Aufgebrochener Boden

Die Fraktur bezeichnet in der Medizin den Knochenbruch.

Das Wort exis­tiert auch im Eng­li­schen: »(to) frac­tu­re« – bre­chen. Seit der Finanz­kri­se 2008 spielt sich spe­zi­ell in den USA eine Revo­lu­ti­on ab, deren Wesens­kern das »Bre­chen« ist, der Auf­bruch von Schie­fer­ge­stein: die US Shale Revolution.

Dank tech­ni­scher Effi­zi­enz­stei­ge­rung auf dem Gebiet des Hydrau­lic frac­tu­ring, des­sen Anwen­dung schon in den 1960er-Jah­ren bei kon­ven­tio­nel­len Gas- und Ölfel­dern erfolg­te, ent­wi­ckel­ten sich die USA nach jahr­zehn­te­lan­gem Rück­gang der kon­ven­tio­nel­len US-Gas- und Ölför­de­rung vom Impor­teur zum Expor­teur fos­si­ler Roh­stof­fe. Die glo­ba­le Macht­po­li­tik ist seit­dem eine andere.

Dabei wird zwi­schen kon­ven­tio­nel­lem und unkon­ven­tio­nel­lem Frack­ing unter­schie­den: Wäh­rend das kon­ven­tio­nel­le Frack­ing zur Erhö­hung der För­der­ra­te gewöhn­li­cher Öl- und Gas­vor­kom­men, die sich dem Erschöp­fungs­zu­stand nähern, ver­wen­det wird – qua­si zur effek­ti­ve­ren Aus­beu­te des letz­ten Trop­fens –, wer­den beim unkon­ven­tio­nel­len Frack­ing Gas und Öl aus dich­tem, imper­mea­blem Gestein »her­aus­ge­bro­chen«.

Das Bun­des­mi­nis­te­ri­um für Umwelt- und Natur­schutz defi­niert den Pro­zeß unter Ein­be­zug der Erklä­rung »nicht-kon­ven­tio­nel­ler« Erd­gas­vor­kom­men auf sei­ner Netz­prä­senz wie folgt:

Unter nicht-kon­ven­tio­nel­len Erd­gas­vor­kom­men ver­steht man sol­che Vor­kom­men, bei denen das Gas nicht ohne wei­te­re tech­ni­sche Maß­nah­men in aus­rei­chen­der Men­ge frei einer För­der­boh­rung zuströmt. Dies ist dar­auf zurück­zu­füh­ren, dass das Spei­cher­ge­stein nicht aus­rei­chend durch­läs­sig ist oder das Erd­gas nicht in frei­er Gas­pha­se im Gestein vor­liegt. Zu unkon­ven­tio­nel­len Erd­gas­vor­kom­men zäh­len vor allem Gas in Schiefer‑, Ton- und Mer­gel­ge­stein (Schie­fer­gas, eng­lisch: shale gas) oder Koh­le­flöz­ge­stein sowie Gas in dich­tem Sand- oder Kalk­stein (eng­lisch: tight gas).

Auf­grund der sehr gerin­gen Durch­läs­sig­keit der Spei­cher­ge­stei­ne muss die­se bei der För­de­rung von Erd­gas aus dich­tem Gestein künst­lich erhöht wer­den. Beim Frack­ing wird dazu das Gestein hydrau­lisch auf­ge­bro­chen, das heißt, über Boh­run­gen wird mit hohem hydrau­li­schem Druck eine Flüs­sig­keit (Was­ser-Sand-Che­mi­ka­li­en-Gemisch) ein­ge­presst um Ris­se im Gestein zu erzeu­gen oder bestehen­de Ris­se zu weiten.

Die­ses För­der­ver­fah­ren ist kapi­tal­in­ten­siv und zieht eini­ge nega­ti­ve Umwelt­fol­gen nach sich, wes­we­gen es in Deutsch­land seit 2017 ver­bo­ten ist, gleich­wohl kon­ven­tio­nel­les Frack­ing erlaubt bleibt und in der Ver­gan­gen­heit zur bes­se­ren Aus­beu­te kon­ven­tio­nel­ler Öl- und Gas­fel­der in Deutsch­land auch ein­ge­setzt wurde.

Nun rüt­telt die durch den Ukrai­ne­krieg aus­ge­lös­te Ener­gie­kri­se an die­sem Ver­bot: In der Ampel-Regie­rung gehört Finanz­mi­nis­ter Chris­ti­an Lind­ner (FDP) zu den vehe­men­tes­ten Ver­fech­tern eines deut­schen Ein­stiegs in das unkon­ven­tio­nel­le Fracking:

Wir müs­sen rasch an die För­de­rung her­an­ge­hen. Ich bin zuver­sicht­lich, dass wir in weni­gen Jah­ren einen rela­tiv gro­ßen Bedarf aus hei­mi­schen Gas­quel­len decken. Es ist rat­sam, das zu tun, wenn man sich die Ent­wick­lung auf der Welt anschaut.

Eine For­de­rung, der sich der AfD-Vor­sit­zen­de in Sach­sen, Jörg Urban, nun anschließt:

Wenn wir als poli­ti­sche Ver­ant­wort­li­che den Wohl­stands­ver­lust ver­hin­dern und die Wett­be­werbs­fä­hig­keit der säch­si­schen Wirt­schaft erhal­ten wol­len, dann müs­sen wir jetzt das Ener­gie-Ange­bot mit hei­mi­schen Ener­gie­trä­gern aus­wei­ten und güns­ti­ge aus­län­di­sche Ener­gie beschaf­fen. Das heißt nicht nur alle Koh­le- und Kern­kraft­wer­ke zurück ans Netz zu brin­gen. Das heißt auch, ernst­haft über Frack­ing unter defi­nier­ten Bedin­gun­gen zu sprechen.

Damit steht Urban in indi­rek­tem Wider­spruch zu sei­nem Par­tei­vor­sit­zen­den Tino Chrup­al­la, der das US-ame­ri­ka­ni­sche Frack­ing­gas als Import­op­ti­on wie­der­holt als »teu­er« und »natur­schäd­lich« abge­lehnt hat­te. Dabei streift Chrup­al­la zwei wich­ti­ge Aspek­te, war­um die För­der­me­tho­de »Frack­ing« mit Vor­be­halt zu betrach­ten ist. Es hat sei­ne Grün­de, daß die »Shale Revo­lu­ti­on« bis­her vor allem ein US-ame­ri­ka­ni­sches Phä­no­men geblie­ben ist. Die AfD wäre gut bera­ten, dem FDP-Finanz­mi­nis­ter bei sei­nen For­de­run­gen nicht blind zu fol­gen und unse­ren Hei­mat­bo­den dem Wirt­schafts­stand­ort Deutsch­land bedin­gungs­los zu opfern.

I. Umwelt­pro­ble­me – Beim unkon­ven­tio­nel­len Frack­ing ste­chen ins­be­son­de­re zwei Umwelt­schä­den her­aus, die in die­ser Aus­prä­gung bei der kon­ven­tio­nel­len För­de­rung nicht auf­tre­ten: Grund­was­ser­ver­seu­chung und Erd­be­ben (von den­je­ni­gen, die den Kli­ma­schutz zu ihrem öko­lo­gi­schen Kern­an­lie­gen erko­ren haben, wird fer­ner die Methan­frei­set­zung bei der För­de­rung kritisiert).

Zwar gehört der­ar­ti­ge Umwelt­zer­stö­rung zu den typi­schen Begleit­erschei­nun­gen bei der Anwen­dung von Bohr­tech­ni­ken zur För­de­rung fos­si­ler Res­sour­cen, aller­dings bean­sprucht das unkon­ven­tio­nel­le Frack­ing weit grö­ße­re Flä­chen als die kon­ven­tio­nel­le Förderung.

Wo bei der kon­ven­tio­nel­len För­de­rung ein Bohr­loch aus­reicht, braucht es beim unkon­ven­tio­nel­len Frack­ing hun­der­te bis tau­sen­de Bohr­lö­cher – schließ­lich lie­gen Schie­fer­gas und ‑öl nicht in einem gro­ßen Feld kon­zen­triert vor.

Zur För­de­rung aus dem größ­ten Ölfeld der Welt, Gha­war in Sau­di-Ara­bi­en, wur­den Ende 2012 3.000 Bohr­lö­cher betrie­ben (För­de­rung: rund 3,8 Mil­lio­nen Bar­rel pro Tag); im Bak­ken-Feld in North Dako­ta, einem der ers­ten Fel­der für die Schie­fer­öl­för­de­rung im gro­ßen Stil, muß­ten im Jahr 2021 14.521 Bohr­lö­cher betrie­ben wer­den, um rund 1,2 Mil­lio­nen Bar­rel pro Tag an Schie­fer­öl för­dern zu können.

Das fol­gen­de Goog­le-Earth-Satel­li­ten­bild, das einen Abschnitt des Eagle-Ford-Felds in Texas abbil­det, führt den Frack­ing-Flä­chen­fraß vor Augen – jedes wei­ße Qua­drat ist ein Frackingbohrloch:

Das Risi­ko ist also nicht auf einen bestimm­ten Ort begrenzt. Außer­dem benö­tigt es zur Her­aus­lö­sung der begehr­ten Roh­stof­fe aus den Schie­fer­ge­steins­schich­ten ein Che­mi­ka­li­en­ge­misch, das den Grund­was­ser­lei­ter über die Ver­un­rei­ni­gung mit geför­der­tem Öl und Erd­gas hin­aus zusätz­lich gefährdet.

Die für die Sti­mu­lie­rung von Schie­fer­gas ver­wen­de­ten Frack­ing­flüs­sig­kei­ten bestehen in ers­ter Linie aus Was­ser, ent­hal­ten aber auch eine Viel­zahl von Zusatz­stof­fen. Die Anzahl der che­mi­schen Zusät­ze, die bei einer typi­schen Frack­ing­be­hand­lung ver­wen­det wer­den, hängt von den Bedin­gun­gen des jewei­li­gen Bohr­lochs ab, in dem der Frack­ing­pro­zess statt­fin­det. Bei einer typi­schen Frack­ing­be­hand­lung wer­den sehr nied­ri­ge Kon­zen­tra­tio­nen von 3 bis 12 che­mi­schen Zusät­zen ver­wen­det, je nach den Eigen­schaf­ten des Was­sers und der zu fra­cken­den Schieferformation,

infor­miert das U.S. Depart­ment of Ener­gy in einer Bro­schü­re. Von die­sen in »nied­ri­ger Kon­zen­tra­ti­on« ange­wand­ten Che­mi­ka­li­en sind vie­le kar­zi­no­gen und toxisch: in den USA wer­den jähr­lich Mil­lio­nen Liter die­ser Che­mi­ka­li­en für das Frack­ing verbraucht.

Um zu ver­ste­hen, war­um die US-Ame­ri­ka­ner ihr Land mit Frack­ing­an­la­gen voll­pflas­tern konn­ten, der­weil man in Euro­pa ähn­li­che Anla­gen mit der Lupe suchen muß, reicht ein Blick auf die Bevöl­ke­rungs­dich­te: USA (36,3 Ein­woh­ner pro Qua­drat­ki­lo­me­ter); Deutsch­land (233 Ein­woh­ner pro Qua­drat­ki­lo­me­ter). In North Dako­ta, Stand­ort des Bak­ken-Felds, sind es gera­de ein­mal vier Ein­woh­ner pro Qua­drat­ki­lo­me­ter. Und selbst bei die­ser gerin­gen Sied­lungs­dich­te kommt es zu erheb­li­chen Kol­li­sio­nen mit den mensch­li­chen Nut­zungs­be­dürf­nis­sen (Was­ser, Boden etc.).

Daß in einem dicht­be­sie­del­ten Land wie Deutsch­land eine ren­ta­ble Fracking­struk­tur ähn­lich der in den USA auf­ge­baut wer­den kann, ist daher mehr als frag­lich. Spe­zi­ell wenn sie nach deut­schen Stan­dards vor­ge­nom­men wird, die Lind­ner bei sei­nen Frack­ing­vor­stö­ßen her­vor­hebt: »An meh­re­ren Stand­or­ten in Deutsch­land« sei umwelt­ver­träg­li­ches Frack­ing möglich.

Doch die­se weni­gen Stand­or­te wer­den zu kei­nem rele­van­ten Unter­schied in der deut­schen Ver­sor­gungs­la­ge füh­ren. Um mit Frack­ing eine Res­sour­cen­un­ab­hän­gig­keit nach US-ame­ri­ka­ni­schem Vor­bild zu gewin­nen, braucht es die rück­sichts­lo­se Aus­beu­tung des Bodens mit den ent­spre­chen­den Umwelt­fol­gen für Mensch und Tier: Der gesam­te Süden Nie­der­sach­sens, Lager­stät­te deut­scher Schie­fer­gas­vor­kom­men, müß­te mit Bohr­lö­chern über­zo­gen wer­den. Der Preis einer sol­chen Pra­xis wäre für Deutsch­land immens und stün­de in kei­nem Ver­hält­nis zu dem dar­aus gewon­ne­nen öko­no­mi­schen Mehrwert.

II. Reich­wei­te – Frack­ing ist kei­ne Lösung auf Dau­er. Viel­mehr erfüllt die­se För­der­me­tho­de die Funk­ti­on eines fos­si­len Nach­bren­ners. Deut­lich wird die »Nach­bren­ner­funk­ti­on« unter ande­rem dar­an, daß die US-Ölin­dus­trie erst dann auf die­se teu­re Tech­nik setz­te, als die kon­ven­tio­nel­len Lager­stät­ten immer mehr zu Nei­ge gin­gen. Es ist ein Boom-and-Bust-Geschäft im wahrs­ten Sin­ne des Anglizismus.

Frack­ing hat etwas über­fall­ar­ti­ges: unzäh­li­ge LKWs fah­ren an das neue Bohr­loch, Rohr­struk­tu­ren über­sä­hen die För­der­stel­le und Arbei­ter begin­nen ihr geschäf­ti­ges Trei­ben. Aller­dings ist alles wie­der so schnell ver­schwun­den, wie es gekom­men ist. Der För­der­rück­gang der ein­zel­nen Frack­ing­bohr­lö­cher liegt nach drei Jah­ren bei rund 90 Prozent.

Die­ser schnel­le Rück­gang wird durch die fort­wäh­ren­de Erschlie­ßung neu­er Bohr­lö­cher kom­pen­siert (sie­he hohe Bohr­lö­cher­an­zahl). Sobald die bes­ten Stel­len abge­grast sind, stößt aber auch die­se Vor­ge­hens­wei­se an ihre Grenzen.

Das 2008 erschlos­se­ne »Eagle Ford«-Feld erreich­te bei der Ölför­de­rung bereits 2015 sei­nen Peak und kämpft seit­dem gegen sin­ken­de För­der­ra­ten an. Beim Schie­fer­gas, des­sen För­de­rung der des Schie­fer­öls noch vor­aus­ging, ist die Lage deutlicher.

Im Bar­nett-Feld – einem der aller­ers­ten akti­ven kom­mer­zi­el­len Schie­fer­gas­fel­der, auf dem die rele­van­te För­de­rung ab dem Jahr 2000 begann –, das wie Eagle Ford in Texas gele­gen ist, wur­de der För­der­hö­he­punkt 2011 erreicht. Seit­dem hat sich die För­der­ra­te um 60 Pro­zent ver­rin­gert. Ähn­li­ches zeigt sich beim Fay­et­te­ville-Feld in Arkansas.

Frack­ing lie­fert im bes­ten Fall für ein paar Jahr­zehn­te Öl und Gas, danach ist Schluß. In Anbe­tracht des­sen muß die Fra­ge gestellt wer­den, ob man für die­se kur­ze För­der­pha­se bereit ist, die Intakt­heit unse­rer Umwelt zu opfern.

III. Kapi­tal – Daß Frack­ing bis­her ein US-ame­ri­ka­ni­sches Phä­no­men geblie­ben ist, grün­det indes nicht nur in den gerin­ge­ren Umwelt­stan­dards und der nied­ri­gen Bevöl­ke­rungs­dich­te. Neben die­sen bei­den Fak­to­ren ist die beson­de­re Struk­tur der US-Wirt­schaft ent­schei­dend für die Aus­wei­tung der Frackingaktivitäten:

So sehr ande­re Län­der die­sen Kata­ly­sa­tor für inlän­di­sches Wachs­tum auch benei­den mögen, sie wer­den nicht in der Lage sein, ihn zu kopie­ren, denn nur die Ver­ei­nig­ten Staa­ten ver­fü­gen über die ein­zig­ar­ti­gen Vor­aus­set­zun­gen, die für eine voll­stän­di­ge Erschlie­ßung der Schie­fer­res­sour­cen erfor­der­lich sind. Ein Rechts­sys­tem, das das Pri­vat­ei­gen­tum an Grund und Boden und den dar­un­ter lie­gen­den Res­sour­cen fest­schreibt, hat zusam­men mit offe­nen Kapi­tal­märk­ten und einem ver­nünf­ti­gen Regu­lie­rungs­sys­tem zum Wachs­tum Tau­sen­der unab­hän­gi­ger Öl- und Gas­un­ter­neh­men geführt, die alle in einem inten­si­ven Wett­be­werb zueinanderstehen.

Infol­ge­des­sen wur­den in den Ver­ei­nig­ten Staa­ten fast vier Mil­lio­nen Öl- und Gas­boh­run­gen durch­ge­führt, gegen­über 1,5 Mil­lio­nen in der übri­gen Welt. Die rege Bohr­ak­ti­vi­tät in den Ver­ei­nig­ten Staa­ten hat auch zu einem Inno­va­ti­ons­schub in der Bran­che geführt, von dem ande­re Län­der nur träu­men können,

beschrieb der Geo­lo­ge Robert Hef­ner III in sei­nem Arti­kel »The United Sta­tes of Gas. Why the Shale Revo­lu­ti­on Could Have Hap­pen­ed Only in Ame­ri­ca« aus der Mai/Juni Aus­ga­be der For­eign Affairs im Jahr 2014 das ein­zig­ar­ti­ge Zusam­men­spiel insti­tu­tio­nel­ler Faktoren.

Spe­zi­ell der US-ame­ri­ka­ni­sche Finanz­markt stützt die Frack­ing­in­dus­trie: Frack­ing ist kapi­tal­in­ten­siv und lohnt sich laut Stim­men aus der Indus­trie ab Bar­rel­prei­sen unter 50 Dol­lar nicht mehr – je nach Berech­nung beginnt die Pro­fi­ta­bi­li­tät aber auch erst ab 60 Dol­lar auf­wärts. Als die Ölprei­se 2015 auf ein Tief von 49 Dol­lar das Bar­rel fie­len, häuf­ten die 30 größ­ten Fir­men im Schie­fer­markt 80 Mil­li­ar­den Dol­lar Schul­den an.

Ein exem­pla­ri­sches Bei­spiel für die­sen öko­no­mi­schen Stol­per­stein der Indus­trie ist die Fir­ma Che­s­apea­ke Ener­gy, die durch ihre Akti­vi­tät im Hay­nes­ville Shale zur Bran­chen­grö­ße auf­stieg und damit simul­tan den eige­nen Abstieg ein­läu­te­te: Che­s­apea­ke flu­te­te den US-Markt mit Erd­gas und drück­te so den Preis, bis zu dem Punkt, daß die eige­ne Pro­duk­ti­on unpro­fi­ta­bel wur­de. Der Fir­men­wert von 37 Mil­li­ar­den Dol­lar im Jahr 2008 war Ende 2019 auf mick­ri­ge 1,48 Mil­li­ar­den zusam­men­ge­schrumpft. Im Juni 2020 folg­te die Insolvenzanmeldung.

Der­weil wies Che­s­apea­ke Zeit ihrer Exis­tenz ein Finan­zie­rungs­sys­tem auf, das auf der Basis deut­scher Regu­la­ri­en kei­nen Bestand gehabt hät­te. Ende 2019 wies der Frack­ing­gi­gant 9,7 Mil­li­ar­den Schul­den aus – eine Sum­me, die Che­s­apea­k­es Markt­wert zu die­sem Zeit­punkt um cir­ca das fünf­fa­che überstieg.

Che­s­apea­ke steht damit aber nicht allein da: Der gesam­ten US-Frack­ing­in­dus­trie haf­tet der Ruf einer Kapi­tal­ver­nich­tungs­ma­schi­ne an. Schät­zun­gen zufol­ge sind rund 500 Mil­li­ar­den Dol­lar an Inves­to­ren­geld im US-Schie­fer­ge­schäft verlorengegangen.

Betrach­tet man den durch­schnitt­li­chen EROI-Wert (Ver­hält­nis ein­ge­setz­ter Ener­gie zu gewon­ne­ner Ener­gie) des Frack­ing­öls, eröff­net sich neben der Abhän­gig­keit von hohen Markt­prei­sen eine wei­te­re Dimen­si­on, die die Ver­lus­te der Frack­ing­in­dus­trie zu erklä­ren vermag.

Im Gegen­satz zu kon­ven­tio­nel­lem Öl, der EROI von nor­we­gi­schem Nord­see­öl lag im Jahr 1996 bei 60:1, weist Frack­ing­öl nur einen gerin­gen EROI, der sich um das Ver­hält­nis 5:1 bewegt, auf. Das ist ein äußerst gerin­ger ener­ge­ti­scher Mehr­wert, der in die Öko­no­mie zurück­fließt und den man robust kapi­ta­li­sie­ren könn­te. Schlu­ßend­lich macht erst die­ser Mehr­wert das Ener­gie­ge­schäft zu einem loh­nen­den Unter­fan­gen – fällt die­ser zu gering oder sogar gänz­lich aus, häu­fen sich die Schul­den. Bedenkt man, daß bei den hohen deut­schen Umwelt­stan­dards die ener­ge­ti­schen Inves­ti­tio­nen in den ein­zel­nen »Frack« höher lie­gen wer­den als in den USA, wird das deut­sche Frack­ing­öl aller Vor­aus­sicht nach mit einem EROI zu Buche schla­gen, der unter 5:1 liegt. Wirk­lich pro­fi­ta­bel und loh­nend ist das nicht.

IV. Koh­le – Aus deut­scher Sicht ist das ener­ge­ti­sche Sze­na­rio, das seit den letz­ten Mona­ten an Kon­tu­ren gewinnt, beängs­ti­gend. In einer Welt, in der sich die Ablö­sung des glo­ba­len Ener­gie­markts durch loka­le Zonen abzeich­net, ist man damit kon­fron­tiert, kei­ne zufrie­den­stel­len­de loka­le Res­sou­ren­kon­stel­la­ti­on zur Ver­fü­gung zu haben, die den Ener­gie­an­for­de­run­gen der deut­schen Öko­no­mie im 21. Jahr­hun­dert gerecht wer­den könnte.

Der his­to­ri­sche Augen­blick, als die Indus­trie welt­weit noch haupt­säch­lich auf Koh­le als ener­ge­ti­sche Basis zurück­griff, ist vor­über. Zwar hat die Koh­le, seit­dem sie die ers­ten Dampf­ma­schi­nen anfeu­er­te, nie an Rele­vanz ver­lo­ren, aller­dings wur­de sie durch das mit höhe­rer Ener­gie­dich­te geseg­ne­te Öl vom Thron der fos­si­len Ener­gie­trä­ger gesto­ßen. Der Kampf des Drit­ten Reichs – als das Koh­le­zeit­al­ter zu Ende ging – um den Zugang zu Ölquel­len zeigt, vor wel­che Res­sour­cen­pro­ble­ma­tik ein Deutsch­land gestellt ist, das im indus­tri­el­len Kon­zert sei­ne Ener­gie­be­dürf­nis­se selbst­ver­ant­wort­lich zu stil­len hätte.

Die Hoff­nungs­trä­ger »erneu­er­ba­re Ener­gien«, »Kern­kraft« und »Frack­ing« wer­den die­se Kon­trak­ti­on nicht stop­pen kön­nen. Die Erneu­er­ba­ren kön­nen dies nicht, weil sie aus unzäh­li­gen Mate­ria­li­en bestehen, die nur über intak­te glo­ba­le Lie­fer­ket­ten ver­füg­bar blei­ben und weil die­se Mate­ria­li­en nur dann kos­ten­güns­tig her­ge­stellt wer­den kön­nen, wenn bil­li­ges, welt­weit gehan­del­tes Öl die Norm bleibt. Für die Kern­kraft gilt im Grun­de das glei­che und wes­we­gen Frack­ing dies für Deutsch­land nicht leis­ten kann, wur­de oben aus­gie­big dargelegt.

Ein Deutsch­land, das auf sich selbst zurück­ge­wor­fen wird und an sei­nem indus­tri­el­len Lebens­stil fest­hal­ten möch­te, muß sich der Rea­li­tät stel­len, daß es dies nur mit dem Roh­stoff als Aus­gangs­ba­sis schaf­fen kann, mit dem es sei­nen indus­tri­el­len Auf­stieg begann: Koh­le. Für den Bezug von Öl und Gas böten sich euro­päi­sche und eura­si­sche Kon­stel­la­tio­nen an – um die­se zu rea­li­sie­ren, müß­te man jedoch aus dem Schat­ten der USA her­aus- und als außen­po­li­ti­scher Sou­ve­rän hervortreten.

Bei der aktu­el­len poli­ti­schen Situa­ti­on in Deutsch­land, wirkt die Opti­on des lang­sa­men Nie­der­gangs zuge­ge­be­ner­ma­ßen weit­aus rea­lis­ti­scher. Doch selbst wenn das Undenk­ba­re – eine sou­ve­rä­ne, inter­es­sen­ge­lei­te­te deut­sche Außen­po­li­tik – Wirk­lich­keit wer­den soll­te, müs­sen wir uns dar­auf ein­stel­len, daß auch in die­sem Sze­na­rio alle Güter teu­rer wer­den, als wir es in den letz­ten Jahr­zehn­ten – die­sem öko­no­mi­schen Aus­nah­me­mo­ment – gewohnt waren. Da kann das öko­lo­gisch-öko­no­mi­sche Hara­ki­ri-Pro­jekt »Frack­ing« im ers­ten Moment ver­lo­cken­de Anzie­hungs­kraft entfalten.

Doch soll­ten wir uns trotz des Stru­dels, der sich vor uns auf­tut, davor hüten, zu kom­pen­sie­ren­den Über­re­ak­tio­nen wie Frack­ing zu grei­fen, die uns unwei­ger­lich an einen Punkt füh­ren wer­den, den der kon­ser­va­ti­ve Archi­tekt und Hei­mat­schüt­zer Paul Schult­ze-Naum­burg bereits Anfang des 20. Jahr­hun­derts beschrieb:

Denn, wenn der Mensch alles gewon­nen hät­te, was sich mit sei­ner Tech­nik gewin­nen läßt, dann wür­de er zu der Erkennt­nis kom­men, daß das maß­los erleich­ter­te Leben auf der ent­stell­ten Erde eigent­lich nicht mehr lebens­wert ist, daß wir zwar alles an uns geris­sen, was unser Pla­net her­zu­ge­ben hat­te, daß wir aber bei die­ser Wühl­ar­beit ihn und damit uns selbst zer­stört haben.

Denn, was bringt uns all der »Wohl­stand«, wenn die deut­sche Erde auf­ge­bro­chen und ver­wüs­tet ist. Das betrifft auch die Koh­le: nicht jedes Flöz muß geho­ben wer­den. Man­ches soll­te lie­ber unter der Erde blei­ben. Irgend­wo in die­sem Span­nungs­feld aus Res­sour­cen­nut­zung und ‑scho­nung wer­den wir unse­re Zukunft zu gestal­ten haben.

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Kommentare (31)

AndreasausE

13. November 2022 10:22

Fracking ist Brechen. Sinnvoller als dieses technische Verfahren wäre aber ein "De-Fracking", also die Heilung von Brüchen.
Das wären zwecks Behebung derzeitiger Gaskrise erstens die Reparatur der Brüche der Gasröhren und zweitens die Heilung des Bruches mit Rußland.
Für solch eine Heilung bedarf es keiner Riesenmengen Bohrlöcher, Wasser und Chemikalien, sondern neben Mut und gutem Willen eines diplomatisch-technischen Eingriffs.

Zwecks Behebung vielfach vorhandener Hirn- und Denkfrakturen bei Anhängern der "grünen" Klimareligion bedarf es eines Haufens Missionare in Form von naturwissenschaftlich und ökonomisch zu klarem Denken befähigten (und gewillten) Lehrkräften.

Als unterstützende Maßnahme bei diesem Heilungsprozeß bietet sich der Wiedereinstieg in Erforschung und Ausbau der Nukleartechnik an. Selbstredend auch die Kohle.

Laurenz

13. November 2022 11:00

Fracking in Deutschland ist überhaupt nicht diskutabel. Außerdem haben die Verfahrens-, also Verwaltungsjuristen hier alles im Griff. Wir können noch nicht mal Stromleitungen durchs Land legen, geschweige noch einen Flughafen bauen. Die Zeit, in der wir das konnten, ist lange vorbei.

Das Fracking in den USA ist vor allem geopolitisch zu betrachten. Es verschafft den USA in der aktuellen Phase selbst verursachter globaler Instabilität mehr Souveränität gegenüber anderen Rohstofflieferanten.

Die Meinung JSs zur Kohle teile ich in keiner Weise. Kohle hat nur einen infrastrukturellen Nachteil zum Öl, der Brennwert unterscheidet sich kaum. Wir haben noch für über 1.000 Jahre Kohle im Boden. Nur Kohle verschafft uns Souveränität. Genau, wie das III. Reich oder Südafrika, kann man Hydrierwerke bauen, die in der Tat aufwendig, also teuer sind. Aber auch die haben, wie das teure Fracking einen Break-even. Souveränität kostet eben, auch in den USA.

t.gygax

13. November 2022 11:05

Ein ausgezeichneter Artikel, nachdenklich,tiefschürfend,voller Wissen-davon sollte es mehr geben!

Resi Burgen

13. November 2022 11:43

Willi Meinders Buch: "Kalte Kernreaktion" !

Siehe auch Willi Meinders LENR Interview bei Querdenken TV.

Artikel  über die Wiederverwertbarkeit von Atommüll sogar in der Berliner Zeitung in 2019 erschienen. Russland ist da einige Schritte voraus.

Ein wichtiges Nuklearexperiment wurde in Russland vorerst abgeschlossen - YouTube

Resi Burgen

13. November 2022 11:49

Noch ein erhellendes Interview mit dem NEXUS Magazin:

Die Energierevolution ist da: Interview mit dem Fusionsbotschafter Willi Meinders – NEXUS Magazin (nexus-magazin.de)

 

Laurenz

13. November 2022 12:02

@Resi Burgen & AndreasausE

Kernkraft

Natürlich können wir uns zwecks Technologie 1 oder 2 Kernkraftwerke leisten. Aber ich weise Sie auf die 2 geopolitischen Nachteile der Kernkraft hin. 1. Haben die Sowjets unsere Plutoniumvorräte weitestgehend aufgebraucht. 2. Machen Kernkraftwerke erpreßbar & zwar effizienter als 3 oder 4 gesprengte Gasröhren. Bei Großstaaten, wie Rußland, Kanada, USA, China, Argentinien oder Indien ist das ganz was anderes. Die können sich eher ein paar verunfallte Reaktoren leisten.

HagenAlternat

13. November 2022 13:25

Exzellent der Artikel!

Aber: "Damit steht Urban in indirektem Widerspruch zu seinem Parteivorsitzenden Tino Chrupalla."

Hier zeigt sich wieder einmal, dass die AfD-"Parteimaschine" nicht rund läuft. Warum zum Kuckuck ist es nicht möglich, beim Auftauchen dieses Problems den BFA   7 | Umwelt, Natur- und Tierschutz, Landwirtschaft und Verbraucherschutz | Prof. Dr. Ingo Hahn zu beauftragen, einen GEMEINSAMEN Standpunkt zu erarbeiten??? (Ein breiter, basisdemokratischer Meinungsbildungsprozess -zu dem dieser Artikel durchaus anregt- ist der Sache wohl nicht angemessen.)

 

Andrenio

13. November 2022 13:58

Ähnlich wie das Virus-Postulat sollte auch der fossile Ursprung von Gas und Öl in Frage gestellt werden.

Deutschland hat den technologischen Anschluss im Energiebereich verloren. Kein neuer Reaktor weltweit wird mit deutscher Beteiligung gebaut.

Der deutsche Ingenieur ist ein Auslaufmodell.

Wo sind die Pioniere der 3D-Drucktechnik?

Deutschland war in medizinischer Lasertechnik Weltmarktführer. Jetzt laufen die Betriebserlaubnis für die letzten Hartgewebslaser aus und man darf dann die funktionierenden Geräte entsorgen.

Egal wo man hinschaut Niedergang auf der ganzen Linie.

RMH

13. November 2022 15:41

"Haben die Sowjets unsere Plutoniumvorräte weitestgehend aufgebraucht."

Stimmt nicht. Deutschland hat eigentlich viel Uran und es gibt nach wie vor Uranvorräte (Plutonium, megaselten in der Natur überhaupt vorhanden, wird schon mal gleich gar nicht abgebaut sondern entsteht im Spaltungsprozess von Uran). Der Abbau von Uran wurde aber nach dem WK II von allen Besatzungsmächten verboten. Die Wismut SAG in der DDR wurde in Moskau gegründet und der Abbau wurde von der SU streng überwacht. Nach der Gründung der BRD gab es selbst in Westdeutschland in späteren Jahren entsprechende Abbauprojekte bzw. Erkundungsstollen - zudem gab es Uranerz auch als Nebenprodukt aus dem Abbau von anderen Erzen in bestimmten Minen. Die Exploration nach Uranerzen wurde aber im Zuge der 80er Jahre und dem Verfall der Uranpreise schlicht eingestellt. Zudem waren die Vorräte auf dem Gebiet der ehem. DDR nicht wirklich alle erschöpft, als man 1990 dort aufgehört hat (einige Minen waren bereits ausgebeutet, aber nicht alle und auch nicht an allen angedachten Stellen wurde mit dem Abbau bereits angefangen). Die Schächte von Bergwerken mit Vorräten wurden aus Umweltschutzgründen dermaßen versiegelt (Betonauffüllungen etc.), dass man vermutlich nicht mehr in den tiefen Schächten wieder mit einem Abbau anfangen kann (evtl. lag da auch Absicht dahinter, dem wiedervereinigten Deutschland diese Möglichkeiten zu nehmen). Kurzum: Deutschland hat eine atomare Option, wenn der politische Wille da ist.

tearjerker

13. November 2022 18:39

@Laurenz: Es gibt unterschiedliche Konzepte, die nicht auf schwer verfügbare Brennstoffe setzen, sondern den im Land befindlichen Atommüll nutzen, dessen Energiegehalt zu 95%+ nicht genutzt wurde. Dass das nicht schon lange gemacht wird, geht auf diesselben Akteure zurück, die auch verhindern wollen, dass die Bundesrepublik billiges russisches Erdgas nutzt. Forschung und Industrie wurden mit Kampagnen überzogen und aus dem Land vertrieben und der Kanal bleibt geschlossen, weil @HAlt es keine Opposition gibt, solange diese sich mit Sprachregelungen beschäftigt und nicht mit der Keule gegen jede Position des politischen Gegners polarisiert und endlich extreme Positionen bezieht um die Geschäftsgrundlage des Staates und seiner Profiteure in Frage zu stellen. @Resi: Auf die Russen würde ich in dieser Frage erstmal nicht bauen. 

Laurenz

14. November 2022 09:15

@RMH & Tearjerker

Wenn @RMH richtig liegt, habe ich nichts dagegen. Allerdings stelle ich mir diese Nutzung eben nur begrenzt vor, aus besagten Gründen. Unser Land ist extrem klein. Und im Gegensatz zur angeblichen Mehrheit unserer Bürger bin ich der Meinung, wie FJS, daß wir eigene Trägersysteme mit nuklearen Sprengköpfen brauchen. Das kostet zwar Geld, aber am Ende weniger Tributleistungen an andere. Ich habe auch nichts gegen @Tearjerkers Atommüll-Nummer. Das wird schon seit Jahren erzählt. Aber wenn das so ein geiles Business wäre, gäbe es gar keinen Atommüll mehr, von daher sind an der Nummer Zweifel angebracht. Immerhin befinden sich auf dem Planeten an die 400 AKWs im Bau. Die müßten den radioaktiven Müll längst geordert haben.

Valjean72

14. November 2022 10:35

Wirklich ein sehr guter Artikel.

Franz Bettinger

14. November 2022 10:51

@Adrenio: Sie haben völlig zu recht auf eine weitere Großlüge aufmerksam gemacht: Die biotische (fossile) Öl- und Erdgas-Genese ist falsch. Denn wie erklärt man sich C, Methan und Öl-Vorkommen im interstellaren und stellaren Raum, wenn Öl und Gas biotisch entstanden (= ein Resultat des Zerfalls toter Tiere und Pflanzen) sein soll? Öl und Gas sind a-biotisch entstanden. Es gibt diese Energieträger überall in unerschöpflichen Mengen. Der NASA zufolge übertrifft allein der Vorrat an flüssigen Kohlenwasserstoffen auf dem Saturn-Mond Titan den Vorrat der Erde ums 100-fache. Mindestens 10 unserer Planeten oder Monde enthalten Kohlenwasserstoffe. Die 50 km dicke Granitkruste der Erde schwimmt auf einem Mantel, der unvorstellbare Mengen Öl und Gas enthält, die kontinuierlich aus der Mantelmaterie neu entstehen. 
Quellen: 
(1) https://www.zentrum-der-gesundheit.de/bibliothek/sonstige-informationen/weitere-informationen/erdoel-schwindel
(2) Kurzfassung: https://www.facebook.com/100003666806018/videos/785195582834789 

Franz Bettinger

14. November 2022 11:06

Falls oben der Kommentar durchkommt, geht vielleicht auch diese Vertiefung durch:

  1. Erdöl wurde mittlerweile aus „unmöglichen Tiefen“ (10.000 m) gefördert. Nur eine abiotische Entstehung kann Hydrokarbone aus diesen Tiefen erklären. Erdöl kann unter jedem Ölfeld in allen Gesteins-Schichten gefunden werden, also nicht nur in einer spezifischen Blase, den oberflächennahen Öl- und Gas-Fenstern in Sediment-Gesteinen.
  2. Temporär erschöpfte Ölquellen füllen sich von selbst wieder auf. 
  3. Das Volumen des bis dato geförderten Öls übersteigt die Menge an Erdöl, die sich aus früher auf der Welt lebenden Tieren gebildet haben könnte, bereits heute um ein Vielfaches. 
  4. Im Labor kann man auf rein anorganische Weise CH4 herstellen. Im Labor kann man aber aus pflanzlichem oder tierischem Material kein Erdöl erzeugen. Alles, was zu einer Umwandlung von CH4 in Öl nötig ist, sind Wasser (H2O), Druck&Temperatur. Wenn diese Bedingungen vorliegen, entsteht aus Erdgas Erdöl; wenn nicht entweicht das Methan als Erdgas. 
  5. Manche Meteorite enthalten Bitumen (Öl, Teer) 

Laurenz

14. November 2022 15:35

@Franz Bettinger

Denn wie erklärt man sich C, Methan und Öl-Vorkommen im interstellaren und stellaren Raum

Dafür existiert nicht ein einziger Beweis & solange der nicht existiert, reden wir nur über Wolkenkuckucksheime.

wbs47

14. November 2022 19:30

Bevor hier der naturwissenschaftliche Gau - speziell bei Kernenergiefragen - ausbricht, sollten die Kommentatoren sich mal in die "Studierstube" begeben.

Dafür empfehle ich zwei einfache "Kurse":

www.nukeklaus.net und https://www.youtube.com/watch?v=r2S8x2Q_h_c

Wie sooft im Leben war die militärische Option der GameChanger!

Hartwig aus LG8

14. November 2022 21:29

""Temporär erschöpfte Ölquellen füllen sich von selbst wieder auf.""

@Bettinger

Danke, weil erwähnenswert.

Habe von dieser Theorie erstmals im Film "Eine unerwartete Reise" vom Marijn Poels gehört (verlinkt auf Cashkurs, dem yt-Kanal von Dirk Müller); dort als eine These unter vielen vorgestellt. Ergo: Es ist waghalsig von Ihnen, dies hier als quasi erwiesenen Fakt einzubringen.

 

Franz Bettinger

14. November 2022 22:13

@Laurenz: Belege für: Kohlenwasserstoffe (Öl…) im Kosmos und in "unmöglichen" Tiefen des Erdmantels: 

(1) NASA: https://de.wikipedia.org/wiki/Methanseen_auf_Titan 

(2) https://www.spektrum.de/news/kohlenstoff-im-weltall/343704

(3) https://de.wikipedia.org/wiki/Kola-Bohrung#Wissenschaftliche_Ergebnisse

Kurativ

14. November 2022 22:26

Große Löcher in der Erde zu graben, das ist nicht ohne. Man kann es auch am Ruhrgebiet sehen, wo man einen irren Aufwand betreiben muss, damit nicht alles zusammenbricht. Und man hat auch weiter gemacht, als es längst die Möglichkeit gab, Steinkohle mit Schaufelradbagger in Australien zu ernten. Man dachte national ("Deutsche Arbeit, Deutsche Kohle") und hat sich in Knie geschossen. Sozialdemokraten...  Und das, als sich längst die effiziente Kernenergie abzeichnete. Nur dort haben die selben Alt-Parteien in der Anfangszeit den Fehler mit der Endlagerung gemacht. Man muss den damaligen Kernkraftgegnern beinahe dankbar sein. Aber der technische Fortschritt macht nicht halt. Es gibt neuere Möglichkeiten der Endlagerung und der Wiederverwendung

RMH

15. November 2022 06:48

@Laurenz,

wenn die USA auch aus strategischen Gründen mit Fracking ihr Land zerstören, dann würde ich bei einer STRATEGISCHEN Wahl für Deutschland zwischen Fracking und Neustart des Uranabbaus, mich für den Uranabbau entscheiden. Das könnte länger anhalten als Gas. Zudem kann man die von Anderen genannten Forschungs- und Entwicklungsoptionen starten und ggf. kommt man in eine Art Kreislauf, bei dem immer weniger natürliches Uran gebraucht wird (und wer weiß, evtl. klappt es ja auch irgendwann mal mit der Fusion).

Wie auch immer: Wer 80 Mio in diesem Land bei akzeptablen Wohlstand halten will, der muss den Industriestandort erhalten und dazu braucht es eine Lösung der Energiefrage. Wer Deutschland mit nur 20 Mio Einwohnen sieht, was für die Natur sicher das Beste wäre (aber für die Menschen?), der ist in der Pflicht, die Transition dahin so zu gestalten, dass es ohne Blut, Tränen, Leid, Horror, Pflegenotstand, massiver Verarmung geschehen kann. Bislang hören sich die Wolkenkuckucksheime der Tech-Atom-Freaks hier weitaus plausibler an als die der Öko-Freaks. Insofern ist klar, wer hier argumentativ noch nachlegen darf.

Franz Bettinger

15. November 2022 08:42

Bin kein Astrophsysiker. Ich weiß also nicht, wie sie’s machen (vermutlich spektrographisch), um im Weltraum Elemente nachzuweisen, aber sie tun so, als könnten sie’s und sagen, sie hätten dort CH4, Öl... gefunden. Also ich finde, wenn es an Orten (d.h. sehr tiefen) und in Gesteins-Schichten (d.h. in nicht sedimentierten, sondern z.B. in Ophioliten) in denen es der biotischen (fossilen) Genese-These nach gar kein Gas oder Öl geben dürfte, wenn man dort Öl & Gas findet, ist die These von der ausschließlich biotischen Genese falsifiziert, woraus geschlossen werden muss, dass es (zumindest auch) andere Ursprünge für Öl und Gas geben muss. Ein simpler Beweis ist auch, dass einige Meteorite Bitumen enthalten.

Laurenz

15. November 2022 10:29

@WBS47

Ihr Video ist in Deutschland nicht verfügbar.

@RMH & Kurativ @L.

RMH, ich bin vollkommen bei Ihnen. Allerdings haben Sie das Argument der Erpreßbarkeit nicht entkräften können. Kurativ hat natürlich Recht, daß viele Gemeinwesen für den Kohle-Bergbau drauf gingen. Wir haben auch Braunkohle. Natürlich ist australische Steinkohle billiger, macht aber nicht souverän & die Australier sind gerade auf demselben Trip, wie die linksradikale Junta zu Berlin. 

@Franz Bettinger

Astrophysiker können viel behaupten, wenn der Tag lang ist. Astrophysik ist eine Wissenschaft, die nur kostet & uns bis auf wenige Ausnahmen ( wie Klima-, Sonnen & Wetter-Forschung) nicht weiter bringt. Von daher können wir bei der Astrophysik von einer Art Religion sprechen, die schöne Bilder von der Erde, hinterm Saturn aufgenommen, liefert, aber sonst auch nichts. Bitte sei so freundlich & poste uns konkrete Meteoriten-Funde mit Bitumen an Bord. Von Braun war selbst in der Antarktis um u.a. Mondgestein einzusammeln. Von Bitumen war da aber nichts zu lesen.

Franz Bettinger

15. November 2022 11:07

Wenn es Teer (Bitumen, Öle) in Meteoriten und in den Monden des Saturn und in den Stäuben des Kosmos gibt - und das behauptet die NASA - dann ist es nicht durch den Untergang von Lebewesen biotisch entstanden. Logisch? Wenn es Öl und Erdgas (CH4) in 10 km tiefem, extrem hartem, 2 Mrd. Jahren altem (als es noch kein Leben auf der Erde gab) metamorhischem Gestein gibt (und nicht nur in den oberflächennahen Sedimenten, in die vor 200 Mio. Jahren gestorbene Tiere und Pflanzen eingebacken sind), dann muss dieses Erdöl und Erdgas einen anderen Ursprung haben als Leben. Logisch? Es ist kosmischen Ursprungs, wie fast alles auf der Erde!

herbstlicht

15. November 2022 11:09

@Franz Bettinger; 15. November 2022 08:42

»ausschließlich biotischen Genese«

Darum geht es doch nicht; _daß_ Kohlenwasserstoffe ohne Mitwirkung von Lebewesen gebildet werden können, ist doch schon lange klar (Debatte "vis vitalis") und man hat (in der Tiefsee?) tatsächlich Stellen gefunden, an welchen solche Reaktionen in kleinem Umfang ablaufen.  Soweit ich erinnere, sind es aber insbesondere Überbleibsel von Chlorophyll im Rohöl, welche auf den biologischen Ursprung des meisten Öls hinweisen.  

In großen Tiefen:  Das tiefste Loch auf Erden ist ja wohl immer noch das von KTB bei Windischeschenbach; knapp 10000 Meter.  Man hoffte da, eine Subduktionszone durchbohren zu können; man erwartete, bei etwa 7000m das Saxothuringikum durchbohrt zu haben und dann im Moldanubikum weiter zu bohren (zwei Kontinentalplatten).  Tatsächlich erreichte man das Moldanubikum gar nicht; ist also immerhin möglich, daß sich in über 10000m Teufe Formationen finden, welche einmal an der Erdoberfläche waren.

Als Bohrtiefe waren etwa 12000m geplant; man mußte aber aufhören als die Umgebungstemperatur am Meißel 260 Celsius betrug.  Übungsaufgabe für FB: Warum versorgt man durch das Loch bei Windischeschenbach nicht die halbe Oberpfalz mit Erdwärme?  Oder bohrt zu diesem Zweck noch ein paar solche Löcher?

wbs47

15. November 2022 12:58

@Laurenz

Ist ja richtig gespenstisch, wie die Aufpasser aufpassen. Gestern habe ich dieses Video selbst nochmal angeschaut und heute geht es selbst mit vorgeschaltetem VPN nicht.

Nun wird es noch verrückter, beim VPN einen schweizer Server ausgewählt und siehe da, es läuft!

Franz Bettinger

15. November 2022 13:00

@Herbstlicht: Das gewaltigste Loch der Erde ist 12 km tief (siehe unten). Schön, dass Sie die abiotische Genese von Erdöl und -Gas bestätigen. Diese Erkenntnis ist sehr wichtig. Auch wenn sie tief liegen, so sind diese Stätten doch die Ursache für den steten Nachschub in die leichter zugänglichen Öl- und Gasfelder weiter oben. Der Punkt aber ist, dass es nicht die Bohne einer Energieknappheit gibt. Sie wird uns eingeredet von den Halunken, die uns bald auch die Luft zum Atmen, das Wasser zum Trinken und unsere Fürze besteuern werden. Wir sind von einer Pallisade von Lügen umstellt. Es gibt fast nichts, das nicht auf den Prüfstein gehört! Die bisher genannten Dinge sind nur das ohnehin Offensichtliche. Es gibt viel mehr.

 

--> https://de.wikipedia.org/wiki/Kola-Bohrung#Wissenschaftliche_Ergebnisse 

Franz Bettinger

15. November 2022 13:01

Sorry, vergaß die Quelle anzufügen. Spannend zu lesen: (3) https://de.wikipedia.org/wiki/Kola-Bohrung#Wissenschaftliche_Ergebnisse 

Andrenio

16. November 2022 10:50

@Bettinger:

Danke, dass Sie zuvorgekommen sind. Fossiler Brennstoff wird nicht wahrer durch Wiederholung. In der „Kehre“ kommt dieser  Begriff aber gebetsmühlenartig in jeder Ausgabe mehrmals vor.

Da sieht man wie durchschlagend die Propaganda des Club of Rome selbst in unseren Kreisen wirkt.

Ja, Energie gibt es im Überfluss. Wie wäre es mit dem Einsatz unseres Atommülls mit russischer Technologie? Da müssten wir nicht mal an die reichlich vorhandenen eigenen Uranlager ran.

 

Hartwig aus LG8

16. November 2022 12:59

Wie schon oben erwähnt. Man schaue ab 01:20:00  die darauf folgenden 5 Minuten.

Aber auch Prof. Kutcherov spricht "nur" von einer Theorie ...

https://www.youtube.com/watch?v=USYQ3B0RCUE

Laurenz

16. November 2022 13:39

@Andrenio @Franz Bettinger

Die Frage nach Erdölreserven ist im Grunde solange nachrangig, wie Staaten vom Export leben. Aber auch Sie klammern die Frage nach der souveränen (Energie-) Hoheit aus. 

Und Ihre AKWs, wie auch Windkraftanlagen, scheitern an Ihnen, als Bürger, Andrenio, Selbst.

AKWs & Windkraftanlagen sind klasse, aber bitte nicht in meinem Landkreis, was Ihre Klage vor dem nächsten Verwaltungsgericht garantiert.

Gotlandfahrer

16. November 2022 15:57

Mal ganz weit hergeholt: Vielleicht ist die energetische Endlichkeit der Sesshaftigkeit nur eine Entsprechung der Aberntung eines nomadisch vereinnahmten Gebietes.  So wie nach Jagd und Beerensammlung ein Tal für den kommenden Winter nicht mehr taugt, gilt es nun weiterzuziehen.  Nicht jeder wird es über den Bergkamm schaffen, daher die laufende Selektion der Stärksten, denn wer dem jetzigen Wahnsinn zum Opfer fällt, hätte ohnehin bei den kommenden Strapazen die Karawane nur behindert.  Angekommen, stellen sich dort andere in den Weg, das Spiel beginnt von vorn. Der Ausweg, der uns an der Herdstelle hielte, wäre der von FFF, denn koloniale Ausbeutung ist derzeit nicht drin. Wozu ein Klimt, ein Van Gogh, wenn's einem am Nötigsten gebricht?