Vor einigen Wochen wurde die große Wappenkartusche über dem Westportal des teilrekonstruierten Berliner Schlosses angebracht. Abgesehen von kleineren Restarbeiten wie der Ausgestaltung zweier Portaldurchgänge und der Aufstellung einiger Dachskulpturen, für die bereits die Gelder gesammelt sind, wurde damit eines der berühmtesten und spektakulärsten deutschen Rekonstruktionsvorhaben nach der Wiedervereinigung vollendet.
Der Architekt Franco Stella, der die Neuplanung des Schlosses übernommen hatte, konzipierte die Raumfolgen so, daß in Zukunft sogar ein paar Innenraumrekonstruktionen erfolgen können, sofern einmal Wille und Geld dazu vorhanden sein sollten. Das barocke Giganten-Treppenhaus könnte den Anfang machen.
Auch einige andere Projekte stehen vor ihrem Abschluß. In Potsdam werden noch in den nächsten drei Jahren rund um den Alten Markt Wohnhäuser gebaut. Für das letzte Baufeld wird nun das marode DDR-Apartmenthaus »Staudenhof« hinter der Nikolaikirche abgerissen. Die sich nun abzeichnende städtebauliche Struktur nimmt die während der DDR-Zeit negierten historischen Straßenverläufe wieder auf. Ein paar Barockfassaden werden im Rahmen dieses großen Bauprojekts rekonstruiert. Zugleich ist in Potsdam soeben der in der Basisvariante fertiggestellte Turm der Garnisonkirche vom Baugerüst befreit worden. Bislang fehlen noch Bauelemente, die nachträglich hinzugefügt werden müssen, wenn das Geld dafür aufgebracht ist: einige Säulen, vor allem die Turmhaube.
Vom Kirchenschiff redet derzeit kaum noch jemand. Das Gebäude wurde hart von linker Seite attackiert, da es zum Symbol für den »Tag von Potsdam« geframed wurde. Im März 1933 waren an diesem Ort die Feierlichkeiten zur Reichstagseröffnung abgehalten worden, und auf einem später zum Symbolbild aufgepumpten Foto ist Hitler beim Handschlag mit Reichspräsident Hindenburg festgehalten. Zu den ständigen Attacken von links gegen das Rekonstruktionsprojekt, die permanent wohlwollend in der gewogenen Tagespresse verbreitet wurden, kam die Unfähigkeit der mit zahlreichen evangelischen Kirchenvertretern besetzten Stiftung Garnisonkirche: Ihr gelang es nicht, ein positives Image aufzubauen, ausreichend Spenden zu generieren und sparsamer zu haushalten.
Mit diesen letzten Großprojekten ebbt eine Rekonstruktionswelle ab, die seit 1990 und vor allem seit dem Dresdner Neumarkt-Projekt um die wiederaufgebaute Frauenkirche aufgelaufen war. Weniger die ständigen Widerstände linker Architekturtheoretiker und Kulturjournalisten, Verbandsvertreter des Bundes Deutscher Architekten (BDA) und kommunalpolitischer Gruppen haben den Elan zum Erliegen gebracht als vielmehr das langsame Versiegen finanzieller Mittel. Mindestens aber ist das weitgehende Desinteresse der öffentlichen Hand an der Finanzierung von Stadtverschönerungsprojekten ausschlaggebend. Im Zuge der geistigen Hegemonie der »Grünen« nehmen andere Ziele das komplette Denken der verantwortlichen Planer ein: Klimaneutralität, Passivhausstandard, Fassadengrün, autofreie Innenstädte, Radwegeausbau. Da bleibt für ästhetisch gestaltete Altstadtgassen oder historische Gebäude wenig Kapazität übrig.
In Frankfurt am Main soll immerhin noch der Rathausturm »Langer Franz« seine seit 1944 fehlende gotische Spitze wiedererhalten. Über eine Million Euro konnte der Brückenbauverein um den bekannten Architekten Christoph Mäckler sammeln. Der Rest soll, laut städtischer Zusage, von der öffentlichen Hand zugeschossen werden. In Dresden wiederum hat der engagierte Investor Frank Wießner vor, das barocke Narrenhäusel an der Augustusbrücke wiederaufzubauen – und bekommt seit Jahren von der städtischen Bauverwaltung Hürden in den Weg gelegt.
Auch der Versuch der Altstadtfreunde in Nürnberg, die Nachkriegsfassade des bekannten Pellerhauses durch eine Rekonstruktion der Renaissancefassung zu ersetzen, wird seit Jahren massiv von Architekten, Denkmalpflegern und der Stadt bekämpft. In Neustrelitz soll zumindest mit Mitteln des Bundes und des Landes der Schloßturm als »Leuchtturm für Demokratie« rekonstruiert werden, der Baubeginn ist allerdings ungewiß. So bleiben einige wenige, von idealistischen Bauherren privat finanzierte Projekte übrig, vor allem im Bereich der Fassaden- und Dachwiederherstellung.
Wie gut indes eine Regierung Weichen stellen kann, wenn sie den Willen dazu hat, zeigt das Beispiel Ungarn. Es war für die bauliche Entwicklung des Landes von großem Glück, daß bei der Parlamentswahl 2022 erneut die Fidesz von Ministerpräsident Viktor Orbán einen Wahlsieg erringen konnte. Denn nun kann in der laufenden Legislaturperiode das Nationale Hauszmann-Programm, gegen das es durchaus Einwände von seiten der Opposition gab, umgesetzt werden. Es dürfte sich um das aktuell größte Rekonstruktionsprojekt weltweit handeln. Das Programm sieht vor, zahlreiche in den Endkämpfen des Zweiten Weltkrieges zerstörte historistische, öffentliche Großgebäude auf dem Budapester Burgberg zu rekonstruieren. Dazu zählen die bereits 2019 wiedererbaute Königliche Reithalle, das seit 1945 nur noch als Erdgeschoßrest existente Haus des Verteidigungsministeriums, die ehemalige Zentrale des Roten Kreuzes und das Erzherzog-Joseph-Palais.
Außerdem soll das nach dem Krieg verändert aufgebaute Schloß wieder sein altes Erscheinungsbild und einige historische Säle zurückerhalten, mit Säulen, Stuck und Malereien. Etwas weiter östlich dieses Areals, unweit der Fischerbastei, erhält das ehemalige Finanzministerium seine historische Fassade mit den neogotischen Türmen zurück. Ein derartiger Impuls strahlt auf Stadt und Land aus. An vielen Stellen werden in Budapest verlorene historische Dachlandschaften wiederhergestellt und Gebäude im traditionellen Stil ergänzt.
Auch weitere Rekonstruktionen, wie das von den Sowjets abgerissene Jugendstil-Stadtparktheater, sind dort projektiert. Teilweise kommt es sogar zu einer erstmaligen Umsetzung einst geplanter, aber nie gebauter historischer Häuser. Auf dem Land finden derzeit zahlreiche Sanierungen maroder Schlösser statt. Sogar eine Rekonstruktion des im 17. Jahrhundert von den Türken zerstörten Burg- und Schloßkomplexes von Visegrád ist im Gespräch.
Die Situation der aktiven staatlichen Förderung von Stadtbild-Heilung in Ungarn unterscheidet sich somit grundlegend von der in Deutschland. Hierzulande sind es meist kleine Bürgerinitiativen, von denen die Impulse zu Rekonstruktionen ausgehen, und häufig werden diesen von desinteressierten bis offen ablehnend reagierenden staatlichen Stellen Steine in den Weg gelegt. Oder es kommt zum Spiel auf Zeit durch endlose Verzögerungen.
Nehmen wir das Beispiel der Berliner Bauakademie. Die 1836 von Karl Friedrich Schinkel gegenüber dem Berliner Schloß als Lehranstalt errichtete Bauakademie nahm im Zweiten Weltkrieg großen Schaden. Dennoch kam es in der frühen DDR zu Wiederaufbaumaßnahmen. 1953 konnte gar das Richtfest gefeiert werden. Doch danach bewilligte die SED-Regierung kein Geld mehr für den Innenausbau, so daß es 1956 zur Einstellung aller Baumaßnahmen kam. Bald schwenkte die anfänglich noch traditionell orientierte Stadtplanung der frühen Nachkriegszeit auch in der DDR auf Modernismus um, und so wurde die im Rohbau bereits wiederaufgebaute Bauakademie 1962 komplett abgerissen. Statt dessen wurde an ihrer Stelle das Hochhaus des DDR-Außenministeriums errichtet, das seinerseits wiederum 1996 abgerissen wurde.
Seit fast 30 Jahren findet nun die Debatte um die Rekonstruktion der Bauakademie auf dieser Brache in der Mitte Berlins statt. Bereits 1991 meldeten sich erste Stimmen aus der Wissenschaft zu einer Rekonstruktion. 1994 wurde der Förderverein Bauakademie gegründet. Zwar gab bereits 1995 die Zeit polemischen Gegenstimmen ein Forum. Doch diese Stimmen verstummten in den Folgejahren wohl auch deswegen, weil sie keine richtigen politischen Argumente gegen eine Bauakademie finden konnten.
1997 kam es zu einer Machbarkeitsstudie des Landes Berlin. Diese kam zu dem Schluß, daß weder Wiedererrichtung noch Nutzungsbetrieb öffentlich finanziert werden könnten. Die Mittel sollten also private Geldgeber erbringen. Der Förderverein entwickelte einen antragsreifen Rekonstruktionsentwurf, doch die potentiellen Privatinvestoren zogen ihre Bereitschaft zurück. Blockadehaltungen von Architektenschaft und Politik führten danach zur Zermürbung der Initiative.
Nach jahrelangem Stillstand beschloß der Deutsche Bundestag 2016 nun doch die Wiedererrichtung der Bauakademie und stellte dafür 62 Millionen Euro zur Verfügung. Es kam zu Dialog-Foren über Nutzungsszenarien, einer neuen Machbarkeitsunterlage, einem Programmwettbewerb und schließlich 2019 zur Gründung der Bundesstiftung Bauakademie mit der Aufgabe, eine Forschungs- und Bildungseinrichtung für Stadtentwicklung sowie nachhaltiges Planen und Bauen zu schaffen. Der SPD-Politiker Florian Pronold wurde vom Stiftungsrat zum Gründungsdirektor gewählt. Aber die Benennung führte zu einem öffentlichen Sturm – wahrscheinlich, weil Pronold zu eindeutig in Richtung Rekonstruktion tendierte. Der in der modernistischen Szene übliche »offene Brief« wurde verfaßt und von über 600 Architekten, Kulturschaffenden und Museumsbediensteten unterzeichnet.
Auch mehrere Landesverbände des berüchtigten Bundes Deutscher Architekten positionierten sich gegen Pronold. Offiziell wurde bemängelt, daß Pronold durch Seilschaften von alten Bekannten und trotz mangelnder Kompetenzen zu dem Posten gekommen sei. Da derartige Formen der Stellenbesetzung nun wahrlich kein außergewöhnlicher Vorgang im bundesdeutschen Politikbetrieb sind, dürften die Vorwürfe nur ein Vorwand für eine der Architektenlobby genehmere Stellenbesetzung gewesen sein.
Zermürbt von zwei gerichtlichen Klagen gab Pronold auf, und 2021 trat der Architekturprofessor Guido Spars den Posten des Gründungsdirektors an, um kurz darauf mehrfach zu verlautbaren, daß eine authentische Rekonstruktion des Gebäudes keinesfalls zwingende Vorgabe sein müsse. So geht die Endlosgeschichte in die nächste Runde. Eigentlich überrascht diese lange Durststrecke etwas, denn gerade bei der Bauakademie fehlen zahlreiche Argumentationspunkte, die häufig wider Rekonstruktionen angeführt werden.
Sie ist nicht historisch »belastet«, also kein explizites Symbol der monarchischen Zeit wie das Stadtschloß, und schon gar nicht »NS-kontaminiert« wie die Potsdamer Garnisonkirche. Auch kann sie kaum als Gebäude falschen »Pomps« oder »rückwärtsgewandter« Sehnsüchte attackiert werden, denn Schinkels Schöpfung gilt als ein Vorläufer der architektonischen Moderne. Die Bauakademie war statisch konstruiert als geometrisches Stützenraster, dem unverputzte Ziegelwände und Terrakottasteine vorgeblendet wurden. Das ermöglichte großzügige Grundrisse, wodurch das Gebäude ein Vorbild für viele spätere Industrie-Lofts wurde.
Im Ausland ist ein generell viel unbefangenerer Umgang mit dem Thema »Rekonstruktion« feststellbar. In Südkorea wird das weitgehend von den japanischen Besatzern abgerissene Areal des Kaiserpalastes Gyeongbokgung seit 1990 sukzessive rekonstruiert. In Nepal findet seit dem verheerenden Erdbeben von 2015 ein umfangreiches rekonstruierendes Wiederaufbauprogramm statt, das zahlreiche Paläste und Tempelanlagen umfaßt. In Warschau soll demnächst das 1944 von der deutschen Wehrmacht zerstörte monumentale Sächsische Palais rekonstruiert werden.
Die deutsche Ausnahmesituation in Mitteleuropa angesichts der Verwüstungen des Bombenkrieges und der Abrißwellen der Nachkriegszeit hat hingegen zu einem auffälligen Verlust an Geschichtstiefe und Identität in vielen deutschen Städten geführt. Hinzu kommt eine überholte Denkmalschutz-Doktrin, die einem materiellen Substanz-Fetischismus frönt, aber der Idee eines Bauwerks, seiner jederzeit wieder materialisierbaren geistigen Gestalt, keinen Wert zubilligt.
Übersehen wird, daß sich, wie jeder Körper, auch ein Gebäude im Laufe seines Daseins schon durch nötige Sanierungen in seiner Substanz stetig erneuert. Steine, Dachpfannen und Regenrinnen werden ausgetauscht, das Gebäude bleibt vor allem in seiner Gestalt erhalten. So ist eine Rekonstruktion auch keine »Fälschung« oder »Kopie«, sondern eine »leibliche Auferstehung aus dem Nichts«. (1) Die Rekonstruktion fälscht also keine Geschichte, sondern heilt nur eine Wunde der real passierten Geschichte. Dadurch wird sie selbst Teil der Geschichte.
Neben der Ignoranz desinteressierter und geschmacksverirrter Kommunalpolitiker und den Widerständen der modernistischen Architekten, die im Bund Deutscher Architekten ihre Berufsvertretung haben, existiert in manchen Fällen noch eine weitere Gruppe, die gelegentlich mit Aktionen gegen ästhetische Stadtreparatur von sich reden macht: Linksradikale. Gewöhnlich interessieren sich Linksradikale nicht für ästhetische Fragen, da sie sich zum einen vor allem mit der sozialen Struktur einer Gesellschaft befassen, zum anderen die als kapitalistisch bewertete Realität ohnehin ablehnen, ganz gleich, ob sich diese schöner oder häßlicher präsentiert. Allenfalls etwas Polemik gegen »Fassadismus« und den »schönen Schein« des kapitalistischen Elends findet sich bei ihnen.
Und tendenziell werden möglichst verkommene und verelendete Ecken von ihnen besonders unter Schutz gestellt. Letztere sollen gar nicht verschönert und verbessert werden. Mit Graffiti verschmierte Unterführungen gelten als Areale anarchischer Freiheit, in denen die Werte und Normen der »bürgerlichen« Gesellschaft nichts gelten. Die Zelte der illegalen Zuwanderer, die aus Pappkartons bestehenden Nachtlager der Obdachlosen in Kaufhauseingängen, die nach Urin riechenden Wandnischen der Crackraucher sollen als Stachel und Anklage gegen die bürgerliche Gesellschaft möglichst sichtbar im öffentlichen Raum bestehenbleiben. Mindestens ergeben sich daraus später Jobs als Streetworker oder Pädagoge in der kommunalen Sozialbetreuungsindustrie.
Zu einer formierten Attacke gegen Projekte der architektonischen Stadtreparatur werden diese Befindlichkeiten aber erst, wenn sie von ideologischen Kulturtheoretikern oder linken kommunalen Wählervereinigungen für deren Interessen instrumentalisiert werden – und für die Interessen der rein an Rendite orientierten kapitalistischen Bauherren. Gerne wird dabei der moralisch höchst fragwürdige alliierte Bombenkrieg pseudoreligiös verbrämt zu einer Art »göttlichen Strafe«, deren Resultate man nicht rückgängig machen dürfe – sozusagen im Sinne einer »Bestrafung« zum Leben in Häßlichkeit als Erbschuld.
In Potsdam gab es beispielsweise bei jedem größeren Rekonstruktionsprojekt in der Stadtmitte Widerstände aus dem linksradikalen Milieu. Formuliert wurden sie durch Architekturtheoretiker wie Philipp Oswalt, der sich auch in Berlin und Frankfurt am Main massiv gegen Rekonstruktionen positioniert hat, und durch die kommunale Wählergruppe »Die Anderen«, die das Thema zur Profilierung gegenüber ihren Sympathisanten wahltaktisch zu nutzen versucht. Als 2010 bis 2013 das Stadtschloß als neuer Landtag durch eine Spende Hasso Plattners äußerlich rekonstruiert werden konnte, äußerten sich die Proteste.
Als die DDR-Fachhochschule von 2017 bis 2018 zugunsten einer historisierenden Neubebauung abgerissen wurde, wiederholte sich das Spiel. Immer noch wird verbissen um den Erhalt des DDR-Rechenzentrums gestritten. Der Bau ist belanglos und längst durch Umbauten entstellt, aber er dient linksalternativen Gruppen als Platzhalter, weil er auf einer Fläche steht, die eine Rekonstruktion des Kirchenschiffs der Garnisonkirche blockiert, auch wenn diese derzeit gar nicht ansteht.
Um das Geld kann es nicht gehen, denn die Sanierung und die brandschutztechnische Erneuerung der maroden DDR-Bauten würden enorme Summen verschlingen, für die das angesprochene Milieu keine Finanzierungsgrundlage liefern kann. Um den Wohnraum kann es nicht gehen, denn zum Beispiel anstelle des Potsdamer »Staudenhofs« soll mittels neuer Blockrandbebauung mehr Wohnraum als heute neu entstehen, zu erheblichen Teilen sozial gefördert. Um die Originalität der DDR-Bauten als künstlerische Denkmale kann es ebenfalls nicht gehen, denn teils sind die Häuser schon durch Sanierungen der Nachwendezeit stark entstellt, teils schlagen die Linksradikalen selbst massive »klimaschützerische« Umbauten vor, die das Erscheinungsbild der Häuser stark verändern würden.
Die maroden DDR-Bauten, für deren Erhalt sie sich einsetzen, dienen somit nur einem einzigen Zweck: Sie sind Platzhalter, mit denen eine ästhetische Stadtreparatur nach historischen Vorlagen verhindert werden soll. Im Westen Deutschlands dienen diesem Zweck ganz ähnlich viele eilig unter Denkmalschutz gestellte und das Stadtgefüge maximal störende Großbauten der Nachkriegsjahrzehnte. Dafür wird heute sogar die Begründung herangezogen, ein Erhalt würde dem Klimaschutz dienen.
Das schöne Stadtbild, die Harmonie, die Poesie, der Rückgriff auf Geschichte sind manchen ein Feindbild. Die weltweit sichtbaren Stadtverwüstungsprozesse des 20. Jahrhunderts sollen nicht revidiert werden, mindestens nicht in Deutschland. Doch dies wird nicht das letzte Wort der Geschichte bleiben. Phantomschmerz hallt lange nach, und wenn das Bewußtsein wächst, daß vieles möglich ist, wird wieder vieles ermöglicht werden.
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(1) – Markus Rothaar: »Die Wiedergewinnung der Städte«, in: Harald Streck (Hrsg.): Die Rekonstruktion von Bauwerken, Norderstedt 2014, S. 18.