Zum Tod des Schriftstellers Richard Wagner

Am 14. März ist der Schriftsteller Richard Wagner im Alter von 70 Jahren in Berlin verstorben. Ich hatte ihn zwischen 2008 und 2011 einige Male besucht.

Götz Kubitschek

Götz Kubitschek leitet den Verlag Antaios


Wag­ner war damals mit dem Essay Es reicht. Gegen den Aus­ver­kauf unse­rer Wer­te her­vor­ge­tre­ten. Ich moch­te von sei­nen frü­he­ren Roma­nen vor allem Hab­se­lig­kei­ten (2004) und Das rei­che Mäd­chen (2007).

2011 ver­öf­fent­lich­te er zusam­men mit Thea Dorn das fas­zi­nie­ren­de Buch
Die deut­sche See­le, das lexi­ka­lisch auf­ge­baut ist und über das ihn ein grö­ße­rer Teil unse­rer Leser ken­nen­lern­te. Im Ver­lauf unse­rer Gesprä­che war die Arbeit an die­sem Buch eines der The­men – ein ande­res war natür­lich sei­ne rumä­ni­en-deut­sche Her­kunft aus dem Banat. Wag­ner war mit der spä­te­ren Nobel­preis­trä­ge­rin Her­ta Mül­ler verheiratet.

In den Mona­ten Febru­ar und März 2010 führ­ten Wag­ner und ich einen Brief­wech­sel, der dann in der 35. Sezes­si­on abge­druckt wer­den konn­te. Man liest so etwas heu­te, als wären es Signa­le aus dem Pleis­to­zän. Aber aus Anlaß des gest­ri­gen Todes von Richard Wag­ner und in Erin­ne­rung an ihn sei der Brief­wech­sel heu­te wiedervorgelegt

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Schnell­ro­da, 9. II. 2010

Sehr geehr­ter Herr Wagner,

nach unse­rem guten und offe­nen Gespräch, für das ich mich sehr bedan­ke, möch­te ich einen Punkt auf­grei­fen, den wir – zu mei­ner Über­ra­schung – so en pas­sant bespra­chen, ohne merk­li­che Dif­fe­renz, son­dern so, wie man sich ein­mal rasch über die Spiel­re­geln auf dem Bolz­platz ver­stän­digt. Ich spre­che den Punkt auch unter dem Ein­druck der Lek­tü­re eines Bei­trags an, den Sie auf der „Ach­se des Guten“ ver­öf­fent­lich­ten: den über „Demo­kra­tie, (gro­ße) Lite­ra­tur und Mei­nungs­frei­heit“. Sie schüt­teln mei­ner Mei­nung nach mehr als zurecht den Kopf über die Nai­vi­tät der Zeit-Schrei­be­rin Julia Scho­ch, die ich hier noch­mals zitie­ren will, damit wir anknüp­fen können:

Nichts mehr zu dele­gie­ren. Das faust­schüt­teln­de Flu­chen gilt kei­nem Staats­chef mehr, kei­ner über­mäch­ti­gen Väter­ge­nera­ti­on oder gar Gott. Wir: unser eige­ner Feind. Wo die jahr­hun­der­te­al­te Gän­ge­lung und Bedro­hung ver­schwun­den sind, das Indi­vi­du­um aus den Klau­en von Dis­zi­pli­nar­mäch­ten befreit wur­de und die Ver­pflich­tung zur Eigen­in­itia­ti­ve zur Regel erho­ben wird, ste­hen wir – selt­sam allein gelas­sen – nur noch uns selbst und unse­rem eige­nen Unver­mö­gen gegenüber.

Nach der Lek­tü­re des Bei­trags und vor allem die­ser Zei­len von Julia Scho­ch war ich auch sofort über­zeugt, daß intel­lek­tu­el­les Glück­lich­sein bei ihr wohl in einer Mischung aus Beschränkt­heit des Vor­stel­lungs­ver­mö­gens und Wirk­lich­keits­ver­wei­ge­rung besteht. Ich bin mir also sicher, daß Frau Scho­ch wirk­lich kei­nen Begriff über den Zustand unse­res Lan­des im All­ge­mei­nen und über das Aus­maß der Gesin­nungs­kon­trol­le im Beson­de­ren hat. Wie auch? Sie scheint aber dar­über hin­aus auch nicht zu begrei­fen, daß sie mit die­ser Ende-der-Dring­lich­keit-Phi­lo­so­phie sich selbst und den Schrift­stel­ler an sich zum „Pau­sen­clown“ degra­diert (um ein Wort von Ihnen aufzugreifen).

Jeden­falls kann ich das, was Sie dann im fol­gen­den schrei­ben, Satz für Satz unter­schrei­ben: Auch ich bin der fes­ten Über­zeu­gung, daß unse­re Gesell­schaft nicht frei ist, jeden­falls nicht so frei wie sie es ger­ne von sich behaup­tet; den „meß­ba­ren Unter­schied zwi­schen der öffent­li­chen und der ver­öf­fent­lich­ten Mei­nung“, den Sie anspre­chen, kann ich jeder­zeit bele­gen; auch den Vor­wurf der Para­noia ken­ne ich, obwohl mir Ihre Erfah­rung der Autor­schaft in Ceau­ses­cus Rumä­ni­en samt Umstel­lung durch Secu­ri­ta­te-Spit­zel abgeht – noch nicht ein­mal ein paar gedie­ge­ne Jah­re DDR kann ich vor­wei­sen, nur west­deut­sche Erfah­run­gen mit der „Schwei­ge­spi­ra­le“ (Noel­le-Neu­mann) und der „Mau­er aus Kau­tschuk“ (Armin Mohler).

Aber genau damit bin ich bei dem ent­schei­den­den Punkt unse­res Gesprächs ange­langt: Sie sag­ten da, daß Sie bei einer Fra­ge von mir nach einem Bei­trag für die Sezes­si­on oder nach einem Inter­view ins Abwä­gen kämen – inwie­fern es Ihnen selbst und Ihren ander­wei­ti­gen Publi­ka­ti­ons­mög­lich­kei­ten gut­tä­te, wenn Sie sich in der Sezes­si­on äußer­ten. Die­sen Vor­gang einer – ich nen­ne es jetzt ein­mal so – „inne­ren Zen­sur“ könn­ten Sie mir doch ein­mal beschrei­ben. In Ihrem oben erwähn­ten Bei­trag für die „Ach­se des Guten“ schrei­ben Sie, daß es einen „Wie-sage-ich-es-Kodex“ gebe, in mei­nen Wor­ten: eine Art Prüf­lis­te des Sag­ba­ren (zum einen) und eine Land­kar­te geis­ti­ger No-Go-Are­as (zum anderen).

Die­ser Kodex, so schrei­ben wie­der­um Sie, ist aber nicht „Ergeb­nis einer Ver­schwö­rung hin­ter den Kulis­sen“, son­dern „infor­mel­ler Natur“. Bit­te: Beschrei­ben Sie mir die­sen Vor­gang der „inne­ren Zen­sur“ ein­mal, und: Was bedeu­tet das so recht eigent­lich für die geis­ti­ge und die poli­ti­sche Aus­ein­an­der­set­zung in unse­rem Land. Das, was Sie hier und da andeu­ten ist ja eine Unge­heu­er­lich­keit: daß jede Aus­sa­ge und jeder Publi­ka­ti­ons­ort auf ihre Hygie­ne unter­sucht wer­den – aber nicht von einem benenn­ba­ren Gre­mi­um, son­dern durch einen inne­ren Zen­sor, der uns wie ein Krebs­ge­schwür besie­delt und uns zu Duck­mäu­sern macht.

Mit freund­li­chem Gruß!

Götz Kubit­schek

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Ber­lin-Schö­ne­berg, 17. 2. 2010

Sehr geehr­ter Herr Kubitschek,

man muß, so mei­ne ich, nicht Erfah­run­gen mit einer Dik­ta­tur haben, um die Frei­heit schät­zen zu kön­nen. Viel­mehr geht es dar­um, was man mit der Frei­heit ver­bin­det, und was man sich von ihr erhofft und ver­spricht. Auch Frei­heit kann vie­les bedeu­ten und wenig ergeben.

Wer möch­te nicht frei sein? Man kann von etwas frei sein, und für etwas. Frei von allen Sor­gen, und frei für eine Sache, an der einem liegt. Die­se Sache wie­der­um kann eine Modell­ei­sen­bahn sein, oder das Vater­land. Man kann frei sein wie Hei­di Klum oder wie Peter Sloterdijk.

Frei zu sein ist ein Anlie­gen, aber alles ist das sicher­lich nicht. Über sei­ne Frei­heit ent­schei­det man nicht allein, im bes­ten Fall kann man die eige­ne Frei­heit und die Vor­stel­lun­gen davon vor­brin­gen. Das wäre prak­ti­zier­te Mei­nungs­frei­heit, mehr nicht.

So gese­hen, steht die Mei­nungs­frei­heit im Mit­tel­punkt der Demo­kra­tie. Wumm! Die­ser Mit­tel­punkt ist ein Ver­fas­sungs- und damit ein Ver­faßt­heits-Mit­tel­punkt. Das aber sagt noch lan­ge nichts über die gän­gi­ge Pra­xis aus. Die Demo­kra­tie wäre eine wun­der­ba­re Ange­le­gen­heit, gäbe es nicht die Demo­kra­ten. Der tie­fe­re Grund?

Die­se Spe­zi­es hat beson­ders in Deutsch­land eine scharf umris­se­ne Gestalt ange­nom­men, die des Bür­gers. Sie hat ihn abge­löst. Der deut­sche Demo­krat unse­rer Zeit ist nicht in der Gegen­wart zu Hau­se, er mischt dar­über hin­aus in der Zukunft mit, und steht erklär­ter­ma­ßen unter dem Ein­druck der Ver­gan­gen­heit. So berei­tet die Zukunft ihm Sor­ge, was ihn zum Kli­ma­to­lo­gen wer­den läßt, und die Ver­gan­gen­heit läßt ihn nicht los. Sie eig­net sich so gut zum Ver­glei­chen. Bei­des hat Fol­gen für die Gegen­wart. Sie sind nicht sel­ten belas­tend und ent­las­tend zugleich.

Deutsch­land ist eines der pro­spe­rie­ren­den, fried­fer­ti­gen Län­der die­ser Welt, aber die Bil­der, die von die­sem Deutsch­land im Umlauf sind, nimmt der deut­sche Demo­krat stets mit Sor­ge zur Kennt­nis. Er lebt in der stän­di­gen Angst, daß ihm die Demo­kra­tie ent­glei­ten könn­te. Als hät­te sie ein Macht­in­stru­ment zu sein, und nicht eine Umgangs­form. Als wäre sie bloß poli­tisch und nicht zivilisatorisch.

Die Wahr­heit ist: Fünf­und­sech­zig Jah­re nach der Abschal­tung des Füh­rer­bun­kers ist man als Deut­scher in Hol­ly­wood immer noch Nazi. Das kann einem einen Oscar besche­ren, den deut­schen Demo­kra­ten nimmt es aber auch in die Pflicht. Als sei die Demo­kra­tie ein Dreh­buch und unter­lie­ge damit der frei­wil­li­gen Selbst­kon­trol­le, der FSK. Es ist ein fol­gen­rei­ches Miß­ver­ständ­nis, das die Selbst­zen­sur legitimiert.

Inter­es­sant ist, daß zu den größ­ten Zweif­lern an der deut­schen Gesell­schaft der Demo­krat gehört. Er hat sich bis heu­te eine Eigen­schaft erhal­ten, die sei­ner­zeit im Sta­li­nis­mus als „Wach­sam­keit“ bezeich­net wur­de. Unter die­sem Gesichts­punkt erscheint immer noch alles, was in Fra­ge kommt, von den Insti­tu­tio­nen bis zum eige­nen Glau­ben, per­ma­nent gefähr­det zu sein. Die Gefähr­dung aber, die nicht so recht in Erschei­nung tre­ten will, sucht man in den Mei­nungs­äu­ße­run­gen auf­zu­spü­ren, wie Schü­ler, die sich beim Leh­rer selbst anzei­gen, um auf sich auf­merk­sam zu machen. Deutsch­land sucht Deutschland.

Das Pro­blem kommt, wie ich mei­ne, daher, daß die Bun­des­re­pu­blik, und das gan­ze Drum und Dran nach 1945, nur als Ver­le­gen­heits­lö­sung gedacht wer­den konn­te. Da man kei­ne Wahl hat­te, son­dern nur das Recht zu wäh­len, fand man sich mit dem klei­ne­ren Übel ab. Man rich­te­te sich so prag­ma­tisch wie mög­lich ein und mach­te aus dem Rest der Repu­blik All­tag pur. Als hät­te man im Tausch für eine irri­ge Welt­an­schau­ung eine mus­ter­gül­ti­ge Gebrauchs­an­wei­sung erworben.

Auf die­sem Mini­mal-Pro­gramm beruht der Erfolg der Bun­des­re­pu­blik, auf die­ses fata­le Mini­mum geht aber auch die Pro­ble­ma­tik unse­rer heu­ti­gen Gesell­schaft zurück. Denn hin­ter dem All­tag ist die Blue­screen. Die immer­wäh­ren­de Droh­ku­lis­se. Nicht sel­ten hört man den Satz: Darf man das über­haupt sagen?

In einem Land, das die Mei­nungs­frei­heit in sei­ner Ver­fas­sung anführt, soll­te sich eine sol­che Fra­ge erüb­ri­gen, wir aber haben uns dar­an gewöhnt. Unse­re Leit­kul­tur ist die Tabuisierung.

Sie sor­tiert vor. Sie sagt, du darfst, und es wird ger­ne gehört.

Das hat damit zu tun, daß die Demo­kra­ten in Deutsch­land nicht nur Bür­ger sind, son­dern auch Par­tei. Eine Par­tei, die gegen einen ima­gi­nä­ren Feind kämpft. Die­ser Feind ist die Ver­gan­gen­heit. Er wirft immer neue Regi­men­ter in die Schlacht, Regi­men­ter, die von uns beschwo­ren, her­bei eilen. So lan­ge die Demo­kra­ten das Gemein­we­sen als gefähr­det anse­hen, wird kaum ein unbe­las­te­ter Blick auf die Ange­le­gen­hei­ten der Gegen­wart mög­lich sein. Das aber kommt Man­chen durch­aus gelegen.

Die Macht des Geg­ners besteht in sei­ner Abwe­sen­heit. Wer aber ist „wir“? Daß „wir“ in Deutsch­land, so mein Ein­druck, meint nicht die Gemein­schaft der Bür­ger, die­ses „wir“ stellt die Pha­lanx der Guten. Sie rufen ab und zu, nie wie­der Krieg und nie wie­der Faschis­mus oder ein­fach nur nie wie­der. Sie rufen es wie zur Selbst­ver­ge­wis­se­rung. Wäh­rend uns die Wer­be­kam­pa­gne zuflüs­tert: Du bist Deutsch­land, fragt man sich unwill­kür­lich: Wer ist hier eigent­lich der Geg­ner, und vor allem, wer braucht ihn und wozu?

Ist das der neue kal­te Bür­ger­krieg, in dem alle Demo­kra­ten sein wol­len und kei­ner den Schur­ken geben will? Nicht ein­mal in der Rol­le des advo­ca­tus dia­bo­li? Selbst Mephis­to ist in die­sem Deutsch­land Demokrat.

Der öffent­li­che Raum ver­fällt durch Ver­bo­te, er ver­ödet aber auch durch Oppor­tu­nis­mus. Alles wird Kulis­se. Blue­screen. An sei­nen ver­wahr­los­ten Rän­dern sta­peln sich die Schub­la­den, die die Namen der Regel­ver­let­zer und die Namen der Regel­ver­let­zungs­the­men beinhal­ten, in der Mit­te aber erfreut man sich am gro­ßen Feu­er­werk, in des­sen pracht­vol­lem Licht selbst die Ecke rund erscheint, und wer will bei einem sol­chen Licht schon die Schub­la­den sehen?

Es gilt die Angst vor dem fal­schen Ver­hal­ten. Wie leicht könn­te man sich doch ver­ga­lop­pie­ren! Die­se Angst wie­der­um zwingt zur Sprach­re­ge­lung. Wem die kol­lek­ti­ve See­len­ru­he fehlt, der braucht den Kodex. So wird die Gegen­wart zur Pro­jek­ti­ons­flä­che einer im Kon­sens for­mu­lier­ten Hys­te­rie, aber auch zum Spiel­ball diver­ser Inter­es­sen­grup­pen. Mit Mei­nung wird schließ­lich Geld gemacht, und so ist die Wahr­heits­su­che immer weni­ger gefragt, statt des­sen wird regel­mä­ßig der Tabu­bruch aus­ge­ru­fen. So wird die Frei­heit zum Häpp­chen gemacht, und die öffent­li­che Mei­nung zum kal­ten Büf­fet gela­den, das jedes Mal mit den übli­chen Mah­nun­gen und War­nun­gen eröff­net wird. Sie besa­gen: Wer dabei ist, gehört dazu. Bon­ne Appe­tit bei den Sushi des Guten!

Bleibt die Fra­ge: Was ist Frei­heit ange­sichts des Dik­tums „Du darfst“ und im Ergeb­nis der frei­wil­li­gen Selbstkontrolle?

Freund­lich grüßt

Richard Wag­ner

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Schnell­ro­da, 21. II. 2010

Sehr geehr­ter Herr Wagner,

dan­ke für Ihre aus­führ­li­che Ant­wort. Was Sie sagen und mit Ihrer letz­ten Fra­ge auf­wer­fen, muß sofort zurück­wei­sen, wer den offe­nen und kei­ner Gesin­nungs­kon­trol­le aus­ge­setz­ten Dia­log in unse­rem Land für ver­wirk­licht hält.

Ihre Fra­ge, was „Frei­heit“ sei, wenn sie von außen durch das „Du darfst“ und von innen durch die „frei­wil­li­ge Selbst­kon­trol­le“ zurecht­ge­schnit­ten wird, will ich in drei Aspek­te tei­len: Zum einen stellt sich die Fra­ge, ob die von uns the­ma­ti­sier­te Behin­de­rung der frei­en Mei­nungs­äu­ße­rung dem Gemein­we­sen – in die­sem Fal­le: unse­rer Nati­on und unse­rem Volk – dien­lich ist oder nicht. Zum zwei­ten ist zu fra­gen, ob die­se Grenz­zie­hung (und die Beweh­rung die­ser Gren­zen durch Tabus) bemän­telt ist. Und drit­tens – und das ist für mich eine ent­schei­den­de Fra­ge – muß jeder von uns die Ant­wort geben, ob er grund­sätz­lich gegen die in den bei­den ers­ten Fra­gen bestimm­te Grenz­zie­hung ist oder ob er sie dann für gut befin­det, wenn sie der eige­nen Gesell­schafts- und Staats­idee entspricht.

Mei­ne Ant­wor­ten: 1. nein, die der­zeit prak­ti­zier­te Grenz­zie­hung durch die sanf­ten und weni­ger sanf­ten Mei­nungs­rich­ter und die inter­na­li­sier­te Selbst­kon­trol­le dient dem Fort­be­stand unse­rer Nati­on und unse­res Vol­kes nicht. Sie dient noch nicht ein­mal der Frei­heit; 2. ja, Grenz­zie­hung und Tabui­sie­rung sind bemän­telt, sind nicht „hart“ im Sin­ne offen­sicht­li­cher, jeder­mann sofort als Repres­si­on erkenn­ba­re Maß­nah­men. Viel­mehr wer­den Kri­ti­ker der Mei­nungs­un­ter­drü­ckung (also in die­sem Fal­le: wir) für para­no­id erklärt, weil es weder Gren­zen noch  Tabus gebe. Und der Ort der Stra­fe für das den­noch gespro­che­ne, freie Wort ist weder die Gefäng­nis­zel­le, noch das Lager oder der Besuch eines Schlä­ger­trupps (wie bei­spiels­wei­se im Rumä­ni­en der 70er-Jah­re): Die Stra­fe ist viel­mehr die ort­lo­se Durch­tren­nung der Kom­mu­ni­ka­ti­ons­ka­bel und die Zer­set­zung des Lebens­ge­fü­ges – letzt­lich also doch wie­der Werk­zeu­ge, die man aus dem Fun­dus der Staats­si­cher­heit repres­si­ver Staa­ten kennt.

Die drit­te Fra­ge ist am schwie­rigs­ten zu beant­wor­ten, oder bes­ser: Sie ist leicht zu beant­wor­ten, setzt aber eine viel­leicht schwer nach­voll­zieh­ba­re Feind­er­klä­rung vor­aus: Ich hal­te das any­thing goes des Libe­ra­lis­mus für die eigent­li­che Gefähr­dung der Frei­heit, so wie ich sie ver­ste­he. Jede Frei­heit näm­lich muß rück­ge­bun­den sein, sonst ist sie nicht mehr als eine rück­sichts­lo­se Jugend­lau­ne. Jede auf Dau­er ange­leg­te Frei­heit hat sich also auf ethi­sche Vor­ga­ben und eine Staats­idee oder ein Bild von der eige­nen Nati­on zu stüt­zen – denen es in ernst­haf­ter Selbst­kon­trol­le (hier ist Ihr Wort wie­der!) zu ent­spre­chen gilt.

Erzie­hung (und Selbst­er­zie­hung) ist nichts ande­res als die Anver­wand­lung von Geset­zen und Regeln in die eige­ne Über­zeu­gung und den eige­nen Maß­stab hin­ein. Das ist a) not­wen­dig für jede Gesell­schaft, die ihre all­ge­mein­ver­bind­li­chen Grund­la­gen betont, b) zwin­gend not­wen­dig für jedes Gemein­we­sen, das mit „Mas­sen“ fer­tig­zu­wer­den hat, c) das Fun­da­ment des­sen, was ich „preu­ßi­sche Frei­heit“ nen­nen möch­te. Ich weiß nicht, wer das sag­te, aber es heißt etwa so: Frei­heit ist, das tun zu wol­len, was getan wer­den muß. Oder pathe­ti­scher: die Pflicht frei­wil­lig erfül­len, sich aus Über­zeu­gung ein­pas­sen, die Grenz­zie­hung als gedeih­lich aner­ken­nen und inner­halb die­ses Rah­mens die Ent­fal­tung suchen.

Die­se Über­zeu­gung (von der ich nicht weiß, ob Sie sie tei­len) macht die Sache so kom­pli­ziert: Ich habe, um die gedeih­li­che Rah­mung des staats­bür­ger­li­chen Lebens zu schüt­zen, zunächst die unge­deih­li­che Rah­mung der jetzt herr­schen­den Ver­hält­nis­se anzu­grei­fen. Das soll dann auch mei­ne her­ge­lei­te­te Ant­wort auf Ihre Fra­ge sein: Im Ange­sicht des Dik­tums „Du darfst“ und im Ergeb­nis der „frei­wil­li­gen Selbst­kon­trol­le“ kann „Frei­heit“ nur im Wider­stand nach außen (gegen das Mär­chen vom herr­schafts­frei­en Dis­kurs) und nach innen (gegen die eige­ne Bequem­lich­keit und die Zufrie­den­heit mit Kuchen­krü­meln) ver­wirk­licht werden.

Und wenn ich so dar­über nach­den­ke, will ich doch eine sehr kon­kre­te Fra­ge anschlie­ßen, die eher Ihre, weni­ger mei­ne Wider­stands­fä­hig­keit auf die Pro­be stellt. In Ihrem Buch Es reicht. Gegen den Aus­ver­kauf unse­rer Wer­te schrei­ben Sie (wobei Sie sowohl Karl­heinz Weiß­mann als auch mich nament­lich nennen):

„Die Neue Rech­te stößt ein wei­te­res Mal auf ihr altes Pro­blem. Sie schafft es nicht, eine Tren­nungs­li­nie zum rechts­ra­di­ka­len Pöbel sicht­bar zu machen. Das wie­der­um läßt ihren Bei­trag zur Gesell­schafts­de­bat­te dis­kurs­un­fä­hig erscheinen.“

Sehen Sie das wirk­lich so? Glau­ben Sie an scharf zieh­ba­re Tren­nungs­li­ni­en? Hal­ten Sie uns tat­säch­lich für diskursunfähig?

Mit Gruß und Dank,

Götz Kubit­schek

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Ber­lin, 25. 2. 2010

Sehr geehr­ter Herr Kubitschek,

ich grei­fe zunächst die Stel­le am Ende ihres Brie­fes auf, in der Sie mich mit der Bemer­kung über die Tren­nungs­mög­lich­kei­ten der Neu­en Rech­ten vom rechts­extre­men Pöbel zitie­ren. Mein Ver­weis auf das Ver­schwim­men­de des Auf­be­geh­rens meint nicht, daß die Neue Rech­te dadurch dis­kurs­un­fä­hig sei, son­dern daß sie dis­kurs­un­fä­hig erscheine.

Was ist schon der Dis­kurs? Ist er nicht wie die Kas­sen am Aus­gang des Super­markts? Was man mit­nimmt, hat man zu bezah­len. Natür­lich weist jeder Rand sei­ne Uneben­hei­ten auf. Rän­der gel­ten meist als Unre­gel­mä­ßig­keit, ihnen wird glei­cher­ma­ßen Unord­nung und Droh­ge­bär­de nach­ge­sagt. Aber braucht man wirk­lich eine Extrakasse?

Ich mei­ne auch nicht die Beschaf­fen­heit des Ran­des, ich mei­ne sei­nen Auf­tritt und sei­ne Fähig­keit zur Zuge­hö­rig­keit. Damit kom­me ich zu etwas fatal Bana­lem: Die Rech­te ist nicht die Mit­te. Und die Mit­te ist nicht die Rech­te. Die Idee vom poli­ti­schen Spek­trum folgt mehr einem Bild als einer Gegebenheit.

So kommt es, daß man in der allent­hal­ben sanf­ten Tour, in der die Dis­kur­se for­mu­liert wer­den, ger­ne von Mit­te-Rechts und von Mit­te-Links spricht. Ist das aber mehr als nur ein Echo auf frü­her ein­mal Gel­ten­des, das sich Rechts und Links zu nen­nen wag­te? Es ist, wie es ist. Mehr ist heu­te viel­leicht auch gar nicht im Angebot.

Wenn Sie von Nati­on und Volk spre­chen, mei­nen Sie ja auch nicht irgend­wel­che Rän­der, nicht ein­mal bestimm­te Mar­kie­run­gen, son­dern Sie mei­nen, wie ich ver­mu­te, das soli­de Gan­ze. Wie ord­net man sich ein in die­ses Gan­ze, und wor­in besteht es tat­säch­lich? Ist das pünkt­li­che Zah­len der Steu­ern schon ein preu­ßi­scher Aspekt von Frei­heit? Der Köl­ner Klün­gel bereits ein Aus­druck der Selbstaufgabe?

Fol­gen­reich ist der Vor­gang, der alles, jede Idee, zunächst ein­mal ein­hei­misch wer­den läßt. Libe­ra­lis­mus in Deutsch­land war nie der Libe­ra­lis­mus, wie ihn Ame­ri­ka ver­steht, oder die angel­säch­si­sche Welt all­ge­mein. Wir hat­ten, wenn ich nicht irre, einen Natio­nal-Libe­ra­lis­mus. Und der ist uns abhan­den gekom­men. Es kam zwar zur Ver­wand­lung des Reichs­ge­dan­kens, aber in die Reichs­kanz­lei. Rich­tig, ich spre­che von der Ver­nich­tung der rech­ten Staats­idee durch den extre­mis­ti­schen Pöbel.

Der Libe­ra­lis­mus tritt nir­gends ohne Beglei­tung auf. Er hat stets sei­nen ergän­zungs­wil­li­gen Koali­ti­ons­part­ner dabei. Selbst in den Ver­ei­nig­ten Staa­ten wäre der Libe­ra­lis­mus, ohne das aus­ge­präg­te reli­giö­se Gewicht der Frei­kir­chen und ihrer Wer­te-Mili­tanz nicht zu halten.

Das macht den Gedan­ken des selb­stän­dig Wirt­schaf­tens über­zeu­gen­der. Heu­te, da Indi­vi­dua­li­tät und Indi­vi­dua­lis­mus aus­ein­an­der­fal­len, ist Ver­bind­lich­keit nicht nur ver­stärkt gefragt, sie ist auch tat­säch­lich schwe­rer zu ver­mit­teln. Wenn sie mit Preu­ßen gel­ten soll, dann muß es aber ohne Kom­man­do gehen kön­nen. Das aber bedeu­tet, daß es mehr denn je auf das ange­spro­che­nen Selbst ankommt. Frü­her, als die Rech­te noch prak­ti­ka­ble Staats­mo­del­le zu ent­wer­fen such­te, konn­te sie durch­aus vom Über­schau­ba­ren ausgehen.

Sie benen­nen die­ses auch wei­ter­hin ganz selbst­ver­ständ­lich mit den Wor­ten Nati­on, Volk, Mas­se. Wer aber ist heu­te die Mas­se, und wer ist das Volk? Wie läßt sich die Nati­on defi­nie­ren? Auch Volk und Nati­on sind so viel­fäl­tig par­zel­liert und ver­schach­telt, daß sie kaum noch als Phä­no­men fest­stell­bar sind. Das letz­te Mal, als das Volk in berech­tig­ter Ver­fas­sung auf dem Markt­platz erschien, war 1989, und zwar in einer Dik­ta­tur, in jener der DDR, als es dort hieß: Wir sind das Volk. Sie waren das Volk und auch die Mas­se, und zu ihnen spra­chen nicht ohne Demut die Nomen­kla­tu­ra und die Intel­li­gen­zi­ja. Wer aber ist im Jahr 2010 in Deutsch­land das Volk? Ist es das Publi­kum von RTL Zwei, sind es die Anhän­ger von „Schlag den Raab“? Und die Mas­se? Sind das etwa die per Gerichts­be­schluß nicht strei­ken­den Luft­han­sa-Pilo­ten? Die WM-Fei­ern­den vor dem Bran­den­bur­ger Tor?

Wen und was auch immer sie ver­kör­pern möch­ten, alle tre­ten sie auf lei­sen Soh­len in die Run­de, als soll­te Bar­ba­ros­sa nicht in sei­nem Schlaf gestört wer­den. Die Run­de aber ist der Ver­fas­sungs­bo­gen. In ihm hat alles sei­nen fes­ten Platz. Weil die Gesell­schaft, die das Volk beerbt hat und die­ses Volk nun mit Gebrauchs­an­wei­sun­gen ver­sorgt, es mehr­heit­lich so will oder so zu wol­len glaubt.

Es ist, wie es ist, und der Rand ist tat­säch­lich kein Limes. An die­ser Stel­le kann man sich jetzt mit Poli­tik her­aus­re­den. Sich dem Pro­blem der Vier­ten Par­tei zuwen­den, oder mei­nen Sie das mit der NPD ein Staat zu machen wäre? Ist es nicht ein biß­chen wie das Ver­hält­nis der lin­ken Intel­lek­tu­el­len zu den Bolschewiken?

Man soll­te die Ange­le­gen­heit aber gar nicht erst auf das Poli­ti­sche run­ter­bre­chen. Man soll­te sie kul­tu­rell prü­fen. Dann ist man schnell bei einem noch grö­ße­ren Pro­blem, das sich sozu­sa­gen auto­ma­tisch ergibt. Ich mei­ne das Pro­blem, daß die rech­te Fra­ge­stel­lung sich zu einem Ges­tus des Pro­tes­tes ver­klei­nert. Der Pro­test ist letz­ten Endes nichts wei­ter als Manö­ver­mu­ni­ti­on. Wer mit­re­den will, muß hin­ter dem Vor­hang her­vor­tre­ten (kön­nen).

Freund­lich grüßt,

Richard Wag­ner

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Schnell­ro­da, 1. III. 2010

Sehr geehr­ter Herr Wagner,

ich hal­te uns (also: eine Neue Rech­te) durch­aus für dis­kurs­fä­hig: Das, was wir sagen, ist ers­tens genau erwo­gen (weil wir im Schnitt doch Ver­ant­wor­tungs­ethi­ker sind und kei­ne Maul­werks­bur­schen), und es ist zwei­tens oft mit Kar­rie­re­brü­chen ver­bun­den: Da wägt man doch lan­ge ab, bevor man zu dem Schluß kommt, daß man sich trotz aller „sozia­len“ Kon­trol­le äußern muß.

Alles, was wir trei­ben (publi­zis­tisch, aktio­nis­tisch, aka­de­misch) kann so auf drei­fa­che Wei­se wahr­ge­nom­men wer­den: zum einen als kon­kre­ten Auf­bau einer „Tra­di­ti­ons­kom­pa­nie“ (vgl. dazu den Auf­satz „Bibli­sche Lek­tio­nen“ von Karl­heinz Weiß­mann, Sezes­si­on 13/2006, Kopie liegt bei); zum zwei­ten als völ­lig im Ver­fas­sungs­bo­gen ange­sie­del­ten Mei­nungs­bei­trag zum Dis­kurs über den Zustand und die Zukunft unse­res Lan­des (oder viel­leicht sogar: der Welt­ge­mein­schaft); drit­tens so, daß Sie hin­ter den Bei­trä­gen und Pro­jek­ten den je Ein­zel­nen iden­ti­fi­zie­ren, der etwas lei­ser oder etwas lau­ter spricht: eti­am si omnes ego non (wenn auch alle andern: ich nicht).

Ent­schul­di­gen Sie bit­te gleich, daß mir Punkt zwei pole­misch gera­ten ist: Er ist ja gar nichts wert, die­ser Punkt, denn was soll­te das sein – ein Mei­nungs­bei­trag zum Dis­kurs? Was trägt er denn aus, die­ser Dis­kurs? Von Carl Schmitt stammt der Satz, daß die „Ent­wick­lung der moder­nen Mas­sen­de­mo­kra­tie die argu­men­tie­ren­de öffent­li­che Dis­kus­si­on zu einer lee­ren For­ma­li­tät“ gemacht habe. Wenn er recht hat, dann schrei­ben und spre­chen Sie und ich und Peter Slo­ter­di­jk bloß um unser täg­lich Brot, kei­nes­falls aber für Ver­än­de­run­gen. Dann liegt der Zugang zur Macht irgend­wo im poli­tisch-admi­nis­tra­ti­ven Sys­tem, und nicht in den Spal­ten einer Zei­tung oder zwi­schen zwei Buchdeckeln.

Aber ich gehe jetzt – wie Sie! – nicht davon aus, daß alles Schrei­ben und Den­ken für die Katz ist, und sehe zwei Wege für den (meta­po­li­tisch täti­gen) Intel­lek­tu­el­len, der sei­ne The­men beackert und sehr ernst­haft eine Posi­ti­on aus­baut: Ent­we­der näm­lich er liegt damit in der Ent­wick­lungs­ten­denz der nivel­lie­ren­den Mas­sen­kon­sum-Gesell­schaft, ist also en vogue (sowie zynisch oder beschränkt) und flutscht mit; oder er wird immer dann von der Ent­wick­lung über­lau­fen, wenn man gera­de dabei ist, sehr ernst­haft einen Hal­te­pflock ein­zu­schla­gen – dann ist man nicht mit im Ren­nen, son­dern auf den (papie­re­nen) Pro­test festgelegt.

Die­sen Pro­test nen­nen Sie nun ein Schie­ßen mit „Manö­ver­mu­ni­ti­on“. Ich mei­ne, daß die­ser Ver­gleich nicht stimmt. Ich den­ke viel­mehr, daß das, womit die Dis­ku­tan­ten in den talk­shows und den Pseu­do­dis­kus­sio­nen im Bun­des­tag auf­ein­an­der schie­ßen, Platz­pa­tro­nen sind. „Wer mit­re­den will, muß hin­ter dem Vor­hang her­vor­tre­ten (kön­nen)“, schrei­ben Sie wei­ter. Ich möch­te ergän­zen: „und für die­sen Schritt bewie­sen haben, daß er nur mit Platz­pa­tro­nen schießt“. Ich den­ke, daß Sie die­ser Ergän­zung zustim­men kön­nen, sie liegt auf der Linie Ihrer Aus­füh­run­gen zur „Frei­wil­li­gen Selbst­kon­trol­le“ und zum „Du darfst“.

Dem, was ich von Ihnen bis­her gele­sen habe, ent­neh­me ich, daß gera­de Sie nicht leich­ten Fußes durch die Dis­kurs-Schran­ken tän­zeln. Sie haben – nicht nur im tota­li­tä­ren Rumä­ni­en, son­dern auch im demo­kra­ti­schen Deutsch­land – die Erfah­rung der Gesin­nungs­kon­trol­le gemacht. Lag das jeweils am lau­ten Knall Ihrer Manö­ver­mu­ni­ti­on? Oder sind Sie nicht doch zum schar­fen Schuß fähig und woll­ten das nicht ver­ber­gen? Wenn es nach Ihnen gin­ge: Bekä­me die deut­sche Mas­sen­ge­sell­schaft viel­leicht nicht doch eine inte­gra­ti­ve Idee vor­for­mu­liert und ins Bild gesetzt, die weit mehr mit dem Ein­zel­nen vor­hät­te, als ihn als Kon­su­men­ten bei Lau­ne und kauf­kräf­tig zu halten?

Falls Sie behaup­ten wür­den, daß Sie bloß nicht die rich­ti­gen Leu­te ken­nen, die einem den Zugang zu den Fut­ter­trö­gen wei­sen: Ich näh­me Ihnen das nicht ab. Immer­hin ver­le­gen Sie bei Auf­bau, blog­gen mit Hen­dryk M. Bro­der und waren – ver­zei­hen Sie mir, es gehört in die­se Auf­lis­tung – ver­hei­ra­tet mit der Nobel­preis­trä­ge­rin Her­ta Mül­ler. Wenn Sie also sagen, daß das deut­sche Mei­nungs­kli­ma so frei nicht ist, wie es sich prä­sen­tiert, dann hat das ein ganz ande­res Gewicht – zumal, wenn Sie es in der Sezes­si­on sagen.

Gruß!

Götz Kubit­schek

– – –

Ber­lin-Schö­ne­berg, 5. 3. 2010

Sehr geehr­ter Herr Kubitschek,

man kann sicher­lich aus vie­len Grün­den schrei­ben und damit auch zu den erstaun­lichs­ten Ergeb­nis­sen gelan­gen. Wahr ist, daß es nie nur einen ein­zi­gen Grund fürs Schrei­ben gibt, daß die Schreib­grün­de sich ger­ne mischen. Aber auch die­se Ent­schei­dung trifft man, wie für alles Öffent­li­che, nicht allein. Unse­re Gesell­schaft för­dert, nicht zuletzt beim Schrei­ben­den, die Selbst­dar­stel­lung. Das ruft von vorn­her­ein eine bestimm­te Sor­te von Autoren auf den Plan, es schafft aber auch eine dem­entspre­chen­de Lesererwartung.

Und das, mei­ne ich, ist viel­leicht sogar die fol­gen­reichs­te Wei­chen­stel­lung für die öffent­li­che Kom­mu­ni­ka­ti­on. Gehört doch die Wunschwelt des Lesers zum fes­ten  Argu­men­ta­ti­ons­be­stand bei der redak­tio­nel­len Ent­schei­dungs­fin­dung. Jeden­falls in ihrem unver­schlüs­sel­ten Teil. Dort wird man stän­dig mit der soge­nann­ten Leser­er­war­tung kon­fron­tiert. Die­se Leser­er­war­tung ist eine Ideo­lo­gie, jeden­falls kom­men ihre Auto­ri­tät und ihre Wir­kung einer Ideo­lo­gie gleich. Es ist die Richt­li­nie, die sich aus der Sozia­li­sa­ti­on ergibt. Der Leser ist in der Offe­nen Gesell­schaft das, was im Kom­mu­nis­mus das Volk war.

Wer aber ver­birgt sich hin­ter dem Leser, wenn nicht der Redak­teur? Man kann auch sagen, er ver­steckt sich hin­ter die­sem Volks­ver­tre­ter. Wenn dem Redak­teur etwas nicht passt, wenn er es nicht haben will, beruft er sich auf den Leser. So wird die­ser zum Wäch­ter, ohne davon zu wis­sen. Es ist die banals­te und zugleich erfolg­reichs­te Form der Kon­trol­le  schrift­li­cher Reflexion.

Was aber lei­tet den Redak­teur bei sei­nen Ent­schei­dun­gen, was treibt ihn an, was treibt ihn um? Weiß er, im Unter­schied zum Leser, wel­che Rol­le er spielt? Man kann davon aus­ge­hen, daß er es weiß. Und man kann auch davon aus­ge­hen, daß er weiß, was es heißt, aus der Rol­le zu fal­len. Dem Redak­teur geht es also dar­um, Redak­teur zu blei­ben, egal wor­um es geht. So hat an sei­ner Publi­ka­ti­ons­ent­schei­dung die Über­le­gung, ob ein The­ma und die damit ver­bun­de­ne Bot­schaft sei­ner Kar­rie­re, sei­nem Ruhm, sei­ner Selbst­dar­stel­lung nützt oder scha­det, einen gewich­ti­gen Anteil.

Viel­leicht wird es mit der Zeit, mit sei­ner Pro­fes­sio­na­li­sie­rung, zu einem für ihn mühe­los zu bewäl­ti­gen­den Pro­blem. Viel­leicht erscheint es ihm gar nicht mehr als ein wirk­li­ches Pro­blem. Viel­leicht ist es ein­fach nur so, daß er denkt, er müs­se sich etwas ein­fal­len las­sen, um die Leu­te, die Leser, bei Lau­ne zu hal­ten. Als lie­ße sich aus dem Zei­tungs­blatt eine Wun­der­tü­te drehen.

Viel­leicht denkt er sogar an sei­nen Chef­re­dak­teur und an den Her­aus­ge­ber auch nicht anders, als an einen Leser. Wer die Leu­te bei Lau­ne hal­ten will, kommt in unse­rer Gesell­schaft schnell auf den Gedan­ken, immer mehr Leu­te bei Lau­ne hal­ten zu wol­len. Mehr Leu­te bedeu­tet ja auch mehr Geld. Viel­leicht ist der Kon­for­mis­mus, der stän­dig zunimmt, ja wirk­lich auf die­se Klei­nig­kei­ten zurück­zu­füh­ren. Auf die Angst, den Job ein­zu­bü­ßen, die den Men­schen offen­bar vor­sich­ti­ger macht, als die Aus­sicht auf Knast­jah­re. Es muß unend­lich schmerz­haf­ter sein, die Stan­dards nicht genie­ßen zu kön­nen, als die Frei­heit einzubüßen.

Der Redak­teur, und mit ihm sein Autor, sind längst zum Die­ner ihrer Bedürf­nis­se gewor­den. Nicht ihr Anlie­gen, son­dern das Life­style-Mus­ter dik­tiert das Ver­hal­ten. Man wird nicht mehr zum Den­ker, man wird zum VIP. Damit aber kann man nur unge­nau von Dis­kur­sen spre­chen, man muß viel mehr auf deren Jar­go­ni­sie­rung ach­ten. Ist aber nicht auch das eine Gebrauchs­an­wei­sung für den ord­nungs­ge­mä­ßen Erfolg?

Es ist schwer gewor­den, ein Anlie­gen publi­zis­tisch öffent­lich zu machen. Man muß das Anlie­gen nicht nur dem Adres­sa­ten nahe brin­gen, man muß es auch am Jar­gon vor­bei schmug­geln. Das gelingt manch­mal, und manch­mal gelingt es nicht. Für bei­de Situa­tio­nen gibt es zahl­rei­che Grün­de. Man muß davon aus­ge­hen, daß fast alle, an die man sich wen­det, höchst gelang­weilt sind. So, als hät­ten sie das alles, und noch viel mehr, längst gehört und gewußt. Ihnen soll­te man es nicht recht machen wollen.

Das tat­säch­lich Neue an der Situa­ti­on ist, daß Kon­for­mis­mus und Non­kon­for­mis­mus nicht mehr von­ein­an­der getrennt erschei­nen. Die Medi­en haben ihr Kunst­eis dazwi­schen gescho­ben, auf dem sich jeder­zeit das Was­ser mühe­los über­que­ren lie­ße, wie man uns ver­si­chert. Nun muß man die­ses Kunst­eis ja nicht betre­ten, wenn man nichts vor­hat, zumin­dest nichts auf dem Eis, aber eine Garan­tie ist es nicht. Es ist letz­ten Endes kein Beweis für die Behaup­tung, man sei zuhau­se geblie­ben. Es wird immer Leu­te geben, die behaup­ten, sie hät­ten einen auf dem Kunst­eis gese­hen, am Nach­mit­tag, beim Pirou­et­ten­dre­hen und bei etli­chen ande­ren Wag­hal­sig­kei­ten. Und ande­re wer­den behaup­ten, man habe sich an besag­tem Nach­mit­tag ver­geb­lich aufs Kunst­eis bege­ben, mit den Pirou­et­ten und dem gan­zen Rest an Wag­hal­sig­kei­ten sei man auch nicht weit gekom­men. Die Fra­ge aber ist, wie soll man sich gegen die­se Behaup­tun­gen über das Ver­hal­ten auf der Eis­bahn weh­ren, wenn man gar nicht erst hin gegan­gen ist, und alle ande­ren einen doch vor Ort gese­hen haben wollen.

Es ist rich­tig, bei sei­nem Anlie­gen zu blei­ben und den Kon­for­mis­mus zu mei­den. Nur soll­te man das, was der eige­nen Bot­schaft ent­ge­gen steht, bes­ser nicht unter­schät­zen. Denn alles ist schub­la­den­ge­recht ein­ge­ord­net, so daß das Gan­ze bis­wei­len wie eine Apo­the­ke aus­sieht, ohne aber eine zu sein. Die Schub­la­den­be­ar­bei­tung hat unter Umstän­den mit der Rea­li­tät wenig zu tun, nicht mehr als die Apo­the­ke mit der Cock­tail­bar. Schub­la­den sind nicht nur zum Sor­tie­ren da, son­dern auch um abzu­le­gen und abzutun.

Und es ist immer noch nicht alles, was den so genann­ten Dis­kurs bestimmt. Schub­la­de ist das, was jemand zuge­schrie­ben wird. Dar­über hin­aus kommt es immer noch auf sein Anlie­gen an und dabei nicht zuletzt auf die Art, wie er es zu ver­pa­cken ver­steht. Das Pro­blem ist, dass sei­ne Ver­pa­ckung nicht die ein­zi­ge Ver­pa­ckung sei­ner Bot­schaft bleibt. Die­se kann immer wie­der wech­seln, je nach­dem was der Leser und sei­ne Anhän­ger­schaft sich so ein­fal­len las­sen. Ange­sichts die­ses Tat­be­stands kann man sich bei allem wei­te­ren nur Glück wünschen.

Freund­lich grüßt,

Richard Wag­ner

– – –

Schnell­ro­da, 8. III. 2010

Sehr geehr­ter Herr Wagner,

dan­ke für Ihre unver­züg­li­che Ant­wort. Was Sie schrei­ben, klingt ver­nünf­tig und liest sich wie ein Rat­schlag, den Ver­öf­fent­li­chungs­be­trieb genau zu stu­die­ren, sei­ne Mecha­nis­men zu begrei­fen und im rich­ti­gen Moment geschickt ein zwar nicht kon­for­mis­ti­sches, jedoch geschmei­di­ges Stück Text ins Getrie­be zu werfen.

Ver­zei­hen Sie: Aber dafür lohnt es sich doch nicht, intel­lek­tu­ell zu arbei­ten oder über­haupt Geg­ner­schaft her­aus­zu­for­dern. Das vor­sich­ti­ge Signal, „Selbst­den­ker“ zu sein, ist näm­lich noch nicht mehr als das, was Sie im ers­ten Absatz Ihres Schrei­bens mit „Selbst­dar­stel­lung“ bezeich­net haben.

Ich will es anders sagen: Das ist ein Pro­gramm für sol­che, die im Kul­tur­be­trieb mit­schwim­men und sich zu die­sem Zweck ein paar Allein­stel­lungs­merk­ma­le zule­gen wol­len. Sie selbst soll­ten die Stu­fe der Abhän­gig­keit von einem Redak­teur oder „dem Leser“ doch längst hin­ter sich gelas­sen haben, oder? Ist es nicht so, daß der Nobel­preis für Her­ta Mül­ler eine Wahr­neh­mungs­schnei­se auch für Sie und Ihre Kol­le­gen der ehe­ma­li­gen Bana­ter Autoren­grup­pe geschla­gen hat? Ich fra­ge das auch, weil ich Ihre Ent­tar­nungs­tä­tig­keit gegen ehe­ma­li­ge Secu­ri­ta­te-Mit­ar­bei­ter (Wer­ner Söll­ner, Peter Grosz und ande­re), die mitt­ler­wei­le in Deutsch­land leben, natür­lich mit­ver­fol­ge: Sie haben da Platt­for­men in der Neu­en Züri­cher Zei­tung und der FAZ, aber auch im Fern­se­hen: von Aus­gren­zung zumin­dest in die­ser The­ma­tik kei­ne Spur.

Aber ist dies Ihr Eigent­li­ches, jetzt, etwas, wovon Sie sagen: Das ist mein Bei­trag als Schrift­stel­ler zur Durch­drin­gung unse­rer Zeit und zur Ver­tie­fung des Bewußt­seins über ihren Zustand? Bit­te ver­ste­hen Sie mich rich­tig: Wo ist das Gan­ze, was ist es wert?

Gruß!

Götz Kubit­schek

Götz Kubitschek

Götz Kubitschek leitet den Verlag Antaios

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Kommentare (9)

ede

15. März 2023 16:28

Uih, Florett. Das war mal ein Kampf. Wagner hat sich schon hervorragend geschlagen, wenngleich er nach meiner Wahrnehmung dem Augenblick der Wahrheit ausgewichen ist. Ich denke, er war biografie - und krankheitsbedingt schon ermüdet, und wird wohl auch sonst nicht ohne erhebliche Sorgen in die Zukunft geblickt haben. 

Franz Bettinger

16. März 2023 01:00

"Die deutsche Leitkultur ist das Tabu, D das Land der Verbote. Eine repräsentative Oligarchie!" - Ich frage: Opfert man nicht seine (innere) Freiheit durch die freiwillige ! Selbstzensur? Klar, aber man opfert die innere Freiheit zugunsten einer äußeren (des Geld verdienen, publizieren und reisen Dürfens). Welche Art von Freiheit ist mehr wert? Den meisten wird die äußere Beweglichkeit wichtiger sein als die innere. So verhalten sie sich denn auch. Ja, ich denke, der Konformismus ist wirklich auf diese "Kleinigkeiten“ zurückzuführen, z.B. auf die Angst, den sozialen Anschluss oder sogar den Job einzubüßen. Stimmt: Die meisten Menschen sind weit mehr Diener ihrer Bedürfnisse als Diener ihrer Überzeugungen. Marx würde sagen: Das Bewusstsein folgt nur allzu willig dem Sein-Wollen. Schnöder: Die Überzeugung folgt dem Geld. Erst kommt das Fressen, dann die Moral, die das Fressen gefälligst rechtfertigen soll. Haben wir noch VIPs mit Esprit, Mut und dem dazu nötigen lockeren Mundwerk (à la Karl Lagerfeld und Harald Schmitt)? Die Maulkörbe wurden in den letzten 8 Jahren fester gezurrt. Schaut euch die verkniffenen Gesichter an (Söder, Hoeness, Waltz...), die hüpfen, klatschen, lügen und ihr Innerstes verleugnen, wenn eine Grüne pfeift. Der innere Zwang, "cette pression, contrainte, on la sousestime si on la surestime.“ So sehen sie aus, die "Freien" von heute. Abgewrackt. Ob sie es überhaupt merken? 

Franz Bettinger

16. März 2023 01:04

Rechtsradikaler Pöbel? Was ist das? Eine Lüge? Ein Narrativ? Eine Figur von früher? (Schlapphüte mit Glatze?) Ich habe nie solche Leute kennengelernt. Indem man sich (und sei es auch nur, um seine Ruhe zu haben oder ein Konsens-Minimum zu erfüllen) von einer Chimäre abgrenzt, bestätigt man dummer Weise deren (nicht existierende) Existenz. Nein, das mache ich nicht. 

Niekisch

16. März 2023 10:03

"Wo ist das Ganze, was ist es wert?"
Es war jedenfalls früher mehr als jeder Einzelne und mancher der dies Erkennenden warf sein Leben dafür in die Waagschale. 
Vielleicht hat der Namensvetter des Komponisten aufgrund seiner Lebensgeschichte erkannt, daß wahres Dissidententum hier im Schlamm stecken bleibt wie der erste gelieferte Leopard - Panzer kurz vor Bachmut in der Ukraine.

Laurenz

16. März 2023 10:37

Als ich begann, den Artikel zu lesen, fragte ich mich, warum GK Offensichtlichkeiten mit einem Schreiberling debattieren will. Während des Lesens war ich dann doch ob der Sprachgewandheit des Herrn Wagner verblüfft, kein Wort zu viel, keines zuwenig, wirklich eine beneidenswerte Schreibkunst in normalen Briefen. Auch diese Art Logik Sachverhalte wahrzunehmen & ins rechte Licht zu setzen, hat, ohne für Normalsterbliche unverständlich zu werden, echtes Niveau. Natürlich sah ich mich dann gezwungen, zumindest den Lebenslauf von Herrn Wagner & seiner Ex-Frau Herta Müller zu lesen, um den Briefwechsel besser einschätzen zu können. Beim Chefredakteur begann ich innerlich abzuweichen. Natürlich ist ein Schreiberling, wie ein Künstler, Kafka & Goethe hin oder her, auf den Konsumenten angewiesen, zumindest in einem idealen Staat. Allerdings hebelt die Mechanik des Staatsfunks & vom Staat beauftragter & bezahlter Journalisten, wie gerade in den Schlagzeilen, den idealen Staat auf. Das gilt aber genauso für jede andere beuaftragende Institution, die nicht den Lesern zugehörig ist. Medien & Presse gehörten auch im Innenleben genauer definiert.

Laurenz

16. März 2023 10:47

(2) .... auch in der Kulturfrage wich ich ab. Ob Landsleute vor 200 Jahren Gassenhauer trällerten oder Schlager jetzt, macht keinen Unterschied. Eine weitere Frage, die beim Lesen hochkam, von was lebten Herr Wagner oder noch vielmehr Frau Müller? Deren Werke neigen jetzt nicht gerade dazu, Kassenschlager zu werden, oder weiß da wer was genaueres? Über den seelischen Hintergrund von Krankheiten kann man viel spekulieren, aber Herr Wagner wurde, bedauernswert, regelrecht heimgesucht. Und bei Frau Müller hat alles Schreiben wohl keine Traumata therapiert. Zum Glück hatten wohl die politischen Sichtweisen Frau Müllers keinen Einfluß auf die Weltgeschichte. Die kosteten nur die Stiftung eines schwedischen Dynamitproduzenten Geld.

dojon86

16. März 2023 12:26

Ich habe von Richard Wagner "das reiche Mädchen" und " Miss Bukarest" gelesen. Für beide kann ich Leseempfehlungen geben. Letzteres ist allerdings mehr für Menschen, die Rumänien und die rumänische Emigration kennen und hat einen etwas schwachen Schluss der so wirkt, als hätte den Autor zuletzt die Schreiblust oder -fähigkeit verlassen.

ede

17. März 2023 01:08

@Laurenz
Laut WP übergab er 2013 sein Werk  in Form eines Vorlasses an das Institut für deutsche Kultur und Geschichte Südosteuropas e. V. (IKGS) an der LMU München. Der Vorlass ist ein Instrument, um sein Werk geordnet der Nachwelt zu übergeben. Nach meinem Kenntnisstand wird dafür, und die damit einhergehenden Rechte, eine mehr oder weniger hohe Abfindung gezahlt.
Ich spekuliere mal, dass der Briefwechsel anders verlaufen wäre, wenn sich eine der unzähligen Stiftungen dieses verdienten Mannes angenommen hätte - oder einer der vielen Vermögenden in Deutschland. 

Ruewald

22. März 2023 23:12

"Unsere Leitkultur ist die Tabuisierung" -  ein sehr gelungener Aphorismus !