Netzfundstücke (136) – Tolkien und Schieske

»Evil cannot create anything new, they can only corrupt and ruin what good forces have invented or made.«

Als Ama­zon vor rund einem hal­ben Jahr den ers­ten Trai­ler zu sei­ner ange­kün­dig­ten Herr-der-Rin­ge-Serie Die Rin­ge der Macht ver­öf­fent­lich­te, wur­de die­ses Zitat mas­sen­haft als Kom­men­tar unter das Video gepostet.

Die Lieb­ha­ber des von J.R.R Tol­ki­en geschaf­fe­nen Reichs Mit­tel­er­de waren erbost: Jede Befürch­tung, die man seit der Ankün­di­gung der Serie durch Ama­zon hin­sicht­lich der Umset­zung heg­te, schien sich durch das ein­mi­nü­ti­ge Ankün­di­gungs­film­chen zu bewahrheiten.

Diver­si­fi­zie­rung, dicke Schich­ten künst­li­cher CGI-Plas­te, depla­zier­tes weib­li­ches Empower­ment und eine selbst­ge­fäl­li­ge Miß­ach­tung der Vor­la­ge; jeder wei­te­re ver­öf­fent­lich­te Film­schnip­sel unter­mau­er­te, daß Ama­zon all die­se Schän­dun­gen an Tol­ki­ens Lebens­werk vor­ge­nom­men hatte.

Die tie­fe Ver­an­ke­rung Tol­ki­ens Geschich­ten in der euro­päi­schen Mytho­lo­gie und Tra­di­ti­on, das Bri­ti­sche in sei­ner Welt: Abge­ris­sen, nichts an Ama­zons Zucker­wat­te-Bom­bast ist in irgend­ei­ner Form noch bri­tisch geschwei­ge denn mythisch. Schlim­mer noch, es ist ein ganz bewuß­ter Angriff auf die­se Tradition.

Es hagel­te Kri­tik, was die übli­che, den gro­ßen Mul­ti­me­dia-Häu­sern vor­ge­la­ger­te Medi­en­front, mobi­li­sier­te: Ein Hau­fen Ras­sis­ten, frau­en­feind­li­cher Haß­ver­bre­cher und !Rus­sen! wür­de sich gegen ein wun­der­schö­nes Mach­werk wen­den und arbei­te dabei noch mit einem fal­schen Zitat: »Evil can­not crea­te any­thing new, they can only cor­rupt and ruin what good forces have inven­ted or made«, stam­me gar nicht von Tolkien.

»Some peo­p­le are mad about peo­p­le of colour being in the series, to which I say: fuck off you racist.[…] ›Evil can­not crea­te any­thing new, they can only cor­rupt and ruin what good forces have inven­ted or made.‹ The quo­te is attri­bu­ted to JRR Tol­ki­en. You may have also seen this writ­ten in Rus­si­an. Many, many times. […] Howe­ver, this quo­te isn’t from the Pro­fes­sor at all. Dr. Sara Brown, facul­ty chair of the Lan­guage & Lite­ra­tu­re M.A. pro­gram at Signum Uni­ver­si­ty, dis­co­ver­ed that the ori­gin in fact seems to be from the web­site TVTro­pes. It does not appear in any of Tolkien’s works«, schrieb ein Ben Sledge für das kana­di­sche PC-Spie­le-Blog The­Gamer.

Stimmt, es ist kein Ori­gi­nal­zi­tat von Tol­ki­en, aber dumm nur, daß es eine inhalt­li­che Zusam­men­fas­sung einer aus­führ­li­che­ren Beschrei­bung der Wesen­haf­tig­keit des Bösen von Tol­ki­en aus dem Sil­ma­ril­li­on ist, in dem er Mel­kor, Herr Sau­rons und damit ein dem Dunk­len Herr­scher von Mordor über­ge­ord­ne­tes Übel, wie folgt beschreibt:

»Sin­ce he [Mel­kor] had no love even for the things that he had hims­elf made, he came at length to reck not at all how things had come into being, con­side­ring neither their natures nor their pur­po­ses. Thus he desi­red only to pos­sess things, to domi­na­te them, deny­ing to all minds any free­dom out­side his own will, and to other crea­tures any value save as they ser­ved his own plans. Thus it was seen in Arda that the things made or desi­gned by Mel­kor were never ›new‹ (though at first he stro­ve to make them so) but were imi­ta­ti­ons or mocke­ries of works of others.«

Scha­de The­Gamer, net­ter Versuch…

Seit­dem die Serie am Frei­tag, den 02. Sep­tem­ber, »erst­aus­ge­strahlt« wur­de, sind die Kri­ti­ken ver­nich­ten­der gewor­den. konflikt-Autor Bru­no Wol­ters resü­mier­te zur ers­ten Fol­ge in einem Twitter-Faden:

Wol­ters steht mit die­ser Kri­tik alles ande­re als allein da: Selbst die­je­ni­gen, die an der PoC­wer­dung Mit­tel­er­des weni­ger Anstoß neh­men, kri­ti­sie­ren Ama­zons Mil­li­ar­den­pro­jekt für sei­ne abge­schmack­te Inter­pre­ta­ti­on und künst­li­che visu­el­le Umset­zung, wodurch es lei­der an die zahl­rei­chen mit­tel­mä­ßi­gen Fan­ta­sy­ver­fil­mun­gen, die das Ange­bot der Strea­ming­diens­te bevöl­kern, als an die drei Jack­son-Fil­me anknüpft.

Anders als das Feuil­le­ton und der Gefäl­lig­keits­jour­na­lis­mus der Film­kri­tik­pres­se, die mit Lob für die Bling-Bling-Fast-Food-Grüt­ze nicht spar­ten, hagel­te es auf den Film­platt­for­men wie IMDb (lus­ti­ger­wei­se in Besitz von Ama­zon) ein »Grot­ten­schlecht« nach dem ande­ren. Die Rezen­si­ons­funk­ti­on auf Prime stell­te Ama­zon auf­grund »ras­sis­ti­schen Review Bom­bings« gleich ganz ein.

Beim Jun­g­eu­ro­pa Ver­lag hat man die­se Kata­stro­phe mit Ansa­ge von Anfang an kri­tisch beglei­tet. Ver­le­ger Phil­ip Stein und Jung­au­tor Vol­ker Zier­ke sind selbst gro­ße Lieb­ha­ber der Geschich­ten des Katho­li­ken und »Reak­tio­närs« Tol­ki­en und ihnen schwan­te, wie so vie­len Tol­ki­en-Puris­ten, ob der Rin­ge der Macht Übles.

Sehr inter­es­sant und lesens­wert ist in die­sem Zusam­men­hang außer­dem David Engels Arti­kel in der Sezes­si­on 94 »Heroi­sches Schei­tern – Tol­ki­ens Reich« (hier lesen).

Und kurz vor Ver­öf­fent­li­chung der ers­ten bei­den Fol­gen von den Rin­gen der Macht stell­ten sich Stein und Zier­ke die Fra­ge, ob ein Boy­kott der Serie etwas aus­tra­gen könne:

Zier­ke sah den Erfolg eines Boy­kotts eher skep­tisch. Sehr wahr­schein­lich hat er recht damit und es wird dem Erbe Tol­ki­ens dien­li­cher sein, den ideel­len Kern sei­nes Wer­kes durch eige­ne Publi­ka­ti­on zu bewah­ren und gegen die Anma­ßun­gen der Medi­en­in­dus­trie zu ver­tei­di­gen, als auf die Macht des Nicht-Ein­schal­tens zu hoffen.

Mit Tol­ki­en, Euro­pa und die Tra­di­ti­on. Zivi­li­sa­ti­on im Spie­gel des Ima­gi­nä­ren (hier bei Antai­os bestel­len) aus der Feder von Armand Ber­ger hat man das bei Jun­g­eu­ro­pa bereits getan – ein Buch zur rech­ten Zeit.

Um ein Resü­mee aus die­sem Schla­mas­sel zu zie­hen: Wäh­rend die einen unbe­irrt dar­an arbei­ten, alles Schö­ne und Gute in den Dreck zu zie­hen, gibt es einen letz­ten Rest, der die »Rück­kehr des Königs« noch nicht auf­ge­ge­ben hat – ein klei­ner, aber den­noch gewich­ti­ger Rest.


Am 11. Sep­tem­ber wird in Cott­bus ein neu­er Ober­bür­ger­meis­ter gewählt. Die Stadt in Süd­bran­den­burg ist von her­vor­ge­ho­be­ner Bedeu­tung für unser Milieu. Hier ist der mit­ten in der Innen­stadt gele­ge­ne Bür­ger­treff­punkt »Müh­le Cott­bus« behei­ma­tet, hier kana­li­siert der Ver­ein Zukunft Hei­mat seit 2015 den Wider­stand gegen die kata­stro­pha­le Poli­tik der Eta­blier­ten und hier gewann die AfD bei den Land­tags­wah­len 2019 zwei Direkt­man­da­te – ein­zig­ar­tig für eine deut­sche Großstadt.

Eines die­ser bei­den Man­da­te hol­te der Feu­er­wehr­mann Lars Schies­ke. Nun tritt er für sei­ne Hei­mat­stadt als Ober­bür­ger­meis­ter­kan­di­dat an und hat reel­le Chan­cen, ins Rat­haus ein­zu­zie­hen. Cott­bus wird seit gerau­mer Zeit von den Fol­gen der Flücht­lings­wel­le 2015 heim­ge­sucht: stei­gen­de Gewalt und sexu­el­le Über­grif­fe im öffent­li­chen Raum häu­fen sich. Dar­über hin­aus sorg­ten die Coro­na-Maß­nah­men für Unver­ständ­nis. Die Cott­bu­ser Stadt­ge­sell­schaft ist in Aufruhr.

Seit Schies­ke sei­nen Hut in den Ring gewor­fen hat, avan­ciert die OB-Wahl zum poli­ti­schen Groß­ereig­nis in der Regi­on. Mitt­ler­wei­le kon­kur­rie­ren ein­schließ­lich Schies­ke sie­ben Kan­di­da­ten um das Amt.

Die Rele­vanz der Wahl für die AfD zeigt sich dar­über hin­aus in einem der bes­ten Wahl­wer­be­spots, die die Par­tei bis­her wohl zustan­de gebracht hat und der außer­dem ver­deut­licht, daß es nicht unbe­dingt ein Mil­lio­nen­bud­get und eine teu­re PR-Agen­tur braucht, um zu überzeugen.

Viel­mehr rei­chen ein paar ent­schlos­se­ne Leu­te mit Ein­satz­wil­len, dem rich­ti­gen Auge und dem Ver­ständ­nis für die eige­ne Wäh­ler­schaft, um erfolg­rei­che poli­ti­sche Arbeit zu leisten:

Für die Lage­be­spre­chung hat­te ich die Gele­gen­heit, mit Schies­ke kurz nach der Bekannt­ga­be sei­ner Kan­di­da­tur über sei­ne Zie­le für Cott­bus zu sprechen:

Eines hat Schies­ke mit sei­ner Kan­di­da­tur min­des­tens erreicht: In einer Woche schau­en alle Augen auf Cottbus.

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Kommentare (20)

RMH

4. September 2022 10:12

Andere Zeiten, als Jackson seine Filme drehte. Alle Völker dieser Erde vereint im bundesdeutschen Kinosaal, vor einem ein MiHiGru-Pärchen, Sie mit Kopftuch, und Aragorn schmetterte am dunklen Tor sein: "Bei allem, was euch teuer ist auf dieser Erde, haltet stand, Menschen des Westens!" Die mit Sauron verbündeten Völker des Südens waren arabisch gezeichnet, Wüstenkrieg gabs in der Realität. Damals fing sich J. einige R-Vorwürfe von den üblichen Kreisen ein und man erinnere sich: Auch damals galten die Filme den Gralshütern der reinen Tolkien-Lehre schon als Schändung. Jetzt eben anders herum. Man sollte sich der neuen Serie nicht mit dem Maßstab eines vermeintlichen Tolkien-Insiders näheren, der man meiner Meinung nach fast schon ist, wenn man mehr als Herr d. Ringe und Hobbit gelesen hat. Wenn man einfach mal alles ausblendet und den Standpunkt des durchschnittlichen Popcorn-Kino Zuschauers einnimmt, dann war das, was bislang die ersten 2 Folgen gezeigt haben, durchaus gute Unterhaltung und man verkraftet es auch, dass ein Waldelb von einem p.o.c. gespielt wird. Es ist Tolkien-Ploitation. Aber im Filmbusiness ist das komplette Umstricken von literarischen Vorlagen nichts Neues. Es ist Popcorn - und nach 2 gesehenen Folgen, kein unschmackhaftes. Bleibt abzuwarten, wie es weiter geht. PS: Die neue G.O.T. Reihe muss ich erst noch beginnen zu sehen, da soll ja auch gemainstreamed worden sein - vermutlich werden die Gore-Szenen aber besser sein als bei Familiy Lord of the Rings.

Franz Bettinger

4. September 2022 10:52

Daumen hoch für Lars! Es ist nicht unmöglich. In meiner saarländischen Heimatstadt St.Ingbert hat es ebenfalls ein parteiloser Außenseiter (ein Schreiner-Meister) einst zum OB gebracht. Es war ein echtes Bubenstück gegen die da oben, auf das wir heute noch stolz sind. Die Leute hatten damals das Gefühl, dass Demokratie vielleicht doch eine Möglichkeit wär (d.h. dass es manchmal funktioniert und sich der Bürgerwille durchsetzt), wenn sie nicht von den Systemparteien in eine Zwangsjacke verpackt wird.

Laurenz

4. September 2022 12:25

Das OB-Wahl-Video ist tatsächlich gelungen. Dabei bezieht es sich im wesentlichen auf Heimat & Identität.

__________

@RMH hat die Problematik gut gezeichnet. Das einzig katholische an Tolkiens Werk ist die Einordnung des bipolaren Universums in Gut & Böse. Der ganz Rest ist quasi mythologisiert, entkatholisiert. Natürlich ist Tolkiens Werk durch & durch rassistisch. Vor allem die Nachaußenkehrung der Seelen ins sichtbare Antlitz & Körperlichkeit macht die Nummer noch extremer. Aber das hatte selbst die linken Alt68er bis vor kurzem nicht interessiert. Bei Tolkien durfte jeder Leser zu den Schönen & Guten gehören. Daß jetzt die Häßlichen mit böser Seele bei Amazon die Serie gedreht & pervertiert haben, ist die Schuld der Guten & Schönen, die das zugelassen hatten. Nur liegen Andy Sauron Jassy & Jeff Melkor Bezos eben vorne.

Adler und Drache

4. September 2022 13:00

Man kann natürlich moralisierend auf die Amazon-Produktion schauen, bleibt damit aber an der Oberfläche. Zum einen muss man sie wohl als Resultat einer Entwicklung und Symptom der "neuen Zeit" auffassen: Jenseits des Willens irgendeines Filmschaffenden dürfte es politisch gar nicht mehr möglich sein, die Figurenwelt nicht "divers" zu besetzen. Man sieht dasselbe auf den ersten Bildern des Konkurrenzprojekts "House of the Dragon", auch hier, anders als im Vorgänger, Schwarze - ob es Sinn ergibt oder nicht, anders kriegt man heutzutage so ein Projekt nicht mehr durch. Zum anderen muss man zumindest für die Elbenwelt eine derart germanophil-nibelungesk-wagnerianische Ästhetik feststellen, dass ich nicht wüsste, wo dergleichen sonst zu sehen wäre (im Kontrast dazu scheint man sich bei der Welt der Haarfüße eher der Ästhetik von Shakespeares "Sommernachtstraum" bedient zu haben).

Ich hätte "Reaktionär" im Text nicht mit Anführungszeichen versehen, natürlich war Tolkien das.   

Gracchus

4. September 2022 14:28

Ich wollte (ebenfalls) schon zu einem Rant ansetzen, bevor ich RMHs Verteidigung gelesen habe. 

Grundsätzlich: Ich halte Herr der Ringe (das Buch) nicht für bloße fantasy; es bildet m. E. sehr gut eine geistige Wirklichkeit ab; es vermittelt auch sehr eindrücklich ein Gefühl für das Gute und die Notwendigkeit, darum zu kämpfen. Wie David Engels schreibt, ist Tolkien ein geistiger Nothelfer, und der Titel von Armand Berger hat mich direkt angesprochen. 

Der Erfolg von HdR (Buch wie Film) zeigt, dass diese Sehnsucht nach dem Guten unbewusst noch in vielen, ja den allermeisten Menschen wohnt. Leider wird dies den wenigsten bewusst. Transfer in die Realität gelingt ihnen nicht - insoweit sind Artikel wie der von Engels und Bücher wie das von Berger hilfreich.

Insoweit ist oder wäre es kein Pappenstiel, wenn Amazon in der Vorlage rumpfuscht und diese - möglicherweise - verfälscht und aus Mittelerde Wokistan machte.

Die Jackson-Filme haben m. E. den Geist der Vorlage, z. B. mit den ausufernden Gewaltszenen, auch schon nicht richtig getroffen - unverzeihlich, dass Tom Bombadil nicht vorkam -, waren aber annehmbar; man hat sie im Sinne RMHs nicht ungern gesehen. 

Phil

4. September 2022 14:47

Eine Hauptmotivation von Melkor, besser bekannt als Morgoth, war Neid.

Zur Serie: nicht mal ignorieren.

Gustav

4. September 2022 15:06

@ RMH

"Es ist Popcorn - und nach 2 gesehenen Folgen, kein unschmackhaftes."

„In seinem Sessel, behaglich dumm,
Sitzt schweigend das deutsche Publikum”
(Karl Marx).

Dietrichs Bern

4. September 2022 18:48

ich habe mir die ersten beiden Folgen auch angesehen. Die Optik orientiert sich eher an Der Hobbit und ist entsprechend computerlastig, aber geschenkt. Die Geschichte scheint mir wenig mit Tollkiehns Universum zu tun zu haben, was schon eher stört. Die maßgebliche Erkenntnis ist, das die sympathischen Figuren schwarz und oder weiblich sind, währen Weiße schmutzig und unsympathisch sind. Und genau darum geht es letztlich. 

RMH

4. September 2022 19:32

Amazon ist eine Weltfirma, welche für die Welt Serien erstellen will. Was ich vor diesem Hintergrund in den bisherigen Folgen vermisst habe, war das Auftauchen spezifisch asiatischer Protogonisten (Chinese o.ä.). Evtl. kommt das noch. Wer bei so einer Ausgangslage seine eigene Erwartungshaltung nicht entsprechend runterfährt (oder gleich das Zeug gar nicht ansieht) und etwas von Tolkien-Gerechtes erwartet, ist auf jeden Fall der dümmere, als der, der Popcorn das zu bereit stellt und sich einfach mal berieseln lässt. Zur OB-Wahl in Cottbus:

Nachdem die letzten teilweisen Kommunalwahlen in Sachsen und auch im vermeintlichen Höcke-Land Thüringen für die AfD in die Hosen gingen, würde ich einen Erfolg von Schieske höher einschätzen, als 25tsd Demo-Teilnehmer auf irgendeiner Demo in irgendeiner x-beliebigen mitteldeutschen Stadt - selbst wenn es 25 solcher Demos an einem Tag mit gleicher Besucherzahl wären. Die AfD braucht einen OB in einer größeren Stadt (nicht nur einen Dorfschulzen), sie braucht Landräte etc. Für die Verankerung enorm wichtig. Entsprechend heftig ist traditionell die Gegenwehr.

Herbstwind

4. September 2022 20:04

Vorweg: ich mag keine Fiktion, lese keine Romane und sehe keine Filme, habe demnach keine Ahnung von Tolkien. 

Aber natürlich ist das wieder ein Versuch, die woke Agenda mit einem Publikumsliebling als Trojaner einzuschleusen. Und es gibt für einen Gegner dieser Agenda genau 0 Gründe, sich das anzuschauen und damit deren Agenda zu unterstützen. Wenn man es ernst meint mit dem Patriotismus, wird man doch wohl mal auf Popcorn verzichten können. 

Die Amerikaner machen Ernst und setzen das Motto "Go woke get broke" konsequent um. Top Gun II war ein Kassenknüller, die woke Toy Story ging unter. So, und nur so, funktioniert das. 

 

tearjerker

4. September 2022 20:27

Ok, das ist wie erwartet kein gutes Entertainment. Aber was wäre mit besserem Entertainment eigentlich gewonnen? Die Filme von damals sind auch nur so mittel und die literarische Vorlage ist überladen und lädt in weiten Teilen zum Weiterblättern ein. Wie vor 20 Jahren wird das alles trotzdem wahnsinnig erfolgreich, weil das Marketing seinen Auftrag ernst nimmt und es genug Publikum geben wird, dem die Vorbehalte der Leser der 80ger/90ger Jahre komplett egal sind, so wie die damaligen Leser mit den Tolkin-Fans der Hippie-Generation nichts am Hut haben wollte.

deutscheridentitaerer

4. September 2022 21:08

Natürlich hilft ein Boycott der Serie. Vielleicht führt er nicht zum wirtschaftlichen Ruin dieser Amazonsparte, aber wenigstens bleibt meine Netzhaut von diesem Müll verschont. 

 

Gracchus

4. September 2022 23:56

@Laurenz

Diese Sicht, die Sie jedesmal wiederholen, wenn es im Forum um HdR geht, sei Ihnen unbenommen. Lesen Sie aber doch mal den Artikel von David Engels oder hier: 

http://www.kath-info.de/tolkien.html

HdR ist eine gelungene Synthese aus christlichem Glauben und germanisch-keltischen (ich weiß nicht genau, was alles) Mythen. Oder: Das Christliche ist gemäß dem Spruch Jesu ("Ihr seid das Salz der Erde") das Salz darin. Salz schmeckt man am meisten, wenn es fehlt oder versalzen ist. Wenn Sie's also nicht schmecken, hat Tolkien gut dosiert. 

Laurenz

5. September 2022 09:30

@Gracchus @L.

Jackson

Daß er, der aus dem Grusel-Genre kommt, Regisseur wurde, war schon ein Erfolg. Eigentlich wollte Spielberg die Trilogie drehen. Die Auswahl Jacksons war auch nur konsequent. Es mußte jemand sein, der Kompetenz in der Darstellung des Nicht-Menschlichen & Entmenschlichten hat.

Synthese aus christlichem Glauben und germanisch-keltischen (ich weiß nicht genau, was alles) Mythen

Das ist völliger Unsinn. Lokal betrachtet liegt Mordor dort, wo der abrahamitische Gott in unserer Welt herkommt & seine Protagonisten sehen weder nach Europäern noch gar nach Aldebaranern aus. Sauron ist unser Jehova. Sonst machte der Satz, ....Einst waren sie Elben, doch wurden sie vom dunklen Herrscher unterjocht, gefoltert & verstümmelt..... überhaupt keinen Sinn. In unserer Welt kann man die (geistige) Verstümmelung eben nur so gut, wie nicht sehen. Vor allem Elben sind per se, wie Kinder, die von sich aus, gut oder böse gar nicht kennen. Was sie auszeichnet, ist die Kultur als Selbstzweck.

Herold

5. September 2022 09:38

@Gracchus:

Der christliche Glaube wie wir ihn heute kennen, wurde erst bei der Christianisierung der Germanen eigentlich erschaffen; er ist ein Amalgam aus den Werten und der Mythologie der Germanen und des Christentums. Insofern hat JRRT diese Germanisierung des Christentums ganz gut getroffen, finde ich.

(https://core.ac.uk/download/5008337.pdf, The Effects of Germanic Mythology on Christianity and the Creation of a Germanic Christianity)

Zu Ringe der Macht:

Wenn man die Serie schon schauen will, dann bitte nicht direkt bei Amazon. Es ist so, dass der Erfolg einer Produktion (heute) in erster Linie von den offiziellen Zuschauerzahlen abhängt, gerade wenn eine Produktion bei einem Anbieter läuft, der so ein Abo-Paket wie Amazon anbietet (man bezahlt nicht für die Serie, sondern schließt ein Prime-Abo ab, das noch viele andere Dinge enthält). Netflix lernt gerade auch auf die harte Tour, dass zu viel Woke die Leute abstößt (Bridgerton oder die Neuauflage von Resident Evil z.B.) und sie ihre Accounts dicht machen und die Produktion wenig Leute erreichen. Durch sein öffentliches Verhalten kann man mitsteuern, welche Produktionen entstehen und welche nicht.

Laurenz

5. September 2022 09:58

@Gracchus (2)

Tolkien ein geistiger Nothelfer

Von Tolkien unbeabsichtigt richtig. Auch Tolkien ist ein Kind seiner Zeit. In seiner Lebenszeit vernichteten sich vordergründig die Weißen, das wird von unseren Historikern fast zu 100% übersehen.

Tom Bombadil

Ist die Stelle zum Gähnen im HdR. Eine Oase, eine Art Paradies, in dem nur Milch, Smoothies & Honig fließen. Kein richtiger Mensch will ins Paradies, weil dies den Baum der Erkenntnis kosten würde. Nur diejenigen wollen ins Paradies, die nur wie Menschen aussehen, aber keine sind.

@Tearjerker

die literarische Vorlage ist überladen

Niemand muß Tolkien mögen. Über den Herrn der Ringe sagte Tolkien gar nicht viel. Hier eine bekannte Bemerkung: Das Buch (die Bücher) hat nur einen Fehler, es ist zu kurz.

Adler und Drache

Ihr Beitrag ist hier bisher der beste. Tolkien schützte sich schon seinerzeit, indem er sich zu seinen Werken wenig äußerte. Er war Liebhaber des Walisischen an sich & seiner Chor-Tradition, eben vor allem der Sprache. Hier das berühmteste walisische Lied Suo gan zum mitlesen. https://youtu.be/FB63gJkBE3c

RMH

5. September 2022 10:14

Nur zur Klarstellung:

Ich verteidige den Amazon Kommerz-Schrott nicht im eigentlichen Sinne. Ich denke, mir diese "Großzügigkeit" in der Bewertung aber erlauben zu können, da ich auch zu denen gehöre, die in früher Jugend einmal den "Herr der Ringe" geschenkt bekommen haben, sich dann den Hobbit in Folge besorgt haben und als ganz Verwegene sich später eine der zahlreichen vermeintlichen Gesamtausgaben mit Das Silmarillion etc gekauft haben und ab da begann dann doch eher teilweise das studieren, als das unterhaltende Lesen. "Der Fall von Gondolin" fand daher selbstredend auch den Weg in mein Bücheregal. Ein Buch, welches in Kriegszeiten durchaus gerne breitere Verbreitung finden darf. Ausgestattet also mit einem guten Rüstzeug an "Erlesenem", kann man wieder einmal mehr mit Hölderlin sagen, was bleibet, stiften die Dichter. Die ganzen bunten Filmchen schaut man dann nicht mehr unter der Prämisse "Tolkien", sondern eben "Unterhaltung". 

PPS: @Allnichts, das Interview mit Engels wird von den hiesigen Glaubenskriegern auch keinen mehr überzeugen, auch wenn es den notwendigen Blick auf alle Länder, die zwischen Deutschland und R. liegen, richtet. Ich bin hier bei D. Engels.

Sandstein

5. September 2022 14:03

@RMH 

..ich lese Ihre Beiträge für gewöhnlich sehr gerne und kann inhaltlich oft mitgehen. 
Hier aber nicht. Es sei Ihnen gegönnt, sich einfach berieseln zu lassen, das ist allein Ihre Entscheidung. Aber den Quatsch muss man dann nicht noch wortreich erklären.
Ich werde diese Serie nicht anfassen, schon gar nicht über Amazon direkt. 
Mich hat schon beim Hobbit die CGI genervt, und soviel Popcorn kann ich gar nicht essen, wie ich kotzen müsste, bei dem, was ich schon im Trailer zur neuen Serie zu sehen bekam. 
Dennoch Ihnen viel Spaß! 

Rabenfeder

5. September 2022 14:26

@ RMH

Sie schreiben zum Amazon-Machwerk:

"...und nach 2 gesehenen Folgen, kein unschmackhaftes"

Nehmen Sie noch immer den den Standpunkt des durchschnittlichen Popcorn-Kino Zuschauers ein? 

Ich will es doch hoffen (auch wenn wir da manchem Durchschnittlichen gewiss böses Unrecht tun), denn selbst wenn wir davon absehen, dass es sich um eine miserable Kopie einer passablen Filmversion handelt und mit Tolkien inhaltlich so rein gar nichts zu tun hat, so handelt es sich doch ohne Zweifel um eine pompöse, aber schlecht geschriebene und seelenlose Amateur-Fanfiction aus der Retorte.

Unterirdische Dialoge; leerer Bombast, untermalt von einer penetranten Filmmusik, die mir sofort vorgeben will, was ich zu fühlen habe; lächerliche Plotzwänge, wie Galadrinchens schwimmendes Überqueren des trennenden OZEANs, bevor Sie von Sauron, ...pardon Hirnbrand (oder so) aufgefischt wird; überhaupt eine extrem unsympathische Haupt-Nicht-Charakter*in, deren einziger Zweck die Zuschaustellung des Strong woman-Tropes ist (und dabei nur, wie Rey in Star Wars, lediglich eine traurige Mary Sue ohne Charakter bleibt);  episch wollende, schweifende  Kamerafahrten über künstliche Umwelten, bevor dann flugs in die 16:00 Uhr Seifenoper geschaltet wird...und noch so viel mehr, dass mir meine Worte vor lauter Ungeduld aufs virtuelle Papier gekotzt zu werden, alle im Hals stecken bleiben.

Aber sonst war die Show ganz gut.

Valjean72

5. September 2022 14:56

Auf dem Weg zur Arbeit fuhr ich an einer Werbetafel vorbei, auf welcher diese TV-Reihe angepriesen wird.

Zufälligerweise hatte ich mir erst in der letzten Woche die dtv-Ausgabe des kleinen Hobbit gekauft, mit der Idee es meinen Kindern näher zu bringen. Den Hobbit las ich mit 12 und den HdR mit 14 zum ersten Mal. Die HdR-Verfilmung erwartete ich seinerzeit mit heissem Interesse, gehörte dann aber zu den wenigen, die nicht wirklich begeistert darüber waren.

Die Verfilmung des Hobbit sah ich mir vor knapp 10 Jahren im Flugzeug an. Nach einer Stunde brach ich den "Filmgenuss" dann ab. Es gab zu vieles, was mich daran störte und es war keineswegs der Umstand allein, dass dort im Dorf der Menschen am See people of color zugegen waren. Aber klar, das stiess mir auch unangenehmen auf.

Diese Amazon-Serie werde ich mir ganz gewiss nicht ansehen. Bin gespannt wann das erste Grimms-Märchenbuch heraus kommt, mit der tapferen jungen Schneiderin mit Afro-Frisur und Cappuccino-Teint. Das alles ist Teil eines Krieges auf geistig-seelischer Ebene.

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