Ersatznationalismus

PDF der Druckfassung aus Sezession 108/ Juni 2022

Götz Kubitschek

Götz Kubitschek leitet den Verlag Antaios

Auto­fahrt. Deutsch­land­ra­dio über­trägt das Kon­zert des Kie­wer Sin­fo­nie­or­ches­ters, das in Dres­den gege­ben wird. Es ist der Auf­takt einer Deutsch­land­rei­se mit Sta­tio­nen unter ande­rem in Leip­zig, Ber­lin und Ham­burg. Gespielt wer­den Stü­cke ukrai­ni­scher Komponisten.

Als das Orches­ter nach der Pau­se auf die Büh­ne des Kul­tur­pa­las­tes zurück­kehrt, ruft eine Stim­me die Wor­te »Sla­wa Ukra­ji­ni« in den Saal, der Rufer wünscht der Ukrai­ne also Ruhm und Ehre. Und wäh­rend von den Balus­tra­den ukrai­ni­sche Fah­nen hän­gen (dies beschreibt eupho­risch der Kom­men­ta­tor), will der Applaus nicht enden.

Enden will er an die­sem Abend sowie­so kaum je, vor allem vor und nach der zwei­ten Zuga­be nicht mehr. Der Diri­gent (ein Ita­lie­ner) kün­digt sie mit lei­ser Stim­me an, nicht, weil er in ihr ein Wag­nis, etwas Ver­we­ge­nes anneh­men muß, son­dern so, wie man den Her­zens­wunsch vie­ler halb fra­gend, halb wis­send aus­spricht, mit einem Lächeln, selbst­si­cher, auch von sich selbst gerührt: Es ist die Natio­nal­hym­ne, die ukrai­ni­sche natür­lich, und wie ein Mann erhebt sich der Saal.

Spä­ter beschreibt das eine Zei­tung, die jede auf einer Pegi­da-Demons­tra­ti­on getra­ge­ne Deutsch­land­fah­ne für eine natio­na­lis­ti­sche Aggres­si­on hielt, in etwa so: Vie­le hät­ten still mit­ge­summt, eini­ge der anwe­sen­den Ukrai­nern jedoch den Text gera­de­zu in den Saal geschrien, zum Trotz gegen den Krieg.

Von ande­ren sei still geweint wor­den, wäh­rend man sich umarmt und eine jun­ge Mut­ter ihren schla­fen­den Jun­gen fest an sich gedrückt habe. Die Melo­die, die zur Hym­ne der Frei­heit für vie­le in Euro­pa gewor­den sei, habe »ein letz­tes Mal« (was soll das hei­ßen: ein letz­tes Mal?) im Dresd­ner Kul­tur­pa­last aufgebrandet.

Natio­na­le Ver­zweif­lung unter den Betrof­fe­nen, empha­ti­scher Ersatz­na­tio­na­lis­mus auf Sei­ten der Deut­schen. Jeden­falls: Die Nati­on ist zurück, zwar die eige­ne nicht, aber immer­hin eine ande­re, für deren Ruhm und Ehre man sich frei von jedem Schuld­be­dürf­nis emo­tio­nal in die Bre­sche wer­fen kann, mit aller Empa­thie, einen Kon­zert­abend lang und noch etwas dar­über hin­aus – inner­lich ein hal­ber Ukrai­ner bereits, in vagen Bil­dern den nicht ganz abwe­gi­gen Gedan­ken spin­nend, mit irgend­ei­ner unlängst noch sehr unver­trau­ten Knar­re in der Hand vom vier­ten Stock einer Plat­te am Stadt­rand einer bis dato min­der bekann­ten Stadt im Osten dem anrü­cken­den Feind zu weh­ren – dies beson­ders jetzt noch lie­ber, wo doch auch dort, in Regio­nen mit Mordor-ähn­li­chen Namen wie »Kra­ma­torsk« und „Char­kow“, der Früh­ling in Blü­te steht und die Bil­der von auf­ge­spreng­ten Häu­ser­fron­ten und von Lei­chen in den Stra­ßen nicht von die­sem andau­ern­den Schnee­matsch ihr hoff­nungs­lo­ses Kolo­rit bekom­men, son­dern grü­ne Ein­bet­tung stattfindet.

Von der Auto­fahrt zurück am Schreib­tisch. Wei­te­re Bele­ge für das ersatz­na­tio­na­lis­ti­sche Poten­ti­al der deut­schen Zivil­ge­sell­schaft sam­meln sich an, For­mie­rungs­be­reit­schaft und mora­li­sche Kom­pe­tenz selbst auf abge­le­ge­nem Feld wer­den sichtbar:

Begrif­fe tau­chen auf und wer­den geübt, Mode­ra­to­ren ent­wi­ckeln sich: „Schwe­re Waf­fen“ – man hört zunächst über­rasch­te, dann ent­schlos­se­ne Anfüh­rungs­zei­chen. Tei­gi­ge Men­schen emp­feh­len den Besuch von Pan­zer­mu­se­en, und sehr, sehr vie­le Wäh­ler selbst alter­na­ti­ver Par­tei­en glau­ben dar­an, daß Son­der­ver­mö­gen aus gewerk­schaft­lich abge­si­cher­ten, aber uni­for­mier­ten Staats­bür­gern Kämp­fer zu machen vermögen.

Kin­der einer sechs­ten Klas­se revi­die­ren ihre Ent­schei­dung, ab dem kom­men­den Schul­jahr Rus­sisch­un­ter­richt zu neh­men. Von der Spra­che des Bösen wird zu Fran­zö­sisch gewech­selt – nur drei Kin­der blei­ben bei ihrer Wahl.

Auf Twit­ter ver­än­dern Hun­der­te, Tau­sen­de Nut­zer ihr Pro­fil­bild. Waren es vor ein paar Jah­ren die Dop­pel­klam­mern, die einen ((Echo­raum)) gegen Anti­se­mi­tis­mus anzei­gen soll­ten, spä­ter die schwar­ze Faust der Black-Lives-Mat­ter-Bewe­gung oder drei Punk­te für »geboos­tert«, sind es heu­te die Far­ben Blau und Gelb, oft über­schrie­ben mit inter­na­tio­nal ver­ständ­li­chen Bekennt­nis­sen, gemeinde­bildend: »I stand with« oder auch »At your side«.

Lek­tü­re des mitt­ler­wei­le 91-jäh­ri­gen Schrift­stel­lers Hel­mut H. Schulz, der in der DDR Gran­dio­ses publi­zier­te, ohne Par­tei­gän­ger zu sein. Armin Moh­ler ent­deck­te ihn für uns, wir leg­ten ihn in der Rei­he Mäan­der wie­der auf. Im Roman Dame in Weiß (1982) fin­den sich Beschrei­bun­gen psy­chi­scher Ein­nordungs­vor­gän­ge von 1939, Blau­pau­sen für heute:

Wir wur­den im ers­ten Kriegs­jahr einer emo­tio­nel­len Erzie­hung unter­wor­fen, der wir uns nir­gends ent­zie­hen konn­ten. Auf Schritt und Tritt stan­den wir Fein­den gegen­über. Mit ver­ein­fa­chen­den Ori­en­tie­run­gen soll­ten wir uns zurecht­fin­den. Soll­ten wir uns zurecht­fin­den? Poli­ti­sche oder ideo­lo­gi­sche Erzie­hung im Kin­des­al­ter ist immer gleich mit dem Erwe­cken von Emo­tio­nen, mit Haß­ge­füh­len oder mit Zunei­gun­gen: gegen oder für etwas, das sich kind­li­cher Beur­tei­lung ent­zieht, ein geleg­tes Mus­ter, dem man nicht mehr entrinnt.

Deutsch­land 2022. Die För­de­rung ein­deu­ti­ger Gefüh­le ist Regie­rungs­han­deln, an die Front muß kei­ner, ein­ge­fah­ren wird mora­li­sche Ern­te. Sie ist eines der Bin­de­mit­tel der poli­ti­schen Ord­nung in unse­rem Land – neben dem Auf­fä­che­rungs­trick in sub­stan­ti­ell ganz glei­che Par­tei­en, der peri­odisch neu aus­ge­rich­te­ten Mar­kie­rung des Bösen, dem auf jedem ein­zel­nen las­ten­den Anpas­sungs­druck an die ver­öf­fent­lich­te Mei­nung und einer zwar auch mate­ri­el­len, vor allem aber see­li­schen Abhän­gig­keit von einem Staat, der zunächst zuschlägt, zer­schlägt, und auf­bür­det, um danach zu füt­tern, zu gön­nen und abzulenken:

Welt­ord­nungs­er­zäh­lun­gen, die Welt­ord­nungs­lü­gen sind, tref­fen auf das redu­zier­te Ich, das Bedro­hung ahnt, wo es gern Fra­gen stel­len wür­de, und sich sofort zurück­zieht, denn es will nicht mehr abwei­chen, es erträgt die Abwei­chung nicht mehr. Noch ein­mal der Schrift­stel­ler Hel­mut H. Schulz:

Die­ser Mani­pu­la­ti­ons­vor­gang ist uralt, es bedurf­te kei­ner Wis­sen­schaft, um die Pra­xis vor­an­zu­trei­ben: Der Feind ist immer böse. Sei­ne Zie­le sind ver­werf­lich. Nicht nur, wer auf der Sei­te des Fein­des steht, ist mit rabia­ten Mit­teln vom kämp­fen­den Volk aus­zu­schlie­ßen, son­dern auch der, wel­cher nach Wahr­heit sucht, wo es kei­ne Wahr­heit mehr gibt.

So war es, so ist es wie­der. Soll­ten je (auf­grund von ech­ten Eng­päs­sen und Absät­ti­gungs­lü­cken) Ent­la­dungs­sze­na­ri­en in den Bereich des Mög­li­chen gera­ten, wird man Sün­den­bö­cke fin­den und inter­es­siert fest­stel­len, daß man mit­tels Pro­pa­gan­da gera­de woke Leu­te in einen Mob ver­wan­deln kann.

– – –

Kubit­schek ver­öf­fent­lich­te zuletzt den Sam­mel­band Hin und wie­der zurückhier ein­se­hen und bestel­len.

Götz Kubitschek

Götz Kubitschek leitet den Verlag Antaios

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Kommentare (60)

MARCEL

3. Juni 2022 12:26

Schöne Beschreibung der gegenwärtigen Verblendung mit all ihrer Ersatz-Triebabfuhr. (fast wie eine Farce aus dem Spanischen Bürgerkrieg "no pasarán!"). Gratis-Militanz für Ungediente.

Persönlich warte ich auf eine militärische Aktion der Türken auf Zypern oder anderen Inseln im östlichen Mittelmeer, zzgl zu der von Erdogan angekündigten Syrien-Kampagne (eine maritime Ukraine also). Der Hype um die Bayraktar-Drohnen mag denen sogar noch zu Kopf steigen.

Was dann?

Werden die "Grünhemden" (sowie diese FDP-Stahlfrisur) dann ebenso martialisch an der Südost-Front aufmarschieren? Oder siegt die Angst vor den hier lebenden Türken, die sich anders verhalten werden, als die leidensfähigen Russen?

Nemo Obligatur

3. Juni 2022 12:33

"..., daß man mittels Propaganda gerade woke Leute in einen Mob verwandeln kann."

Prophetische Worte. Am Ende bleiben die Menschen als Masse immer dieselben. Canetti wusste es, und viele andere auch. 

Ich habe mal den Text der Hymne der Ukraine angesehen. Würde so auch durch keine woke Kommission gehen, wenn er (landschaftlich angepasst) zur deutschen Hymne werden sollte.

RMH

3. Juni 2022 12:45

Um ehrlich zu sein:

Wenn irgend eine deutsches Staatsoper, wo Flötistinnen angeblich um 8.000 Euro brutto im Monat verdienen (es sei ihnen vergönnt - Quelle: LTO Newsletter vom 01.06.2022), in irgendeinem deutschen Konzertsaal vor dem sich dort dann unvermeidlich einfindenden deutschen "Kulturbürgern" den verstümmelten Rest der deutschen Nationalhymne vor schwarz-rot-goldenem Dekor zum Besten gäbe und die Leute dann ähnliche Reaktionen zeigen würden, wie die Besucher des Konzerts des Kiewer Sinfonieorchesters in Dresden, dann wäre mir das in etwa genauso sch...- egal, wie es den meisten deutschen Zeitgenossen egal war, was anno 43, als Goebbels seine Rede vor ca. 3tsd streng ausgesuchten Teilnehmern hielt, die dortigen Zuschauer für Reaktionen zeigten.

Was aber bleibet, stiften die Nichtwähler, die Nichtjubler, die ihr Tagwerk unbeeindruckt von allen geschichtlichen Ereignissen Ableistenden. Denn Jubelperser gab und gibt es immer und überall. Mit notwendig falschem Bewusstsein. Die gedrückten Tränchen oder die Jubelstürme kommen stets aus tiefstem Herzen.

Daher: Kein Neid auf die Ukraine wegen ein bisschen Applaus. Für kitsch- und inszenierungsfreien Patriotismus.

kikl

3. Juni 2022 13:16

"Ersatz" ist der passende Begriff.

Das letzte mal, dass sich die Westdeutschen mit "Ersatz" zufrieden gegeben haben, war in den Nachkriegsjahren 1945 bis 1950. Da gab's "Muckefuck" anstelle von Kaffee und Margarine anstelle von Butter. Als der Mangel behoben war, kam das große Fressen. Udo Lindenberg hat den Zeitgeist unvergesslich mit dem Lied "Aber bitte mit Sahne" verewigt.

Was würde erst passieren, wenn die Deutschen den Ersatz "Ukraine" mit dem Original Deutschland ersetzen könnten?

Ist das der tiefere psychologische Grund dafür, dass die Baerbocks und Habecks mit solcher Inbrunst von heute auf Morgen Ihren Pazifismus vergessen und auf HurraPatriotismus für die Ukraine umgeschwenkt haben? Das verdrängte Bedürfnis nach Heimat und Nation ist bei den westdeutschen Links/Grünen besonders groß?

Nemo Obligatur

3. Juni 2022 13:26

kikl

3. Juni 2022 13:16

"(...) Udo Lindenberg hat den Zeitgeist unvergesslich mit dem Lied "Aber bitte mit Sahne" verewigt."

Das war Udo Jürgens. Das Lied stammt von ca. 1975. Da war die Fresswelle schon 25 Jahre rum. Nichts für ungut ;-)

Laurenz

3. Juni 2022 13:32

Kinder einer sechsten Klasse revidieren ihre Entscheidung, ab dem kommenden Schuljahr Russischunterricht zu nehmen.

Wie seinerzeit ein Fehler. Vielleicht ist es gerade jetzt angesagt, Russisch zu lernen. Denn, wer weiß, was morgen ist.

Die Altlinken, die Linke & die AfD halten tapfer die friedensbewegte Stellung.

https://www.spiegel.de/politik/deutschland/bundeswehr-bundestag-linke-und-afd-scheitern-mit-intervention-gegen-100-milliarden-sondertopf-a-90bccf80-2685-4895-b933-55ce84d7a76d

https://www.nachdenkseiten.de/?p=84493

https://www.heise.de/tp/features/Wer-Frieden-will-bereite-den-Frieden-vor-7128080.html

Vielleicht können wir Selenskyj gegen Bärbock & Habeck tauschen. Nach aktueller politischer Logik wäre dann der Krampf gegen Rechts obsolet.

heinrichbrueck

3. Juni 2022 14:14

Heute Nacht wurde der Film "Frost" (arte) gezeigt, Regisseur Šarūnas Bartas. Der Litauer Rokas fährt mit seiner Freundin Inga mit Hilfsgütern an die Front in der Ukraine. Am Ende ein dummer Tod.
Rußland und Deutschland, Geschichtsschreibungen mit gefährlichen Lücken (https://test.rtde.life/europa/139965-deutschland-verdankt-seine-existenz-putin-russlands-aergernis-ueber-deutschen/). Satanowski! 

Gotlandfahrer

3. Juni 2022 14:17

Woke Leute sind der Mob, da braucht es keine Verwandlung. Allenfalls die jahrzehntelange, am Schwächekriterium orientierte Negativselektion in allen Bereichen sorgt dafür, dass der Mob nicht ganz so schlagkräftig mehr auftreten können wird, wie dann und wann in der Vergangenheit.

Allnichts

3. Juni 2022 14:24

1/2

Nicht nur der Begriff Ersatznationalismus ist in Anführungszeichen zu setzen, sondern schon der Begriff Nationalismus, denn mit Nationalismus hat das Phänomen der weitgehenden Unterstützung der Ukraine durch grosse Teile bspw. des deutschen Volkes natürlich wenig zu tun, selbst wenn gewisse Erscheinungsformen davon an Nationalismus erinnern mögen. Hier wird sich schlichtweg mit einem Staat solidarisiert, welcher einerseits als von einem übermächtigen Gegner angegriffen und unterdrückt und andererseits gleichzeitig als eigentlich der eigenen Wertegemeinschaft zugehörig wahrgenommen wird. Und gerade bei Linken und Linksangehauchten, Internationalisten und Globalisten ist es nicht unüblich, "Unterdrückern" Nationalismus abzusprechen, gleichermassen Nationalismus bei "Unterdrückten" als legitimes Mittel des Freiheitskampfes und der Selbstbehauptung anzusehen, was aber nicht mit einer Grundsympathie für Nationalismus im Allgemeinen oder einer insgeheimen Sehnsucht nach einem eigenen Nationalismus im Besonderen zu verwechseln ist, denn gedanklich steht am Ende ja weiterhin die Ausrichtung hin zur allgemeinen Entgrenzung.

Allnichts

3. Juni 2022 14:28

2/2

Der Erhalt des ukrainischen Volkes in biologischer Hinsicht und als selbstbewusste europäische weisse und Fremde ausschliessende Nation dürfte gegenwärtig jedenfalls von den wenigsten mitgedacht werden und bei einem Angriff von Russland auf z.b: Ungarn wären die Solidaritätsbekundungen sicherlich verhaltener ausgefallen, zumindest zu Beginn und danach je nach Ablauf.

Insofern sehe ich höchstens so etwas wie einen Demokratie-und-Wertegemeinschafts-"Patriotismus", einen modern-westlichen Zivilisationismus, der aber allerlei bemerkenswerte Entwicklungen und Flexibilitätsübungen der bundesdeutschen Elite mit sich bringt, von denen einige auch im Text angesprochen werden. Ich warte darauf, Scholz und Baerbock nach dem Krieg gemeinsam mit den laut Spiegel doch gar nicht so rechtsextremistischen Asow-Kämpfern den Sieg über Russland feiern zu sehen. Mehr Querfront geht kaum.

Remigio

3. Juni 2022 16:15

Allnichts

Der derzeitige Militäreinsatz Russlands ist weder eine illegale Aggression noch zielt er auf die physische Vernichtung des ukrainischen Volkes ab, sondern ist eine legale Operation zur Unterstützung der die einzig legitimen Rechtsvertreter der Ukraine als Völkerrechtssubjekt darstellenden Donbass-Volksrepubliken Donezk und Lugansk gegen die diese seit 2014 brutal durch aus illegalen bewaffneten Formationen hervorgegangenen und später in die reguläre Armee eingegliederten neofaschistische und islamistische Freiwilligenverbände und in- wie ausländische Söldner (u.a. von Academi) bekriegende illegitime, inkompetente, korrupte und fremdgesteuerte Regierung der faktisch zu einer Neokolonie der USA gewordenen Rumpfukraine.

Die Ukraine gehört weder zum westlichen Kulturkreis noch ist dieses Land eine Demokratie, sondern ein hochkorrupter Klientelstaat der USA und ein (inoffizielles) NATO-Protektorat.

Die ukrainischen Ultranationalisten sind hauptsächlich Skinheads, Hooligans und Kleinkriminelle, die ursprünglich von einem jüdischstämmigen Oligarchen (Ihor Kolomoiski) finanziert worden sind und gemeinsam mit aus Angehörigen west- und zentralasiatischer Völker zusammengesetzten - islamistisch und/oder panturanistisch orientierten - Freiwilligen aus dem Ausland gegen den mächtigsten Staat Europas mit einer weißen Mehrheitsbevölkerung und einer kulturkonservativen Regierung kämpfen.

Remigio

3. Juni 2022 16:28

RMH,

auf die Ukraine, die ein völlig verarmter und hochkorrupter Staat, der sich in neokolonialer Abhängigkeit von den USA befindet, kann man eigentlich auch als nationalmasochistischer und die Holocaust-Religion zelebrierender Deutscher keinen Neid empfinden!

Die ukrainischen Ultra-Nationalisten sind lediglich nützliche Idioten in einem Stellvertreterkrieg der USA (und Großbritanniens) gegen Russland und wären ohne die finanzielle Unterstützung von CIA, MI6, heimischen Oligarchen und rechtsextremen Netzwerken der ukrainischen Diaspora aus Nordamerika nur ein Teil des gesellschaftlichen Bodensatzes der Ukraine geblieben. Die Mitglieder des Rechten Sektors sind hauptsächlich Skinheads, Hooligans und Kleinkriminelle bzw. intelligenz- und bildungsschwache und sozial frustrierte Simps.

Mir persönlich tun die Mitglieder des Rechten Sektors sogar mehr leid als radikalisierte deutsche Islamkonvertiten oder türkischstämmige Muslime, die sich dem IS angeschlossen haben und nun völlig desillusioniert in einem Gefängnis des PKK-Pseudostaates Rojava auf die Rückkehr nach Deutschland hoffen.

Laurenz

3. Juni 2022 16:44

@Allnichts

Hier wird sich schlichtweg mit einem Staat solidarisiert, welcher einerseits als von einem übermächtigen Gegner angegriffen und unterdrückt und andererseits gleichzeitig als eigentlich der eigenen Wertegemeinschaft zugehörig wahrgenommen wird.

Überlegen Sie Sich, was Sie schreiben. Die ukrainische Führung hat genau gewußt, was passiert, wenn sie sich mit den Amis das Bett teilt. Die Russen bestimmen eben über ihre Einflußsphäre. Und Rußland wird einen nach dem anderen abarbeiten. Hierbei kann man bedenken, daß wir 2 solche Kriege am Hacken hatten oder haben Sie das vergessen? Wir wurden auch nicht gefragt, ob wir der NATO oder dem Warschauer Pakt angehören wollen.

Nicht, daß Sie mich falsch verstehen, ich befürworte überhaupt keinen Krieg, aber meine Befürwortung spielt in der Geo-Politik keine Rolle. Und die Ukraine oder Kleinrußland hat mit unseren Werten so viel zu tun, wie Rußland auch.

Imagine

3. Juni 2022 18:36

1/2

@G.K.
„Nationale Verzweiflung unter den Betroffenen, emphatischer Ersatznationalismus auf Seiten der Deutschen. Jedenfalls: Die Nation ist zurück, zwar die eigene nicht, aber immerhin eine andere…“

„Ersatznationalismus“ ist eine Deutung. Aber ist sie zutreffend?

Wie bei jeder Deutung, so stellt sich auch bei der Psychoanalyse der Identifikation mit einem Kollektiv die Frage, inwieweit Projektion auf Seiten der Deutenden eine Rolle spielt?

Generell sind die psychologischen Mechanismen klar: Man identifiziert sich mit starken und erfolgreichen Kollektiven, um selbst daran psychisch zu partifizieren und zu profitieren.

Deshalb sind bei Bayern München die meisten Fußballfans zu finden. Und deshalb ist die nationale Identifikation in den USA so stark und deshalb identifizieren sich so viele Untertanen des US-Empire mit den USA.

Das psychologische Gesetz lässt sich so formulieren:
Je ich-schwächer die Individuen sind, umso mehr identifizieren sie sich mit starken und erfolgreichen Kollektiven.

Früher haben wir uns amüsiert, wenn auf Campingplätzen Schweizer auf ihren Zelten ihre Nationalflagge anbrachten. Sie signalisierten damit, dass sie Angehörige eines reichen und erfolgreichen Nationalstaats sind. Kein Ausdruck völkischen Denkens, denn die Schweiz ist ein Vielvölkerstaat. Niemand betont dort seine völkische Zugehörigkeit zu einem bestimmten Teil der Schweizer Nation.

 

Imagine

3. Juni 2022 18:37

2/2

Völkische Zugehörigkeit wird in der Schweiz eher von Migranten zur Zeiten von Welt- oder Europafußballmeisterschaften betont, dann werden am Auto nationale Zugehörigkeitssymbole angebracht, häufig auf der einen Seite die Schweizer Flagge, auf der anderen Seite die Herkunftsnation.

Diejenigen, die in der Öffentlichkeit oder im Internet sich mit ukrainischen Nationalsymbolen kennzeichnen, manifestieren m.M.n. in erster Linie Parteilichkeit im Kriegsgeschehen mit dem US-Empire und der NATO und weniger einen „Ersatznationalismus“ zu Gunsten der Ukraine.

Die Identifikation mit den USA, der NATO und der EU ist – so meine These – die „Ersatznationalität“ für die Mehrheit der Deutschen geworden. Daneben gibt es noch die Minderheiten der Anti-Deutschen und der Völkischen.

 

Gracchus

3. Juni 2022 18:39

Peinlich, peinlich.

Nicht falsch, @Allnichts, was Sie schreiben, das trifft aber nur einen Teil der Leute, und zwar den geringeren, oder die rationale Ebene. Unbewusst brechen sich da nationalistische Gefühle Bahn, die in den Leuten schlummern; da sie aber nicht raus dürfen bezogen auf die eigene Nation, suchen sie sich ein anderes Objekt. Daher trifft Ersatznationalismus ins Schwarze.

Auf Sehrohrtiefe

3. Juni 2022 20:00

Ersatznationalismus ist noch schlechter als Ersatzkaffee, und das will etwas heißen. Ich selber notiere bereits seit Jahren ähnliche Vorgänge auf Sendern, die mit "Deutschland..." beginnen und in denen alles drin ist, nur nicht Deutschland. Man sollte es nicht weiter ernstnehmen. Hier wird nicht mal ein sorgfältig geplantes Strategiespiel aufgeführt, sondern allenfalls eine dumme Farce für Debile, ein Theaterstück vom Billigsten: Ein Territorium, das weder eine Nation ist noch eine eigene Geschichte hat, wird in einen Heldenstatus erhoben - nur das bildet die Basis, um Würmer, die seit Jahrzehnten im Dreck der Selbstleugnung suhlen, für einen kurzen Moment den Kopf heben zu lassen und einer fremden "Nation" zujubeln zu können. Man ersetze "Ukraine" durch irgendeinen - tatsächlich existierenden - Staat und erkenne die Unmöglichkeit dieses Tuns (naja, mit Ausnahme "Veitnams" vielleicht).

Meyn Geduld hat Ursach, gerde jetzt: Ab Herbst wird es wieder kalt, die Energiepreise steigen massiv, alles wird teurer, die Corona-Maßnahmen werden erneut auftauchen und vielleicht noch irgendeine aus der Dritten Welt eingewanderte andere Fake-Krankheit, und unser Sozialsystem wird durchsetzt sein von noch mehr Wirtschaftsflüchtlingen (warum sitzen in Autos mit "UA"-Kennzeichen, die man bei uns sieht, zumeist junge Männer?). Das wir dann die Zeit der Ernte sein. Vielleicht nicht seitens der AfD, aber seitens der Bewegung.

 

RMH

3. Juni 2022 21:53

@Remigio,

dass, was Sie schreiben, konnten man hier schon vor und seit Beginn der "100 Tage" in dieser oder ähnlicher Form dutzendfach lesen. Bringen Sie sich erst einmal auf den hiesigen Debattenstand, bevor Sie mit breitem Dozieren langweilen. Ansonsten: Mehr Mut zur Originalität, bitte.

Amos

3. Juni 2022 22:02

Caro Signore Remigio,

viel spricht zwar für Ihr üppigst ausgemaltes Bild des Stellvertreterkrieges. Auch der Stellvertreter selbst, wenn er sagt, die Ukraine stehe an "vorderster Front der Demokratie":

https://www.welt.de/politik/ausland/video239168913/Ukrainischer-Parlamentspraesident-Stefantschuk-zieht-bei-WELT-Bilanz-zu-100-Tagen-Krieg.html

Aber: Dass der "kulturkonservative" Gegner selber nicht korrupt, nicht mit islamistischen Söldnern (Kadirowtzy) im Einsatz, nicht mit den übelsten Methoden und einer eigenen universalistisch- multikulturellen Agenda im Hintergrund am Werk sei, glaubt wohl nur, wer von Russland lediglich Puschkins Gedichte, Rachmaninows Sinfonien und Tolstois Pazifismus kennt. Das immmerhin würde zwar für Sie sprechen, es steht aber zu befürchten, dass andere Quellen des kulturellen Austausches mit hineinspielen: Rossija Sewodnja-po nemejetzky skaschem. (ne sa schto).

Waldgaenger aus Schwaben

3. Juni 2022 22:04

Manchmal denke ich so vor mich hin.

Die USA greifen Mexiko an, erklären das Land gehörte ja eigentlich immer schon zu den USA, es sei von einer Bande von drogensüchtigen Nationalisten unterdrückt und die Bewohner warten nur auf die Befreier. Überraschenderweise schlagen die Mexikaner mit Hilfe Russlands und Chinas die US-Armee teilweise zurück. Die USA nehmen das als weiteren Beweis für den mexikanischen Nationalismus. Wenn sie lieber Mexikaner seien als US-Amerikaner, dann nur weil sie eingefleischte Nationalisten seien.

Nun denn. Wie würden die AfD und die Linke agieren, Wie die SPD, die Grünen und die CDU?

Würde Sarah Wagenknecht Verständnis für die USA äussern, denn schließlich kämen aus Mexiko die Drogen, die die US-Jugend vergiften.

Würde ein Herr Höcke mit den Schultern zucken: "Tragisch, dieser Krieg, aber nicht der unsere. Russen und Chinesen haltet Euch raus! Frieden schaffen ohne Waffen!"

 

Welche Artikel erschienen auf der sezession?

Fragen über Fragen.

 

Volksdeutscher

3. Juni 2022 22:15

Ersatznationalismus??? Zurückgekehrt sind auf jeden Fall Sentimentalität, Rührseligkeit und kitschige Kondolenzbekundungen. Der Deutsche, nachdem man seine Nation Jahrzehnte lang zur Täternation stilisierte und als solche stigmatisierte, hat diesmal unverhofft die Gelegenheit bekommen, sich an die Fremden zu klemmen und sein schuldbeladenes Gewissen durch ihre Anbetung ein Stück weit zu erleichtern. Ist er damit nicht gleich mit zum Opfer geworden? Die hohle Pose gegen den bösen russischen Aggressor deute ich nicht als Ersatznationalismus, sondern als ein Ersatzwiderstand der plumpsten Art gegen den Nationalsozialismus. Wenn nicht gar gegen jede Art von Nationalismus. Der Fremde dabei ist austauschbar: Heute sind es die Ukrainer, morgen wer weiß welche Nation, denn die Anbiederungs- und Unterwürfigkeitsgesten sind zu allen Zeiten reaktivierbar. Die Herren des Systems kennen ihre Knechte gut.

Imagine

3. Juni 2022 22:26

1/2

1945 endete das Deutsche Reich und damit der deutsche Nationalstaat. Deutschland wurde in Besatzungszonen aufgeteilt. Aus der Trizone wurde die BRD, aus der Ostzone die DDR.

Mit der Wiederbewaffnung war klar, dass jeder, der zur Bundeswehr oder NVA geht, als Befehlsunterworfener bereit sein muss, auf Deutsche im anderen deutschen Staat zu schießen.

Ein Grund, nicht zur BW zu gehen, sondern den Wehrdienst anderweitig abzuleisten.

Zudem war und ist klar, dass jeder BW-Soldat unter US-amerikanischen Oberbefehl stand und steht und damit amerikanischen Interessen und Zielen unterworfen ist.

Angesichts der Alternative nach Ende des WK II, nämlich US-Imperialismus versus Stalinismus, existierte bei geschätzt 99% der Westdeutschen eine Entscheidung für das westliche System und gegen das sowjetkommunistische.

Für uns Nachkriegsgeborene gab es den BRD-Staat, aber keine deutsche Nation mehr. Viele sahen sich politisch und kulturell als Europäer. Deutscher zu sein, hatte nur noch den Stellenwert einer Regionalbezeichnung, wie z.B. Bayer oder Niedersachse. Wir erwarteten die Bildung der Vereinigten Staaten von Europa.

Imagine

3. Juni 2022 22:28

2/2

Das Deutschland nach 1918 war durch Bürgerkrieg gekennzeichnet, das Nazi-Terrorsystem war Teil des Bürgerkriegs.

Politische Lagerbildungen gab es in Westdeutschland in der Nachkriegszeit – abgesehen bei Extremisten – nicht, auch nicht während der sog. 68er-Zeit.

Eine Bürgerkriegskonstellation und Lagerbildungen entwickelten sich nach 1970 durch die Repression und Berufsverbote und durch die Erfahrungen mit Chile 1973. Dies hat sich seitdem zunehmend verschärft. Das Bürgerkriegsdenken manifestiert sich in der der Freund-Feind-Klassifizierung.

Eine Nation im Bürgerkriegsmodus ist keine Volksgemeinschaft mehr und kann auch keine nationale Identität mehr entwickeln.

Laurenz

3. Juni 2022 22:54

@Imagine @GK

Auch diesmal kann man Ihnen nicht ganz zustimmen. Ihr Beispiel Schweiz ist prädestiniert ungünstig. In der Schweizer Nationalmannschaft spielen einige Beute-Albaner, die nicht wirklich assimiliert sind.  https://de.wikipedia.org/wiki/Albaner_in_der_Schweiz#:~:text=Von%20den%2021%20Spielern%20der,Pajtim%20Kasami%20und%20Granit%20Xhaka.

Andreas Walter

4. Juni 2022 00:41

Da capo, Herr Kubitschek! Mehr davon!

Nur, wer ist man dann, was bleibt dann noch, auf der letzten Ebene des Meta-Meta.

Jenseits von Gut und Böse. Jenseits aller Täuschung, Selbsttäuschung und Illusion.

Vater, Mann, Deutscher, Dichter. Ein Sorgender. Ein Kümmerer. Ein mit gesenktem Blick Schweigender. Ein Lächelnder. Lachender. Mit milden Augen. Wie Buddha.

Ein schönes Pfingstwochenende wünsche ich darum allen.

https://youtu.be/jCimKeQvGOw

Laurenz

4. Juni 2022 04:40

@Imagine

Das Deutschland nach 1918 war durch Bürgerkrieg gekennzeichnet, das Nazi-Terrorsystem war Teil des Bürgerkriegs.

Bitte seien Sie etwas genauer. Nationalsozialisten traten frühestens ab 1923 in Erscheinung. Unter den italienischen Verhältnissen der Weimarer Zeit versagten die bürgerlichen Parteien komplett, wie sie auch schon zu Kriegszeiten versagt hatten. Als Hitler 23 seine Haft antrat, ließ man ihn unter der Maßgabe wieder frei, wenn, durch die Instanzen marschieren zu müssen, woran er sich hielt. SA oder SS entstanden nur, weil Ihre Kumpels vom Rotfrontkämpferbund grundsätzlich die Veranstaltungen anderer Parteien mit Stahlstangen zerschlugen. Die NSDAP war deswegen grundsätzlich klamm, mit Schulden belastet, die Parteispenden reichten nicht aus. Erst die horrenden Zuwendungen Henry Fords anfang der 30er brachten hier finanzielle Entspannung.

@Waldgänger aus Schwaben

Es gab doch schon genügend Ihrer Mexikos. Dagegen formulierten Friedensbewegte Proteste, änderten aber nichts. Jetzt erleben wir eine Zeitenwende. Das hier ist wohl vorbei. https://taz.de/Lichterkette-Muenchen-Berlin/!5258547/

Allnichts

4. Juni 2022 08:21

1/2

Laurenz:

Ich glaube Ihnen und vielen anderen durchaus, dass Krieg an sich abgelehnt wird, und auch Ihr Gedanke, dass Geopolitik Machtpolitik und kein Wunschkonzert ist, ist angebracht. Es stellt sich allerdings trotzdem die Frage, weshalb so viel Verständnis für den einzigen eindeutig offensiven Kriegsteilnehmer aufgebracht wird und dessen imperialistische Absichten geradezu gutgeheissen werden. Jeder amerikanische Krieg wird strengstens kritisiert und als Beweis für das durch und durch üble Wesen der USA gedeutet, für Russland gelten aber andere Maßstäbe und das bei eigentlich allem, was es tut. Auch wäre zu beantworten, was einem Land wie der Ukraine geraten werden soll, wenn es sich schützen will, die Orientierung hin zu einem bestimmten Block aber angeblich nachvollziehbarer Kriegsgrund für einen anderen Block ist und Neutralität nicht schützt.

Der Schluss Ihrer Argumentation wäre die Aufgabe des Prinzips des Selbstbestimmungsrechts der Völker und Staaten, welches zugegebenermassen ohnehin oft eher Ideal als Realität ist, aber für Menschen aus unserem Lager doch wenigstens Ziel sein sollte. Dann gäbe es allerdings auch keinen Grund mehr, für eine deutsche oder allgemein europäische Befreiung einzutreten, denn wir befinden uns ja in der amerikanischen Einflußsphäre. Kann man nichts machen.

Allnichts

4. Juni 2022 08:25

2/2

Der Beitrag vom Waldgaenger aus Schwaben sei jedem wärmstens ans Herz gelegt, vor allem die Fragen am Ende davon.

Gracchus:

Es fehlt eine genauere Begründung. Woran machen Sie fest, dass der grössere Teil der Solidarischen mit ihrer Unterstützung ihren eigenen Nationalismus ersatzweise ausleben? Warum haben sie das nicht bei anderen getan, z.B. Ungarn oder Brexit-England?

t.gygax

4. Juni 2022 08:34

@volksdeutscher

"Die Herren des Systems kennen ihre Knechte gut".

Auf den Punkt gebracht- genau so ist es.

 

Gracchus

4. Juni 2022 08:56

Kubitschek hat es gut auf den Punkt gebracht - und zwar, weil Kubitschek in der Lage ist, Stimmungen zu lesen. Und das gilt unabhängig davon, wie man zu dem Krieg steht. Wenn @imagines Analyse zuträfe, würde man NATO- oder USA-Fahnen schwenken. Die meisten lassen sich wohl von dem medial herrschenden Narrativ mitreißen (ironisiert: "I support the current thing") und das besteht darin, Putin = böse, Ukraine = gut, Russe = brutal, Ukraine = tapfer, mutig. Und das Narrativ ist deshalb erfolgreich, weil es nationale Gefühle wachruft. Strack-Zimmermann hat es gesagt: Wir brauchen ein neues Feindbild, und das ist der Russe.

Wenn man das so pauschalisieren darf: Ansonsten herrscht in der deutschen Psyche ein ziemliches Kuddelmuddel. Aufgrund moralischer (sprich: wertebasierter) Tabus kann sich die Psyche nicht frei äußern und sucht sich andere Ventile. Daraus resultieren kognitive Dissonanzen ungeahnten Ausmaßes. Dazu gehört zum Beispiel das gestörte Verhältnis zu (soldatischer) Männlichkeit. Hinzu kommt, wie immer, die große Schuld; auffallend die Hitler-Putin-Vergleiche. Ich komme mir vor wie in einer Märchenwelt.

Gracchus

4. Juni 2022 09:03

Ihre Gedanken @Waldgänger verstehe ich nicht. Egal welches Land die USA angreifen, die deutsche Regierung würde keine Sekunde auf die Idee kommen, die USA zu sanktionieren und Waffen an das angegriffene Land zu schicken. 

 

Waldgaenger aus Schwaben

4. Juni 2022 09:32

@Graccus

es geht mir allein um die Stimmung, die im Land herrschen würde. Natürlich würde keine Bundesregierung Waffen an einen Kriegsgegner der USA liefern.

RMH

4. Juni 2022 09:51

"- und zwar, weil Kubitschek in der Lage ist, Stimmungen zu lesen."

Ja, aber er liest hier im wesentlichen die Stimmungen, die ausgerechnet der "Deutschlandfunk" wiedergibt (der Sender hat stark abgebaut). Ich lese - subjektiv! - die Stimmung ganz anders. Die wirklich deutliche Mehrheit empfindet den Krieg in Europa schlicht schrecklich und möchte, dass er so bald als möglich einfach vorbei ist und hätte auch nichts dagegen, wenn man danach auch wieder bezahlbares Gas und Rohstoffe in Russland einkaufen würde. Die Sympathien für die Ukr. sind doch eher begrenzt auf die Sympathie, die man einem Überfallenen, einem Opfer entgegenbringt. Schon bei der Frage der schweren Waffen erkennen sogar die Demoskopen eine Teilung der Meinungen. Wenn man sich jetzt am Verhandlungstisch darauf einigen würde, dass die Ukr. bspw. entlang des Dnepr geteilt werden würde, würden 90% der Deutschen einschließlich der Wähler der Grünen dies begrüßen, wenn damit dann der Krieg und das Morden vorbei wäre. Genauso, wie die Sympathien vorbei gewesen wären, wenn der Blitzkrieg Russlands geklappt hätte und der Krieg nach einer Woche vorbei gewesen wäre. Die Ukraine war und ist sicher keine Herzensangelegenheit der Deutschen (daher auch die massive Emotionspropaganda). Im Übrigen verweise ich auf meinen ersten Beitrag - Jubelperser waren und sind nicht die Meinung eines Volkes.

Imagine

4. Juni 2022 11:01

1/2

Die Nation ist ein kollektiver Schutz- und Solidarzusammenhang und Nationalismus ist ein emotionaler und identitätsmäßiger Ausdruck einer erlebten nationalen Gemeinschaft.

Die politischen, wirtschaftlichen und militärischen Funktionen des Nationalstaats haben – so die These - transnationale Zusammenhänge übernommen: die EU, die NATO und das US-Empire. So auch für Deutschland Die Bundeswehr ist keine „Volksarmee“, sondern Teil der NATO und untersteht US-Oberbefehl.

Es hat sich tatsächlich so etwas wie ein „Ersatznationalismus“ entwickelt, der sich ideologisch und emotional auf die EU, die NATO und die USA bezieht. Die Rede von der „Schutzmacht“ USA oder dem „Weltpolizisten“ USA ist Ausdruck davon und die Menschen fühlen sich tatsächlich von der NATO und den USA beschützt.

Das findet auch symbolischen Ausdruck, vor allem in der Sprache. In der Medizin beispielsweise sind die früher lateinischen Fachbezeichnungen durch anglo-amerikanische ersetzt. Die Kleidung ist auf die USA ausgerichtet, so z.T. T-Shirts mit Logos US-amerikanischer Universities. Das Fernsehen und die Musik – überhaupt generell die Konsumkultur – sind US-amerikanisiert.

Imagine

4. Juni 2022 11:13

2/2

Viele der „nationalen“ Rechten – nicht nur in Deutschland, sondern im US-Empire insgesamt - waren und sind noch Fans des US-Präsidenten Trump, obwohl dieser „America first!“ propagierte, was natürlich bedeutete, dass die Vasallenstaaten „second“ bleiben sollen.

Spricht dies nicht für eine These vom US-Empire als „Ersatznation“?

Der Krieg in der Ukraine wird in der Öffentlichkeit nicht als Krieg der USA und der NATO gegen Russland dargestellt, was dieser in Wirklichkeit ist, sondern als militärische Selbstverteidigung der Ukraine. Daher auch die ukrainische Symbole und nicht US- und NATO-Symbole.

Aber die Parteilichkeit der Medien und der Politik ist eindeutig pro USA und pro NATO.  Man will den Krieg eskalieren, aber ihn als Stellvertreterkrieg führen und militärisch regional begrenzt halten.
 

wbs47

4. Juni 2022 11:58

@Allnichts

"Jeder amerikanische Krieg wird strengstens kritisiert und..." ist wieder so ein klassisches Beispiel für die Umkehrung von Offensichtlichem zur Untermauerung des eigenen Standpunktes. Jeder amerikanische Krieg wird eben NICHT strengstens kritisiert! Da wird eher ein Kanzler kritisiert, der nicht mitmacht. Jedenfalls in der absoluten Mehrheit außerhalb geschlossener Zirkel wie diesem hier und einigen wenigen anderen. Daher ist es eine einfache "Spiegelung", wenn man geopolitische und andere Argumentationsansätze auch den Russen zubilligt.

Allnichts

4. Juni 2022 13:21

wbs47:

Der anzitierte Satz ist selbstverständlich im Zusammenhang mit dem Satz davor zu verstehen, welcher auf rechte Kreise bezogen war. Davon ab werden amerikanische Kriege auch allgemein durchaus kritisch betrachtet, wenn natürlich auch nicht von jedem und überall im selben Ausmaß. Was Sie theoretisch spiegeln können, ist, dass sich die USA trotz der Kritik immer wieder das Recht rausgenommen haben, Kriege zu führen, und Russland dies deshalb auch darf. Oder Sie sprechen sich schlichtweg gegen imperiale Kriege aus, von wem auch immer.

Volksdeutscher

4. Juni 2022 13:25

@Imagine 2/2 - "Das Deutschland nach 1918 war durch Bürgerkrieg gekennzeichnet, das Nazi-Terrorsystem war Teil des Bürgerkriegs."

Sie beschreiben das falsch. An den bürgerkriegsähnlichen Zuständen waren weder die Nationalsozialisten noch die Kommunisten schuld. Sie, die am Bürgerkrieg teilnahmen, waren doch nicht dessen Verursacher. Was den Terror anbelangt: Er in seiner Tiefe und Wucht entsprach dem Ausmaß der Niedertracht und Gemeinheit, die man der deutschen Nation zukommen ließ. Und überhaupt: Was für edle Schritte erwartet man denn von Getretenen? Hierzulande feiert man offiziell aber immernoch jenes Monstrum namens Weimarer Republik. Was man an ihm bejubelt, sind Verfall von Bildung, Kultur und Sitten, sowie gesellschaftliche und nationale Auflösungserscheinungen. Heute haben wir das Gleiche nur im vergrößerten Maßstab, daher der Jubel. Es gibt viel Geschwafel über jenen Abschnitt der deutschen Geschichte. Nicht die Auflösungserscheinungen deutscher Staatlichkeit beklagen Historiker, sondern daß sie für 12 Jahre ausgesetzt wurde. Damit erfährt die Auflösung deutscher Staatlichkeit historische Legitimation.

RMH

4. Juni 2022 14:19

"Jeder amerikanische Krieg wird eben NICHT strengstens kritisiert!"

Kommt ganz darauf an, welche Perspektive man einnimmt bzw. wen man dazu beobachtet. Von allem, was rechts-neurechts und ganz links ist (früher sogar bei den Günen), wurden diese Kriege IMMER kritisiert und bei Rechten als Argument für die seltsamsten Beschreibungen von VSA bis USRAEL benutzt.

Wenn sie hingegen auf die Tagesschau oder den jeweiligen Regierungssprecher abstellen, dann wurde da in der Tat nichts bis allenfalls am Rande nur ein bisschen kritisiert. 

Ich hatte Allnichts so verstanden, dass er auf die Debatten der Opposition und auch auf die Debatten hier im Forum Bezug nimmt.

Und im Übrigen gilt der allgemeine Grundsatz, dass nichts besser oder erlaubt ist, was falsch ist, nur weil es ein anderer in der Vergangenheit sanktionslos gemacht hat.

PS: Wenn man gelb und blau, die Farben der Ukraine, mischt, ergibt sich grün. Evtl. erklärt dieser Umstand das überraschende Engagement der Grünen für die Ukraine.

Gustav

4. Juni 2022 14:32

@ Allnichts

Meinereiner kennt Deutsche in Russland, die ernsthaft behaupten, daß es sich in Russland „freier“ leben lasse als in Deutschland, wenn man sich nicht in Dinge einmischt, aus denen man sich besser heraushalten sollte. Für Deutsche ist das ideal. Die halten sich sogar schon aus Dingen heraus, die sie absolut etwas anzugehen hätten. Putin und die Deutschen wären sozusagen die absolute Traumkombi. Es würde nicht lange dauern, bis die Deutschen ihren Putin heiß und innig lieben, und zwar so, daß Frau Merkel Gift & Galle spucken würde vor Neid. Wie eine mißgünstige Stiefmutter auf dem Altenteil. Dann hätte Putin auch noch den Vorteil überhaupt: Er ist ein Mann. Ein richtiger Mann! Nicht so ein westlich effeminierter Punzenfiffi und Beischlafbettler. Und die Russinnen – diese wundervollen Seelen und sagenhaften Grazien – würden deutsche Frauen endlich wieder aufs richtige Gleis setzen. Anmut & Liebreiz würden wieder regieren anstatt blödes Gekeife und notorisch östrogenale Klugscheißerei. Wenn ich mir das recht überlege, dann bin ich sowas von ein „Putin-Versteher“, daß ich selbst ganz erstaunt bin.

Gustav

4. Juni 2022 14:54

@ RMH

Mit Dank an Joachim Haack, der mich auf das folgende Zitat von Arundhati Roy aus dem Jahr 2003 (!) hingewiesen hat: „Die Demokratie, die Heilige Kuh der modernen Welt, befindet sich in der Krise. Und es ist eine tiefgreifende Krise. Im Namen der Demokratie werden alle Arten von Verbrechen begangen. Aus ihr wurde wenig mehr als ein ausgehöhltes Wort, eine hübsche Schale, jeglichen Inhalts oder Sinns entleert. Sie ist so, wie man sie haben will. Die Demokratie ist die Hure der freien Welt, bereit, sich nach Wunsch an- und auszuziehen, bereit, die verschiedensten Geschmäcker zufriedenzustellen. Man nutzt und missbraucht sie nach Belieben.

„Lebenshilfe vom russischen Außenminister Lawrow für die Verschreckten in Arundhati Roys „westlichen Demokratien“: „Wenn Sie nachts wegen des Russland-Ukraine-Konflikts nicht schlafen können, habe ich einige Vorschläge für Sie, um Sie zu beruhigen: Stellen Sie sich vor, das passiert in Afrika. Stellen Sie sich vor, das passiert im Nahen Osten. Stellen Sie sich vor, die Ukraine ist Palästina. Stellen Sie sich vor, Russland sind die USA.

Eines großen und glorreichen Tages wird sich der Herzenswunsch der einfachen Leute des Landes letztendlich erfüllen und das Weiße Haus mit einem wahren Idioten geschmückt sein.“ ( Henry Louis Mencken )

Waldgaenger aus Schwaben

4. Juni 2022 14:55

@Allnichts

Mein Gedankenexperiment lege ich jedem ans Herz, der sich wähnt, aus einer objektiven, neutralen Perspektive zu denken.

Ich räume ein, dass ich bei einem Überfall der USA auf Mexiko gegen Sanktionen und gegen Waffenlieferungen wäre, weil wir aufgrund der eigenen militärischen Schwäche und wirtschaftlichen Abhängigkeit uns diese nicht leisten könnten.

Doch das Szenario ist unrealistisch, würde ein US-Präsident in einem Angriffskrieg in den ersten 100 Tagen solche Niederlagen einstecken müssen, wie Putin, hätte er keine Mehrheit mehr im Senat und im house, würde er längst mit dem Gegner und seinen Unterstützern verhandeln und der Armee befehlen, die erreichte Front, eventuell mit Rückzügen zur Begradigung, zu halten und keine weiteren Offensiven mehr zulassen. Das politische System der USA ist durch die checks und balances krisenfester als das russische, das chinesische oder das unsrige.  Dürfte ich eine Verfassung schreiben, würde ich es übernehmen und zusätzlich sieben Höchstrichter einzeln im Turnus von zwei Jahren einmalig auf vierzehn Jahre direkt durch das Volk wählen lassen.

Die Schweizer direkte Demokratie, die ich  bis vor Kurzem bevorzugte, setzt ein politisch reiferes Volk als das deutsche voraus.

Gustav

4. Juni 2022 14:59

@ RMH

"Und im Übrigen gilt der allgemeine Grundsatz, dass nichts besser oder erlaubt ist, was falsch ist, nur weil es ein anderer in der Vergangenheit sanktionslos gemacht hat."

Tatsächlich ist es jedoch so, daß die empörtesten „Whataboutismus!“-Plärrer zuverlässig diejenigen sind, denen ein Whataboutismus am heftigsten auf die eigenen Füße gefallen ist. Das beste Mittel gegen dieses „Kindergartenniveau“ ist es, von vornherein auf solche Schuldzuweisungen zu verzichten, von denen man wissen kann, daß sie zu nichts anderem führen werden, als dazu, den Spiegel vorgehalten zu bekommen.

Gustav

4. Juni 2022 15:14

@ Waldgaenger aus Schwaben

Manchmal denke ich so vor mich hin.

Die USA greifen Mexiko an, erklären das Land gehörte ja eigentlich immer schon zu den USA....

Hatten wir schon...

https://de.wikipedia.org/wiki/Mexikanisch-Amerikanischer_Krieg

RMH

4. Juni 2022 15:14

@Gustav,

na dann viel Spaß mit den Russinnen. Die erwarten aber auch ein bisschen was von einem Mann (insbesondere von seinem Bankkonto - saufende Versager mit Bierplauzen haben die nämlich zu Hause selber mehr als genug) und wenn ein Mann nur einen deutschen oder EU-Pass zu bieten hat, dann freuen sich die Kollegen aus der Abteilung Familienrecht sobald das Bleiberecht da ist.

PS: Zu Hause wohl ne alte Fregatte am Start, oder was soll das unterirdische Gelaber? Aber ausgerechnet Russinnen sollen jetzt die Lösung für deutsche Pantoffelhelden und  deutsche Tanten Prusseliesen sein ... selten so gelacht. 

heinrichbrueck

4. Juni 2022 15:36

Die Demokratenerziehung scheint bei manchen eine Ersatzrealität geschaffen zu haben. Als ob jemand angegriffen werden könnte, der die weiße Jugend mörderischen Drogen aussetzt oder sonstigen unsittlichen Verhaltensweisen ausliefert. 
Die Amerikaner wurden in den 1. Weltkrieg getrieben, mit Hilfe der Presse kriegsreif geschossen, den gleichen Zielen und Propagandaorganen überlassen, wie heutzutage die angeschlossenen Vasallengebiete. Es stimmt schon, Scholz bremst im Rahmen seiner Möglichkeiten, aber es wird nicht ausreichen. Scholz ist nicht in der Position eines Staatsmannes, eigenständig regieren zu können. Antiweiße Kriegsbeteiligungen. 
Widerstand gegen den Nationalsozialismus. Für leichtgläubige Propagandaopfer, die ihr Opfergehabe als Gewissen ausgeben, läuft es meistens so: Wer nicht gegen Hitler ist, muß für Hitler sein. Es fällt die Maschinerie dahinter überhaupt nicht auf. 

Gracchus

4. Juni 2022 19:10

@RMH

Das trifft natürlich nur die Stimmung derjenigen, die Fahnen schwenken.

@Allnichts

Ungarn, Brexit = böser Nationalismus.

@Waldgänger

Irgendwie scheint der Afghanistan-Krieg an Ihnen vorübergegangen zu sein. Nix mit checks & balances. Nach ein paar Jahren war klar, dass das nix wird. Was sollte es auch? Man hat dann noch mehr als 1 Jahrzehnt gebraucht, um rauszukommen. 

Im Übrigen habe ich Putin nicht verteidigt, ich bin auch auf Seiten des ukrainischen Volks, dessen Mehrheit sich nicht unterwerfen will, ich bin auch nicht antiamerikanisch. Ich stelle nur nüchtern fest: Wer sich Afghanistan und Irak geleistet hat, sollte nicht mit wertebasierter Aussenpolitik kommen, und die US-Interessen sind nicht dieselben wie die europäischen. 

 

Remigio

4. Juni 2022 19:42

Amos,

die auf russischer Seite kämpfenden und sich zu heterodoxen, mystisch-volkstümlichen Richtungen des Islam bekennenden Angehörigen der tschetschenischen Einheiten sind aus orthodox-islamischer Sicht Häretiker und Apostaten, die von jedem orthodoxen oder ultra-orthodoxen (salafistischen) islamischen Religionsgelehrten mittels der islamischen Exkommunikation (Takfir) aus der Gemeinschaft der Rechtgläubigen ausgeschlossen würden und bereits worden bzw. weiterhin werden.

Der Ausprägungsgrad und der Umfang der Korruption in Russland sind nachweisbar deutlich geringer als in der Ukraine.

Multikulturalismus gibt es in Russland nicht, sondern nur eine russische Leitkultur, die jedoch nicht so intolerant und exklusivistisch ist wie diejenige Chinas oder der islamischen Welt.

 

 

Remigio

4. Juni 2022 19:48

heinrichbrueck

Wurde diesem Hitler gegen den die angelsächsischen Mächten immerzu zu kämpfen vorgegeben haben nicht von denselben ursprünglich zur Macht verholfen?

Die Machteliten des Britischen Imperiums und der USA haben doch den Aufstieg und die Machtübernahme der NSDAP durch klandestine Finanztransferleistungen überhaupt erst ermöglicht!

 

Remigio

4. Juni 2022 19:52

RMH,

russische Frauen sehen im Durchschnitt nicht besonders gut aus, altern schlecht und sind eher langweilig.

Abgesehen einmal von der Tatsache, dass die Russinnen auf die Sie sich beziehen meist ethnischen Minderheiten angehören, nur eine Gruppe aus vielen anderen Anwärterinnen aus verschiedenen Ländern von Rumänien über die baltischen Staaten bis zum angeblich reichen Polen dargestellt haben und längst von Ukrainerinnen und Moldauerinnen verdrängt worden sind, weil Russlands Lebensstandard sich deutlich gesteigert hat und die realen Lebensverhältnisse im sogenannten Westen in Russland immer größeren Bevölkerungsschichten bekannt werden.

Herr K aus O

4. Juni 2022 20:03

Ja, man ist erstaunt: “Süß und ehrenvoll ist es, für’s ukrainische Vaterland zu sterben”. Und als Mittfünfziger, der den Aufstieg der Grünen - als Jugendlicher selbstverständlich nicht ohne Sympathie - wundert man(n) sich darüber, dass ehemalige Kriegsdienstverweigerer plötzlich von der Tapferkeit der Ukraine schwärmen. Genau die Leute, die früher gefragt haben: “Und hast Du verweigert? Nein? Aber Du hättest es doch können?” usw. Besonders interessant ist  “Campino”, der unter den heutigen Umständen nicht verweigern würde. Sehr pikant, weil jener einen 18-19 jährigen Sohn hat. Ich würde sagen, wenn es so weiter geht, haben wir in 1-2 Jahren wieder eine Wehrpflicht. Oder müssen die Söhne von Leuten, die auf der Gottbegnadetenliste stehen, nicht zum Bund?

Remigio

4. Juni 2022 20:17

RMH,

wie Sie so eben durch das Lesen eines älteren Kommentars von Ihnen erfahren habe glauben Sie ernsthaft an die Richtigkeit des Narratives von der Annexion der Krim? 

Der autonome Staatsteil Krim hat sich im Jahre 2014 auf Initiative der Mehrheit ihrer Bevölkerung mit militärischer Unterstützung Russlands und in Reaktion auf die von den USA durch einen verdeckten Eingriff herbeigeführten gewaltsamen Regierungswechsel von der Ukraine abgespalten und sich anschließend kraft demokratischer Legitimation eines von der Majorität der wahlberechtigten Bevölkerung in einem Plebiszit geäußerten, authentischen Votums mit Russland wiedervereinigt.

Teil 1

 

Remigio

4. Juni 2022 20:22

RMH

Übrigens hat sich der Souverän der ASSR Krim bereits im Februar des Jahres 1991 und damit vor dem im August desselben Jahres durchgeführten Unabhängigkeitsreferendums in der gesamten Ukraine in einem Souveränitätsreferendum für den Austritt aus der Ukrainischen SSR ausgesprochen, um der Krim die Teilnahme als eigenständigem Gliedstaat der UdSSR an dem von Gorbatschow vorgeschlagenen neuen Unionsvertrag zu ermöglichen. Die Krim hat damit formal-rechtlich gar nicht mehr zur Ukraine gehört, was jedoch damals von der Ukraine mit dem Verweis darauf, dass dies nur vom - zum damaligen Zeitpunkt bereits quasi zerfallenen - sowjetischen Zentralstaat endgültig geklärt, sprich gebilligt und damit rechtskräftig bestätigt werden könnte, zurückgewiesen wurde, weshalb die Krim sich bis 1995 nach der Unabhängigkeit der Ukraine in einem völkerrechtlichen Schwebezustand befunden hatte, woran auch die Zugeständnisse von Seiten des ukrainischen Zentralstaates an die Krim durch die Gewährung eines durchaus weitreichenden Autonomiestatus innerhalb des ukrainischen Staates nichts änderten. Im Jahre 1995 besetzte die - damals vom angeblich pro-russischen Präsidenten Kutschma regierte - Ukraine die autonome Republik Krim und gliederte diese gewaltsam unter Einsatz militärischer und geheimdienstlicher Zwangsmittel in ihren eigenen Staatsverband ein (Annexion) und ermordet auch noch den damaligen Präsidenten des autonomen Staatsteils mit Gift.

Teil 2

RWDS

4. Juni 2022 21:11

Ich habe mir vor lauter Euphorie mein Azov-Einhorn von der Weste gerissen.

Laurenz

4. Juni 2022 23:10

@Remigio @Heinrichbrück

Wurde diesem Hitler gegen den die angelsächsischen Mächten immerzu zu kämpfen vorgegeben haben nicht von denselben ursprünglich zur Macht verholfen?

Die Machteliten des Britischen Imperiums und der USA haben doch den Aufstieg und die Machtübernahme der NSDAP durch klandestine Finanztransferleistungen überhaupt erst ermöglicht!

Der nächste Märchenerzähler auf der SiN. Belegen Sie Ihre Phantastereien.

@Remigio @RMH

russische Frauen sehen im Durchschnitt nicht besonders gut aus, altern schlecht und sind eher langweilig.

Meine angeheuerte Hausdame, die bei mir nach dem Rechten sieht, ist Russin, mit einem Deutschen verwitwet. Aufgrund meiner persönlichen Erfahrungen, die ich in Osteuropa gemacht habe, sehen nach den aktuellen westlichen Maßstäben Moldawierinnen im Schnitt am besten aus. Der Unterschied basiert aber im wesentlichen darauf, daß, wie Sie Selbst schreiben, man in Rußland einigermaßen leben kann. Für den weiblichen Rest von Osteuropa gilt, das Aussehen ist das einzig echte Kapital.

@RMH

Ihre letzten Beiträge sind unterste Schublade, unwürdig.

Waldgaenger aus Schwaben

4. Juni 2022 23:14

@Graccus

Dass die USA eine wertebasierte Aussenpolitik betreiben, habe ich nie behauptet, sondern nur eine halbwegs rationale.

In Afghanistan haben die westlichen Staaten 3600 Soldaten in 20 Jahren verloren,

Verluste in Afghanistan

Die USA hat fast eine Billion Dollar investiert, Geld das ja jemand verdient hat, und was dann vielleicht auch das lange Verbleiben dort erklärt.

Sicher wäre es vernünftig gewesen, dort früher raus zu gehen. Aber nie, never ever, brachte Afghanistan  oder Vietnam oder Irak die USA auch nur an den Rand einer Staatskrise. Aus Vietnam sind sie nach ca 60 000 gefallenen GIs in 10 Jahren raus und konnten die Niederlage offen zugeben. Innenpolitische Folgen? Keine wesentlichen. Das meinte ich mit krisenfest und check and balances.

Russland hat seriösen Schätzung zufolge  um die 30 000 Mann in 100 Tagen verloren und keine Exit-Strategie für die Ukraine, sieht jedenfalls nicht so aus. Ein Rückzug wie der in den USA in Vietnam oder auch nur Afghanistan, würde das System dort zu Fall bringen.

links ist wo der daumen rechts ist

5. Juni 2022 00:33

Fuck Ukraine

 

Ich glaube, daß die Parteinahmen im linksliberalen Mehrheitssumpf für eine ach so wehrhafte Ukraine sehr einfach motiviert sind.

Durch Corona innerstaatlich in eine Kriegsbegeisterung getaumelt (ich habe wieder einmal Kraus‘ „Die letzten Tage der Menschheit“ gelesen und nur so gestaunt), ist man jetzt auf gut-böse getrimmt (der „Kampf gegen rechts“ tat sein übriges) und sucht – wie weiland die alten Linken mit ihren Solidaritätsbekundungen für die diversen Befreiungsbewegungen und „Verdammten der Erde“ – nun den einen manichäischen Befreiungskampf als Zeichen eines Weltgefechts, ohne zu bemerken, daß es gerade diese beschissene Hypermoral ist, die keine Befriedung, sondern Vernichtung will (das Baerböckchen: die Ukraine muß siegen…; die gute Alice Schalek war gegen diese kriegsgeilen Kiebitze der berühmte Lercherlschas).

Man kann und muß kein Fan eines Gregor Gysi sein, aber hier liest er der dumm grinsenden Göre die Leviten:

https://www.youtube.com/watch?v=3Hj5JMYbD4Y

Die Ukraine hat mit Europa so viel zu tun wie Nordafrika, die Levante oder Kleinasien – nämlich gar nichts (wer wußte bis vor kurzem, daß sich in Mariupol das größte „europäische“ Stahlwerk befindet?).

Vielleicht wäre das sog. „Ostimperium“ 1918 ein Ansatz zur Europäisierung gewesen, aber leider…

Gnaeus

5. Juni 2022 07:28

@ Waldgänger

Ein Volk kann politisch nicht reifen, wenn es nicht an der Politik partizipieren kann. Man müsste den Schritt einfach wagen.

Politische Reife: In der Schweiz hat man Ende der 80er mit dem Jura einen neuen Kanton geschaffen, weil der französischsprachige und katholische Teil des Kanton Berns nicht in diesem verbleiben wollte.

Zum Whataboutismus: Ich habe/hätte sogar ein gewisses Verständnis, wenn die Amerikaner vor ihrer Haustüre Ihre Interessen durchsetzen. Sie machen das in den letzten Jahrzehnten aber nicht vor ihrer Haustüre, sondern irgendwo auf der Welt, aktuell in der Ukraine. Ohne gross Sympathien für das russische System zu haben, habe ich wesentlich mehr Verständnis für das russische Agieren als für das amerikanische.

Und wenn wir schon von politischer Reife reden, so müssten gerade westeuropäische Staaten die Reife erlangen, eigene Interessen durchzusetzen, nicht amerikanische.

brueckenbauer

5. Juni 2022 08:00

Jedenfalls scheint es mir unangebracht, den Nationalismus zu romantisieren.  Was heißt denn Nationalismus heute konkret, wenn man sich die kosovarischen und die ukrainischen Nationalisten anschaut? Man wirft sich aus vulgärem Hass auf die Nachbarnation einem Imperium zu Füßen und verkommt zum bloßen "Militärstützpunkt" dieses Imperiums.

Die Grundfrage unserer Zeit ist die Frage nach dem letztendlichen Ziel: Wollen wir Bananenrepublik eines Imperiums im ewigen Kriegszustand sein oder wollen wir eine nachbarliche Rechtsordnung? Die ist nattürlich weniger anschaulich zu greifen, aber es würde sich lohnen, dafür einzutreten.

Götz Kubitschek

5. Juni 2022 09:19

Badeschluß. Frohe Pfingsttage!

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