Schule: weniger vermitteln, besser benoten

Die AfD-Landtagsfraktion Sachsen-Anhalt stellte einen Antrag, der eine Rückkehr zu alten, also leistungsorientierteren Bewertungen begehrt.

Heino Bosselmann

Heino Bosselmann studierte in Leipzig Deutsch, Geschichte und Philosophie für das Lehramt an Gymnasien.

Die­ser Antrag ver­dient abso­lu­te Zustim­mung, wur­de unge­wöhn­li­cher­wei­se nicht nur in den Bil­dungs­aus­schuß über­wie­sen, son­dern dort sogar mit einer Sach­ver­stän­di­gen­an­hö­rung behan­delt. Gleich­wohl dürf­te er kei­ne Chan­ce auf eine par­la­men­ta­ri­sche Mehr­heit haben.

Dabei möch­te die AfD-Frak­ti­on zu einem Bewer­tungs­schlüs­sel zurück, den es genau so mal gab, damals minis­te­ri­ell begrün­det. Das eben zeigt ja die Schwundstufen.

Zum Hin­ter­grund des Problems:

Die Ten­denz zu Infla­tio­nie­rung von Beno­tun­gen und Bewer­tun­gen ist in der Betrach­tung über die letz­ten drei­ßig Jah­re Schul­ge­schich­te hin­weg offen­sicht­lich. Die Rich­tung: Ver­rin­ge­rung von Anfor­de­run­gen bei ohne­hin redu­zier­ter Ver­mitt­lung von Inhalten.

Sowohl Berufs­aus­bil­der als auch Hoch­schul­leh­rer bekla­gen daher uni­so­no, daß Absol­ven­ten der ver­schie­de­nen Schul­ar­ten selbst bei pas­sa­blen bis sehr guten Abschlüs­sen und Noten­schnit­ten mitt­ler­wei­le zu wenig wis­sen und kön­nen, um nach Absol­vie­ren der Schu­le gut an Leh­re oder Stu­di­um anzuschließen.

Da das Abitur eine Stu­dier­fä­hig­keit und kri­ti­sche Urteils­kraft schon lan­ge nicht mehr garan­tiert, hal­ten Hoch­schu­len und Uni­ver­si­tä­ten geson­der­te Ein­füh­rungs­kur­se für erfor­der­lich, um Erst­se­mes­ter „fit zu machen“. Befä­hi­gun­gen zum sinn­ent­neh­men­den Lesen gin­gen eben­so zurück wie das Ver­mö­gen, selb­stän­dig län­ge­re Fach­ar­bei­ten zu verfassen.

Lehr­meis­ter wie­der­um wei­sen dar­auf hin, daß von neu­en Lehr­lin­gen immer schlech­ter gerech­net, mit­hin bei­spiels­wei­se im Hand­werk nicht sicher auf­ge­mes­sen und kal­ku­liert wer­den kann. Zudem fehlt es an Grund­tu­gen­den und an Arbeits­dis­zi­plin.

So, wie das Schul­sys­tem über­haupt eher quan­ti­fi­ziert, als daß es noch qua­li­fi­zier­te, wur­den die Anfor­de­run­gen an die ein­zel­nen Beno­tungs­stu­fen ste­tig ver­rin­gert, um so min­des­tens noch äußer­lich einer zwei­fel­haf­ten Vor­stel­lung von Gerech­tig­keit und Inklu­si­on, gar von Gleich­heit zu entsprechen.

Aber: Eben­so wenig, wie Gen­der­spra­che die Welt geschlech­ter­ge­rech­ter macht, führt eine offi­zi­ell hoch­ge­schwin­del­te Beno­tung zu mehr Chan­cen­gleich­heit. Im Gegenteil.

Daß allen Schü­ler bei auf­merk­sa­mer För­de­rung grund­sätz­lich alles mög­lich wäre, erscheint aus anthro­po­lo­gi­schen Grün­den zwar unsin­nig, es soll aber gemäß den Vor­stel­lun­gen gegen­wär­ti­ger Bil­dungs­po­li­tik im Noten­bild mög­lichst so aus­se­hen. Pro­vo­kant aus­ge­drückt: Wo immer weni­ger ver­mit­telt wird, paßt man die Bewer­tun­gen ein­fach dem degres­si­ven Ver­lauf nach unten an.

Damit wer­den den Schü­lern und Absol­ven­ten letzt­lich zwar gute Zeug­nis­se, damit aber unge­deck­te Schecks aus­ge­stellt, und so kommt es in der Lebens­pra­xis und im Ver­lau­fe wei­ter­füh­ren­der Bil­dung ganz unwei­ger­lich zu Ent­täu­schun­gen und sowohl in der Fach­ar­bei­ter­aus­bil­dung als auch im Stu­di­um zum häu­fi­gen Abbruch von Aus­bil­dun­gen, zumal die jun­gen Men­schen in der per­ma­nent loben­den Schu­le all­zu wenig lern­ten, mit eige­nen Mißer­fol­gen und zeit­wei­li­gem Schei­tern umzu­ge­hen. Vie­len fällt eine kri­ti­sche Selbst­ein­schät­zung schwer.

Tri­vi­al aus­ge­drückt: Mehr Schein als Sein, das rächt sich frü­her oder spä­ter. Hans Chris­ti­an Ander­sens Mär­chen „Des Kai­sers neue Klei­der“ gewann vorm Hin­ter­grund die­ser essen­ti­el­len Erfah­rung eine gera­de­zu mythi­sche Dimen­si­on und trifft auch den Kern des­sen, was hin­sicht­lich deut­li­cher Über­be­no­tun­gen zu ver­han­deln ist.

Wenn ein Her­an­wach­sen­der infol­ge infla­tio­nier­ter Beno­tung als guter Schü­ler galt, wird er es in der Aus­bil­dungs­pra­xis umso frus­trie­ren­der erle­ben, wenn er regis­triert, daß er zu wenig kann und sogar ein­fachs­tes Schul­wis­sen nach­zu­ar­bei­ten hat, um beruf­li­chen Anfor­de­run­gen genü­gen zu können.

Ähn­lich nach dem Abitur, das mal als Rei­fe­prü­fung auf­ge­faßt wur­de. An der Uni­ver­si­tät Greifs­wald bra­chen 2020 83 Pro­zent der Lehr­amts­stu­den­ten ihr Uni­ver­si­täts­stu­di­um ab.

Eine Selek­ti­on nach Leis­tungs­ver­mö­gen wird immer mehr ver­mie­den. Das drei­glied­ri­ge Schul­sys­tem ver­such­te dem noch Rech­nung zu tra­gen. Es wur­de fast über­all von einem asym­me­tri­schen zwei­glied­ri­gen Sys­tem abge­löst. Dem über­lau­fe­nen gym­na­sia­len Bil­dungs­gang steht eine nicht­gym­na­sia­le „Res­te-Schu­le“ gegenüber.

Von Bin­nen­dif­fe­ren­zie­rung ist zwar bestän­dig die Rede, nur kann sie in den meis­ten Klas­sen- und Grup­pen­si­tua­tio­nen nicht wie erfor­dert rea­li­siert wer­den; schwa­che Schü­ler wer­den also durch­ge­zo­gen und dabei latent über­be­no­tet. Mit der Inklu­si­on kamen an den sowie­so nicht unpro­ble­ma­ti­schen nicht­gym­na­sia­len Schu­len noch Kin­der und Jugend­li­che mit son­der­päd­ago­gi­schen För­der­be­dar­fen hinzu.

Weil nach gän­gi­gen Gerech­tig­keits- oder eher Gleich­heits­vor­stel­lun­gen jeder durch­zu­brin­gen ist, fra­gen sich Leh­rer ein­fach, war­um sie der Stein sein sol­len, über den jemand stol­pert, was dazu führt, daß der Leh­rer dar­über Rechen­schaft abzu­le­gen hat.

Auf min­des­tens gute Zen­su­ren meint auf Ver­hei­ßun­gen der Bil­dungs­po­li­tik hin mitt­ler­wei­le jeder per se ein Anrecht zu haben; die Krän­kung beginnt bereits mit der Note Zwei, noch kri­ti­sche­re Bewer­tun­gen wer­den als Dis­kri­mi­nie­run­gen ver­stan­den; ab der Note 4 gera­ten die Leh­rer unter Revi­si­ons- und Rechtfertigungsdruck.

Bei ihnen, weni­ger bei den Schü­lern, wird die Ver­ant­wor­tung für die „Schnit­te“ gese­hen. Meist beginnt die Beno­tung über­haupt erst ab Klas­se 3, weil sie nach gän­gi­ger Lehr­mei­nung den sen­si­blen Grund­schü­lern in den bei­den ers­ten Klas­sen­stu­fen see­lisch nicht zuzu­mu­ten ist. Selbst die Abschaf­fung der Zen­sie­rung ist immer wie­der im Gespräch. Wäh­rend die Erfah­rung lehrt: Kin­der wol­len natür­li­cher­wei­se bewer­tet und zen­siert wer­den; sie emp­fin­den das als Herausforderung.

Aber: Leis­tungs­ver­mö­gen und Selbst­über­win­dung, Fleiß und Anstren­gungs­be­reit­schaft, Aus­dau­er und Frus­tra­ti­ons­to­le­ranz schwan­den, weil die Schul­po­li­tik von vorn­her­ein allen alles ver­sprach, davon aber im Sub­stan­ti­el­len immer weni­ger hal­ten konn­te, so wie sie sich gene­rell eher aufs För­dern denn aufs For­dern ver­leg­te. Ler­nen wur­de als rein freud- und lust­vol­le Ange­le­gen­heit dar­ge­stellt. Das war es indes­sen nie. Ohne Fleiß kein Preis, gilt als reak­tio­nä­rer Spruch, ver­mit­telt jedoch eine Bin­sen­weis­heit, die nun mal stimmt.

Einer­seits so vie­le Ein­ser­schnit­te wie nie, ins­be­son­de­re im Abitur, ande­rer­seits – aus­ge­wie­sen im letz­ten IQB-Bil­dungs­trend und in allen ande­ren maß­geb­li­chen Tests und Stu­di­en– immer dra­ma­ti­sche­re Defi­zi­te selbst in basa­len Kom­pe­ten­zen wie dem qua­li­fi­zier­ten Lesen und Schrei­ben sowie in der Mathe­ma­tik und den Natur­wis­sen­schaf­ten, Män­gel also, die im direk­ten Zusam­men­hang mit dem Fach­kräf­te­pro­blem ins­be­son­de­re im MINT-Bereich stehen.

Die Berufs­aus­bil­der und die Hoch­schu­len sowie Uni­ver­si­tä­ten reagier­ten auf die Bewer­tungs­in­fla­tio­nie­rung an den Schu­len mit eige­nen Test- und Aus­wahl­ver­fah­ren, um so für sich objek­ti­ve­re Ein­schät­zun­gen vor­neh­men zu kön­nen. Sie kom­men aber selbst nicht umhin, ihre Ansprü­che und ihre Bewer­tungs­maß­stä­be zu redu­zie­ren und aufzuweichen.

Der Schwund an Kennt­nis­sen und Befä­hi­gun­gen wur­de durch Redu­zie­run­gen bzw. Ver­än­de­run­gen in den schu­li­schen Prü­fungs­ver­fah­ren noch ver­stärkt. So wird bei­spiels­wei­se auch in Sach­sen-Anhalt in der Deutsch-Prü­fung zu Mitt­le­ren Rei­fe auf das Erstel­len eines geschlos­se­nen kom­ple­xen Tex­tes im Sin­ne frü­her übli­cher Auf­satz­for­men ver­zich­tet und – offen­bar in Anleh­nung an die VERA-Ver­gleichs­ar­bei­ten – zu einem höchst frag­wür­di­gen Mul­ti­ple-Choice-Ver­fah­ren Zuflucht genom­men, abge­se­hen davon, daß der Nach­weis ele­men­tar­sprach­li­cher Befä­hi­gun­gen, ins­be­son­de­re sol­cher der Ortho­gra­phie, Gram­ma­tik und Sti­lis­tik, inner­halb der Bewer­tung ver­hält­nis­mä­ßig von all­zu gerin­gem Gewicht ist.

Im Bereich Mathe­ma­tik feh­len mitt­ler­wei­le im Abitur­stoff mathe­ma­ti­sche Beweis­ver­fah­ren und Übun­gen im axio­ma­ti­schen Den­ken sowie frü­her not­wen­di­ge geo­me­tri­sche Befä­hi­gun­gen. All­zu schnell wird von einer den Minis­te­ri­en höri­gen „Bil­dungs­for­schung“ erklärt, man „ent­rüm­pe­le“ die Rah­men­richt­li­ni­en, fol­ge dem „exem­pla­ri­schen Prin­zip“ und redu­zie­re auf Pra­xis­re­le­van­tes. Vor allem aber senkt man Anfor­de­run­gen – zu Las­ten soli­der und anwen­dungs­be­rei­ter Kennt­nis­se, ganz zu schwei­gen vom Ver­zicht auf zusam­men­hän­gen­des Wis­sen und Den­ken sowie Allgemeinbildung.

Bei­des, die Redu­zie­run­gen von Inhal­ten und Anfor­de­run­gen im Fach­li­chen und die ver­än­der­ten, also gefäl­li­ger gestal­te­ten Maß­stä­be im Zen­sie­ren und Bewer­ten, kaschie­ren kul­tu­rel­le Bestand­ver­lus­te in der Bil­dung und füh­ren zu all­zu posi­ti­ven Ein­schät­zun­gen des tat­säch­li­chen Kennt­nis­stan­des und Leis­tungs­ver­mö­gens der Schüler.

Ursa­che die­ses Eti­ket­ten­schwin­dels ist das rein poli­ti­sche Bedürf­nis, wach­sen­de Defi­zi­te in der Bil­dungs- und Erzie­hungs­ar­beit nicht in deren eigent­li­chen Ursa­chen erken­nen und ver­än­dern zu wol­len, son­dern im Sin­ne selbst­er­fül­len­der Pro­phe­zei­un­gen Erfol­ge dort zu sug­ge­rie­ren, wo es sie längst nicht mehr gibt, da der Auf­wand einer prin­zi­pi­el­len Klä­rung der Bil­dungs­mi­se­re unter den gegen­wer­ti­gen schul­po­li­ti­schen Bedin­gun­gen nicht leist­bar, ja nicht ein­mal gewollt erscheint.

Woll­te man zu einer red­li­che­ren Zen­sie­rung zurück­keh­ren, müß­ten beglei­tend sehr wesent­li­che Grund­ver­ein­ba­run­gen von Päd­ago­gik, Didak­tik, Metho­dik und Schul­struk­tur ver­än­dert wer­den. Zudem wären Unter­richt und Erzie­hung dann wie­der als enge­re Ein­heit auf­zu­fas­sen. So erscheint drin­gend not­wen­dig, Hal­tun­gen und Tugen­den aus­zu­bil­den, die einen Her­an­wach­sen­den gera­de bei Her­aus­for­de­run­gen und in Schwie­rig­kei­ten bestehen und ihn dar­an sogar wach­sen lassen.

Auf evo­lu­tio­när-refor­me­ri­schem Wege erscheint das nicht mög­lich, zumal es bereits all­zu vie­le Refor­men und Reförm­chen gab; har­te und kon­se­quen­te Ver­än­de­run­gen lie­gen der Bil­dungs­po­li­tik jedoch fern, wie­sen letzt­lich aber den ein­zi­gen Weg, im Wort­sin­ne schü­ler­ge­recht zu arbei­ten und der Schu­le ihr eins­ti­ges Ver­mö­gen zurück­zu­ge­win­nen, soli­de Grund­la­gen für die Berufs­aus­bil­dung und das Stu­di­um zu legen. Höchs­te Zeit eigent­lich für eine Korrektur.

Dies jedoch hie­ße, die ein­zel­nen Schul­ar­ten in ihrem jewei­li­gen Selbst­ver­ständ­nis kri­tisch neu zu bestim­men, um die Berufs­rei­fe, die Mitt­le­re Rei­fe und das Abitur wie­der als Abschlüs­se anse­hen zu kön­nen, die für jeweils beson­de­re Berufs­bil­der prädestinieren.

Wäh­rend etwa das Gym­na­si­um an aka­de­mi­schem Niveau ver­lor und wegen der lan­ge Zeit sogar erwünsch­ten all­zu hohen Zahl andrän­gen­der Schü­ler zu einer Art neu­en Gesamt­schu­le wur­de, feh­len den nicht­gym­na­sia­len Bil­dungs­gän­gen gute Schü­ler, die eine bes­se­re Unter­richts­qua­li­tät für künf­ti­ge Lehr­lin­ge in Hand­werk, Indus­trie, Dienst­leis­tung und Ver­wal­tung ermög­li­chen würden.

Die Inklu­si­ons­kam­pa­gne, gleich­falls poli­ti­schen Wunsch­vor­stel­lun­gen fol­gend, sorg­te für wei­te­re Ver­zer­run­gen in den schu­li­schen Lauf­bah­nen und hin­sicht­lich der Bewer­tun­gen. Ver­schob sich seit den Sieb­zi­gern der Schwer­punkt päd­ago­gi­scher Arbeit zunächst vom Inhalt­li­chen ins Metho­di­sche und avan­cier­te die Schu­le spä­ter zu einer sich pri­mär sozi­al­päd­ago­gisch ver­ste­hen­den Ein­rich­tung, so ist sie gegen­wär­tig gera­de als Ganz­tags­schu­le spür­bar wie­der mas­si­ven ideo­lo­gi­schen Ein­fluß­nah­men aus­ge­setzt, die ihren ursprüng­li­chen Auf­ga­ben nicht entsprechen.

Die Maß­stä­be all­zu gefäl­li­gen Bewer­tens und Zen­sie­rens wie­der anspruchs­voll zu gestal­ten stellt einen rich­ti­gen und not­wen­di­gen ers­ten Schritt dar, schul­po­li­ti­sche Lebens­lü­gen zu revi­die­ren. Die Schu­le und das Bil­dungs­sys­tem ins­ge­samt dür­fen nicht noch inten­si­ver poli­tisch domi­niert und ideo­lo­gi­schen Kam­pa­gne­zie­len dienst­bar gemacht werden.

Heino Bosselmann

Heino Bosselmann studierte in Leipzig Deutsch, Geschichte und Philosophie für das Lehramt an Gymnasien.

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Kommentare (50)

Engel 0102

19. April 2023 15:53

Sie haben natürlich vollkommen recht. Leider ist das alles nichts Neues - jeder, der seine fünf Sinne beisammen hat, konnte das seit Jahrzehnten erkennen. Ich bin lange genug im Schuldienst und sah diese Entwicklung von Jahr zu Jahr deutlicher. Inzwischen haben wir fast "das Ende der Fahnenstange" erreicht, sowohl was Leistung als auch Verhalten betrifft. Und nein, ich rede nicht von Berlin, sondern vom hochgelobten Bayern. 

Raskolnikow

19. April 2023 16:45

Hamlet: "Oh, fuck!"
Hamlet ab.
(W. Shakespeare)
 
Dieser ganze bürgerliche Bildungsfimmel,
dieser obszöne Zensurenmaterialismus, das beflissene Wissensaufhäufeln des humanistischen Gymnasiums - was sollte und soll das alles? Seien wir doch froh, daß es endlich stirbt! Und jammern wir dem nicht noch nach...
Die Bewunderung des konservativen Europäers für Frauen, die Cellos kratzen, für Männer, die Integrale ziehen oder für die Konstruktöre der digitalen Golems unserer Tage, ähnelt doch stark der negerischen Bestaunung billiger Glasperlen. Mittelmäßig.
Karakter & Seele sind tot. Das! ist die Tragödie. Und beides wird von den humanistisch gebildeten Absolventen der Gymnasien mittlerweile geleugnet. Gottlosigkeit, Menschenbefreiung und Hässliches sind in diesen Bildungshorten seit bald 200 Jahren im Schwange. Wissenschaft und Vernunft - ha!
Im Grunde war dieser Quatsch ohnehin von Anfang an zum Scheitern verurteilt. Das Volk bleibt, was es ist: zu 99 Hundertsteln schwach und niederträchtig, ob nun humanistisch gebildet oder unbeschult. Da kann sich der rechte Dissident selbst belügen, wie er mag, ich kauf es nicht.
Zur Psychologie der Lehrer erspare ich mir jeden Kommentar...
In Liebe,
R.

Gracchus

19. April 2023 18:52

Nicht schlimm, wenn der Notenfetisch ein Delle bekommt. Am besten daher: ganz abschaffen. 

Mitleser2

19. April 2023 20:21

@Raskolnikow, Gracchus: Da Sie Bosselmann widersprechen, was möchten Sie denn stattdessen? Mit Charakter und Seele alleine werden auch Sie nicht überleben können. Oder leben Sie völlig autark? 

Hesperiolus

19. April 2023 20:25

Die Bokelmannschen Schultexte changieren doch etwas, vexieren oberflächlich gelesen systembeliebig zwischen Bildung und Zurichtung. Muten teils wie asynchrone Kippfiguren zu den drastischeren Zeitdiagnosen hier an. Die Schola aus dem Sumpf des hegemonial Schlechten ziehen, eine Münchhausiade.  Wie kann es eine richtige Schule in dem falschen Ganzen geben - Mit dem „Haus“, Adorno gegen den Strich, ist auch die Schule vergangen. Ein Asyl für Anthropoplasten, wie im vermutet löblichsten Paideia-Sinn auch den Autor, gibt es nicht. Möglicherweise noch die lebensweisenden – und rettenden klandestinen Interventionen und Impfungen durch widerständig-echte Lehrerpersönlichkeiten. 

Hesperiolus

19. April 2023 20:27

bitte: Bosselmannschen statt Bokelmannschen

RMH

19. April 2023 20:42

Hurra, Raskolnikow ist zurück - und landet gleich wieder einen Volltreffer.
Ich kann das Bildungsgenöle nicht mehr hören.
@Gracchus,
ebenfalls Zustimmung. Leute mit in der Regel mindestens Abitur haben das Land dahin gebracht, wo es heute ist. 

Flaneur

19. April 2023 21:28

Deutschlands Schulsystem zieht seit geraumer Zeit vornehmlich Schüler heran, die wenig können, außer sich in moralischer Selbstgefälligkeit zu suhlen. Das Ganze erinnert an das Märchen vom Kaiser und seinen neuen Kleidern. Man hält sich für moralisch überlegen, berufen, die Welt zu erziehen. Und man hält sich edukativ für überlegen, auch wenn man faktisch in immer mehr Bereichen (Naturwissenschaften, Mathematik) längst gegenüber vielen Ländern des sogenannten Globalen Südens (insbes. Asien) deutlich zurückgefallen ist. Die subjektive Selbstwahrnehmung deckt sich schon lange nicht mehr mit der Realität. Was bleibt, ist autosuggestive Selbstbestärkung. Der nackte Kaiser, um auf diese Bild zurückzukommen, in seinen vermeintlich neuen Kleidern lässt grüßen.

ede

19. April 2023 23:56

Mich interessiert trotzdem, wie das in Sachsen - Anhalt im Detail ausgeht. Vielleicht mögen Sie darüber berichten. 
Freilich werden es die Zensuren alleine nicht richten. Es läuft einfach zu viel schief. 
Was mir grad einfällt: Die militärischen Auszeichnungen, z.B. für Tapferkeit, sind auch nichts anderes als Zensuren. 

Pit

20. April 2023 05:28

Ja, der Kommentar von Raskolnikow ist nach meinem Geschmack und geht in meine Richtung. Bei aller Misere... also 3 Punkte fallen mir ein:
1) mein Problem sind nicht schlechte Schüler, sondern nichtdeutsche Schüler.Aus einem Deutschen wird immer was rechtes, was aus einem Nichtdeutschen wird, interssiert mich nicht.Dafür komm ich möglicherweise bereits ins Gefängnis. Wegen gruppenbezogener Menschenfeindlichkeit?
2) als ob Lernen so ein Hexenwerk wäre. Jeder, der etwas lernen will, kann es sich aneignen, und es wird sich ihm erschließen. Was interessiert denn der ganze Streß und Angstkrempel
3) in der Schule habe ich vermißt die persönliche Entwicklung, Entfaltung. Ich erfuhr solches später in Aikido und Meditation. Ich wäre gerne angeregt worden, selber kreativ hervorzubringen, z.B. auf Musikinstrumenten, statt zu reproduzieren. Kreativität, Entfaltung, sollte angeregt, zugelassen werden.
Wahrlich, ein heute verfemter deutscher Visionär forderte dereinst, nicht in Logik und Verstand das Heil zu suchen, sondern im Spüren, in Intuition. Na sowas.

Mboko Lumumbe

20. April 2023 07:03

Danke für den Artikel und das Kommentariat, hier erscheint manch Klärendes (für mich).
Der banale Sinn einer Benotung liegt in der danach möglichen Unterscheidung der Benoteten. Ob man das Zensuren, Tapferkeitsmedaillen, Titel, hierarchische Stellung, Reputation oder was auch immer nennt, ist zweitrangig. Entscheidend, richtig und wichtig ist der Ansatz, damit für andere, die den Benoteten und seine Fähigkeiten (noch) nicht persönlich kennen, im ersten Auswahlprozess (für was auch immer: Beruf, medizinische Hilfe, usw.) Anhaltspunkte zu haben zur Unterscheidung. Es genügt eben nicht, wenn ein Kandidat als Chirug und Chefarzt seinen Namen vortanzen kann und "gut" war in Singen und Klatschen. Also mir jedenfalls genügt es nicht. Das gilt auch für Ingenieure im Kraftwerksbau oder alles mögliche andere. Das System der Benotung mag nicht perfekt sein, doch es hat seine begründete Richtig- und Wichtigkeit. Man nenne bitte brauchbare und bewährte Alternativen (grundsätzlich andere, nicht ähnliches) , die fehlen nämlich.
 
Die Folgen der Bildungsmisere werden von Hadmut Danisch hier in einem Artikel aufgezeigt, da geht es zwar vordergründig um Kernkraft, jedoch die Begründung für seinen Standpunkt benennt unser Bildungssystem. Lang, aber lesenswert, so wie vieles von Danisch.

RMH

20. April 2023 07:12

@Hesperiolus,
Zustimmung zu Ihrem Beitrag. 
"Wie kann es eine richtige Schule in dem falschen Ganzen geben."
Man wird aber sicher nicht mehr exakt klären können, was eher da war, eine falsche Schule oder das falsche Ganze (im Sinne von Huhn und Ei). 

RMH

20. April 2023 07:17

Um wieder einmal dem berühmten Subjektivismus zu fröhnen, der bei allen Bildungsdebatten sich breit macht, weil ja jeder mal die Schul- und Ausbildungslaufbahn durchschritten hat und daher meint, er könne deshalb scheinbar "objektiv" mitreden, darf ich, selber das komplette Programm von Gymnasium über Wehrdienst (galt ja auch mal als "Schule der Nation") bis Universität und heute Vater von Kindern, die das Gymnasium besuchen, folgendes - subjektiv - anmerken:
In Deutschland gibt es ein Mosaik an Schulen. An bayerischen Gymnasien wird auch heute nichts geschenkt oder zu gut benotet (Modeformel heutiger Gymnasiallehrer in Bayern, insbesondere gegenüber den notenschwächeren Knaben: Ihr könnt ja Handwerker werden! Da braucht ihr den Leistungsstress am Gymnasium nicht und verdient auch gutes Geld etc. - sancta simplicitas!). Das über die politischen Stöckchen springen (Klimawandel ist FAKT - PUNKT. IMPFEN st GUT etc.) ist aber auch dort so vorhanden, wie es schon immer überall vorhanden war. Die BLÖD- Zeitung gibt aktuell eine Studie preis, in der festgestellt wird, dass die Herkunft über den Weg aufs Gymnasium entscheidet. Welch Überraschung, die Herkunft entscheidet auch, ob man zum kritischen und eigenenständigen Denken fähig ist und auch, ob man überhaupt eine gewisse Intelligenz hat - sicher nicht die Schulbildung. Die genannte Studie zeigt auch, dass Knaben benachteiligt werden (welche Wunder, Schule ist weibisch, durch und durch).

Heino Bosselmann

20. April 2023 07:42

Um das Problem vor zurückgelehntem Publikum etwas zu pointieren: Der sog. Diesel- oder Abgasskandal gilt, ob man nun zu seinem Diesel steht oder nicht, als Betrug. Kern dabei: Es wird etwas deklariert, was so nicht den Tatsachen entspricht. Alles regt sich darüber auf. Wenn kraft Verordnung aber schulische Leistungen als gut deklariert werden, die kaum befriedigend sind, wenn als ausreichend zu gelten hat, was mangelhaft ist, dann stellt das ein echtes Problem dar, über das zu reden ist. Richtig, man müßte im Substantiellen, also im Inhaltlichen und Strukturellen, beginnen, nur ist das im vormundschaftlichen Staat noch schwieriger. Die AfD-Fraktion in Sachsen-Anhalt liegt mit der Initiative zu Bewertungen also richtig. Man öffne einfach die Links und belese sich.

Franz Bettinger

20. April 2023 09:16

Das beste pädagogische Mittel sind Feedbacks, d.h. positive & negative Rückmeldungen des Erziehers (Eltern, Lehrer), anders gesagt: Lob und Tadel. Dazu gehören objektive, harte & zuweilen schmerzhafte Schulnoten! Wo Feedbacks in gleichmacherischer Absicht ausbleiben, entstehen Gleichgültigkeit Unsicherheit und Desinteresse. Bewiesen hat dies der Neuseeländer Prof. John Hattie in seiner weltweit anerkannten Hattie-Studie, die er 2008 in seinem Buch "Visible Learning" präsentierte. Er verglich die Einfluss-Faktoren auf Schüler-Leistungen & belegte, dass es auf die Erziehungsperson und hier wiederum auf deren Feedbacks ankommt und kaum auf die von den Linken so betonten finanziellen Lernmittel oder den Arm-Reich-Hintergrund. Hattie räumte gründlich mit manchem Vorurteil auf. Deshalb bin ich erstaunt über die Kommentare von @Ras und anderen. Noten abschaffen? Bildung überbewertet? Eine Welt ohne Faust und Felix Krull? Meine Welt wäre das nicht. Aus schlechten Schülern werden schlechte Lehrer. Wie sollen dann aber, selbst wenn man dies wollte, bei schlechten Lehrern gute Schüler herauskommen? 

Franz Bettinger

20. April 2023 09:22

Ideale Lehrer und Eltern sind Vorbilder und Führer. Das sind die wenigstens, denn das wird man nicht mittels psychologischer Tricks & auch nicht durch willkürliche Setzung (Regeln). Man wird es dadurch, dass man als Vater, Mutter oder Lehrer auf möglichst vielen Gebieten Kompetenz erwirbt. Führer, das sind Menschen, die praktische Lösungen parat haben, sie gekonnt begründen können und erst wenn das nichts nutzt mit der Faust auf den Tisch hauen, statt ewig rum zu theoretisieren. In dieser Reihenfolge! Kinder sind voller Fragen & wünschen altersentsprechende, plausible Antworten. 

Franz Bettinger

20. April 2023 09:26

Die Inflation der guten Noten ist die Rache der an die Macht gekommenen schlechten Schüler (Joschka Fischer und Co.) für die narzisstischen Kränkungen, die diese Schulversager in der Blütezeit ihres Lebens hinnehmen mussten. Dass man jene ausgewiesenen Dummköpfe aber in die Schaltstellen des Staates ließ bzw. später gezielt dahin katapultierte, ist vom Tiefen Staat gewollt. Boko haram!  Bildung wird heute nicht mehr gewünscht. Es diktiert sich leichter ohne.

Umlautkombinat

20. April 2023 09:29

Mit der Zensurenhaterei kann ich nicht viel anfangen, aber sei es drum, denn das ist doch gar nicht das Problem.
 
Das besteht doch nun schon laenger bekannt darin, dass jeder gesellschaftliche Bereich - Bildung ist nur einer davon - in eine uebergreifende Abwaertsspirale derart eingebettet ist, dass ihn betreffende Inselloesungen keine welch auch immer geartete Chance besitzen. Unter der Grasnarbe kann und sollte man natuerlich im einzelnen Fall immer und weiterhin etwas tun, aber sobald das darueber auftaucht - oft schon vorher, ein faules Ei genuegt - werden die zeitgeistigen Truppen geschickt.

Franz Bettinger

20. April 2023 09:47

Es ist kein Verhalten sondern ein Sein, das einen zu einer Autorität macht. Man wird es nicht durch das Erlernen einer bestimmten Masche oder Methode, sondern nur durch angewandte Kompetenz. Das ist schwer. Und was nicht leicht zu haben ist, lehnen Links und Grün bekanntlich ab. Jeder soll alles sein, auch eine Persönlichkeit, und alles werden dürfen, auch Minister, und dabei kommen Figuren wie die von heute raus. Mit diesen Gestalten an der Spitze erlebt Deutschland: das letzte große Abenteuer. 

AndreasausE

20. April 2023 09:59

Der Täx is fiel zu lang, schon nach eingansabschnid muste ich passen.
 
Nun im Ernst: Ich hatte selbst Lehramt studiert, Realschule, Bio und Geo, nebenher noch Deutsch, Reli, Geschichte gehört. Und unvermeidlich die Erziehungswissenschaft.
Seinerzeit war schon völlig klar, vor welch unüberwindlichen Problemen Lehrerschaft alsbald stehen werde.
Das ging los im Praktikum, als Viertklässlerin, durchaus schon "etwas entwickelt", mich toll fand, kam immer angelaufen um zu Umarmen. Wie das ausgesehen hatte, wird man sich denken können, zum Glück hatte seinerzeit noch nicht jeder Knipsgerät dabei.
Das Studium hatte ich dann bis zum Examen durchgezogen, war tolle Zeit, aber zu Beginn desw Refendariats ging mir spätestens der ganze Irrsinn dieser Schwachsinnsmühle auf, und orientierte mich dann lieber ins Gebiet H4, asozial, Bürgergeld, als Kinder zu vergiften.

RMH

20. April 2023 10:17

"Die Inflation der guten Noten ist die Rache der an die Macht gekommenen schlechten Schüler...."
@F.B,
aus meinem Jahrgang (80er Jahre - immerhin allein fast 200 Schüler nur bei mir an der Schule! Kanonenfutter für die große "Leistungsschlacht" der folgenden 90er Jahre), sind die schlechtesten Schüler Lehrer geworden, die Systemversager blieben in der kuscheligen Schule mit Aussicht auf Verbeamtung und Pension. Oft haben sie selber keine Kinder bekommen und sind nunmehr z.T. Kinderhasser geworden. Wenn man aber das Substrat seiner Arbeit nicht mag, dann helfen auch kein anderen, stregeren Lehrpläne, vergoldete Wasserhäne in den Schulen etc.

RMH

20. April 2023 10:26

Ich interpertiere im Übrigen die hier kritischen Beiträge nicht als "Zensurenhaterei" sondern eher als die Diagnose, dass das Einfordern von strengeren Noten, Pseudo-Selektion und der Ruf nach mehr "Leistung", nur noch sinnloses Herumdoktern am bereits sehr lange toten Patienten einer Bildung im Sinne eines Gnṓthi seautón etc. ist. Schon seit Jahrzehnten wird doch nur noch neues Sklavenmaterial produziert, akademisches Proletariat, mit "Skills" und "Stepstones" zum Abhaken in den Anforderungslisten der HR-Abteilungen.  Fachidiotenproduktion in Serie. Schon zu meinen Zeiten hat man gesagt, einem würde das Abitur "geschenkt" werden, nur weil es theoretisch möglich war, Sport als Leistungskurs zu belegen etc. - ich kann den ganzen Schmarrn nicht mehr hören. Habe den Elitenweg hinter mir, "Prädikatsexamen" und all den ganzen Müll brav erfüllt etc. Meine wahre Bildung habe ich mir aber aus Eigeninteresse SELBER beigebracht, ohne Schule - allenfalls die Universitätsbibliothek war damals eine Fundgrube für den interessierten Autodidakten. Ich sch... mittlerweile auf Abschlüsse. Man findet Weisheit überall, aber recht selten bei "Akdamikern", sehr wenig gerade bei den alten Damen und Herren, die ja noch in der guten alten Zeit ihre Ausbildung hatten, also nichts "geschenkt" bekommen haben.

Jan

20. April 2023 10:42

@RMH
"Ich kann das Bildungsgenöle nicht mehr hören"
Der Aufschrei wird groß sein, wenn irgendwann die Polen an Deutschland vorbei gezogen sind. Weil sie bessere Lehrpläne haben, weil sie keine südländischen Migranten haben, die Schule und Gesellschaft versauen, weil sie auf Kernenergie setzen usw.
Es hat noch nie eine Hochkultur mit Weltgeltung gegeben, die aus debilen Banausen bestanden hat. 
Deutschlands noch dominante Stellung in Europa  - ökonomisch, technisch, demographisch - besitzt keine in Stein gemeißelte Ewigkeitsgarantie.
An allen Ecken und Enden schreit es einem entgegen: Wir sind auf dem absteigenden Ast.
Warum also diese Verhöhnung einen klassischen Bildungsanspruchs?

tearjerker

20. April 2023 11:16

Bei der AFD ist immer irgendwie 1971 und inhaltliche "Vorstösse" richten sich damit an eine Demographie, die längst nicht mehr existiert. So ist das, wenn die Parteiführung darauf hofft mit dem gleichen Schwindel wie die ihre Sozi- oder SED-Eltern durchzukommen. Jede politische Kraft, die einer ihr feindlich gesonnenen Institution wie dem Schul- und Universitätssystem gegenübersteht würde danach trachten, diese Institution zu übernehmen oder sie nach Kräften zu beschädigen, zurückzubauen und ihre Wirkung zu verkleinern. Sofern sie ernstgenommen werden will. Die Blauen machen sich hier wieder mal lächerlich.

Umlautkombinat

20. April 2023 11:21

@RMH> Ich interpertiere im Übrigen die hier kritischen Beiträge nicht als "Zensurenhaterei"
 
Wer haette das auch gedacht nach Ihren Beitraegen :-)
 
Wie gesagt, ich halte das fuer ein peripheres Einzelproblem, welches so nicht loesbar ist, deswegen auch die polemische Wortwahl ohne jegliche detaillierte Abwaegungen.
 
Haetten Sie in der DDR den Staatsbuergerkundeunterricht abschaffen koennen? Nein. Genauso ist es heute, die Dinge fallen mit einer Systemkorrektur, nicht eher.  Solange koennen Sie nur dessen Ressourcen durch Sand im Getriebe binden und damit seiner finalen Aufloesung in einem speziellen Gebiet in homoeopathischer Groesse naeher bringen. Und auch dadurch - Hauptsache - Ihren Kindern etwas Gutes tun. Habe das auch gerade mit meinen bald 60 und einer Nachzueglerin in einer Grundschule in BW. Paradiesisch uebrigens sonst, vielleicht drei arabisch-tuerkische Namen, je einmal indisch und russisch in einer 25-Mann Klasse auf dem Land. Aber irgendwann sind die vier Jahre auch vorbei.
 
 

Le Chasseur

20. April 2023 11:27

@AndreasausE
"Das Studium hatte ich dann bis zum Examen durchgezogen, war tolle Zeit, aber zu Beginn desw Refendariats ging mir spätestens der ganze Irrsinn dieser Schwachsinnsmühle auf, und orientierte mich dann lieber ins Gebiet H4, asozial, Bürgergeld, als Kinder zu vergiften."
War die richtige Entscheidung, gratuliere. Zwei Leute aus meinem Abi-Jahrgang wollten ebenfalls Lehramt studieren. Beide nette Kerle, aber die mit Abstand größten Blaumacher, und beide hatten bereits Ehrenrunden gedreht. Der eine fiel durch's Abi, der andere wurde tatsächlich Lehrer, bekam dann aber "Burn-Out".
Persönlich assoziere ich mit Schule seit der 7. Klasse nur Stress. Erstens aufgrund des Leistungsdrucks, und zweitens durch Mobbing (durch Schüler und Lehrer). Stärken/Talente/Neigungen wurden in keinster Weise gefördert, stattdessen wurde man bis zum Abi mit Algebra gequält. Ich habe heute noch Alpträume von der Schule. Das sagt doch eigentlich alles über diese Einrichtung. Und heutzutage muss man als Lehrkraft die Kinder nicht nur "zurichten", zur Verwertung im kapitalistischen System, sondern auch die verbrecherische Zuwanderungspolitik ausbaden: https://www.swr.de/swraktuell/rheinland-pfalz/ludwigshafen/ludwigshafen-brennpunkt-grundschule-40-kinder-erste-klasse-bleiben-sitzen-100.htm

RMH

20. April 2023 11:46

Warum also diese Verhöhnung einen klassischen Bildungsanspruchs?
@Jan,
ich verhöhne hier nichts, ich polemisiere lediglich gänzlich desillusioniert. Die von Ihnen erwähnten Polen werden sich noch wundern, wenn sie ihre Bildungsmaßstäbe auf einmal nicht mehr an der (konservativen!) katholischen Kirche & ihren polnischen Traditionen ausrichten, sondern daran, wie man am "Weltmarkt" am besten konkurrieren kann. Genau das hat Deutschland doch zu einem guten Stück seit mindestens 75 Jahren die Misere eingebracht. Man wollte die Bildung "vernutzen" ohne zu bemerken, dass man damit zwar die genannten Fachidioten (mit neuerdings Hang zum burn out) in Serie produziert, aber Kreativität (ich meine die echte, nicht die Hippie-Vorstellung davon) und damit auch Innovativkraft des Landes mehr oder weniger abtötet. Was soll ein in vom reinem Nutzen bestimmte Bahnen gezwänger Geist auch anderes machen als verkümmern und absterben?

Majestyk

20. April 2023 12:20

Abi 1990 NRW. Damals als erster in meiner Familie und mit einigen Widerständen an einer katholischen Schule. Im Rückblick überwiegend verschwendete Lebenszeit, wenn ich nicht gerade schikaniert wurde habe ich mich zu Tode gelangweilt und meistens aus dem Fenster gesehen. Im Kantischen Sinn funktioniert Schule schon lange nicht mehr, sich dem entziehen scheitert an der Präsenzpflicht. Wäre der Föderalismus wenigstens echt, so wären wenigstens Inseln erhalten geblieben. Umvolkung und antiautoritäre Erziehungsstile tun ihr Übriges. Selbst wenn man umkehren würde, den verlorenen Boden holt niemand mehr zurück, es ist jetzt schon absehbar, daß Deutschland in wenigen Jahren technologisch den Anschluß verpassen wird. Gegen Asien sowieso, aber auch gegenüber den meisten seiner Nachbarn. Stellt sich auch die Frage mit wem man umsteuern will, eigentlich bräuchte man dazu mittlerweile Entwicklungshilfe.

Gotlandfahrer

20. April 2023 12:25

1/2
Regelmäßig erwische ich mich dabei, eine verachtende Perspektive auf „das Volk“ und seine „humanistischen“ Scheinerrungenschaften, die manchmal wie der Anfang ihres eigenen Endes wirken, à la @ Raskolnikow einzunehmen (dessen Wiedereintritt in die Kommentariatsatmosphäre auch mich sehr erfreut hat).  Denn es dient der Frustbewältigung.  Aber es greift zu kurz, weil der Zerfall der Bildung dieses Mal nicht in ein gesundes Stahlbad der Wirklichkeit führt, in dem Männer wieder zu Männern und Frauen wieder zu Frauen werden. Wir stehen nicht, nach Schleifung antiker Gelehrsamkeit, vor einer mittelalterlichen Bildungssteppe, für deren Durchquerung man seine sieben Sinne beisammenhaben muss. Sondern vor einer zivilisatorischen Singularität, die sich neben „natürlicher“ fehlender Bildung mindestens durch zwei weitere „unnatürliche“ Umstände auszeichnet. Erstens: Fehlbildung, in dem Sinne, dass sich der heutige Mensch für gebildet hält, wo er in Wirklichkeit Denkvermögen eingebüßt hat. Jeder Viehknecht oder Vagabund des 9. Jahrhunderts hatte durch intakte Instinktausstattung mehr kritisches Denkvermögen als viele heute Studierende, die ihre Lehrkraft denunzieren, sobald die vorgetragene Wissenschaft nicht den offiziellen Verlautbarungen entspricht. Und, zweitens, vorrangig durch den Konsum digitaler Medien bedingt, eine verringerte Aufmerksamkeitsspanne und Anstrengungsfähigkeit.  

Gotlandfahrer

20. April 2023 12:27

2/2
Was so erzeugt wird, sind lallende Vergnügungskonsumenten wie in Idiocracy verfilmt, mit dem Unterschied, dass der Haufen Nichtsnutze sich in der Wirklichkeit keinesfalls unbehelligt von außen und von höheren Kreisen in eigener Ahnungslosigkeit lange suhlen können wird. Eine Baerbock ist ja nicht harmlos, nur weil es ihr an allem mangelt, was man für eine sittliche Amtsführung benötigt.
Man kann Cellokratzerinnen und Mathefreaks als nicht überlebensnotwendige Blätter auf dem harten, ihr Emporkommen überhaupt erst ermöglichenden Pflanzenschaft ansehen – aber ist die Blüte nicht trotzdem das, was die menschlichen Sinne erfreut? Sollte man nicht danach streben, den Schaft zu stärken, um das Blühen zu ermöglichen?
Daher ist Entsetzten angesichts der Verhältnisse, die HB ja trefflich beschreibt, mehr als nur Ausdruck bürgerlichen Bildungsfimmels, aber auch mehr als nur das Beklagen vergehender Blüte. Was aktuell geschieht ist das Verkümmern des Schaftes durch Ersticken der Wurzel. Da ist es unerheblich, ob 99% des Volkes eh immer schwach und niederträchtig waren - eine Auffassung, die keine Idee von Verantwortung und Führung sowie kein Verständnis der Voraussetzung von Großgruppenentstehung erkennen lässt – denn was folgt ist kein dystopischer Funpark für die ganz harten Kids“aus dem ein neuer gesunder Clan hervorgeht, sondern eine ins vegetative hineinreichende Abdimmung der Lebensfähigkeit, also das Gegenteil des von Raskolnikow im Sterben gesehenen Potenzials.

Laurenz

20. April 2023 14:10

@RMH hat natürlich Recht, Bürger, die sich für Bildung interessieren, bilden sich, über die Schulbildung hinaus, je nach Gusto, selbst weiter. Aber dazu muß man das Lesen & das Schreiben erlernen, überhaupt eine Übersicht erhalten, was es so alles gibt. Wie soll das ohne Schule gehen? Bei jedem einzelnen stellt sich also die Frage, dumm geboren & nix dazu gelernt? Aber das, RMH, sind nur egomanische, wenn auch manchmal berechtige Nebenkriegsschauplätze eines Hermann Hesse.
Die Bildungsfrage HBs ist immer militärisch definiert & damit dem Überleben des Staates gewidmet. Warum führte Preußen als erster Staat die Schulpflicht ein? Damit Rekruten & Gefreite schriftliche Befehle lesen oder ihren Offizier schriftlich informieren konnten. Paul Kennedy beschreibt in seinem bekanntesten Werk "https://de.wikipedia.org/wiki/Aufstieg_und_Fall_der_gro%C3%9Fen_M%C3%A4chte  The Rise and the Fall of the Great Powers", warum die Deutschen in 2 Weltkriegen solange gegen große Übermacht gegenhalten konnten. Die schlichte Begründung besagt, daß die Deutschen Soldaten die beste Ausbildung & Berufsausbildung genossen hatten.
Nur Staaten, die meinen, es nicht nötig zu haben, bilden ihre Bürger nicht gut aus. Immer wieder gut, Oliver Kirchner https://youtu.be/y2xP3xTEMJ0 

Adler und Drache

20. April 2023 20:37

Man könnte den Scheinwerfer auch aufs weitere Feld richten, auf Pädagogik und Didaktik, und da war es schon vor ca 20 Jahren so, dass man eigentlich gar nicht mehr wusste, warum und wohin man bilden will. "Wir wollen die Kinder nicht mit Wissen vollstopfen, sie sind keine leeren Gefäße, die wir füllen müssten", hieß es da, oder: "Wir wissen ja gar nicht, welches Wissen sie brauchen, wenn sie mal groß sind, da sich die Anforderungen so schnell ändern. Besser, wir vermitteln ihnen die Fähigkeit, sich dieses Wissen selbst anzueignen." 
Das hörte sich für mich erstmal plausibel an. Allerdings fiel mir schon damals auf, dass man bei der Negation stehen blieb und keine Idee hatte, was man wirklich will. Klar, der "mündige" und "ganzheitlich gebildete Mensch" wurde beschworen, aber das ist ja erstmal ein Abstraktum. Meine Wahrnehmung war, dass komplette Ratlosigkeit herrschte. 
Jetzt können sich die Kinder alles Wissen der Welt per Mausklick holen, aber nichts damit anfangen. Ich habe das bei meinen Kindern gemerkt: Es nützt ihnen nichts, solange sie nicht die grundlegenden kulturbestimmenden Praktiken beherrschen: Lesen (und Verstehen), Schreiben (im weiteren Sinn: Gedanken zusammenhängend formulieren). Die ergoogelten Fakten haben keine "Erdung", sie können nnicht mal in relevante und irrelevante unterschieden werden. 
Da braucht man sich dann auch über den zunehmenden Hang zu Verschwörungstheorien nicht zu beklagen. 

Laurenz

20. April 2023 21:36

@Adler & Drache
Das entscheidende Wissen eines Bürgers überhaupt ist der Feind einer jeder linken Denke. Es ist das Wissen darum, wer man ist. Nennt man heute Identität.

Gracchus

20. April 2023 22:04

@Bettinger: "objektive Schulnoten" - ist hoffentlich als Scherz gemeint.

Volksdeutscher

20. April 2023 22:24

Wer durchschnittlich ist, ist heute der Gewinner. Begabung ist wie Gottes Fluch oder wie ein Wildtrieb, der sofort entfernt werden muß, bevor er sich ausbreitet. Begabung ist der ewige Stachel im Fleische des Egalitarismus, deshalb muß er ständig negiert und behauptet werden, daß man keine Begabung für dieses und jenes benötige, denn es sei eh alles subjektiv. Wenn Begabung auch noch mit ein wenig Selbstbewußtsein gepaart ist, dann gibt es ein großes Problem, denn der selbstbewußte Mensch ist heute der gefährlichste Mensch.Natürlich ist das Programm zur Heranzüchtung eines Durchschnitts Teil einer edlen Idee: Chancengleichheit, Anschluß an die Erfolgreichen, Mitgefühl für die Gefallenen. Ist das nicht rührend? Die Bildungspolitik unserer Zeit basiert auf dem Grundsatz, daß sowohl die Begabten als auch die Unbegabten zum Mittelmaß gemacht werden müssen. Die Verwirklichung dessen beginnt schon im Kindesalter, die laxe Handhabung oder Abschaffung der Benotung dient ebenfalls dem Zwecke der Gleichmacherei: Es dürfen ja keine auffälligen Unterschiede in den Leistungen der Kinder bemerkbar sein. Jede Anstrengung ist daran ausgerichtet, so viele wie möglich zum Durchschnitt zu machen, und heute hat der Durchschnitt fast jede Position im gesellschaftlichen Leben eingenommen: Er ist in der Wissenschaft, in der Kunst, in der Wirtschaft, in der Politik, mit einem Wort, ganz oben auf der Erfolgsleiter in allen gesellschaftlichen Bereichen.

Gelddrucker

20. April 2023 22:55

@Majesty:
Jetzt schreiben Sie schon wieder diesen Quatsch:
"Stellt sich auch die Frage, mit wem man umsteuern will, eigentlich bräuchte man dazu mittlerweile Entwicklungshilfe."
Wie im Thema vorher. Sind Sie neu hier und haben sich angemeldet, um hier Ihre Frust abzulassen? Ihre Beurteilung der Lage ist die eines vereinsamten alten Mannes. Wir können es nicht dulden, dass Sie hier in Foren andere mit sowas anstecken.

ede

20. April 2023 22:58

Ausgangspunkt des Bosselmann Textes ist doch ein AfD Antrag in einem Landesparlament der Schulbenotung wieder mehr Geltung zu verschaffen, mit dem Ziel Bildung zu verbessern. Niemand hat behauptet, daß realistischere Notengebung allein die Bildungsmisere beseitigt. 
Bei mir ist Schule schon sehr lange her (DDR, 10 Klassen). Die letzten 3 Jahre habe ich als Ödnis, Langeweile und Tagträumerei (mit Blick aus dem Fenster wie o.a.) in Erinnerung - allerdings mit Ausnahmen. Die Ausnahmen waren "echte" Lehrer, so in Richtung Bosselmann. 
Notenstress kenn ich gar nicht. Mein Abschluss war denn auch 3. Ich wars zufrieden für den minimalen Aufwand meinerseits. Auch in Mathe hats nur zu 3 gereicht, obwohl ich einer Mädelsgruppe Nachhilfe für die Prüfungen erteilt hatte. Die haben dann zweien geschafft.
Lehre und Studium (Ingenieur) haben mir mehr Freude gebracht. Da war ich dann auch jeweils Klassenbester - ohne mir ein Bein auszureissen. 
Meiner Meinung nach ist Lehrer eine Berufung. Denen sollte das sehr viele Jahre selber Spaß machen. Ob die den Stoff beherrschen ist sekundär und findet sich schon im Laufe der Zeit. 

Majestyk

20. April 2023 23:17

@ Adler und Drache:
Da braucht man sich dann auch über den zunehmenden Hang zu Verschwörungstheorien nicht zu beklagen.
Jener Hang dürfte eher daran liegen, daß sich die Realität kaum noch von einigen Verschwörungstheorien unterscheidet. 
Ich verstehe aber, was Sie meinen. Menschen die vorzugsweise Zeit in der virtuellen Welt verbringen, fehlt oft das Verständnis der analogen Welt, das erklärt vielleicht auch manche konstruierte Weltsicht.
Bildung ist wie schon beschrieben eigentlich ein lebenslanger Prozeß. Will man aber Schüler fit machen für eine echte Leistungsgesellschaft, dann geht das bei höheren Abschlüssen nur über Selektion und eben auch Schliff. Für die Grundfertigkeiten reichte im Prinzip die Volksschule.
Leistungsdenken paßt nicht in eine linksgrüne Kultur, die behauptet, Qualität sei ein Mythos.

Umlautkombinat

21. April 2023 00:13

> Die ergoogelten Fakten haben keine "Erdung", sie können nicht mal in relevante und irrelevante unterschieden werden. 
 
Sie koennen ja nicht einmal in wahr oder unwahr unterschieden werden. Und zwar in Gebieten, in denen das wesentlich ist, nachdem Agenden jeglicher Coleur jeden Bereich erfassen. Wer also z.B. zum Klima wirklich etwas lernen will, der kommt ja kaum an belastbare Grundlagen wie Messwerte heran, ohne durch einzelne, viele, Meta- oder Metameta"studien" eines Propagandakrieges zu waten. Inklusive dessen feindseligen Vertretern mit einer Menge Erfahrung.
Fuer einen Geisteswissenschaftler und alle Fraktionen, die sachbedingt oft nur vergleichend auf den Aussagen Anderer arbeiten koennen,  ist das noch relativ normal. Fuer Naturwissenschaftler und Techniker ist das eine junge, aber mittlerweile schon sehr schmerzhafte Erfahrung an Hemmnissen einer Natur, die frueher im grossen Massstab gesehen keine Rolle spielten.

Ordoliberal

21. April 2023 03:44

Jahrtausende lang hat man Jugendliche in die Lehre geschickt, damit sie einen Beruf erlernen, mit dem sie später sich und ihre Familie ernähren können. In der Römischen Republik kam etwas Besonderes hinzu: Die herrschende Schicht musste die Ämterlaufbahn absolvieren, den cursus honorum, um an Ehre, Macht und Ruhm zu gelangen. Das bedeutete Verwaltungs- und Anwaltsarbeit, aber auch Führung von militärischen Einheiten. Daher der Schwerpunkt auf dem Trivium Logik, Grammatik und Rhetorik. Daher auch die Bedeutung des Sports. Nicht zufällig wurde beides oft am selben Ort unterrichtet. Die Frage ist: Was braucht die herrschende Schicht denn heute, um zu führen? Offenbar keine Militärerfahrung mehr. Auch keine Verwaltungserfahrung. Es ist noch nicht mal Berufserfahrung notwendig. Bevor man in Preußen ein Beamter oder in China ein Mandarin werden konnte, waren harte Prüfungen zu bestehen. Kaufleute und Handwerker hatten am Markt zu bestehen. Ingenieure ebenfalls, Fürsten, Ritter und Offiziere im Feld. Am Leistungs- und Haftungsprinzip für seine Elite kommt kein Staat vorbei, der reich, frei und mächtig sein will. Warum also nicht an den Gymnasien, die ja als Eliteauslese gedacht sind, beginnen? Hätten wir uns in Deutschland weiter daran gehalten, würden jetzt nicht dumme Gänse und eloquente Faulpelze die Geisteswissenschaften und die politischen Ämter inflationieren und ruinieren.

Grobschlosser

21. April 2023 05:23

Kinder werden indoktriniert - der angelesene Sozischwachsinn wird regelmäßig abgefragt; "politisches Engagement" zählt . Sozistadtstaaten verblöden deutsche Arbeiterkinder vorsätzlich und systematisch - ein evolutionärer Vorteil für linke Eliten, die sich grundsätzlich für die (katholische) Privatschule entscheiden. Es ist kein dummer Zufall - es gibt ein Programm; unmündige Kinder werden blöde Wähler und diese entscheiden sich für neobolschewistische Parteien. Kopf dieser neobolschewistischen Partei ist ein krimineller Anwalt, der mit seinen Warburgkollegen Steuergelder wegzaubert und den VS gegen die Opposition einsetzt. Wozu gute Schulen? Gute Schulen produzieren gute Leute, und gute Leute wählen keine Affenpartei. "Gute Schulen in Deutschland sind eine Gefahr für den Weltfrieden", so mein damaliger Politiklehrer. "SIE, Herr Grobschlosser, träumen wohl von einem fähigen Facharbeiterheer. DAS werden ((WIR)) verhindern. (1991)

Grobschlosser

21. April 2023 11:10

"Aber der brauch' doch später keine Integralrechnung - der studiert doch Religionspädagogik" (z. B.). Die Bourgeoisie lügt sich (und der Restrepublik) gerne mal in die Tasche."Elitenförderung" - klingt gut. Dumm nur: Die hübsch hochbegabten Akademikerkinder fallen bei den Naturwissenschaften hin und wieder und immer wieder durchs Raster. Dann eben eine Runde USA (ein Jahr), noch mal ins deutsche Gym... DAS wird schon. Hier und da das aktive Schulleben unterstützen. "Nun nehmen Sie doch die 2k oiro für die Klassenfahrt der 5b." usw. usw.
Kirchenchor kennt Lehrer x,y und z; Lehrer kennen Reiseveranstalter und bekommen eine Ermäßigung - alles ganz normal. Nun aber die soziale Realität der Chancenverteilung. "Ach, Sie arbeiten für den Nordischen Rundfunk? Kommen Sie uns doch mal besuchen, am Samstag ist Flugbetrieb am Standort. "Aber ja doch - und gerne."
Dann aber: Der kluge Alexander fällt durch - er ist wirklich einen Happen doof und sollte den Klassenverband nicht mit seiner angeborenen Dummheit belasten, aber sein Herr Papa leitet den liberalen Herrenclub UND die Frau Mama ist im Kirchenchor. Kann der nicht neben dem Proletenjungen sitzen? Irgendwie, irgendwas muss doch möglich sein.
Eine knackharte Auslese produziert ganz andere Ergebnisse, hab's selber gesehen, im EU Ausland: "Du hast ne 1 im Abi - Einstellungstest 1. Semester (in Italien). Kandidat fällt durch - soll sich bei seiner Sonderschule in Bremen melden. Bourgeoisie mogelt, es ist ein alberner Zirkus. Wozu der Quatsch?

Gracchus

21. April 2023 12:02

Ich zähle noch kein einziges Argument pro Schulnoten. 
Und ich entnehme Bosselmanns sämtlichen Beiträgen nur eine Botschaft, nämlich die, dass eine Gesellschaft schlecht beraten ist, wenn sie die Bildungsaufgabe dem Staat überlässt. Bildung als Zwangsverhältnis. Staat bedeutet Bürokratie, die schwerfällig in sich selber (der selbstkonstruierten Realität) kreist. Die Lösung irgendwelcher Probleme steht immer schon im Voraus fest: mehr Bürokratie. 
@Adler und Drache bemerkt richtig, dass man heute mehr weiß, was und wofür Bildung. Wo spielt Bildung in einem klassischen Sinne noch eine Rolle? Bildung ist sogar eher ein Störfaktor.
 
 

ede

21. April 2023 12:17

Apropos Noten;
Mir fällt da eine Anekdote aus der Grundschule ein. Wir hatten so für einige Wochen einen jungen Vertretungslehrer in Mathe. Dessen Ehrgeiz bestand darin, uns das Einmaleins zu lernen. Er machte das in Form sportlicher Wettkämpfe, indem er Vierergruppen die jeweiligen Reihen nach Stoppuhr aufsagen ließ. 
Irgendwie haben auch die "Schlechten" mal gewonnen oder wurden wenigstens Zweiter. 
Wir waren begeistert und tief enttäuscht, als er ging. 
Anekdote aus der 10.:
Der Physiklehrer wusste, daß ich mich hobbymässig mit Elektronik /Hochfrequenz befasste. Er hat mich dann eine Doppelstunde zu Technik und Funktion eines Fernsehers unterrichten lassen. Ich war stolz. 

Laurenz

21. April 2023 12:47

@Gracchus  ....   Bildung ist sogar eher ein Störfaktor. 
Den Vietnamesen ist im Post-Kommunismus die nationale Identität abhanden gekommen. Exil-Vietnamesen bilden keine Kommune, wie das Orientalen, inklusive der Juden, veranstalten. Aber, egal wo, Exil-Vietnamesen haben die besten Schulnoten und bilden die erfolgreichste Minderheit. Und ich kann Ihnen auch nicht zustimmen. Wer sich selbst reflektiert, bemerkt ab & an, daß er blöd ist. Die Vorstellung dessen, noch blöder zu sein, als ich bin, ist grauenvoll.
In einem Bereich, Gracchus, haben Sie Recht, & zwar dem Denken selbst. Man lernt als junger Mensch vernünftig zu sein, nur im Bereich des Bekannten zu denken & den Bereich des Unbekannten auszuschließen. Letzteres mit einzubeziehen macht Elon Musk so erfolgreich mit all den Blessuren, die ein Leben am Grenzwert so mit sich bringt.

Majestyk

21. April 2023 13:41

@ Gracchus:
Noten sollten die Belohnung für eine faktisch erbrachte Leistung sein. Kann man dann zwar auch als Konditionierung bewerten, aber faktisch wird keine Gesellschaft gleich welcher Art langfristig existieren können, wenn es keinen Ansporn gibt Leistungen zu erbringen. Ob die Prämie nun aus Noten besteht oder höherem Einkommen und Wohlstand oder meintewegen aus mehr Pferden und Squaws. 
Damit haben Sie Ihr fehlendes Argument pro Noten. Der Schüler lernt, daß sich Leistung auszahlt und mehr Leistung = mehr Anteil am Gewinn und Erfolg beinhaltet. Alles andere ist Kommunismus. Ohne Bewertung oder bei leistungsunabhängiger Bewertung lebe ich kommunistische Prinzipien vor, ist wie Grundeinkommen unabhängig von Arbeit.

Kurativ

21. April 2023 18:19

Inzwischen brauchen Schüler bei Aufsätzen nur noch das wiedergeben, was in den Texten steht. Eigene Gedanken? Nicht erwünscht

Ordoliberal

21. April 2023 20:43

Einerseits scheint im Kommentariat Einigkeit zu bestehen, dass die Rechte keine egalitäre Gesellschaft will, in der das Mittelmaß herrscht. Andererseits gibt es wieder die übliche romantische Technikfeindlichkeit und Verachtung alles in Geld Abrechenbaren oder überhaupt Abrechenbaren wie zum Beispiel Noten. Das klassische Dilemma der Rechten: Sie wollen keine Linken sein aber auch keine "modernen" Liberalen. Sie wollen, dass die Tüchtigen herrschen, aber sie können sich nie darauf einigen, welche Formen von Wettbewerb diesem Ziel dienen. Ritterlich, wie sie sich gern selber sehen, lehnen sie den Wettbewerb sogar dann ab, wenn sie als Sieger daraus hervorgehen (@LeChasseur) - mal, weil er "bürgerlich" sei, mal, weil er nur "zurichte". Ich habe in meinem Leben an vielen Wettbewerben teilgenommen, meistens unfreiwillig. Manche davon waren reglementiert, viele hatten ungeschriebene Regeln. Aber egal, ob ich gewonnen oder verloren habe, ich bin immer stärker daraus hervorgegangen als ich hineingegangen bin. Wenn das Endziel aller Bildung "Erkenne dich selbst" ist - wie soll man es denn erreichen, wenn nicht dadurch, dass man sich Kämpfen stellt? Gerade auch Kämpfen, die man sich nicht ausgesucht hat? Einstein, Mann, Hesse, Nietzsche - alle haben sie die Schulen gehasst, durch die sie geschickt wurden. Aber glaubt man im Ernst, Nietzsche wäre auch Nietzsche geworden, wenn er nicht auf Schulpforta "zugerichtet" worden wäre? Er wusste die Antwort ja selbst: "Was dich nicht umbringt, macht dich stärker."

Ordoliberal

21. April 2023 21:57

Ich bin ganz bei @Mboko Lumumbe, @tearjerker und @Franz Bettinger. Wer wie ich in einem Niedrigbildungsland lebt (Kalifornien) lernt sehr schnell und auf schmerzhafte Weise, was wir in Deutschland mit dem dualen Bildungssystem, der dreigliedrigen Schule und dem verpflichtenden Latinum verlieren. Es geht ja nicht nur um Kernkraftwerksfahrer, Violinsolisten und Medikamentenentwickler. Es geht auch um Sachbearbeiter bei der Krankenversicherung oder Maurer am Bau, die wissen, was sie tun. Wer sich über die deutsche Bildungshuberei lustig macht, darf hier gern mal versuchen, einen sachkundigen Mitarbeiter einer Bank ans Telefon zu kriegen. Viel Spaß mit den radebrechenden Analphabeten aus Indien, Mexiko und dem schwarzen Süden! Ein Blick auf die Stromleitungen, die Kanalisation und die Wasserversorgung hier lässt einem Deutschen das Blut in den Adern gefrieren. Das amerikanische Gesamtschulsystem ist nicht in der Lage, den eigenen Nachwuchs auszubilden. Eine Lehre nach deutschem Vorbild fehlt völlig. Man ist in Kalifornien schon lange auf die ständige Zufuhr von gut ausgebildeten Ausländern angewiesen, um das technische Niveau und die wirtschaftliche Innovationskraft aufrecht zu erhalten, vor allem Asiaten und Europäer. Amerikanische Juden brütet man noch im ausreichenden Maß selbst aus. Aber jemand muss ja auch die Arbeit machen. Dafür braucht man dann wieder israelische Juden.

Ordoliberal

21. April 2023 21:57

Übrigens: Wer glaubt, Noten seien überflüssig und es brauche nur gute Lehrer, hat noch nicht beantwortet, woran man denn gute Lehrer erkennt. Ich wüsste kein Kriterium, außer, dass sie bei den Schülern Begeisterung für den Stoff entfachen. Und die soll sich dann nicht in guten Noten niederschlagen?

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