2011 war das Land ausgeschlossen worden, weil Diktator Assad mit massiver Härte gegen die Demonstranten im eigenen Land vorgegangen war. Die diplomatische Isolation Syriens nähert sich damit ihrem Ende.
Obwohl der Bürgerkrieg in Syrien noch immer nicht beendet ist, steht Assad nun als Sieger da. Weite Teile des Landes konnte er wieder unter seiner Kontrolle bringen, Kampfhandlungen finden nur noch regional statt. Laut Angaben der syrischen Beobachtungsstelle für Menschenrechte starben auf dem Höhepunkt des Krieges 2014 über 110.000 Menschen, im Jahr 2022 war dieser Wert auf knapp 4.000 Tote gesunken.
Für manchen mag dieser Triumph Assads eine Überraschung sein. In der Frühphase des Krieges war der Diktator von den Medien oft totgesagt worden. Die Rebellen eroberten damals weite Teile des Landes, die Oppositionsgruppen konnten auf den Rückhalt der NATO-Staaten setzen und selbst aus der Elite liefen ehemalige Getreue des Herrscherclans zum Gegner über.
Das Bild vom „schwankenden Assad-Regime“ wurde in Deutschland vor allem vom Spiegel von 2011 etwa bis Mitte 2013 propagiert. Gewiß stand es dem Nachrichtenmagazin zu, Partei zu ergreifen. Wenn jedoch ein Medium Partei ergreift, sollte es diese Parteinahme transparent machen. Die Trennung zwischen Meinung und Berichterstattung sollte für den Leser zu jedem Zeitpunkt klar sein.
Gewiß gab es auch etliche journalistisch saubere Artikel, die neutral gehalten wurden. Offenbar mußten diese „Fehler“ jedoch gleich darauf korrigiert werden, indem ein leitender Redakteur mit der entsprechenden Überschrift „nachbesserte“, sodaß auch eher unspektakuläre Vorgänge mit ominöser Bedeutung aufgeladen werden konnten.
Der vorherrschende Trend war eindeutig: In etwa hundert Beiträgen wurde explizit oder implizit das nahende Ende Assads verkündet, bzw. wurden die Erfolgsaussichten des Regimes durch suggestive Formulierungen (Framing) in ein schlechteres Licht gerückt. Die Menge an Artikeln dieser Art spricht gegen bloße Irrtümer und Fehlprognosen, die auch guten Journalisten unterlaufen, sondern eher für eine gezielte Manipulation. Wer in so hoher Taktzahl sein Mantra unters Volk bringen muß, übt sich eher in Fremd- und Autosuggestion anstelle von seriöser Berichterstattung. Die Parallelen zu Catos Beschwörung „ceterum censeo…“ liegen nahe.
Gründe, sich gegen Assad zu positionieren, gab es freilich genug. Assad ließ seine Armee auf friedliche Demonstranten schießen, setzte Giftgas ein und unterstützte die Terrororganisationen Hamas und Hisbollah. Wer allerdings den Sturz eines Diktators fordert, sollte auch ein Alternativprogramm anbieten können.
Denn die Vorstellung, daß ein sogenannter Regime change automatisch eine Demokratie nach westlichem Vorbild nach sich ziehe, ist bloß ein Wunschtraum, wie unter anderem die Geschichte der Invasion des Irak zeigt. Nach dem Sturz Saddam Husseins war im Nachbarland Syriens ein Machtvakuum entstanden, das Terroristen für ihre Zwecke nutzen konnten. Im irakischen Bürgerkrieg starben etwa 300.000 Menschen. Das allein hätte ein Warnzeichen sein können – schließlich weisen beide Länder eine ähnliche ethnische und konfessionelle Spaltung auf.
Manchmal waren sich die Redakteure ihrer Sache zu sicher. So lesen wir im Artikel „Der Fall des Hauses Assad“ (18/2011):
Je mehr Blut in Homs, Daraa und Latakia fließt, desto näher rückt allerdings das Ende des Hauses Assad – und wenn das Regime nicht drastisch umsteuert, wird dieser Countdown wohl nicht mehr in Jahren oder Monaten gemessen.“
Und Christoph Reuter schrieb unter dem Titel „Apokalypse und Auflösung“ (25/2012):
Der Terror des Regimes führt zur Auflösung seiner Macht. Alle sind sich sicher, dass es zu Ende geht, aber keiner weiß, wie.
Über die Kämpfe in der Hauptstadt Damaskus hieß es:
Assads Getreue tun so, als könnten sie noch gewinnen.
Diese Prognose erneuerte er in Heft 30/2012:
Mit aller Macht versucht Assad, seine Gegner in den zentralen Städten des Landes zu besiegen. Doch er kann nur noch zerstören, gewinnen kann er nicht mehr. Die letzte Phase hat begonnen. Das Regime wird untergehen. Aber es ist nicht klar, ob es noch Tage oder Wochen dauern wird.
Unter dem Titel „Assads Ende rückt näher“ (51/2012) hieß es:
Zum ersten Mal hat Russland damit Zweifel an einer möglichen politischen Lösung des Konflikts öffentlich gemacht – ein deutliches Signal dafür, dass Assad sich vermutlich nicht mehr lange an der Macht halten kann.
Ein Artikel griff Gerüchte über eine Flucht der Familie Assad (30. 1. 2012) auf und sah das Ende des Clans nahen:
Dass das Gerede um eine Flucht der Diktatorenfamilie trotz dieser Auftritte immer lauter wird, bedeutet auch, dass immer mehr Menschen in Syrien vom bisher Unsagbaren zu reden beginnen: von einem Leben ohne die Assads.
Meldungen über Angehörige der syrischen Oberschicht (11. 2. 2012) und später Russen (21. 3. 2013), die das Land verließen, wurden als nahendes Ende der Diktatur angesehen:
In Syrien schwindet offenbar der Glaube daran, dass sich das Assad-Regime noch lange halten kann.
Die Wirtschaftskrise (8. 5. 2012), die Syrien infolge der Kriegsverwüstungen und internationalen Sanktionen erdulden musste,
könnte das Regime schneller zu Fall bringen als die Streitmacht der Rebellen.
Über den Mangel im Land hieß es: „Assad fleht Russland um Geld und Treibstoff an.“
Durch die Unterstützung der USA (16. 5. 2012) nehme die „Schlagkraft der syrischen Aufständischen offenbar zu“. Dadurch „könnte das Kräfteverhältnis bald kippen.“ Mittlerweile finde der „Krieg vor Assads Haustür“ statt, was den Diktator „nervös“ mache. Wie der Angriff auf einen Regierungssender (27. 6. 2012) unterstreiche, würden „die Machthaber um Präsident Assad offenbar verwundbar.“
Im Artikel „Assad im Bunker“ (27. 10. 2012) sprach man über den „realitätsfremden Diktator“, der sich in der Hauptstadt Damaskus verschanzt habe und „immer noch an einen Sieg über die Rebellen glaubt.“ Immerhin musste man zugestehen, daß „Assad der mächtigste unter verschiedenen Warlords bleibt“, auch wenn er nicht in der Lage sei, wieder das gesamte Land unter seine Kontrolle zu bringen.
Etwas realistischer schätzte man die Lage unter dem Titel „Assads langer Atem“ (17. 12. 2012) ein. Daß der Fall des Herrschers doch noch nicht eingetreten war, hieß aber nur, daß man vorherige Prognosen einfach einige Jahre in die Zukunft verlängerte:
Das Regime steht noch lange nicht vor dem Kollaps. Experten rechnen damit, dass bis zu seinem Sturz Jahre vergehen könnten.
Ausführlich ließ der Spiegel Akteure der Weltpolitik zu Wort kommen, die fest mit einem Sturz des Herrscherhauses rechneten. So hieß es, die „Türkei prophezeit Ende des Assad-Regimes“ (29. 8. 2011). Die Warnungen der Staatsführung stimmten die Redaktion optimistisch:
Die Zeit des syrischen Diktators Assad ist womöglich abgelaufen. Nach Ägypten, Tunesien und demnächst wohl Libyen ist Syrien das nächste arabische Land, das seinen autokratischen Herrscher verlieren könnte.
Auch „Syriens Nachbarn fürchten Assads Sturz“ (10. 2. 2012):
Wenn das Regime in Damaskus fällt, gerät das gesamte regionale Machtgefüge durcheinander.
US-Verteidigungsminister Leon Panetta meinte: „Assads Regime neigt sich dem Ende zu“ (30. 07. 2012) und Bundesverteidigungsminister Thomas de Maizière mahnte, in der „Endphase des Regimes“ (23. 2. 2013) solle Syrien nicht auf „dumme Gedanken“ kommen.
Der ehemalige deutsche Außenminister Joschka Fischer fürchtete ein „Blutvergießen“ (2. 8. 2012): „Ein Sturz des Staatschefs werde nicht den ersehnten Frieden bringen.“ Amtsnachfolger Guido Westerwelle sah einen „Zerfallsprozess“ (9. 3. 2012). Der Chef des Bundesnachrichtendienstes, Gerhard Schindler (11. 8. 2012) war sich sicher:
Es gibt viele Anhaltspunkte dafür, dass die Endphase des Regimes begonnen hat.
Nato-Generalsekretär Anders Fogh Rasmussen (13. 12. 2012) pflichtete ihm bei:
Ich glaube, das Regime in Damaskus nähert sich dem Kollaps.
Im gleichen Artikel kam auch die syrische Opposition zu Wort, die siegessicher verkündete, nicht mehr auf eine westliche Intervention angewiesen zu sein.
Daß der Spiegel wichtige Akteure der Weltpolitik zu Wort kommen lässt, ist nicht nur legitim, sondern seine Pflicht. Andererseits sollte ein Medium zu einer korrekten Einordnung derartiger Wortmeldungen in der Lage sein. Waren diese Prognosen objektive Analysen, oder wurden sie von Interessen geleitet?
Unter dem Titel „Assads letzte Verbündete“ (6. 8. 2011) wurde beschrieben, wie Nordkorea, Iran und die Hisbollah Syrien unterstützen. Eigentlich wäre dieser Artikel ein Beispiel für seriösen Journalismus, da er erhellende Einblicke in das Machtgefüge des Nahen Ostens ermöglicht. Wenn da nicht die Überschrift wäre: Denn wo es „letzte Verbündete“ gibt, müssen logischerweise viele frühere Verbündete abgesprungen sein.
Und ebenso hätte man auch Rußland und China, Pakistan oder auch Kuba und Venezuela aufzählen können. Am Ende war der Kreis der Verbündeten dann doch nicht so klein – schließlich sollte es Assad in der Folge schaffen, zwölf Jahre Bürgerkrieg erfolgreich auszusitzen.
Vier Monaten später folgte die große Ankündigung „Syrien verliert seine letzten großen Verbündeten” (16. 12. 2011). Die Wahrheit entpuppte sich bei genauerer Betrachtung als weit weniger spektakulär. Tatsächlich hatten Rußland und China im UN-Sicherheitsrat Syrien kritisiert. US-Außenministerin Hillary Clinton monierte, daß das Positionspapier zu moderat ausgefallen sei und sie sich eine schärfere Verurteilung gewünscht hätte. Rußland stützte Assads Regime jedoch weiterhin.
Und als es hieß, daß „auch China Assad zum Ende der Gewalt drängt“ (4. 3. 2012), war dem Artikel zu entnehmen, daß Peking dennoch Sanktionen oder gar eine Militäroperation ablehne. Auch die Prognosen über das „Ende einer Allianz“ (13. 6. 2012), nämlich das Abrücken Irans von Syrien bestätigten sich nicht – nicht einmal nach einem Giftgasangriff (2. 10. 2012).
Bei der Unterstützung der EU für die syrische Opposition handele es sich um einen „Ritterschlag“ (25. 11. 2011) und „möglicherweise kriegsentscheidenden Etappensieg“. Bei solchen Jubelmeldungen fehlt jeder Verweis auf den Konflikt innerhalb der notorisch zerstrittenen Regimegegner – ganz als hätte es den nie gegeben.
Über Regimegegner, die sich in Deutschland zusammenfanden, hieß es: „Syriens Wiederaufbau wird in Berlin geplant.“ (5. 6. 2012) Und natürlich wusste man, „Wie Syrien nach Assad aussehen soll“ (28. 8. 2012): Rechtsstaatlichkeit und eine neue Verfassung müssten her. Die „Planspiele für die Zeit nach Assad“ (12. 12. 2012) beinhalteten,
schon jetzt die schwierige Zeit nach einem Fall des syrischen Machthabers Baschar al-Assad vorzubereiten und ein Chaos inklusive eines blutigen Machtkampfs nach dem Ende des Despoten zu verhindern.
Zwar wolle niemand prognostizieren, „wann das Assad-Regime wirklich am Ende ist“, doch offenbar ging es nur darum, wann und nicht ob der Diktator stürzt.
2012 starben mehrere hochrangige Funktionäre des Regimes bei einem Anschlag auf den innersten Führungszirkel, darunter der Verteidigungsminister, der Geheimdienstchef und der Schwager Assads. Der Bruder und ein Cousin des Diktators wurden schwer verwundet. Nach dem „Angriff auf Assads engste Vertraute“ (18. 7. 2012) hieß es, das Regime sei „erschüttert“ und „taumelt“:
Die Macht des Despoten schwindet.
Daß parallel zum Anschlag eine Großoffensive der Rebellen startete, sah man als Indiz, daß die Opposition „voll im Zeitplan liege“ (20. 7. 2012).
In der Frühphase des Bürgerkrieges hatten etliche Offiziere der syrischen Armee den Rücken gekehrt und sich der Opposition angeschlossen. Der Spiegel deute dies so: „Die Reihen um Syriens Machthaber Assad lichten sich weiter“ (9. 3. 2012) und war sich sicher, daß „Die Schlagkraft von Syriens Diktator Assad schwindet.“ (14. 3. 2012) Man zeigte sich optimistisch, „dass Assad kaum noch auf loyale Kämpfer vertrauen kann”. (16. 3. 2012) Nach all den Abgängen sei Assad ein „einsamer Diktator“ (28. 12. 2012), dessen „Machtregime bröckelt“.
Nach diesem Schema wurde auch die Nachricht, daß der Brigadegeneral, ein Jugendfreund Assads, Manaf Tlass, sich ins Ausland abgesetzt habe, kommentiert. Freudig hieß es:
Der Vorfall legt nahe, dass das syrische Regime inzwischen selbst in der Hauptstadt über keine flächendeckende Kontrolle mehr verfügt und seine Machterosion weiter fortgeschritten ist als bisher angenommen.
Als kurz darauf auch Premierminister Riad Hadschib ins Ausland floh, wurde dies als Indiz gewertet, daß „Assads Regierung zerfällt“ (6. 8. 2012), Habdschibs Flucht sei sowohl ein „symbolischer Schlag“, als auch eine „Peinlichkeit“. Der Staatsapparat schrumpfe auf einen „harten Kern zusammen“.
Ab Mitte 2013 zeigte sich der Spiegel zunehmend weniger siegessicher. Damals hatte der Bundesnachrichtendienst seine frühere Einschätzung revidiert und rechnete fortan mit einem Verbleib Assads an der Macht. Auch die USA stellten sich darauf ein, daß Assad zumindest große Teile des Landes unter Kontrolle behalten würde. Und selbst die Wirtschaftskrise sei schwächer als gedacht: „Das Ende der Kämpfe rückt durch den ökonomischen Niedergang dagegen kaum näher.“
Ab 2013 nahmen die syrischen Chemiewaffen einen immer größeren Anteil in der Berichterstattung ein. Als Assad dann tatsächlich Giftgas einsetzte, drohte ein US-Militärschlag, der verhindert werden konnte, indem das Regime sein Arsenal aufgab. Indirekt akzeptierten die USA damit die Herrschaft des Diktators, denn um die reibungslose Übergabe der Chemiewaffen zu gewährleisten, musste er im Amt verbleiben.
2014 geriet der Aufstieg des Islamischen Staates in den Fokus, 2015 berichtete man dann über die russische Intervention und ab dem Herbst über die Flüchtlingskrise, die Deutschland erfasste. Danach waren die Vorgänge in Syrien selbst deutlich weniger interessant.
Heute mag es in der Rückschau so erscheinen, daß Assad stets fester im Sattel saß, als behauptet wurde, aber war dies für die Zeitgenossen ebenso offensichtlich?
Für einen Sturz des Herrschers hätte gesprochen, daß die Aufständischen mehrere Großstädte unter ihre Kontrolle bringen konnten und die Diktatur sich vor allem auf die Minderheit der Alawiten stützte. Ein Sieg der sunnitischen Bevölkerungsmehrheit wäre also rein demographisch denkbar gewesen. Auch die Vielzahl der Deserteure im Generalsrang schien ein gewichtiges Argument zu sein.
Andererseits hatte der Spiegel diese Zahl niemals korrekt eingeordent. Sie lag Anfang 2013 bei etwa 50. Ohne aber zu wissen, wie hoch die Zahl der Generäle war, bleibt diese Angabe ohne Aussagekraft. Dabei ist jedem Experten klar, daß der Offiziersrang massenhaft verliehen wurde, um Loyalitäten innerhalb des Regimes zu stärken.
Dann allerdings wären 50 desertierte Generäle eben nicht der große Aderlaß, als der sie vom Spiegel stets präsentiert wurden. Und tatsächlich: Insgesamt hatte das syrische Offizierskorps etwa 1.300 Generäle, und fast alle Deserteure waren Brigadegeneräle, standen also auf der untersten von vier Rangstufen.
Auch lässt sich feststellen, daß Assad zu jedem Zeitpunkt des Bürgerkriegs die vollständige Lufthoheit über Syrien hatte.
Man mag nun einwenden, daß vor es allem die russischen Militärschläge ab 2015 waren, die Assads Herrschaft sicherten. Aber auch 2011 hätte der Spiegel diese Intervention zumindest als Möglichkeit in Betracht ziehen müssen. Sicher, ohne russische Unterstützung wäre es Assad kaum gelungen, nahezu das gesamte Land zurückerobern, aber für eine „Rettung in letzter Minute“ kamen die Luftschläge vier Jahre zu spät.
Und wenn Assad wirklich bereits verloren hatte – warum sollte Moskau ihn dann weiterhin unterstützen? Umgekehrt war abzusehen, daß die USA nach dem kurz zuvor erfolgten Abzug aus dem Irak kein Interesse an einer weiteren kostspieligen Invasion haben würden.
Offenbar wurden Nachrichten, die die Stärke des Regimes besser illustriert hätten, vorab vom Spiegel aussortiert. Warum das deutsche Nachrichtenmagazin Assads letztes Stündlein so vehement herbeischreiben wollte, bleibt fraglich.
Manchmal können Medien in der Tat Sieger produzieren. Wenn die Leser nur oft genug versichert bekommen, daß die SPD die nächste Bundestagswahl gewinnen wird, kann sie tatsächlich die CDU schlagen: „Fake it till you make it!“ Doch ein Bürgerkrieg, noch dazu in einem fernen Land, läßt sich von solchen Manipulationen kaum beeinflussen. Erst recht nicht, wenn die Leser gar nicht im Kriegsgebiet leben und selbst nicht kämpfende Partei sind.
Neben dem parteiischen Wunschdenken individueller Journalisten gab es vermutlich noch einen anderen Grund für die einseitige Berichterstattung: Solange die westlichen Regierungen Assads Ende kommen sahen, publizierte auch der Spiegel entsprechende Artikel, die ebenso schnell wieder verschwanden, nachdem die Geheimdienste 2013 ihre Einschätzung revidiert hatten. Der Spiegel, der sich einst als Widerpart der Mächtigen verstand, hat einmal mehr als ihr Sprachrohr fungiert.
Adler und Drache
Sehr anschaulicher und lehrreicher Überblick - vielen Dank!