Technische Störung – 5 Jahre Videobeweis

von Jörg Seidel -- Der Videobeweis ist nun schon fünf Jahre alt – und ich halte ihn noch immer für einen Fehler!

Daß er Vor­tei­le mit sich bringt, sei damit nicht geleug­net, eben­so­we­nig wie die trau­ri­ge Ein­sicht, daß er wohl unter den jet­zi­gen Bedin­gun­gen nicht wie­der ver­schwin­den wird, daß man ihn „ver­bes­sern“ wird und daß er wei­ter­hin den Kern des Fuß­balls aus­höh­len wird. Er ist einem hoch­in­va­si­ven Viren­pro­gramm ver­gleich­bar, das zwar recht sicher gegen Viren schützt, durch sei­ne Sys­tem­be­las­tung die­ses aber so sehr schä­digt, daß man es selbst zum Super-Virus erklä­ren könnte.

Sei­ne Vor­zü­ge sind offen­sicht­lich: kras­se Fehl­ent­schei­dun­gen des Schieds- und Lini­en­rich­ters wer­den oft­mals aus­ge­schlos­sen, ins­be­son­de­re dann, wenn metri­sche Maße ins Spiel kom­men oder wenn Din­ge pas­sie­ren, die nicht im Sicht­feld des Unpar­tei­ischen lie­gen. Eine Rem­pe­lei hin­ter sei­nem Rücken etwa oder eine deut­li­che Abseits­stel­lung wer­den erkannt, ein weit hin­ter der Tor­li­nie ein­schla­gen­der oder her­aus­ge­fisch­ter Ball gilt nun als Tor. Frei­lich sind sol­che Fäl­le äußerst sel­ten, könn­te man die Tech­nik auf Der­ar­ti­ges beschrän­ken, gäbe es weit weni­ger Gegen­ar­gu­men­te. Die Stö­rung des Spiel­flus­ses könn­te in sol­chen Fäl­len durch­aus akzep­tiert wer­den – sie käme ohne­hin nur sel­ten vor.

Pro­ble­ma­tisch ist der VAR in ers­ter Linie bei knap­pen oder flie­ßen­den Ent­schei­dun­gen und da der Sport ein sehr dyna­mi­scher ist, der sich aus zahl­rei­chen beweg­li­chen Gleich­zei­tig­kei­ten zusam­men­setzt, muß ein tech­ni­sches Sys­tem, das die je ein­zel­ne und her­aus­ge­ho­be­ne Akti­on bewer­tet, mit dem Wesen des Spiels, sei­ner Kom­ple­xi­tät und Beweg­lich­keit, Fluß, Flow, Flui­di­tät – der letzt­lich auch für die hohe Emo­tio­na­li­tät auf dem Feld und auf den Rän­gen ver­ant­wort­lich ist, die sich zudem wie­der­um per­ma­nent in die Dyna­mik ein­speist – kollidieren.

Der VAR zer­hackt die Emo­ti­on. Die Tat­sa­che ist alt­be­kannt. Ein Tor wird erzielt, die Spie­ler jubeln, das Sta­di­on tobt … und dann hebt der Schieds­rich­ter die Hand, ein unan­ge­neh­mer Koitus Inter­rup­tus, oft eine gefühl­te Ewig­keit dau­ernd und mit offe­nem Ergeb­nis. Erfährt man ihn mehr­fach in 90 Minu­ten, schlägt die Freu­de am Spiel in Frust um. Der Video­be­weis ist ein Liebestöter.

Man hat sich mitt­ler­wei­le dar­an gewöhnt, ihn zu akzep­tie­ren, wenn ein Spie­ler der angrei­fen­den Mann­schaft ein paar Mil­li­me­ter im Abseits gestan­den hat oder der Ball jeman­dem unver­se­hens an die Hand gesprun­gen ist. Die­se Mil­li­me­ter sind jedoch jen­seits der mensch­li­chen Wahr­neh­mungs­fä­hig­keit: in einem Spiel von zwei Mal elf Spie­lern und drei Schieds­rich­tern, von min­des­tens 24 Men­schen, nebst zehn­tau­sen­den Zuschau­ern viel­leicht, zehn­tau­sen­den Men­schen also, hat die Tech­nik das Ruder über­nom­men. Der inne­ren Fort­schritts­lo­gik gemäß, muß ein ein­mal ein­ge­schla­ge­ner Weg zu Ende gegan­gen wer­den, ein Abbre­chen oder gar Zurück gilt als undenk­bar, auf­tre­ten­de Para­do­xien wer­den durch neue tech­ni­sche Lösun­gen gere­gelt und per­p­etu­iert, erst der Sys­tem­crash auf­grund unauf­heb­ba­rer Wider­sprü­che ver­langt ein Neudenken.

Wir befin­den uns in einer Art von Zen­ons Para­dox. Achill hal­biert oder ver­kürzt jeweils die Stre­cke zur Schild­krö­te, aber wird sie nie errei­chen. Die Dif­fe­ren­zen wer­den immer fei­ner und klei­ner, aber ent­schie­den wer­den müs­sen sie doch. Gro­be Fehl­ent­schei­dun­gen wer­den wei­test­ge­hend aus­ge­schlos­sen, dafür kommt eine gro­ße Men­ge an klei­ne­ren hin­zu, die dem mensch­li­chen Auge bis dato oft­mals nicht auf­ge­fal­len sind. Wir dis­ku­tie­ren nun über Din­ge, die vor­dem inexis­tent oder zumin­dest irrele­vant waren. Je fei­ner die Tech­nik, umso dif­fi­zi­ler die Ent­schei­dun­gen. Die tech­ni­sche Lösung der intrin­si­schen Pro­ble­me ver­la­gert die­se nicht nur nach hin­ten, son­dern ver­mehrt sie ten­den­zi­ell auch numerisch.

Die schieds­rich­ter­li­che Ent­schei­dung ist dabei nicht auf­ge­ho­ben, sie wird nur in die Mikro­be­rei­che ver­scho­ben und dort gibt es wei­ter­hin Fehl­ent­schei­dun­gen en mas­se. Und das kann auch gar nicht anders sein, denn in einem kom­ple­xen Bewe­gungs­spiel voll­kom­me­ne Kor­rekt­heit errei­chen zu wol­len, ist wider­sin­nig. Die Zahl absur­der VAR-Ent­schei­dun­gen ist jetzt schon Legion.

Ab wann ist eine Grät­sche gesund­heits­ge­fähr­dend, wo exakt beginnt die Fuß­soh­le, wo beginnt ein Arm, wer berührt bei einem Preß­schlag zuerst Ball oder Geg­ner, wel­ches Kör­per­teil hat als das vor­ders­te zu gel­ten, was exakt ist eine absicht­li­che Hand­be­we­gung oder eine unna­tür­li­che Arm­hal­tung? Die­se und vie­le ande­re Fra­gen ken­nen kei­ne fes­ten defi­ni­to­ri­schen Fest­le­gun­gen, sie lie­gen erneut im Auge des Betrach­ters, der sie nun am Bild­schirm anstatt live zu bewer­ten hat.

Da wer­den Abseits­ent­schei­dun­gen von Haa­res­brei­te getrof­fen. Wer aber bestimmt exakt den Moment, in dem der Ball – ein dehn­ba­res Spiel­werk­zeug – den Fuß des Paß­ge­bers ver­las­sen hat? Eine Hun­derts­tel Sekun­de Unter­schied und die ver­meint­li­che Abseits­si­tua­ti­on wäre eine ande­re. Selbst der omi­nö­se Strich, der über glei­che Höhe ent­schei­den soll, hat noch immer eine Dicke und beein­flußt damit das Ergeb­nis, von mini­mal ent­stell­ten Kame­ra­po­si­tio­nen ganz zu schweigen.

Und über­haupt: wer ent­schei­det über­haupt, wel­che Situa­ti­on ansichts­wür­dig ist oder nicht? Men­schen, in irgend­ei­nem Kabuff, meist ohne ver­gleich­ba­re Spiel­erfah­rung, vie­le Kilo­me­ter ent­fernt an Fern­seh­schir­men. Kann es sein, daß eine heim­li­che Sym­pa­thie für eine Mann­schaft oder ein schwe­len­der Kon­flikt mit einem Trai­ner oder tau­send ande­re Sachen den Wil­len, eine VAR-wür­di­ge Tat über­haupt wahr­zu­neh­men, beeinflussen?

So wirft die tech­ni­sche Lösung zahl­rei­che neue Fra­gen auf und es sind in Wahr­heit noch vie­le mehr. Der Fuß­ball ist in die Klau­en der Tech­nik gera­ten, die­se ist über­haupt erst Vor­aus­set­zung für jene unheil­vol­le Ent­wick­lung – nicht die Sport­ler, nicht die Fans ent­schei­den letzt­lich über ihren Ein­satz, sie hat sich unter Mit­hil­fe mensch­li­cher Hand­lan­ger – mit sicher oft gutem Wil­len – de fac­to selbst inthronisiert.

Dabei lebt der Sport von sei­nen Unwäg­bar­kei­ten. Als Frank Lam­pard 2010 im Ach­tel­fi­na­le der WM gegen Deutsch­land den Ball unter die Lat­te nagel­te und die­ser einen Meter hin­ter der Tor­li­nie auf­schlug, um Neu­er danach vor die Füße zu fal­len, da war die Unge­rech­tig­keit der mensch­li­chen Wahr­neh­mung mit den Hän­den zu fas­sen. Tor­li­ni­en­tech­nik – die kei­ne mensch­li­che Inter­pre­ta­ti­on ver­langt – hät­te dies ver­hin­dert. Hier scheint der Ein­satz der Tech­nik sinn­voll. Den­noch ver­liert der Fuß­ball auch dadurch etwas Wesentliches!

Ein Wem­bley-Tor ist nun nicht mehr mög­lich. Die Fuß­ball­ge­schich­te hät­te viel­leicht umge­schrie­ben wer­den müs­sen, die Eng­län­der hät­ten einen natio­na­le Iden­ti­tät stif­ten­den Mythos weni­ger … aber der Welt wäre auch ein mehr als fünf Jahr­zehn­te wäh­ren­der Streit, eine Dis­kus­si­on, ein ewi­ger Witz ver­lo­ren gegangen.

Der Fuß­ball lebt auch von sei­nen Mythen, den Erin­ne­run­gen, den Geschich­ten, Legen­den und Ver­zau­be­run­gen, die einen Eigen­wert besit­zen. Mara­don­as „Hand Got­tes“ gehört zur Magie die­ses genia­len Spie­lers dazu, kein ande­rer hät­te dies tun kön­nen, kei­nem ande­ren wäre es ver­ge­ben wor­den, der VAR hät­te es ver­hin­dert und sogar die rote Kar­te zur Fol­ge gehabt, Argen­ti­ni­en wäre nicht Welt­meis­ter geworden …

Zum Fuß­ball gehört die schö­ne Unge­rech­tig­keit. Nicht im tech­ni­schen Sin­ne, denn man kann ihn auch mit all die­sen Des­il­lu­sio­nie­run­gen spie­len, aber Zau­ber geht par­ti­ell ver­lo­ren. Der Gewinn an Prä­zi­si­on wird durch einen viel grö­ße­ren Ver­lust an Magie, Mythos und Mehr­deu­tig­keit erkauft.

Zuletzt aber ist der Video­be­weis ein Tri­umph der social-jus­ti­ce-Ideo­lo­gie, des lin­ken und woken Gerech­tig­keits­wahns. Er soll uns sug­ge­rie­ren – und natür­lich wird nicht unter­stellt, daß dies allen Befür­wor­tern bewußt ist –, daß es so etwas wie eine abso­lu­te Gerech­tig­keit, daß es über­haupt Gerech­tig­keit gäbe und gebe. Die­se wird zur Norm und zum Telos erklärt. Der VAR ist Teil einer glo­ba­len Ent­wick­lung hin zur gro­ßen Uni­for­mie­rung, sein Geburts­jahr ist das Jahr 1984.

Dabei ist es gera­de ein Spiel wie der Fuß­ball, der – wie wir oben an den zahl­rei­chen neu­en Wider­sprü­chen und Unge­rech­tig­kei­ten gese­hen haben – nicht nur ohne Unge­rech­tig­keit nicht exis­tie­ren kann, die­se ist viel­mehr sei­ne tat­säch­li­che Sub­stanz und tief in sei­ne DNA ein­ge­schrie­ben, der uns zudem lehrt, daß die starr­sin­ni­ge Aus­rot­tung von Unge­rech­tig­kei­ten nur neue Unge­rech­tig­kei­ten her­vor­bringt. An die­sen kön­nen Hyper­sen­si­bi­li­sier­te genau­so oder sogar mehr lei­den, wie ehe­dem die Abge­här­te­ten – die „Befreiungs“ideologien der “LGBTQ+” oder „BLM“-Bewegung leben uns dies in der frei­es­ten aller Wel­ten para­dig­ma­tisch vor.

Hier offen­bart der VAR sein sozia­lis­ti­sches Ele­ment – ein Bei­spiel dafür, wie die Gerech­tig­keits­ideo­lo­gien ihr süßes Gift nahe­zu unbe­merkt bis in die unsicht­ba­ren Kapil­la­re der Gesell­schaft verteilen.

Die Unge­rech­tig­keit ist dem Fuß­ball des­halb ein­ge­schrie­ben, weil es sich um ein Wahr­schein­lich­keits­spiel han­delt. Denn alles, was eine Mann­schaft durch Stra­te­gie und Tak­tik, Phy­sis und Psy­che, durch indi­vi­du­el­le tech­ni­sche Fer­tig­kei­ten und Fin­ten errei­chen kann, ist, die Wahr­schein­lich­keit auf einen Sieg zu erhöhen.

Die „Unge­rech­tig­keit“ liegt im Tore-Prin­zip begrün­det. Auch 80% Ball­be­sitz und 30 Tor­schü­ße garan­tie­ren kei­nen Sieg: das Tor kann ver­ram­melt sein, es gelingt kein Erfolg und ein ein­zi­ger Gegen­stoß der an sich unter­le­ge­nen Mann­schaft, ein ein­zi­ger Tor­schuß, ein unge­schick­tes Foul, eine strit­ti­ge Schieds­rich­ter­ent­schei­dung kann sogar zur Nie­der­la­ge füh­ren. Woll­te man den Fuß­ball wirk­lich gerecht machen, dann müß­ten sol­che Sze­na­ri­en ver­un­mög­licht werden.

Es gibt nur einen Weg, den Fuß­ball aus die­ser Rich­tung zu ret­ten (sei­ne Pro­ble­me sind im Pro­fi­be­reich natür­lich viel­fäl­ti­ger): zurück zum Män­ner­sport – den natür­lich auch Frau­en spie­len und pfei­fen kön­nen – mit mann­haf­ten Ent­schei­dun­gen und Fehl­ent­schei­dun­gen, mit Manns­bil­dern, die flu­chend das Feld ver­las­sen, weil sie sich unge­recht behan­delt füh­len, und die die­se Wut her­un­ter­schlu­cken, um es beim nächs­ten Mal wie­der zu ris­kie­ren, da sie einen ima­gi­nä­ren Vor­ver­trag unter­schrie­ben haben – ver­gleich­bar dem Fik­ti­ons­ver­trag in der Lite­ra­tur –, mit die­sen Unwäg­bar­kei­ten umzu­ge­hen und sie akzep­tie­ren zu können.

In der Welt der Unge­rech­tig­kei­ten hilft zudem sehr oft die aus­glei­chen­de und zufalls­ver­teil­te Gerech­tig­keit; heu­te ich, mor­gen du, heu­te Geoff Hurst, mor­gen Frank Lampard …

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Kommentare (37)

Maiordomus

22. August 2022 11:11

Es wird auch mit dem VAR "gestohlene Resultate" geben, Mannschaften, mit der oben beschriebenen Wut, die hoffen, nächstes Mal bei den Glücklichen zu sein. Die vorgebrachten Argumente scheinen mir für den Amateursport, bei dem der Aufwand unverhältnismässig wäre, zutreffend, den Reiz desselben stärkend. Wenn es nun mal um Millionen geht, im Einzelfall die wirtschaftliche Existenz eines Vereins, z.B. bei Qualifikation für internationale Wettbewerbe, müssten nun mal die juristisch denkbaren Massnahmen für gerechte Entscheidungen, wie sie technisch immerhin ohne allzu grosse Probleme heute möglich sind, einbezogen werden. Wenn man denkt, dass in der Leichtathletik und im Skilauf nun mal auch die Elektronik vielfach über Sieg oder Niederlage entscheidet, wiewohl manchmal, so. beim Hochsprung, auch mit dem Stab, oft ein Minimum an Spannung in der Latte entscheidet, ob der Sieg oder gar Weltrekord geschafft worden sei: wenn die Latte das einemal fällt, das anderemal nicht, ist das dann einfach so. Und natürlich war das dritte Tor (1966) wie das dritte Reich für Deutschland ein einmaliges Verhängnis, das wenigstens im Fussball technisch zu verhindern kein Weltuntergang wäre. 

Franz Bettinger

22. August 2022 11:31

Ich konnte vor 2 Wochen einen Freund, der ohne med. Begründung in der Psychiatrie gelandet war, von dort recht schnell loseisen, weil er (und ein Freund) bei der Festnahme durch die Polizei und beim Erst-Kontakt mit der Diensthabenden der Psychiatrie heimlich per Handy Sprach-Aufzeichnungen gemacht hatte. Lebensrettend! Die Begründungen zur Einlieferung und Unterbringung auf der Geschlossenen sowohl der Polizei wie der jungen Psychiaterin waren hanebüchen. Von Ehefrau und Freund um Hilfe gebeten, teilte ich dem zuständigen Richter mit, dass diese Handy-Beweise der Willkür und des Unrechts vorlägen. Das führte directamente zur Entlassung meines Freundes, der natürlich schon von Beginn an mit Psycho-Pharmaka zugedröhnt wurde und danach, wie jeder von uns auch, tatsächlich als Irrer hätte gelten können. Unsere Juristen im Forum werden einwenden, dass heimliche Sprachaufzeichnungen verboten seien, aber das stimmt nicht mal so pauschal. Jedenfalls wirken sie ungemein. 

Allnichts

22. August 2022 11:31

An und für sich finde ich es lobenswert, dass auf dieser Seite einmal ein Thema behandelt wird, welches auch wirklich viele Menschen interessiert, im Grunde sogar zwei Themen: Fussball an sich und der Videoschiedsrichter im Besonderen. Lese ich mir den Text aber durch, frage ich mich, ob das eigentlich ernst gemeint sein soll.

Über den Videoschiedsrichter lässt sich sicherlich streiten, wer sich Fussballspiele im Fernsehen ansieht, wird zwangsläufig mit der Frage konfrontiert, was daran Vorteil und was daran Nachteil ist. Hier aber entsteht der Eindruck, als würde das Ganze nur als Gelegenheit genutzt, um ein paar politische Ansichten an den Mann zu bringen. Da geht es um die "woke Bewegung", LGTBQXYZ, Black Lives Matter und am Ende ist sowieso alles Sozialismus und Entartung durch Fortschritt. Wir brauchen wieder Männer, die sich jahrzehntelang über vermeidbare falsche Entscheidungen, welche aber identitätsstiftend sind, aufregen, alles andere wäre ja zu emotionslos und auch nur scheingerecht. Wozu dann überhaupt noch Regeln und Gesetze und was sagt es eigentlich über die zeitgenössische Diskussions- und Publikationskultur aus, dass dieser Text wahrscheinlich auf einem PC geschrieben, sicher aber im Netz veröffentlicht wurde? Sind wir nicht alle ein bisschen Videoschiedsrichter?

Gut, dass gerade keine anderen Dinge anstehen.

t.gygax

22. August 2022 12:05

Sehr guter Artikel. Über die Beeinflussung des Sports durch die Technik hat Friedrich Georg Jünger bereits 1939/1946 Texte geschrieben,die damals geradezu prophetisch waren.(Die Perfektion der Technik,absolut lesenswert!)

Gotlandfahrer

22. August 2022 12:19

Der Fußball ist in die Klauen der Technik geraten, diese ist überhaupt erst Voraussetzung für jene unheilvolle Entwicklung – (…) sie hat sich unter Mithilfe menschlicher Handlanger – mit sicher oft gutem Willen – de facto selbst inthronisiert.

Ersetze „Der Fussball“ mit „Unser Leben“ und es bleibt richtig. Der Tenor des Textes ist mir zu wohlwollend: „Gerechtigkeitswahn“ – wenn es nur das wäre.  Das mag das Zuckerli sein, mit dem der tumbe Fortschrittsfetischist gelockt wird.  Die eigentlichen Antreiber – und sie üben gezielt Zugriff auf den Massensport aus – haben ganz anderes im Sinn.  Der Zauber von Spiel und Leben besteht nicht in Unabwendbarkeit von Ungerechtigkeit, sondern im ungestört und frei von Gängelung sein.  So wie ein Spiel von Kindern, das von einer mechanischen Aufsichtsinstanz unterbrochen und korrigiert wird, keines mehr ist, ist Fußball und Leben nicht mehr es selbst, wenn es von einer kalten Obermacht geregelt wird.  Der Schiedsrichter trug noch selbst seine Haut in die Hitze („Schiri, wir wissen wo Dein Auto steht“!) und war damit Teil des Spiels.  So wie der Schutzmann, vor dem der Ede Reißaus nahm.  Heute sind alle Anwesenden ohnmächtig Big Brother ausgesetzt. Den Antreibern geht es nicht um Gerechtigkeit, die es eigentlich gut meint.  Es geht um Demütigung der Menschen, darum, ihnen aufzuzeigen, dass sie der vollständigen Kontrolle und Bestrafbarkeit ausgeliefert sind.  Mannsbilder zu entmannen ist kein Nebeneffekt.

Karl

22. August 2022 12:38

Ist es gut, wenn das technisch Mögliche auch realisiert wird? Führt dies außer zu mehr Kontrolle und Naturbeherrschung auch zu mehr Freiheiten? Unter welchen Bedingungen ist mehr Kontrolle gut? Mehr Kontrolle als Wunschtraum totalitärer Staaten einerseits und Präzisierung von Fertigungsprozessen andererseits. Ein "weites Feld". So führt auch vorgeblich "unpolitischer/unwichtiger" Fußball zu grundsätzlichen Fragen.

Im Tennis wird diese Technologie bei großen Turnieren (außer Sandplatz) seit 2006 eingesetzt. Dabei kann es sein, dass die Fehlermarge der eingesetzten Technologie größer ist als die Breite des imaginären Ballabdrucks auf der Linie. Natürlich wird eine Fehlerminimierung angestrebt usw. usf.

Laurenz

22. August 2022 12:46

Hätte es vor 55 Jahren einen VAR gegeben, wären uns 5,5 Jahrzehnte Scheißhausdebatten über das Wembley-Tor erspart geblieben. Stimme

@Allnichts

zu, finde aber Seine Kritik am Artikel noch zu harmlos.

Die Frauen-EM in England hatte gezeigt, daß der Videobeweis relativ gut funktioniert & die Pausen nicht weiter stören. Natürlich war es im Endspiel nicht perfekt, da ein ganz klares Handspiel des Engländers Leah Williamson im Strafraum nicht geahndet wurde, bei 36 Sekunden etwa zu sehen. https://youtu.be/sXAJZFNRcbg

Zukünftig werden auch bei jedem Amateurspiel 4 Kameras am Platz stehen & der Schiedsrichter, wird eine leichte Brille am Körper tragen, mit der er, auf dem Platz verbleibend, Spielszenen rekapitulieren kann.

Es beißt einfach die Maus keinen Faden ab. Videoüberwachung trägt zu einer besseren Spielkultur der Spieler bei.

Man könnte sich das alles nur dann sparen, wenn Spiele nicht mehr öffentlich ausgetragen würden. Aber man will ja öffentlich sein & Geld verdienen. Nichts frustriert Sportkonsumenten mehr, als schiedsrichterliche Fehlentscheidungen.

Frieda Helbig

22. August 2022 13:00

Das Problem ist der moderne Fußball in Gänze! Ob nun mit oder ohne VAR ist unerheblich...

Das Konstrukt kann im Gesamten entsorgt werden...

Laurenz

22. August 2022 14:12

@Frieda Helbig

 

Das Problem ist der moderne Fußball in Gänze! Ob nun mit oder ohne VAR ist unerheblich...Das Konstrukt kann im Gesamten entsorgt werden...

Männerprofifußball, ja, sehen aber viele anders als wir. Wir können den Brot&Spiele-Bürgern das nicht verbieten.

Frauenprofisport sehe ich anders. Da werden normale Gehälter bezahlt. Deswegen lohnt es auch nicht weltweit nach kolonialistischer Menschenbeute zu suchen & zu Beutedeutschen zu machen. Die Frauenbundesliga spielt athletisch auf höchstem Niveau, auch wenn sie gegen jede vergleichbare männliche U-15-Mannschaft (Bubis) verlieren. Im Vergleich zu früheren Zeiten ab den 70ern ist der Frauensport, trotz mehr Athletik, weiblicher geworden. Fast alle tragen lange Haare, schminken sich vorm Einsatz, denn das Äußere ist das Kapital. Ich schau viel lieber Frauensport, weil Frauen einfach ästhetisch besser aussehen, als häßliche Kerle. Auch hier geht es natürlich um Werbeverträge, legitim. Hier 3 Beispiele https://youtu.be/POzrNYs1-BE oder https://youtu.be/TliVdGtXNOw oder hier https://youtu.be/SytNryEgs2Y

LetzteGoten

22. August 2022 15:01

Grundsätzlich stimme ich mit dem Verfasser überein, halte aber eine Zuschreibung viel zu konstruiert:

Hier offenbart der VAR sein sozialistisches Element.

Der VAR ist vielmehr ein Ergebnis der überbordenden Kapitalisierung und Profitmaximierung des Profifußballs, mitunter also Ausdruck der neoliberalen Degeneration des Sports. Und ja, der Profifußball ist in einer "woken bubble" und vollends dem politisch korrekten Mainstream verpflichtet. Aber der VAR trägt daran keine Schuld.

frdnkndr

22. August 2022 15:29

@Gothlandfahrer

"Mannsbilder zu entmannen ist kein Nebeneffekt."

Genau das. 

Es geht auch hier wie üblich um Konditionierung - eine ominöse und schwer durchdringliche, dem Menschen aber grundsätzlich als überlegen verkaufte technische Macht als letztendlich wahrheitsschaffende Instanz zu akzeptieren, deren Entscheidungen sich jeder (!) bedingungslos zu fügen und damit seine Unterlegenheit demonstrativ einzugestehen hat.

 

Niekisch

22. August 2022 15:42

Früher schwarzgepunktete Bälle, jetzt schwarze Köpfe!

Der Joseph

22. August 2022 16:54

Sehr guter Artikel. Mir gefällt der Ansatz den Einsatz der Technik dem Wesen des Fußball gegenüberzustellen. Konsequent weitergedacht müßte irgendwann eine automatische Entscheidung getroffen werden um die Fehlerquelle Mensch auszuschalten.

Ich erlaube mir, der Buchempfehlung von @ t.gygax ein weiteres Werk hinzuzufügen. „The technological Society“ von Jaques Ellul. Leider gibt es das nicht in deutscher Sprache.

tearjerker

22. August 2022 16:55

Den VAR-Blödsinn haben wir den Amerikanern unter den Grosssponsoren von Fifa und Uefa zu verdanken, deren fussballferne Sozialisierung dazu führt, den Sport nach US-Massstäben einzuordnen und entsprechend gestalten zu wollen. Klar, dass sowas in einem totverwalteten Land wie hier auf fruchtbaren Boden fällt und zu Jubel bei Medien und Schiri-Fachschaft führt. Auch das Publikum glaubt zum grossen Teil, es ginge jetzt gerechter zu. Die Leute kapieren nicht, dass Wembley 66 auch mit VAR an die Engländer gegangen wäre. Im Hintergrund wird derweil an weiteren Ideen zur „Erneuerung“ des Sports gestrickt, um das Spiel für die Vermarktung auf den Riesenmärkten ausserhalb Europas zu transformieren…

eike

22. August 2022 17:19

Hier wird der falsche Hund geprügelt, noch dazu mit unpassenden Metaphern ("Koitus interruptus"). Die Fußballemotionen bei denen, die nicht mitspielen, der Freudentaumel und Stolz derer, die keinerlei Verdienst an der Leistung haben, gehören eh zum Lächerlichsten, das die fernsehverseuchte Gegenwart zu bieten hat.

Absurd ist nicht, daß Technik eingesetzt wird, um mehr Objektivität herzustellen, sonst müßte man auch gegen die Pistole beim Startschuß wettern.

Absurd ist, daß Sport zum Beruf werden konnte und der Jugend falsche Ideale vorgegaukelt werden, vom schnellen Geld und Ruhm ohne Leistung bis hin zur Multikultur.

Laurenz

22. August 2022 18:54

@VAR-Kritiker

Wir alle wissen um Orwell & Seine echte, wahre Prophetie, eine echte Ausnahme in der historischen Prophetenszene. Allerdings war Er auch so ein @Imagine, allerdings nicht, wie Letzterer, für Arme, wie uns, sondern für Reiche.

Viele Rechte sind für ein echtes Lobby-Register, in dem Abgeordnete ihre Einnahmen veröffentlichen sollen. Porsche stieg freiwillig aus dem DAX aus, weil man in Zuffenhausen keine Quartalszahlen veröffentlichen wollte, eine Regelung offiziell zum Schutz der Anleger. Man kriegte Al Capone nicht wegen seiner kriminellen Machenschaften dran, sondern wegen Steuerhinterziehung.

Unsere Geheimdienste sind die schlechtesten des Planeten, einerseits weil sie keine Befugnisse haben & andererseits, weil sie von ahnungslosen Parteigängern geführt & politisch mißbraucht werden. Wir sind meist auf die Erkenntnisse der Amis & Briten angewiesen. 

In jedem gesellschaftlichen Bereich stellt sich also immer die Frage, wie entscheidet man, wie technisiert man sich.

dojon86

22. August 2022 19:03

Fussball, überhaupt jeder Spitzensport war nach 1945 für die drei deutschen Staaten wie ein mildes Anästhetikum, das den Bürgern half, den verlorenen Krieg mit seinen individuellen als auch kollektiven Folgen zu verkraften. Wie jedes Schmerzmittel hat auch dieses seine Berechtigung. Jetzt zum Thema, wie alle menschlichen Aktivitäten, bei denen viel Geld im Spiel ist, wurde auch Fussball verrechtlicht. somit hielt die Technik ihren Einzug. Ich bejahe diese Entwicklung grundsätzlich. Gehen wir einmal zurück ins Mittelalter, damals hatten die rechtsfindenden Organe nur zwei Möglichkeiten. Erstens, die Zeugenaussage, zweitens das Geständnis, meist erzwungen durch Folter. Wo keine Rechtsfindung stattfand, wurde Fehde angesagt. (Michael Kohlhaas) Gottseidank verfügen die rechtsfindenden Organe heute über eine Unzahl guter Methoden, die ihnen die technische Entwicklung verschafft hat. Wer würde diese Entwicklung nicht bejahen. Solange beim Spitzensport beträchtliche Summen in Bewegung gesetzt werden, ist die Verwendung technischer Methoden zur Rechtsfindung unumkehrbar. Sicher hâtte ein Spiel nach dem Motto " in der Arena gibt es kein Gesetz" auch seinen Charme. Ein Fußballkrieg (bitte googeln, den gab es wirklich) wäre die auf die Spitze getriebene konträre Entwicklung. PS, was mich persönlich betrifft, ich bevorzuge den Breitensport. Der Staat sollte nur diesen unterstützen.  Das durchzusetzen wäre allerdings utopisch und Utopien wollen wir doch lieber den Linken überlasse. 

 

Sandstein

22. August 2022 19:36

Fußball auf der SiN, echt jetzt? 

Habe als Junge selber lange gespielt, sogar recht erfolgreich. War jahrelang treuer Anhänger der Alten Dame Hertha, und freue mich immernoch, wenn Sie mal wieder gewinnt. 
Fußball ist heute aber eine der dekadentesten Sportarten, die man sich ausdenken kann. Menschen/Spieler, die wie Ware verschoben werden, windige Investoren und ein Publikum, das mich erschauern lässt, wenn es grölt und pöbelt. 
Und der deutsche Doofmichel diskutiert natürlich über jedes nicht gegebene Tor, wenn er damit nur um die wirklich wichtigen Themen dieses Landes herumeiern kann. 
Schon lange nicht mehr mein Sport. 

Ich weiß, dass viele Menschen so Großereignisse in ihrem Leben benötigen. Manche organisieren ihr gesamtes Leben um den jeweiligen Club herum, verreisen mit ins Trainingslager etc. 
Ich finde das offen gesagt sehr traurig. Möchte das niemandem absprechen, klar gibt es da schon große Emotionen. Ich bezweifle aber die Echtheit dahinter. 
Aber jeder, wie er meint! 

Sandstein

22. August 2022 19:41

@Laurenz

wohl keine Sportart wie der Fußball lässt Frauen so unästhetisch aussehen. Die Bewegungsabläufe, das Geharke im Zweikampf. Fürchterlich und manchmal grotesk! 
 

Frauenvolleyball sieht schon ganz anders aus. 
Aber vielleicht haben wir unterschiedliche Vorstellungen von weiblicher Ästhetik, das muss ja nicht schlecht sein. ;> 

Ein gebuertiger Hesse

22. August 2022 19:52

Ein wunderbarer Artikel aus den Mitten der alt-weiß-deutschen Alltagskultur, danke dafür!

Der Videobeweis ist in erster Linie eine Zurückstufung, Herabwürdigung des MENSCHLICHEN im Fußball. Und zu diesem gehört eben, daß Schiris mitunter auch Fehler machen. Shit happens! Und es ist wichtig, daß er passiert, ganz gleich, wie unerwünscht seine Konsequenzen auch sein mögen. Viel wichtiger ist, daß wir auch in unseren Fehltritten die menschliche Hoheit behalten und sie nicht an technische Möglichkeiten überantworten.

Volksdeutscher

22. August 2022 21:47

Vielleicht ist die seit langer Zeit zu beobachtende Einführung von Technik in den Bereich Sport mit ein Teil der Dehumanisierung durch das Great Reset, so auch die auffällige, geschmacklose und ungenierte Politisierung des Sportes. Wären die Sportverbände auch in der Hand oder zumindest unter Einfluß der Oligarchen gleich der Werbung?

Gegen die Stoppuhr zu schwimmen, zu laufen und Ski zu fahren macht Sportveranstaltungen überflüssig. Jeder Sportler könnte das zu Hause im Beisein von Aufsichtspersonen seines Verbandes bewerkstelligen. Man würde die Ergebnisse dann hinterher vergleichen und den Sieger gegen die Stoppuhr in irgendeiner Form "ehren". Mehr bedürfe es nicht.

Der Sieg der deutschen Manschaft gegen Ungarn in Bern 1954 erregt die Gemüter der Ungarn dagegen immernoch und gibt Platz für lebhafte Diskussionen. Man vergegenwärtige sich: Dieses Spiel ist beinahe 70 Jahre her! Fehlentscheidungen oder unterstellte wie offensichtliche Parteilichkeit des Schiedsrichter, gar der Verdacht des vorher abgekarterten Spieles läßt Gefühle hochbrodeln, die zum Sport gehören.

RMH

22. August 2022 22:16

@Maiordomus hat mit seinem ersten Beitrag doch bereits den Nagel auf den Kopf getroffen (so wie andere danach auch, die auf die ökonomische Komponente hingewiesen haben).

Fußball ist big business mit enormen Folgeumsätzen bei Bekleidung, Sportartikeln etc. Außerdem wird auf die Ergebnisse im ganz großen Stil gewettet. Den globalen Markt für Sportwetten übersehen wir in der Regel nicht wettenden Deutschen schnell.

Zusammengefasst: So eine Art altmodisches Gottesurteil (siehe auch den Ballsport bei den Maya und Azteken) durch die im Beitrag genannten "Unwägbarkeiten" kann sich bei den Summen, die da mit "im Spiel" sind, keiner mehr erlauben.

PS: Gehe maximal noch in Viertliga-Spiele. Aber gerade in den niederen Ligen soll ja die Wettmafia auch ihre Finger im Spiel haben, da dort eben weniger Kontrolle als in den höheren Ligen ist.

Frieda Helbig

22. August 2022 22:16

@eike:

Danke. Auf den Punkt. Ich mag nicht über ein Symptom (VAR) philosophieren, wenn das zugrundeliegende System für den Allerwertesten ist.

Nebenbei: Viel interessanter als das eigentliche Gekicke waren doch stets die damit einhergehenden Subkulturen. Oder anders: in der 3. Halbzeit bedarf es keinen VAR :-)

Fußball war einmal: gelebter Lokalpatriotismus, Leidenschaft, Zusammenhalt, männlich, rauh bis handfest...

Und statt Breitensport sagte man Volkssport...

Laurenz

22. August 2022 23:42

@Frieda Helbig @Eike

Ich mag auch keine Gladiatoren, sondern den Lokalkolorit, auch international. Wenn man da politisch Einfluß nehmen will, ohne zu despotisch zu agieren, reicht es meist, mit Steuervorteilen zu locken. 

@Sandstein @L.

Daß Kicken Frauen Spaß macht, ist doch nur natürlich. Für die meisten ist es deren Leben & Leidenschaft, die bis 16 Jahre meist in Jungenmannschaften stattfindet. Sehen Sie hier  https://youtu.be/qr0HXI2gj2g

Schönheit & Ästhetik ist immer relativ zu sehen, vor allem im Verhältnis zu Männern. Diese Video hier zeigt doch ganz klar den Unterschied.... https://youtu.be/l6wVPsbbQI4

Übrigens gab es auf der SiN schon viele Artikel über Ultras.

Im Frauenfußball gibt es nur 2-3 Vereine, wo Profifußball möglich ist. In allen anderen Sportarten ist es ebenso hart, ohne Arbeiten durchzukommen. Die Sprinterin Alexandra Burghardt monierte schon oft, daß in Deutschland der Sport einen zu geringen Stellenwert hätte. Im Gegensatz zur DDR, wird heute mehr der Breitensport gefördert. Man muß auch eins festhalten. Wer auf dem Planeten wüßte, wo Mönchengladbach liegt, ohne Bundesliga? Das ist für Mönchengladbach die Motivation einen Profiverein zu unterstützen.

Laurenz

22. August 2022 23:59

@Sandstein @L. (2)

Was die Ehrlichkeit im Sport angeht, so zeige ich Ihnen jetzt 2x den 4x100 Meter-Staffelsieg der Frauen zur EM in München, jeweils aus einer völlig unterschiedlichen Perspektive. Einmal das Gequatsche aus dem ÖRR und das andere ein Zuschauer, der 5-6 Meter über den Photographen am Arena-Rand sitzt. Bei der 2ten Variante bitte ich Sie, die Lautstärke voll aufzudrehen, dann spürt man erst die Masse als kollektive Persönlichkeit. Das ist berauschend & kann auch gefährlich sein. Deswegen gibt es heutzutage sowas nur noch im Sport.

Hier ab 02:50 die Sportschau https://youtu.be/NB_D6WOXWh4 & hier das ZDF 

https://youtu.be/EfhwRcM_rIE

Und hier der einfache Zuschauer.... so ganz kommentarlos. Berauschend wird es bei der Staffelübergabe an Gina Lückenkemper, wenn das halbe Stadion ... Gina, Gina, Gina ruft. Aus der Kurve raus, wird klar, daß Bekki Haase vorne liegt, dann gibt es kein halten mehr. Der Stadionsprecher quatscht die ganze Zeit, ist aber in dem menschlichen Sturm nicht mehr zu hören. https://youtu.be/SMSacAoO_6w

 

Gracchus

23. August 2022 00:48

Der VAR sorgt immerhin für zusätzliche Spannungsmomente.

"Geschichte hätte umgeschrieben werden müssen" - eigentümliche Logik. Die Mythen bleiben doch. Es wird doch nichts nachträglich korrigiert. 

Ich habe aber eh das Interesse weitgehend verloren. Die Gründe wurden schon genannt.

Wie beflissen die Vereine die Corona-Regeln umgesetzt und fürs Impfen geworben und Ungeimpfte ausgeschlossen haben. Funktionäre und Spieler, die sich mit Maske in ein leeres Stadion setzen, kann ich nicht ernst nehmen; Spieler, die sich vor Anpfiff hinknien, ebenso wenig. Wie peinlich, als die Allianz-Arena in Regenbogen-Farben erstrahlte. Unerträglich bereits das "Experten"-Palaver vor, in der Pause und nach der Partie. 

Wie dämlich das Wort "episch" neuerdings verwendet wird! 

Ausserdem scheint mir, dass die Spiele durch die vielen Spiele einen Qualitätsverlust erleiden, gerade am Ende der Saison oder bei WM oder EM; es ist dann auch Glückssache, wer gerade fit oder in Form ist. 

Volksdeutscher

23. August 2022 01:05

@Sandstein > @Laurenz

So ist das. Fußball ist kein Frauensport. Die Bewegungen der Frauen beim Balltreten muten sich aufgrund unterschiedlicher Ausprägung von Muskulatur und Skelett geziert bis ungeschickt an, nicht so jedoch beim Volleyball, Handball, Tennis, Basketball, Tischtennis. Der mangelnde Sinn weiblicher Fußballer fürs Zusammenspiel läßt ihr Tun auf dem Rasen irgendwie lustig aussehen. Daß weiblicher Fußball für Männeraugen ungenießbar ist, dürfte nicht am mangelnden Sinn der Frauen fürs Zusammenspiel sein. Es könnte eher mit der Orientierung auf dem großen Spielfeld und dem Gefühl für das Treten des Balles mit den Füßen zu tun haben. Was Anderes könnte es (sonst noch) sein?

RMH

23. August 2022 06:24

"Fußball war einmal: gelebter Lokalpatriotismus, Leidenschaft, Zusammenhalt, männlich, rauh bis handfest..."

und dabei bitte nie den Alkohol, das Bier, den Rausch vergessen. Und schon wären wir wieder bei einem der Themen der vorherigen Artikel: Maß halten, Verzicht, Askese ... 

AndreasausE

23. August 2022 09:50

@Ein gebuertiger Hesse 22. August 2022 19:52

"Ein wunderbarer Artikel aus den Mitten der alt-weiß-deutschen Alltagskultur, danke dafür!"

Dem schließe ich mich an.

@Frieda Helbig 22. August 2022 22:16

"Und statt Breitensport sagte man Volkssport..."

Oder man verwendete beiderlei Begriffe, ohne deswegen hektische Flecken zu bekommen.

Ich war ehedem auch gern mal auf dem Fußballplatz, untere Ligen. Gab es Fehlentscheidung des Schiris, dann wurde der seitens des jeweils gewogenem Publikums als "schwarze Sau" beschimpft, und der benachteiligte Spieler wartete einfach ab, daß Schiedsrichter in andere Richtung guckte, und dann bekam der "Feind" was von achtern in die Knochen.

Im Anschluß wurde gemeinsam gesoffen. Fußball eben.

Maiordomus

23. August 2022 10:10

Die Grundsatzdiskussion, die im Anschluss auf die praktischen Fragen, den VAR betreffend, bloss kulturpessimistisch angetönt wurde, von wegen "Dekadenz" im Fussball, den Verlust des Authentischen usw., wurde wohl nur an der Oberfläche geführt. Es hat nichts mehr mit anheimelndem Lokalpatriotismus zu tun, wenn kein einheimischer Junior mehr mitspielt, sondern die Mannschaft, wie z.B. beim einstigen Bergclub FC Wallis (Sion), global zusammengekauft wird. Ohnehin gibt es die typisch deutsch oder lateinisch oder englisch genannten Qualitäten im Fussball nicht mehr.

Die Moderne ist, wie Dostojewskijs Grossinquisitor dartat, geprägt von a) Knechte mich, aber mach mich satt! (Brot, aber nicht wie Jesus es meinte) b) Ordnungsgewährung via Diktatur des Unfehlbaren c) das Wunder, damit die Leute was zu glauben haben c) Unterhaltung, um sich nicht zu langweilen, vgl. nicht nur Fussball! That's it!

Laurenz

23. August 2022 12:13

@Volksdeutscher @Sandstein & @L.

Der mangelnde Sinn weiblicher Fußballer fürs Zusammenspiel läßt ihr Tun auf dem Rasen irgendwie lustig aussehen.

Ihre Aussage hat nichts mit der Realität zu tun. Die meisten Frauen spielen bis 16 Jahre in Jungenmannschaften, danach ist das nicht mehr erlaubt. Daß, was so lustig aussehen würde, wie Sie meinen, hat rein mit der Spielklasse zu tun. Untere Klassen bei Männern sehen da auch nicht besser aus. Gemäß den körperlichen Fähigkeiten von Frauen (welche auch klar macht, daß es nur 2 Geschlechter gibt), spielt die oberste Riege im Verhältnis schneller & besseren Kombinationsfußball als die Männer. Das liegt vor allem an der durchschnittlich höheren Intelligenz & besseren Berufsausbildung der Frauen. Im Männerfußball können auch talentierte Idioten große Karriere machen. Im Frauenfußball gibt es sowas nicht.

Maiordomus

23. August 2022 12:59

PS. Unterhaltung war und ist natürlich Punkt d), auf keinen Fall zu unterschätzen. Ich gestehe, dass ich mir Spitzenkämpfe z.B. im Herrentennis ungern entgehen lasse. Der Slogan "Knechte mich, aber mach mich satt!", eine Verkürzung des von Dostojewskijs geschilderten modernen Herrschaftssystems, vom Grossinquisitor keineswegs auf mittelalterlichem Niveau präsentiert, wird heute eher in Richtung mittelalterlich mit  Askese-Empfehlungen der Regierenden neu und anders formuliert; auf der Basis des zum unbeschränkten Schuldenmachen und Geldproduktion ermächtigten Sozialstaates. Bei Mephistopheles diente kapitalistische Banknotenproduktion der Leistungsförderung, so dem Kanalbau, so wie Goethe den Suezkanal und den Panamakanal visionär vorausgesehen hat, Faust II. ist ein Fortschrittsdrama. Noch interessant, dass und wie Adenauer dem deutschen Faustischen und Heroischen misstraute. War das der Grund, dass unter Söder jetzt selbst in Bayern "Faust" aus dem Kanon der deutschen Bildung eliminiert wird? Letzteres wohl ein Beitrag zu gewollter Volksverdummung und Kulturabbau à la China 1966. 

Franz Bettinger

23. August 2022 13:15

Ich verlor ganz abrupt jedes Interesse an Fußball nach jenem abgekarteten WM-Spiel 1982 in Gijón (Spanien), wo D und Österreich einen Nichtangriffspakt schlossen, damit beide eine Runde weiter kämen. 

@Sandstein / @Laurenz: Warum laufen Fuß-Ballerinas nicht in Beach-Volleyball-Kostümen rum, wie in fast allen anderen Sportarten mittlerweile auch? 

t.gygax

23. August 2022 13:31

@laurenz

"Wer wüsste auf der Welt,wo Mönchengladbach liegt"...haha, das war gut.Aber schlimmer noch: wer wüsste in D, wo Hoffenheim liegt? wenn nicht ein sich als Wohltäter aufspielender Milliardär namens Hopp dort eine Mannschaft aus lauter Goldstücken zusammengekauft hätte, nebenbei rund um Sinsheim für sein EuropaLiga taugliches Stadion flächendeckend fruchtbare Erde zubetoniert hat....ich persönlich habe gerne im meiner Jugend gekickt,und immerhin ist der Heidenheimer Trainer Frank Schmidt seit 16 Jahren dort,da ist noch ein Rest Bodenständigkeit.....aber sonst kann man es vergessen.Übrigens:Volleyball  ist wirklich eine ästhetischere Sportart,und ohne diese geldgierige Totalverwertung wie im Profifußball. 

 

 

Laurenz

24. August 2022 16:10

Hier, ganz nett, von demselben Zuschauer, Vladiator,  der Leistungsunterschied zwischen Frauen und Männern auf 100 Meter herausgestellt. Es handelt sich um etwa 1 Sekunde. also in etwa 8 Meter. https://youtu.be/eTlnHrHc11I

Sandstein

24. August 2022 19:34

Danke @Laurenz für die Videos, ich verstehe, was Sie meinen. Es spricht auch überhaupt nichts gegen Frauen, die Sport auch leistungsmässig betreiben. Zuchtstuten gibts mittlerweile viel zu wenige. 
Aber was Ästhetik und Frauen betrifft bin ich dann einfach voll bei @Volksdeutscher. Das Rumgeremple beim Frauenfußball ist in meinen Augen einfach unwürdig. 
 

Ps: ich hatte gestern bereits geantwortet, der Kommentar ging aber offensichtlich nicht durch. Dabei hatte ich explizit geschrieben, dass ich kein Fass über weibliche Intelligenz aufmache (und hab’s auch nicht). Bin Sohn einer studierten Mathematikerin und habe eine sehr kluge jüngere Schwester, und verbitte mir irgendwelche Unterstellungen. Aber man kann sich mal ganz entspannt die Liste der Nobelpreisträger und Genies anschauen, viel „Frau“ wird man da nicht finden. Und da reden wir nichtmal über Patente oder Erfindungen. Dass dieses Land so aussieht aktuell, hat eben auch mit dem strategischen Denken einer Merkel, einer von der Leyen usw. zu tun. Ich weiß, die Pille ist bitter, aber so ist es nunmal. 

Sandstein

24. August 2022 19:40

Postskriptum: und meine Freundin treibt selbst viel Sport, unter anderem auch Fußball -_-

Und ich Narr bilde mir wirklich viel auf mein Lesen ein: da seh ich kein Land, wenn es um die Quantität geht. 
 

Anyway, sportliche Grüße in die Runde 

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