Faktenlage (19) – Wahlanalyse Niedersachsen

Der erste politische Stimmungstest im Heißen Herbst. Was wir aus der Niedersachsen-Wahl ablesen können.

Daniel Fiß

Daniel Fiß ist freier Publizist.

Für die AfD liegt ein ereig­nis­rei­ches Wochen­en­de aus zwei wich­ti­gen Wah­len (Cott­bus und Nie­der­sach­sen) und einer Groß­de­mons­tra­ti­on in Ber­lin, mit über 10.000 Teil­neh­mern zurück. Ein Wochen­en­de, das erst­mals aus den stei­gen­den Umfra­ge­trends, nun auch den Prüf­stein für die Rea­li­tät mitlieferte.

Nach­dem die AfD über die letz­ten zwei Jah­re vor allem eine Rei­he von Wahl­nie­der­la­gen ver­kraf­ten muss­te und auf ihre bun­des­wei­te Kern­wäh­ler­schaft zwi­schen 9–12% ein­ge­bun­kert war, blick­ten vie­le mit eher pes­si­mis­ti­schem Blick auf das Wahl­jahr 2022. Der knap­pe Wie­der­ein­zug in Nord­rhein-West­fa­len und dem Saar­land und der Raus­wurf aus dem Kie­ler Land­tag schu­fen für die Land­tags­wahl in Nie­der­sach­sen eine Ziel­er­war­tung, die Par­tei irgend­wie über die 5‑Pro­zent-Hür­de zu heben. Der Wie­der­ein­zug in Nie­der­sach­sen galt als die wich­tigs­te Auf­ga­be des neu­ge­wähl­ten Bun­des­vor­stan­des in die­sem Jahr. Chrup­al­la und Co dürf­ten aller­dings schon in den letz­ten Wochen etwas ent­spann­ter in den Nord­wes­ten geschaut haben. Die Umfra­gen wie­sen zuver­läs­si­ge Ergeb­nis­se deut­lich über 5 % aus und spä­tes­tens in den 2–3 letz­ten Wochen des Wahl­kamp­fes konn­te die Zwei­stel­lig­keit als rea­lis­ti­sches Ziel aus­ge­macht werden.

Am Ende zieht die AfD mit 10,9 % der Stim­men in den nie­der­säch­si­schen Land­tag ein und kann damit ihr Ergeb­nis aus dem Jahr 2017 um 4,7 % stei­gern. In abso­lu­ten Stim­men hol­te die Par­tei knapp 160.000 Stim­men mehr im Ver­gleich zur letz­ten Wahl, was einem Zuwachs von knapp 68 % ent­spricht. Die Wäh­ler­strom­ana­ly­sen zei­gen, dass die Par­tei nur mar­gi­nal Stim­men an die eta­blier­ten Par­tei­en abgibt. 70 % der Wäh­ler von der letz­ten Land­tags­wahl konn­ten als fes­ter eige­ner Stamm gehal­ten wer­den. Die grö­ße­ren Stim­men­ver­lus­te ver­zeich­net die Par­tei an Ver­stor­be­ne und Fortgezogene.

Für eine west­deut­sche Par­la­ments­wahl ohne Fra­ge ein beacht­li­cher Erfolg, der das Stim­mungs­hoch aus ver­gan­ge­nen Umfra­gen defi­ni­tiv zu bestä­ti­gen scheint. Bun­des­weit erreicht die AfD inzwi­schen Umfra­ge­wer­te zwi­schen 14 und 16 %. In den INSA-Poten­ti­al­ana­ly­sen ist die grund­sätz­li­che Ableh­nung im Ver­gleichs­zeit­raum vor einem Jahr um 10 % zurück­ge­gan­gen, wäh­rend das erwei­ter­te Wäh­ler­po­ten­ti­al auf­sum­miert, inzwi­schen bei über 20 % liegt.

Schon am Wahl­abend begann inner­halb der Par­tei das gro­ße Rät­sel­ra­ten um die rich­ti­ge Inter­pre­ta­ti­on und kau­sa­len Zusam­men­hän­ge des Ergeb­nis­ses in Nie­der­sach­sen. War es die star­ke Wahl­kampf­per­for­mance des nie­der­säch­si­schen Lan­des­ver­ban­des und des­sen Posi­tio­nie­rung im soge­nann­ten „libe­ral­kon­ser­va­tiv-bür­ger­li­chen“ Lager der AfD? Ist es ein Erfolg des neu­en Bun­des­vor­stan­des, der es schafft, die par­tei­in­ter­nen Kon­flik­te ein­zu­he­gen und sinn­voll zu mode­rie­ren? Oder sind es eher die all­ge­mei­nen poli­ti­schen Dyna­mi­ken, die mehr Unzu­frie­den­heit, Frus­tra­ti­on und die höhe­re Bereit­schaft zur Pro­test­wahl hervorrufen?

Prä­zi­se und empi­risch-mess­ba­re Ana­ly­sen des Wahl­er­geb­nis­ses für die AfD wer­den am Ende nur eige­ne Nach­wahl­be­fra­gun­gen der Par­tei leis­ten kön­nen. Es dürf­te aber nahe­lie­gend sein, dass die bun­des­po­li­ti­sche Lage den Groß­teil der Stim­men­zu­wäch­se aus­mach­te. In der Gesamt­wäh­ler­schaft gaben 12 % mehr als noch 2017 an, dass die bun­des­po­li­ti­sche Lage für ihre Wahl­ent­schei­dung wich­ti­ger gewe­sen sei als lan­des­po­li­ti­sche Themen.

Grund­sätz­lich macht es für künf­ti­ge Ana­ly­sen in der AfD mehr Sinn, die Wahl­er­geb­nis­se unab­hän­gig von der jewei­li­gen Per­for­mance der Lan­des­par­tei zu begrei­fen. Die AfD wird nach wie vor als dezi­dier­te Pro­test­par­tei wahr­ge­nom­men. Pro­test­wäh­ler­schaf­ten sind immer äußerst hohen Schwan­kungs­brei­ten unter­wor­fen. Sie suchen nach einer Pro­jek­ti­ons­flä­che, in der die eige­ne Emp­fin­dung sich am bes­ten mit einem par­tei­po­li­ti­schen Reprä­sen­ta­ti­ons­an­ge­bot deckt. Das gilt im Übri­gen bei der AfD für den Wes­ten UND für den Osten.

Vor­läu­fig las­sen sich aus dem Wahl­abend vier Erkennt­nis­se zie­hen, die auch für die künf­ti­ge stra­te­gi­sche Aus­rich­tung der AfD von Bedeu­tung sein könnten.

1. Die Links­par­tei bleibt im Wes­ten mar­gi­na­li­siert und deut­lich unter ihrer 5 % Ziel­mar­ke. Sie ver­liert 1,9 % und damit knapp 80.000 ihrer Wäh­ler im Ver­gleich zu 2017. Durch die Ankün­di­gung einer gro­ßen eige­nen Kam­pa­gne zum „Hei­ßen Herbst“ woll­te sich die Lin­ke als größ­ter Kon­kur­rent zur AfD um die Pro­test- und Unzu­frie­den­heits­po­ten­tia­le auf­stel­len. 90% der AfD-Wäh­ler geben an, dass ihre Par­tei die ein­zi­ge ist, mit der sie ihren Pro­test über die aktu­el­le Poli­tik zum Aus­druck brin­gen können.

Die Nie­der­sach­sen-Wahl dürf­te die struk­tu­rel­le Kri­se der Par­tei ein­mal mehr ver­deut­licht haben. Ihr fehlt die Bin­dungs­kraft gegen­über den tra­di­tio­nel­len Pro­test­wäh­lern und jene, die lie­ber eine Woke und urba­ne Life­style-Lin­ke wol­len, füh­len sich längst bei den Grü­nen bes­ser auf­ge­ho­ben. Ins­be­son­de­re in den städ­ti­schen Gebie­ten fährt die Links­par­tei die größ­ten Ver­lus­te ein.

Die AfD kann damit ihr Allein­stel­lungs­pro­fil als Pro­test­par­tei und Aggre­ga­tor von poli­ti­scher Unzu­frie­den­heit wei­ter fes­ti­gen. Gleich­zei­tig muss sie die­sen Wäh­ler­raum jedoch so weit kon­so­li­die­ren, dass die­se Pro­test­wäh­ler zu lang­fris­ti­gen Über­zeu­gungs­wäh­lern wer­den. Zumin­dest zei­gen die Kom­pe­tenz­wer­te und wahl­ent­schei­den­den The­men unter den AfD-Anhän­gern, dass die Par­tei in der Lage ist als mehr als nur eine „Sin­gle-Issue“ Par­tei in Form der Migra­ti­ons­kri­tik wahr­ge­nom­men zu werden.

2. Das sozio­de­mo­gra­phi­sche Wäh­ler­spek­trum der AfD deckt sich mit dem, was aus ande­ren Wah­len bereits bekannt ist. Men­schen mitt­le­ren Alters, mit ein­fa­cher Bil­dung und über­wie­gend männ­lich geprägt und wohn­haft in länd­li­chen Gemein­den und Klein­städ­ten. Über­durch­schnitt­li­che Wer­te erhält die Par­tei vor allem unter den Berufs­grup­pen der Arbei­ter und den Selbst­stän­di­gen, also von den wert­schöp­fen­den Mit­tel­klas­sen und Net­to­steu­er­zah­ler, die von der aktu­el­len Kri­se am stärks­ten betrof­fen und bedroht sind.

Mehr als bei allen ande­ren Wäh­lern spiel­ten die The­men „Preis­stei­ge­run­gen“ und „Arbeits­platz­si­cher­heit“ unter AfD-Wäh­lern eine ganz ent­schei­den­de Rol­le. Die AfD wur­de in Nie­der­sach­sen offen­bar als die Stim­me jener wahr­ge­nom­men, die von ganz kon­kre­ten mate­ri­el­len Abstiegs­sor­gen betrof­fen sind. Auch ein Blick auf Wahl­kreis­kar­ten zeigt die höchs­ten Stim­men­zu­wäch­se in jenen Gebie­ten, die von einer hohen Indus­trie­ar­bei­ter­schaft geprägt sind.

3. Frü­he­re Stim­men­zu­wäch­se der AfD wur­den maß­geb­lich von Nicht­wäh­ler­mo­bi­li­sie­run­gen bestimmt. Die­ser Trend scheint sich mit der zuneh­men­den Ver­fes­ti­gung im Par­tei­en­sys­tem abzu­schwä­chen. Knapp über die Hälf­te der Zuge­win­ne kam aus ehe­ma­li­gen CDU- und FDP-Wählerschaften.

Für die FDP wie­gen die Ver­lus­te an die AfD am schwers­ten. Sie befin­det sich mit der Ampel-Koali­ti­on in einer stra­te­gi­schen Sack­gas­se, in der sie die Erwar­tun­gen ihrer immer noch mehr­heit­lich wert­kon­ser­va­tiv bis Mit­te-rechts ein­ge­stell­ten Kern­kli­en­tel erfül­len will, aber den­noch in das hege­mo­nia­le Gerüst einer lin­ken Regie­rungs­mehr­heit auf Bun­des­ebe­ne ein­ge­bun­den ist. Mit wel­chen aben­teu­er­li­chen Begrün­dun­gen man sich die Betei­li­gung an der Ampel schön­re­den will, ist fast schon amü­sant. Meh­re­re FDP-Funk­tio­nä­re erklär­ten am Wahl­abend, dass die FDP in der Ampel nicht sicht­bar genug wäre und sie den­noch als libe­ra­les Kor­rek­tiv zu den mehr­heit­lich links posi­tio­nier­ten Koali­ti­ons­part­nern not­wen­dig ist. Ein ein­zi­ger Selbstbetrug.

In der FDP wird man sicher­lich die demo­sko­pi­sche Umfra­gen- und Stu­di­en­la­ge zur eige­nen Wäh­ler­schaft ken­nen und genau wis­sen, dass man in der Ampel mit­tel­fris­tig nur noch auf einen mar­gi­na­len links­li­be­ra­len Kern von 4 bis 5 % zusam­men­schrump­fen wird. Ob die Par­tei die Reiß­lei­ne zieht und mög­li­cher­wei­se die Koali­ti­on auf Bun­des­ebe­ne auf­kün­digt, dürf­te nicht mehr als völ­lig unwahr­schein­lich gel­ten. Die Minis­ter­pos­ten dürf­ten aktu­ell aller­dings noch zu gut schmecken.

Die Zuge­win­ne von der CDU dürf­ten zunächst man­che Befürch­tun­gen eines kon­ser­va­ti­ven CDU-Ange­bots, wel­ches in Kon­kur­renz um AfD-Wäh­ler­stim­men tritt, ent­kräf­tet haben.

Die Uni­on ver­such­te im Wahl­kampf auch aus der Bun­des­par­tei aus­kom­mend eini­ge popu­lis­ti­sche Spit­zen (Stich­wort „Sozi­al­tou­ris­mus“, Merz) zu set­zen, von denen sie dann nach lin­ken öffent­li­chen Druck wie­der Abstand neh­men muss­te und schnell zurück­ru­der­te. Die CDU ist längst im Zwei­kampf mit den Grü­nen und muss daher einer­seits eine lin­ke und eine rech­te Flan­ke zusam­men­hal­ten. Unter den ange­tre­te­nen Par­tei­en ver­liert sie einer­seits 45.000 Wäh­ler an die Grü­nen und 40.000 an die AfD. Unter die­sen Bedin­gun­gen wird sich die CDU im Zwei­fel immer an den hege­mo­nia­len Struk­tu­ren ori­en­tie­ren und die Ver­lus­te nach rechts als Kol­la­te­ral­schä­den bilan­zie­ren. Nach 16 Jah­ren Mer­kel gibt es für die CDU längst ein höhe­res Ver­lust­po­ten­ti­al auf der lin­ken als auf der rech­ten Seite.

4. Wäh­rend sich die bei­den gro­ßen Volks­par­tei­en SPD und CDU das Spek­trum der 60+ Wäh­ler auf­tei­len und ange­sichts der demo­gra­phi­schen Über­macht die­ser Grup­pe zuver­läs­sig 25–30 % ein­fah­ren, pola­ri­siert sich an ande­rer Stel­le ein ele­men­ta­rer Kon­flikt im Par­tei­en­sys­tem zwi­schen Grü­nen und AfD, der in der aktu­el­len Kri­se noch wei­ter ver­schärft wer­den könnte.

Ich habe in zwei ande­ren Arti­keln die­se völ­lig kon­trä­ren Milieus und Lebens­wel­ten bereits skiz­ziert, hier und hier.  Auch die Nie­der­sach­sen-Wahl macht deut­lich, dass es vor allem grü­ne Wäh­ler­schaf­ten sind, die fern­ab aller kon­kre­ten öko­no­mi­schen und mate­ri­el­len Rea­li­tä­ten leben. Die wahl­ent­schei­den­den The­men spiel­ten bei den Grü­nen-Anhän­gern kaum eine Rol­le. Nur 8 % von ihnen sind in Sor­ge über die kom­men­den Preis­stei­ge­run­gen. Eine Mehr­heit von 60% schätzt die aktu­el­le wirt­schaft­li­che Lage als „gut“ ein. Ihre Kern­wäh­ler­schaft lebt in den hip­pen Uni­ver­si­täts­städ­ten wie Göt­tin­gen oder Lüne­burg, wo sie auch eini­ge Direkt­man­da­te holen konnten.

Sie kön­nen meist hohe Bil­dungs­ab­schlüs­se vor­wei­sen und sind häu­fig Ange­stell­te im öffent­li­chen Dienst. Die bei­den wach­sen­den Wäh­ler­la­ger von AfD und Grü­nen könn­ten in Zukunft also nicht nur Aus­druck einer spon­ta­nen poli­ti­schen Erre­gung sein. Die Wahl, der jeweils einen Par­tei wird dann auch als schar­fes Abgren­zungs­si­gnal zur ande­ren ver­stan­den. Das heißt, wer die AfD wählt, mag dann nicht zwangs­läu­fig inhalt­lich von ihr über­zeugt sein, son­dern will durch sein Votum vor allem die Ableh­nung gegen­über den Grü­nen kennt­lich machen.

Die AfD-Nie­der­sach­sen zieht nun mit 18 Abge­ord­ne­ten und damit dop­pelt so vie­len wie in der letz­ten Legis­la­tur in den Land­tag von Han­no­ver. Zuletzt war die Frak­ti­on auf nur noch sechs Leu­te zusam­men­ge­schrumpft und konn­te nur als Grup­pe statt als Frak­ti­on auf­tre­ten. Der Lan­des­ver­band gilt weder in sei­nem Par­tei­vor­stand noch in der par­la­men­ta­ri­schen Ver­tre­tung als per­so­nell bestän­dig. Die gröbs­ten Kon­flik­te konn­ten zwar über die Zeit des Wahl­kamp­fes ein­ge­stellt werden.

Ob die Frak­ti­on aus ihren 18 Män­nern und Frau­en bis zum Ende der Legis­la­tur geschlos­sen und voll­zäh­lig bleibt, sehen aber selbst wohl­wol­len­de Beob­ach­ter mit Skep­sis.  Der vor­aus­sicht­li­che Frak­ti­ons­vor­sit­zen­de Ste­fan Mar­zi­schew­ski wird alle Hän­de voll zu tun haben, den Laden zusam­men­zu­hal­ten und vor allem arbeits­fä­hig aufzubauen.

Ansons­ten über­wiegt jetzt in der Gesamt­par­tei die Zuver­sicht. Das Wahl­jahr 2022 konn­te mit einem Erfolg abge­schlos­sen wer­den. Die Umfra­gen sehen posi­tiv aus und die Par­tei baut lang­sam wie­der eine soli­de Kam­pa­gnen­fä­hig­keit auf, die sich auch in eigen­stän­di­ge Pro­test­for­ma­te auf der Stra­ße nie­der­schlägt. Intern kann man geschlos­sen auftreten.

Den­noch bleibt für die Par­tei die Unge­wiss­heit, wie lan­ge sie das aktu­el­le Hoch hal­ten und auch lang­fris­tig fes­ti­gen kann. Sie muss auch mit Sze­na­ri­en arbei­ten, in denen die all­ge­mei­ne Unzu­frie­den­heit und Besorg­nis wie­der sinkt und dabei das eige­ne Wäh­ler­po­ten­ti­al nicht wie­der auf die bun­des­wei­te Kern­an­hän­ger­schaft zwi­schen 10 und 12% zusam­men­schrumpft. Jetzt steht uns eine län­ge­re wahl­kampf­freie Zeit bevor, was die Tak­tung, Mobi­li­sie­rung und Schlag­kraft für eige­ne Kam­pa­gnen wie­der etwas erschwe­ren dürf­te. Doch die AfD darf jetzt auf kei­nen Fall ruhen. Die nächs­ten Mona­te könn­ten die Basis für die Wah­len der kom­men­den drei Jah­re bilden.

Daniel Fiß

Daniel Fiß ist freier Publizist.

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Kommentare (30)

Mitleser2

10. Oktober 2022 17:37

Wenn sich das Wahlverhalten der Rentner nicht ändert (CDU/SPD), bleibt es problematisch für die AfD, 60+ stellt 38% der Wahlberechtigten auf Bundesebene.

Laurenz

10. Oktober 2022 17:39

@DF (1)

Wieder hervorragend analysiert, läßt nicht viel zu wünschen übrig. Das gelingt Ihnen sogar mit weniger Unterton als die früheren, guten BK-Analysen solche Artikel generierten. Die Kreisverbände der AfD in Niedersachsen werden wohl nicht besser oder schlechter als die anderswo sein. Die Landespartei ist schlecht, kommt wohl gleich nach dem Saarland, Hamburg & S-H. Hier ist weiter Professionalisierungsbedarf.

Was wir jetzt schon seit Jahren kontrovers, zwischen Staatsrettern & konservativen Revolutionären debattieren, ist die hausgemachte Krise als Nachbrenner für Wählerzuwachs. Funktioniert besser als jede Kampagne oder Argumentation. Es ist doch offensichtlich, daß der Wählerzuwachs aus denjenigen besteht, welche sich selbst in die Menge der ökonomisch Betroffenen katapultiert sehen. Wir können also nur um eine weitere Verschärfung der Krise beten. Voraussetzung ist natürlich, daß die AfD-Protagonisten das Wort für die Betroffenen ergreifen. Aber das ist die letzten 2 Jahre in meinen Augen erheblich verbessert worden. Die Krise wird so schnell auch nicht mehr abflachen, da keine Abwehr der Inflation zu sehen ist. Bei den Rentnern müssen wir nur etwas geduldig sein, bis denen am unteren Einkommenssegment im wahren Sinne des Wortes der Arsch auf Grundeis geht.

Laurenz

10. Oktober 2022 17:48

@DF (2)

Was die Linke angeht, sagen wir es zurückhaltend, blöder geht es nicht. Sahra Wagenknecht verliert das Potential zum Stimmenfang für die Linke, weil die Tiefschläge der Partei gegen das beste Pferd im Stall zu öffentlich wurden. Allerdings werden wir diese Partei so schnell nicht loswerden. Es wird noch genügend altes SED-Vermögen vorhanden sein, um das tote Pferd, die Linke, weiter zu reiten.

Die Volatilität der FDP-Wähler hat die AfD so nicht ganz zu fürchten. Im Falle des Ampel-Scheiterns kann Scholz mit dem ungeliebten Versager Merz koalieren oder Merz ergreift seine letzte Chance als Krisenretter mit schwarz-gelb-blau, aber frühestens im Herbst des nächsten Jahres.

Niekisch

10. Oktober 2022 17:59

"sind es eher die allgemeinen politischen Dynamiken, die mehr Unzufriedenheit, Frustration und die höhere Bereitschaft zur Protestwahl hervorrufen?"

Ja, auch nach der wie immer eindrucksvollen Wahlüberischt von Daniel Fiß ganz eindeutig. Das zeigt auch die Wählerwanderung von der CDU zur AfD: Die Angst vor dem großen Krieg ist groß. Viele Wähler lehnen die Kriegsgeilheit der Parteien ab.

Freichrist343

10. Oktober 2022 18:10

Die AfD hatte zuvor in Landtagswahlen schlecht abgeschnitten. Jetzt hat sie gut abgeschnitten. Dies ist kein Zufall. Europaweit sind Konservative auf dem Vormarsch.

Auch wirtschaftlich geht es bergauf. Der verdammte Gaspreis ist in nur 2 Wochen von 38 Cent auf 24 Cent gefallen. Zudem kann Russland den Ukraine-Krieg nicht gewinnen.

Wünschenswert ist eine Querfront aus AfD, Grünen und Linken.

Daniel Fiß

10. Oktober 2022 18:14

Korrekt. Das Problem habe ich an dieser Stelle schon einmal ausführlicher analysiert.

Laurenz

10. Oktober 2022 18:39

@Freichrist343

Ist es komisch, wenn ich Ihre Sicht auf die Dinge nicht teilen kann?

Die AfD hatte zuvor in Landtagswahlen schlecht abgeschnitten. Jetzt hat sie gut abgeschnitten. Dies ist kein Zufall. Europaweit sind Konservative auf dem Vormarsch.

Hier haben Sie Recht, die Krise ist hausgemacht, also ist die Konsequenz kein Zufall. Hier fehlt aber die Geduld bei vielen Konservativen. Nur die Not ändert das Wählerverhalten, nicht die Einsicht.

Auch wirtschaftlich geht es bergauf. Der verdammte Gaspreis ist in nur 2 Wochen von 38 Cent auf 24 Cent gefallen. Zudem kann Russland den Ukraine-Krieg nicht gewinnen.

Rußland gewinnt den Ukraine-Krieg über den Wirtschaftskrieg gegen Europa, den Europa am verlieren ist.

Der Arbeitsmarkt ist seit dem letzten Jahr auf der Suche nach Arbeitskräften. Das hat sich weder durch Inflation, noch die vielen aktuellen Unternehmenspleiten geändert. Es hat eher damit zu tun, daß es sich immer weniger lohnt, arbeiten zu gehen. Wie DF es im Artikel beschrieb, besteht die Gesellschaft aus den Staatsschmarotzern einerseits & den Tributsklaven andererseits. Da sich immer mehr Tributsklaven selbst aussortieren, sucht man halt händeringend welche.

Die Rohstoffpreise am Spotmarkt spielen keine Geige, sie verändern nichts an den Verbraucherpreisen, welche die Inflation bestimmen. Da die OPEC die Fördermenge einschränkte, sind die Öl-Preise heute wieder auf 97 US$ pro Barrel gestiegen.

Laurenz

10. Oktober 2022 18:42

@Freichrist343 (2)

Haben Sie die Anschläge auf die wichtigsten Gas-Pipelines vergessen? Der Erdgas-Chart zeigt eindeutig nach oben, auch wenn der Preis gerade auf die Unterstützungslinie knallte.

https://www.boerse.de/rohstoffe/Erdgaspreis/XD0002745517

Wünschenswert ist eine Querfront aus AfD, Grünen und Linken.

Die Konservativen sollen mit Geisteskranken, Seelenlosen & Wahnsinnigen zusammen arbeiten? Selbst, wenn man das wollte, ist das illusorisch. Lesen Sie doch das Buch von CS & ML "Mit Linken leben".  https://antaios.de/gesamtverzeichnis-antaios/einzeltitel/45278/mit-linken-leben

Freichrist343

10. Oktober 2022 19:10

@ Laurenz 

Danke für den Buchvorschlag. In Büchern können Dinge viel ausführlicher erklärt werden als in Internet-Kommentaren.

Allerdings habe ich Zweifel, ob Ihre Ansicht der Wahrheit entspricht. Denn die AfD macht auch Fehler; nicht nur die Linke. Eine ausführliche Erläuterung finden Sie hier: 

http://www.theosophie343.wordpress.com

 

Laurenz

10. Oktober 2022 19:29

@Freichrist343 @L.

CS (Caroline Sommerfeld) & ML (Martin Lichtmesz) sind Rechts-Intellektuelle aus Wien. Beide sind Autoren der SiN (Sezession im Netz, auf der Sie hier gerade schreiben. Finden Sie oben im Autorenverzeichnis) & meines Wissens nach keine AfD-Protagonisten. Soweit meine Informationen stimmen, sind Beide überzeugte Katholiken & keine Militaristen.

Auf wordpress sind das wohl Ihre Beiträge. Körperlichkeit ist der Feind jeglicher abrahamitischen Religion. Körperlichkeit ist heidnisch, persönliche Spiritualität auch. Ihre persönliche Sektiererei ist gesellschaftlich völlig irrelevant. Wenn wir schon über christliche Sekten debattieren müssen, dann bitte doch über welche von gesellschaftlicher Relevanz. Ich kann Ihnen aber nur empfehlen, religiöse Debatten hier auszuklammern. Religiöse Debatten sind Troll- & Ork-Debatten, weil sofort die Fetzen fliegen. Lassen Sie uns doch lieber Themen & Ideen debattieren, bei dem die Rechte auch mal einen Konsens erzielen kann.

tearjerker

10. Oktober 2022 19:36

Bezogen auf die Wählerverluste in absoluten Zahlen bei SPD und Union: Bummelig zwei Drittel des Minus erklärt sich bei den Sozis durch Sterbefälle, bei der Union sind es gut 40%. Die SPD verliert nochmal jeweils fast so viele Wähler an die Grünen und die Nichtwähler. Die Union verliert ansonsten vor Allem an die Nichtwähler, tauscht in gleichem Umfang Zweitstimmen mit der SPD und gewinnt deutlich mehr Erst- als Zweitstimmen. Die Abgänge an Grüne und AFD sind für die Union gleich hoch. Grün rekrutiert seine Zuwächse vor Allem aus ehemals Rot-Schwarz, während die FDP-Wähler Richtung Union und Alternative flüchten. Die Alternative profitiert von den Wählern der FDP und gewinnt ungefähr in gleichem Maße von Union und Nichtwählern. Gleichzeitig verliert sie nahezu keine Stimmen an SPD und Grüne, während die Grünen so gut wie keine Stimmen an die AFD abgeben. Alternative, Union, SPD, Grüne gewinnen in jeweils ähnlichem Umfang von den Nichtwählern. Die Erstwähler werden zu gut 50% zu Nichtwählern und zu 10% Wähler der Anderen. Die Alternative schneidet in dieser Gruppe ganz schlecht ab. Der Mangel an Wählerwechsel zwischen blau und grün zeigt, wo das Potential für eine inhaltliche Polarisierung liegt. Ob die ein wenig steif und staubig auftretende Partei diese anstrebt?

RMH

10. Oktober 2022 19:47

1. bin ich mittlerweile der deutlichen Überzeugung, dass die AfD nicht erst seit dieser Wahl sehr viele Stimmen am Auszählungstisch verliert - oder glaubt jemand, dass in den linken Großstädten fair gezählt wird?

Völlig unabhängig davon fällt doch bei Niedersachsen

2. klar auf - die oben präsentierten Zahlen sprechen eine deutliche Sprache - dass man nicht mit sozialen Parolen Stimmen von den Nichtwählern geholt hat (so die bisherige Strategie der Vertreter des sol. Pat: den Politikverdrossenen ein Angebot machen etc.), sondern mit der Signatur - wir sind der Denkzettel - gerade bei CDU und FDP Wählern Unzufriedene für sich gewinnen konnte. Das werden viele kleine Selbständige, Handwerker, Unternehmer und auch Arbeiter und Angestellte sein, die nicht in Kategorien von sozialen Transfers und Umverteilung denken sondern merken, dass sie mit ihrer eigenen Hände Arbeit, ihrem Unternehmertum, ihrer "Freiheit" an klare Grenzen kommen. 

Mein Fazit: Im Westen kann man Querfront vergessen und ein links-nationaler Anstrich hilft nicht weiter. Die Leute dort wollen keinen Nanny-Staat mit Seitenscheitel. Hier ist das bisherige Konzept, eben Alternative zu Union und FDP zu sein, das bessere, denn irgendwann zerbröseln die Narratíve Nazipartei oder rechtsxtrem zu Staub - Niedersachsen kann der Anfang gewesen sein. Spannend wird es im nächsten Jahr in Bayern. Dort hat man noch die Freien Wähler als Konkurrenz.

Laurenz

10. Oktober 2022 20:53

@Tearjerker

Sie sehen doch, sobald die jungen Leute anfangen zu arbeiten, die erste Gehaltsabrechnung erhalten, hat sich das mit dem grün-kultur-marxistischen Paradies.

@RMH

Haben Sie etwa dem originalen RMH das Pseudonym abgekauft? Die RMH-Beiträge sind wenig durchdacht & schlecht, wie nie zuvor. So schnell kann doch jemand geistig gar nicht abbauen & an Wahrnehmung verlieren.....

tearjerker

10. Oktober 2022 22:17

@RMH, 2.: Richtig, im Prinzip ist das Potential der Blauen hier bereits gedeckelt. Von den Gelben (zu wenig) und den Schwarzen (bald tot oder indifferent) ist nicht viel mehr zu holen und die Wählermilieus von Rot/Grün und Blau sind nach Eindruck der Wählerwanderung quasi überschneidungsfrei. Eine Aufforderung, auf die heiligen Kühe im rot/grünen Spektrum keine Rücksicht mehr zu nehmen und seinem Namen als populistische Partei endlich mal Ehre zu machen.

@Laurenz: Der Apparat sieht es als sein Geschäftsmodell, jungen Leuten die Aussicht auf Versorgungsposten anzubieten um diejenigen, die mit einem Mindestmass an Ambitionen unterwegs sind, in die eigene Agenda einzubinden. Das macht er gut und das Ergebnis sind ökonomisch direkt/indirekt vom Staat abhängige Milieus, die nicht mehr zu erreichen sind, weder durch eine neue Programmatik, noch durch die Naseweisen von Väterchen L. Das ist jetzt bereits der Fall in den Bevölkerungszentren, die den Takt für den Rest vorgeben, und in denen die Grünen auf dem Weg zur 40%-Partei sind (Lüneburg, Braunschweig, Hannover, Oldenburg, Osnabrück, Göttingen - ausserhalb sind die Grünen bei 6-7%).

Halenberg

10. Oktober 2022 22:45

Ich bitte die Herausgeber, der SiN einen Knopf beizufügen, mit man alle Kommentare von @Laurenz in mit einem Klick ausblenden kann. Das Herunterscrollen wird anstrengend.

Laurenz

10. Oktober 2022 23:16

@Tearjerker @RMH

im Prinzip ist das Potential der Blauen hier bereits gedeckelt.

Lassen Sie Sich doch nicht von dem Quatsch RMHs einfangen. Wie viel % der ehemaligen DDR-Bürger waren Offiziere der NVA, der Grenztruppen der DDR, der Staatssicherheit, Würdenträger der Parteiorgane, oder gar Bewohner von Wandlitz, also hoch privilegiert? Maximal 3%. Das blüht uns auch jetzt und hier. Ein mehr einfacher Vergleich bieten die Wahlergebnisse in der Weltwirtschaftskrise nach dem Schwarzen Freitag, 1929. Der Unterschied zu damals ist, die radikalen Parteien sind bereits an der Macht.

@Tearjerker @L.

Der Apparat sieht es als sein Geschäftsmodell, jungen Leuten die Aussicht auf Versorgungsposten anzubieten

Das Geschäftsmodel der Einheitsfront 2.0 ist doch endlich. Die keyneseanische Notenbank-Politik findet dadurch ihr Ende, daß man das viele gedruckte Geld schon 2015, wie auch in der Corona-Zeit aus opportunen Gründen nicht mehr aus dem Konsumenten-Kreislauf heraushalten konnte. Bis auf die Finanzkrise bekam man das 1,5 Jahrzehnte ganz gut hin. Aber die geistig Minderbemittelten aus Bundes- & Landeskabinetten kennen kein Halten mehr, Geld zu verprassen, welches wenn auch gedruckt, dem Bürger gehört. Meloni wird ihre Anhänger belohnen wollen. Das wird wieder zu Lasten Deutschlands gehen. Die Untergang Buntlands findet ökonomisch absehbar vor 2030 statt.

Umlautkombinat

10. Oktober 2022 23:43

160000 von ca. 6 Millionen Wahlberechtigten, also 2,5%, heben eine Partei um 68%. Was sagt uns das ueber den Ausgangszustand und die Gegenwart? Das ist i.W. nicht anders, als die Regierungspropaganda waehrend Corona bei Inzidenzen von 500 (=0,5%) irgendwelche Kurven mit Riesenanstiegen malen zu sehen und unverstandene Begriffe wie "exponentiell" unter die angstbesessene Bevoelkerung zu schuetten.

Eine bessere Einschaetzung dazu, warum die 14,x% der Gruenen qualitativ eine komplett andere Bedeutung haben als die 11% der AfD bei Roger Letsch:

https://unbesorgt.de/50-shades-of-green-oder-das-schweigen-der-lemminge/

 

 

Glast

11. Oktober 2022 08:55

Wieder eine präzise Analyse, die ich mit Gewinn gelesen habe. Danke dafür. 

Einige Ausreißer nach unten und oben im Wahlergebnis der AfD konnte ich mir sofort erklären. Im erzkatholischen Lingen (südliches Emsland) wählt man CDU bis zum Tod. So auch im Raum Vechta etc. Hochburgen der Grünen sind die Universitätsstädte, klar. 

In Leer schnitt die AfD mit über 15% stark ab. Mag das mit dem Verbrechen an dem jungen Mädchen zusammenhängen, das von Asylbewerbern misshandelt wurde? Ich weiß es nicht. Auffällig ist das Ergebnis der AfD in Salzgitter - 18,4% für eine Stadt in Niedersachsen ist ein Brett. Woran das liegen mag? Weiß Fiß etwas dazu? 

Sandstein

11. Oktober 2022 12:31

@Glast 

Die AfD ist in Salzgitter sehr aktiv, hat dort unter anderem die Erfassungsstelle Salzgitter gegründet, die soweit ich weiß, bundesweite Verstöße von Lehrern etc. registrieren soll.

@RMH 

ich weiß nicht genau woran es liegt, aber seit einigen Wochen sind sie wirklich sehr aktiv und hier und da gehen die Gäule mit Ihnen durch.

Das war bei den Themen Ukrainekrieg/Putin/NATO schon so, und zeigt sich hier auch wieder. Wobei Sie Recht haben dürften, was die Alten Bundesländer und die AfD betrifft. 
 

Gurbanguly

11. Oktober 2022 12:38

@Glast: wahrscheinlich wegen Salzgitter AG; energieintensives Unternehmen, die Menschen in der Stadt wissen, dass das Werk bei fortgeführter Energiepolitik massiv reduzieren muss. 

RMH

11. Oktober 2022 17:18

@Laurenz und Sandstein,

mein Nutzerzugang ist nicht gehackt.

Mitleser

11. Oktober 2022 17:51

@Glast

Salzgitter war eines der am meisten von Merkels Migration betroffenen Städte (über 5000 neue Syrier bei etwa hunderttausend Einwohnern) und ist seitdem eine AfD Hochburgen im Nordwesten.

Und mit den Preissteigerungen gibt es ein neues heißes Thema, das mobilisiert.

Leander

11. Oktober 2022 18:30

In das Wahlergebnis kann man alles Mögliche interpretieren, auf keinen Fall einen Rechtsrutsch, oder Anzeichen eines beginnenden politischen Umbruchs.

Die AfD feiert zwar berechtigt den Stimmenzuwachs, muss sich aber nach der Feier erst mal die Diskrepanz von Erst- zu Zweitstimmen erklären. 8,9% Erststimmen zu 10,9% Zweitstimmen deuten auf personelle Defizite in den Wahlkreisen hin. Zeigen die 10,9% Zweitstimmen der AfD, bei 3,7 Prozentpunkten Erststimmenüberschuss bei der CDU, den Protest? Haben die CDU-Wähler den guten Freund im Wahlkreis gewählt und die Partei mal ein bisschen abgewatscht? Haben sie in manchen Fällen auch bei Erststimmen ein „Zeichen gesetzt“?

Grund zu Euphorie besteht damit aus meiner Sicht bei der AfD nicht. Noch dazu ist in Bayern nächstes Jahr kein besseres Ergebnis zu erwarten. Wegen Konkurrenz mit den Freien Wählern, die in den Wahlkreisen auf Basisebene deutlich präsenter und akzeptierter sind, eher ein schlechteres.

FraAimerich

11. Oktober 2022 22:04

@RMH - "mein Nutzerzugang ist nicht gehackt."

Da baut Ihnen der sonst so strenge Laurenz schon mal eine goldene Brücke - und wieder lassen Sie eine Gelegenheit zur Metanoia ungenutzt verstreichen!

Glast

12. Oktober 2022 08:03

Danke an Sandstein, Gurbanguly und Mitleser. Ihre Argumente klingen ziemlich plausibel. 

Goslar war allerdings meines Wissens stärker von Asylanten betroffen als Salzgitter beispielsweise und dort ist das Wahlergebnis nicht annähernd so hoch. Da sind Syrer mittlerweile wohl stadtbildprägend.

Wird wohl tatsächlich eine Mischung aus den von Ihnen genannten Punkten sein. 

Jan

12. Oktober 2022 09:55

Mal ein Ergebnis aus einem Innenstadt-Wahlbezirk: Bei den Erststimmen belegt der grüne Direktkandidat mit ca. 35% den ersten Platz, die Wahlbeteiligung dort liegt aber nur bei 34%. Sagenhaft. Das weist auf eine hohe Mobilisierungsrate des grünen Wählermilieus hin, während zwei Drittel aus unterschiedlichen Gründen zuhause bleiben: Desillusionierung, Frust oder Desinteresse.  

Herbstwind

12. Oktober 2022 14:45

@Halenberg

Am Anfang fand ich @Laurenz auch unerträglich. Inzwischen bin ich froh, dass er so unermüdlich an den Pflöcken rüttelt, die manch einer hier in die Diskussionen einrammen möchte. 

RMH

12. Oktober 2022 18:41

"unermüdlich an den Pflöcken rüttelt,"

@Herbstwind,

wenn das der Sinn und Zweck von teilweisen Wiederholungsschleifen ad nauseam ist, dann sind Debatten sinnlos. Zumal bei einem Forum wie diesem, bei dem es nicht um das Gewinnen von Lufthoheiten über Stammtischen geht oder Einrammen von irgendwelchen Pflöcken, sondern um die Inhalte und das Prüfen des Arguments. Mancher Politiker könnte, wenn er wollte, das eine oder andere Argument erst einmal hier testen, bevor er es dann bei einer Rede oder Ähnlichem im Einsatz verwendet. Eine Art Manövergebiet. Wer es anders sehen will - gerne.

 

Umlautkombinat

12. Oktober 2022 20:35

"bei dem es nicht um das Gewinnen von Lufthoheiten über Stammtischen geht oder Einrammen von irgendwelchen Pflöcken, sondern um die Inhalte und das Prüfen des Arguments."

Na ja. Einen Leser mit Minimal-IQ duerfte die Drechselei etlicher Schreiber nicht darueber hinwegtaeuschen, dass es oft genug auch hier genau darum geht.

 

Mitleser

12. Oktober 2022 23:37

@Glast

"Da sind Syrer mittlerweile wohl stadtbildprägend."

Das sind die Bärtigen in Salzgitter(-Lebenstedt) auch.

Hier war die Situation so kritisch, das man sogar eine Zuzugsbeschränkung gewährt hat.

https://www.focus.de/politik/deutschland/nach-fluechtlingsstopp-buergermeister-beschraenkter-fluechtlingszuzug-verschafft-atempause_id_8709814.html

@Jan

Bei mir war es Desillusionierung mit der BRD und Frust mit den Lib-Kons in der AfD.