Schlimmer als falsche Kritik ist fehlende Kritik, sagt Jörg Seidel

Jörg Seidel beschreibt, was wir längst hätten notieren sollen: Über der Szene liegt ein unstatthaftes Disziplingebot. Es soll, so das Gebot, Organisations- und Theoriepfade geben, von denen abzuweichen den Erfolg gefährde.

Aber diese Pfade gibt es nicht, und geistige Parteidisziplin ist schwer schädlich für den Geist.

Es gibt nur mehr oder weniger gut durchdachte Theorien. Und es gibt die Wirklichkeit. Und weltanschauliche Leitplanken. Und: Unterschiede von Nation zu Nation, von vorgestern zu heute, von großem Staat zu kleinerem Gebilde.

Wir sind strikt der Meinung, daß wieder mehr kritisiert werden sollte und schlagen vor, mit den Büchern von Maximilian Krah und Martin Sellner zu beginnen - mit Politik von rechts also und Regime Change von rechts. Wer einreichen möchte, schreibt an redaktion(at) sezession.de.

Den Auftakt aber macht Jörg Seidel mit seinen grundlegenden Gedanken und - übermorgen - mit einer Kritik am Buch Nationaler Block von Márton Békés.

– – –

Wir müs­sen ein­an­der wie­der kritisieren

von Jörg Seidel

Die här­tes­te und schärfs­te Kri­tik muß aus dem eige­nen Lager kom­men, zumin­dest soll­te sie das. Nur sie signa­li­siert ein gesun­des geis­ti­ges Bin­nen­kli­ma und garan­tiert inhalt­li­ches Vor­an­kom­men. Es hilft nichts, ein­an­der Honig ums Maul zu schmie­ren. Unter­stüt­zung und Kri­tik sind zu tren­nen. Aber auch: Genui­ne Kri­tik ist immer Unterstützung.

Kri­tik meint hier zwei­er­lei: das Wort in sei­nem eigent­li­chen, ety­mo­lo­gi­schen Sin­ne als „Schei­den“, Unter­schei­den, Dif­fe­ren­zie­ren aber auch in sei­nem nega­ti­vis­ti­schen All­ge­mein­ge­brauch als bewuß­tes Auf­de­cken und poin­tier­tes Vor­tra­gen von Irr­tü­mern, Fehl­leis­tun­gen, Verfehlungen.

Wie im Sport, wo mir auch der Trai­ner die Schwä­chen auf­zu­zei­gen hat und nicht erst durch die prak­ti­sche Kri­tik der Faust des Geg­ners in mei­ner Fres­se die Infor­ma­ti­on über die man­gel­haf­te Kri­tik an theo­re­ti­scher, thy­mo­ti­scher, üben­der Vor­be­rei­tung ver­mit­telt wird.

Der Kri­ti­sier­te muß die Kri­tik – so oder so – schlu­cken, sofern sie gut begrün­det ist, sofern sie Hand und Fuß hat. Das ist eine schwe­re Übung, denn wir Men­schen nei­gen dazu, Kri­tik am Werk als Kri­tik an der Per­son wahr­zu­neh­men. So wie der Kri­ti­sier­te die­sen Impuls nie­der­zu­rin­gen hat, so ist es die Auf­ga­be des Kri­ti­sie­ren­den, sei­ne Kri­tik unbe­dingt sach­lich, mög­lichst freund­lich und mit offe­ner Ges­te, ver­bun­den mit einem mehr oder weni­ger unmiß­ver­ständ­lich aus­ge­spro­che­nen Gesprächs­an­ge­bot vorzutragen.

Iro­nie und Zynis­mus müs­sen wohl­be­dacht genutzt, am bes­ten gemie­den wer­den, ad-homi­nem-Argu­men­te ver­bie­ten sich. Ihr Ziel ist nicht nur die per­sön­li­che Ver­let­zung, sie ent­wer­ten auch die sach­li­che Kri­tik und len­ken vom argu­men­ta­ti­ven Kern ab, denn die dann berech­tig­te Gegen­wehr des Kri­ti­sier­ten zielt auf gänz­lich ande­re Punk­te, sie for­ciert den Kampf, den Krieg, aber sie ver­hin­dert das Rin­gen um die Sache.

Die Kri­tik muß dann zum Rin­gen wer­den, wenn sie berech­tigt ist. Daher soll­ten sich bei­de Par­tei­en vor allem die Fra­ge nach der Berech­ti­gung stel­len. Eine unbe­grün­de­te Kri­tik soll­te – sofern die Ein­sicht besteht – unter­las­sen wer­den; wird sie den­noch vor­ge­tra­gen, so hat sich der Kri­ti­sier­te zu fra­gen, ob sie ihn trifft oder nicht. Hier ist scho­nungs­lo­se Ein­sicht gefor­dert, alle Aus­re­den vor der eige­nen Unvoll­kom­men­heit müs­sen als unehr­lich abge­lehnt werden.

Ist die Kri­tik berech­tigt, dann hat der Kri­ti­sier­te sein Den­ken, sei­ne Theo­rie, sein Ver­hal­ten zu ver­än­dern; ist sie nicht berech­tigt, dann kann man sie ent­we­der igno­rie­ren oder – falls der Irr­tum der Kri­tik auf­schluß­reich ist – richtigstellen.

Schlim­mer als genui­ne Kri­tik ist fal­sche Kri­tik, aber schlim­mer als fal­sche Kri­tik ist feh­len­de Kri­tik und unter den For­men der feh­len­den Kri­tik ist die gegen­sei­ti­ge Beweih­räu­che­rung die schlimms­te Form.

Es ist voll­kom­men falsch ver­stan­de­ne Rück­sicht­nah­me, wenn ich einen Kampf­ge­fähr­ten viel­leicht sogar noch the­ma­tisch lobe für eine Ansicht, die ich als kri­tik­wür­dig ein­ge­se­hen habe, etwa, weil er sich durch die The­ma­ti­sie­rung tat­säch­lich als mutig erwie­sen hat. Der Mut mag lobens­wert sein, der the­ma­ti­sche Irr­tum bleibt den­noch kri­tik­wür­dig. Die ehr­li­che Kri­tik unter Gleich­ge­sinn­ten darf kei­ne mora­li­schen Kate­go­rien ken­nen. Man kann für den Mut, ein The­ma etwa ange­spro­chen zu haben, Vor­rei­ter zu sein, Lob fin­den und den­noch inhalt­lich Kri­tik vor­tra­gen, ohne bei­des mit­ein­an­der zu vermischen.

Nie­mand, der sich öffent­lich äußert, soll­te das Lob suchen und jeder soll­te jeg­li­chem Lob äußerst skep­tisch und miß­trau­isch gegen­über­ste­hen, es stets auf sei­nen Gift­ge­halt prü­fen, sei die­ser nun bewußt oder unbe­wußt eingebacken.

Kri­tik aus dem eige­nen Lager darf nie­mals ver­let­zen, weder auf der Sei­te des Sen­ders noch auf der des Emp­fän­gers. Kri­tik aus dem geg­ne­ri­schen Lager soll­te uns nicht ver­let­zen kön­nen –auch sie ist nur der Sache nach abzu­klop­fen und ent­spre­chend ein­zu­spei­sen oder zu ignorieren.

Wir müs­sen ler­nen, die Kri­tik am Eige­nen und vom Eige­nen als Ehre zu emp­fin­den. Wir müs­sen bes­ser werden!

Nichts schreibt sich
von allein!

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Kommentare (11)

Ein Fremder aus Elea

11. Dezember 2023 07:19

"Ist die Kritik berechtigt, dann hat der Kritisierte sein Denken, seine Theorie, sein Verhalten zu verändern; ist sie nicht berechtigt, dann kann man sie entweder ignorieren oder – falls der Irrtum der Kritik aufschlußreich ist – richtigstellen."

Das ist selbst ein schönes Beispiel für die eigentliche Schwierigkeit der Verbesserung des eigenen Verhaltens, nämlich daß das eigentliche Problem gar nicht zur Sprache kommt. Es ist ja explizit nichts falsch an dem, was Sie da sagen, aber implizit gehen Sie davon aus, daß die Gemeinschaft der Diskutierenden bereits über die richtigen Sichtweisen verfügt, um einen Gegenstand zu betrachten, und daß es nur darum ginge, technische Fehler, also sich verkuckt zu haben, aus der Welt zu schaffen. Aber so ist es ganz und gar nicht.

Beispielsweise habe ich jüngst (auch) Manfred Kleine-Hartlage kritisiert, und auch da ging es gar nicht primär darum, was Manfred gesagt hat, obwohl es mich geärgert hat, sondern darum. daß diese ganzen Ärgerlichkeiten vom eigentlichen Punkt ablenken, nämlich daß, wenn man das Kriegsbeil begrübe und schlicht sagte: "Machen alle so.", dann doch die eigentliche Frage ist, was UNSEREN Erfolg begründet hat und eingeschränkt und gefährdet immer noch begründet.

RMH

11. Dezember 2023 07:36

"ad-hominem-Argumente verbieten sich. Ihr Ziel ist nicht nur die persönliche Verletzung, sie entwerten auch die sachliche Kritik und lenken vom argumentativen Kern ab," Hier befinden wir uns in einer Grauzone, dann wie formuliert man Kritik an etwas, was konkrete Menschen "homines" mit klar erkennbaren, subjektiven Absichten machen, ohne dabei ad hominem zu werden bzw. wie wird ohne ad hominem eines solche Kritik ernst genommen und perlt nicht ab oder wird ausgesessen? Verantwortung ist nun einmal auch persönlich. Kritisiert man bspw. die Vergabe von Listenplätzen bei der AfD und das gesamte darum herum mit bspw. der Organisation von präsenten, gefälligen Parteimitgliedern für Mehrheiten, dem genuinen Strippenziehen, welches sich an Loyalitäten und nicht mehr so sehr an Qulitäten orientiert, der Erzeugung von innerparteilichen Wagenburgen, um Kritik daran auszusitzen etc., womit man damit mittlerweile altparteilich geworden ist, dann ist damit - wenn man konkret wird und nicht abstarkt formuliert, wie gerade - immer auch eine gehörige Portion ad hominem dabei, die unvermeidbar ist. Das Ergebnis ist dann bislang keine Sachdebatte mehr, sondern Kampf um die Verdrängung innerhalb bis  aus der Partei. "Alternativ" ist man damit dann nur noch wenig.

Franz Bettinger

11. Dezember 2023 08:40

„Klar steigt nach Adam Riese der Meeresspiegel, wenn du ins Meer pinkelst, aber steigt er relevant? Nein.“ Ironie & Zynismus sind verführerisch, doch gefährlich, da diese Methode oft als ad-hominem missverstanden wird. Sie kann der humorvollen Untermalung dienen, obwohl eine Überzeichnung wie im obigen Beispiel manchmal erst den Groschen fallen lässt. Witz ist eine superscharfe Waffe.

kikl

11. Dezember 2023 09:36

Ich verspüre in dieser Blase zuweilen, eine starke Ablehnung liberalen Denkens. Der Wert der Freiheit wird aus irgendeinem Grunde verkannt. Da ich hier im Wesentlichen nur ein wohlwollender Zaungast bin, kenne ich die tiefere Motivation nicht. Vielleicht täusche ich mich auch.
In diesem Artikel wird der Wert der Kritik hervorragend eruiert. Den Inhalt muss ich nicht wiederholen. Die Bedingung der Möglichkeit von Kritik ist allerdings ein freiheitliches Meinungsklima.
Damit ist mehr gemeint als nur der Schutz der Meinungsfreiheit durch das Gesetz, was es in Deutschland auch längst nicht mehr gibt. Es muss möglich sein, frei von Furcht vor Repressalien seine Meinung zu äußern. Der linke Mainstream versucht alles, um ein liberales Meinungsklima zu vernichten. Neben zahllosen Strafgesetzen wird auch auf gesellschaftlichen Terror gesetzt wie "Political Correctness", "Cancel Culture" usw... Selbst ein seichter Systemling wie Thomas Gottschalk dankt unlängst ab wegen des linken Meinungsterrors.
Mein Appell an die Rechte ist deshalb, der Versuchung nach Rache nicht zu erliegen, sobald die Zügel der Macht den linken Oligarchischen aus dem polit-medialen Komplex entglitten sind. Denn der Zeitpunkt ist nicht mehr fern.

Fonce

11. Dezember 2023 11:35

«Wir müssen einander wieder kritisieren.» ─ Damit man kritisieren kann, muss man denken können. Aber durch Umerziehung (BRD, AUT, teilweise auch CH) und SED (DDR) wurde den Leuten verboten zu denken. So wurde in beiden Deutschland (sowie AUT und CH) nicht nur die Freude am Denken verloren, sondern es wurde auch verlernt.
Verstärkend kommt  noch eine 1000-jährige Vorgeschichte hinzu, wo es auch nicht erwünscht war zu denken. Diese ältere Tradition ist teilweise identisch mit der heutigen Political Correctness und teilweise mit den Grundsätzen der Rechtskonservativen. ((*die ich nicht näher erwähnen darf, denn das ist in diesem Forum nicht erwünscht))
Wenn nun jemand in diesem Minenfeld plötzlich sagt: Denkt endlich wieder, dann ist das eine Sei-Spontan-Paradoxie, die alle anderen Sei-Spontan-Paradoxien übertrifft.
Mich erinnert es an so gut gemeinte paradoxe Aufrufe wie: Wir sollten uns wieder häufiger Umarmen oder jemandem eine Freude machen (natürlich alles ganz spontan).

ofeliaa

11. Dezember 2023 12:41

Die Politik ist unter anderem oder fast ausschliesslich ein so hartes Pflaster, weil niemand niemandem etwas gönnt. Die politische Landschaft ist geprägt von Missgunst und karrieregeilen Menschen, denen ihr eigens Vorankommen und das Gewinnen ihrer einzelnen kleinen Fehden untereinander, wichtiger ist als die tatsächliche Aufgabe eines Politikers bzw. als das Volk. Kritik in diesem Sinne - ja, gerne, aber wirklich nur im Sinne von Kritik und nicht im Sinne von Machtspielchen, weil sich irgendeiner überrannt gefühlt hat. 

Gimli

11. Dezember 2023 12:51

Bzgl "ad hominem" dürfen sich hier von meiner Warte aus Etliche angesprochen fühlen, die in meine Richtung eher mit Invektiven statt sachlicher Kritik arbeiten. "Du Idiot" ist ad hominem, "Dein Argument ist idiotisch" ist ad hominem, "Ich finde das Argument nicht schlüssig, DA ..." ist Sachkritik und falls sich der/die Krisierte hier angegriffen fühlte, ist er/sie einfach nicht reif genug, in den Ring zu steigen.
Die sog Sokratischen Siebe helfen mE gut beim Formulieren (wahr, gut, hilfreich). Das würde manch erratischen Kommentar hier verhindern helfen  
 

Maiordomus

11. Dezember 2023 15:50

Ad hominem. Natürlich hat Gimli da recht, wiewohl er für seine Rolle eine plumpe Kommunikationstechnik anwendet, bedaure, dass einige marxistische SiN-Kritiker, welche auch die Fehler der 68er noch realisierten und unweit von Lafontaine sich artikulierten, hier seit längerem verstummt sind. 
Ad hominem: Natürlich sind Personen zu analysieren, sich klar machen, was z.B. von Krah zu erwarten ist, eben nun mal allenfalls klug Tagespolitisches, bei Sellner Aktivistisches, gerade das, was vermutlich Jünger und auch Mohler eher wenig  oder gar nicht interessiert hätte, dafür hätten Sie Seidel und zumal Kubitschek, wegen der kulturpolitischen Tiefenschärfe wohl Lichtmesz eher ernst genommen. Es gibt nun mal  verschiedene Begabungen, nicht jeder hat ausreichenden philosophisch-historischen Horizont, zu schweigen von weiträumiget Perspektive nach vorn. Stärker ernst zu nehmen wären Stimmen aus den Naturwissenschaften. Name und abgeschlossenes Studium garantiert natürlich nichts, war vor 30 Jahren im Kontakt erstaunt vor  unglaublichen Lücken eines C.F- Weizsäcker in Geschichte der Mathematik und exakten Wissenschaften vor 1850,  so Geschichte v, Erkundung und Messung der Wärme, selbst ein Standardwerk wie  Poggendorff war ihm unbekannt, es sei denn, er baute damals geistig schon ab. Auch bei Heidegger gilt die wahren, nämlich denkerischen Schwächen nicht zu übersehen, also weder Autorität noch herkömmliche Verfemung zu gewichten.   
 

Maiordomus

11. Dezember 2023 20:40

PS. Mit "Sie" meinte ich "sie", als Mohler und Jünger, die sich vermutlich weder für die Identitäre Bewegung noch erst recht für die AfD interessieren würden , aber zeitlebens an geistigen Bewegungen und Veränderungen interessiert waren, und zwar anders als von ihren Dauergegnern und "Verfolgern" , wie Jünger sich ausdrückte, je als Feindbild dargestellt, nämlich durchaus ergebnisoffen.. Es ist aber klar, dass es sich um eine andere Epoche handelte, aber ebenfalls klar, dass an der "geistigen Gestalt" gearbeitet werden muss. Die Art übrigens, wie Krah in diesen Spalten dann doch kritisiert wurde, bei Anerkennung seiner politischen Funktion, ist aber, zumindest in der Polit-Debatte, ein gutes Beispiel für eine notwendige Kritik. Es gibt Gründe, dass er sich diesbezüglich etwas sagen lässt. Zumal die Art, wie da zum Teil Dresden miut dem Gazastreifen verglichen würde, war mehr als mühsam
Noch interessant, wie ausgerechnet der bis heute am stärksten westlich-abenndländisch-christlich, aber nicht unbedingt atlantisch orientierte hochgeistige UN-Generalsekretär Dag Hammarskjöld 1956 und später sich mehrfach in Gaza aufhielt und im Kongo/Katanga das Basisproblem der unabhängigen Staaten in Afrika in tödlicher Direktheit bis zum Abschuss seiner Maschine an der Grenze Katanga/Sambia studieren konnte. Zu den meistzitierten Autoren seines damaligen Tagebuches gehörten Meister Eckhart und Johannes von Kempten.    

zeitschnur

12. Dezember 2023 11:02

Prinzipiell haben Sie ja recht - die derzeitige, offizielle "Methode" kennt nur noch zwei Wege der Kritik: canceln (also ignorieren und vernichten) oder verhetzen auf niedrigstem und meist auch verlogenem Niveau. Und Lagerdenken, das Reifung verhindert.
Nun ist das alles dennoch nicht so einfach. Der Übergang von ad-personam zu ad-rem: wo ist er genau?
Das hängt stark vom Sprachduktus eines Menschen ab. Sie beachten leider den gesamten Raum der rhetorischen Mittel und der Tatsache persönlichen Sprechens überhaupt nicht. Sie argumentieren so, als gehe es nur um eine Art objektive 1:1-Rede. Aber so spricht ja keiner, zumal es nahezu unmöglich ist, die eigene Person völlig draußenzulassen, denn Erkenntnis ist und bleibt ganz und gar persönlich.
Ich prognostiziere, dass eine Kritik in Ihrem Sinne staubtrocken und ohne Antrieb für die Debatte ist. Wenn Johannes der Täufer die Gelehrten als "Otterngezücht" geißelte, griff er eine Haltung an, die er als Ganze für katastrophal hielt. Es gibt nicht nur Einzelargumente, es gibt auch die Problematik einer vollkommen verfehlten Haltung, die auch mit der Wahrheit lügt. Wie kritisiert man die? Hier helfen im Grunde nur noch Satire, Ironie, Sarkasmus. Aber auch das Terrain ist inzwischen total verstrahlt ...

Kurativ

12. Dezember 2023 20:50

Schlimm wird es, wenn sich Leute 110%ig sicher sind und keine Diskussion entstehen können

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