Weihnachtsempfehlungen 1 – Ellen Kositza

Ich mache (wie in jedem Jahr) den Auftakt mit unseren Weihnachtsempfehlungen - eingeteilt in die Kategorien Schönes, Wahres und Gutes.

Ellen Kositza

Ellen Kositza ist Literatur-Redakteurin und Mutter von sieben Kindern.

Schö­nes – Oskar Zwint­scher ist einer der lei­der fast ver­ges­se­nen Künst­ler aus der Zeit der „Lebens­re­form“ rund um die Jahr­hun­dert­wen­de 1900. Was für ein wun­der­schö­ner Kata­log! Hil­ke Wag­ner, Direk­to­rin des soeben aus­stel­len­den Alber­ti­nums, beklagt zurecht: „Die west­deut­sche Nach­kriegs­kunst­his­to­rio­gra­phie war über­wie­gend selbst­re­fe­ren­ti­ell, sie schau­te wenig (und schaut noch immer viel zu wenig) hin­über in den Osten Deutsch­lands – und so blieb man­cher Künst­ler bis heu­te von der brei­ten Öffent­lich­keit kom­plett ignoriert.“

Scha­de und pein­lich! Die titel­ge­ben­de, halb roman­ti­sche, halb avant­gar­dis­ti­sche „Dame mit Ziga­ret­te“ (1904) ist nur eines von Zwint­schers Meis­ter­wer­ken. Die­ser Maler war einer, der die Stim­mun­gen sei­ner Zeit aus­lo­te­te. Blät­ternd gerät man ins Staunen!

Sein Ölge­mäl­de Der Sie­ger (1915) ist so eines, das heu­te ver­stört. Wir sehen einen blon­den, nack­ten und mus­ku­lö­sen Recken, links und rechts ein Schwert füh­rend. Vor dem Hel­den kau­ert eine rot­haa­ri­ge Mut­ter, den Säug­ling an die Brust führend.

Zwint­scher wur­de 1870 im säch­si­schen Bor­na gebo­ren, er starb 1916 in Dres­den-Losch­witz. Sei­ne ihn fast drei­ßig Jah­re über­dau­ern­de Ehe­frau Ade­le hat er in sei­nen Bil­dern x‑fach ver­ewigt. Der Maler beherrsch­te sicht­bar die alt­meis­ter­li­che Kunst – teil­wei­se wen­de­te er sie unter „völ­ki­schen“ Vor­zei­chen an.

In die­sem Kata­log wer­den auch Weg­ge­fähr­ten und Ver­wand­te von Zwint­scher doku­men­tiert und abge­bil­det: Klimt, Böck­lin, Stuck, Voge­l­er und vie­le andere.

Wer mich kennt, weiß, daß ich gern Bil­der aus sol­chen Kata­lo­gen ent­neh­me, einen schö­nen Rah­men fin­de und die Dru­cke dann auf­hän­ge. Es sei zur Nach­ah­mung empfohlen!

Das Dresd­ner Alber­ti­num zeigt noch bis zum 15. Janu­ar 2023 Zwint­schers Bil­der. Die Aus­stel­lung wird dann (Frühling/Sommer 23) nach Wies­ba­den umziehen.

(Staat­li­che Kunst­samm­lun­gen Dres­den (Hrsg.): Welt­flucht und Moder­ne. Oskar Zwint­scher in der Kunst um 1900. 305 S., 42 €.)

– – –

Wah­res – Am liebs­ten täte ich sagen: Schenkt die­ses Buch Euren klei­nen Brü­dern, Euren Nich­ten und Enkeln! Damit die nach­wach­sen­de Gene­ra­ti­on wenigs­tens einen Hauch von Ahnung erhält, was die unmit­tel­ba­re Nach­kriegs­zeit für all jene Deut­schen bedeu­te­te, die eben nicht „befreit“, son­dern nur „besiegt“ wur­den! Kei­ne Fra­ge: Lang­wei­lig wür­de die­ses Buch nie. Jede ein­zel­ne Sei­te läßt den Leser erzittern.

Aber es ist eben nicht jugend­frei. Die grau­sa­me Wahr­heit über das Schick­sal der „Wolfs­kin­der“, die nach dem Früh­ling 1945 ver­las­sen durch die Wäl­der des Bal­ti­kums wil­der­ten, ist recht bese­hen jun­gen Lesern nicht zumutbar.

Was geschah im Janu­ar 1945 rund um die ost­preu­ßi­sche Enkla­ve Königs­berg? Allein rund 100.000 Leu­te, groß­teils Zivi­lis­ten, ster­ben in den ers­ten Tagen der rus­si­schen Offen­si­ve. Bei der Flucht über das zuge­fro­re­ne Fri­sche Haff kre­pie­ren min­des­tens 40.000 wei­te­re Men­schen. Die­se Zah­len sind schier unvorstellbar.

Eine Rol­le spie­len hier auch hun­dert­fach erfro­re­ne Säug­lin­ge, wider­wär­tigs­te Ver­ge­wal­ti­gungs­or­gi­en und, ja, auch Kan­ni­ba­lis­mus. Läu­se, Krät­ze und Ruhr sind omni­prä­sent, aber spie­len fast eine Nebenrolle.

Der renom­mier­te His­to­ri­ker Chris­ti­an Har­ding­haus hat die Geschich­te der Ursu­la Dorn (*1935) auf­ge­schrie­ben, die das Königs­ber­ger Dra­ma über­leb­te. Es ist kei­ne Weih­nachts­ge­schich­te. Es han­delt von Flucht, Angst, Ver­lust, Ent­beh­rung und Trauma.

Es han­delt von Höl­len­qua­len. Es ist eine sehr deut­sche Geschich­te. Wer etwas aus­hält, muß das lesen.

(Chris­ti­an Har­ding­haus: Das Wolfs­mäd­chen. Flucht aus der Königs­ber­ger Kriegs­höl­le 1946, 255 S., 22 €.)

– – –

Gutes – Ich ken­ne die soge­nann­te Migran­ten­li­te­ra­tur ganz gut. Meist gefällt sie mir nicht. Das gilt sogar für aus­ge­wie­se­ne Sprach­künst­ler wie Fer­idun Zai­mo­g­lu. Ich kann die gan­ze Kla­via­tur nicht lei­den. Dabei bil­de ich mir ein, dif­fe­ren­zie­ren zu kön­nen: Fat­ma Ayd­emirs Debüt Ell­bo­gen fand ich ziem­lich gut, ihren viel­fach beach­te­ten Nach­fol­ge­ro­man Dschin­ns hin­ge­gen völ­lig klischeeüberladen.

Der Debüt­ro­man des Exil­ira­ners und Ber­li­ner Bar­be­trei­bers Bez­had Karim Kha­ni hin­ge­gen hat mich gepackt. Hier wird nicht gejam­mert. Hier geht es zur Sache. Es geht um eine Rumpf­fa­mi­lie, ein Vater mit zwei Söh­nen, die Mut­ter ist zu Tode gefol­tert worden.

Die­se Leu­te lan­den über Umwe­ge in Deutsch­land. Sie wer­den hier weder geh­aßt noch aus­ge­schlos­sen oder gemobbt. Sie bekom­men ihre Chan­cen. Die bei­den Söh­ne Nima und Saam wer­den den­noch nicht dem Buch­sta­ben des Grund­ge­set­zes fol­gen. Sie wer­den kri­mi­nell, auf unter­schied­li­che Arten. Nima wird als smar­ter Dro­gen­händ­ler mit hüb­scher deut­scher Freun­din stets unterm Radar der Insti­tu­tio­nen flie­gen. Die pro­gres­si­ven Eltern der Freun­din sind total froh über die­sen mensch­li­chen Zuge­winn. Der Vater freut sich, mit einem ech­ten Ira­ner mal exo­tisch zu kochen, die Mut­ter flir­tet offen mit Nima.

Saam ist weni­ger geschmei­dig. Er gerät in völ­lig schie­fe Fahr­was­ser. Bei ihm geht es um Mord und Tot­schlag. Dabei ist Saam gar kein Schlech­ter. Man rutscht so rein, in Deutschland!

Ah, ein Gangs­ta-Kri­mi? Nein, das ist es eben nicht. Dazu ist er viel zu sub­til. Auch, ja, zu zart, aber auf männ­li­che Art.

Saam leg­te sich die Gold­ket­te mit dem Zara­thus­tra-Amu­lett um den Hals, rich­te­te die Rolex so, dass sie seit­lich aus dem Ärmel lug­te. Er setz­te die­sen Psy­chob­lick auf, bei dem man nicht wuss­te, ob er einen abste­chen wür­de oder nicht. Und man sah, daß er es auch nicht wußte.

Die­ser Roman ist span­nend, lite­ra­risch her­vor­ra­gend, gar kunst­voll erzählt. Was heißt „authen­tisch“? Man kann´s schwer erklä­ren, aber hier kön­nen wir es lesen.

(Behzad Karim Kha­ni: Hund Wolf Scha­kal, 288 S. 24 €.)

Ellen Kositza

Ellen Kositza ist Literatur-Redakteurin und Mutter von sieben Kindern.

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Kommentare (19)

Carsten Lucke

29. November 2022 20:14

Freue mich so sehr, daß Sie hier Zwintscher erwähnen !

Sah ihn das erste Mal mit 16/17 Jahren in Dresden und war begeistert,

Er hing allerdings in unmittelbarer Konkurrenz zu einem sagenhaften Bild von Segantini ("Die bösen Mütter") -... und hatte keine Chance zu bestehen.

Aber das Portrait der Dame mit Zigarette ist überwältigend gut !

RMH

29. November 2022 21:30

"Aber das Portrait der Dame mit Zigarette ist überwältigend gut !"

@Carsten Lucke,

Ja, dass ist es. Hier noch ein Bild von Frau Rilke-Westhoff, auch in schwarz:

Zwintscher Clara Rilke-Westhoff-1902 - Oskar Zwintscher – Wikipedia

PS zu Rilke-Westhoff: Wer in der größeren Umgebung von Bremen auf Künstlerspuren unterwegs ist, der sollte nicht beim Besuch von Worpswede bleiben sondern unbedingt auch einen Abstecher nach Fischerhude machen.

Gracchus

29. November 2022 21:38

Wiesbaden läge schon näher. Die Gemälde gefallen mir, gemäß Google-Suche.

@C. L.: Segantini habe ich gerade entdeckt. Dank eines Bild-Bands, der mir geschenkt wurde. 

Monika

30. November 2022 11:31

Vielen Dank für den Buchtip „Oskar Zwintscher“. Weltflucht und Moderne ist sicher nicht zufällig ein Thema dieser Zeit. Ich freue mich auf die Ausstellung in Wiesbaden. Fast unbekannt ist der Maler Franz Hein ( 1863-1927 ). Er ist ein Vertreter des gleichen Genres und Anhänger der Reformbewegung. Sein Bild Die Nixe im Goldfischteich dürfte ganz nach Fau Kositzas Geschmack sein. Auch er wird gerade neu entdeckt. Er gründete in Obersteinbach im Elsass eine Malerkolonie ( es waren nur Frauen vertreten! Die sog. Malweiber) Darüber gibt es eine Ausstellung in Pirmasens , im Stadtmuseum. Titel: Der Wasgenwald: Waldbilder, Märchen und Idyllen, Die Malerkolonie in Obersteinbach. Vielleicht kann das jemand verlinken, das klappt bei mir derzeit nicht. Wäre nett. 

H. M. Richter

30. November 2022 15:10

@Monika

Anders als bei Oskar Zwintschers Geburtsort steht Leipzig zumindest als Franz Heins Sterbeort fest, wo er 1927 in der nach dem Ende der DDR schließlich - gemäß dem Motto "Ruinen schaffen ohne Waffen" - so aussehenden Talstraße 7 verstarb. Inzwischen ist dies Haus wieder ein Juwel geworden ...

Fuechsle

30. November 2022 19:30

Zwintscher ist großartig! Ich kannte ihn nicht, bis Sezession ein Heft mit der "Dame mit Zigarette" als Titelbild herausbrachte. Das Bild hat mich sofort fasziniert, obwohl es nicht die Originalfarben waren. Bei nächster Gelegenheit ins Albertinum, dort geleitete  mich eine Stafette hilfsbereiter Aufsichten bis ich schließlich vor dem Bild stand - unglaublich dessen Wirkung! Vor einigen Monaten  habe ich dann die hervorragend kuratierte Ausstellung besucht und war auch von Zwintschers sonstigen Bildern fasziniert. Anschaulich ist auch Zwintschers stupende Maltechnik dokumentiert, ebenso gelungen die Einbindung der Bilder von  Zwintschers Zeitgenossen. Dabei ist die Ausstellung überschaubar und nicht endlos überfrachtet! Frau Kositza hat recht, der Katalog ist unbedingt empfehlenswert!

Wir werden die Ausstellung auch in Wiesbaden besuchen, @ Monika vielleicht gemeinsam? 

Monika

30. November 2022 20:07

@ H. M. Richter 

Danke. Ich mag solche kleinen Recherchen und suche dann solche Orte auch auf. Auch stelle ich gerne Verknüpfungen her: Ob die beiden Maler sich kannten oder wenigstens voneinander wussten ? 

Maiordomus

1. Dezember 2022 10:33

Bin bei Buchbesprechungen seit mindestens 10 Jahren dabei. Zwintscher war für mich bisher kein Begriff, über die Vertreibungen und die Vergewaltigungen bei und nach Kriegsende habe ich viel Originalmaterial aus Schlesien. Noch interessiert wäre ich am Buch des Iraner Kaffeehausliteraten, bei dem der nicht Harmlosigkeit andeutende Titel Interesse weckt, wobei aber z.B. die türkischen grauen Wölfe nicht gerade den besten Ruf geniessen.

Zaimoglu, der angebliche Sprachkünstler: Einer meiner intelligentesten u. belesensten Schüler überhaupt  provozierte seine Deutschlehrerin, was sie mit Zaimoglus Fäkalsprache als Klassenlektüre (Studie in Scharlachrot) bezwecke; diese Art Wortschatz sei bereits herumgesprochen, müsse in der Schule nicht weiter vertieft werden. Zaimoglu verdankte seinen Status dem Migrantenbonus und nicht seiner Vergleichbarkeit mit E.T.A. Hoffmann, gegenüber dem selbst "Das Parfüm" von Süsskind als Kolportage abfällt. Kritik dieser Art trug dem sonstigen Spitzenschüler in Deutsch ein "Genügend" ein. 

Maiordomus

1. Dezember 2022 10:47

PS. Der Schrottroman von Zaimoglu, der vor einem Dutzend Jahren es selbst in der Schweiz für Schüler zu Zwangslektüre zum Abgewöhnen schaffte, trägt den Titel "Liebesmale scharlachrot". Hingegen ist die "Studie in Scharlachrot" ein Kriminalroman von Arthur Conan Doyle, der mir vor rund 60 Jahren begegnete und mir im Gegensatz zum "Hund von Baskerville" keinen nachhaltigen Eindruck zu vermitteln vermochte. 

Laurenz

1. Dezember 2022 18:09

Im Netz habe ich nur wenige Bilder Zwintschers gefunden. Er müßte bei der Qualität eigentlich mehr gemalt haben. Da ich von bildender Kunst so gut wie keine Ahnung außer Schulkenntnisse besitze, achte ich grundsätzlich auf die subjektive Wirkung, also auf das, was die bildende Kunst in mir auslöst.

Die gemalten Personen, gerade die Dame mit Zigarette werden einem sofort unglaublich nah, im Prinzip, wie Verwandte oder Geliebte. Die Personen sind uns gleich, nur die Klamotten sind schöner, teurer. Es handelt sich im Grunde um Photos, nur mehr koloriert.

Volksdeutscher

1. Dezember 2022 18:11

Zwintschers Malerei hat gewiß Qualitäten, die jenen der Malerei seiner Zeitgenossen in Nichts nachstehen. Zu seinem Unglück lebte er nicht allzu lange, was zum einen dazu geführt hat, daß man ihn (wie auch andere) aufgrund seiner marginalen Rolle im Kunstgeschehen seiner Zeit wenig bis gar nicht beachtet. Qualität der Werke ist das eine - kunstgeschichtliche Bedeutung das andere. Das Letztere wird von Kunsthistorikern taxiert. Und oft sehr ungerecht. Wer hat mit seiner Kunst Geschichte gemacht? Wer war Mitläufer? Zum anderen dürfte Zwintschers mangelnde Präsenz in Besprechungen daran liegen, daß er im Gegensatz zu bekannten oder gar berühmten Künstlern seiner Zeit wenig extravagant und exzentrisch war. Das ist immer ein Manko im ästhetischen Sektor. Zum dritten gibt es den Brauch in den Kunstwissenschaften, wonach Künstler kategorisiert werden: Künstler der ersten, zweiten und dritten Garde. Und so widmen sich Kunstwissenschaftler zuvörderst den Künstlern der ersten Garde, erst recht die jungen (wobei sie nicht mehr können, als biographische Details mit volkstümlichen Legenden zusammenzustellen, die sie, um es wichtiger erscheinen zu lassen, bebildern). Kunsthistoriker müssen publizieren, sie schreiben also nicht zuletzt für den Büchermarkt. Das muß man mit bedenken, wenn man verstehen will, warum über so viele hervorragende Künstler nicht recherchiert wird. Man kann an ihnen kein Geld verdienen.

RMH

2. Dezember 2022 06:21

"Kunsthistoriker müssen publizieren, sie schreiben also nicht zuletzt für den Büchermarkt. Das muß man mit bedenken, wenn man verstehen will, warum über so viele hervorragende Künstler nicht recherchiert wird. Man kann an ihnen kein Geld verdienen."

@Volksdeutscher,

bei dem totgetretenen Terrain der Kunstgeschichte/-Literatur bleibt einem Museumsleiter, einem Kurator, einem Historiker doch fast nichts mehr anderes übrig, als das er in die Magazine geht, sich Qualität sucht und dann die Story vom vergessenen, verkannten Genie, vom Underdog erzählt. Wenn man bspw. das schöne Präsentationsvideo des Albertinums zur Zwintscher-Ausstellung ansieht, wird genau das gemacht - man feiert das, was man schon lange hat, als Entdeckung bzw. Wiederentdeckung. Und das Schöne an Zwintscher ist ja gerade, dass er jung gestorben ist und damit nicht in die Nähe der "schlimmsten Zeit" kam. Da wird bspw. mit einem Nolde und anderen mittlerweile anders umgegangen. Und da die meisten keine echte Ahnung von Kunst haben (ich auch), freuen wir uns über jede "Wiederentdeckung" - zu recht. Mit den obigen Ausführungen will ich dieses Spiel der Kunsthistoriker und Museen nun wahrlich nicht abwerten, aber wir alle haben sicher das eine oder andere größere oder kleinere, feine Museum recht nah bei unserem Wohnort. Also gehen wir doch einfach mal (wieder?) hin, und schauen auch bei den Nebensälen genauer hin und warten nicht, bis es uns als Wiederentdeckung mit Tam-Tam präsentiert wird.

Volksdeutscher

2. Dezember 2022 22:43

1. @RMH

Mit dem abgedroschenen Spiel der Kuratoren und Museumsdirektoren mögen Sie recht haben. Daß Pintscher früh verstarb, ist jedoch weniger gut für ihn, denn Kunsthistoriker behaupten ja gerade von solchen Künstlern, daß man nicht viel zu ihren Werken sagen könne, da sie ja so früh gestorben seien, ihre Entwicklung sei nicht abgeschlossen, die Werke selbst seien nicht ausgereift. Das übliche Blabla halt. Also werden sie mit paar Randbemerkungen abgehandelt und ad acta gelegt. Mit der Nähe zur "schlimmsten Zeit" ist es auch so eine Sache. Die Kultur- und Kunstbetrieb wird von Kulturmarxisten verwaltet und mit Argusaugen überwacht. Da sie an der Quelle sitzen, können sie leicht das interessierte, aber künstlerisch ahnungslose Publikum manipulieren.

 

Volksdeutscher

2. Dezember 2022 22:58

2. RMH

Und das geht in etwa so: Künstlerischer Erfolg verdankt sich heutzutage zu fünfzig Prozent der Werbung, die diese Leute schreiben oder schreiben lassen. Wäre es ausschließlich nach ihnen gegangen, wäre der Liebhaber opulenter Szenen, der Maler Hans Makart in der Versenkung verschwunden. Nicht nur, daß er schon kurz nach seinem Tod als Dekorateur abgetan wurde. Aber da er auch noch einer der Lieblingsmaler Adolf Hitlers war, umgab ihn die Aura der Unberührbarkeit nach 1945: "Was für ein Künstler kann der schon gewesen sein, wenn er dem Führer der Nationalsozialisten so gefiel?" Wer hätte sich getraut, seinen Geschmack für Makart (ähnlich Arno Breker) zu bekennen und zu riskieren, damit gleichzeitig auch in die Nähe Adolf Hitlers, des nationalsozialistischen Kunstgeschmacks und vor allem der schlimmen Zeit gerückt zu werden? Dieses Beispiel sollte Ihnen zeigen, daß man einen Künstler auch aus der umgekehrten Richtung "fertig machen" kann, er selber braucht mit der "schlimmen Zeit" in keiner Weise in Berührung gekommen zu sein. Paar Lumpen im Kultur- und Kunstbetrieb reichen dazu vollkommen aus. Und nun zum Schluß: Mir gefällt Makarts Stil nicht (wie mir auch Rubens im Großen und Ganzen nicht gefällt). Aber sein Können ist unabhängig davon beeindruckend.

https://austria-forum.org/af/Wissenssammlungen/Essays/Kunst/Der_rehabilitierte_Dekorateur_%28Hans_Makart%29

Volksdeutscher

3. Dezember 2022 11:44

@RMH

Wenn schon die Dresdner Galerie ins Gespräch gekommen ist: Vielleicht erlauben Sie mir Ihre Aufmerksamkeit auf ein sehr bekanntes Bild zu lenken, das in der Dresdner Gallerie Alte Meister hängt. Ich habe das Bild vor seiner Restaurierung Anfang der 2000-er Jahre gesehen. Nun wurde durch die Restaurierung das originale Bild, wie Vermeer es gemalt hatte, wieder sichtbar. Eine Übermalung wurde entfernt, die mit bloßem Auge nicht zu sehen war. Ich hatte vor dem Bild immer das Gefühl, daß es irgendwie leer sei, wäre jedoch nie auf den Gedanken gekommen, daß da (schon kurz nach Vermeers Tod) ein Motiv im Bild durch Übermalung entfernt wurde. Auch auf diese Weise kann man also etwas Bekanntes oder für bekannt Gehaltenes neu entdecken.

https://www.youtube.com/watch?v=XPvBCxzGYNQ

Carsten Lucke

3. Dezember 2022 14:45

@ Volksdeutscher

Sie legen sich ja ganz schön ins Zeug ! Die Malerei entdeckt ?

Ihre "Lumpen" Hitlers Kunstgeschmack betreffend mußten notgedrungen aufgeben, denn die hätten Görings auch berücksichtigen müssen. Und der wußte, was gut ist (auch Speer übrigens, der u.a. eine herrliche Landschaft von Böcklin für sich hat "organisieren" lassen).

In Konsequenz dessen hätte man die halbe Kunstgeschichte umschreiben müssen - schwierig.

Kürzlich hat ein arabischer Blödmann für einen Leonardo den höchsten Preis aller Zeiten gezahlt - wo bleibt die Empörung ?!!!

Lieber @ Volksdeutscher - machen Sie Ihren Frieden und kaufen und hängen Sie sich was wirklich Schönes ab die Wand ! (Aber bitte nicht nach der Bastelanleitung der verehrten Frau Kositza - sonst müßte ich streng werden, ha !)

Empfehlungen willkommen ? - Gern und bereit !

 

Volksdeutscher

3. Dezember 2022 22:13

@Carsten Lucke

Ich befürchte, Sie haben das Geschriebene von mir mißverstanden. Ich habe die Malerei nicht für mich entdeckt, bzw. nicht erst für mich entdecken müssen. Ich kenne sie von innen - als Kenner. Mehr will ich dazu nicht sagen. Mit den Lumpen von Kulturmarxisten jedoch werde ich meinen Frieden niemals schließen.

Vom Leonardo-Kauf bin ich informiert. Da das Ornament der Feind des Zeichens ist,  verstehe ich nicht, warum diese Leute, in deren Kultur die Darstellung von Pflanzen, Tieren und Menschen verboten und Kunst unbekannt ist (künstlerisches Handwerk mit seinen Gebrauchsgegenständen ist keine Kunst), unsere Kunstwerke kaufen. Ist es nur Protz? Oder eine Form der "kulturellen Enteignung"?

Eine andere Dimension der Islamisierung Europas: Vielleicht ist es kein Zufall, daß gerade unsere protestantische Linke die Arabisierung/Islamisierung mit so viel Hingabe und Glut betreibt, schließlich ist sowohl ihnen als auch den Muslimen gemein, daß sie keiner Bilder bedürfen.

Carsten Lucke

4. Dezember 2022 00:04

Mensch, @Volksdeutscher, mit Ihnen kann man wohl auch nur Limonade schnorcheln ?!

Dachte, allein Ihr Name gäbe mehr her! Diese tussige Antwort ... also, bitte!!!

Volksdeutscher

4. Dezember 2022 22:42

@Carsten Lucke

Sie haben richtig erkannt, daß mein Name mehr hergibt. Aber nennen Sie meine Antwort nicht tussig, solange Sie mir auf solchen lahmen Retourkutschen entgegenklappern.