»Der Krieg ist das Gebiet der Ungewißheit«, lautet das militärwissenschaftliche Axiom des preußischen Generalmajors Carl von Clausewitz. Speziell in der modernen Kriegsführung hat daran auch die Propaganda einen wesentlichen Anteil, indem sie sowohl darauf abzielt, die eigenen Truppen zu mobilisieren, als auch den Feind zu demoralisieren.
Die Gefahr besteht freilich, sich an seiner eigenen Propaganda derart zu berauschen, daß man die Ungewißheiten nicht mehr beachtet bzw. zu Gewißheiten umdeutet. Nach etwas mehr als einer Woche Kriegsgeschehen in der Ukraine läßt sich diesbezüglich eines konstatieren: Die ukrainische Regierung versteht es, die westliche Masse in den sozialen Medien mit Kriegspropaganda zu füttern, die sich direkt in die Gehirnrinde der Generation Netflix bohrt und hängenbleibt.
Captain »Selenskyj« Ukraine, The Ghost of Kyiv oder russische Gefallenenzahlen, als ob gerade eine Großoffensive an der Ostfront 1942 liefe, im Internet wird aktuell auch noch die offensichtlichste Falschmeldung und der größte Kriegskitsch hochgejazzt.
Ein erklecklicher Teil der Bundesdeutschen enthusiasmiert sich anhand ukrainischer Kriegspropaganda in einen Rausch, der die Blüten der Corona-Pandemie zu überbieten sucht. Wo gestern in den Twitter-Profilen noch Masken und doppelte Spritzen die Beifußhaltung signalisierten, prangen heute die ukrainischen Nationalfarben. Man hat den Chip der NPCs ausgetauscht.
Und der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj nutzt das gekonnt für sich. Mit vielen dieser Falschmeldungen wendet er sich direkt an die NATO-Staaten und ihre Bevölkerung. Selenskyj respektive die gesamte ukrainische Regierungsmannschaft weiß die Klaviatur zu spielen, die den Westen in seiner Überzeugung, das absolute Gute zu repräsentieren, abholt und knüpft seine darauf abgestimmte Propaganda an Forderungen nach mehr Waffenlieferungen oder Aktionen, die schlußendlich ein direktes Eingreifen der NATO bedeuteten.
Aus ukrainischer Sicht, mit dem Rücken zur Wand, mag das nachvollziehbar sein und eine derartige Informationspolitik ist eine mächtige Waffe (wie man an den bewilligten Waffenlieferungen sieht), doch für Europa entsteht daraus eine brandgefährliche Situation, denn unsere »Eliten« vermitteln nicht den Eindruck, daß sie besonnen an den Krieg im europäischen Südosten herangehen würden.
Vielmehr scheint man die ukrainische Propaganda unhinterfragt zu schlucken. Und es verspricht, eher schlimmer als besser zu werden. Da man in manchem europäischen Staat dazu übergeht, »rußlandfreundliche« (wo auch immer »rußlandfreundlich« anfangen mag) Aussagen unter Strafe zu stellen oder russische Propaganda vom Netz zu nehmen (RT Deutsch, Sputnik sperren), gibt es demnächst wohl Captain »Selenskyj« Ukraine 24/7.
Die Mainstream-Presse liefert einen guten Eindruck davon, wo die Reise hingeht. Wer die »Liveticker« der großen deutschen Zeitungshäuser durchstöbert, wird merken, daß der Kanal Kiew-Berlin bereits steht. Der ukrainische Botschafter in Deutschland, die Euromaidan Press oder der Kyiv Independent werden dort bevorzugt durch den Ticker gejagt.
Den Nebel des Krieges zu lichten, fällt daher zunehmend schwerer. Ungeachtet dessen gibt es immer noch Plattformen und Kanäle, die versuchen, sich auf diese liberale Totalmobilmachung der Emotionen nicht einzulassen. Der kanal schnellroda ist einer davon und in der neuen Podcast-Folge »Am Rande der Gesellschaft« Nr. 27 war der Krieg in der Ukraine natürlich Thema.
Sezession-Chefredakteur Götz Kubitschek, IfS-Leiter Erik Lehnert, Sezession-Literaturredakteurin Ellen Kositza hatten den Historiker Dr. Stefan Scheil zu Gast und sprachen über Scheils neues akademisches Projekt der Wiederbelebung der Zeitgeschichtlichen Forschungsstelle Ingolstadt, Staaten in einer Zwischenexistenz zwischen West und Ost und die Frage, ob die Rechte aus einer ideologischen Perspektive heraus eher mit einem anti-westlichen Rußland als mit einer pro-westlichen Ukraine sympathisieren sollte, die über kurz oder lang CSD-Paraden auf den Straßen von Kiew zelebrieren würde:
Die Gesprächsrunden am Rande der Gesellschaft kann man sich außerdem im Audioformat auch außerhalb von YouTube anhören.
Einmal hier auf Spotify, außerdem hier bei Apple und ferner hier auf Anchor FM.
Eine weitere Anlaufstelle, um nicht nur einseitige Informationen über den Krieg in der Ukraine zu beziehen, ist die Zuerst!. Das vom Verlag Lesen & Schenken herausgegebene Magazin veröffentlicht eine tägliche Übersicht über die Geschehnisse des aktuellen Kriegstages (hier vom 9. Kriegstag). Außerdem profitiert man davon, daß mit der Deutschen Militärzeitschrift (DMZ) eine Publikation im eigenen Haus angesiedelt ist, die die entsprechende militärwissenschaftliche Expertise mitbringt.
Das jüngste Interview der Zuerst! mit dem Redakteur der DMZ, Hagen Eichberger, stellt das unter Beweise: ein lesenswertes Gespräch.
„DIE ZWEITE WELLE DES RUSSICHEN ANGRIFFS STEHT BEVOR“
Derweil wird der Informationskrieg besonders auf Twitter erbittert geführt. Wer die Hashtags #Kyiv oder #Charkiv aufruft, ertrinkt in einer Suppe aus Infomüll. Dennoch gibt es den ein oder anderen Account, der relativ »verläßliche« Infos anzubieten hat, sofern »verläßlich« in diesem Krieg überhaupt noch existiert.
Einer davon ist der Account von Nikita Gerassimow, Doktorand der Politikwissenschaften am Osteuropa-Institut der FU Berlin. Gerassimow stellt einmal am Tag einen Tagesbericht ähnlich dem der Zuerst! auf seinen Account. Hier sein letzter Bericht:
Update #Ukraine .
Im Überblick:
– Schlacht um #Charkiw wird immer erbitterter;
– #Mariupol erwartet den Sturm;
– russische Landungsschiffe vor #Odessa positioniert;
– Zivilisten fliehen massenweise aus #Kiew ;
– deutsche Waffen in der Ukraine angekommen.
Neuer Thread 👇
(1/21) pic.twitter.com/gISsp2FgAp— Nikita Gerassimow (@NikGerassimow) March 3, 2022
Vorortberichte findet man indes beim Jungeuropa-Verlag. Im Gegensatz zum ZDF oder der ARD kann Jungeuropa auf einen »Reporter« zurückgreifen, der sich auf den Weg gemacht hat; direkt in die Wirren des Konflikts. Die guten Verbindungen in die Ukraine machen es möglich. Die Berichte werden als ein Reisetagebuch geführt. Sehr lesenswerte Einträge mit pro-ukrainischem Einschlag:
UKRAINE-TAGEBUCH (VII) – HIGHWAY TO KIEV
»Die Kunst ist ohnehin das einzig verbliebene Refugium«, faßte es Raskolnikow in Der Kehre 3. Die Doku des Bürgernetzwerks Ein Prozent politisch motivierte schriftkunst hat diese Feststellung noch einmal unterstrichen. Wer sie noch nicht gesehen hat, hier unbedingt anschauen!
Nun verkauft Ein Prozent drei Gemälde, deren Entstehung die Doku begleitet hat:
Für unsere Dokumentation hat WolfPMS auch neue Materialen, Techniken und Formate ausprobiert und zum ersten Mal genutzt. Dabei sind drei großformatige Bilder mit Acryl auf Leinen entstanden. Die drei Motive »Heimat«, »Besitz stirbt« und »WolfPMS« sind echte Erstausgaben und wurden bei ihrer Entstehung von der Kamera begleitet. Nie zuvor hat Wolf in diesem Format gearbeitet.
Die Gemälde können hier zum Festpreis von jeweils 2.999 Euro erworben werden. Wer möchte, kann jedoch auch ein stilles Gebot abgeben. Das Startgebot liegt bei 750 Euro. Der Erlös fließt in die rückwirkende Finanzierung der Dokumentation:
Wie so oft sind wir auch bei diesem Projekt in Vorleistung gegangen, haben die Gelder für die Produktion vorgestreckt und wollen nun die geschröpfte »Gegenkulturkasse« wieder auffüllen, um damit andere Talente zu unterstützen. Dafür müssen die Produktionskosten von rund 15.000 Euro jedoch zuvor wieder »reingeholt« werden.
Alle Infos gibt es hier: WOLFPMS-ORIGINALE FÜR DEN GUTEN ZWECK
Skeptiker
Ja, ja Herr Schick während von Seiten der Ukraine nur Propaganda kommt, berichten die ach so freien russischen Medien die Wahrheit. Reden Sie doch einfach mit Menschen, die direkte Kontakte in die Ukraine und/oder Russland haben. Ich habe etliche Mitarbeiter. Meine Wahrheit ist eine andere. Aber hier gilt schon lange, dass wahr ist, was wahr sein muss. Der Krieg ist durch nichts zu rechtfertigen. Er ist feige, maßlos und verstößt gegen das Völkerrecht. Er wird dem russischen und ukrainischen Volk auf Jahrzehnte einen schweren Schaden zufügen und die Fronten lange verhärten. Die Rechte manövriert sich immer weiter ins politische Abseits! Alle Länder der UN sind dann wohl auch auf ukrainische Propaganda hereingefallen.