Soviel ist klar: Wer die AfD wählt, wählt immer auch etwas ab!

Der Höhenflug der AfD ist famos.

Heino Bosselmann

Heino Bosselmann studierte in Leipzig Deutsch, Geschichte und Philosophie für das Lehramt an Gymnasien.

Wahl­er­fol­ge ste­hen in Aus­sicht, auf Koali­tio­nen darf trotz ritua­li­sier­ter Abwehr durch den Block gehofft wer­den, so wie es anders­wo in Euro­pa ja lief.

Was für eine Demo­kra­tie­gläu­big­keit: Die AfD stellt erst kom­mu­nal Bür­ger­meis­ter und Land­rä­te, dann tritt sie regio­nal aus der Oppo­si­ti­ons­rol­le her­aus und darf als Koali­tio­när mitregieren.

Und damit wird Deutsch­land end­lich ein bes­se­res Land. Tat­säch­lich? So mit Grund­ge­setz und auf artig demo­kra­ti­schem Wege, so mit Mehr­heits­be­schlüs­sen und gründ­li­cher Aus­schuß­ar­beit, beglei­tet von kri­ti­scher Pres­se und dem Ver­fas­sungs­ge­richt? Da sind die medio­kren Rou­ti­niers der Par­la­men­te und die best­be­zahl­ten Beam­ten der Exe­ku­ti­ve, all die jahr­zehn­te­lang breit­ge­ses­se­nen Berufs­de­mo­kra­ten, ganz sicher­lich praxiserprobter.

Viel­mehr vor­stell­bar, daß die AfD an der Macht unter der­zei­ti­gen Bedin­gun­gen auf Rea­lis­mus gestutzt oder gar demon­tiert wür­de. Sie dürf­te kaum umset­zen, was sie umzu­set­zen ver­spricht. Ja, sie hat klu­ges Per­so­nal, auch in der zwei­ten Rei­he. Aber reich­te es, wenn die Brand­mau­er fällt? Ist demo­kra­tisch alles drin?
Viel­leicht doch mal gegen den Strich Lenin lesen: „Staat und Revo­lu­ti­on“. Oder min­des­tens bei Carl Schmitt nachblättern.

Abge­se­hen von den demo­kra­ti­schen Illu­sio­nen: Darf man dar­auf hof­fen, daß zur „woken“ Kul­tur­re­vo­lu­ti­on, zu den Aus­wüch­sen der Can­cel-Cul­tu­re und zur aggres­si­ven Re-Ideo­lo­gi­sie­rung end­lich ein Kor­rek­tiv ent­steht – im Sin­ne einer wirk­sa­men Gegen­be­we­gung, die sich – schon rein logisch und sys­te­misch – aus­schließ­lich von rechts den­ken ließe?

Deutsch­land fehlt bis­lang als wirk­sa­me Kraft eine Jugend, die so auf­tak­tet, wie es einen Augen­blick lang mit dem Ent­ste­hen der „Iden­ti­tä­ren Bewe­gung“ mög­lich erschien. Ein Video von damals – aus Frank­reich – wirk­te wie ein Fanal. Inhalt­lich und bild­sprach­lich ist dar­in alles gesagt.

Aber genau des­we­gen wur­de die Bewe­gung dis­kre­di­tiert und inten­siv bekämpft, denn ganz rich­tig erkann­te die grün-links­li­be­ra­le Mei­nungs­füh­rer­schaft der Ber­li­ner Repu­blik dar­in einen ernst­zu­neh­men­den und kraft­vol­len Geg­ner und nutz­te erschro­cken alle ihr zu Gebo­te ste­hen­den Mit­teln, ihn zu zer­set­zen, mit der Sta­si-Ansa­ge: Wer sich dort enga­giert, den brin­gen wir um sei­ne beruf­li­che Exis­tenz, also um die finan­zi­el­le Sicher­heit, mit­hin um per­sön­li­che Handlungsfreiheit.

In noch ver­stärk­tem Maße wird seit­her der abstru­se Nazi-Vor­wurf zum Nie­der­hal­ten selbst der mode­ra­ten Oppo­si­ti­on von rechts her­an­ge­zo­gen – poli­tisch instru­men­ta­li­siert, ahis­to­risch, ver­sim­pelt, pro­pa­gan­dis­tisch aber bis­lang hoch­wirk­sam. Es ist mitt­ler­wei­le alles „Nazi“, was nicht „demo­kra­tisch“ in Sin­ne der Deu­tungs­be­hör­den erscheint.

Die Frak­ti­on von Bünd­nis 90/Die Grü­nen im Land­tag von Meck­len­burg-Vor­pom­mern etwa, jen­seits von Umwelt­the­men eher ver­schnarcht, trug gera­de einen Geset­zes­ent­wurf ein, der nament­lich Kin­der­ta­ges­müt­ter einer Gesin­nungs­kon­trol­le unter­wer­fen soll­te: Man sug­ge­rier­te eine rechts­extre­mis­ti­sche Indok­tri­nie­rung von Klein- und Kleinst­kin­dern, obwohl es dazu nir­gend­wo im Bun­des­land je Anlaß gab.

Von links­grü­ner Sei­te wird so inten­siv alar­miert, als stün­de eine rech­te Macht­er­grei­fung unmit­tel­bar bevor. Unfrei­wil­lig skur­ril. Indes­sen fehl­te einer jun­gen rech­ten Bewe­gung schon in sich selbst die Wucht, derer es bedürf­te, um kul­tu­rell jenes Gegen­ge­wicht zu schaf­fen, das nötig wäre, eine apar­te Gegen­kul­tur zu eta­blie­ren. Zwar erscheint die intel­lek­tu­el­le Rech­te leb­haft und beweg­lich, aber es fehlt dem hell­wa­chen Kopf die Phy­sis eines kraft­vol­len Körpers.

Eine kul­tu­rel­le Eman­zi­pa­ti­on neu­en rech­ten Den­kens fand nicht statt. Es blieb bei eng geschar­ten, quan­ti­ta­tiv eher schwa­chen, den­noch hys­te­ri­scher Ver­un­glimp­fung aus­ge­setz­ten Dis­kus­si­ons­grup­pen. Die ver­si­chern sich ihrer Bedeu­tung. Gut so. In die Gesell­schaft hin­ein wir­ken sie kaum; wo es über­haupt geschieht, da über die Trans­mis­sio­nen der AfD, mit­hin also par­tei­tak­tisch gedämpft.

Aber wo und wann über­haupt wirk­ten Intel­lek­tu­el­le je maßgeblich?

Klar, die AfD ist im Auf­wind. Dies weni­ger aus eige­nem Ver­dienst als dank des poli­ti­schen Dilem­mas der anderen:

Je enger die sich zu einem „demo­kra­ti­schen“ Block inte­grie­ren und so die Res­te ursprüng­li­cher Eigen­hei­ten auf­ge­ben, um so deut­li­cher wird die von die­ser Ein­heits­front um so kla­rer unter­scheid­ba­re und irre geschmäh­te AfD zur Allein­ver­tre­te­rin der Oppo­si­ti­on. Hält man das pseu­do­ma­jes­tä­ti­sche Büro­kra­ten-Kon­ter­fei Stein­mei­ers gegen das mar­kan­te Ant­litz von Ali­ce Wei­del, dann ist dies ein aus­drucks­vol­les Bild für das Oppo­si­ti­on-Regie­rungs­ge­fäl­le im Land.

Die AfD bie­tet alter­na­ti­ven Kräf­ten von rechts eher inof­fi­zi­ell als offi­zi­ell einen gewis­sen Rück­halt, avan­ciert zur ech­ten Alter­na­ti­ve jedoch nur, wenn sie sich, wie gera­de maß­geb­lich von Maxi­mi­li­an Krah ver­tre­ten, als ech­te Rechts­par­tei ver­steht, die nicht nur eine bes­se­re, irgend­wie wie­der ursprüng­li­che­re CDU sein will, son­dern der woken und links­li­be­ra­len Wen­dung der Ber­li­ner Repu­blik fest entgegensteht.

In der Brei­te wirkt die AfD noch ält­lich-behä­big, in der Far­be eher rent­ner­bei­ge als frisch im Blau, dazu – abge­se­hen von einer Hand­voll her­vor­ra­gen­der Rhe­to­ri­ker wie eben Ali­ce Wei­del – in ihrem Duk­tus bestimmt vom kaum modu­lie­ren­den Quen­gel- und Nör­gel­ton, der von par­la­ments­taug­li­chen Par­tei­en in Deutsch­land offen­bar so erwar­tet und daher selbst von der „Alter­na­ti­ve“ nach­ge­ahmt wird.

Erfol­ge fährt die AfD bis­lang weni­ger kraft Esprit als in ihrer Funk­ti­on als Fru­st­adres­sat ein. Für die Wäh­ler eine ein­fa­che Ent­schei­dung, inso­fern die Pro­pa­gan­da ihnen bestän­dig klar­stellt, wer poli­tisch abzu­leh­nen ist. Ein­fach dann, mal anti­zy­klisch AfD zu wäh­len und sich dabei etwas sub­ver­siv füh­len zu dür­fen, wenn man aus der Wahl­ka­bi­ne tritt. Wobei es sym­pa­thisch ist, daß ins­be­son­de­re die soge­nann­ten ein­fa­chen Leu­te, jene mit gesun­dem Men­schen­ver­stand, zur AfD halten.

Wäh­rend man frü­her nur wäh­len konn­te, kann man mit der Stim­me für die AfD seit zehn Jah­ren auch etwas abwäh­len. Das allein ist eine immens wich­ti­ge Ver­än­de­rung und bringt die fest­ge­ses­se­nen Ein­heits­front­ler auf. Die nicht pri­vi­le­gier­ten Men­schen, die Nicht-Ent­schei­dungs­rä­ger, jene, die eben nicht hip sind, nicht selbst­ge­recht mit Bon­mots bril­lie­ren, fol­gen ihrer siche­ren Intui­ti­on und suchen die Alter­na­ti­ve zum Estab­lish­ment Habeck­schen Zuschnitts.

Aber: Wer sich in den Par­la­men­ta­ris­mus begibt, wird dar­in ab- und aus­ge­bremst. Die AfD, die staats­ge­hor­sam die Iden­ti­tä­ren auf ihrer Unver­ein­bar­keits­lis­te führt, soll­te sich nicht in Bekennt­nis­sen und Übun­gen ver­schlei­ßen, noch demo­kra­ti­scher als jene „Demo­kra­ten“ erschei­nen zu wol­len, die sie ihrer­seits ver­ach­ten und has­sen, sie kri­mi­na­li­sie­ren und am liebs­ten eher heu­te als mor­gen ver­bie­ten wür­den. Sie muß sich nicht geadelt füh­len, wenn ein soge­nann­ter Christ­de­mo­krat zum Hand­schlag bereit ist.

Man­fred Weber hat recht: Die AfD ist Feind und Geg­ner. Damit ist er ganz bei Carl Schmitt. Nur so wer­den die Kräf­te mobi­li­siert und ver­öden nicht in den Parlamentssesseln.

Wäh­rend die Iden­ti­tä­ren nach erfri­schen­dem Auf­takt nahe­zu der Bedeu­tungs­lo­sig­keit anheim­fie­len und die AfD in ihrer Brei­te zwar dem Sys­tem ein Ärger­nis, als oppo­si­tio­nel­le Kraft aber noch all­zu wenig schlag­kräf­tig ist, trumpft der „Wokeism“ gera­de­zu fana­tisch auf – getra­gen von gym­na­sia­ler und aka­de­mi­scher Jugend, in den deut­schen Schu­len zur poli­ti­schen Sys­tem­hö­rig­keit erzo­gen und jetzt enorm aktiv in der Sicher­heit, daß die Ber­li­ner Repu­blik, deren poli­ti­sche Bil­dung sie erst her­vor­brach­te, auch ihren radi­ka­li­sier­ten Aktio­nis­mus pro­te­gie­ren wird.

Für ihre poli­ti­sche Ange­paßt­heit und das Nach­spre­chen der Bekennt­nis­se gegen rechts wird die neue deut­sche Schul­ju­gend mit einem immer jün­ge­ren Wahl­al­ter belohnt. Oder anders: Sie wird als Stimm­vieh für die Block­par­tei­en rekrutiert.

Die gegen­wär­tig lin­ke Umwer­tun­gen und Radi­ka­l­öko­lo­gie ins Extrem trei­ben sind kei­ne jun­ge Alter­na­ti­ve zur Ber­li­ner Repu­blik, sie sind viel­mehr genau das Ergeb­nis der staat­li­chen Erzie­hung und des neu­en Staats­bür­ger­kun­de­un­ter­richts der letz­ten drei Jahr­zehn­te, ech­te Staats­ju­gend also, künf­tig unter dem mani­pu­la­ti­ven Titel der „Zivil­ge­sell­schaft“ zusätz­lich über das Demo­kra­tie­för­de­rungs­ge­setz aus Steu­er­mit­teln bezahlt.

Sie ent­spre­chen in ihrem Absol­ven­ten­bild den bil­dungs­po­li­ti­schen Zie­len und gehen nun selb­stän­dig über die­se hin­aus. Die lan­des­ho­heit­li­chen Kul­tus­bü­ro­kra­tien, unter­stützt von den Ideo­lo­gie-Lan­des­zen­tra­len für poli­ti­sche Bil­dung, wer­den stolz auf die­se Jugend sein: „demo­kra­tisch“, „welt­of­fen“, „regen­bo­gen­bunt“, sowie­so „gegen rechts“, wobei „rechts“ stets all das meint, was die­se Jugend eben nicht beschwört.

Einer­lei ob Eine-Welt-Traum­tän­zer, Deutsch­land-Has­ser, Migra­ti­ons­hel­fer auf hoher See oder zu Land, ver­schwul­te oder que­e­re Gen­der­mas­ke­ra­de oder selbst­kle­ben­de Kli­ma-Akti­vis­ten – sämt­lich Aus­druck ein und der­sel­ben staats­in­spi­rier­ten und staats­fi­nan­zier­ten, mit­hin offi­ziö­sen Jugend­kul­tur, die dem letz­ten Rest natio­na­ler Iden­ti­täts­be­stre­bun­gen den Schneid abkauf­te. Ihnen scheint die Gesell­schaft zu gehö­ren, eben weil es der Staat so will und sei­ne Anhän­ger kraft Staats­macht beschirmt.

Aber nicht ein Gesicht dabei, das man sich irgend­wie mer­ken könn­te, nur so infan­ti­le wie poli­tisch kor­rekt aus­ge­rich­te­te Mas­se, offi­zi­el­ler Dok­trin kri­tik­los ange­passt. Und dies in der Jugend! Wie arm­se­lig doch.

Phä­no­me­nal, wie inner­halb der letz­ten drei­ßig Jah­re ein lin­ker Umbau der Gesell­schaft statt­fand, der kei­ner äuße­ren Revo­lu­ti­on – im Sin­ne eines Umstur­zes – bedurf­te. Qua­si evo­lu­tio­när wuchs sich Deutsch­land zu einem Staat links­mo­ra­lis­ti­schen und kul­tur­so­zia­lis­ti­schen Geprä­ges aus.

Und nir­gend­wo ein Kor­rek­tiv, eine rech­te Alter­na­ti­ve in Sicht, obwohl in der Geschich­te des frü­hen zwan­zigs­ten Jahr­hun­derts gegen lin­ke Revo­lu­tio­nen im welt­an­schau­li­chen Reflex und an das gro­ße reak­tio­nä­re Erbe anschlie­ßend kraft­vol­le cha­ris­ma­ti­sche Bewe­gun­gen ent­stan­den waren.

Faschis­ti­sche, ja. Es gibt dafür kei­nen ande­ren als die­sen dis­kre­di­tier­ten Begriff, der zunächst mal mit dem, was sich dann in Deutsch­land Natio­nal­so­zia­lis­mus nann­te, wenig gemein hat­te. Man sehe his­to­risch viel­mehr nach Ita­li­en, nach Spa­ni­en, nach Ungarn und Rumänien.

Selbst­ver­ständ­lich dreht in Deutsch­land alles durch, wenn der Begriff Faschis­mus fällt, selbst wenn das abge­grenzt und sehr genau im Moh­lerschen Sin­ne geschieht oder in der Wei­se von Karl­heinz Weiß­manns „Klar­stel­lun­gen“. – Was denn könn­te sich als Alter­na­ti­ve zur woken Kul­tur­re­vo­lu­ti­on den­ken las­sen, das selbst nicht radi­kal wäre? –

Zudem: Man gilt heu­te umstands­los sofort als Faschist und Ras­sist, wenn man nur nach­denk­li­che Ein­wän­de gegen durch­ge­schal­te­te „Grund­ver­ein­ba­run­gen“ vor­bringt, also bei­spiels­wei­se unge­re­gel­te Ein­wan­de­rung als Pro­blem ansieht. Soll­te man den Anwurf nicht mit Gelas­sen­heit neh­men, anstatt sogleich artig zu beteu­ern, man wäre selbst­ver­ständ­lichst kein Ras­sist und Faschist? Man wird ohne­hin als sol­cher angesehen.

Letzt­lich sind poli­ti­sche Aus­ge­wo­gen­heit und das Bewah­ren von Maß und Mit­te zwar hohe Güter im Sin­ne des gesell­schaft­li­chen und inner­staat­li­chen Frie­dens, nur erschei­nen sie eben­so wie kri­ti­sche Dis­kurs­kul­tur ange­sichts der lin­ken Unwucht gegen­wär­tig völ­lig verloren.

Kei­ne Spur von „Tole­ranz“. Zu die­ser wie ande­rer Dau­er­phra­sen paßt eine Notiz Davilas:

„Täg­lich sehen wir die Zahl der Wör­ter anstei­gen, die ihr Gegen­teil bedeuten.“

Tole­ranz gewährt das woke Spek­trum nur in sich. Zum Dis­kurs mit alter­na­tiv Posi­tio­nier­ten ist es nicht bereit.

Bleibt also der Kampf ideel­ler Stand­or­te, in des­sen Ver­lauf ein neu­er Kom­pro­miß erst gefun­den sein will. Gera­de jetzt gibt es kei­ner­lei Kon­sens außer­halb der weit­ge­hend bereits rea­li­sier­ten Gleichschaltungen.

Die von der Demo­kra­tie satt­sam gesi­cher­te Herr­schaft des Mit­tel­ma­ßes und deren Bekennt­nis­kul­tur der Mit­tel­mä­ßi­gen – etwa zur Inklu­si­on und Wohl­stands­ver­sor­gung aller Ange­paß­ten bzw. Nicht­deut­schen – gibt dem Beson­de­ren kei­nen Raum mehr.

Ent­we­der ph-neu­tra­ler Demo­krat nach zen­tra­ler Vor­ga­be oder eben geschmäh­ter und ver­folg­ter rech­ter Abweich­ler, der es sich gefal­len las­sen muß, als Faschist bezeich­net zu werden.

Moh­ler griff einst Gott­fried Benn als Zeu­gen auf, den Prot­ago­nis­ten des „groß­ar­tig kal­ten Stils“, den man gegen­über Umar­mungs­be­dürf­nis­sen des Wokeis­mus wie­der ein­üben sollte.

Aber bevor es nun jemand mit der Angst bekommt:

Es gibt für eine rech­te Sub­kul­tur von Bedeu­tung der­zeit kei­ne star­ke jugend­li­che Dyna­mik. Abge­se­hen davon, daß es aus demo­gra­fi­schen Grün­den an der Kraft der gro­ßen Zahl fehlt, ja offen­bar sogar an phy­si­scher Fit­neß und Belast­bar­keit, man­gelt es an neu anset­zen­der Welt-Anschau­ung und, ja, ideo­lo­gi­scher Neu­be­sin­nung, die auch nur ein paar tau­send jun­ge Leu­te auf die Bei­ne brächte.

Es fehlt das, was Ernst Jün­ger Hoff­nung gab:

„Unse­re Hoff­nung ruht in den jun­gen Leu­ten, die an Tem­pe­ra­tur­er­hö­hung lei­den, weil in ihnen der grü­ne Eiter des Ekels frißt, in den See­len von Gran­dez­za, deren Trä­ger wir gleich Kran­ken zwi­schen der Ord­nung der Fut­ter­trä­ger ein­her­schlei­chen sehen. Sie ruht im Auf­stand, der sich der Herr­schaft der Gemüt­lich­keit ent­ge­gen­stellt, und der der Waf­fen einer gegen die Welt der For­men gerich­te­ten Zer­stö­rung, des Spreng­stoffs bedarf, damit der Lebens­raum leer­fegt wer­de für eine neue Hierarchie.“ –

Eine sol­che Jugend, eine sol­che „Gran­dez­za“ fehlt, der Spreng­stoff – im meta­pho­ri­schen Sin­ne min­des­tens – sowieso.

Lebt in der Gesell­schaft über­haupt die Erwar­tung eines leben­di­gen rech­ten Kor­rek­tivs über jene „Alter­na­ti­ve“ hin­aus, die die AfD in ihrer Fixiert­heit auf die par­la­men­ta­ri­sche Demo­kra­tie zu bie­ten vorgibt?

Gut, es ver­stört die Leu­te, daß unse­re Gren­zen ille­ga­le Migra­ti­on nicht nur nicht abhal­ten, son­dern nicht mal mehr kana­li­sie­ren kön­nen; es irri­tiert die Bür­ger, wenn sich im Berufs­ver­kehr Mäd­chen und Jun­gen als leben­di­ge Blo­cka­den auf den Asphalt kle­ben, um auf Kli­ma­ver­än­de­run­gen hin­zu­wei­sen. Es wirkt auf die Spie­ßer schon etwas mehr als unhöf­lich, wenn die glei­chen Typen sich mit Sekun­den­kle­ber an Kunst­wer­ke leimen.

Wohl­mei­nen­de sehen es als jugend­lich ver­rannt oder als lie­bens­wert kindlich-„kreativ“ an. Ver­läß­lich erscheint dann die Poli­zei und löst behut­sam freund­lich die Kle­be­flä­chen auf der­ma­to­lo­gisch emp­foh­le­ne Weise.

Die­se Kräf­te aber sind die glei­chen, die, poli­tisch und päd­ago­gisch mani­pu­liert, das geis­ti­ge, his­to­ri­sche und lite­ra­risch-künst­le­ri­sche Erbe rund­weg aus­schla­gen und zer­stö­ren, dabei einem mora­li­sie­ren­den Uto­pis­mus fol­gend, der nicht nur für Deutsch­land ver­hee­ren­de Fol­gen haben wird.

In zehn, gar zwan­zig Jah­ren wird die­ses Land nicht mehr als Deutsch­land, viel­leicht kaum mehr als euro­pä­isch zu erken­nen sein. Wie lan­ge braucht es, bis sich dage­gen eine Bewe­gung her­aus­bil­det, die beim Begriff „Ein­stu­fung durch den Ver­fas­sungs­schutz“ nicht sogleich die Hosen voll hat? – Oder man gesteht sich ein: Es ist ver­geb­lich. Wir haben dem glo­ba­lis­ti­schen Trend nichts entgegenzusetzen.

Zwar stört es mitt­ler­wei­le die Leh­rer, wenn sie Unter­richts­zie­le wegen zu hoher Migran­ten­quo­ten kaum ansatz­wei­se errei­chen und bald ein Drit­tel aller Grund­schü­ler nicht mal Mini­mal­stan­dards erfül­len. Die sys­te­mi­sche Insuf­fi­zi­enz des Bil­dungs­sys­tems ist den Prak­ti­kern seit Jahr­zehn­ten bewußt. Sie wis­sen, daß in einem evo­lu­tio­när-refor­me­ri­schen Pro­zeß kei­ner­lei Bes­se­rung zu erwar­ten ist, son­dern – im Gegen­teil – kraft Schul­po­li­tik letz­te kul­tu­rel­le Rest­be­stän­de auf­ge­ge­ben wer­den. Nur ist die Leh­rer­schaft in ihrer Mehr­heit selbst Teil des ideo­lo­gi­schen Appa­rats und durch­gän­gig kritiklos.

Man wird vor die­sem Hin­ter­grund doch nicht artig dar­auf war­ten wol­len, bis die Ber­li­ner Repu­blik „tole­rant“ eine drin­gend not­wen­di­ge kri­ti­sche Bewe­gung von rechts gestat­tet, die sich als jung und iden­ti­tär ver­steht und sich das Ziel setzt, min­des­tens jene Struk­tu­ren und Wer­te zu ver­tei­di­gen, die ein Fort­be­stehen der Vater­län­der in Euro­pa gewähr­leis­ten – gegen isla­mi­sche Ver­ein­nah­mun­gen und gegen lin­ke Indok­tri­nie­rung der gesam­ten Kultur.

Man darf da nicht mehr um Erlaub­nis fra­gen, und man kann in die­ser Hin­sicht nicht allein auf die AfD set­zen, die hier und da etwas Hoff­nung zu ver­hei­ßen schien und den Staat artig dar­um bit­tet, doch so gnä­dig zu sein, end­lich die Mit­tel für ihre poli­ti­sche Stif­tung und das Anrecht auf ein paar Par­la­ments­prä­si­den­ten zu gewähren.

Der Staat der Ber­li­ner Repu­blik wird gar nichts gewäh­ren, er ist dabei, die Exe­ku­ti­ve von der Ket­te zu las­sen, wäh­rend die Judi­ka­ti­ve sich bereits spür­bar nach den exe­ku­ti­ven Maß­ga­ben rich­tet, wenn es um die poli­ti­sche Rech­te geht. Die­se Rech­te muß selbst zuse­hen, wie sie sich belast­bar konstituiert.

Geduld:

Nicht alles beginnt mit Ideen und Wunsch­vor­stel­lun­gen; eine hin­läng­lich kräf­ti­ge Schar errei­chen Ideen erst, wenn die sozia­len Ver­hält­nis­se es her­aus­for­dern und die Pola­ri­sie­rung durch das Estab­lish­ment auf die Spit­ze getrie­ben wird. Mag aller­dings sein, das geschieht gera­de: Das dreis­te Gebäu­de­en­er­gie­ge­setz wie über­haupt der Ansatz der Grü­nen, zu indi­rek­ten Ent­eig­nun­gen, min­des­tens Eigen­tums­ent­wer­tun­gen über­zu­ge­hen, erklärt ja maß­geb­lich den Stim­men­zu­wachs der AfD.

Inwie­fern aber der Umbau einer extrem kom­ple­xen, frag­men­tier­ten, netz- bzw. infor­ma­ti­ons­ba­sier­ten Gesell­schaft, so dau­er­ner­vös wie dau­er­ge­lang­weilt, über­haupt mög­lich ist, bleibt fraglich.

Apho­ris­tisch gefaßt: Es gibt wohl Offen­bach in Deutsch­land, aber kaum Deutsch­land mehr in Offenbach.

Die Gefah­ren, daß die euro­päi­sche Kul­tur mit ihrer einst groß­ar­ti­gen Inspi­ra­ti­on und Leis­tungs­fä­hig­keit ver­däm­mert, schei­nen grö­ßer als die Chan­cen, sie neu zu bele­ben. Mag sein, die Initia­ti­ve geht an ande­re Welt­re­gio­nen verloren.

Heino Bosselmann

Heino Bosselmann studierte in Leipzig Deutsch, Geschichte und Philosophie für das Lehramt an Gymnasien.

Nichts schreibt sich
von allein!

Das Blog der Zeitschrift Sezession ist die wichtigste rechtsintellektuelle Stimme im Netz. Es lebt vom Fleiß, von der Lesewut und von der Sprachkraft seiner Autoren. Wenn Sie diesen Federn Zeit und Ruhe verschaffen möchten, können Sie das mit einem Betrag Ihrer Wahl tun.

Sezession
DE58 8005 3762 1894 1405 98
NOLADE21HAL

Kommentare (43)

FraAimerich

12. Juli 2023 10:37

Werter Herr Bosselmann! Unter so manchem Ihrer Texte meldete sich schon jemand um festzustellen, es sei Ihr bislang bester. Diesmal bin ich es. Erfrischend realistisch, wie kühle Morgenluft nach der lähmenden Hitze des Vortags.

Mboko Lumumbe

12. Juli 2023 10:56

"Sollte man den Anwurf nicht mit Gelassenheit nehmen, ..."
Ja klar, auch wenn´s nicht immer leicht fällt, denn: "Man wird ohnehin als solcher angesehen."
Und das gilt natürlich auch für andere Anwürfe wie Defaitismus und dergleichen von ängstlichen Realitätsverweigerern und Hoffnungslosen. Weil diese auf andere und deren selbstloses Wirken hoffen, anstatt selbst (außerhalb des Internets) dauerhaft aktiv zu werden.
Wir sind nicht in einer konservativ-rechten Morgendämmerung, nur wegen Umfragewerten und gewonnenen kleinen Wahlen. Wir sind in der aufziehenden linksgrünen Nacht und es wird immer dunkler und die ersten beginnen zu sehen und setzen ihre vergebliche Hoffnung auf eine Alternative, die sie selbst nicht offen unterstützen, nichts dafür tun (außer einem Wahlkreuz) und die sie beim ersten Tageslicht (auf sie selbst) verleugnen und abschwören.
Deutschland schafft sich ab - jep

Dieter Rose

12. Juli 2023 10:57

Also kurz und bündig: "lasciate ogni speranza"?
oder mit Montaigne "alles geschehen lassen"?

Artabanus

12. Juli 2023 12:05

Alles richtig konstatiert. Allerdings besteht durchaus die Hoffnung dass die Linksgrüne Jugend in ein paar Jahren ihre Weltsicht radikal aendert, da Sie allmählich die Folgen der momentanen Politik immer mehr am eigenen Leib erfahren wird. 
Im übrigen sehe ich die Berliner Republik bereits als gescheitert an. In der jetzigen Form ist sie nicht mehr ueberlebensfähig. Vielleicht wäre die  Sezession einzelner Bundesländer eine Möglichkeit dem lebenden Leichnam BRD den Gnadenschuss zu geben um zu retten was noch zu retten ist. Denn wozu braucht man einen Staat ohne eigene Grenzen, ohne eigenes Volk, ohne eigene Währung, und ohne jegliche Souveränität?

Gotlandfahrer

12. Juli 2023 12:35

1/2
Werter HB,warum der Pessimismus? Alles akzeleriert, das ist doch das, was geschehen musste, wenn man es überwinden und nicht nur konservieren wollte! Das Gebäudeenergiegesetz, die Freibäder - alles – lässt gar nichts anderes mehr zu, als es geschehen zu lassen. Was wir als westliche Gesellschaften jetzt erleben ist ein kalter Entzug. Das Sedativ „Wohlstand für Selbsthass“ ist nur noch Placebo, es kickt nicht mehr, denn der Wirkstoff Wohlstand ist nicht länger enthalten.
Ob der Entzug wohlwollend ärztlich begleitet ist oder nicht, sei dahingestellt. In jedem Falle lassen sich hochgradig selbstsuggestive Wahnvorstellungen und irrationale Verhaltensweisen bei den Abhängigen beobachten. Der hierarchische Aufbau der sichtbaren und unsichtbaren Institutionen lässt dabei an einen Kampf zwischen Arzt und Dealer denken, wobei ebenfalls unklar ist, ob der Dealer absichtlich den Stoff streckt, um seine Marge zu optimieren, oder echte Beschaffungsprobleme hat. Wenn es den Arzt gibt, könnte man von einem Vorgang mit sogar exorzistischen Zügen sprechen, denn es geht an die spirituellen Grundlagen der menschlichen Seele.
Wie der Entzug endet und wie es danach weitergeht ist nicht vorhersehbar, aber eher darüber sollte nachgedacht werden. Nur soviel bis hier: In diesem Vorgang gibt es nichts „parlamentarisch“ zu korrigieren, nur zuzulassen. Bei erster wirklicher Gelegenheit – und sie wird kommen - dann zu beseitigen, gründlich aufzuarbeiten und rechtstaatlich abzuurteilen.

Gotlandfahrer

12. Juli 2023 12:36

2/2
Die fiebrig Umsichschlagenden, diese lallend ihre Genitalien verstümmelnden Entwöhnungspatienten, werden noch Angebote aller Art machen. Der bestandene Demokratiecheck als Vorstufe der Koalitionsfähigkeit ist so eines, das nur leise lächelnd zur Kenntnis genommen werden sollte. Es verstärkt zwar die Offenbarung der logischen Widersprüche der Abhängigen, doch ohne, dass sie darauf in ihrem Zustand etwas geben könnten. Es ist ein armseliger Zähmungsversuch durch Korrumpierung. „Komm zu uns“, säuseln schon die ersten von ihnen, um nicht selbst über den von ihnen halluzinierten Todesstreifen hierherüber gehen zu müssen.
Vor der Versuchung, in der Endphase der galoppierenden Zerstörungssucht ein bisschen korrigierend Mitregieren zu dürfen, sollte die AfD sich hüten. Die sich täglich in Verachtung, Verarmung und Angriffen auf die leibliche Unversehrtheit steigernde Darbietung soll bitte schön bis zum Fallen des Vorhangs ohne unsere Regiemitwirkung zu Ende gebracht werden. Alles ist eine Frage der Zeit. Standhalten, keinen Schritt entgegen, Zuversicht zeigen, den Spuk zu Ende gehen lassen, das muss die Devise sein.

RWDS

12. Juli 2023 12:50

Nach den euphorischen Wochen voller Hoffnung nun also mal wieder ne Blackpill. "Na dann halt nicht!" will man rufen. Ein Text mit einer solchen Wirkung hätte auch auf ZEIT ONLINE veröffentlich werden können.
Aber Nein, sage ich. Die Zeit der Lethargie ist vorbei. Es muss und wird knallen!

Mboko Lumumbe

12. Juli 2023 12:59

"Deutschland fehlt bislang als wirksame Kraft eine Jugend, ...
... Wer sich dort engagiert, den bringen wir um seine berufliche Existenz, also um die finanzielle Sicherheit, mithin um persönliche Handlungsfreiheit."
Heute wird vermeldet: Brandenburgs Verfassungsschutz.
AfD-Jugend ist rechtsextremistisch.
90 Rechtsextreme bei der Jungen Alternative in Brandenburg.
Das funktioniert, die Jungen wenden sich ab und große Teile der sog. Zivilgesellschaft kümmert das nicht, die kümmern sich erst dann, wenn es sie selbst ganz direkt betrifft, siehe Heizungsgesetz. Und auch dann hoffen sie, dass andere (AfD) ihnen helfen, ohne dass sie selbst aktiv werden müssen (außer Wahlkreuz).
Es muss also leider noch viel mehr persönliche Betroffenheit bei den Menschen ankommen. Eine Regierung mit AfD wird ohne breite und aktive Unterstützung durch die Masse der Bürger keine Chance haben und danach wird alles viel linksgründreckiger. Und diese Masse der Bürger gibt es einfach nicht. Daher wird hoffentlich die AfD verboten, weil dann gibt es keine politische Hoffnungswahl mehr und die Menschen werden mit ihrer eigenen Untätigkeit konfrontiert angesichts des linksgrünen Durchmarsches. Ab dann besteht wieder Hoffnung.
Man muss sie machen lassen und darf ihnen nicht in den Arm fallen. Je schneller wir im tiefen Tal bei dunkelster Nacht ankommen, umso eher besteht Hoffnung auf eine Wende im Verhalten der Masse von Menschen. Darum geht es und nicht um Parteien.

brueckenbauer

12. Juli 2023 13:07

Bosselmann leidet, wie schon Jeremias, an der Illusion, er sei "gesandt", um sein Land und Volk zu retten. Dann endet man halt damit, Jeremiaden zu schreiben. - Es gibt da aber gar keinen Gott, der ihn zu sowas gesandt hat. Konzentieren wir uns besser darauf, one man at a time zu retten, und tauschen uns darüber aus, wie man das am besten macht!

MARCEL

12. Juli 2023 14:02

Man verzeihe, wenn ich wieder das Mantra drehe:
Die Verhältnisse in Deutschland lassen sich mit Politik nicht mehr rückgängig machen oder auch nur abfedern. Der Zug ist ab! Es ist eine Illusion, um sich über den Tag zu retten.
Einzig noch mit einer "Politik anderer Mittel" - Wer kann und will das? 
Lesen wir dazu noch einmal Jean Raspail: "Sieben Reiter verließen die Stadt"
(wahlweise auch Iwan Schmeljow: "Der Toten Sonne" - empfehlenswert!)
Mich überkommt ein Groll: 
Die BRD findet das Ende, das sie verdient hat: ehrlos, kampflos, chancenlos, Krämer, Touristen, Privatleute, Pegeltrinker. Ostentativ zur Schau getragene Arglosigkeit, fleischgewordene Zwerge ihrer Vorgärten.
Rette sich, wer kann

Franz Bettinger

12. Juli 2023 14:17

Die Pferde scheu machen? Was erreicht man mit dem Motto Hat ja doch alles keinen Sinn? Dass es trotz Machtzuwachs nicht unbedingt gleich zu einem Triumphmarsch kommen wird, haben wir bei Trump gesehen. Doch hätte eine stärkere AfD wesentlich mehr Hebel zur Hand. Sie würde regelmäßig auf die Obstruktion gegnerischer Bürokraten hinweisen und mit jeder Wahl stärker werden. 

Sandstein

12. Juli 2023 14:29

"Die BRD findet das Ende, das sie verdient hat: ehrlos, kampflos, chancenlos, Krämer, Touristen, Privatleute, Pegeltrinker. Ostentativ zur Schau getragene Arglosigkeit, fleischgewordene Zwerge ihrer Vorgärten. Rette sich, wer kann." Gut gesagt, und das trifft wohl so auch zu. Nicht mehr mein Land, leider. Aber das, was sich heute Deutschland schimpft, hat mit dem Land meiner Großeltern und Vorfahren nichts mehr gemein, nichts.

wbs47

12. Juli 2023 15:21

@Sandstein,@Marcel:
Dann wären wir schon drei, die diese Beschreibung für passend halten und daraus eben jenes Fazit ziehen!
Was aber nicht heißt, daß man nach dem von FB kritisierten Motto (hat ja alles keinen Sinn) lebt.
Man könnte das eher unter das Motto stellen: Ist der Ruf erst ruiniert, lebt sich's völlig ungeniert.

MARCEL

12. Juli 2023 15:53

P.S. Na ja, die Hoffnung stirbt bekanntlich zuletzt.
Nicht aussparen möchte ich natürlich auch den ideologischen Gegner:
Tatsächlich haben nicht mal Neubauer und Co. das Zeug und den Schneid zu echter Militanz.
Ihre Konturlosigkeit sowie der Mangel an Opferbereitschaft stehen in ihren Instagram-Gesichtern geschrieben.
Auch ein solch unwürdiger Gegner kann einen aus der Fassung bringen.

heinrichbrueck

12. Juli 2023 16:05

„Je schneller wir im tiefen Tal bei dunkelster Nacht ankommen, umso eher besteht Hoffnung auf eine Wende im Verhalten der Masse von Menschen.“ 
Die Hollywooddemokratie scheint ganze Arbeit geleistet zu haben. Wie man mit Hoffnung operieren kann, ist schließlich kein Kriterium politischer Macht, verstehe ich auch nicht. Hoffnung mit Geduld vergleichen, da bin ich mir nicht so sicher, ob die Wahrnehmung nicht einer realistischeren Kontrollausübung unterliegen würde. Das „Verhalten der Masse“ ist die Konstante. Mit „rechtsextremistisch“ ist deutsch gemeint. Vorwurfsgepräge und Negation des Deutschseins (Nichtdeutsche sind besser). Falsche Weltbilder konnten induziert werden, weil die Kontrolle über die eigene Wahrnehmung nicht vorhanden sein kann, wenn eine bewußt herbeigeführte Irreführung die Wahrnehmung steuert. Man muß die Welt so sehen, wie sie ist (Fehlleitung der Intellektuellen). 

Laurenz

12. Juli 2023 16:08

@HB  .... diametral zu @FraAimerich erachte ich diesen Artikel hier zu einem Ihrer miserabelsten. Kann Ihnen auch genau sagen, wieso. Wie beim Liberalismus schreiben Sie hier über ein Thema, welches Sie nur sehr bedingt persönlich beobachten können. Ihre Artikel werden meistens dann gut, wenn Sie jedes Detail selbst in Augenschein nehmen können. Es ist auch einfach, Ihnen ein Beispiel mangelnder Wahrnehmung zu geben. Welcher DDR-Bürger nahm denn die Überfremdung im Westen des Jahres 1989 wahr? Welcher DDR-Politiker/-Bürger knüpfte hieran politische Bedingungen zur Wiedervereinigung? Wer forderte konkret den Ausstieg aus dem Türkei-Vertrag oder den Schutz der Sozialkassen? Von der Ausrottung des Deutschen Volkes sah man 1945 mutmaßlich aus 2 Gründen ab. 1. Britische Offiziere hätten vielleicht gemeutert & Stalin hatte kein Interesse an toten Deutschen Untertanen, die Westalliierten hatten militärisch der Roten Armee nichts entgegenzusetzen. Jetzt probiert man uns über den woken Kulturmarxismus zu exekutieren, was die meisten Bürger nicht verstehen. Die Veränderung des Zeitgeistes geht nur mit dem persönlichen Existenzkampf eines jeden daher. Vielleicht 5% haben das politische Momentum verstanden. Für weitere 15% hat dieser Existenzkampf bereits begonnen.

Mitleser2

12. Juli 2023 16:16

"Die Revolution frisst ihre eigenen Kinder"
Kann man darauf bei den Linksgrünen hoffen? Eine Selbstzerfleischung dieser Kreise wäre wichtig. Ansätze gibt es ja. Die Klimakleber sind kontraproduktiv für Wahlergebnisse der Grünen.

Der Gehenkte

12. Juli 2023 16:40

1. „Die demokratische Republik ist die denkbar beste politische Hülle des Kapitalismus, und daher begründet das Kapital, nachdem es von dieser besten Hülle Besitz ergriffen hat, seine Macht derart zuverlässig, derart sicher, daß kein Wechsel, weder der Personen noch der Institutionen noch der Parteien der bürgerlich-demokratischen Republik, diese Macht erschüttern kann.“ – Wer hat’s gesagt? Lenin in „Staat und Revolution“, von B zur Lektüre empfohlen, mit oder gegen den Strich.
Was uns fehlt, ist dieser eiskalte analytische, taktisch-strategische Blick. Ist das Defaitismus, was B verbreitet? Wurde nicht gerade auf dem Podium auf allen Ebenen Vorfreude und Kampfeslust verkündet?
Beides hat seine Berechtigung. Schwimmt man mal auf der Welle, darf man sich freuen; der Kluge weiß, daß der Welle das Tal folgt; in dem kann man auch absaufen. Die Euphorie kann dazu verführen, die eignen Bestände aus dem Blick zu verlieren. Verordnete Siegeslaune ist bereits parteischädigend.
Das Land fiebert in Schüben. Geht die Entzündung zurück, bleiben von den Schwellungen (20+%) vielleicht ein oder zwei % übrig, aber auch auf die gibt es keine Garantie. Es ist aberwitzig, sich an einzelnen Ereignissen (Heizungshammer bis Berliner Badespaß) hochzuhangeln. Das sind Ereignisse, über die man bald kaum noch etwas weiß, versunken in der Geschichte. 

Der Gehenkte

12. Juli 2023 16:42

2. Auch ist die Hoffnung auf einen erlösenden Text fatal. Krah und Sellner werden – das behaupte ich ungelesen – ins Regal gestellt werden und das Schicksal fast aller Bücher erleiden; trotzdem müssen sie geschrieben werden!
Dennoch gibt es seltene Ausnahmen – „Aber wo und wann überhaupt wirkten Intellektuelle je maßgeblich?“ -, wo Theorie und Denken sich in Sein umwandelte und das kann ein Theorieschinken sein wie das „Kapital“ (bitte nicht am Bsp. aufhängen!) oder Literatur wie Sinclairs „The Jungle“ oder eine Strömung wie die Dekonstruktion oder auch nur ein Film und selbst ein zündender Twitter-Beitrag mag heute Massen mobilisieren.  
Kann man die Produktion solcher Werke planen? Kann man! Was sie alle eint, ist das Begreifen oder Erspüren des richtigen Momentes, gepaart mit dem Treffen des richtigen Tones. Das kann manchmal Zufall sein, es kann aber auch analytisch erschlossen werden. Eine Erfolgsgarantie wird es nie geben, man kann nur die Wahrscheinlichkeiten erhöhen. Planen ist notwendig aber Pläne scheitern meist.
 

Der Gehenkte

12. Juli 2023 16:43

3. Auch die Gefahren der Politik sollten nie unterschätzt werden. Es bedurfte die Grünen an der praktischen Macht, um sie zu entzaubern – vorerst. Metapolitisch sind sie noch immer bestimmend und bleiben es. So dürfte es auch der AfD gehen sollte sie jemals in diese Rolle gedrängt werden. Man kann auf einem untergehenden Dampfer den Kapitän wechseln, vielleicht damit ein paar Leben retten, aber kaum den Untergang verhindern. Es hilft auch keine Vollbremsung, um eine Titanic vor dem Zusammenprall zu retten, sondern nur ein sehr langfristiges sanftes Korrigieren des fatalen Kurses.

Niekisch

12. Juli 2023 16:53

"Phänomenal, wie innerhalb der letzten dreißig Jahre ein linker Umbau der Gesellschaft stattfand"
Lieber Herr Bosselmann, gerne dürfen Sie noch 30 Jahre hinzurechnen. Da schon hatten wir mit diesem Phänomen in seinen Anfängen zu tun. Der im Vorartikel erwähnte Henning Eichberg war schon damit konfrontiert, daß er bei den "Rechten" anstieß und mit seinen "rechten" Vorstellungen "Linken" suspekt war. Er versuchte damals das, was uns heute am meisten fehlt: die naturnotwendige Verbindung von antiimperialistischem Unabhängigkeitsstreben und systemisch antikapitalistischem Gerechtigkeitsstreben herzustellen. Ebenso wie Rudi Dutschke nahm er Dänemark als Exil vor der schon damals herrschenden Beschneidung freien Diskurses, die im sog. Radikalenerlaß kulminierte und der ich als Rechtsreferendar beinahe zum Opfer fiel.
Bleiben Sie bitte bei Ihren realistisch - anschaulichen Betrachtungen, die in Kürze Ausgangspunkt für den Ausbruch aus dem selbstgewählten weltanschaulichen Ghetto sein werden, so daß ein "Mosaikwiderstand" wachsen kann.

Carsten Lucke

12. Juli 2023 18:05

Ach, @Laurenz, man begann zu hoffen, Sie durchliefen zaghaft erste Stadien der Besserung. Aber nein : Heute mußten Sie erneut mit der Suppengabel um sich fuchteln.
@FraAimerich kam mir leider zuvor und hat freilich recht : Bosselmanns - wieder einmal - bester, wichtigster Text !
Sehr viele gute Kommentare hier, wenn auch meist bedrückend. Die, welche ausdrücken, daß das Land unrettbar am Ende ist, sind mir die nahesten. Da ist Trost und Fluch zugleich.

Hesperiolus

12. Juli 2023 18:46

Re (-aktio-) volutionäre Wider-/Wiederherstellung aus den Wertgründen der je einzelnen Kulturen, idealistisch hervorbrechende oder geringstens hervorknospende Konter-Revolutionen mit erscheinenden Leitgestalten als alleinigem Weg, Inter (emphatischer: -, Bindestrich) Nationalismen, Pietätsaufbrüche platonischer Kallo-Sozialismen der planetaren Regionen, antiquarische Querfronten des Uneingeholten gegen die globalistischen Aliens …. Gibt es dazu solche werdenden Leitgestalten und volkliches Jugendaufwachen überseits des populistischen gnomecore? Nein, also? 

Laurenz

12. Juli 2023 18:54

@Niekisch @HB .... korrekter Beitrag, das meinte ich u.a. mit Wahrnehmung von historischen oder politischen Sachverhalten.
@Der Gehenkte ... es ist völlig wumpe, ob man Mio. von Orientalen oder alliierter Soldaten im Land hat, kommt auf dasselbe raus. Ihnen sind einfach die Weimarer Verhältnisse nicht gegenwärtig. Was glauben Sie denn, was in EU & Europa los ist, wenn Deutschland an die Grenzen seiner Zahlungsfähigkeit kommt, was absehbar ist? Da kollabiert der ganze Kontinent. Die Polen gehen mit unter, weil Polen keine Wirtschaftsbeziehungen zu Rußland intensiviert. Die Ungarn kommen vielleicht durch. Nicht nur die Deutschen, alle Europäer haben es so gewollt, die Lust am Untergang.

Niekisch

12. Juli 2023 19:42

"Auch ist die Hoffnung auf einen erlösenden Text fatal"
@ Der Gehenkte 16:42: Das mag für Bücher und sonstige längere Texte zutreffen. Chancen hat da eher ein Anruf, Aufruf oder ein Manifest mit wenigen kurzen Sätzen oder Mehrzeilern. Derartiges liegt sozusagen in der Luft, es dräut heran, wer aber will den Anfang machen? Er müßte ja Grenzen überschreiten, sich innerhalb der Szene unbeliebt machen, den Feind auf sich ziehen, der Überheblichkeit geziehen werden. Man wird ihm besonders Unmöglichkeit entgegenhalten.
Wäre es nicht trotzdem eine spannende Aufgabe, die "Querfront" in die Köpfe zu verlagern und sie dann zu formulieren? 
 
 

anatol broder

12. Juli 2023 22:21

@ laurenz 18:54
gibt es berechnungen, wann «deutschland an die grenzen seiner zahlungsfähigkeit kommt»?

Zauberer von Oz

12. Juli 2023 23:29

Bin gestern und heute durch Saarbrücken getendelt. Jesses, das stand der Nordstadt von Dortmund in nichts nach. Je mehr Buntheit, desto schneller das Finale. Ich freue mich darauf. Ohne Schmerz kann es kein Lernzuwachs geben. Ich bleibe bei meiner These: Entweder Schlesien oder Ungarn als neue Heimat.

Gracchus

13. Juli 2023 00:07

Bosselmanns Skepsis ist absolut angemessen. Nüchtern realistisch. Das passt nur denjenigen nicht, die schon betrunken sind, nachdem sie kurz mal an der Schnapsflasche gerochen haben. Es kommt natürlich drauf an, was man erreichen will. Eine echte Wende müsste ja über das politische Feld hinausgehen, und das schafft keine Partei, das wäre auch gar nicht wünschenswert. 
 

Laurenz

13. Juli 2023 04:48

@Carsten Lucke @L. ... Was nutzen Ihre völlig inhaltsleeren Beifallsbekundungen, wenn Sie nicht mal in der Lage sind, wenigstens einen Satz zu formulieren, der Ihre Sicht der Dinge an irgendeiner Sachlage festmacht? Hätten Sie meinen Beitrag einigermaßen gründlich gelesen, dann wäre Ihnen aufgefallen, daß ich nicht den guten Schreibstil HBs durch den Kakao gezogen habe. Meine Kritik geht gegen die desparate Stimmung in HBs Text. HB läßt sich bei einem politischen Kontext von Seinen Gefühlen leiten, in meinen Augen ist das typisch rechts & unklug. Genausowenig angebracht ist es, künstliche Festtagsstimmung zu verbreiten. Wenn HB über Seine Zeit bei den Grenztruppen der DDR erzählt, Schulpolitik anprangert, Lehrpläne zerlegt, Sein Wohngebiet beschreibt, Seine Heimat & Herkunft verehrt, wird immer sofort klar, was HB persönlich ausmacht, sein Eigenanteil wird, großzügigerweise, offensichtlich. Der Artikel wird quasi zu einem Kunstwerk mit erkennbarem Künstler dahinter. Im historischen Kernpunkt meiner Kritik steht, daß sich weder ehemalige DDR-Bürger, noch sonstige Osteuropäer je damit beschäftigt hatten, mit wem sie es im Westen eigentlich zu tun haben. & das, trotz Markus Wolf. Jetzt ist das Erwachen grausig. Da hat bisher auch keiner gegengehalten, außer Ihnen, mit Ihrer unqualifizierten Äußerung.

Gotlandfahrer

13. Juli 2023 10:14

@ Laurenz:
Ihr Aufmischen ist lebendig, gefällt mir, dabei ist es unwichtig, ob man sich einig ist. Ein wenig Gerechtigkeit für HB würde ich folgendermaßen versuchen herzustellen, insofern eine brüderliche Kritik an Ihnen: Wir sitzen hier alle zusammen am Wörtersee und fischen im Trüben. Damit wird da draußen nicht viel zu erreichen zu sein, und dennoch tut es wohl jedem hier gut, womit dann doch wieder etwas erreicht wird. Im Grunde genügte es, zu dichten und zu belletrisieren, was ja vom Kriege zu erzählen heißen soll… Deswegen: Ja, HB ist ein erkennbarer Künstler. Er schreibt in einem mit Wehmut durchwirkten persönlichen Stil, seine Texte sind aus meiner Sicht kluge Kleinodien zur Gegenwart. Wenn Sie strategisch/taktische Handlungsempfehlungen erwarten, dann frage ich Sie: Auf Basis welcher Informationen soll das über bereits längst Verfügbares hinaus geschehen? Sie bemängeln an unseren Ossis, diese hätten sich nie damit beschäftigt, mit wem sie es im Westen eigentlich zu tun hätten. Ja haben unsere Wessis das denn je getan? „Wir“, die wir in Union-Jack-Schlafanzügen unter Kiss- und Freiheitsstatuenpostern vom ersten Urlaubstrip nach California geträumt haben? Wir wurden alle gemeinsam geschlagen, sogar mit denen, gegen die wir zogen, um von ihnen besiegt zu werden. Die dort haben aber verstanden, mit wem wir alle es zu tun haben. Doch über die können wir nicht einmal Gedichte verfassen.

MarkusMagnus

13. Juli 2023 11:38

"Die dort haben aber verstanden, mit wem wir alle es zu tun haben. Doch über die können wir nicht einmal Gedichte verfassen."
@ Gotlandfahrer
Und wieso können wir das nicht?
Gedichte gehen immer.

Laurenz

13. Juli 2023 11:50

@Gotlandfahrer @L. ..... Mit 19 Jahren kannte ich alle Mitglieder des Politbüros der DDR, machte mit DDR-Literatur mein Sportabi & wußte exakt, was es in der DDR zu kaufen gab. Immer wenn wir genug Geld hatten, fuhren meine Kumpels & ich nach Berlin (Ost). Am liebsten trank ich Kirsch-Whiskey, wenn wir feierten. Wenn wir sonst in Europa unterwegs waren, erzählten wir den Mädels, wir seien aus der DDR & die Neffen von Axen & Mittag. Frauen neigen zum Exotischen. Ich war mehrmals in Ungarn, der Tschechei, Rumänien & Bulgarrien, 1x Kiew, 2x Krim. Das stand deswegen alles auf meinem Lebensprogramm, weil dauernd Karibik, NY, Afrika, Asien, Südamerika keine Abenteuer mehr versprachen. Alleine als mein Kumpel & ich das erste mal in Sinferopol landeten (2003), uns ein Fahrer im Wolga abholte & die erste Kurve auf 2 Rädern nahm, wurde es sofort spannend. Später, als er zum Meer hinunter dauernd im Leerlauf rollen ließ, drohte ich ihm Prügel an, wenn er nicht langsamer fahren würde. Wenn man kein Russisch sprechen & kein Kyrillisch lesen kann, ernährt man sich 4 Wochen lang von Bolschoi Schaschlik oder tippt auf der Karte auf irgendwas. Die öffentlichen Toiletten in Sewastopol entpuppten sich als Tor zur Hölle. Ich würde eher an Darmverstopfung sterben, als dort den Theseus zu machen. Das, Gotlandfahrer, hört nie auf, wenn man gen Osten reist. Ossetien, Schwarzmeerküste, steht noch auf meinem Plan.

anatol broder

13. Juli 2023 14:11

@ laurenz 00:04
danke, aber unter den adressen sehe ich keine zeitangaben. danach habe ich nämlich gefragt («wann»).

Gotlandfahrer

13. Juli 2023 14:55

@Laurenz: Hut ab. Hört sich aber, erstens, nicht nach Regelfall an. Hat Ihnen das aber, zweitens, außer dem Geschmack des Abenteuers, Erkenntnisse zum eigentlichen Aufbau des Westens gebracht? Den konnten unsere Ossis, anders als Sie umgekehrt, nicht bereisen, bevor sie sich dann auf ihn einließen. Diesen Mangel an Erforschung attestierten Sie denen ja aber. Ich kenne nicht einmal eine handvoll Wessis, die Ihnen vergleichbares im eigenen Westen taten.
Antworten Sie gern in Versform, für den Kameraden Magnus oben ;-)

Niekisch

13. Juli 2023 17:25

Laurenz fuhr mehrfach in den Osten,
um Abenteuer dort zu kosten -
manch Ossi schlich zum Stacheldraht,
wo Heino Bosselmann auf Posten -
Wer wußte wirklich was von wem?- 
zu fragen war zumeist uns zu bequem...
 
 
 
 
 
 
 

Laurenz

13. Juli 2023 18:35

@Gotlandfahrer @L. ... wir hatten ähnliche Debatten schon öfters. Will niemanden langweilen. Geben Ihnen 2 Beispiele. Habe seit der Jugend schon ein paar Werbeprofis kennengelernt. Jeder, der denkt, durchschaut in der Regel PR-Prinzipien. Dasselbe gilt auch für TV-Produktionen, wie Krimis. Viele verstehen den Unterschied zwischen TV-Scheinwelt & der Realität. In Osteuropa, in Afrika, im Mittleren Osten oft nicht. Desweiteren haben wir die Geschichtsbetrachtung, die ein globales Problem darstellt. Hier 2 Klips über Deutsche Satire. https://youtu.be/sEKCZHTdews https://youtu.be/0-o7ZhXi-7Y An mir ist kein Dichter verloren gegangen.

Laurenz

13. Juli 2023 18:37

@Anatol Broder @L. ... Sie wissen ebenso gut, wie ich, daß die Wohlhabenden dieser Welt (ab 20 Mio. Euro aufwärts) oft viel Geld ausgeben, um sich finanziell beraten zu lassen, es sich aber in der Zukunft immer um Prognosen handelt. So, ähnlich, wie für's Volk Dirk Müller einst den Zinseszins-Effekt erklärte. https://youtu.be/699hnAsj3t8 Man hatte das, was Dirk Müller hier sagte, durch die 0-Zins-Politik ausgehebelt & sich Zeit gekauft. Das geht solange gut, wie das viele Luftgeld nicht zum Konsumenten, zum Warenkorb durchkommt. Aber die Politik hält sich nie an Vorgaben, Migrationskrise & Corona-Regime als Stichworte. Jetzt steigen die Zinsen zur Inflationsbekämpfung. 1% Zinsen kosten Deutschland 23,5 Milliarden Euro Zinsen p.a., 3% bereits 70,5 Milliarden. Der Verteigungshaushalt beträgt, im Vergleich, 50,1 Milliarden. In 2023 lag die Durschnittsrendite 10jähriger Bundesanleihen, bisher bei 2,4%.

Blue Angel

13. Juli 2023 20:43

Die Artikelüberschrift trifft es auf den Punkt: Wer AfD wählt, will auf diese Weise den kranken Irrsinn abwählen, der uns als Normalität verkauft werden sol.
Natürlich ist die AfD eine Hoffnung, darf und sollte m. E. aber nicht die einzige sein sondern außerparlamentarische Umbrüche auf den parlamentarischen Ebenen befördern, begleiten und zuspitzen, was sie tut.
Traurig macht mich, wenn immer wieder die Rede davon ist, dieses Land sei verloren. Nein, ist es nicht: Diese Simulation eines Staates ist verloren, das Land dagegen lebt und gibt uns Kraft. Man kann es unter seinen Füßen spüren und in seiner Seele. Unsere Vorfahren haben es uns erkämpft und für uns urbar gemacht. Die benötigte Gelassenheit äußert sich auch darin, unseren Anspruch darauf genauso selbstverständlich zu vertreten wie den auf unser anderes Ur-Eigenes. U. a. meine lange verstorbene, pommersche Oma würde mir kräftig wohin treten, ließe ich den Gedanken an Landflucht zu. Das passierte schon bei Schwächeanfallen aufgrund schwerer physischer Arbeit: "Was haben wir denn durchgemacht? Stell dich nicht so an!" - und schon war die nötige Kraft zurück. Solche Omas sollte es wohl viel mehr geben. 
 
 
 
 

Gotlandfahrer

14. Juli 2023 09:33

@ Laurenz:
Viele verstehen den Unterschied zwischen TV-Scheinwelt & der Realität. In Osteuropa, in Afrika, im Mittleren Osten oft nicht.
Zu Afrika und dem Mittleren Osten will ich mir diesbezüglich kein gruppenpsychologisches Urteil erlauben. Bzgl. Osteuropa und - darum ging es ja in unserem Austausch - unseren Mitbürgern der ehem. "DDR" behaupte ich, dass man dort viel eher als die strammen Westdeutschen (bin selbst einer, wenn auch nicht stramm, also nicht als solcher, wenn, dann am Wochenende...) in der Lage ist, TV-Scheinwelten zu durchschauen. Sie können - gerade mit Ihrer Reiseerfahrung dorthin - doch nicht ernsthaft behaupten, Menschen, die im real existierenden Sozialismus lebten wären nicht in der Lage, zwischen den Zeilen zu lesen und Doppeldenk zu erkennen? Das war dort überlebenswichtig, weswegen denn die deutlich höheren AfD-Werte? Was lässt Sie annehmen, die westdeutsche Tatort-Seher-Gesellschaft, die sich Chio-Chips und Nutella reinschiebt nur weil irgendwelche La Mannnschaftskicker dafür grinsen, hätte einen schärferes Verständnis für PR-Techniken?

anatol broder

14. Juli 2023 10:37

@ laurenz 18:37
ich weiss nun mehr über die «lust am untergang» als über den zeitpunkt, wann «deutschland an die grenzen seiner zahlungsfähigkeit kommt». 

Maiordomus

14. Juli 2023 10:40

Es handelt sich aber immer noch um ein zwar wachsendes Ghetto. Das Dilemma ist, dass heute bei einer Koaliton der Union mit der AfD die erstere Partei zerbrechen würde, weil ca. ein Drittel linke Merkelianer und die sog. Zivilgesellschaft von einer Nazimachtübernahme mit bürgerkriegsähnlichem Widerstand nicht nur schwafeln würde. natürlich gäbe es Unruhen mit Toten. Ich sage nicht, dass dies nich auf sich genommen werden solle, es muss aber gesehen werden. Es geht hier nicht um Gegnerschaften, sondern im Carl Schmittschen Sinne um Feindschaft. Schulen, Kirchen, Universitäten, Medien Kulturverbände. Sport usw.  haben ein reales Machtpotential. Und eines der grössten Anliegen würde bleiben, das reale und faktische Ausschliessen von Rechten bis hin zum Berufsverbot zu elimieren. Es müsste ganz normal sein, dass Höcke und der im Vergleich zu diesem fast unpolitische, leider nicht gerade praktisch erfahrene Bosselmann unterrichten dürfen. Dies durchzuziehen ist mindestens so wichtig wie ein Ministeramt. 
PS. Ich bin gespannt, ob der Rat für deutsche Rechtschreibung, der heute im deutschsprachigen Belgien tagt, hart bleibt; zumindest sind Konzessionen zu erwarten, auch nach dem Motto solange abstimmen lassen, bis das Resultat stimmt. 

Laurenz

14. Juli 2023 16:46

@Anatol Broder @L.  ... Zahlunsunfähigkeit & Lust am Untergang. .... kommt auf dasselbe raus. Ob man Reparationen zahlt, Ruhrbesetzung, Young-Plan in Betracht zieht oder die Kinder nur andere Namen haben, Migration, Euro-Rettung, Ukraine-Krieg, das macht nicht wirklich einen Unterschied. Unsere Situation ist genauso isoliert, wie vor 100 Jahren.
@Gotlandfahrer @L.  ... Die Rumänen haben die Amis 1998 ins Land geholt. Serien, wie Derrik, werden weltweit erfolgreich verkauft. Schauen Sie Sich diese TV-Lebenswelten an. Auf Dauer ist kein Bürgergeld-Leben irgendwie klasse.

Pasewalker

16. Juli 2023 14:21

Beim Lesen dieses Textes erinnerte ich mich unwillkürlich an den Bericht von Benedikt Kaiser über seine Konfrontation mit militanten Linksextremen vor einem Burschenschaftshaus. Mein spontaner Gedanke dazu war seinerzeit: "Wenn die Burschenschaftshäuser ihre Kneipsäle zu Fitnessräumen umgestalten würden und statt Bier regelmäßig Proteinshakes trinken würden, gäbe es diese Probleme mit übergriffigen Linken wohl weitaus weniger."
Übertragen in das große Ganze hieße das: wir sollten unsere rechte Gegenbewegung nicht nur in ideologischer Wese verstehen, nicht nur intellektuell. Was wir wieder vielmehr kultivieren müssen ist eine Vitalität, die uns körperlich wie geistig härtet, die all die jungen Männer anzieht, die ihre Männlichkeit entwickeln wollen - und die jetzt von obskuren Gestalten wie Andrew Tate von oder von Fussball-Hooligan-Gruppen entpolitisiert werden.
Von daher ist der AfD und allen anderen rechten Kräften zu raten, den vorpolitischen Raum mit politisierten Sportvereinen zu erobern. Statt politischer Soldaten also politische Sportler. Die Anziehungskraft von körperlicher und geistiger Vitalität wird dann schon dafür sorgen, dass wir auch eine eigene Jugendbasis aufbauen können, welche geeignet ist, den verweichlichten Friday-Kids und ihrem extremen Klimakleberfreunden entgegenzutreten.

Für diesen Beitrag ist die Diskussion geschlossen.