine Befreiung bedeutet.

Aber es gibt keinen Roboter, der eine gute Mutter, einen Arzt, eine Lehrerin, einen Erfinder, eine Künstlerin etc. ersetzen könnte. Also Tätigkeiten, die kritische Denkprozesse, Empathie, Kreativität usw. erfordern.

Kein Mensch, der in der Realität interessante und befriedigende Herausforderungen vorfindet, wird computerspielsüchtig, eben weil die Wirklichkeit viel spannender und befriedigender ist.

Spielsucht wie auch andere Süchte sind Realitätsflucht. Sie sind Symptome einer kranken Gesellschaft.

Wenn @ Ordo (11.12.21 - 10:25) schreibt:

„Die digitale Technik ist das Problem, nicht die Lösung, auch wenn sie sich gerne als solche präsentiert. Auf jeden Fall wird die Digitalisierung und Arbeitsreduktion für viele Menschen nochmal einen gewaltigen Schub an allgemeiner Langeweile bringen. Das Vakuum füllt dann wiederum die digitale Technik mit ihren Angeboten.“

dann ist das eine subjektive Erfahrung aus dem falschen und kranken Leben im Kapitalismus.

Imagine

11. Dezember 2021 15:08

3/4

In einer gesunden Gesellschaft bringt das Leben ständige interessante Herausforderungen an die menschliche Tätigkeit, angefangen von der Kindeserziehung bis hin zu Wissenschaft, Technik und Kunst.

Für einen praktisch tätigen Arzt zum Beispiel ist jeder Tag eine große Herausforderung. Jeden Tag wird ihm die Grenze seines Wissens und Könnens deutlich. Jeden Tag wird sein Denkvermögen bei der Differentialdiagnostik unspezifischer Symptome aufs höchste gefordert.

Wer sieht, wie glücklich Mütter mit ihren Kindern sind, wenn sie diesen das Laufen, die Sprache etc. beibringen, der erkennt, was man den Müttern an Glück nimmt, wenn man diese zu profitabel verwertbaren Arbeitskräften macht.

Der Spätkapitalismus bringt unzählige Bullshit-Jobs hervor , die es in einer rational konzipierten und gemeinwohlorientierten Ökonomie nicht gäbe.

Imagine

11. Dezember 2021 15:10

4/4

Um den Gegensatz zwischen der wirklichen Realität der Ökonomie im Stadium der Überflussgesellschaft und deren virtuellen Darstellung in den kapitalistischen Massenmedien zu verdeutlichen, möchte ich den Wirtschaftsprofessor Heinz-Josef Bontrup zitieren:

„Der herausragende deutsche Ökonom Oswald von Nell Breuning forderte schon in den 1960er Jahren die 10-Stunden-Woche als er schrieb: „Auch die heutigen Schritte sind nicht kampflos vor sich gegangen. Aber ich denke nicht an die 35-Stunden-Woche, auch nicht an die 24-Stunden-Woche. Ich denke an eine viel weiter gehende Arbeitszeitverkürzung. Ich stelle mir vor, daß wir dahin kommen werden, daß zur Deckung des gesamten Bedarfs an produzierten Konsumgütern ein Tag in der Woche mehr als ausreicht."

Gute Mutter zu sein zu können und viel Zeit für die Kinder haben, bedeutet nicht, nur aufs Mutter-Sein beschränkt sein zu müssen und von interessanten Tätigkeiten im gesellschaftlichen Arbeitsprozess ausgeschlossen zu sein.

Erst in einem anderen ökonomischen System ist wirkliche Frauenemanzipation möglich.

Dass in der DDR Lohnarbeit der Mütter normal war, zeigt nur, dass dieses System keinen Fortschritt zum entwickelten Kapitalismus darstellte, sondern eine pseudo-sozialistische Funktionärsdiktatur war, die mit kapitalistischen Methoden arbeitete.

Robert Kurz bezeichnete dies als nachholende Modernisierungsdiktatur.

Laurenz

11. Dezember 2021 15:34

@Zeitschnur (1)

"Digitales"

Sie könnten schon mal die Kirche im Dorf lassen. Wenn Sie Sich genötigt sehen würden, musikalische Aufnahmen zu machen, benutzen Sie auch keine 16- oder 24-Spur-Bandmaschine mehr. Es ist schlicht für Musiker eine Kostenfrage. In 2012/13 als ich Komparse bei den letzten 3 Folgen für 1 Fall für 2 machte, wurde, wegen der hohen Einschaltquoten tatsächlich noch eine analoge Film-Kamera benutzt, auch damals schon unüblich. Da heute Musik-Produktionen, bis auf Schlager, kein Geld mehr abwerfen, bauen viele Musiker ihr eigenes Studio auf. Analoge Mischpulte, Kompressoren, Hall- & Echoeffekte sind nachwievor heiß begehrt & sauteuer, weil sie einfach besser sind, als digitale "Tools" oder Effekte. Man schleift also analoge Effekte in den digitalen Aufnahme-Prozeß ein. Natürlich klingen auch analoge Tonträger, wie Schallplatten wärmer, die Musik ist eben nicht durch Sekanten abgebildet. Die noch verbliebenen 4 deutsche Preßwerke haben volle Auftragsbücher.

Laurenz

11. Dezember 2021 15:41

@Zeitschnur (2)

"Digitale Kirche im analogen Dorf lassen"

Karajan-Konzerte aus den 70ern hören sich analog aufgenommen & analog abgespielt natürlich ganz anders an als heute, wo jedes Instrument einzeln abgenommen wird. Aber das zu werten, bleibt etwas müßig.

Die Berufs-Photographen würden natürlich gerne den Nutzern wieder alle Mobiltelefone abnehmen, da die digitalen Kameras die Einnahmen der Photographen haben um 2/3 einbrechen lassen. Wer bestellt denn heute noch einen Photographen zur Hochzeit?

Und wenn Sie, Zeitschnur, Sich per Videobotschaft Ihrer kleinen Erlöser-Gemeinde präsentieren, nehmen auch Sie keine analoge Kamera. Ja, warum denn nicht?

Die Frage im digitalen Zeitalter stellt sich eher anders herum. Was macht denn der Staat mit jenen, die kein mobiles Telefon besitzen?

herbstlicht

11. Dezember 2021 15:52

HWalter, 11. Dezember 2021 12:32

»halte das Begriffspaar Analog-Digital für missverständlich«

Richtig; zur ursprünglichen Bedeutung siehe etwa Analogrechner.   Die Leute versthen hier halt nicht recht, worüber sie eigentlich reden.  Schon die Phrase "duale Mathematik" im ersten Satz des Artikels schmerzt dem mathematisch Gebildeten.  

Das Dualsystem wird zur Darstellung der Werte verwendet, weil man mit den technischen Elementen am einfachsten nur 2 Zustände darstellt: Spannung/keine Spannung etc.; was praktische durch Vergleich mit einer Schwelle entschieden wird. 

Monika

11. Dezember 2021 16:16

@ Zeitschnur „Wir spüren mit Novalis, dass es nicht eine mathematische Struktur ist, die der Welt zugrunde liegt.“ Ich weiß nicht, was Friedrich Freiherr von Hardenberg ( 1772-1801) gespürt hat. Fakt ist, dass er sich auch mit Bergwerkskunde, Mathematik und Geologie beschäftigt hat. Zumindest die Kristalle und Gesteinsschichten deuten schon rein äußerlich  auf mathematische Strukturen hin. Googeln Sie mal „Mathematische Überraschungen in der Natur“. Etwa Phi als Zahl des Goldenen Schnitts, Phi als Zahl des Fünfecks, die Goldene Spirale, die Fibonacci-Zahlen. Die Mathematik der Schöpfung ist beeindruckend. Warum sollte sie nicht der Welt zugrunde liegen ? Schönheit und Harmonie sind  durchaus mathematisch zu begreifen. 

AlexSedlmayr

11. Dezember 2021 17:33

Klug angefangen, dann jedoch im zweiten Teil hilflos in konservativen Kulturpessismismus des frühen Jahrtausends zurückgefallen. Die Verwechslung von Digitalwelt und Realwelt ist ein so häufiger Tropos in konservativen Kreisen, dass er kaum mehr witzig ist, er ist einfach nur noch oll.

"Um ein Klischee zu bedienen: Sie mögen zunehmend blaß, adipös und verrenkt vor ihren Screens hocken, ganz so wie Platons fixiertes Publikum in der Höhle, und sie dürfen sich doch als fitte Helden in ihrer Welt erleben, wenn sie über einen der starken Game-Commander verfügen, mit dem sie aus ihrem Game-Stuhl heraus den Gaming-Kosmos regieren und ihren Score ins Astronomische steigern."

Dieser Abschnitt hingegen mixt die paar Bruchstücke eines Vorwissens über das Medium "Videospiel" wild ineinander und legt Zeugnis nur von einem ab, nämlich der Unkenntnis des Autors bezüglich des Gegenstandes. Scores gehören als Relikte in die Zeit in der man noch in Spielhallen Münzen in die Geräte einwarf, was ist ein 'Game-Commander' und wie würden sie den blaßen, adipösen Jungen beschreiben der Ritterromane liest und sich dort als Siegfried der Drachentöter hinein imaginiert?

Das geht besser.

Hartwig aus LG8

11. Dezember 2021 17:59

@Franz Bettinger

""Off topic: Überraschung: ... ""

 

Bingo. Meine Rede seit langem. Wenn jemand den Deutschen die Kernkraft verkaufen kann, dann Habeck. Oder mit anderen Worten: Wenn den Deutschen die Kernkraft verkauft werden soll, dann dürfen die Grünen nicht in der Opposition sein.

Imagine

11. Dezember 2021 19:27

1/2

Viele Ossis haben sich gewünscht, das bei der Wiedervereinigung das Gute aus beiden Systemen zusammenkommt.

Ein Ossi stellte sich im TV-Interview sich vereinte Deutschland so vor:
Marktwirtschaft West und Sozialstaat Ost.

Tatsächlich gab es in der BRD die imaginierte soziale Marktwirtschaft immer nur virtuell, in der Realität existierte diese nie so. Das Gleiche betraf die Demokratie.

Eine derartige Realitätsillusion hatte meine Generation nicht. Wir unterschieden schon in der Schule zwischen Verfassungsschein und Verfassungswirklichkeit. Unsere Demokratie bezeichneten wir als „Demokratur“.

Willy Brandt versprach 1969 als neuer Kanzler: „Mehr Demokratie wagen!“ (https://tinyurl.com/59f359f6).

Diese Aussage impliziert logischerweise, dass der Status quo weniger Demokratie aufweist Und sie wurde 1972 mit dem Radikalenerlass noch weniger.

Zur Zeit der Wiedervereinigung war die BRD-Demokratie nur noch eine Fassade.

Aber dies nahmen die meisten Ossis – im Gegensatz zu Politikern wie Merkel – nicht wahr.

Merkel begriff dies, weil sie wusste, dass es in der DDR nur einen Fassaden-Sozialismus gegeben hatte und die SED-Führung sich ihre Direktiven aus Moskau geholt hatte.

Auf dieser Erfahrungsbasis baute sie ihre Karriere und ihr „System-Merkel“ auf.

Der Soziologe Wolfgang Streeck bezeichnet Merkel in einem FAZ-Artikel als „Monarchin“. Vgl. dazu Lafontaine (https://tinyurl.com/ycxyyrs4).

Imagine

11. Dezember 2021 19:28

2/2

So ist es nicht verwunderlich, dass Herr Bosselmann den verlorenen guten Seiten der DDR nachweint. Das ist bei ihm ein ständiges Thema.

Nur ist das, was B. seit der Wiedervereinigung erlebt, der normale Kapitalismus, der nur solange, wie es die Konkurrenz durch den Sowjetkommunismus gab, sich als „sozialer Kapitalismus“ zeigte.

Die Entwicklung ist in diesem Artikel von Ullrich Mies  klar dargestellt. (https://tinyurl.com/bddsa3ya)

Allerdings ist es schwer, sich von Zukunftsillusionen zu befreien. Denn die Hoffnung stirbt bekanntlich zuletzt.

zeitschnur

11. Dezember 2021 20:34

@ Monika

Sie haben mich missverstanden. Ich sagte nicht, dass es keine harmonischen Relationen in der Natur gibt, sondern dass ihnen nicht die Mathematik/in Ihren Beispielen Geometrie oder irgendwelche Differentialfunktionen zugrunde liegen. Das heißt wiederum nicht, dass es nicht so etwas gibt wie mathematisch beschreibbare Relation in den Phänomenen unserer Wahrnehmung.

Wie @ Laurenz oben sagte, ist in der Natur trotz allem nirgends die perfekte mathematische Relation zu finden, es sind Annäherungen, in die wir diese formelle Relation hineinprojizieren. Objektiv sind sie aber nicht da. Kein Baum steht senkrecht auf der Erde, Ihre linke Gesichtshälfte ist eben keine achsensymmetrische Spiegelung der rechten, und die gute Schnecke zeigt uns eben keine Fibonacci-Kurve, sondern wir sind anhand der Erscheinung erinnert an solche Relationen. Am ehesten sollten sie vielleicht zutreffen, wenn sich eine Bergkette und Wolken in einer Seeoberfläche spiegeln: Das scheint an der Uferlinien gemessen eine echte Achsenspiegelung, aber vorsicht, da springen Ihnen die Kugelerdler mit dem nackten A.. ins Gesicht ...

 

zeitschnur

11. Dezember 2021 20:42

@ Monika II

Kein Vogelnest weist die geometrische Statik eines Funkturms auf. Und selbst die Homöostase der Organismen, wenn wir sie denn formell beschreiben wollen, beruht darauf stabil, dass die Relationen möglichst mathematisch exakt sind. In dem Moment, in dem sie das tun, bricht ein solcher Organismus in sich zusammen. Kein Berg ist ein echte Pyramide und kein Kiesel ist wirklich kugelrund ... nur weil es Muster und Formen zu geben scheint, müssen sie nicht den Dingen zugrundeliegen.

Merken Sie was?

Wir sehen Geometrie und Analysis in die Welt hinein, finden sie aber dort nicht. Wir haben geometrische Ideale eben nicht aus der Natur abgeleitet, sondern aus reinen Denkoperationen und anschließend rückprojiziert.

Machen Sie sich vertraut mit dem Gedanken, dass das, was sie als mathematische Struktur fehldeuten, eventuell auf etwas beruht, das Sie nicht sehen können, weil es unsichtbar ist. Und das meinte Novalis mit dem einzigen Wort, das alles sofort zurechtrückt und ihm wieder Tiefe gibt und die flache relationale Verkehrtheit dorthin verweist wohin sie gehört: In die sterbende Welt. Aber was sag ich: Nicht mal das Sandkorn in der Wüste folgt mathematischen Idealen ...

zeitschnur

11. Dezember 2021 20:49

@ Laurenz

Kirche? Dorf?

Ich habe ja keinen Purismus gepredigt, sondern beschrieben, dass die Digitalisierung kaum abbildet, wie die Phänomene wirklich sind. Sie erschafft eine virtuelle Abbildung der Dinge, die zwar quantitativ gewaltig ist, qualitativ aber der bisher einsame Höhepunkt der Flachheit ist.

Daraus folgt nicht, das man das nicht nutzen darf. Das habe ich nirgends geschrieben. Wenn man das, was fehlt, geistig-seelisch substituiert, etwa wenn man eine Zoom-Konferenz hat, dann ist alles gut.

Genau das tun aber viele nicht mehr. Sie haben ein Lebensgefühl wie einer der meint, das bloße Ansehen laufender Menschen sei schon eigenes Laufen.

Digitale Aktion als eine eigenständige Form der Aktion - nicht als Simulacrum - ist dagegen etwas anderes. Nur ist genau dieser Punkt den meisten immer weniger bewusst, und ich denke, das benennt auch der Artikel oben.

Ja, der Bildschirm kann Ikone in die Welt sein. Ja: aber mehr nicht! Er ist nicht die Welt.

zeitschnur

11. Dezember 2021 21:42

 @ Laurenz & @ Imagine

Noch ein Nachtrag: Jedes Bild simuliert eine Weltabbildung. Man kann sogar in einem Imaginationsspiel irgendwelche Rollen spielen, es ist wirklich gleich auf dieser Ebene, ob man mit Zinnsoldaten Krieg spielt oder am Bildschirm.

Das ist aber nur eine Ebene ... Das Spiel mit den Zinnsoldaten lässt sehr viele Spielräume, das PC-Game nicht, letzteres ist ein Spiel mit der oder gegen die Maschine, ersteres nutzt Figuren, um etwas zu spielen, das man in dem Moment selbst ersinnt und frei steuert.

Wenn man mit lebendigen Schnecken spielt, ist alles da: der schleimige Leib und das Haus, es ist gegeben, man nimmt das Tier nicht als Fibonacci-Kurve mit Fleisch wahr. Am Bildschirm aber ist diese Schnecke eine geometrische Anlage mit einer Verzierung. Man spielt nicht mit einer Schnecke, sondern mit einem Bild einer Schnecke, in dem alles maschinell festgelegt ist, auch die scheinbaren Freiheitsgrade. Fahre ich dagegen eine Zinnschnecke auf, ist gar nichts festgelegt außer der Figur selbst, der Rest liegt bei mir und meinem Willen.

Imagine

11. Dezember 2021 22:52

1/2

@zeitschnur  11. Dezember 2021 21:42
Noch ein Nachtrag: Jedes Bild simuliert eine Weltabbildung. Man kann sogar in einem Imaginationsspiel irgendwelche Rollen spielen, es ist wirklich gleich auf dieser Ebene, ob man mit Zinnsoldaten Krieg spielt oder am Bildschirm.“

Bilder können eine Abbildung sinnlich wahrgenommener Realität sein, aber sie können auch Illustrationen von Vorstellungen sein, mit denen versucht wird, Nicht-Beobachtbares zu versinnbildlichen. Dann spricht man von Modellen. Man findet diese z.B. in der Psychologie, in der Soziologie, in der Atomphysik etc.

Bekannt ist Freuds Instanzenmodell (https://tinyurl.com/ycktmzpv).

Aber „Es“, „Ich“ und „Über-Ich“ gibt es nicht. Freud hat selbst darauf hingewiesen. Niemand weiß genau, was eigentlich die Psyche ist und schon gar nicht, wie sie strukturiert ist.

Das gleiche gilt für die Atom-Modelle. Atome sind nicht beobachtbar.

Oder für den soziologischen Klassenbegriff.

Imagine

11. Dezember 2021 22:54

2/2

Aber wir benötigen diese Modelle, um Zusammenhänge und Prozesse zu verstehen.

Etwas völlig anderes ist eine Explosionszeichnung von einem Motor.

Wir sehen gerade, wie versucht wird mit Bildern, Schaubildern, Statistiken etc. eine Corona-Pandemie mit Visualisierung zu konstruieren, die es in Wirklichkeit so, wie diese in den Massenmedien dargestellt wird, gar nicht existiert.

Die Modelle und Statistiken von Epidemiologen suggerieren eine Richtigkeit und Exaktheit, die es in Wirklichkeit gar nicht gibt. Sondern uns wird ein falsches Bild von Wirklichkeit suggeriert.

Gezählte Inzidenzen sind gar keine Krankheitsinzidenzen, Intensivbettenzahlen sind falsch, unbrauchbar sind die Angaben über eine angebliche Infektionsletalität.

Von hochkarätigen Wissenschaftlern und Professoren wird ein Schrott produziert, mit dem man jeden Studenten durch die Prüfung hätte fallen lassen.

Laurenz

12. Dezember 2021 00:04

@Zeitschnur

Imagine & AlexSedlmayr haben schon Recht mit ihren "digitalen" Analysen. Wenn Sie die virtuelle Welt kritisieren, die nicht immer, aber manchmal "Kunst" darstellt, können Sie auch Dürer - oder Migelangelo - Werke verbrennen. Sollte doch, wenn, nur jeder selbst malen und die Ergebnisse als Toilettenpapier nutzen. Bisher lief mir nur eine positive Pro-Gamer-Studie über den Weg, welche die Geschwindigkeit von Berufsgruppen bei Entscheidungsfindungen maß. Nur die Physiker waren in der Lage, genauso schnell, wie Gamer, am schnellsten die richtigen Entscheidungen zu fällen. 

Laurenz

12. Dezember 2021 00:24

@Imagine (1)

"Willy, DDR & das Klima"

Zwar wurden Sozialversicherte auch schon vor Willy Brandt ihrer Beiträge beraubt, aber im großen Maßstab führte diese kriminelle Unsitte Willy Brandt ein. Willy verriet, historisch ganz typisch & kennzeichnend für Sozialdemokraten, seine Wählerschaft.

Linksliberale & Grüne sind mit ihrem globalen Sendungsbewußtsein aktuell deutscher als wir Rechten, auch wenn diese Holzköpfe diesen Sachverhalt nicht bemerken. Natürlich haben Deutsche in der Vergangenheit die Welt oft beglückt.

Umgekehrt geht das aber genauso.

Als die DDR 1989 starb, ging auch der Marxismus/real existierende existierende Sozialismus global den Bach runter. Denn, wenn es selbst die Deutschen nicht schaffen, dem Sozialismus Leben einzuhauchen, dann schafft es niemand. Das sollten auch Sie, Imagine, respektieren.

Laurenz

12. Dezember 2021 00:25

@Imagine (2)

Genauso ist es mit dem Klima & der Energiewende. Wie Bärbock sagt, Deutschland muß in der Energiepolitik als gutes Beispiel vorangehen. Alle anderen werden auf uns schauen. Letzteres stimmt tatsächlich. Wenn Deutschland die Energiewende nicht funktionstüchtig schafft, sind alle grünen Träume für immer & global gestorben. 

Denn zB 2/3 der Thais besitzen weder Auto noch Klimaanlage, hätten aber beides gerne.

Auch für die meisten deutschen Wähler kommt der Strom eben aus der Steckdose. Erst dann, wenn Frankreich, die Tschechei & Polen keinen dreckigen Strom mehr in den vielen Engpaß-Situationen liefern, wird der deutsche Wähler in Dunkelheit & Kälte aufwachen.

Cugel

12. Dezember 2021 00:25

@zeitschnur, Monika
"Machen Sie sich vertraut mit dem Gedanken, dass das, was sie als mathematische Struktur fehldeuten, eventuell auf etwas beruht, das Sie nicht sehen können, weil es unsichtbar ist."
Daß die Natur vollständig nicht kartesisch beschreibbar ist, ist trivial wie die Tatsache, daß Mathematik als (wirkmächtiges) Werkzeug zum Verständnis der Natur dient, jedoch wohl nicht ihr Existenzgrund ist. Wer in der Form des Schneckengehäuses oder bei Betrachtung der Kristalle Gottes Handschrift erkennen will, soll das tun.

"Wir sehen Geometrie und Analysis in die Welt hinein, finden sie aber dort nicht."
Gerade die Kristallisation verläuft nun aber nach Gesetzen, die mathematisch außerordentlich gut beschreibbar sind, Fehlordnungen eingeschlossen, und sie wird von Kräften bestimmt, die wir tatsächlich nicht sehen, aber messen können. Ob diese wiederum von Gott geschaffen wurden oder nicht, ist eine Frage, die jeder für sich beantworten soll. Er möge dabei Abstand nehmen von absolutem Wahrheitsanspruch und jeglicher Schulmeistermanier.

Cugel

12. Dezember 2021 00:26

@zeitschnur, Monika
"Wir haben geometrische Ideale eben nicht aus der Natur abgeleitet, sondern aus reinen Denkoperationen und anschließend rückprojiziert."

Das mag für die Philosophie der alten Griechen gegolten haben und für die frühaufklärerischen Kartesianer und ihre unseligen Nachfolger und WIedergänger. Echte Forscher haben sich dagegen zu allen Zeiten der Naturbeobachtung und des Experiments bedient. In unserer Zeit ist die Verachtung des Experiments auch in der Wissenschaft mit fatalen Folgen für uns alle wiedererstanden, man denke an die pseudoexperimentelle Methode der Klimamodelle. Hier schließt sich der Kreis zu Spinoza, der für seine reduktionistische Vermessenheit einen hohen Preis gezahlt hat und dessen Denken auf Kausalstrukturen beruht, deren Diskussion die Orthodoxie aus gutem Grund scheut wie der Teufel das Weihwasser.

Ordo

12. Dezember 2021 07:31

@Imagine

Sie arbeiten halt immer noch mit dem Begriffsbesteck aus dem 20. Jahrhundert. Eine ehrliche Kritik dieser Phänomene müsste schon bei der Moderne an sich ansetzen und nicht erst beim Kapitalismus. Der Kapitalismus hat sich nur als die effizienteste Methode herausgestellt, die Moderne ökonomisch zu organisieren.

Schauen Sie mal nach China. Das machen Sie doch so gern. Online-Spielesucht ist dort ein pandemisches Problem. Es ist jetzt schon derart schlimm dort, dass der Staat Internetanschlüsse kappt und Razzien in Internetcafes durchführt. Auch die chinesische Jugend muss sich schrecklich langweilen, wenn sie ebenfalls die Flucht in die virtuellen Räume antritt. Oder diese virtuellen Räume sind sehr viel interessanter, als alles, was die moderne Realität heute noch zu bieten hat.

Glauben Sie mir, der virtuelle Sex der Zukunft wird vermutlich besser als alles, was Ihnen eine echte Frau bieten könnte. Bloß ist er eben komplett unfruchtbar, aber das ist auch gewollt. Damit löst man auch gleich noch das Problem der Dynamiken des modernen Dating- und Beziehungsmarktes, der viele Männer als "Loser" unbegattet zurück lässt. Es wird wunderbar und grauenhaft zugleich. 

Maiordomus

12. Dezember 2021 08:10

@Das Spiel mit den Zinnsoldaten...  @Zeirschnur, Zinnsoldaten, Imagine, Bosselmann. Karl Philipp Moritz, Zeitgenosse Mozarts, und ungefähr gleich jing wie das Musikgenie verstorben, verfasste den bedeutendsten autobiographischen Roman der deutschen Literatur, Anton Reiser (1785). Die Geschichte einer Jugend ohne die geringste Geborgenheit weder zu Hause noch in der Schule als gedemütiger "Herumesser" bei karitativ gesinnten Familien. Er war auch zu arm für Zinnsoldaten, weswegen er auf der Wiese die Veilchen und den Löwenzahn zu solchen designierte, einen Stock nahm, die Augen schloss, und mit diesem Stock eine Schlacht veranstaltet. Bei den gefällten Blumen zählte und betrauerte er die Toten. Später schrieb er: "Wer Wuz geschrieben hat, ist unsterblich". Über Jean Paul. Auch Wuz: Die Grundkonstitution eines Genies aus der Grunderfahrung des Mangels. Der Roman wie auch "Wuz" ist von der Gesamtzahl der deutschen Romane seit 2000, soweit ich es überblicke, an Gewicht wohl noch nicht erreicht worden. 

Maiordomus

12. Dezember 2021 08:51

@Monika. Die heilige Mathematik und insbesondere Geometrie, begründet von Pythagoras, aber wohl auf altbabylonischer und also orientalischer Grundlage, siehe später den arabischen Namen "Algebra", eignet sich wohl kaum zur Debatte auf einem Blog. Siehe die Grundlagenwerke eines Nikolaus von Cues, die Meditationen eines Nikolaus von Flüe, sonst Analphabet, über Punkt und Kreis, die ihm wohl ein Lehrer aus dem Allgäu beibrachte, die Weltharmonik von Kepler, von mir leider zum eigenenb Schaden erst nach 70 zur Kenntnis genommen, besser spät als nie, oder die mathematische Mystik eines Blaise Pascal sind, wie das Denken des letzten Grundes bei Leibniz und Newton, religiöse Meditationen auf der Basis des von Paracelsus zitierten Wortes aus Weiheit 11,20, dass die Ginge im Mass und in der Zahl seien. Ist auch das Wunderbare nach dem Buch Hiob "ohne Zahl", stehen die erkennbaren Dinge nach dem Buch der Weisheit nun mal im berechenbaren "Masse, der Zahl und in dem Gewicht"; sogar die Sterne sind nach Psalm 147 "in  ihrer Zahl bestimmt". So orientierten sich die christlichen, jüdischen und islamischen Denker. Dass sie alles andere als dumm waren, beweist indes noch nichts. 

Imagine

12. Dezember 2021 10:06

1/2

@Ordo  12. Dezember 2021 07:31
„Der Kapitalismus hat sich nur als die effizienteste Methode herausgestellt, die Moderne ökonomisch zu organisieren.“

Nur für die herrschende Klasse. Er vermehrt das Vermögen der Vermögenden.

Für die Arbeits- und Nutzmenschen hingegen wird es immer schlechter. Die müssen mehr arbeiten bei sinkendem Wohlstand und zunehmenden Verlust sozialer Sicherheit. Der Anteil der Menschen, die in prekären Verhältnissen leben wird immer größer. Die Mitte schrumpft.

Zudem die Zerstörung der Umwelt durch den Kapitalismus.

„Schauen Sie mal nach China. Das machen Sie doch so gern. Online-Spielesucht ist dort ein pandemisches Problem. Es ist jetzt schon derart schlimm dort, dass der Staat Internetanschlüsse kappt und Razzien in Internetcafes durchführt. Auch die chinesische Jugend muss sich schrecklich langweilen, wenn sie ebenfalls die Flucht in die virtuellen Räume antritt. Oder diese virtuellen Räume sind sehr viel interessanter, als alles, was die moderne Realität heute noch zu bieten hat.“

Das ist alles zutreffend. Aber der Staat steuert dagegen an. Er hat klare Zukunftsziele für eine neue Gesellschaft, d.h. zur Überwindung der industriellen Massengesellschaft, wie sie jetzt existiert.

Imagine

12. Dezember 2021 10:14

2/2

„Glauben Sie mir, der virtuelle Sex der Zukunft wird vermutlich besser als alles, was Ihnen eine echte Frau bieten könnte.“

Für den Sex der Massen trifft das zu. Aber eben nicht generell. Es gibt nach wie vor wunderbare Frauen, nur eben ganz wenige.

Der kapitalistische Alltag ist für die Masse der Arbeits- und Nutzmenschen langweilig und durch Immergleichheit gekennzeichnet. Der Alltag ist eine Hamsterradstruktur.

Die Menschen werden immer mehr zu „Plastic People“.

Ulrike

12. Dezember 2021 10:16

"Digitalisierung" im politischen, nicht technischen, Zusammenhang ist für mich ein beschönigender Begriff für eine angestrebte Totalüberwachung und Deutungshoheit von Rechen-Algorithmen über die reale Welt. So wie in der Corona-Diskussion die Realität durch ungeeignete Tests und verlogene Zahlenspielereien verzerrt nachgebildet wird, so muß die reale Welt zukünftig auch in anderen Bereichen beweisen, daß sie gegenüber der nachgebildeten Welt recht hat.

 

Wie im Landwirtschaftsbeispiel, 10.12.; 20:42, angedeutet:

Was "Weizen" ist, das bestimmt zukünftig der Spektralsensor eines Wächter-Satelliten zusammen mit einem beliebig manipulierbaren Auswertungs-Algorithmus. Der Landwirt mußte 2021 der Kontrollbehörde anhand von z. B. Saatgutbelegen nachweisen, daß er richtig lag. Ab 2022 soll er dann georeferenzierte Fotos versenden. So wird der Auswertungs-Algorithmus erst einmal geschult. Später wird der Landwirt keine Chance mehr haben. Und wie bei Orwells vier statt fünf Fingern, so soll er im schlimmsten Fall dem Rechen-Algorithmus glauben. Das zu verhindern und auch in Zukunft einen klaren Kopf zu behalten ist wichtig.

Monika

12. Dezember 2021 10:19

Die Diskussion schweift etwas ab. Die Digitalisierung ändert grundlegend die Sicht auf die Welt. Konnte man bis dahin Natureignisse immerhin noch als Verweise auf das Göttliche, das Metaphysische beschreiben ( z.B. Den Regenbogen), verweist die digitalisierte Welt nicht mehr über sich hinaus. Das Metaversum löst die Metaphysik ab. Virtuelle Welten werden simuliert und zwar so perfekt, das man sich in keine höhere, bessere Welt mehr träumen muss, was noch Phantasie voraussetzte. Mit sog. Non-Fungible Tokens ( NFTs) , d.s. Computerdateien, deren Echtheit über eine blockchain verifiziert wird, kann man sich virtuelle Welten simulieren lassen. Wahrscheinlich wird das in einigen Jahren auch zugänglich für die Massen. Man selbst braucht sich gar nicht mehr fortbewegen, sondern gestaltet sein „aufregendes Leben“ in einer Zelle am Computer. Seine Reisen, sein Aussehen, seine Liebe usw. Man führt ein paralleles Leben zu seinem eher öden Dasein. Wie es @ Ordo schon sagte. Der virtuelle Sex kann besser sein als der echte. Die Frage ist: Gibt es eine Ausflucht aus dieser Welt oder gar kein Bedürfnis mehr nach einer Ausflucht ?  Und können sich nur noch die ganz Reichen eine reale Welt leisten? Vielleicht wird dann ja  die reale Welt zum Paradies...🤔

wbs47

12. Dezember 2021 10:25

@ HWalter

Guter Verweis, das mit der analogen Übertragungsgrundlage der digitalen Signale. Ich habe beruflich die "Erschaffung" des Berufsbildes Mechatroniker erlebt. Komme selbst aus der klassischen Feinmechanik. Dazu folgendes Schlüsselerlebnis: 

An einer computergesteuerte Fertigungsstraße wird von eine Gruppe Mechatronikern fieberhaft die Ursache einer Dysfunktion gesucht. Die Steuerprogramme werden vor- und zurück auf eine Fehlermöglichkeit gecheckt. Es werden schon Spezialisten beauftragt, das Programm einfach noch einmal neu zu schreiben. Da kommt ein Maschinenbediener - eigentlich nur ein Maschinen-Aufpasser und noch vielleicht Zu- und Abräumer - freudestrahlend mit der Lösung. An einer schwer einsehbaren verwinkelten Ecke der hallenfüllenden Anlage hatte ein verharzter Ölfilm eine Teil schwergängig werden lassen!!!

Laurenz

12. Dezember 2021 10:58

@Zeitschnur

Falls Sie die oben genannte, von mir verlinkte Dokumentation (ca. 1,5 Stunden) über die Cheops-Pyramide noch nicht kennen, kann ich die Ihnen & Allen Anderen hier nur wärmstens empfehlen. Die Doku verändert das Geschichtsbild grundlegend. Da diese Pyramide um die 4.600 Jahre alt ist, wird es dann auch für die Kreationisten ganz eng. Die Doku befaßt sich im mathematischen Sinne meist mit Geometrie & Ingenieurs-Wissenschaften. Und in Anbetracht der Kenntnisse, die diese Doku vermittelt, erscheint auch die digitale Revolution nicht mehr ganz so gewaltig.

Was die negativen Seiten der digitalen Neuzeit angeht, wie von @Imagine beschrieben, so ist diese noch nicht sehr alt. Geben Sie Alle der Menschheit doch mal 100 oder 200 Jahre, um das in den Griff zu kriegen. Über die Erfindung der Schrift & des Buchdrucks beschwert sich hier ja auch keiner, obwohl das mindestens genauso bahnbrechende Inventionen waren, wie die digitale Revolution. Siehe hier  https://youtu.be/7cj_bSkuKVA (00:01:55) 

Imagine

12. Dezember 2021 11:07

1/2

Man muss zwischen Digitalisierung und Virtualisierung des Lebens unterscheiden. Hier herrscht meist Begriffskonfusion.

Digitalisierung beinhaltet eine neue Qualität des Umgangs mit Menschen.

So die biometrische Erfassung der Daten und die Herausbildung einer digitalen Identität. Die Überwachung und Verhaltenssteuerung der Menschen. Gesichtserkennung, Sprachprofile, genetische Profile, Bewegungsprofile, soziale Profile, Kennzeichenerfassung etc.

Jetzt existiert als neue Praxis die Steuerung des Alltagslebens aller Bürger durch digitale Zertifikate.

Wer sich staatskonform verhält, bekommt ein „Freiheitszertifikat“. Er darf einkaufen gehen, Gaststätten und öffentliche Einrichtungen besuchen, Sport machen, reisen etc.

Wer sich nicht staatskonform verhält, der wird sozial exkludiert und seiner Freiheit beraubt.

Das staatskonforme Verhalten bezieht sich gegenwärtig nur auf die Akzeptanz von regelmäßigen Injektionen von genetischem Material in den eigenen Körper, kann aber auf alle Bereiche des Lebens ausgedehnt werden.

So auf die Art der Ernährung, auf Sexualverhalten, auf jede Art staatlich vorgegebenen Konformismus (political correctness).

Zur Digitalisierung gehört auch die Exklusion aus Kommunikationsprozessen. Wer sich nicht konform zu den Vorgaben der Konzerne verhält, wird bei Twitter, Facebook, YouTube etc. exkludiert. Einfach abgeschaltet.

Imagine

12. Dezember 2021 11:08

2/2

Das Gleiche gilt für Informationsmedien, wie z.B. KenFM. Nichtkonforme werden von den Konzernen abgeschaltet oder der Staat entzieht ihnen die Lizenz.

Verbot von Magazinen wie „Compact“ ist dann der nächste Schritt.

„Verfassungsfeinde“ und „Gefährder werden überwacht und können weggesperrt werden. Entsprechende Gefährder-Gesetze existieren schon längst.

Eine neue Qualität der Versklavung wird das allgemeine Digitalgeld mit sich bringen, die Abschaffung des Bargeldes. Dann existiert das eigene Vermögen nicht mehr als materiell verfügbares Bargeld, sondern nur noch als Bits and Bytes.

Jederzeit kann der Zugang zum eigenen Vermögen abgeschaltet werden, d.h. bei nicht-konformen Verhalten der Geldhahn zugedreht werden.

Digitalisierung und digitale Visualisierung sind eine Ent-Materialisierung und damit Ent-Wirklichung des Lebens.

Wir stehen unmittelbar von der Totalversklavung.

Die Menschen dürfen sich dann nur noch systemkonform verhalten, d.h. systemkonform arbeiten, konsumieren und kommunizieren.

Was systemkonform ist, bestimmt im Imperium der „Elitenfaschismus“ (Ullrich Mies), die organisierte verbrecherische Herrscherklasse.

Herold

12. Dezember 2021 11:24

Ordo:

Oder diese virtuellen Räume sind sehr viel interessanter, als alles, was die moderne Realität heute noch zu bieten hat.

Und genau so ist es. Die Alten hier faseln noch von Mandarinen und Nüssen zu Nikolaus, Motorrädern (der Boomer-Tropos schlechthin) und Verbandskästen, während die Jüngeren, die heute auch schon vierzig Jahre alt sind, die Augen verdrehen und Pferde zähmen, in Minecraft. Das ist ja eure Welt, die ihr so gebaut habt mit keinen Grenzerfahrungen und Strom aus der Steckdose, da braucht ihre euch auch nicht wundern, wenn man lieber Drohnenpilot trainiert als die Natur zu fühlen, in dem man auf ausgetreten Wegen durch selbige latscht, immer schön verfolgt von der Krampfader-Wolfskin-Fraktion, mit Regeln vom Wanderverein und nach Wegmarkierung.

Ansonsten, Bosselmann, lassen Sie doch mal jemanden über Ihre Artikel lesen, der jünger als 65 ist, dann würden Stilblüten wie "am Game-Commander" (Sie suchten vermutlich Controller, das sind diese Hardware-Dinger mit den Tasten drauf, aber die benutzen quasi auch nur Konsolenspieler) gar nicht erst veröffentlicht.

Oder kurz: Ok, Boomer.

Maiordomus

12. Dezember 2021 11:39

Zu oben: Karl Philipp Moritz (1756 - 1793), ungefähr gleich j u n g  wie Mozart verstorben, verfasste mit "Anton Reiser" einen pädagogischen Roman, der wie "Schulmeisterlein Wutz" von Jean Paul eine Apotheose der grenzenlos erfindungsreichen Phantasie in Verhältnissen des Mangels und der Armut ist, weswegen der Romanheld mangels Zinnsoldaten mit Blumen auf der Wiese die damaligen Spielschlachten veranstaltete. Nicht mit militaristischer Einstellung, sondern in tiefer Trauer über die Opfer der Schlacht, die er, mit geschlossenen Augen und einem Stock in der Hand, spielerisch, wie er wusste, selber produziert hatte. Dies die Zusammenfassung meines Beitrages betr. die Debatte über die Computerspielsucht eines Teils unserer Jugend. 

PS. Der Theologe Karl Barth spielte in seiner Jugend mit nichts anderem lieber als mit Zinnsoldaten. Er verweigerte nach WK I trotzdem den Militärdienst, zu dem er sich aber kurz vor WK II in der Schweiz wieder zurückmeldete... 

Kurativ

12. Dezember 2021 11:45

Ich höre immer noch gerne Schallplatten. Digitale Medien klingen einfach nicht so gut. Längere Texte wie Prosa, Reportage, u.s.w. kann ich auch nicht auf Computern lesen. Es ist einfach zu viel "dazwischen". Das Digitale bei kurzen Texten macht was her. Weil jeder seinen Senf dazugeben kann. Aber ist das alles wirklich so wichtig, was da so geschrieben wird? Das alles ist eher ein Indikator dafür, wie die digitalen Medien mit ihren hohen Aufforderungscharakter gestaltet sind, um die ganze Welt zu überwachen und zu kontrollieren.

zeitschnur

12. Dezember 2021 12:16

@ Maiordomus

Ich denke, Sie haben schon verstanden oder geahnt, dass ich "hinter" der Zahl durchaus eine mystische Dimension vermute oder anerkenne, wie eben hinter allem, was ist und wie ich sagen würde, @ Cugel: von Gott kommt. Natürlich stehen Zahlen durchaus für etwas Transzendentes, dann aber haben sie bereits schon wieder ihren bloßen formellen Charakter verlassen ...

Ich möchte Sie als Tausenfüssler, wie jemand Sie hier mal genannt hat und worüber ich schallend herauslachen musste, weil es Sie in Ihrer bewundernswerten Belesenheit sowohl in den den kleinen regionalen als auch den großen universalen Dingen treffend, aber auch witzig beschrieb, an die Überlegungen des Augustinus in den Confessiones zur Zeit erinnern, wo es neben anderen Aspekten auch zentral darum ging, dass wir etwas messen, das wir nicht wirklich messen können, vom Maßnehmen aber auch nicht wegkommen. So erfahren wir auch in der Apokalyptik genaue Zahlen und doch sagt selbst der Christus, er wisse weder Tag noch Stunde ... zumal vor Gott 1000 Tage der Menschen wie einer sind, hier schwanken die Zahlen auf hoher See des unermesslichen Geistes.

zeitschnur

12. Dezember 2021 12:21

@ MD +alteres

Es ist dies unsere Lage, dass wir Dinge messen, die während des Messens als Ummessbares in Gott (wie ich mir erlaube zu bekennen) offenbar werden. Diese Lücke, dieser Moment, in dem wir aus dem Messen ins Ewige gelangen, wird mit zunehmender Betrachtung immer größer: Wir erleben, dass wir aus einem Irrgarten in die Weite gekommen sind, ins Freie.

Es hat natürlich etwas Lächerliches und maximal Borniertes, die Dinge innerhalb eines binären System zu reduzieren und damit auch quantitativ aufzublasen. Mathematik ist dagegen etwas anderes. Sie gerade behauptet ja nicht, sie codiere die Welt, sondern sie ist zunächst eine Welt der formellen Schlüsse aus Zahlenrelationen. Wie ich es bereits schrieb, projizieren wir das zurück in unsere Welt und unsere Maschinen, aber jeder sieht sofort, wie unenedlich groß der Unterschied zwischen einer maschine und einem lebendigen Geschöpf ist.

Natürlich kann man die binäre Codierung und schnelle Weitergabe des Codierten und dessen Decodierung auf Bildschirmen mit einer visuellen Simulation des ansonsten sinnlich Wahrgenomenen als Werkzeug nutzen, da habe ich überhaupt nichts dagegen. Aber wenn das Werkzeug zur Sakramentalie oder gar zum Sakrament wird, dann wird es gefährlich.

Gustav

12. Dezember 2021 13:09

Ich glaube, dass weder die Gesellschaft noch der Mensch auf diese epochalen Umwälzungen vorbereitet oder dafür geschaffen ist. Das Resultat wird das gleiche sein, wie es bei den Kriegen der letzten Jahre in den arabischen Ländern war: Man schreibt sich das Gute auf die Fahnen und bringt Zerstörung, Chaos und Tod. Nur diesmal in die eigenen Länder. So wie es in den Kriegen nach Außen niemals um die Menschenrechte ging, so geht es in diesem Krieg nach Innen nicht um die Gesundheit der Menschen, sondern auch wieder nur um Macht und Geld. Die auch noch vollkommen dilettantische Ausführung lässt für die Zukunft das Schlimmste befürchten.

Hartwig aus LG8

12. Dezember 2021 17:10

Lese gerade "Every" von Dave Eggers und bin noch nicht einmal auf Seite 100. Spielt ca. in den 30er Jahren unseres Jahrhunderts. Es wird eine Welt präsentiert, die mit "alles digital" sehr unzureichend beschrieben ist. "Internet der Dinge", digital überwachte Selbstoptimierung, digitales Nudging ... Überwachung, Kontrolle etc. , alles zu unserer Sicherheit, alles zu unserer Freude ... alles "freiwillig".

Der reale Horror ist, dass die Knospen für diese Welt und Lebensweise schon überall erkennbar sind. Viele von UNS gehören zwar nicht mehr zur Zielgruppe, aber unsere Kinder werden sich diesem Szenario nur schwer entziehen können - wahrscheinlich auch gar nicht wollen.

 

Maiordomus

12. Dezember 2021 22:57

@Zeitschnur. Ich glaube Sie zu verstehen, bei treffenden Zitaten von Augustinus und der Bibel. Wobei indes Galilei den Diskurs begrenzen und kontrollierbar machen wollte mit dem Satz "Zählen, was zählbar ist, messen, was messbar ist, und was nicht messbar ist messbar machen.". Bis man indes so weit vorstösst, bis man die Unexaktheit selbst der Mathematik als Problem erkennt, müsste man mathematisch schon so Spitze sein, wie ich es selber ehrlicherweise im Gegensatz zu Mitschülern und einem Schüler nie erreichen konnte; aber trotzdem versuche, zumal philosophische Werke bedeutender Mathematiker zu verstehen, Wie Sie wohl wissen, hatten ja gerade der Erzromantiker Novalis, nicht zuletzt Schelling, einiges für Mathematik übrig. Schelling überdies: "Kommet her zur Physik und erkennet das Ewige." Seltene Bewunderung unter den neueren Katholiken fand bei mir der Logiker und Sprachtheoretiker Bernard Bolzano, geweihter Priester, Lehrer jenes exiliertgen Schwyzer Professors Marti in Prag, bei dem Kafka als Vorlesungsbesucher sich in diese Sparte einweihen liess. Diese Leute können nicht auf "unwissenschaftliche" bzw. klerikale Schöngeister reduziert werden. 

Maiordomus

12. Dezember 2021 23:14

@Zeitschnur. Lektüre eines Tausendfüsslers. In einer 210seitigen Jubiläumsschrift (Basel 2005) zu ihrem Schüler Einstein, der wegen damaliger Rückstände in Französisch für Eltern schwacher Schüler bis heute als Alibi herhalten muss, lesen wir in einer Publikation der Alten Kantonsschule Aarau von der Mühe des genialen Gymnasiasten mit der Maxwellschen Theorie der Geschwindigkeit elektromagnetischer Wellen: "Während dieses Jahres (Winter 1895/96) in Aarau kam mir die Frage: Wenn man einer Lichtwelle mit Lichtgeschwindigkeit nachläuft, so würde man ein zeitunabhängiges Wellenfeld vor sich haben. So etwas scheint aber doch nicht zu geben! Dies war das erste kindliche Gedankenexperiment, das mit der speziellen Relativitätstheorie zu tun hat." A.E. hat dies dann, wie später seine Bewunderung für Keplers Berechnung der Marspassage, dann auch mathematisch bzw. more geometrico (nach Spinoza und Pascal) darzustellen gewusst. Motiv: wissenschaftliche Neugier. 

Maiordomus

13. Dezember 2021 06:24

@Imagine. Angeblich gibt es "nur wenige wunderbare Frauen". Was ist mit den gewiss nicht zahlreicheren "wunderbaren Männern"?  Zumal für männliche Schüler, etwa am Gymnasium, scheinen Anlagen zur Genialität ("Würden Kinder sich weiterentwickeln, wie sie sich andeuten, hätten wir lauter Genies", vermerkte Goethe) immer weniger abgeholt werden, zumal wenn Schüler auf billige sog. Internet-Recherche geschickt werden.  Fassbewohner Diogenes von Synope blieb auf der Suche nach realen Männern und Frauen abseits domestizierter Realitäten. Noch zu oben: Nach dem Buch der Weisheit sind die D i n g e  in der Zahl und in dem Mass, vgl. die Weltharmonik des einzigartigen Kepler; sein einstiger zwar aufgrund der damaligen Apparate noch beengter Blick ins Universum ging von einer Art mathematisch gezügelten inneren Unendlichkeit aus: ein pythagoräisches nicht schulmässiger Erstaunen eines einstigen Schülers, der im Baccalaureat nicht mal in den vorderen Rängen war.  Mein Verschreiber oben "Ginge" statt Dinge war eine unfreiwillige Anspielung auf Goethes Lieblingsbaum (im "Divan") Gingo Biloba. Es gilt wohl, im menschlichen Umgang, das Esoterische zugunsten des Exoterischen zurückzunehmen, wollen wir einander besser verstehen und schätzen. Auch unsere Jugend, mit der ich im Moment nicht tauschen möchte. 

Herr K aus O

13. Dezember 2021 07:31

“…ich höre lieber Schallplatten”.  Das ist alles auch nett. Aber wir erfahren gerade eine gewaltige technisch Revolution. Die Verbindung von biologischer Identität und digitaler. Zumindest lesen sich Projekte wie die ID2020 so. 

Der Deal ist folgender: Die (fast komplett amerikanischen) IT Dienstleister geben den Regierungen der Welt die Infrastruktur, ihre Bevölkerung zu steuern, überwachen usw. im Gegenzug dazu bekommen die IT Dienstleister die Daten der Menschen, um Marketing zu betreiben und - ganz wichtig! - die Zahlungsströme zu steuern. 

Ob das alles in totaler Repression mündet, ist nicht unbedingt klar, wenn ich schreibe “ihre Bevölkerung zu steuern, überwachen usw.” ist in diesem “usw.” alles drin, vom liberalen Laisez-Faire bis zur kompletten Unterdrückung. Da eine unterdrückte Bevölkerung weder produzieren noch konsumieren kann, tippe ich auf ein liberale Überwachung und Steuerung, sehen wir ja schon beim Nudging. Also: Wenn es sich rechnet, werden in dieser schönen, neuen Welt auch Schallplatten produziert und gehört werden. 

Der Preis wird aber sein: Amazon und Paypal (und der Staat), wissen immer, wer was kauft. Die Restbestände an alten Platten und Büchern werden irgendwann mal weg sein.

Gotlandfahrer

13. Dezember 2021 08:55

Zu auffallend vielen Themen, die hier immer wieder Gegenstand der Diskussion sind, wissen nachfolgend wiederholt zur Auflockerung anempfohlene Motettenkünstler der freien Postmoderne Verdichtetes, aber umso weniger Falsches, vorzubringen:

https://www.youtube.com/watch?v=TgqJq6Cj2qk

Die dort angedeutete Handlungsempfehlung bringt womöglich einen guten Abschluss des obigen Ringens auf den Punkt, wobei ich andererseits den Fernzugang zu diesem Ort hier vermissen würde.  Ich denk' nochmal drüber nach.

Maiordomus

13. Dezember 2021 08:56

Meine Schlussbemerkung: Die Debatte auf dieser Kolonne hat möglicherweise Niveau, mutet aber wohl  von aussen gesehen esoterisch an, vgl. meine Mahnung im Blog heute früh. Im Video-Gespräch mit der jungen Freiheit war, trotz seiner vom skeptischen Minimum zu wenig berühren Impf-Glaubens, Sarrazin über alles gesehen der stärkste Analytiker, dann kam wohl Patzelt, Weissmann mehr "a dabei". Der aus der SPD herausgeekelte Sarrazin analysierte bei der deutschen Rechten eine esoterische Sackgasse, die er als gefährlicher einschätzte als den aus dem gegnerischen Lagern unterstellten Rechtsextremismus. Diese Mahnung sollte zu denken geben, auch wenn die Impfkritik, von keiner Politikerin geschickter verkauft als von Wagenknecht (die sich mit angeblich mit einem kommunistischen oder zumindest russischen Impfstoff durchaus pieksen liesse), auch wenn die Kritik an der Impfpolitik ein hochlegitimes und berechtigtes notwendiges Anliegen politischer Kritik bleibt. Sehr vernünftig auf youtube die Argumentation von Unternehmensrhetorikprofi Martin Wehrle.

Gustav

13. Dezember 2021 09:32

@ Herold

Der Weg, den ihr geht, ist auch schon ausgelatscht. An Utopien und Renitenz hat es in der Geschichte nie gemangelt. Deshalb bekommt ihr auch wieder eure Grenzerfahrungen, und Strom aus der Steckdose gibt es dann auch nur noch selten. Verfolgen werden euch dann ganz andere Fraktionen, als die Krampfader-Fraktion. Aber da ihr ja so viel schlauer seit, wird euch sicher eine Lösung einfallen, so wie den Indianern.

Gustav

13. Dezember 2021 09:43

@ Herr K aus O

"...liberale Überwachung und Steuerung"

...und die liberale Vorgehensweise wird durch einen herrschaftsfreien Diskurs mit der Herrscherklasse hergestellt. Na denn! Was soll da noch schiefgehen?

Imagine

13. Dezember 2021 09:44

Der Digital-Faschismus will die totale Unterwerfung unter das System (s. meinen Beitrag 12.12.21 - 11:07).

Der systemkonforme Einzelne ist zufrieden mit seiner Rolle als kleines Rädchen in der großen Systemmaschine. Denn in dieser Rolle ist er total umsorgt und versorgt wie ein Baby oder Kleinkind.

Die Gesellschaft wird zu einer Megamaschine wie das Militär. Ein System der Totalkontrolle und -versorgung. Non-konformistisches Verhalten wird bestraft.

Ein Leben in totaler Fremdbestimmung für die Arbeits- und Nutzmenschen.

Der Staat entspricht einem Termitenstaat, das Leben der Einzelnen dem Leben von Insekten.

Reimer Gronemeyer hat dies bereits vor Jahrzehnten in seinem Buch „Ohne Seele, ohne Liebe, ohne Hass. Vom Ende des Individuums und vom Anfang des Retortenmenschen“ thematisiert.

Imagine

13. Dezember 2021 10:56

Das totalitäre System muss den Widerstand der Ungeimpften brechen. Denn sie sind Unterwerfungsverweigerer, so wie Wilhelm Tell.

Die Ungeimpften widerstehen der medialen Angstmache und unterwerfen sich nicht den staatlichen Zwangsmaßnahmen und lassen sich nicht ihr Genom durch gentechnische Injektionen modifizieren.

Sie kämpfen um das Recht des Eigentums am eigenen Körper.

Sie scheißen auf das Zertifikat.

Sie wollen die freie Wahl, ob sie sich impfen lassen und womit sie sich impfen lassen.

Sie lassen sich Freiheit und Selbstbestimmung nicht nehmen.

Hier gilt: etiam si omnes – ego non!

zeitschnur

13. Dezember 2021 11:23

@ Maiordomus

Natürlich haben Sie recht, wenn Sie meinen, dass die Ordnung unserer Angelegenheiten im Rahmen rechnerischer und zahlenrelationaler Darstellung einfach pragmatisch ist und den Umgang vereinfacht. Dennoch: Gings den Leuten zu Zeiten der Tauschwirtschaft wirklich schlecht?

Aber Ihre spätere Bemerkung, dass man der Rechten vorwerfe zu esoterisch zu sein und - das schlussfolgere ich - im Ring realer politischer Vorgänge nicht satisfaktionsfähig zu sein, halte ich für einen Irrtum. Frage ist, was man für politisch relevant erachtet.

Ich würde das anders deuten: Auf der Rechten (heute ein Sammelbecken all jener, die überhaupt noch eigenständig denken und nicht gläubig schlucken, was an Nachrichten in einfacher Sprache, meist Hetze und Angstmache, geboten wird), zu der auch Sahra Wagenknecht gerechnet wird (sehen Sie, dahin kommt man mit der Rechnerei!) sind Menschen, die längst begriffen haben, dass man mit reinem Pragmatismus und der erstickenden Verschlüsselung der Welt in binären Codes nur eines erreicht: den totalen Untergang. Sarrazin ist für mich keine Leitfigur. Er ist Eugeniker und ein Kind des Fabianismus. Das zeigte er eindeutig in seinem Buches D schafft sich ab.

zeitschnur

13. Dezember 2021 11:34

@ Maiordomus

Esoterisch hat sich in letzter Zeit zu einem weiteren diffamierenden Hetzbegriff ausgewachsen, genauso wie VS-Theoretiker oder Impfkritiker.

Damit wird jeder totgeschlagen, der nicht nur materialistisch und gehirngewaschen handelt und denkt.

Aber sehen Sie doch in unsere Geschichte: das alte Reich (HRR) war ein zutiefst esoterisch fundiertes Reich, alles, von der Salbung der Könige über deren Einschluss in die Gebete des Volkes und die grundsätzliche Auffassung, dass sie von Gottes Gnaden regieren (nicht aufgrund irgendeiner materiellen Eigenschaft!) war, wenn Sie wollen, politische Esoterik. Und natürlich brach sich auch da immer wieder menschliche Abgründigkeit Bahn, allerdings tut sie das erst richtig bestialisch, seitdem man die Esoterik eliminiert hat. Keine Zeit zuvor hat solche Qualen und Leichenberge erzeugt wie das endlich komplett säkulare 20. Jh. Die letzten Reste an Gottesfurcht schmolzen gleichzeitig weg, nun stehen wir im eiskalten Wind apokalyptischer Menschenverachtung, denn auch Menschenwürde kann man nur esoterisch verstehen.

zeitschnur

13. Dezember 2021 11:44

@ Maiordomus

Galilei und einige andere reduzierten das Weltverständnis endgültig auf Zahlen. Das ist der Ausgangspunkt dessen, was wir jetzt als apokalyptisches Ende erleben. Aber es hatte natürlich eine lange Vorgeschichte. Vielleicht kennen Sie als Tausendfüßler das Buch von Arno Borst Computus. Zeit und Zahl in der Geschichte Europas.

Es ist der Versuch, eine zunächst rein formelle Welt logischer Denkoperationen, die aber seit Georg Cantor spätestens offenbarten, dass sie am Ende ins Unlogische abstürzen, eine zutiefst menschliche Fähigkeit und Struktur des rationalen Denkens rückzuprojizieren in die Schöpfung. Das taten manche Hellenisten bereits. Etwa in der Vorstellung, alles strebe zur vollkommenen Gestalt der geometrischen Kugel, was sich natürlich in keinster Weise in der sichtbaren Natur aufzeigen ließe. Man nutzte dann den Anschein (!) einer gewissen Rundheit bei Himmelskörpern, um endlich eine Projektionsfläche für diese Meinung zu demonstrieren. Lesen Sie Kopernikus, dann werden Sie genau diese Argumentation finden.

In der Thematik steckt natürlich noch sehr viel mehr Zündstoff, etwa der des Risses, von dem Sommerfeld spricht. Was ich sagen will: Die Mathematisierung ud Digitalisierung ist ein erneuter bzw der fortgesetzte Versuch, Mysteriöses, Unfassbares zu glätten und eine Vollkommenheit in einer Welt zu errichten, der man unterstellt, sie unvollkommen.

zeitschnur

13. Dezember 2021 11:54

@ Imagine

"Unterwerfungsverweigerer"

Es ist dabei interessant, wie der ganze Budenzauber von der Pandemie nicht auf der sinnlichen Ebene veranstaltet wird, sondern in einer gigantischen Zahlen-Wahnwelt, an die man bestimmte Triggerwörter tackert.

Inzidenzien, exponentielles Wachstum, Intensivbettzahlen, Prozente, Kurvenabflachungen, ja sogar Zeittakte, innerhalb derer der Nutzmensch sich boostern lassen soll.

Es ist faszinierend, wie all diese schein-mathematischen, schein-statistischen Begriffe, auf der Schulbank von kaum einem der Hohlköpfe begriffen, nun zum Inventar der einfachen Sprache gehören und völlig sinnentleert herumposaunt werden. Die Zahlen steigen wieder, sagen die Leute, hysterisiert und zu dämlich, um zu fragen, von welchen Zahlen wir eigentlich sprechen.

Uns muss klar sein, das auch @ MD: Damit ist auch die sinnvolle Anwendung des Mathematischen ein für allemal am Ende. Auf uns wartet das totale Chaos.

Und die Unterwerfungsverweigerer sind einfach nur Leute, die noch denken können, sowohl mathematisch als auch esoterisch.

Laurenz

13. Dezember 2021 12:13

@Kurativ

"Schallplatten in Deutschland"

https://www.morgenpost.de/wirtschaft/article206327303/Der-seltsame-Kampf-um-die-Schallplatten.html

@Maiordomus @Zeitschnur

Die Druiden, die sich den Römern auf der Insel Mona (Anglesey) zu erkennen gaben, bekamen ein Kurzschwert in den Leib. Den Medizinmännern, die sich in Mexiko den Spaniern zu erkennen gaben, erging es nicht anders. Den Unterschied machte ein Stück Blei durch den Schädel. Das war aber noch human. Bei uns wurden Heiden bis ins 18. Jahrhundert (Polen 19.) gesucht & gemeuchelt. Das ist die Realität, wenn sich Spiritualität den Mächtigen kenntlich macht. Da braucht sich keiner was vormachen. Was @Zeitschnurs Tauschwirtschaft angeht, so stimmt das, was Sie schreibt, aber das Geld wird in naher Zukunft nicht zu vermeiden sein, also ist der Gedanke müßig.

Laurenz

13. Dezember 2021 12:25

@Zeitschnur @Maiordomus

"Spiritualität im I. Reich"

Da könnten Sie mit Verlaub bitte etwas genauer in der Sache sein. Karl IV, um mal ein Beispiel zu nennen, war sicher kein Idiot. Aber seine Spiritualität begrenzte sich im wesentlichen darauf Reliquien zu sammeln, ganz klasse. Ihre mittelalterliche Spiritualität können Sie den Hasen geben.

https://youtu.be/wXr7YjBAEK4

Und was die Sterngucker angeht, die meist neben der Astronomie auch noch Astrologen waren, können Sie die reine Mathematisierung des Weltbildes nicht unterstellen, wie Sie am Beispiel Wallensteins, einem auch nicht ganz blöden Zeitgenossen Galileis, feststellen können. Das Verdienst dieser ersten Astronomen, nach dem Verlust der antiken Bildung & dem Versuch diese wieder zu implementieren (Renaissance), ist der Beginn der Aufklärung über unsere kosmische Bedeutungslosigkeit.

"Eine überschätzte Spezies" https://youtu.be/N3xjGxqKpwM

Imagine

13. Dezember 2021 12:32

@Zeitschnur 13. Dezember 2021 11:44
„Galilei und einige andere reduzierten das Weltverständnis endgültig auf Zahlen. Das ist der Ausgangspunkt dessen, was wir jetzt als apokalyptisches Ende erleben.“

Für Adorno et al. liegt das Problem in der Tauschwertabstraktion, also der Betrachtung der Welt unter dem Aspekt des Geldwertes (= Tauschwerts).

Das ist die entscheidende Komplexitätsreduktion menschlichen Lebens in der Warenökonomie (= kapitalistische Gesellschaft).

Alles dreht sich darum, ob menschliches Verhalten vorteilhaft ist im Sinne der Geld- und Vermögensvermehrung.

So entscheidet man sich bei der Berufswahl, bei der Partnerwahl, bei Einstellung oder Entlassung von Mitarbeitern etc. So auch beim eignen marktkonformen Verhalten. Dient es der Karriere, habe ich damit Vorteile, mache ich mich beliebt, komme ich in die Gunst der hierarchisch Höherstehenden? Usw.

Im Geschäftsleben dreht sich alles um die Plusmacherei.

In diesem System sind die Individuen gefangen.

Befreiung ist nur möglich, wenn das System der Warenökonomie, also das System der Tauschwertökonomie, durch ein neues ökonomisches System, das einer Gebrauchswertökonomie, ersetzt wird.

herbstlicht

13. Dezember 2021 12:36

@Herold, 12. Dezember 2021 11:24

»Das ist ja eure Welt, die ihr so gebaut habt mit keinen Grenzerfahrungen und Strom aus der Steckdose, da braucht ihre euch auch nicht wundern, wenn man lieber Drohnenpilot trainiert als die Natur zu fühlen, [...]«

Ist das wirklich die typische Triebkraft, welche die Jüngeren zum
Computersoiel treibt?  Dann hättet ihr, die ich bisher nur als
"blöde Knopferldrücker" einschätzte, viel mit mir gemeinsam:
mir ist's auch zu eng und laut geworden in D --- mein Interesse für
Schweden hat einen Hintergrund.  FYI: wurde in den Siebzigern, über
der Diplomarbeit in TheoPhys zum Computerhacker; hockte manch stille
Winternacht am Eisernen Vorhang auf Fuchsansitz (Kein Flug- und fast
kein Autoverkehr), wurde auf Wanderungen von der Grenzpolizei auch mal
mit gezogener Pistole gestellt und fand seither "im Rechner" die
"weißen Flecken auf der karte", welche echte Männer brauchen.

f

Maiordomus

13. Dezember 2021 12:38

@Zeitschnur: Ja, Borst, Bodenseeliteraturpreisträger 1979, der wahre Tausendfüssler! Gemäss Nachruf hat er allein 1960 in der bayr.  Staatsbibliothek 2000 Titel ausgeliehen, das war noch vor der Surferei im Internet. Der Computus war auch in Schweizer Stiftsschulen ab etwa 1045 Lehrinhalt, die Pointe lag in der Berechnung oder wenigstens dem Verständnis des Osterdatums. Aber bei Prof. Borst, wohnhaft gewesen in Konstanz, der sich mit Heinrich Seuse befasste, spielt nicht nur gemäss seinem Standardwerk "Mönche am Bodensee" bei seinen Forschungen mit mystischem Hintergrund die Zahlenmystik eine Rolle. Im  Mittelalter wurde von potentiellen Ketzern, vielleicht als eine Art geistige Burg der Selbstverteidigung, die Mathematisierung der Theologie, siehe Nicolaus von Cues, vorangetrieben, Bei Eckhart noch eher angedeutet als selber betrieben. Der Gedanke an Kreis und Kugel als Symbole der Vollkommenheit, noch im 18. Jhd. bei Leibnizianern ein Ärgernis angesichts der abgeplatteten Erdpole, ist platonisch und neuplatonisch und wurde letztlich als metaphorische Analogie, nicht als rein zahlenbezogene oder gar technische Welterklärung ins Feld geführt, wie die Geschichte der Mystik belegt. Vgl. noch Eco.

herbstlicht

13. Dezember 2021 12:38

Aber dann sehe ich euch doch wieder nur als "arme Schweine": laßt
euch vom Hirnschiß der Spielprogrammierer an der Nase
herumführen.  Außer ein bißchen "Snake" auf dem
alphanumerischen Terminal eines Unix-Systems um 1980 habe ich nie an
einem Computerspiel teilgenommen.  Habe auch nie Pferde gezähmt aber
reiche Erfahrung als Führer und Ausbilder mehrer Typen von
Gebrauchshunden.  Inzwischen gilt dort mein Hauptinteresse den
Schwierigkeiten der Leute in der Verständigung mit ihren Hunden.  Wo
wäre ein Spiel welches mir solchen Reichtum bieten könnte?

Wäre ich beschränkt auf ein paar Quadratmeter Zelle, ohne Rechner,
ohne Erwartung lebendig herauszukommen und ohne Verbindung nach
außen, wärde ich um ein paar Werke der Reinen Mathematik oder
Theoretischen Physik bitten; dazu Papier und Stift.  Freilich: die
Menschen unterscheiden sich durchaus im Schwierigkeitsgrad, welchen sie
klettern wollen und können.  Dennoch Frage an @Herold und seinesgleichen:
wollt ihr nicht lieber Hacker werden?  Das Computersystem beherrschen?  Die Waffen aneignen und schärfen um "es denen zu zeigen"?

 

Ein Fremder aus Elea

13. Dezember 2021 12:48

zeitschnur, Esoterik bedeutet Geheimlehren. In sofern sie wirklich geheim sind, läßt sich nur mutmaßen, ob sie gefährlich oder ungefährlich sind. Heute läuft es wohl tatsächlich nur darauf hinaus, alles zu diffamieren, was nicht von allen Lizenzkanälen unisono herausposaunt wird.

Sie sollten aber nicht argumentieren, daß Spiritualität als solche gut oder schlecht ist, es kommt schon darauf an, welche Gestalt sie annimmt, weshalb eben das Streben nach Eudämonie.

zeitschnur

13. Dezember 2021 13:10

@ Laurenz

Wer war Wallensteins Hofastrologe? Es war der ach so rationale Kepler, über Newtons astrologische und okkult-hermetische Riesenbibliothek, die ihn mehr inspirierte als rationale Denkoperationen, sollten Sie sich nicht täuschen. Zugegebenermaßen wurde das aber erst jüngst bekannt, genauso wie seine okkulten Schriften. Keiner dieser Astronomen, von denen Sie glauben, sie hätten sich aus dem Obskuren befreit, war nicht verhaftet im Obskuren, das er meist gar nicht durch Teleskope anreicherte. Und wenn, wie Galilei, war es ein Witz, das Kosmos-Kinderteleskop bildet schärfer ab als das Clownsteil, mit dem er arbeitete. Es waren Zahlenmagier, Alchemisten und Hermetiker mit materialistischer Schlagseite, die sie spiritualisierten. Die heutigen "Wissenschaftler" in deren unkritischer Nachfolge sind vertieft in eine mathematische Wahnwelt, in der sie tautologisch weiterrechnen, irgendein Phänomen, das weit entfernt blinkt oder auch nicht, passt immer als Bestätigung. Das, was wir mit "Corona" erleben hat eine Vorgeschichte: Die gesamte Astronomie ist so hohl und tönern wie die Virologie. Leider werden wir viele Heilige Kühe schlachten müssen, und Sie dürfen sich fragen, warum YT nicht nur Prof. Bhakdi zensiert, sondern auch alle, die Zweifel äußern am elitär-staatlich bewachten kosmologischen Narrativ.

Laurenz

13. Dezember 2021 13:12

@Herbstlicht & Herold

"Rechnerspiele & die Faszination daran"

Gerade, wenn "Fantasy" einem Rechnerspiel zugrunde liegt, was auch Frauen anspricht, so gibt es mehrere Gründe, warum es Spieler in die Parallel-Welt zieht.

Einerseits wird die Sehnsucht nach Magie befriedigt, welche aus unserem Alltag verbannt ist, für den heutigen unsensiblen Menschen visualisiert gegenwärtig gemacht. Andererseits "lebt" man in der Spielewelt so, wie es unserer Natur entspricht. Jegliche soziale Interaktion geschieht freiwillig, man ist quasi im föderalen Germanien vor Caesar. Und wenn, folgt man einem Gildenmeister, früher bei uns Herzog, freien Willens.

Spiele-Programmierer programmieren das, was ihnen selbst Spaß macht. Das ist der beste Indikator, um Spiele verkaufen zu können.

zeitschnur

13. Dezember 2021 13:21

@ Ein Fremder

Das war für meinen Gedankengang nicht wichtig. Esoterik bedeutet nicht zwingend Geheimlehre. Daher nutzte ich den Begriff einfach für eine geistige Weltbetrachtung. Rudolf Steiner hatte das erklärte Anliegen, Dinge der geistigen Welten auszusprechen und jedermann zugänglich zu machen. Der Zugang selber muss aber vollzogen werden vom Einzelnen, man wird nicht "gefüttert", was Sie vielleicht als Vorstellung von "Informiertwerden" im Hinterkopf haben mögen. Esoterik in diesem Sinn bedeutet immer eine höchsteigene Aktion. Erkenntnis kann jeder gewinne, der sich darum bemüht!

Sehen Sie sich an, wie derzeit gegen die Anthroposophie gehetzt wird, es ist wirklich zum Kotzen. Dazu neuer Artikel von Milosz Matuschek

(Link leider zu lang, geht auf "Freischwebende Intelligenz")

zeitschnur

13. Dezember 2021 13:32

@ Maiordomus

Die kosmische Kugel, die in den alten Armillar-Sphären und anderen Gegenständen wie dem Reichsapfel abgebildet war, war natürlich symbolisch. Sie bildete auch nicht den Globus ab, sondern den ganzen Kosmos, in dem die Erde allenfalls wie ein Dotter im Ei herumschwamm. Nur kippte das Symbolische irgendwann plump ins Buchstäbliche hinein. Natürlich klingt es im Timaios anders als im 16. Jh bei Kopernikus, der das eben nicht mehr symbolisch annahm, sondern bierernst, und glaubte, alles ausrechnen zu können, denn mit Zahlen kommt man unendlich weit, erliegt der Einbildung des Vorstoßes ins Transzendente. Das war das Gegenteil des Platonismus, knüpfte aber dennoch dessen Inspirationen an. Platon lässt im Symposion den Komödiendichter Aristophanes erzählen, der Mensch sei ursprünglich als Doppelwesen eine Kugel gewesen ... Es ging den Alten um die Frage des Ineinanderwirkens der Elemente, und das konnte auf einer Kugel am besten vorgestellt werden, hat also mit den heutigen Vulgärableitungen gar nichts zu tun.

Zahlenmystik ist dagegen wieder ein anderes Thema, das aber auch abstürzen kann ins psychopathische Satanisch-Kabbalistische, daneben wie bei Weinreb tiefe Aufschlüsse geben kann ... über das, was uns an Offenbarung überliefert ist ...

 

Maiordomus

13. Dezember 2021 13:43

Dass die im Prinzip positiv konnotierte Mystik und das von Goethe in seinen Proportionen geschätzte Esoterische anfällig für Sektiererisches wurden, ist Binsenweisheit, womit schon Meister Eckhart Ärger hatte und bekam. Goethe verteidigte es in den Maximen und Reflexionen "Das Esoterische schadet nur, indem es exoterisch zu werden trachtet", vermerkte aber in einem bei Josef Pieper zitierten Brief als Negativpunkt der Entwicklung seit der Französischen Revolution, "dass man zwischen Esoterischem und Exoterischem keinen Unterschied mehr mache". Alles an seinem Ort! Das Esoterische spielt in der "Zauberflöte" wohl via Maurerwesen keine kleine Rolle. Der Satz "Wer diese Lehre nicht begreift, verdienet nicht ein Mensch zu sein" aus dem Libretto Schikaneders passt eher besser zur Hetze gegen die Impfgegner als zu den selben. Der Satz ist Bestandteil einer Lehre von esoterischem Totalitarismus, insofern eine weniger gemütliche Seite des Logen(un)wesens. Gegen dasselbe hatten die "Brüder" Goethe, Mozart und der vom Musikgenie bewunderte F.A. Mesmer wohl keine wirklichen Einwände.

Imagine

13. Dezember 2021 13:55

@zeitschnur  13. Dezember 2021 11:54
„Und die Unterwerfungsverweigerer sind einfach nur Leute, die noch denken können, sowohl mathematisch als auch esoterisch.“

Naja, es gibt gute Gründe, sich impfen zulassen, und gute Gründe, sich nicht impfen zu lassen. Je nach individueller Situation.

Nur hat die Masse der Impflinge keine guten Gründe, zumal hinsichtlich des Gen-Zeugs. Sondern sie verhalten sich wie Nutztiere, die alles mit sich machen lassen und nichts begreifen.

So jene, die sich jetzt zum dritten Mal innerhalb eines Jahres das Gen-Zeugs injizieren lassen. Die sind unfähig, aus Negativ-Erfahrungen mit den Impfstoffen zu lernen. All das, was an Schutzwirkung versprochen wurde, hat sich als falsch herausgestellt.

Heute sind die Infektionsrate sowie die Übersterblichkeit höher als zur Zeit, als es noch keinen Impfstoff gab.

Aber auch nicht wenige der Impfverweigerer haben keine guten Gründe, zum Teil völlig verquere und wissenschaftsferne Vorstellungen.

Laurenz

13. Dezember 2021 14:10

@Zeitschnur @L.

"obskur"

Sie haben meinen Beitrag nicht richtig gelesen. Ich kritisiere die Beiträge von Ihnen & von Maiordomus, wie ich Ihnen Beiden zum Teil auch zustimme. Versuche mich auf die jeweiligen Details zu beziehen.

Natürlich unterscheiden sich die die Angst vor der Pandemie & die historische vor der ewigen Verdammnis in keiner Weise. Der Spanische Stiefel, den sich viele Bürger anziehen, ist nur anders gestaltet.

Und mit Verlaub, Zeitschnur, die kosmischen Einflüsse auf uns, wie auch immer diese aussehen mögen, sind als rationaler in ihrer Existenz zu erachten, als die Gottwerdung eines hebräischen Rabbiners. Wenn Sie etwas Obskures finden wollen, brauchen Sie bloß den/das Kruzifix an Ihrer Zimmerwand anschauen.

Es ist ja auch nicht so, daß ich frei von Ängsten wäre, aber ich fürchte, wie Sie wissen, weder diese Hanswurst-Pandemie noch die ewige Verdammnis. Ich bin, wie Sie auch, der geborene Querulant. In diesem Sinne, spielen Sie beim nächsten Griff zur Geige auch mal bitte was für mich.

zeitschnur

13. Dezember 2021 14:11

Mal noch eine Frage an Maiordomus und andere:

Kennen Sie den Globulus Cusani, das ist ein Kugelspiel , das Nikolaus entwickelt hat? Hat damit jemand Erfahrungen gemacht?

zeitschnur

13. Dezember 2021 15:04

@ Laurenz

O Mann, die Gottwerdung des hebräischen Rabbiners gibts nur in Ihrer Fantasie! Sie sollten diese zerkratzte Platte mal entsorgen und sich um etwas mehr sachliches Verständnis der Angelegenheit bemühen..

Ansonsten: Welche kosmischen Einflüsse, bitte? Was ist überhaupt ein (zweifelsfreier) kosmischer Einfluss?

Damit sind wir im Reich der Spekulationen angekommen, die zwar in sich rational entwickelt werden können, aber empirisch kaum nachprüfbar sind, denn uns fehlt die Möglichkeit der experimentellen Wiederholung.

Und selbst wenn sie möglich wäre - niemand sagt uns, dass das Experiment beim nächsten mal wieder so ausfällt wie bisher. Dieses Dilemma beschrieb einst Wittgenstein, und darüber sind wir bislang auch nicht hinausgekommen. Nur weil der Stein immer nach unten fiel bisher können wir nicht wissen, ob er auch zukünftig nach unten fällt. Wir vermuten es lediglich. Aber wissen können wir es nun mal nicht.

Das heißt: Wir können nur über vergangene Erfahrungen, die aber bereits vorüber und nicht mehr präsent sind, so etwas wie eine Regel aufstellen, nicht aber für die zukünftigen. Diese Problematik schwingt auch in den oben erwähnten Reflexionen Augustini zur Zeit mit. Die Astronomie hat diese wichtige und demütige Erkenntnis systematisch mit Füßen zu treten gelehrt.

Imagine

13. Dezember 2021 15:09

Genug geredet. Die Chancen, den Impfzwang und die Zertifikatspflicht zu kippen, werden mit jeder Impfung besser.

Auch nach der 3. Impfung, wird sich zeigen, dass das Gen-Zeugs nichts taugt. Immer mehr Menschen werden Erfahrungen mit Nebenwirkungen machen. Selbst Ratten lernen aus Erfahrung.

Die Zeit drängt, es muss gehandelt werden.

zeitschnur

13. Dezember 2021 15:27

... und @ Laurenz, dieser Hochmut schwingt auch in der Digitalisierung mit, die doch allen Ernstes vor allem eines will: Zuverlässige Voraussagen machen. Der Algorithmus ist eine Erfindung mittelalterlicher Astronomen und fand eine erste perfektionsanstrebende Manifestation in der gregorianischen Kalenderreform.

Die heutige, angestrebte Digitalisierung will das Imponderabile ausradieren für immer.

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