Eliade erhielt seine Einladung zu den Eranos-Treffen von der Frau, die sie achtzehn Jahre zuvor ins Leben gerufen hatte. Olga Froebe-Kapteyn war eine damals neunundsechzigjährige Holländerin, die seit dreißig Jahren in Ascona lebte. Inspiriert von Hermann Keyserlings „Schule der Weisheit“ in Darmstadt, hatte sie dort 1930 die Grundsteine für eine „Schule der spirituellen Forschung“ gelegt. Die Einrichtung, in die sie von nun an ihre ganze Energie und ihr gesamtes Vermögen investiert, entfaltet ab 1932 ihre Aktivitäten. Mit Rudolf Ottos Segen ruft Olga Froebe in der Schweizer Kleinstadt eine Vortragsreihe zu Fragen der Spiritualität ins Leben. Otto findet auch einen Namen für dieses Projekt, das er mit angeregt hat, an dem er sich aber nicht beteiligt: „Eranos“, ein altgriechisches Wort für ein Mahl, zu dem jeder Gast ein Gericht mitbringt.
Von Anfang an steht das Unterfangen im Zeichen des doppelten Interesses an orientalischer Spiritualität und Psychologie. Carl Gustav Jung, den die Organisatorin von Eranos 1930 in Darmstadt kennengelernt hatte, eröffnete 1933 die erste jährliche Vortragsreihe unter dem Titel „Yoga und Meditation in Osten und Westen“. Der Gedanke der Annäherung zwischen Ost und West, wie sie Keyserling und Otto ersehnten, beherrschte mehrere Treffen, die sich in den dreißiger Jahren mit Symbolismus, geistiger Herrschaft und dem Erlösungsgedanken in Orient und Okzident befaßten.
In den dreißiger Jahren wurden Ernesto Buonaiuti, die Indologen Heinrich Zimmer, Masson-Oursel und Jean Przyluski, aber auch Martin Buber, Louis Massignon und Henri-Charles Puech nach Ascona eingeladen. Eranos unterbrach seine Tätigkeit auch während des Krieges nicht und erlangte schnell eine internationale Dimension. „Olga Froebe sagte gerne, daß die Konferenzen, die im selben Jahr der nationalsozialistischen Machtergreifung begannen, zunehmend zu einer Kraft gegen die Nazis wurden“, so der amerikanische Historiker William McGuire. Heinrich Zimmer, der unter dem nationalsozialistischen Regime seine Stelle an der Universität Heidelberg verlor und ins Exil gezwungen wurde, nahm bis zum Kriegsausbruch an den Eranos-Treffen teil.
Die erste Begegnung mit diesem Umfeld schmeichelt zwar Eliades Selbstbewußtsein, ruft ihm aber dennoch seine ungewisse persönliche und berufliche Situation ins Gedächtnis und weckt wieder einmal das schmerzliche Gefühl seiner Einzigartigkeit: „Um mich herum sind nur Menschen, die sich verwirklicht haben, die Lehrstühle an Universitäten innehaben, die Verantwortung und Studienstipendien haben, in Sicherheit vor Sorgen und Terror. Ich weiß, daß ich all meinen Kollegen, die sich mit Religionsgeschichte, religiöser Psychologie und Ethnologie beschäftigen, um eine Generation voraus bin. Wie könnte ich mir ebenfalls eine Stellung verschaffen? Wer könnte mich berufen? Wenn all diese Dinge eines Tages kommen, wird es zu spät sein, dann werde ich sie nicht mehr brauchen.“
Trotz der vielen Forscher und Hochschullehrer, die es anlockt, ist Eranos kein Umfeld, das man als akademisch bezeichnen könnte. Eliade selber wird dies sehr schnell bewußt. Bei seinem ersten Eranos-Aufenthalt spricht er vielsagend von einer „halb weltlichen, halb theosophischen Atmosphäre“. Die Konferenzen dauern ein bis zwei Wochen, jeder Vortragende hat zwei Stunden für sein Referat, und die Begabung, persönliche Erfahrungen, Intuitionen und Hypothesen mit anderen zu teilen, wird lieber gesehen als der unpersönliche Gebrauch einer spezialisierten Sprache. Gershom Scholem bezeichnet die Fähigkeit, aus der akademischen Zurückhaltung auszubrechen, als Bedingung, zu einer Eranos-Tagung eingeladen zu werden. „Für Olga war es geradezu entscheidend, daß der Redner, den sie suchte, sich mit dem Objekt seines Vortrags identifizieren konnte. In ihrer Sprache nannte sie dies ‚Ergriffenheit‘. Sie brauchte Ergriffene und keine Professoren, auch wenn sich alle Professoren nennen mochten.“ Henry Corbin verleiht Eranos die idealisierten Züge einer quasi-gnostischen Gemeinschaft, „ein Mikrokosmos, von dem man nicht erwartet, daß die Welt ihm ähnelt, dessen Vorbild aber, so darf man hoffen, sich überall in der Welt verbreiten wird“.
Alles in allem unterscheiden die Eranos-Treffen, an denen Eliade bis 1961 teilnehmen sollte, sich stark von dem Milieu, in das er sich in Paris zu integrieren versuchte. Hier trifft er zum ersten Mal Jung und Scholem und sieht Karl Kerényi wieder, den er bereits in Rom kennengelernt hatte. Mit letzterem verstand er sich zunächst gut und brachte bei Payot die Griechische Mythologie unter, die der ungarische Gelehrte kurz zuvor auf deutsch veröffentlicht hatte. Ihre Beziehung sollte sich jedoch bald verschlechtern. Schuld daran waren laut Eliade Kerényis Empfindlichkeit und „Stimmungsumschwünge“ ihm gegenüber.
Die herausragende Figur war unumstritten Jung, der Eranos von Anfang an dominierte und dort bis 1952 Vorträge hielt und an den Treffen teilnahm. Wahrscheinlich betitelte Eliade seinetwegen seinen ersten Vortrag bei Eranos mit „Psychologie und Religionsgeschichte: Die Symbolik des ‚Zentrums‘“. Er hatte Jungs Werk Anfang der vierziger Jahre entdeckt, aber erst seit seinem Umzug nach Frankreich ein echtes Interesse an der Erkundung der psychologischen Grundlagen des symbolischen und mythischen Denkens gezeigt. Zwar verwendet er in Kosmos und Geschichte großzügig den Begriff des „Archetyps“, jedoch nicht in der Jungschen Bedeutung und nicht in Anlehnung an dessen Terminologie. Eliade findet ihn genauso bei Eugenio d’Ors und dann gegen Ende der dreißiger Jahre bei Coomaraswamy in der neoplatonischen Bedeutung des „exemplarischen Modells“, die auf in mythischen Erzählungen beschriebene Gesten und Ur-Schöpfungen angewandt wird. „Für Jung waren die Archetypen ‚Strukturen des kollektiven Unbewußten‘. Ich hatte den Fehler gemacht, einen Begriff – wenn auch in einer ganz anderen Bedeutung – zu verwenden, der dank Jung und in der Bedeutung, die er ihm gegeben hatte, bekannt und sogar populär geworden war“, gibt Eliade in seinen Memoiren zu.
Was Eliade zu der Psychoanalyse Jungscher Provenienz hinzieht, ist vor allem die Art und Weise, in der diese sich auf ein ganzes kulturelles Universum stützt, innerhalb dessen die religiösen Traditionen im allgemeinen und das orientalische Denken im besonderen einen Ehrenplatz einnehmen. Diese intellektuelle Öffnung hatte Jung bereits zur Erforschung der alchimistischen Symbolik in Europa und China, zu Gnosis und Yoga geführt und der „kulturellen Fruchtbarmachung der Psychoanalyse“, wie Eliade es nannte, den Weg geebnet. Ein Aspekt dieser „Fruchtbarmachung“ ist gerade die Abkehr von der positivistischen Komponente in Freuds Denken, die Eliade stets zuwider war, um ein Territorium zu erschließen, auf dem Religionsgeschichte und Psychologie aufeinandertreffen konnten. „Man könnte die Entdeckung des Unbewußten mit den maritimen Entdeckungen der Renaissance und den astronomischen Entdekkungen gleichsetzen, die auf die Erfindung des Teleskops folgten“, schrieb Eliade 1960. Bevor er mit Jungs Denken vertraut war, wäre dieser Satz aus seiner Feder undenkbar gewesen.
An Jungs Theorie des kollektiven Unbewußten reizt ihn vor allem die Bedeutung, die sie dem religiösen Komparatismus, der Erforschung von Mythen und der „primitiven Mentalität“ zumißt. Genauso wie das Heilige – das „ganz Anderen“, wie Rudolf Otto es nennt – ist auch das Unbewußte eine Realität, die sich durch ihre radikale Andersheit definiert. Ob man sich dessen bewußt sei oder nicht, schreibt Eliade, löst nun die Begegnung mit dem „ganz Anderen“ eine Erfahrung religiöser Struktur aus. Genau wie das Heilige könne das Unbewußte nur symbolisch in Erscheinung treten, indem es mythologische und noch allgemeiner religiöse Bilder und Themen reproduziert, die laut Jung der ganzen Menschheit gemeinsam sind. Trotzdem hütet sich Eliade, das Heilige mit dem Unbewußten zu verwechseln. Zum einen veranschaulicht er mit Vorliebe die Auswirkungen der „Erfahrung des Heiligen“ auf das Unbewußte seit der Geburt des homo religiosus. Wie er auch auf den letzten Seiten seines Buches Das Heilige und das Profane darlegt, reichen diese Auswirkungen bis ins Unbewußte des modernen Menschen, das in einem unreligiösen geistigen Universum alleine „noch religiös geblieben ist“. Zum anderen verteidigt Eliade stets, etwa in einem seiner Briefe an Jung, die „Unabhängigkeit“ der Religionsgeschichte von der Psychologie. Zugleich verwandelt sich seiner Ansicht nach der Bereich der „religiösen Erscheinungen“ in ein Terrain, auf dem Psychologie und Religionsgeschichte zusammenkommen. Diese Begegnung der beiden Disziplinen erläutert er in einer Passage, die seinen eigenen intellektuellen Werdegang spiegelt: „Schafft die Tiefenpsychologie Raum für die Wahrnehmung, daß mythische Symbole und Themen in der Seele des modernen Menschen fortleben, weist sie nach, daß die spontane Entdeckung der Archetypen urzeitlicher Symbolik allen Menschen gemeinsam ist, ohne Unterschied der Rasse oder der historischen Milieus, so befreit sie den Religionshistoriker von seinen letzten Skrupeln.“ Allerdings bleibt letzterer in Eliades Augen am besten qualifiziert, die Botschaft der Symbole und Mythen zu entschlüsseln. Demnach muß die Religionsgeschichte die Ergebnisse der Jungschen Psychoanalyse genauso integrieren wie die der Ethnologie, um sich in eine „Metapsychoanalyse“ zu verwandeln. Diesen Begriff schuf Eliade 1952 in Ewige Bilder und Sinnbilder, um die Vision zu unterfüttern, daß der Religionsgeschichte eine „Mission“ zukomme. Sie verwandle sich also in eine „geistigere Technik“, die führe zu „einem neuen Erwachen, zu einem Wiedererringen der archaischen Symbole und Archetypen, die, lebendig oder versteinert, in der religiösen Überlieferung der gesamten Menschheit vorhanden sind“.
Auf anderer Ebene ist die Begegnung mit dem Unbewußten zugleich eine Begegnung des modernen Menschen mit „den anderen“, den Vertretern traditioneller und „primitiver“ Kulturen. Laut Eliade konnte die Religionsgeschichte dank der Unterstützung der Jungschen Psychoanalyse bei der kulturellen Begegnung zwischen Europa und der außereuropäischen Welt die Hauptrolle beanspruchen, denn „man darf nicht vergessen, daß alle … Kulturen eine religiöse Struktur aufweisen, daß sie als religiöse Aufwertungen der Welt und des menschlichen Daseins begründet wurden“. Diesen Gedanken sollte Eliade Anfang der sechziger Jahre in einem ganz anderen Kontext als dem seiner Entdeckung von Jungs Denken voll ausreifen lassen.
In einem Brief von Januar 1955, einem heiklen Moment in ihrer persönlichen Beziehung, nannte Eliade das Werk des Meisters von Küßnacht „die größte Entdeckung [meiner] geistigen Reife“. Obwohl er die Bezeichnung „Jungianer“ zurückwies, war dies keine Übertreibung, denn nach dem Krieg hatte kein zeitgenössischer Denker eine so stimulierende Wirkung auf sein Schaffen wie Jung. Dessen Werk, aber auch die Begegnungen mit ihm bewirken bei Eliade keine Konversion, sondern eine Bestätigung und Erweiterung seines eigenen Verständnisses des religiösen Phänomens. Folglich verändert sich durch den psychoanalytischen Filter selbst Eliades Verhältnis zur Moderne. Er verläßt das Ghetto des „Traditionalismus“, wie ihn Guénon oder Evola vertreten, in dem er sowieso nie mit beiden Füßen gestanden hatte. An Jung scheiden sich zwischen Eliade und Evola die Geister, denn laut letzterem betreibt der Schweizer nur die „Ausarbeitung und Verbreitung einer ‚spiritualisierten‘ Psychoanalyse für empfindliche Gaumen“, einer „noch gefährlicheren, weil subtileren“ Variante des Freudismus, „die sich noch entschlossener in die Domäne der Spiritualität vorwagt“. Evola zögert weder, sich über Eliades Eranos-Teilnahme lustig zu machen, noch gegenüber seinem rumänischen Briefpartner „das wirre Gerede des Herrn Jung“ zu erwähnen, „mit dem – ich erlaube mir, es zu sagen – Sie, wie ich finde, zu nachsichtig umgehen“.
Von 1950 bis 1955 führten Eliade und Jung eine Korrespondenz, die zwar nicht umfangreich ist, aber auf der Ebene der Ideen und der Beschreibung unterschiedlicher intellektueller Kreise einiges hergibt. Es ist behauptet worden, die Bewunderung, die Eliade in seinen Texten über Jung zum Ausdruck bringt, komme einer Vergötterung gleich – jedoch wird dieses Gefühl auch in der Intimität des Tagebuchs deutlich. Aus den Briefen jedenfalls, die er ihm schreibt, ist eine echte Ehrerbietung herauszulesen: „Ich werde niemals all das vergessen, was Sie in meiner Gegenwart gesagt haben“, schreibt er im Herbst 1952, wenige Wochen nach einem Eranos-Treffen. Eliade bietet Jung sogar an, den Vermittler zwischen ihm und dem Verlag Payot zu spielen, und beteiligt sich an einer dem Schweizer Psychoanalytiker gewidmeten Sondernummer der Zeitschrift Le Disque vert. Im Oktober 1953 teilt er ihm mit, er arbeite an einem kleinen Buch mit dem Titel C. G. Jung und die Mythologie der Seele, das allerdings nie fertig wird.
Im übrigen ist Eliade derjenige, der Henry Corbin dazu drängt, 1952 unter dem Titel Ewige Sophia einen Artikel über Antwort auf Hiob zu verfassen, aus dem Jung schließen wird, daß der französische Irankundler der einzige unter den Hunderten Rezensenten ist, der seinen sonst so umstrittenen Text wirklich verstanden hat. Jungs Antwort auf Hiob hatte bei seinem Erscheinen im selben Jahr polemische Reaktionen ausgelöst, unter denen die lautstärkste von Martin Buber kam. „G. Scholem sagte halb im Scherz, daß Jung versuche, Yahwe zu psychoanalysieren“, erinnerte sich Eliade. „Um ehrlich zu sein, wenn Sie mich nicht herausgefordert hätten, hätte ich diesen Artikel nicht geschrieben“, schreibt Corbin seinem rumänischen Freund im Dezember 1952 aus Teheran. Und eine Woche später ergänzt er: „Jung kommt nicht nur darin vor; er steht, um ehrlich zu sein, ganz im Mittelpunkt. Ich glaube, daß er sich darin wiedererkennen wird. Auf jeden Fall ist da das klarste Ergebnis, das ich aus seinem bewundernswerten Werk gezogen habe, und ich versage ihm nicht mein Wohlwollen. Ich glaube, daß auf französisch noch nicht viel gesagt worden ist … Es ist ein großes Abenteuer, zu dem Sie mich gedrängt haben, mein lieber Mircea!“ Ewige Sophia erschien erst 1955, aber Antwort auf Hiob, „dieses großartig skandalöse Buch“, wie Corbin es nennt, scheint seinen eigenen Andeutungen zufolge der Keim jenes markanten Jungianismus gewesen zu sein, der seine Texte aus den fünfziger Jahren prägt. Eliades und Corbins Schwärmerei für das Werk des Schweizer Psychoanalytikers brachte sie 1952 dazu, ein Büchlein mit dem Titel Begegnung mit Jung ins Auge zu fassen, das jedoch ungeschrieben blieb.
Jung seinerseits sah in Eliade einen Nachfolger Heinrich Zimmers innerhalb des Eranos-Kreises, da der deutsche Indologe während des Krieges in den USA verstorben war. Er interessierte sich für die Arbeiten über die asiatische Alchemie und den Schamanismus und lud Eliade im Frühjahr 1953 nach Zürich ein, eine Reihe von fünf Vorträgen an dem nach ihm benannten Institut zu halten. In Küßnacht wird Eliade von einem Jung empfangen, den zunehmend gesundheitliche Beschwerden plagen: „Er stützt sich auf einen Gehstock. Dies ist jedoch nicht die Krücke eines Kranken, es ist ein Bischofsstab, der Hirtenstab eines Patriarchen. Mit einem weißen Bart würde er wie ein Metropolit aus einem der Länder des Ostens aussehen. Die Augen sind noch immer so lebhaft, die Stimme machtvoll, das Lachen voll und frei.“ Er bedauert bloß, nicht eingeladen zu werden, Jungs Bibliothek zu besichtigen mit den „Hunderten von Bänden über die Alchemie, von denen Corbin mir erzählt hatte“. Als Eliade 1954 die endgültige Fassung seines Yoga-Buches veröffentlicht, die bestimmte von Jung inspirierte psychologische Erwägungen enthält, reagiert der alte Meister gekränkt, weil er aus dem Text eine Abwertung seines Begriffs vom „kollektiven Unbewußten“ zugunsten der Bewußtseinszustände herauszulesen glaubt, die der Yogi mit Hilfe seiner Meditationsübungen und Mandalas erreicht. „Einerseits“, schreibt er an Eliade, „machen Sie die so liebenswürdige und großzügige Geste, mir Ihr Buch zu schicken, andererseits halten Sie mich offensichtlich für irgendeinen Idioten, der über die Natur des Unbewußten nicht einmal nachgedacht hat. Womit habe ich diese Gehässigkeit verdient? Seitdem ich die Ehre und das Vergnügen hatte, Ihre persönliche Bekanntschaft zu machen, habe ich niemals ein anderes Gefühl als das der Bewunderung und Anerkennung für Ihr großes Werk empfunden.“ Dennoch läßt sich Jung von Eliades beflissenen Erläuterungen und Treuebekundungen überzeugen, von seinen Verdächtigungen abzulassen.
Bis auf 1955 hielt Eliade bis 1961 jedes Jahr einen Vortrag bei Eranos. Sein persönliches Verhältnis zu Olga Froebe blieb bis zum Tod der alten Dame 1962 hervorragend. Ab 1952 lud sie ihn und seine Frau Christinel jedes Jahr ein, einen Monat in ihrem Haus in Ascona Urlaub zu machen, bevor im August das Eranos-Treffen stattfand. „Der Garten ist voll von Tulpen und Narzissen, wirklich großartig. Ich freue mich darauf, Sie bald wiederzusehen und Sie einen Monat lang in Ruhe hier zu haben!“ schrieb sie ihm im April 1953. William McGuire zufolge wurde Eliade zu „Olga Froebes Vertrautem, einem der sehr wenigen, denen sie von den entlegensten Abschnitten ihres Lebens erzählte“. Eliades Tagebuch und Olga Froebes Briefe bestätigen dies. Eliade seinerseits nutzte seine privilegierte Stellung, um ihr die Namen mehrerer Freunde wie Georges Dumézil oder Pater Jean Daniélou vorzuschlagen, die sie zu Eranos einladen könnte.