Wie lange kann man zögernd am Rubikon stehen?

Eine „Volksfront“ – mißverständlicher Begriff, klar – regiert nicht nur in Frankreich, sondern auch hierzulande die Geschicke.

Heino Bosselmann studierte in Leipzig Deutsch, Geschichte und Philosophie für das Lehramt an Gymnasien.

Gut, die fran­zö­si­sche Natio­nal­ver­samm­lung wird nach dem tücki­schen Mehr­heits­wahl­recht bestimmt. Eini­ge Kan­di­da­ten zogen zurück, um dem Links­bünd­nis zum Erfolg zu ver­hel­fen, was gelang:

Sechs­und­zwan­zig Pro­zent für die­ses eilig zusam­men­ge­schraub­te Links­bünd­nis rei­chen, um zwei­und­drei­ßig Pro­zent für den Ras­sem­blem­ent Natio­nal zu neu­tra­li­sie­ren, die Rech­te also aus­zu­brem­sen, weil Zweck­bünd­nis­se dann viel­leicht mit Macrons Trup­pe (drei­und­zwan­zig Pro­zent) und flui­den Kräf­ten geschlos­sen wer­den können.

Demo­kra­tie ist Rech­ne­rei und meint, daß zusam­men­ad­dier­te Mehr­hei­ten bestim­men soll­ten, auch in Frank­reich, wo Bünd­nis­se und Koali­tio­nen schwie­rig sind. Nach ein paar Mona­ten Selbst­läh­mung wer­den sie sich zusammenraufen.

Aber eine Volks­front funk­tio­niert hier­zu­lan­de um so bes­ser – als Alli­anz aus Trans­fer­ver­sorg­ten, Halb- und Jung­in­tel­lek­tu­el­len, ali­men­tier­ten Zuge­reis­ten, aus­dau­ernd Arbeits­un­wil­li­gen und deren poli­ti­schen Sach­wal­tern, die mei­nen, Sozia­lis­mus sei trotz retar­die­ren­der Wirt­schaft und schwie­ri­ger Finanz­la­ge so luxu­ri­ös wie noch nie mög­lich, da doch, dank Rest­ka­pi­ta­lis­mus, immer noch genug Ver­mö­gen umzu­ver­tei­len wäre.

Die Volks­front­kom­mis­sa­re der Lin­ken, Sozi­al­de­mo­kra­ten und Grü­nen ver­sor­gen ihre Anhän­ger­schaft mit der Gewiß­heit, denen stün­de um ihrer Wür­de und diver­ser uni­ver­sel­ler Rech­te wil­len aller Lebens­kom­fort selbst­ver­ständ­lichst zu. Der Begriff der Wür­de fun­giert qua­si­re­li­gi­ös als sakro­sank­tes Anrecht auf alles, wäh­rend über den Wert von Per­so­nen zu reden bereits als Akt faschis­ti­scher Selek­ti­on gilt.

Dazu mal der Apho­ris­ti­ker Fran­coise de La Roche­fou­cauld: „Es gibt Wert ohne Wür­de, aber kei­ne Wür­de ohne Wert.“

Selbst der der­zeit Nacht­sit­zun­gen des Kabi­netts aus­lö­sen­de Haus­halt rie­fe kaum so dra­ma­ti­schen Klä­rungs­be­darf auf, wäre er nicht vom Kli­en­te­lis­mus der Par­tei­en dik­tiert, über­las­tet unter ande­rem durch Mil­li­ar­den, die für frag­wür­di­ge Pro­gram­me in ein Bil­dungs­sys­tem gekippt wer­den, das sein Unver­mö­gen zur Qua­li­fi­zie­rung jun­ger Men­schen seit ca. vier­zig Jah­ren mit stets neu­er­li­chem Ver­sa­gen ein­drucks­voll erweist. Um von den kos­ten­in­ten­si­ven Kli­ma- und Agit­Prop-Pro­gram­men mal zu schweigen.

Die Regie­rung weiß es selbst: Mehr als an einem Ein­nah­men- krankt sie an einem Aus­ga­ben­pro­blem. Es sind zu vie­le zu reich­lich zu bedienen.

Aus der Drauf­sicht wären Straf­fun­gen zum Nut­zen der Leis­tungs­trä­ger und wich­ti­ger Zweck­ge­rich­tet­heit kurz­fris­tig mög­lich, nur ver­liert die Drauf­sicht gegen­über der demo­kra­tisch bevor­zug­ten Frosch­per­spek­ti­ve der Einzelbedürfnisse.

Frank­reich ist öko­no­misch und finan­zi­ell aus glei­chem Grund schon lan­ge kaputt; es lebt als Kari­ka­tur sei­ner selbst ges­tisch und rhe­to­risch vom über­kom­me­nen Nim­bus der Gran­de Nati­on. Macron, per­so­ni­fi­zier­te Hybris, ist der Comic-Held die­ser Kari­ka­tur. Deutsch­land ist unter der Ampel-Regie stramm auf dem Weg dort­hin, nur will es im Gegen­satz zu Frank­reich nicht mal mehr eine Nati­on sein und wird an sich ja von einer ph-neu­tra­len Buch­hal­ter­fi­gur geführt.

Außer­halb der Kon­sum­ti­ons­zen­tren der gro­ßen Städ­te wirkt es zudem ein­ge­schla­fen und über­al­tert, das Leben auf dem Lan­de erlosch. Ein­sam­keit, Ver­lo­ren­hei­ten, ans Glas­fa­ser­netz ange­schlos­sen. Digi­ta­li­sie­rung, als Vehi­kel, Medi­um, Fetisch, soll irgend­wie aus­glei­chen, was an Sub­stanz verlorenging.

Die Kul­tur insze­niert sich wie wie eh und je als ein Eli­ten­pro­jekt, die Bil­dung bie­tet kaum mehr als eine so redu­ziert sozi­al­päd­ago­gi­sche wie for­ciert poli­ti­sche Ver­an­stal­tung: Leis­tungs­ori­en­tie­rung, Erzie­hung also, Ver­tie­fung der Wis­sens- und Kön­nens­be­stän­de aus­ge­schlos­sen. Das Land ist alles ande­re als fit.

Falls über­haupt noch an Kor­rek­tur zu den­ken wäre, ist der Kor­rek­tur­be­darf mitt­ler­wei­le so enorm und exis­ten­ti­ell dring­lich, daß er demo­kra­tisch, also kraft Mehr­heits­ent­schei­dun­gen kaum mehr leist­bar erscheint. Wer den­noch die Nati­on ret­ten woll­te, müß­te den Rubi­kon überschreiten.

Denn die Mehr­heit aus dem hyper­tro­phen öffent­li­chen Dienst und frei­ge­stell­ten Leis­tungs­emp­fän­gern kann nur wol­len, daß alles so bleibt, wie es ist, solan­ge es eben noch lau­fen mag. Und der Par­la­men­ta­ris­mus des Bun­des­ta­ges und all der ande­ren mit hohem Ernst debat­tie­ren­den Klein- und Kleinst­ver­tre­tun­gen mit ihren Hono­ré-Dau­mier-Gestal­ten folgt die­ser Maß­ga­be. Devi­se: Wir wol­len alle unser Man­dat behal­ten, also haben wir Man­dan­ten zufriedenzustellen.

Den Über­bau die­ser leer­dre­hen­den Sta­gna­ti­ons­ge­sell­schaft bil­det das sozia­lis­tisch-grün­wo­ke Phra­sen­ge­bäu­de um Teil­ha­be, Anti­dis­kri­mi­nie­rung, Chan­cen­gleich­heit, Gerech­tig­keit, das per­ma­nent neue „Bedar­fe“ benennt, aber die Bana­li­tät ver­ges­sen will, daß erar­bei­tet wer­den muß, was dann ver­teilt wer­den kann. Der Ren­ten- und Ban­lieue-Sozia­lis­mus gewann in Frank­reich die Wah­len zur Natio­nal­ver­samm­lung, wäh­rend hier­zu­lan­de die öko­so­zia­len Welt­ver­bes­se­rungs- und Umver­tei­lungs­funk­tio­nä­re die Poli­tik bestimmen.

Eine Kraft, die nun demo­kra­tisch die­se skl­ero­ti­sche Form der angeb­lich unhin­ter­geh­ba­ren Demo­kra­tie und deren deka­den­te qua­si­ba­ro­cke Selbst­ge­fäl­lig­keit eines Anci­en Regime ver­än­dern woll­te, kann, wenn’s um har­te Umsteue­rung geht, selbst kaum mehr eine lupen­rein demo­kra­ti­sche sein. Das ist min­des­tens zu befürch­ten, inso­fern das, was ein – zusam­men­ad­dier­te – Mehr­heit will, nicht per se das ist, was not­wen­dig zu leis­ten wäre.

Also wird es um die Fra­ge gehen: Will man das? Will man es wagen, Ver­krus­tun­gen auf­zu­bre­chen, hin­ter denen es noch so woh­lig rest­warm ist?

In dem ris­kan­ten Fall ver­ges­se man, daß es auf evo­lu­tio­nä­rem Wege über par­la­men­ta­ri­sche Initia­ti­ven, Debat­ten und Aus­schuß­ar­beit in Ber­lin, den Pro­vinz­haupt­städ­ten und gar in Brüs­sel lau­fen könn­te. Bei allen viel­fach beschrie­be­nen Vor­zü­gen der Demokratie:

Wäre mit ihr, so wie sie der­zeit ist, noch kon­se­quent umzu­steu­ern? Oder braucht es einen Solon, Pei­si­s­tra­tos, Kleis­the­nes oder Milei? Gar Sala­zar? Oder das Erra­ti­kum Donald Trump? Nein, erfor­dert ist nicht gleich eine Kor­rek­tur-Dik­ta­tur, vor der allen so bangt, son­dern der vita­le, der muti­ge Impuls oder auch nur das hoch­ge­hal­te­ne Stop-Schild. Aber wie kom­men jene nach vorn, die es hoch­hal­ten? Und wer genau wäre das?

Erschei­nen drin­gend not­wen­di­ge Ver­än­de­run­gen nur­mehr auf cha­ris­ma­ti­schem und auto­ri­tä­rem Weg mög­lich? Aber wer soll­te der Cha­ris­ma­ti­ker, wer die Auto­ri­tät für not­wen­di­ge Ver­än­de­run­gen sein? Wer noch könn­te oder woll­te den Rubi­kon über­schrei­ten? Die Gefahr, in die­sem Grenz­ge­wäs­ser umzu­kom­men, ist grö­ßer als die Chan­ce, am ande­ren Ufer erfrischt wei­ter­mar­schie­ren zu können.

Mini­mal­va­ri­an­te illi­be­ra­le Demo­kra­tie? Gilt als defekt, erscheint aber hand­lungs­fä­hig in dezi­sio­nis­ti­scher Weise …

Es bleibt sonst immer noch die phi­lis­trö­se Bie­der­mei­er-Vari­an­te, es unter bis­he­ri­gen „Grund­ver­ein­ba­run­gen“ – im Ver­trau­en auf die für eine Lebens­frist pas­sa­ble Vor­rats­la­ge – aus­zu­hal­ten, solan­ge die Bil­lig­an­ge­bo­te rei­chen. Alter Wap­pen­spruch der Zuver­sicht­li­chen: Die Ren­te ist sicher! Die meis­ten wer­den dar­auf ver­trau­en und jene ande­ren, die nach star­ken Alter­na­ti­ven suchen, bei den Staats­or­ga­nen denunzieren.

Ich mei­ne nach wie vor kleinlaut:

Der Reak­tio­när sowie­so, aber ver­mut­lich eben­so der Rech­te und der Kon­ser­va­ti­ve ste­hen auf ver­lo­re­nem Pos­ten. Wer hält das aus? In der woken Demo­kra­tie wer­den sie als Fein­de, als patho­lo­gi­sche Fäl­le und als das per­so­ni­fi­zier­te Böse geschmäht. Haben sie aber tat­säch­lich den Elan, Ver­än­de­run­gen her­bei­zu­füh­ren, wer­den sie unwei­ger­lich schul­dig, weil sie ange­sichts der Ver­hält­nis­se robust vor­ge­hen müßten.

Was wie­der­um kaum vor­stell­bar ist, inso­fern dafür längst die Ener­gie aus der Gesell­schaft fehlt, ins­be­son­de­re in Gestalt einer nach Krea­ti­vi­tät stre­ben­den und risi­ko­be­rei­ten Jugend, die Rich­tung Bewe­gung drängt – so, wie das um 1900 auf viel­fäl­ti­ge Wei­se und nicht nur im Jugend­stil geschah.

Bis­lang taugt die Rech­te eher als Selbst­le­gi­ti­mie­rung der „Demo­kra­ten“ – für deren sich zuneh­mend hys­te­ri­sie­ren­den „Kampf gegen rechts“, weil die Stein­mei­er­sche „Mit­te“ um etwas ande­res als ein Feind­bild gar nicht zu rin­gen bereit ist.

Als Björn Höcke ein­flocht, bei Abschie­bun­gen kön­ne „es schon mal zu unschö­nen Sze­nen kom­men“, dreh­ten die Staats­me­di­en schrill durch. Unschö­ne Sze­nen! Dabei stell­ten Abschie­bun­gen doch nur ein Min­dest­mi­ni­mum des viel umfas­sen­der Not­wen­di­gen dar …

Heino Bosselmann studierte in Leipzig Deutsch, Geschichte und Philosophie für das Lehramt an Gymnasien.

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Kommentare (32)

Mitleser2

9. Juli 2024 16:41

Die unvermeidliche Wirtschaftskrise wird etwas verändern. Offen bleibt, wohin.

Mboko Lumumbe

9. Juli 2024 16:59

Werde Rubikon. Werde Fluss. Sei wie Wasser. Geh den Weg des Wassers. Fliesse.Für oder gegen diesen LinksStaat und seine selbsternannte "Zivilgesellschaft" (=> Vorfeld, Umfeld) lohnt es nicht mehr, sich einzubringen oder gar zu opfern. Wenn, dann geht es vielleicht noch um Genugtuung oder anderes als unschönen Dank.

Ernestine

9. Juli 2024 17:06

Als politische Anfänger sind wir im letzten Jahr mit der AfD durch Höhen und Tiefen gegangen. Herbe Enttäuschungen folgten auf große Hoffnungen. Wie damit umgehen und dabei nicht selbst unter die Räder zu kommen? Wir haben die Lösung einstweilen darin gefunden, "uns selbst treu zu bleiben" und "unser Bestes zu geben", so wie Björn Höcke das im letzten Februar in Schellroda artikuliert hatte. Einfach die Schritte tun und uns so engagieren, wie es uns unser Inneres vorgibt. Und die große Frage nach dem Sinn (oder Erfolg) der Sache - den wir als irdische Geschöpfe sowieso nicht beantworten können - auszublenden. Diese Haltung gibt uns Gelassenheit und inneren Frieden. Und in so einer Haltung kann ich dann auch Wahlkampf machen, ganz so, als wäre alles möglich (oder eben auch nicht). 

Laurenz

9. Juli 2024 18:33

@HB ... Bemühen Sie Ihr historisches Verständnis. Politische Veränderungen laufen in der Regel über viele Jahrzehnte, wenn nicht Jahrhunderte. Die DDR scheiterte nicht an einem Mangel an Freiheit, sondern an der Ökonomie. ZB die Reisefreiheit muß man nur einschränken, wenn es woanders mehr Wohlstand gibt. Insofern sind auch die Tage der BRD gezählt. Aus Mangel an Rente werden die Geburtenstarken, wie Sie & ich, das ganze Erbe, welches unsere Eltern- & Großeltern-Generation hinterlassen hat, verblasen. Im sogenannten Osten, wird es, obwohl dort mittlerweile höhere Renten als im Westen ausgezahlt werden, früher eskalieren, weil es dort wesentlich weniger zu erben gibt, als im Westen. Wenn es woanders mehr Wohlstand geben wird, werden Migranten & Leistungsträger dort hinziehen. Nur desaströse ökonomische Verhältnisse werden den Zeitgeist in unserem Sinne verändern. Nur der Mangel etabliert die völkische Ratio. Aber Sie & ich werden das mutmaßlich nicht mehr erleben. Insofern kann man den Teilnehmern @Ernestine & @Mitleser2 nur zustimmen.

Klaus Kunde

9. Juli 2024 18:33

Front populaire als „Ultima ratio regum“ im Kampf gegen Nouvelle Droite? Burgfrieden der aufrechten Gemüter bei heterogenen Interessen, hoch riskant. Front populaire einst als Totengräber der Dritten Republik. Heutzutage stehen keine revanchelüsternen barbarischen Hunnen an französischen Außengrenzen, der Feind steht bereits millionenfach im Lande, in den eigenen Reihen. Geschichte wiederholt sich nicht, Ausnahmen bestätigen die Regel.
Die DNVP überschritt den Rubikon mit üblich ungewissem Ausgang. Das Wagnis endete kurzfristig in Selbstauflösung und final im Untergang des Reiches. Steigbügelhalter für einen Reiter, dessen Zielsetzung man nicht kannte. Wohin die Reise geht? Im Augenblick per Sonderzug zur Endstation, Bremser bleiben ohne Zutritt. Nur so ein paar Gedanken.

Maiordomus

9. Juli 2024 20:46

Bosselmann formuliert hier nicht in der Art eines resignierten Melancholikers, sondern konzis und treffsicher. 

Amos

9. Juli 2024 22:23

Hm. War das jetzt eine Aufforderung an all die Lauen, Vorsichtigen? Laut Brecht kommt erst das Fressen, dann die Moral. Wenn er hier einmal Recht hätte, dann würde sich etwas ändern, wenn die Steuer-und Arbeitssklaven eine Möglichkeit hätten, ihre Arbeitskraft nicht dem woken Management und den anderen Profiteuren anzudienen.Da aktuell nicht die Nachfrage das Problem scheint, sondern angeblich das Angebot an Fachkräften, sollte sich, sobald patriotische Unternehmen vorsichtig aus der Deckung kommen, etwas drehen lassen. Über eine nichtlinke Jobbörse müsste man mal nachdenken, um dem Feind Arbeitskraft, Kreativität, Lebensenergie derjenigen zu entziehen, die er ja bekanntlich hasst und verachtet, aber braucht, um seine irren Phantasien umzusetzen.

Florian Sander

9. Juli 2024 22:40

Nein, "melancholisch" formuliert HB hier nicht, aber wieder redundant. Treffsicher? Ja. In dem Sinne, dass immer wieder mit der gleichen Waffe in gleicher Weise auf das gleiche Ziel geschossen wird. Treffsicher, aber ohne Variation.
Wieder mal wettern über den vermeintlichen "Sozialismus" (der nie umfassend definiert, aber hier jetzt mit Bindestrichen ausgestattet wird, als negativer Abgrenzungs-Kampfbegriff), über die immer dekadentere Jugend usw. Ein neuer Aufhänger (Frankreich), am Ende wieder gleiches Thema.

Laurenz

9. Juli 2024 22:48

@Amos ... konservative Unternehmer sind Konservative & tun sich mit dem Sponsorn schwer. Echte Dax-Konzerne tun sich ebenso schwer, weil man auch hier gerne kräftige Schlucke aus der Subventionspulle nimmt. Mandatsträger der Einheitsfront, die gewählt werden, hofieren keine Arbeitnehmer. Denn, wählen die mich?
@Klaus Kunde ... die Französiche Linke, heutzutage Kultur-Marxisten, waren schon immer & sind noch unfähiger als unsere Ampel-Dumpfbacken. Nur die ungeliebten Boche sind in der Lage, die Französische Rente mit 60 zu bezahlen.

brueckenbauer

10. Juli 2024 00:51

Bei Bosselmann erkenne ich den deutlichen Wunsch, irgend etwas müsste energisch durchgesetzt und dafür müssten starke Maßnahmen ergriffen werden. Das würde mich  nun vielleicht eher überzeugen, wenn er klar sagen würde, was denn eigentlich durchgesetzt und welche Maßnahmen ergriffen werden müssten. Einstweilen denke ich: Lasst doch die anderen nach ihrer  Facon selig oder unselig werden; sorgen wir nur dafür, dass unsere Leute nicht zu tief in dem Schlamassel versinken. Wir werden glücklicher, wenn wir nicht das Wohl "des Staates" oder "der Gesellschaft" ins Auge fassen, sondern das Wohl konkreter Leute.

Heino Bosselmann

10. Juli 2024 07:12

@brueckenbauer: Sie haben meinen "Wunsch" richtig erkannt. Nur zögere ich mit deutlichen Vorstellungen - zum einen, weil die, realisiert, in Schuld und Drama führen könnten, zum anderen, weil dafür offenbar ohnehin die Kräfte fehlen. Vielleicht ja beruhigend. - Nur meine ich gerade aus engerer Ansicht des demokratischen Geschäfts im Parlamentarismus, daß evolutionär, also "durch Reden und Majoritätsbeschlüsse" (Bismarck), nicht mehr bewegt werden kann, was irreversibel feststeckt. Also blieben nur Anleihen bei Hobbes, Schmitt, Mohler, mithin straffer Dezisionismus, Charaktere vom Standvermögen Orbans ... - Daß die AfD in Teilen demokratischer als die "Demokraten" zu sein trachtet, stimmt mich skeptisch. - Es sind nicht die aus dem Ruder gelaufene Migration und Auflösung der Nation allein; es ist ebenso ein "deep state" in der Weise, daß die Linke, die Ökosozialisten, die woken Illusionisten und allzu laue Liberale mit ihren Vereinen und Einflußnehmern hierzulande die Initiative haben und bislang forcieren, was m. E. nicht im Interesse der Landes und seiner Menschen liegt.

Monika

10. Juli 2024 07:35

Eine meiner Lieblingskarikaturen stammt von Waechter. Sie zeigt eine Sau, die den Schweinestall öffnet, damit die Schweine fliehen können. Die schauen nur dumm und zögerlich raus . Darunter steht: "Wenn ihr Schiß vor der Freiheit habt, dann bleibt in eurem Stinkstall und lasst euch verwursten". Wer sich verwursten lassen will, der soll halt zögernd am Rubikon stehen bleiben. Der Rubikon wurde lässt von innereren und äußeren Feinden überschritten und die unschönen Bilder gibt es auch schon lange (Video von Mannheim). Worauf warten? Es heißt nicht umsonst, jemandem auf die Sprünge helfen. Es geht um einen Akt der Freiheit. Was tun? Die Wahrheit macht frei. Das kann man schon konkretisieren. Wenn ich eine Bekannte auf die Zustände (z.B. Schlägereien) in unserer Stadt anspreche, dann ist ihre Antwort zögerlich: "Ich gehe abends eh nicht mehr in die Stadt", und "ins Schwimmbad bin ich noch nie gegangen". Also, allein die Frage ist schon lähmend.

Laurenz

10. Juli 2024 07:44

@HB @Brückenbauer ... Sie offenbaren eine völlig naive Weltsicht, quasi eine von Lieschen Müller. Die AfD ist aufgrund von Repressalien gezwungen demokratischer als unsere DDR-2.0-Demokraten der Einheitsfront zu sein. Dies wäre auch eine historische Aufgabe. Es mutet völlig absurd an, die eigentlich notwendige Abschaffung des Öffentlichen Dienstes mit seinen Privilegien in Angriff zu nehmen oder anderer Stände, wie die moderner, neu geschaffener Stände, zB QTIA+ - Leute. Die heutigen Armeen links-liberaler Schmarotzer hatten wir auch im II. Reich. Da gingen halt 4/6 bis 4/5 des Staatsbudgets ins Militär (ohne Zugriff des Parlaments). Die militärischen Paraden des Hochadels (ex-Marine vielleicht) waren genauso ein lächerlicher Ganzjahres-Karneval, wie der Sankt-Christoph-Straßentag, Drag-Queens oder Alte-Schlampen-gegen-Rechts(staat). Das, was wir erleben, da muß ich doch @Maiordomus in Schutz nehmen, ist extremste Deutschtümelei. Das hatten wir mehr oder weniger schon immer. Die Reinkarnation Karl Marxens, Klaus Schwab, mit dem WEF, früher Komintern, oder das, was Sie "Deep State" nennen, ist quasi noch nett. Im offenen Ständestaat des II. Reichs gings uns beschissener.

dojon86

10. Juli 2024 08:43

Die meisten Politiker, die jemals den Rubicon überschritten haben, sind gescheitert. In unseren Geschichtsbüchern stehen natürlich eher die Erfolgreichen, man sollte sich aber über die realen Erfolgschancen keine Illusionen machen. Die großen Charismatiker der Geschichte waren auch immer eines, nämlich verrückt. Unsere Nation lieferte da ein besonders prominentes Beispiel. Im übrigen, sollte Westeuropa kollabieren, tippe ich eher auf eine lange Agonie in der Art des Libanon. Sollte sich aus diesem Scherbenhaufen ein Charismatiker erheben, dann tippe ich auf einen Neubürger, (wahrscheinlich Moslem) Begründung; ein solcher verfügt von vorneherein über eine Stammwählerschaft, die durch unsere Einheitsmedien nicht erreicht werden kann. Aber wie gesagt, ich halte so eine Entwicklung für möglich, aber eher für unwahrscheinlich und auch nicht für wünschenswert. Da ist mir im Zweifelsfall die lange Agonie lieber.

Adler und Drache

10. Juli 2024 08:50

Dieser oder jener soll's doch bitte, bitte richten: Höcke oder Krall oder Krah oder Maaßen oder Trump oder Orban oder Dr. Weidel oder Dr. Who.
Dies oder jenes soll's doch bitte, bitte richten: Regierungsbeteiligung der AfD oder Opponieren, Basisdemokratie, ein dezisionistischer Akt oder "wenn alle mal ihren Arsch hochbekämen und auf die Straße gingen". 
Wie ich die Lage sehe, werden wir durch einen Prozess geführt, in dem uns eine äußere Krücke nach der anderen weggeschlagen wird - und nicht nur "wir" Rechten, sondern alle, auch die andere Seite. Wir haben nur ein bisschen Vorsprung, weil die anderen die Ressourcen noch ein bisschen länger ausbeuten können. Die Rat- und Hilflosigkeit, die viele aus unserem Milieu schon heute empfinden und mit C in die Mitte der Gesellschaft vorgedrungen ist, wird sich weiter steigern, der harte Aufprall noch härter werden müssen, damit wir wirklich zu uns selbst kommen und lernen, wieder allein aus uns selbst schöpfen, statt darauf zu hoffen, "der Papi wird's schon richten", und falschen Messiassen hinterherzulaufen.  
 

Laurenz

10. Juli 2024 09:35

@Dojon86 ... Die großen Charismatiker der Geschichte waren auch immer eines, nämlich verrückt. Unsere Nation lieferte da ein besonders prominentes Beispiel. ... Das sind wieder dieselben absurden Behauptungen, wie gestern, die, aus historischer Perspektive, keinen Bestand haben. Sie, Dojon86, wollen weder recherchieren, noch dazulernen, der SiN unwürdig. Nur das materielle Befinden der Deutschen sorgte für den Aufstieg der Nationalsozialisten, ohne, daß jene jemals auch nur eine einfache Mehrheit erreicht hatten. Selbst die Italienischen Verhältnisse der Weimarer Republik änderten nichts daran, daß die Nationalsozialisten unter ferner liefen rangierten. Ab 1927 konnte Weimar sogar mit Hilfe us amerikanischer Kredite aus dem Young-Plan viele Gemüter beruhigen. Der Schwarze Freitag, 1929, beendete die Nummer. Die Kredite aus den USA wurden nicht mehr prolonogiert, wurden also fällig, eine ökonomische Katastrophe, die zur Radikalisierung der Wahlbürger führte. Die Nationalsozialisten setzten sich gegen die Kommunisten durch, weil sie mit einer Wahlkampf-Spende von Henry Ford über 22 Mio. US$ einen effizienteren Wahlkampf führen konnten. Die Nationalsozialisten stiegen erst dann zu Pop-Stars auf, als sie es vermochten, gegen den globalen Trend, die Ökonomie wieder nach oben zu ziehen.

RMH

10. Juli 2024 09:50

@Adler und Drache, ihr Plädoyer für mehr Eingenverantwortung und damit auch Akzeptanz von Freiheit gefällt mir. Beim Thema falscher Messias ist aus meiner Sicht aktuell Argentinien unter Milei das spannendste politische Experiment seit Jahrzehnten. Ob er ein falscher Messias sein wird, kann man m. M. n. aktuell noch nicht beurteilen, aber vermutlich schon in 1 bis 2 Jahren wird sich zeigen, ob wir wirklich nur einen "anderen" Staat brauchen oder ob eine deutliche Reduzierung des Staates auf sein Kerngeschäft nicht besser wäre.
@Laurenz hat mit seinem Hinweis auf die ökonomischen Ursachen des Endes der DDR recht. @Laurenz nennt aber nicht Bautzen, Stasi (gut, im Vergleich zu den heutigen technischen Möglichkeiten ....) & die Verwandlung der Heimat in ein stinkendes Großgefängnis & das ist das, was bei jedem Sozialismus am Ende dabei heraus kommt, eine Uniformierung einhergehend mit dem Aufblühen von gewissen Lagern, wo man die, die nicht im Gleichschritt mitmarschieren, reinpackt (wenn man sie nicht gleich erschießt). Da wir alle hier tendenziell keine Mitläufer sind, sollten wir uns im Zweifel immer weniger Staat, als mehr wünschen, denn ein Staat unter einer rechten Partei wird uns am Ende vermutlich genausowenig schmecken wie das derzeitige System.

Artabanus

10. Juli 2024 10:00

Die BRD erscheint mir wie ein Gebäude, dessen Wände vom Schimmel bereits so stark befallen sind, dass eine Sanierung nicht mehr möglich ist. In solchen Fällen ist Abriss und Neuaufbau die einzige Alternative. Die Frage, die mich beschäfitzt, ist, wo wäre in der Deutschen Geschichte ein Anknüpfungspunkt für einen Neuanfang? Nach meinem Dafürhalten muss man dazu weiter zurückgehen als 1871. Der Bismarcksche Kunststaat hat sich ein ums andere Mal als Fehlkonstruktion erwiesen. Den Deutschen liegt die Großstaaterei nicht.

Mitleser2

10. Juli 2024 10:38

@Artabanus: Neuanfang. Ich weiß, völlig unmöglich, aber ich würde eine Alpen-Ostrepublik aus Bayern, Schweiz, Österreich, Ungarn vorziehen. Vielleicht noch mit Slowenien für einen Meereszugang. Preußen brauch ich nicht.

Laurenz

10. Juli 2024 10:50

@Artabanus ... das II. Reich scheiterte, bevor es begann in 1848/49. Die feudale Ständegesellschaft sorgte damals, wie heute für das Scheitern. Die Reichsfetischisten blenden das immer gerne aus. Ansonsten sind die Deutschen fein mit Deutschland.

dojon86

10. Juli 2024 11:09

@Laurenz Es ging mir in meinem Posting nicht um den Unseligen, das war nur eine Randbemerkung. Ihre ökonomische finanziellen Argumente sind natürlich auch richtig, aber er kam doch bei freien Wahlen auf 40 %. Im übrigen war er wahrhaft ein Popstar. Wenn jemand in meiner Heimat Österreich den Vornamen Adolf trägt, dann ist er fast mit Sicherheit den Geburtsjahrgängen 38 bis 42 zuordenbar.  Aber worum es mir ging, waren mögliche Zukunftsaussichten eines Charismatikers. (Den Rubicon überschreiten bedeutet ja schließlich den Staatsstreich.) Im übrigen, lieber Herr, verzichtens künftig mir und anderen gegenüber auf Invektiven, die sind nämlich der SIN unwürdig.

Maiordomus

10. Juli 2024 11:11

@Mitleser2. Die Schweiz, die sich von Oesterreich emanzipiert hat, leider mit kulturellen Kosten, können Sie für eine solche "Ostrepublik" vergessen. 1921 wurde den Wünschen Vorarlbergs, sich anschliessen zu wollen, was von der alpinen Mentalität her kein Problem gewesen wäre, nicht stattgegeben. Desgleichen wollte die Schweiz nach dem Sieg über Karl den Kühnen Ende des 15. Jahrhunderts das Burgund nicht behalten, welches uns wohl spätestens durch Napoleon weggenommen worden wäre. Selber  bedaure ich aber den Verlust der alten Bestandteile der Schweiz Mühlhausen im Elsass, Veltlin und zumal Rottweil, im 15. u. 16. Jahrhundert die beste Lehrerausbildungsstätte, so wie der Schwarzwald vergleichsweise gut zur Schweiz gepasst hätte, auch schon mit den damaligen dortigen  selbstbestimmenden Gemeindestrukturen vor allem am Hochrhein und im Hotzenwald. Für die Schweiz war es wichtig, ein föderalistisches Gebilde mit Stadtstaaten und Landrepubliken zu sein bei schwacher Zentralführung, weil die Freiheit vor Ort praktiziert werden muss bzw. will. Diese Staatsidee ist aber daran, in Vergessenheit zu geraten, wird auch bewusst an den Schulen kaum mehr vermittelt. Insofern ist für das 21. Jahrhundert wohl noch mit grösseren Veränderungen zu rechnen, zumal in der Schweiz jährlich so viele Leute einwandern wie zur Zeit der Völkerwanderurng in 300 Jahren.    

Artabanus

10. Juli 2024 11:39

@Laurenz
Die sog. Reichsgründung wird leider allgemein nicht kritisch genug gesehen. Dabei waren einige Probleme sofort offenkundig:
1) Alle Deutschen außerhalb des "Reichs" wurden plötzlich zu Nichtdeutschen. 2) Die polnische Minderheit in Preußen konnte und wollte nicht einfach deutsch werden. 3) Durch die Annexion Elsass-Lothringens hatte man sich Frankreich zum Dauerfeind gemacht.
Die Folgen sind bekannt. Nur 74 Jahre später lag alles in Schutt und Asche. Und die heutige BRD ist der Fläche nach nur unwesentlich größer(ca.2%) als das damalige Preußen allein.
Man hat 1990 einfach gedankenlos wieder versucht dort anzuknüpfen. Die Ernennung Berlins als Hauptstadt ist der Beweis. Man wollte wieder protzen. Das Ergebnis ist nun sichtbar.

Klaus Kunde

10. Juli 2024 12:10

Zur Frage des Aufstiegs der NSDAP: Henry Fords Spende läßt sich nicht belegen. Großspenden der deutschen Industrie finden sich erst nach der Machtergreifung. Ein Blick auf die Wähler der NSDAP ergibt dagegen sicheren Erkenntnisgewinn u. erklärt ihre Breitenwirkung. Zitat von Jürgen W. Falter: "Hitlers Partei läßt sich als eine Bewegung charakterisieren, die bis 1933 für viele Unterschiedlichstes bedeutetet zu haben scheint: Bollwerk gegen eine wohl tatsächlich als real empfundene kommunistische Gefahr für die Oberschicht, Sammelpartei des sozialen und wirtschaftlichen Protestes für die Mittelschicht, nationale Alternative zu den beiden sozialistischen Parteien für Teile der Arbeiterschaft, Aufbruchsbewegung in eine bessere Zukunft für die Jugend u. Speerspitze für die völkisch-antisemitischen Gruppen, die zwar die Parteielite stellten, innerhalb der ns Wählerschaft aber nur eine kleine Minderheit ausgemacht haben dürfte. Vor 1933 war die NSDAP sowohl eine Partei des Mittelstandsextremismus als auch der radikalisierten Unpolitischen aller Couleur und sozialen Herkunft, sowohl Heils- als auch Protestbewegung, somit die erste moderne Integrationspartei“. Die NSDAP läßt sich neben dem katholischen Zentrum eher als echte Massenintegrationspartei (heute Volkspartei) begreifen, was ihre außerordentliche Dampfkraft erklärt.

Indigener

10. Juli 2024 12:16

"Nur das materielle Befinden der Deutschen sorgte für den Aufstieg der Nationalsozialisten."
@ Laurenz 10.7. 9:35: Aus vielen Gesprächen mit Zeitzeugen und aus der Literatur meine ich zu wissen, daß Ihr Ausschluß anderer Gründe falsch ist. Selbst 1930 und danach waren wesentliche Aufstiegsgründe auch die Schmach der "Niederlage" von 1918, die Demütigung durch "Versailles", die Greuellügen der Entente und der Kulturverfall sowie separatistische Bestrebungen die Angst vor einem drohenden Sowjetdeutschland...

Le Chasseur

10. Juli 2024 12:42

Gerd Krumeich vertritt in seinem kürzlich erschienen Buch "Als Hitler den Ersten Weltkrieg gewann" die These, dass die Niederlage im 1. WK und der Versailler Vertrag eine entscheidende Rolle beim Aufstieg der NSDAP spielte.

das kapital

10. Juli 2024 14:45

@ Artabanus "Man wollte wieder protzen. Das Ergebnis ist nun sichtbar." Berlin zur Hauptstadt (alleinig) zu machen war ein grauenhafter Fehler. Das hat diese Republik endgültig zerstört. Mit "protzen" hat das weniger zu tun. Ist in Berlin zwischen 1990 und 2024 irgendetwas entstanden, was einem Neuschwanstein ebenbürtig wäre? Doch wohl nicht. Demokraten können zwar blödsinnig Geld verschwenden. Von Größe und Schönheit verstehen sie zumindest seit 1990 rein gar nichts. Ludwig II. hatte das mit dem Protzen besser drauf als die. BASF hat er auch 1865 fett gesponsert mit 1,4 Millionen. Beides Projekte, die von 1990 bis 2024 reichlich Nutzen gestiftet haben. Mehr als "unsere" selbsternannten Edeldemokraten. /// Mit Berlin ließ sich nicht protzen und lässt sich auch heute nicht protzen. Es lag mal auf halber Strecke zwischen Königsberg und Aachen. Heute ist es eine Randlage in Westpolen mit deftigen Verwahrlosungstendenzen. CDU Bürgermeister und 111 Gruppenvergewaltigungen 2023. Subentionsmentalität Ost trifft West. Ohne Länderfinanzausgleich müsste jeder zehnte Einwohner aus der Mülltonne essen. Nach 34 Jahren sind die noch nicht in der Lage, sich selbst etwas zu erwirtschaften. Westberlin hat den Westen ausgeplündert, Ostberlin den Osten, und das bleibt auch so.

das kapital

10. Juli 2024 14:55

@Klaus Kunde: Wer sich die NSDAP bis 1933 betrachtet, der muss sich auch die SA und den Massenmord an deren Führung und verdienten Konservativen beim sogenannten "Röhm-Putsch" anschauen. Die Kräfte, welche Hitler und die anderen an die Macht gebracht hatten, wurde ein Jahr später ausgelöscht. "Moderne Integrationspartei" (Zitat, nicht Ihre Äußerung) stört mich da schon deutlich. Wenn Massenmord unter dem Stichwort "moderne Integrationspartei" zusammengefasst wird, dann müsste da schon etwas genauer hingeschaut werden. Lenin, Stalin und Mao sind Massenmörder. Standen sie dann auch "modernen Integrationsparteien" vor? Ist Massenmord ein herausragendes Merkmal modernen Parteien? Sind Parteien ohne Krieg gegen Rechts und ohne Massenmord zurückgeblieben und ewig gestrig? Was Falter da so am Ende von sich gib lässt in mir zwanglos die Frage aufsteigen: "Hat der einen Knall ?" Ja, er hat.

Le Chasseur

10. Juli 2024 15:12

@das kapital"Ist in Berlin zwischen 1990 und 2024 irgendetwas entstanden, was einem Neuschwanstein ebenbürtig wäre?"
Selbstverständlich: https://de.wikipedia.org/wiki/Zentrale_des_Bundesnachrichtendienstes

RMH

10. Juli 2024 16:06

Ist in Berlin zwischen 1990 und 2024 irgendetwas entstanden, was einem Neuschwanstein ebenbürtig wäre?
Vergleichbar nicht, aber da ich eindeutiger Befürworter von historischen Rekonstruktionen an Stellen bin, bei denen entweder die Bomber oder der Abrissbirnenwahn beider deutscher Nachkriegsstaaten zugeschlagen hatten, bin ich dankbar, dass zumindest das Humboldt Forum teilweise die Schlüterfassaden des alten Stadtschlosses erhalten hat. Hier wäre ich für die Wiedererrichtung der kompletten Fassaden gewesen. Ebenso bin ich dankbar für das, was in Frankfurt am Main rekonstruiert wurde. Wenn man in einem Land lebt, dass keine eigene, schöpferische Kraft mehr hat und im Baubereich nur noch epigonal, standardisierte CAD-Architektur-Software Entwürfe in die Städte rotzt, dann darf man froh sein, wenn statt Einfallslosigkeit historische Rekonstruktionen umgesetzt werden (oder Wiederaufbauten - siehe Dresden. Auch die dortigen "Neubauten" befürworte ich). 

das kapital

10. Juli 2024 22:10

@ le chasseur und rmh BND Zentrale mit Weltruhm. Netter ironischer Versuch. /// Die Wallstreet wurde in gewisser Weise ja schon 1929 ausgelöscht, siehe Black Friday. Gemeint war aber erkennbar der Massenmord an inländischen Helfern. /// Rekonstruktion vom Stadtschloss / Humboldtforum war doch wohl nicht der Größe der seit 1990 regierenden Demokraten sondern privater Initiative geschuldet, die immer wieder heftig von irgendwelchen Typen angefeindet wurde. Eine Claudia Roth wollte auch noch die Bibelzitate aus- bzw. überblenden. /// Besser als Nichts, aber welche Demokraten haben seit 1990 architektonische Leuchttürme errichte, die auch im Jahre 2150 noch leuchten werden ? /// Wir leben in einer glanzlosen Zeit, die nichts Zeitloses und nicht mal mehr Mittelmaß hervorbringt. Nach dem grauenhaften 2. Weltkrieg war Kreativität noch machbar. Heute wächst hier kein Gras mehr. Wo findet sich heute noch jemand, der z.B. einem Karl Jaspers geistig ebenbürtig wäre ? Es entsteht nichts mehr von Dauer und es entsteht nichts mehr für die Ewigkeit. Ein Anbau ans Kanzleramt für 800 Millionen wird auch kein großer Wurf, sondern nur kleingeistiges Geschiss. Hässliche kleinkarierte Funktional-architektur.

Carsten Lucke

10. Juli 2024 23:53

@ das kapital, RMH, Le Chasseur
Kann Ihren Unmut und Haß gut verstehen, doch die BND-Zentrale ist m.A.n. ein guter Bau (Ensemble) - Albert Speer hätte seine Freude daran : "Germania" nimmt Gestalt an, ha ! (Ach, wenn's doch nicht so traurig wäre ...)
Und @ Monika hat recht - der Rubikon wurde längst von anderen überschritten : https://www.prabelsblog.de/2024/06/die-attraktivitaet-der-innenstaedte/  !

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