AfD und Demokratie: ziemlich banale Kausalketten

Die AfD ist aus sich selbst erfolgreich.

Heino Bosselmann studierte in Leipzig Deutsch, Geschichte und Philosophie für das Lehramt an Gymnasien.

Fehl­te sie, wäre der Begriff Demo­kra­tie, min­des­tens aber jener des Plu­ra­lis­mus ohne­hin längst unbe­rech­tigt, da es kaum Wider­streit gäbe und weit­ge­hen­de Gleich­schal­tung im uni­form­bun­ten Spek­trum bestün­de. Ohne Höcke und Gefähr­ten hät­te die Stein­mei­er-Demo­kra­tie der Ber­li­ner Repu­blik über­haupt kei­nen Puls mehr.

Zwar beschwö­ren die Block­par­tei­en bestän­dig Demo­kra­tie, Viel­falt und Dis­kurs, aber was dar­an tat­säch­lich noch leben­dig ist, ver­dankt sich vor allem dem Wir­ken der AfD, der jedoch die gleich­falls per­ma­nent auf­ge­ru­fe­ne Tole­ranz nicht zuge­bil­ligt wird, die nur – Absurd! – zwi­schen ohne­hin Gleich­ge­sinn­ten gel­ten soll, also dort, wo es sie nicht bräuchte.

Inter­es­san­ter noch, daß die AfD zwar trotz manch bizar­rer Epi­so­de das Ihre leis­tet, daß sie aber – Mehr als aus sich selbst her­aus? – von den selbst­er­klär­ten „Demo­kra­ten“ und „Anstän­di­gen“, also von außen, mit­hin von ihren Gegen­kräf­ten gene­riert wird.

Die dreis­te staat­li­che Ideo­lo­gi­sie­rung schafft gegen ihren Wil­len am Erfolg der AfD mit. Man­gels eige­ner Kon­tur zeich­net das links­grün anti­deut­sche Bünd­nis kon­trast­scharf die Lini­en der AfD nach, inner­halb derer die sich eben des­halb fes­tigt; man schließt die AfD zwar laut­stark aus und geht exe­ku­tiv wie judi­ka­tiv zuneh­mend hys­te­risch gegen sie vor, stärkt genau so aber deren sich zen­tri­pe­tal ver­dich­ten­de Festigkeit.

Fein­bild­pro­ji­zie­rung hilft mehr noch als dem Freund eben dem Feind; jede neu­en “Taskforce”, wie sie sich aktu­ell Sach­sens Jus­tiz­mi­nis­te­rin Mei­er gegen die AfD wünscht, belebt Geg­ner­schaft eher, als daß sie von ihr neu­tra­li­siert würde.

Umge­kehrt revi­ta­li­sier­te die AfD ihrer­seits gera­de den gelif­te­ten Par­tei­g­reis CDU, so daß der sich tap­sig ver­säum­ter Auf­ga­ben erin­nert, die die AfD über­nahm, als die CDU ver­mer­kel­te und ihren Geist aufgab.

Hin­ter der brü­chi­gen Brand­mau­er wer­den die CDU-Funk­tio­nä­re unein­ge­stan­den wis­sen, wer ihnen den Defi­bril­la­tor ange­legt hat. Die­se Über­le­bens­ret­tung ver­bin­det mit der geschmäh­ten Kon­kur­renz von rechts und läßt Christ­de­mo­kra­ten halb­be­wußt in der Erin­ne­rung schwel­gen, selbst mal auf dem rech­ten Weg gewe­sen zu sein.

Inner­halb des demo­kra­ti­schen Gescha­chers um Stim­men und Tor­ten­dia­gramm-Seg­men­te kön­nen sich die eta­blier­ten staats­o­zia­lis­ti­schen Par­tei­en am ehes­ten auf die wach­sen­de Zahl an Migran­ten ver­las­sen, die zu ihrer Kost­gän­ger­schaft avan­cier­te – mit und ohne über­ge­hol­fe­ner Staat­bür­ger­schaft. Klas­si­scher Klientelismus.

Abge­se­hen davon, daß ins­be­son­de­re vom isla­misch-isla­mis­ti­schen Teil letzt­lich kei­ne Iden­ti­fi­zie­rung mit dem Par­tei­en­staat zu erhof­fen sein wird, inso­fern es Mus­li­men pri­mär immer um den eige­nen Staat im Staa­te und des­sen reli­giö­se Gewan­dung geht. Sie assi­mi­lie­ren sich dem Gemein­we­sen weni­ger, als sie auf deren Über­nah­me hinwirken.

Ent­schei­dend für den Erfolg von rechts wird sein, inwie­weit sich die Jugend wei­ter­hin poli­tisch in einer Ganz­tags­schu­le inter­nie­ren läßt, die einem so sozi­al­päd­ago­gi­schen wie staats­bür­ger­kund­li­chen Ansatz folgt und lin­ken Vor­feld­ver­ei­ne den Wir­kungs­raum auf dem Cam­pus überläßt.

Mit dem von Grü­nen, SPD und CDU immer dring­li­cher ange­streb­ten „Demo­kra­tie­för­der­ge­setz“ wür­de die Ali­men­tie­rung lin­ker Ideo­lo­gen auf Dau­er gestellt. „Zivil­ge­sell­schaft“ und „Demo­kra­tie­för­de­rung“ sind mitt­ler­wei­le nur­mehr Syn­ony­me für Indok­tri­nie­rung – ins­be­son­de­re Heranwachsender.

Wäre inner­halb der Jugend auf eine Selbst­be­sin­nung wie um 1900 zu hof­fen oder ist die Schü­ler­schaft völ­lig an ihre Screens und die sie bevor­mun­den­de Leh­rer­schaft ver­lo­ren? Es ver­blüfft, wie wenig Reni­tenz sich an den Schu­len gegen eine aus poli­ti­schen Moti­ven betrie­be­ne Ver­kind­li­chung regt, von der die Ent­wick­lung kri­ti­schen Bewußt­seins eben­so ver­hin­dert wird wie die Her­aus­bil­dung von Urteilskraft.

Indem die Schu­le ihre Anfor­de­run­gen immer wei­ter senkt, Bekennt­nis­se statt Erkennt­nis­se belohnt, die Erzie­hung zur Selb­stän­dig­keit ver­mei­det und statt zu for­dern eher för­dert, domes­ti­ziert sie die Schul­ju­gend für eine Weich­heit des Unge­fäh­ren und Unver­bind­li­chen, die wie­der­um als „Demo­kra­tie in der Schu­le“ eti­ket­tiert wird. Dort sind ver­ord­ne­ter Gen­der­kram und ver­kitsch­te Eine-Welt-Idyl­le wich­ti­ger als eine Posi­tio­nie­rung, für die es Kennt­nis­reich­tum und Nach­den­ken im Sin­ne eige­ner Ori­en­tie­rung bräuchte.

Ech­ten Lebens­ernst kennt Schu­le nicht mehr. Von der Ein­schu­lung bis zur Abi-Fei­er möch­te sie ein so süßer wie poli­tisch links­dre­hen­der Kin­der­la­den sein. Noch in den Nuller­jah­ren wäre kaum vor­stell­bar gewe­sen, wie will­fäh­rig sich die Schul­ju­gend von Phra­sen regie­ren läßt, die ihr die eige­ne Leh­rer­schaft sug­ge­riert. Daß eine ange­stammt deut­sche Schü­ler­schaft zurück­geht, dürf­te dies verstetigen.

Aber zurück zum Ausgangspunkt:

Mag sein, die Indok­tri­nie­rung frißt die Indok­tri­nie­rer. Was erstarrt, das bricht. Die poli­ti­sche Skle­ro­se scheint in die­ser Rich­tung fort­zu­schrei­ten, und zwar endo­gen. Je wei­ter die poli­ti­sche Gesell­schaft in die Fal­len ihrer selbst­er­fül­len­den Pro­phe­zei­un­gen hin­ein­läuft, um so mehr stärkt sie nolens volens die AfD und über­haupt die Rech­te, die sie doch viel­mehr mit allen Mit­teln schwä­chen möchte.

Heino Bosselmann studierte in Leipzig Deutsch, Geschichte und Philosophie für das Lehramt an Gymnasien.

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Kommentare (23)

ofeliaa

15. Mai 2024 12:37

Während der Zeit als ich wieder die Schulbank drückte, musste ich psychologische Hilfe in Anspruch nehmen. Ich habe so viel gesehen … Ich war bereits erwachsen … undenkbar, dass Kinder so etwas ausgesetzt sind. Ich habe die Vorgänge an der Schule als geistige und körperliche Vergewaltigung bezeichnet. Noch immer sage ich, die fast spürbare Gewalt, die von Schulen und Universitäten ausgeht, ist bedenklich! Man könnte sagen, ich solle froh um die Bildungsmöglichkeit sein. Doch was sagt es über uns, die es angeblich akademisch geschafft haben, aus? Man hat uns erfolgreich verkrüppelt? Konformitätsdruck, Mobbing, Unterdrückung halten wir also aus? Danke dafür! Was meine Eltern mir nicht antaten, tat mir dann zum Glück die Schule an, sonst würde ich heute nicht so ``gut funktionieren“. Am schlimmsten fand ich tatsächlich die erzwungene Kunst. Unsere Kunstwerke entstanden unter Zeitdruck und Bewertungsangst. Am Ende schmückten sie die Flure, suggerierten Freude, Farbe, Kreativität. Wie ich diese Kunstwerke beim Vorbeilaufen gehasst habe. Zwangsarbeit zur Verschönerung des Bunkers, entstanden auf Basis massiver Erniedrigung. Kinder sind nicht die offiziellen Verschönerer der Schule, gefälligst Steuergelder verwenden um die Schule herzurichten und nicht mit unseren Bildern das Elend überkleben. Aber an der Uni geht’s exakt so weiter. Jetzt sind es Plakate zu sinnlosen, erzwungen Studien, die die Flure bevölkern. Die grassierende Krankheit heisst: Absolute Sinnlosigkeit.

RMH

15. Mai 2024 12:54

@Ofelia,
nachdem, was Sie hier schreiben, sollten Sie auf keinen Fall den Roman Jakob von Gunten von Robert Walser lesen (auch wenn es im Roman eine Dienerschule ist).

Laurenz

15. Mai 2024 14:50

@RMH @Ofelia ... oder "Unterm Rad" von Hesse, haha.
@Ofelia ... noch in der Weimarer Republik bis in der BRD, also 1974, begann die Volljährigkeit mit 21 Jahren, was Sinn macht. Man brauchte auch in der Weimarer Zeit noch bis 25 Jahre die Zustimmung der Eltern (wenn Sie denn noch lebten), um heiraten zu dürfen. Das hat mit der menschlichen Biologie zu tun, vor allem der Hirntätigkeit, die erst ab 25 Jahren das Bilden eigener Meinungen, anstatt dem Zitieren anderer Meinungen bis dahin, gestattet.

Laurenz

15. Mai 2024 14:59

@HB ... Entscheidend ist der Fakt, daß die Kinder der Alt68er als herrschende Junta die Reaktion bilden, ein Fakt, den auch die DDR-Granden nie wirklich verstanden. Und die Jugend bekämpft eben immer die reaktionären Eltern. Von daher, die Revolutionäre, die Che Guevaras sind heute zwangsläufig, alternativlos 🙂, rechts.

Monika

15. Mai 2024 15:30

HB: "Ohne  Höcke und Gefährten hätte die Steinmeier-Demokratie der Berliner Republik überhaupt keinen Puls mehr."Das ist treffend formuliert und führt zu dem Gedanken, die AfD ebenso aufzulösen wie das Institut für Staatspolitik. Warum einen Toten am Leben erhalten. Inzwischen sollte  jeder bemerkt haben, daß das Galvani-Experiment den Frosch nicht lebendig macht.  Zumindest die "Bösen" in der AfD sollten sich abspalten und auflösen und nicht weiter als Elektrisiermaschine dienen (Scherz).  Denn - dann werden die nächsten "Bösen" ausfindig gemacht,  ad infinitum. Die linke Einheitsfront geht gegen alles, was nicht links ist. Da lässt sich auch ein Herr Merz gerne demütigen, wenn ihn die Freiheitsliebende mit Womanizer Jürgen betrügt. Also : Die AfD ist aus sich selbst erfolgreich. Deshalb wird sie bekämpft. Umso mehr sollten alle die unterstüzt werden, die ihren Kopf für dieses Land und dessen Zukunft hinhalten und politische Verantwortung übernehmen wollen.  Inzwischen könnte ich es durchaus verstehen, wenn der ein oder die andere das Handtuch schmeißen würde. Schwer erträglich sind die Physiognomien derer, die Hack fressen.
 

Olmo

15. Mai 2024 15:42

Ich wurde zumindest selbst in meiner tristen Gesamtschule mit deutscher Romantik(bzw. Biedermeier) angefixt. Es war Frühling, Deutsch, Leistungskurs (ja ja , ich weiß, was Sie jetzt denken), wir lasen Annette von Droste Hülshoff. Heute bin ich rechts. Frau C. Sie Einflüsterin! Draußen Gangster-Ghetto-Sch#€%@, im Klassenraum und Kopf: Heidebilder. Die Welt war verzaubert und ich baute Blumen und Schmetterlinge in mein Graffiti— ach ja.  
Psychische und physische Gewalt waren Alltag, damit hatten aber die Lehrer nichts zu tun, und ich war stets bemüht mich zu benehmen. Unser Geschichtslehrer (Papaschlumpf, wegen des dichten, weißen Vollbarts) war—nun ja, nicht unbedingt links. Gott hab ihn selig. 

das kapital

15. Mai 2024 16:08

Beat it Hallo @ ofeliaa, wie nur sollen ich oder andere Ihnen in diesem Forum den Weg zum Sinn weisen. Ein Weg zur Sinnstiftung ist Religion. Z.B. auch christliche. Wobei ich bei derzeitigen Strukturen die hiesigen Hauptzweige nicht empfehlen kann. Eine EKD, eine Diakonie, eine deutsche Bischofskonferenz sind Teil der grassieren-den Krankheit. Denen ist Gott queer. Ich ziehe vor : Eine feste Burg ist unser Gott , Luther um 1529. /// Wir leben in kollektiven Zwangs- und Wahnsystemen und es ist schwer, darin zu leben und zu überleben. /// Die Welt ist schlecht, das Leben schön, was ist daran nicht zu verstehen. (James Vers-Knittel) :-) /// Die Welt ist definitiv ungerecht. Es ist nicht leicht, damit zu leben. Aus einem Zeugnis 2. Klasse: der Schüler hat ein starkes Gerechtigkeitsempfinden. Dabei gelingt es ihm schon besser, sich in die Gemeinschaft einzufügen. /// Ja, wir sind gesellschaftlichen Zwängen ausgesetzt. Täglich und stündlich. Unter anderem durch irrsinnig gewordene Parteien und Regierungen. Wie genau aber entsteht trotzdem eigenes und wertvolles ? /// Bei Schule und Uni geht es niemals nur um Inhalte. Sondern um angepasstes soziales Lernen. Bin ich in der Lage, mir Zusammenhänte zu erschließen ? Wie binde ich mich sozial in die Umgebung ein ? /// Der Druck ist größer als vor Jahren. Wer sich anderswo gut organisieren kann, der sollte es tun, statt sich weiterhin von totalitär Verblödeten drangsalieren zu lassen.

Klaus Kunde

15. Mai 2024 16:40

Domestizierte Schüler… Gnade der frühen Geburt in West-Berlin. Alter Zausel, Abi 1973. Wahlspruch des Lehrkörpers: "Nur wer immer strebend sich bemüht, den können wir erlösen“, propagiertes Lernziel Nr.1: "Eigene Meinung“. Mathematisch-naturwissenschaftliche Ausprägung, Mathe u. Physik bis zum Abwinken, außergewöhnlich, Sport als 5. reguläres Prüfungsfach. Alle Jungs mit Körperlichkeit von Zehnkämpfern, Mädchen meist malträtiert mit rhythmischer Sportgymnastik. Von etwa 90 Schülern der 7. Klassen erreichten ganze 36 das Bildungsziel. Klassenlehrer, Deutsch u. Geschichte, Sozi in 3. Generation, schwer rechtslastig der Mann. Choleriker, aber stets fair. Keine Indoktrination. Aufsätze im Deutschunterricht, auch Leitartikel für "Rote Fahne“, problemlos, da Wertung ausschließlich nach Grammatik und Stilistik. Bessere Zeiten für Schüler damals? Leistungsdruck, Versagensängste, weinende Mädchen, ein Dasein am Abgrund. Abschluß mit 3,1, besser als mit 2, unvorstellbar. Schöne Abifeier mit den Lehrern, gemeinsames Besäufnis bis der Arzt kommt. Schule, im Zuwandererghetto gelegen, heute mit 96% Migrantenanteil.

tearjerker

15. Mai 2024 17:10

Fleissbienchen
Anspruch und Leistung
Die Republik hat also noch Puls wegen der AfD. Ist das jetzt die gute Nachricht? Ist die Alternative nicht einfach 30 Jahre zu spät?
 
 

Maiordomus

15. Mai 2024 17:37

@Bosselmann. Lieber Kollege, finde diese Ihre Ausführungen nicht so überzeugend wie die herkömmliche nicht nur Nische, die Sie besetzen. Sie unterschätzen, wenn Sie allgemein von "Schule" reden, dass es selbst in einem echt totalitären System Nischen gibt, rein historisch gesehern auch im Kulturkampf des 19. Jahrhunderts und später immer Schulen und Lehrer gab, die den allgemeinen Trend nicht mitmachen, in den einzelnen Schulen gibt es freilich allzu viele, die sich im Falle der Einschüchterung schlicht ruhig verhalten. Kann mir nicht vorstellen, dass zum Beispiel die L e h r e r   der Naturwissenschaften und Mathematik, auch einzelne Lehrerinnen, auch sonstige Repräsentanten anspruchsvoller Leistungsfächer, mit der von Ihnen skizzierten weichen Linie einfach mitgehen, bei Epochen wie der jetzigen gibt es ganz bestimmt viele, die allenfalls zu "überwintern" versuchen, wiewohl die Kontrolle weit grösser geworde4n ist, der Trend z.T. zu computerisierten Lehrprogrammen geht. An Polizeischulen ist z.B. der Bereich Staat und Politik sogar in der Schweiz bis hin zu politisch korrekten Deutungen programmiert, kann mal die "Lehrkraft" nicht kommen, spult man einfach das Programm ab. Auch Ihre Einschätzung der AfD sollte, was @M. andeutet, die Bandbreite einer möglichen Volkspartei besser gesehen werden, in denen vom "Ordoliberalen" bis zum Klugen "lins, wo der Daumen rechts ist", vieles Platz hat. Es muss auch eine interne Kritik rechten Übereifers und Irrtümer geben; übrigens bemerkenswerte Kritik an RK in der CH geht vom rechten Flügel seiner Partei aus.   

brueckenbauer

15. Mai 2024 18:11

"Noch in den Nullerjahren wäre kaum vorstellbar gewesen, wie willfährig sich die Schuljugend von Phrasen regieren läßt, die ihr die eigene Lehrerschaft suggeriert."
- Und wie erklärt sich dann, dass gerade bei den Jugendlichen so viele AfD-Sympathisanten sind? Doch eher als Gegenreaktion gegen ein Übermaß an Indoktrination.

Maiordomus

15. Mai 2024 18:20

PS. Bei "Bandbreite", die niemals mit Beliebigkeit gleichzusetzen ist, geht es um das Profil guter, wenn möglich rationaler Argumente, wobei Patriotismus und Heimatgefühl wirklich nicht verboten wären, im Gegenteil. Meine mit dem gewiss nicht exklusiv klugen Herrn :"Links, wo der Daumen rechts ist." Da sind  Hintergrundkenntnisse vorhanden, das zählt. Bei Kubitschek reicht schon für Bündnisfähigkeit, dass er überzeugender Leser von Jochen Klepper ist. Solche "Rechtsextreme" sollte es mehr geben. Sellner sieht vieles richtig, eignet sich aber nicht zum Chefideologen. Dass Höcke rein von der politischen Begabung sicher vorne steht, die Leute auch emotional mitnehmen kann, belegt auch die Geschichte mit Thüringen, die Ramelow an die Macht spülte, die bisher zählbarste Leistung eines geschickten Politikers seiner Richtung. Darf man wohl sagen, selbst wenn man ihn nicht, wie weiland Strauss, dessen Format und Opportunismus er nicht erreicht, als Kanzlerkandidaten sehen möchte. Unbestritten, aber anders als es die Faschismusgebannten sagen, dürfte das Spektrum des Sagbaren erweitert werden, besonders, wenn es stimmt.  Es darf kein anständiger rechter Lehrer oder Kaminfeger um seinen Job Angst haben müssen, desgleichen Religiöse, wiewohl es auch da das offensichtlich Sektiererische gibt.   

heinrichbrueck

15. Mai 2024 19:11

"Die AfD ist aus sich selbst erfolgreich." Käme die Medienmischpoke auf die Idee, die AfD nicht mehr zu erwähnen, würde das Wählergedächtnis abspringen. 
Die Demokratie hängt mehr an der Heuchelei, weniger an der Ehre. Im Abgrund der Linken ist genug Platz. Ihre Lasterbewirtschaftung wird als demokratischer Sieg gefeiert. Der abgrundtiefe Haß läßt sich schwer nachvollziehen, solange ihre wahre Opferbereitschaft nicht unter Beweis gestellt wurde. Unter Umständen wird auch König Ludwig I. von Bayern zu einer Geldstrafe verurteilt, sieht man sich die Schlußsätze seiner Märzproklamation etwas genauer an. Das Recht folgt der Prostitution. 
@ Laurenz / "Absolute Sinnlosigkeit" - "Unterm Rad". Hesse übte Kritik, "Unterm Rad" war möglich. "Absolute Sinnlosigkeit" zeigt eine Wendung, und der Tod bekommt keine Nobelpreise. Der Vergleich funktioniert nicht mehr. 
Auch eine starke Aussage, wenn man sich mit Nischen zufriedengeben muß. Wie mit der Aristokratie und ihrer Dienerschaft, - aber nur fast. 

Laurenz

15. Mai 2024 19:50

@Brückenbauer ... wäre mit solchen pauschalen Urteilen über junge Leute arg vorsichtig. Wie in der DDR müssen junge Leute heute lernen, mit einer Meinung, die nicht systemkonform ist, hinterm Berg zu halten, zwischen den Zeilen zu formulieren & zu lesen. Schon in meiner Schulzeit, Oberstufe in den frühen 80ern, gab es für die falsche Meinung mindestens eine ganze Note (3 Punkte) Abzug. Schon damals war die Agitation der Alt68er Lehrer im extremen Vollzug, auch wenn diese Lehrer aus eigener Prägung heraus immer noch viel verlangten. Auch damals war die Mehrheit meiner Schulkameraden in der Meinunsgäußerung opportun. Das ist jetzt 40 jahre her.

Laurenz

15. Mai 2024 19:54

@HeinrichBrück ... Hesse's Erwähnung meinerseits interpretieren Sie voll daneben. Hier geht es nicht um eine zeitgeistige Einschätzung von Hesse's Werk, sondern um die persönlichen Befindlichkeiten des Teilnehmers @Ofeliaa, der jedes Recht hat, diese oder jene Befindlichkeiten zu empfinden.

ede

15. Mai 2024 23:36

Nun, lieber Herr Bosselmann, ich bin, was die Jugend anbelangt, in Anbetracht der aktuellen Erhebungen doch wieder zuversichtlich.
Nochmehr Rotlicht macht halt doch nicht zum Oktoberklubfan oder aktuell zum Grünling. Alte Ossis wissen das noch. Nach fest kommt ab.
Über die Hautevollee könnt ich mich nun köstlich amüsieren, das Wahlalter konnte denen ja gar nicht weit genug abgesenkt werden. 

Fritz

16. Mai 2024 07:05

Die gelebte Erfahrung ist mächtiger als die Lehrer und die Medien. Die jungen Leute, besonders die jungen Männer, erleben in ihrem Alltag, in der Schule und außerhalb, die Folgen der aktuellen Politik und ziehen daraus ihre Schlüsse. Dass die Massenzuwanderung aus Clangesellschaften ihre eigenen Lebenschancen nicht verbessert, verstehen sie durchaus, ebenso den Feminismus mit seiner pauschalen Abwertung alles Männlichen.
Die positiven Umfrage-Ergebnisse der AfD (besonders unter jungen Männern) sind ein Anzeichen dafür.

Maiordomus

16. Mai 2024 09:54

@Brück. "Sich mit Nischen zufrieden geben." Was ist das denn hier anders als eine Nische? Es darf ruhig etwas mehr sein als Biertisch, weswegen, oben, der Einbezug von Hermann Hesse, bei offensichtlichen Meinungsverschiedenheiten, eher in die richtige Richtung geht, wie man die Gegenwart durch das Geistesleben aller deutschen bzw. auch nichtdeutschen Generationen spiegeln kann.
@Laurenz. Hesse war übrigens Schweizer Bürger, schon früh, wird aber nicht als Schweizer Nobelpreisträger geführt; der einzige ist Carl Spitteler, der in Deutschland ab 1914 fast immer abgelehnt wurde. U.a. auch wegen dem Satz: "Die Serben sind kein Pack!" Heute werden (deutschnationale) Nachkommen derjenigen, die einst Spitteler abgelehnt haben, selbst auf Ministerebene ungestraft, gilt nicht als Rassismus, "Pack" genannt. Weiss nicht mehr, wie der Minister einer früheren Regierung hiess, nur, dass er durch eine noch schlechtere "Ministerkraft" abgelöst wurde.  

herbstlicht

16. Mai 2024 19:29

Die politischen Vorraussetzungen in Schweden zeigen sicher einige gewichtige Unterschiede gegen D --- z.B noch nie eine GroKo, kein VS --- dennoch will ich die aktuellen dortigen Verhältnisse anekdotisch beleuchten.  Hintergrund ist ein "Art schwedisches Wannsee 2.0": Ein Maulwurf war in die Presseabteilung der Schwedendemokraten vorgetrungen und berichtete dann im schwedische Fernsehen über deren "Trollfabriken" (meinem Eindruck nach sind das weitgehend Hirngespinste, aber das ist jetzt nebensächlich).  Im Mainstream erschien z.B. folgende Notiz:
»Åkesson über TV4 Enthüllung: "Gigantische einheimische Beeinflußungsoperation".
SD:s Parteivorsitzender Jimmie Åkesson sagt in einer Rede auf Youtube, daß eine "gigantische einheimische Beeinflußungsoperation" gegen die Schwedendemokraten betieben wird, jetzt vor der EU-Wahl.
- Nach üblicher Art sehen wir hemmungslose Kampanjejournalistik sowohl in den Sozialen Medien wie in "sogenannten investigativen TV-Programmen", sagt er.
Jimmie Åkesson sagt, daß TV4:s Enthüllung ein Beispiel einer "Anschwärzungskampanje" gegen die Partei ist.
- Das ist reine Desinformation, was sie betreiben, sagt der Parteivorsitzende.
Jimmie Åkesson sagt, daß es keine Seltsamkeiten gibt, bei den Arbeitsmethoden der Kommunikationsabteilung der Schwedendemokraten.
Wir schämen uns nicht, sagt der Parteivorsitzende.«
f

herbstlicht

16. Mai 2024 19:35

Hier  nun ein Absatz aus einem Artikel eines recht klugen, linken Journalisten:
»
»Wißt ihr was?  Ich glaube, daß das [Vorstehend] an denen auch abperlt.  Die schütteln sich, sagen, wie gewöhnlich "ihr habt Unrecht" und gehen weiter.  Die Schwedendemokraten sind imprägniert gegen alle Tatsachen, welche gegen sie gewendet werden und sind kollektiv völlig resistent gegen Kritik.  Die waren in über 10 Jahren verwickelt in viele verschiedene Skandale --- nichts schein ihnen zu schaden.
Wie diese Resistenz entstand, ist ein wichtiges Forschungsthema.
Der Kommunikationschef Joakim Wallerstein weigert sich zuzugeben, daß sie Tatsachen und Wirklichkeit verdrehen.  Notfalls nennt er das politische Satire, er kann "keinerlei Trollfabrik sehen"; nichteinmal, wenn er das auf Band hört oder im Bild sieht.  Und als Daniel Andersson schließlich auffliegt, ja, da droht er ihm mit starken Repressalien.
Man zanke nicht mit den Schwedendemokraten.  Das hat unangenehme Folgen.«
Åkesson, Jg.1979, führt die Partei seit 2005 und scheint mir immer das gemacht zu haben, was Raskolnikow vor etwa 10 Jahren hier einma empfahl: habt immer einen Brocken dabei, welcher für die Anderen unverdaulich ist.  Es geht um Schweden; _wer_ unsere Politik ausführt, das ist belanglos.  SD treibt die Altparteien vor sich her; Treibstoff sind die Parallelgesellschaften mit ihren Bandenkriegen.
 

Fritz

17. Mai 2024 09:48

@herbstlicht: Ist bei uns ganz genau so. Jede Meldung über eine Messerstecherei, jede Massenschlägerei von Clangruppen bringt Wähler für die AfD. Hinzu kommt dass die Regierung und die Medien nichts dagegen unternehmen (außer ein bisschen Theater auf EU-Ebene). Da können sie noch so sehr rumschreien über die Nazis von der AfD.
Ich glaube wenn die Regierung den Menschen zumindest den Eindruck vermitteln würde, dass sie gesonnen ist, das Problem zu lösen und wirklich etwas unternimmt, würde das die AfD mehr Wähler kosten als der ganze Zirkus.

Joerg

19. Mai 2024 10:59

@ofeliaa: So unterschiedlich können Erfahrungen sein! Ich habe die öffentlichen Schulen der 1970er/80er Jahre mit den sich immer mehr ausbreitenden schwachen Lehrkräften der 68er Generationen in schlechtestmöglicher Erinnerung.  Inkonsequent, überfordert, fachlich schlecht und ohne Ausstrahlung waren diese Lehrer durch die Bank. Die wenigen Ausnahmen waren alte, kurz vor der Rente stehende, Haudegen aus alten Tagen, korrekt im Auftreten und im immer gleichen Anzug.
Selbst heute sauge ich mediale Bilder von strukturierten Eliteschulen gierig in Filmen und Serien auf und wünsche mich oft mit einer Zeitmaschine in ein Internat zurück.

Joerg

19. Mai 2024 15:41

@ Klaus Kunde: ich habe ihre Beschreibung verschlungen, an Ihrem Gymnasium hätte ich mich wohlgefühlt! 
Ohne es zu wollen ziehen mich in der Schule spielende Filme, Serien und Bücher magisch an. Egal ob es D'amicis Cuore ist oder Alexander Paynes Film "Election". 
Das gleiche gilt für Bibliotheken, Bücherwände und sogar Frauen mit strengem Bibliothekarinnen-Aussehen (Rock, Pferdeschwanz und Brille): In der Kindheit und Jugend nicht die benötigten Strukturen und Vorbilder gehabt, vermisst man sie ganze Leben.