Postdemokratischer Unmut in Erfurt

In Erfurt trat der Landtag zu seiner konstituierenden Sitzung zusammen. Seit 1994 regelt in Thüringen ein Gesetz, daß diese Konstitution schlank und ohne Geschäftsordnungsdebatten ablaufen solle. Die Sache könnte ganz einfach sein, aber sie lief aus dem Ruder.

Götz Kubitschek

Götz Kubitschek leitet den Verlag Antaios

Natür­lich hat­te Björn Höcke damit gerech­net. Er ist ja nicht naiv, ist kei­ner, der an den voll­stän­di­gen Respekt der Macht vor dem Recht glaubt. Er hofft auf die­se respekt­vol­le Hal­tung, aber er geht nicht in allen Fäl­len von ihr aus. Zu deut­lich ist der Unmut der “Kar­tell­par­tei­en” mit dem Sou­ve­rän, also dem Volk gewor­den, das aus ihrer Sicht in Tei­len, in sperr­mi­no­ri­täts­gro­ßen Tei­len, unbe­lehr­bar zu sein scheint und die Fal­schen wählt.

Höcke zeig­te sich, als er am Tele­fon vom Tag im Par­la­ment erzähl­te, als jemand, der dem Recht eine Kraft zuspricht, die unab­hän­gig von jeder Macht vor­han­den sein müs­se. Man könn­te sagen, daß er dem Rechts­po­si­ti­vis­mus sei­nen gebüh­ren­den Platz ein­räumt, und mehr: daß er die­se Vor­stel­lung von einer Eigen­kraft des Rechts sogar ver­tei­di­gen möch­te, denn ohne sie wäre alles Regel­werk stets nur Macht­aus­le­gun­gen unter­wor­fen und wür­de eines ganz sicher nicht mehr tun: etwas regeln.

Wir alle glau­ben, wenn wir uns an Rege­lun­gen und Geset­ze hal­ten, daß sie nicht will­kür­lich außer Kraft gesetzt wer­den dür­fen – vor allem nicht von denen, die sie fest­leg­ten. Die Ein­hal­tung der Geschäfts­ord­nung eines Par­la­ments mag denen, die nach ver­lo­re­ner Wahl Krö­ten schlu­cken müs­sen, nicht leicht fal­len. Aber sie müs­sen schlu­cken und ein­hal­ten, denn wenn sie es nicht tun, ist ihre Gesetz­ge­bung und sind ihre Maß­nah­men brü­chig und nicht mehr aus sich her­aus verbindlich.

Der post­de­mo­kra­ti­sche Unmut erstreckt sich also längst auch auf die Geschäfts­ord­nung, die sich jedes Par­la­ment gibt und die den Umgang poli­ti­scher Geg­ner im par­la­men­ta­ri­schen Betrieb mäßi­gend und zäh­mend regeln soll: Es sind Wort­ge­fech­te, die im Ple­nar­saal aus­ge­tra­gen wer­den, und sie fol­gen Abläu­fen, in denen kei­ner nie­der­ge­brüllt oder stän­dig unter­bro­chen wer­den darf.

Viel ist die­ser Tage wie­der von der Wür­de Hoher Häu­ser die Rede, die in Gefahr sei, weil die Ost­wah­len Frak­tio­nen einer Par­tei zu Rie­sen gemacht hät­ten, deren Ziel es sei, demo­kra­ti­sche Ver­fah­ren aus­zu­he­beln und einen Sys­tem­wech­sel vorzubereiten.

Nie­mand glaubt das im Ernst, aber alle tun so. Das hat Grün­de: Die links­grü­ne Trans­for­ma­ti­ons­po­li­tik trifft seit zehn Jah­ren auf wach­sen­den Wider­stand, und wo den Alt­par­tei­en die Argu­men­te aus­ge­hen, wird alter­na­ti­ve Poli­tik zum Demo­kra­tie­pro­blem erklärt. Dabei soll­te bereits der sprung­haf­te Anstieg der Wahl­be­tei­li­gung für jeden, den die Poli­tik­ver­dros­sen­heit ver­droß, ein Grund zur Freu­de sein: Es geht wohl wie­der um etwas, es ste­hen ech­te Unter­schie­de zur Wahl.

Post­de­mo­kra­ti­scher Unmut: Das ist der Unmut derer, die lie­ber füh­ren und bestim­men und nicht ver­han­deln und kor­ri­gie­ren wol­len. Es hat sich bei den Alt­par­tei­en die Über­zeu­gung fest­ge­setzt, man sei in den wesent­li­chen Fra­gen zu nahe bei­ein­an­der, als daß noch ernst­haft gewählt wer­den müß­te. Man könn­te die­se Atmo­sphä­re mit der Auf­tei­lung eines Kuchens durch jeman­den ver­glei­chen, dem man zuvor die Augen verband.

Post­de­mo­kra­ti­scher Unmut: Das ist der Offen­ba­rungs­eid, den Leu­te leis­ten, die bereit sind, für den Erhalt ihrer par­la­men­ta­ri­schen Macht Ver­fah­rens­wei­sen und Ver­hal­tens­re­geln zu igno­rie­ren – und es nicht zuge­ben wollen.

Wor­über spre­chen wir, wenn wir in die Geschäfts­ord­nung des Thü­rin­ger Land­tags schauen?

1. Der ältes­te gewähl­te Abge­ord­ne­te eröff­net und lei­tet als Alters­prä­si­dent die Sit­zung bis zu dem Moment, in dem ein Land­tags­prä­si­dent gewählt ist und die Geschäf­te über­neh­men kann.

2. Der Alters­prä­si­dent stellt zunächst die Anwe­sen­heit aller Abge­ord­ne­ter per Namens­nen­nung und Zuruf und danach die Beschluß­fä­hig­keit fest. Anschlie­ßend for­dert er die stärks­te Frak­ti­on auf, einen Kan­di­da­ten für das Amt des Par­la­ments­prä­si­den­ten vorzuschlagen.

3. Es ist seit der Pauls­kir­chen­ver­samm­lung von 1848 Gepflo­gen­heit und soge­nann­tes Ver­fas­sungs­ge­wohn­heits­recht, daß die stärks­te Frak­ti­on nicht nur das Vor­schlags­recht hat, son­dern mit ihrem Kan­di­da­ten das Amt des Par­la­ments­prä­si­den­ten auch beklei­den kann.

Ent­schei­dend ist zwei­er­lei: In Thü­rin­gen ist die Kon­ti­nui­tät der Geschäfts­ord­nung gesetz­lich fest­ge­schrie­ben. Das bedeu­tet: In der kon­sti­tu­ie­ren­den Sit­zung darf es unter der Lei­tung des Alters­prä­si­den­ten kei­ner­lei Ände­run­gen der Geschäfts­ord­nung geben. Sie wird aus dem vor­he­ri­gen Land­tag in Kon­ti­nui­tät über­nom­men und kann erst nach der Kon­sti­tu­ti­on des neu­en Land­tags, also im Lau­fe der neu­en Legis­la­tur­pe­ri­ode geän­dert werden.

Zwei­tens sieht die­se Geschäfts­ord­nung kein Vor­schlags­recht der schwä­che­ren Frak­tio­nen vor, auch nicht nach zwei, drei, fünf oder zehn geschei­ter­ten Wahl­gän­gen. Fin­det sich, wie wohl im Fal­le des Vor­schlags eines AfD-Kan­di­da­ten durch die AfD, kei­ne Mehr­heit, könn­te bis zum Sankt­nim­mer­leins­tag ergeb­nis­los wei­ter­ge­wählt wer­den: Kei­ne ande­re Par­tei kann einen ihr geneh­men Kan­di­da­ten vorschlagen.

Wel­cher Gestal­tungs­spiel­raum kann dar­aus für die AfD ent­ste­hen? Um die Kon­sti­tu­ti­on des Land­tags zu errei­chen und Kon­struk­ti­vi­tät zu signa­li­sie­ren, könn­te die AfD den Kan­di­da­ten einer ande­ren Par­tei vor­schla­gen und ihm zur Mehr­heit ver­hel­fen. Dies hät­te natür­lich sei­nen Preis; man könn­te es als klei­ne, geglück­te Koali­ti­ons­ver­hand­lung wer­ten, denn was in Abspra­chen in einem Fall gelang, könn­te auch in ande­ren Fäl­len gelingen.

Aber wir spre­chen nicht über Minis­te­ri­en, aus denen her­aus eine fun­da­men­tal ande­re Ein­wan­de­rungs- oder Bil­dungs- oder Finanz­po­li­tik eta­bliert wer­den könn­te. Wir spre­chen über ein Ver­wal­tungs­amt in einem Par­la­ment, über die Lei­tung von Sit­zun­gen und über ein waches Auge, das über die Ein­hal­tung der Geschäfts­ord­nung und die Wah­rung des Anstands wacht und dabei wie her­aus­ge­löst aus der eige­nen Frak­ti­on eine neu­tra­le Posi­ti­on ein­zu­neh­men hat.

Den Wahl­ver­lie­rern, den “Kar­tell­par­tei­en”, wie Höcke sie nennt, war aber bereits die streng befris­te­te Über­nah­me der Amts­ge­schäf­te durch den AfD-Alters­prä­si­den­ten Jür­gen Treut­ler etwas, das sie nicht ertra­gen woll­ten. Sie agie­ren dem Bedeu­tungs­zu­wachs der AfD gegen­über durch­schau­bar und wie Leu­te, die den ein­falls­lo­sen Wunsch ver­spü­ren, eine Mau­er zu errichten.

Denn für sie ist nun selt­sa­mer­wei­se der “Ernst­fall” ein­ge­tre­ten, auf den sie nicht vor­be­rei­tet waren und für den ihnen die Geschäfts­ord­nung nicht genü­gend anti­de­mo­kra­ti­schen “Spiel­raum” gewährt.

Die­se Vor­gän­ge sind nicht ganz ohne Prä­ze­denz: Als im Wes­ten Anfang der Acht­zi­ger die Grü­nen auf­ka­men und in die Par­la­men­te ein­zo­gen, dach­ten die dama­li­gen drei Alt­par­tei­en auch über Ände­run­gen und Beu­gun­gen von Geschäfts­ord­nun­gen nach und unter­stell­ten Sys­tem­ge­fähr­dung. Jedoch gelang die Ent­zau­be­rung rasch: Der Par­la­men­ta­ris­mus saug­te die Grü­nen ein.

Der Anspruch der AfD läßt sich in zwei­fa­cher Hin­sicht mit dem der Grü­nen von damals nicht ver­glei­chen: Die Macht­ba­sis der AfD ist in Thü­rin­gen längst weit grö­ßer als sie für die Grü­nen je war, egal wo. Gleich­zei­tig ist das poli­ti­sche Pro­gramm der AfD nach­ge­ra­de mil­de im Ver­gleich zu dem, was die Grü­nen damals wollten.

Es war Höcke, als er berich­te­te, wich­tig zu beto­nen, daß sich die instal­lier­te “Alter­na­ti­ve zur Alter­na­ti­ve”, das Bünd­nis Sahra Wagen­knecht, nicht im Gerings­ten vom Ver­hal­ten der Alt­par­tei­en absetz­te. Viel­mehr bil­de­te das BSW zusam­men mit der Links­par­tei einen lau­ten Block. Wen wun­dert es? Man zog noch vor einem Jahr in der­sel­ben Par­tei am sel­ben Strang und regier­te in Thü­rin­gen sogar.

Auch in den Rei­hen der CDU-Abge­ord­ne­ten haben sich wohl kei­ne Absetz­be­we­gun­gen und Ris­se gezeigt. Die Dyna­mik im Saal war die einer Sor­tie­rung in Freund und Feind. Für die AfD-Abge­ord­ne­ten, zumal für die Neu­lin­ge im Par­la­ment, war es eine Feu­er­tau­fe: Wie wirkt es, wenn man kör­per­lich spürt, daß man nicht dazu­ge­hö­ren soll, obwohl man zu etwas antrat, das genau so vor­ge­se­hen war – und gewann?

Kon­sti­tu­ie­ren­de Sit­zung, Wür­de des Hau­ses: Der Alters­prä­si­dent wur­de fort­wäh­rend auf ehr­ab­schnei­den­de Wei­se unter­bro­chen und her­ab­las­send “belehrt” dar­über, daß er zulas­sen müs­se, was er gar nicht zulas­sen kann: Ände­run­gen der Geschäfts­ord­nung noch vor der Wahl des Landtagspräsidenten.

Aber Jür­gen Treut­ler ist von den alten Hasen der AfD gut auf die­se schwe­ren Stun­den vor­be­rei­tet wor­den: Er blieb ruhig und gab die Macht über den Ablauf nicht aus der Hand. Er half dabei, erneut das zu tun, was nur gelin­gen kann, wenn man so stark gewor­den ist wie die AfD in Thü­rin­gen oder in Bran­den­burg: den poli­ti­schen Geg­ner zu einem Ver­hal­ten zu zwin­gen, das ihn ent­we­der kom­pro­miß­be­reit zeigt oder ihn “zur Kennt­lich­keit entstellt”.

Die Vor­la­ge ist ja denk­bar sim­pel: Die­je­ni­gen, die nun einen AfD-Land­tags­prä­si­den­ten akzep­tie­ren müß­ten, kön­nen das Gesetz igno­rie­ren oder sich dem Recht beu­gen. Statt­des­sen füh­ren sie einen Affen­tanz mit halb ver­rutsch­ter Demo­kra­tie­mas­ke auf, der zwi­schen bedroh­lich und lächer­lich schwankt. Denn unter der Mas­ke kommt ein Gesicht zum Vor­schein, das behaup­tet, der Rechts­staat sei nur dann einer, wenn er den eige­nen Vor­stel­lun­gen diene.

In der Lage selbst mag die Kon­fron­ta­ti­on im Land­tag für die AfD wie­der schwer zu ertra­gen sein. Aber es ist not­wen­dig, daß es so kommt und daß es so ver­fah­ren ist. Leu­ten wie Mario Voigt (CDU), Kat­ja Wolf (BSW) und Bodo Rame­low (Lin­ke) möch­te man doch nichts ver­dan­ken. Sie sind es, die in Panik gera­ten sind am Wahl­abend, sie sind es, die mit der Absicht, eine Mau­er zu errich­ten, eine Brand­mau­er, mit der Kel­le in der Hand vor ihrem Pfusch stehen.

Das Lan­des­ver­fas­sungs­ge­richt in Wei­mar ist nun ange­ru­fen und muß ent­schei­den. Es wird der AfD recht geben müs­sen, wenn es sich nicht zur Rechts­beu­gung ent­schlie­ßen will. Wer weiß, wie sehr Par­tei­en um ihren Pro­porz in der Beset­zung höchs­ter Rich­ter­äm­ter rin­gen, kann sich vor­stel­len, wel­cher Druck nun auf die­sen Rich­tern las­tet: Man erwar­tet von ihnen, daß sie “lie­fern”.

Post­de­mo­kra­ti­scher Unmut in Erfurt: Er ist gefähr­lich, aber vor allem ein Zei­chen von ver­rann­ter Hilf­lo­sig­keit. Das Schöns­te dabei ist: Nie­mand, der mit­zu­wir­ken hat, kann sich von der Büh­ne steh­len. Dafür sor­gen Höcke und sei­ne Leute.

Götz Kubitschek

Götz Kubitschek leitet den Verlag Antaios

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Kommentare (50)

Laurenz

27. September 2024 10:37

Man fragt sich, warum der Alterspräsident die Unruhestifter (mit Hilfe der Saal-Mitarbeiter) nicht des Plenarsaales verwiesen hat.
Hier das Interview mit einem müden Höcke im Deutschlandkurier. https://youtu.be/PjECNPL0jOE

RMH

27. September 2024 10:46

Und in den Medien & den anderen Parteien werden gleichfalls die schon für diesen Tag vorbereiteten Drehbücher abgespult. Wenn da ein ehem. Verfassungschutzmitarbeiter & Bruder eines AfD- BT-Abgeordneten (in Thüringen bei der CDU), das historisch beschwerte Wort von der "Machtergreifung" in den Raum pfeffert, damit die Medien etwas zu berichten & das bürg. Establishment besorgt die Köpfe schräg halten kann, dann ist das alles Inszenierung. Scripted Reality. Das Parlament wird zur "Reality-Show" oder "Docu-Soap". Mal sehen, welche Rolle jetzt das Thür. Verfassungsgericht zum Besten geben wird.
PS: Das Parlaments Debatten schon immer Theater waren, von Saarlands Müller sogar offen als "Politisches Theater" bezeichnet, 
https://www.swr.de/swrkultur/wissen/archivradio/eklat-um-zuwanderungsgesetz-cdu-politiker-peter-mueller-bekennt-politisches-theater-100.html
kann man sehr schön selber erfahren, wenn man einmal an den vielen Programmen zu Austausch mit Parlamentariern, die es gibt, teilnimmt. Da ist man dann Zaungast in Fraktionssitzungen & sieht, wie Debatten vorbereitet werden.

t.gygax

27. September 2024 11:01

Ich habe vier Stunden lang den live stream verfolgt.Die Kommentare des mdr waren unterirdisch, ein furchtbares Geschwätz von den "demokratischen Parteien", und bereits beim ersten GO-Antrag des CDU Typen( unsympathischer Gesichtsausdruck, wirkte verschlagen und tückisch) war klar, hier sollte egal was kommt verhindert werden, dass Wiebke Mühsal gewählt werden kann; am Schluss hatte ds Ganze sogar Unterhaltungswert  ,denn das Gekeife und Gequieke der Blockparteien wurde geradezu hysterisch.Ich habe den alten Herrn von der AFD bewundert, wie er ruhig das Schiff durch stürmische Wasser führte....obwohl es ihm offenbar etwas ausmachte, wie er angegangen wurde, man sah es an der Körpersprache. Deutlich ist, dass es den Blockparteien nur um Macht geht, das Land und das Volk sind denen egal, vielleicht sogar etwas  das irgendwie widerwärtig ist.....Ich wünsche der AFD Thüringen Standfestigkeit und der anständigen Frau Mühsal alles Gute.

Majestyk

27. September 2024 11:13

Im Grunde ist Demokratie unter diesen Bedingungen gescheitert. Dissenz gab es auch in der Bonner Republik und zwar nicht zu knapp. In einer Demokratie braucht es aber auch die Akzeptanz einer Niederlage und dann wirft man dem Gegner keinen Blumenstrauß vor die Füße. Damals konnte man schon erahnen wie es bald werden wird. Verspricht nun eine abwechslungsreiche Legislaturperiode zu werden, wenn oder falls der Landtag konstituiert wird. Selbst dann gebe ich ihm keine 5 Jahre. Man sieht aber wieder einmal, es kommt sehr wohl auf die äußere Form an, selbst in Gegnerschaft und bei Konkurrenz. Kant hatte recht:, der Mensch kann nur Mensch werden durch Erziehung. Er ist nichts, als was die Erziehung aus ihm macht. 
Die Fassade bröckelt, hoffentlich sehen die Wähler genau hin und blicken hinter die Maske der Vorzeigedemokraten.

Lars Seemann

27. September 2024 11:26

Das gestrige Szenario zeigt mir jedenfalls, daß der Punkt, an dem naive Naturen noch hätten hoffen dürfen, mit Konstruktivität und Zugeständnissen soetwas wie Einsicht oder wenigstens eine stillschweigende Akzeptanz zu erreichen, weit überschritten ist.
Diese Leute sind keine Demokraten. Die Regelwerke sind ihnen völlig egal. Es ist der Pöbel, der Mob. Die Demokratie ist in die letzte Daseinsform getreten, die Herrschaft des Abschaums (demos).
Treutler hätte als Spielleiter spätestens bei der ersten Unterbrechung die gelbe Karte ziehen müssen.

Carsten Lucke

27. September 2024 11:31

Als Ergänzung zum wichtigen Text von Götz Kubitschek vielleicht noch diese aktuelle Aufarbeitung Boris Reitschusters : https://www.pi-news.net/2024/09/boris-reitschuster-dechiffriert-schmierentheater-im-thueringer-landtag/

das kapital

27. September 2024 11:32

Die einfache erzliberale Formel: Alle Abgeordneten, egal welcher Partei, haben dieselben Rechte und Pflichten, gilt einfach nicht mehr. Der Wahlkampf geht auch nach der Wahl weiter und die Vertreter von CDU und den anderen Linksparteien scheuen sich nicht, das Parlament für ein unwürdiges Schauspiel zu missbrauchen. Stefan Heym von der Linkspartei / PDS/ SED durfte im Bundestag als Alterspräsident ohne größere Unterbrechungen reden. /// Meine Damen und Herren, bis zur Beschlussfassung zur Geschäftsordnung, die sich der 13. Deutsche Bundestag N A C H der Wahl des Bundestagspräsidenten geben wird, verfahren wir nach den Regeln, die für den 12. Deutschen Bundestag gegolten haben. (!) /// Genauso hat das auch Herr Treutler als Alterspräsident halten wollen. Die linke Inszenierung hat genau das verhindert.

Andreas J

27. September 2024 11:44

Erfreulich: Ich habe noch nie in so kurzer Zeit so viele Kommentare in sozialen Medien gelesen (z. B. X, YouTube), die Unisono das Verhalten der Altparteien im Landtag verurteilen. Man kann sagen, dass dies schon länger der Fall ist, aber die jetzige Wucht finde ich bemerkenswert. FAZ und Bild twittern ja schon gar nicht mehr zu AfD-Themen, wissend, dass ihre Anti-AfD-Narrative nicht mehr verfangen und augenblicklich widerlegt werden. 

RMH

27. September 2024 12:07

@C. Lucke,
ja, der Herr Reitschuster hat ein schönes Video gemacht, in dem er die Inszenierung, bei der die Landtagsverwaltung schön mitgeholfen hat, klar entlarvt:
https://www.youtube.com/watch?v=z-QiyOEbyCU

Simplicius Teutsch

27. September 2024 12:16

Die „Regelbrecher“ sind die Kartellparteien, „wenn wir in die Geschäftsordnung des Thüringer Landtags schauen“ (@Götz Kubitschek). 
 
Dagegen fette Online-Überschrift in BILD (als Beispiel): 
So stürzt Höcke Thüringen ins Chaos … dramatischer Kampf um das Amt des Landtagspräsidenten. Die AfD beansprucht das Amt für sich – CDU, BSW und Co. wollten das verhindern und einen anderen Kandidaten wählen.“

Maiordomus

27. September 2024 12:45

Bereits haben sich ein Verfassungsrichter und eine Verfassungsrichterin , wohl nicht solche, die bestimmen müssen, gegen die Position der AfD gewandt, wiewohl, das ist meine eigene Erfahrung als einstiges Mitglied einer Verfassungsgebenden Versammlung eines Gliedstaates (Kanton), politisch bedingte Regeländerungen im Verlauf eines parlamentarischen oder iuristischen Prozesses genau das sind, was einem Rechtsstaat keinesfalls entspricht. 

Liselotte

27. September 2024 13:04

@Laurenz: schauen Sie sich das Video von Reitschuster an, dann wird Ihnen klarer, daß das so einfach nicht ist. Der Alterspräsident der konstituierenden Sitzung muß mit der von der vorherigen Landtagspräsidentin installierten Landtagsverwaltung (Tontechniker, juristischer Direktor usw.) zurandekommen, er kann nicht auf die Schnelle "Personal austauschen". Ich finde, Herr Treutler hat gut die Nerven behalten und ist dem vorgebrachten Unfug gegenüber standhaft geblieben, das nötigt mir hohe Achtung ab. Nun ja, am Samstag geht es wohl in die nächste Runde.

Simplicius Teutsch

27. September 2024 13:14

Vielen Dank, @Carsten Lucke … „Als Ergänzung zum wichtigen Text von Götz Kubitschek vielleicht noch diese aktuelle Aufarbeitung Boris Reitschusters : https://www.pi-news.net/2024/09/boris-reitschuster-dechiffriert-schmierentheater-im-thueringer-landtag/"
 
Sehr guter Hinweis; diese Reitschuster-Dokumentation von einer knappen halben Stunde muss man angeschaut haben, um beispielhaft die abgrundtiefe, konzertierte Perfidie zu verstehen, mit der die AfD - und damit das deutsche Volk - bekämpft und machtlos gehalten wird.

Heinrich Loewe

27. September 2024 13:19

Die Besetzung von Richtern nach Parteibuch muß weg! Eas gibt andere Möglichkeiten. Ansonsten kann von Gerwaltenteilung keine Rede sein und Sellner hat recht mit seiner Zustandsbeschreibung "Demokratie-Simulation".

Le Chasseur

27. September 2024 13:20

"Es ist seit der Paulskirchenversammlung von 1848 Gepflogenheit und sogenanntes Verfassungsgewohnheitsrecht, daß die stärkste Fraktion nicht nur das Vorschlagsrecht hat, sondern mit ihrem Kandidaten das Amt des Parlamentspräsidenten auch bekleiden kann."
Auszug aus der Geschäftsordnung des Thüringer Landtags:
"Der Landtag wählt die Präsidentin beziehungsweiseden Präsidenten und die Vizepräsidentinnen beziehungs-weise Vizepräsidenten in besonderen Wahlgängen für dieDauer der Wahlperiode. Die Wahlen werden ohne Aus-sprache und geheim durchgeführt. Gewählt ist, wer dieMehrheit der abgegebenen gültigen Stimmen erhält."
Es scheint den Landtagsabgeordneten also frei zu stehen, den von der stärksten Landtagsfraktion vorgeschlagenen Kandidaten nicht zu wählen.

antwort:
Natürlich steht es ihnen frei, aber es war bisher Verfassungsgewohnheitsrecht, das bedeutet: Gepflogenheit, also etwas, das sozusagen ungeschriebens Gesetz war.

Adler und Drache

27. September 2024 13:26

Ich habe das Geschehen gestern verfolgt, so weit es meine Zeit zuließ, und kann nur sagen, dass ich (wieder mal) maximal ernüchtert und kalt geduscht bin. Ich bin wohl eine der "naiven Naturen", die Mitforist Lars Seemann erwähnte, denn ich hätte nicht gedacht, dass das Politkartell derart ... nun ja, extremistisch agiert. Es war deutlich, dass der Alterspräsident von Anfang an und systematisch sabotiert, ja in Grund und Boden gebombt werden sollte, um hier ein Exempel für künftige Verhandlungen zu statuieren und die AfD maximal zu beschädigen. Die Medien tun ihr übriges - ich hörte MDR Thüringen und dachte immer wieder nur: "Sind die komplett blöd?"
Im Nachhinein verfestigte sich bei mir der Eindruck, dass der gesamte Ablauf so gewollt und geplant war. Man bekommt einen ersten Eindruck davon, was geschähe, wenn AfD-Abgeordnete machtrelevante Posten übernähmen. Die Wahl nützt ihnen nichts, das Recht nützt ihnen nichts. Die Spin-Doktoren biegen die Tatsachen nach Gusto um, die Medien streuen sie unablässig unters Volk. Es ist zutiefst abstoßend, widerlich. 
Eine Rosskur für alle unter uns, die noch an Ausgleich glaubten oder an irgendwelche Koalitionen. Diese Typen wollen Krieg, im Inland ebenso wie im Ausland. Das Gemeinwesen interessiert sie einen Scheißdreck. 
Zum Glück ist die AfD, besonders Herr Höcke, durch genügend Stürme abgehärtet worden und droht nicht gleich umzufallen. 
 
 

Mitleser2

27. September 2024 13:36

Völlig eindeutig scheint es aber nicht zu sein. Es gibt das Gesetz über die Geschäftsordnung des Thüringer Landtags (das auf Seiten der AfD ist). Gleichzeitig widerspricht dieses Gesetz wohl der verfassungsrechtlichen Autonomie eines Landtags, wäre also in sich gesetzwidrig. Es ist nicht an der AfD das zu klären. Sie hat alles richtig gemacht. Die anderen wollen die informelle Übereinkunft aufheben. Dem Verfassungsgericht, das nun entscheiden muss, sitzt ein CDUler vor. Man wird sehen.

Adler und Drache

27. September 2024 13:55

Dem Unionsfuzzy ging bestimmt voll einer ab, als er endlich "Machtergreifung" plärren durfte. Unterirdisch.  

Ekstroem

27. September 2024 14:02

Eines der Kennzeichen des gegenwärtigen weltweiten Transformationsprozesses ist, daß die Wahrheit auf allen Gebieten und in allen Ländern immer mehr offenbar wird. Das Chaos und die Selbstentlarvung der Einheitspartei im Thüringer Landtag sind Teil davon. @Lars Seemann hat oben Zutreffendes zum demos geschrieben. Das besonnene Verhalten von AfD Politikern (Berndt, Höcke, Krah ... jetzt Treutler) unter diesem Druck ist achtenswert.

RWDS

27. September 2024 14:03

Das waren wirklich erschreckende Szenen gestern aus Erfurt. Die Systemparteien sind mittlerweile völlig enthemmt in ihrer Abscheu vor demokratischen Spielregeln.

Laurenz

27. September 2024 14:05

@Liselotte @L. ... Treutler kann sich gegenüber staatlichen Ordnungskräften als aktueller Alterspräsident ausweisen. Damit besitzt Er das Hausrecht im Thüringer Landtag. Ich würde an Seiner Stelle am Samtag auf jeden Fall die Pozilei bestellen. Denn die Aufrührer & Putschisten der Altparteien werden nach Ordnungsrufen einem Saalverweis nicht Folge leisten.

RWDS

27. September 2024 14:07

An einer Stelle muss ich Ihnen widersprechen Herr Kubitschek. Ich denke es gibt mittlerweile tatsächlich einige, die das wirklich glauben und die sich in ihrem 1933-Film so dermaßen verfahren haben, dass mit allem gerechnet werden muss. Die wähnen sich als die Widerstandler, die es damals nicht gegeben hat.

AlexSedlmayr

27. September 2024 14:10

Der Verfassungsblog hat zu dieser Verfahrensfrage auch Stellung bezogen und den Richtern - in gewohnt erkennbarer, aber zumindest nicht verschleierter Absicht (die Blogger sind transparent darin, dasss sie ihre Rechtsmeinungen im Hinblick darauf verbreiten, der AfD zu schaden) - bereits ein Portfolio an Argumenten geliefert, dass Geschäftsordnungsgesetz zu ignorieren. Ganz überzeugend und abschließend ist die Argumentation nicht im Hinblick auf die Frage, wann vom neuen Landtag zu sprechen ist, ob die Fortgeltung der GO für das Verfahren der Konstituierung wirklich eine unhinnehmbare Behinderung ist und daher hier angewandt werden kann. Da bleibt juristischer Spielraum für die AfD.
Viel schlimmer könnte ein negatives Urteil für uns sich noch auswirken, wenn es um die Frage der Verletzung informeller parlamentarischer Sitten und Gewohnheiten und der öffentlichen Wahrnehmung dieser geht. Man wird nicht mehr darüber reden, dass hier mit Jahrzehnten an Tradition, Sitte und informellen Vertrauen gebrochen wird (wie im Bundestag auch schon) sondern wird das als "gerichtlich bestätigte" Tatsache hinnehmen, dass die AfD einfach im Unrecht war und sich die innerparlamentarische Willkür und Anarchie (die jederzeit ungehindert gegen die Opposition gestellt werden kann) hinter dieser Aussage verstecken kann, obwohl jedem Demokraten nicht nur der Ekel sondern auch eine Sammlung von Sorgenfalten kommen müsste.

Caroline Sommerfeld

27. September 2024 14:20

So kann man's umdrehen und einen neuen frame basteln:

https://www.tagesschau.de/inland/innenpolitik/thueringen-eklat-landtag-102.html?utm_source=pocket-newtab-de-de

 

Waldgaenger aus Schwaben

27. September 2024 15:04

Ich habe mir diese Posse gestern abend auch noch auf Phoenix angesehen, verlinkt bei der Jungen Freiheit. Kindisches Verhalten der Kartell-Parteien!
Meine Meinung zur Lage:
Es gibt kein Recht auf Gewähltwerden, sagte jemand. Das stimmt wohl. Wenn tatsächlich in der Verfassung der Fall nicht geregelt ist, wie zu verfahren ist, wenn kein Vorschlag der stärksten Fraktion durchkommt, dann muss wohl das Gericht eine Regelung herstellen, die ein arbeitsfähiges Parlament zustande bringt. Aber die anderen Parteien hätten ja warten können, bis der Fall tatsächlich eingetreten ist, bis ein oder zwei AfD-Vorschläge scheitern, die AfD weitere Kandidaten benennt, die keine Chance haben und dann erst in dieser verfahrenen Situation das Verfassungsgericht anrufen. 
Vielleicht haben sie befürchtet, dass die AfD, wie im Artikel erwähnt, nach dem ersten Wahlgang einen Kandidaten aus einer anderen Partei benannt hätte und das wäre dann schon ein No-go, das die AfD des Präsidenten aus den Reihen der Abgeordneten aussucht.
 Im Vorfeld war auch die Rede davon, dass die AfD einen Kandidaten aus einer anderen Partei benennt und dafür einen Vize-Präsidenten-Posten bekommt. Das wäre ein Kompromiss gewesen, den das Parlament ohne Hilfe des Gerichts zustande bringt. Dazu ist es aber nicht in der Lage.
Bin gespannt wie das Gericht entscheidet. Da glühen jetzt die Köpfe, um eine halbwegs plausible Entscheidung zuungunsten der AfD zu begründen.
 

Adler und Drache

27. September 2024 15:32

Trotz allem, Götz hat recht: es ist notwendig, daß es so kommt. 
Die Ent-Täuschung ist not-wendig! Man muss dankbar dafür sein, wenn man nicht mehr getäuscht wird und letztlich nie wieder getäuscht werden kann.  
Wir müssen das ansehen und aushalten, um falsche Sicherheiten abzuwerfen. Und trotz allem gefasst, aufrecht und standfest bleiben.
Bloß nicht ins hysterische Geschrei einstimmen, bloß kein Schaum vor dem Maul und kein Affentanz! Unsere Zeit kommt nicht, unsere Zeit ist immer. 

Adler und Drache

27. September 2024 15:46

@Waldgaenger aus Schwaben:
Aber die anderen Parteien hätten ja warten können, bis der Fall tatsächlich eingetreten ist
Sie hätten den Alterspräsidenten auch erstmal seine Rede halten lassen können. Es war ein Machtspiel, sie wollten gleich zeigen, wer das Sagen hat und wer nix zu sagen hat.
Hochmut kommt vor dem Fall!

MARCEL

27. September 2024 16:27

Ziviler Abnutzungskrieg in der rotgrünen BRD 
Sackgasse als Dauerzustand (Vorbilder: Stuttgart 21 oder BER)
Demokratie ist zum Besitzstand der Allparteien-Junta geworden.
Wer durchschlägt den Gordischen Knoten - wann und mit was?

RMH

27. September 2024 17:04

"Der Verfassungsblog"
@AlexSedlmayr,
es fällt auf, dass es spätestens seit Corona auf solchen Blogs oder in Online-Formaten wie LTO jede Menge Leute gibt, die geradezu danach buhlen, der Macht die jeweils benötigten Argumente frei Haus an die Hand zu liefern. Es ist fast schon ein Überbietungswettbewerb, wobei es in guten Debating-Clubs eigentlich immer und zwingend auch die Gegenmeinung geben muss. Das fällt dann dort aber oftmal eben aus bzw. weg, weil es eben keine echten Debating-Clubs sind, sondern nach wie vor Medienformate (wie andere Medien auch).  Man darf das nicht unterschätzen, so ist es bspw. klar, wer führende juristische Medien beherrscht bzw. mit Futter in seinem Sinne beliefert, der hat erheblichen Einfluss auf die Rechsprechung (völlig unabhängig von Stufe 2 der "Einhegung" der Judikative durch Parteibuchbesetzung der Richter an den Verfassungsgerichten). Zwar oft nicht kurzfristig, aber langfristig schon.

Kurativ

27. September 2024 17:26

Der Gesetzestext ist eindeutig. Jeder kann es nachlesen. Es ist schön festzustellen, dass hier auf der sezession die Wahrheit steht. Und das in all den Medien, Zeitungen und Radiosendern rotzfrech gelogen wird. Man muss sich das Geschwurbel nur einmal anschauen. Wer einmal diese Lügen mit der Wirklichkeit verglichen hat, der wird diesen Medien nie mehr glauben. Lebe wohl, liebe Lügenpresse!

hinzundkunz

27. September 2024 18:38

Dass der Innenminister Thüringens ein Verbot der AfD fordert, während/weil diese sich auf geltendes Recht berufen kann, erzeugt Kenntlichkeit und Empörung, falls aufrechte Demokraten wie z.B. Brotkorb (SPD) wie schon zuvor Fairness/Wahrheit anmahnen.
"Wenn die Wahrheit zu schwach ist, sich zu verteidigen, muss sie zum Angriff übergehen" Brecht

Laurenz

27. September 2024 19:13

Kann jedem nur empfehlen, das Stichwort Wagenknecht in der Suchmaschine einzugeben. Wagenknecht nimmt den Mund ziemlich voll. Gerade in Brandenburg kommt die SPD ohne BSW nicht weiter. Gehe davon aus, in Thüringen wird das BSW den Ministerpräsidenten stellen wollen. Selbst der Relotius beschreibt das Verhalten der Einheitsfront nicht durchweg als positiv & Stefan Kuzmany spricht von einer Verlängerung des Ramelow-Regimes. Das gemeinsame Agieren des BSW mit der Einheitsfront, ist ganz gewiß keine gute PR für Wagenknecht. Das Zeitfenster mit dem Wagenknecht das Überleben des BSW auf Dauer sichern kann, also liefern muß, ist ziemlich kurz.
@Majestyk ... Kant hatte Unrecht. Das Menschsein definiert sich eben nicht aus der lächerlichen Blase eines Philosophen (die Selbsttäuschung unseres werten Maiordomus) & schon gar nicht von Gottes Gnaden. Man hat gestern im Thüringer Landtag bei den Mandatsträgern der Altparteien ganz deutlich gesehen, wie leicht unsere reale menschliche Natur als Prädator unter der hauchdünnen Firnis der Zivilisation durchbricht. Debattiere das schon viele Jahre auf der SiN. Der Groschen fällt hier aber oft in extremer Zeitlupe.

Majestyk

27. September 2024 19:31

Gerade bei Danisch gefunden. Die Prozeßvollmacht die Mario Voigt ausgestellt hat datiert vom 25.09.2024, siehe Seite 15. Da weiß man Bescheid.
 

Simplicius Teutsch

27. September 2024 19:37

Zum Fremdschämen, wie sich der CDU-Kläffer Andreas Bühl neben seinem Chef, dem grinsenden Mario Vogt, aufgeführt hat. So benimmt sich jemand, der aus dem Rudel heraus immer wieder aggressiv nach dem in die Ecke getriebenen Gegner schnappt.

Mitleser2

27. September 2024 19:57

@Kurativ: Ja,  das Gesetz über die Geschäftsordnung des Thüringer Landtags ist eindeutig zugunsten der AfD. Die Gegner argumentieren aber, dass es der verfassungsrechtliche Autonomie eines Landtags widerspricht. Dann wäre das von der CDU in 1994(?) erlassene Gesetz verfassungswidrig. Bis jetzt hat das niemand interessiert, weil die Posten immer an die "Richtigen" gingen. Jetzt ist es anders. Torben Braga hat allerdings erklärt, dass die AfD das anstehende Gerichtsurteil akzeptieren muss und wird.

Wuwwerboezer

27. September 2024 20:24

Die Wolf in ihrer Mischung aus Kindergartenkind und verhinderter Politkommissarin! Man hört aus der herrischen Stimme neben dem Aggressionsstau, der ungeheuerlich sein muß, die Gewißheit heraus, den ganzen Genosse-Mauser-Apparat hinter sich zu haben. Theweleits rote Zora wie sie leibt und lebt! Die Kränkung! Für die ist es nicht zu ertragen, in ihrer eigenen Machtzentrale wie sie "meint" in einer Bankreihe zu sitzen und von einem Fascho wie sie "meint" das Wort zu- oder abgewiesen zu bekommen. Da muß frau sich "wehren"!

(Nur: von einer solchen Konstellation steht leider nichts in der ThLVerf oder im ThAbgeodnetenG oder der GOThLt drin.)

- W.

Laurenz

27. September 2024 20:30

Um mal alle SiN-Leser etwas zu entspannen, Lanz führt Voigt in seiner Sendung vor, vor allem die Peinlichkeit, wie Voigt vor Wagenknecht (im Grunde Lafontaine) zu Kreuze kriechen muß. Dagegen war der Gang nach Canossa ein Sonntagsspaziergang. Hier zitiert bei Tim Kellner... https://youtu.be/Ti23UsPsB1s

Jan

27. September 2024 21:09

Viele wundern sich, wie es sein kann, dass die vermeintlichen Antipoden CDU und BSW/Linke nun gemeinsame Sache machen. Aber die Parteien verbindet bei näherem Hinsehen etwas, was sie von der AfD fundamental unterscheidet, obwohl die AfD mehr Wurzeln in der CDU hat (u.a. Lucke, Gauland, Krah, sogar Höcke einst in der JU), als das CDU-Personal je irgendetwas mit BSW/Linke/PDS/SED zu tun hatte: Sowohl (West-) CDU als auch SED stehen für das Deutschland der Fremdbestimmung nach '45, in dem sich die beiden Teilstaaten nach den Interessen der großen Brüder in Washington und Moskau auszurichten hatten und ihren Bürgern bis 1990 eine Souveränität vorspielten, die realpolitisch gar nicht existierte. 
 
Kubitschek sagte gestern im neuesten Video-Podcast in anderem Zusammenhang einen interessanten Satz: ihm fehle die "deutsche Position". Das ist genau das, was immer mehr Wähler in der AfD suchen und was besonders in dem als rechtsextrem verunglimpften Teil der Partei vertreten wird. Diese "deutsche Position" ist aber im deutschen Selbstverständnis nach '45 verboten. Daraus resultiert dieser Hass und Vernichtungswille des Altparteienkartells und das verbindet am Ende auch CDU und BSW/Linkspartei.

Ahmed

27. September 2024 22:00

Die m.E. wichtigste Frage, die Kubitscheks Artikel aufwirft, ist die nach der Natur des Rechts im heutigen Kartellparteienstaat. Höcke ist offenbar der Ansicht, dem Recht komme - wie Kubitschek es zusammenfasst - eine "Eigenkraft" zu, die unabhängig von jeder Macht bestehen müsse. Im Rahmen einer deontologischen Ethik trifft das zwar zu. Aber ist das auch eine realistische, empirisch zutreffende Vorstellung? Der heutige Kartellparteienstaat liefert viele Beispiele dafür, dass wir uns in einem "Doppelstaat" (Ernst Fraenkel) befinden: Zwar gibt es noch Bereiche, in denen rechtsstaatliche Verfahren weiterbestehen, aber die Bereiche, in denen ein willkürlicher "Maßnahmenstaat" agiert, nehmen an Zahl und Bedeutung zu - ohne dass Gerichte das untersagen. Ich halte es daher für eher unwahrscheinlich (wenn auch nicht ganz unmöglich), dass das Thüringer Verfassungsgericht dem jüngsten Treiben der Kartellparteien im Landtag Einhalt gebietet, obwohl das Vorgehen Treutlers und der AfD rechtskonform war und das Gericht sich mit einer kartellfreundlichen Weisung als fester Bestandteil der Kartellparteien-Autokratie outen ("zur Kenntlichkeit entstellen") würde - zumindest in den Augen sehr vieler Bürger. Ein "Sieg" der AfD in dieser Sache wäre angesichts des bisherigen medialen Propagandarummels aber ein zu starkes Zeichen gegen das Machtkartell, als dass das Kartell dies jetzt noch zulassen könnte.

Oberlausitz

27. September 2024 22:18

Beim Verfolgen des Livestreams aus dem Thüringer Landtag gestern morgen befiel mich, so muß ich gestehen, die blanke Wut. Kaum weniger entsetzt bin ich aber über die Berichterstattung des Medienkartells, das mit wenigen Ausnahmen (so M. Brodkorb im "Cicero") eine falsche oder stark verzerrte Darstellung der Abläufe gab. (Letzter Eintrag bei Focus-Online: "Jetzt spricht der CDU-Mann, der dem AfD-Chaos Einhalt gebot.") Überaus gespannt warte ich nun auf das Urteil des Weimarer Verfassungsgerichts (Stand Freitagabend 22.15 Uhr), mit abnehmender Hoffnung, daß es in unserem Gemeinwesen noch einen Funken an Rechtstaatlichkeit gibt.

Simplicius Teutsch

27. September 2024 22:58

Verbotsverfahren gegen die AfD.
Irre. Dieser totale Vernichtungswahn gegen die AfD, die ihr demokratisches Mandat nutzen will, um die Interessen des deutschen Volkes zu vertreten.
 
Deutschlandfunk, online 27.9., schreibt: 
„Thüringens geschäftsführender Innenminister Maier (SPD) hat sich nach der chaotischen ersten Landtagssitzung für ein Verbotsverfahren gegen die AfD ausgesprochen. Der Thüringer CDU-Vorsitzende Voigt verurteilte das Verhalten der Partei in der konstituierenden Sitzung. Es sei ein Beleg dafür, wie die AfD mit Macht umgehe, wie sie sie missbrauche, sagte Voigt im Deutschlandfunk.“

Blue Angel

27. September 2024 23:05

Grade bei Welt gesehen: "CDU vor Verfassungsgericht erfolgreich - einstweilige Anordnung erlassen"
- Ich hoffe sehr, daß bei manchen etwaig noch vorhandene Illusionen über irgendeine Art von "Rechtsstaatlichkeit" damit endgültig hinweg gefegt sind. 

Ptolemaios

28. September 2024 00:38

Wie Herr Braga schon vor Verkündung des Urteils des Thüringer Landesverfassungsgerichts im Interview gesagt hat: Der Antrag ist nicht dazu angetan, Rechtssicherheit herzustellen. Wir werden das am Samstag sehen. Herr Treuthler wird die beiden Tagesordnungen zur Abstimmung stellen. Der alte von Frau Pommer wird angenommen werden. Dann wird die CDU ihren Geschäftsordnungsänderungsantrag einbringen. Herr Treuthler wird darüber abstimmen lassen. Und dann.... Dann wird er sagen: Nach § 120 der GO sind zwei Drittel der Stimmen notwendig. Die haben Sie nicht. Der Antrag ist damit abgelehnt. Und dann wird der Aufstand losbrechen.

A. Kovacs

28. September 2024 01:56

@Laurenz 27. September 2024 10:37
Treutler ist insofern eine schwache Figur: er hätte tatsächlich im Zuge der ihm zustehenden Sitzungspolizei die lärmende CDU rauswerfen und dann einfach allein mit den Stimmen der AfD entscheiden müssen, dann wäre es nicht zu einer Einstweiligen Verfügung durch das Gericht gekommen, allenfalls zu einer Aufhebung der Entscheidung, und an die hätte sich die AfD dann nicht halten sollen mit der Begründung, das Gericht greife in die Autonomie des Parlaments ein – wer sich nicht wirklich traut, die Macht zu ergreifen, zu dem kommt auch das Recht nicht, denn Macht ist das Einzige, worum es beim Recht geht.
Diesen Ablauf hätte eine professionelle Partei antizipiert. Die AfD ist zu brav, fast tölpelhaft brav. Sie wird doch sowieso geschnitten, auch wenn sie noch so brav ist. Gómez Dávila sagt richtig, dass man sich der schmutzigen Methoden der Gegner bedienen muss, wenn auch mit Ekel – aber man muss es tun, wenn man die Macht wirklich will. 

Mitleser2

28. September 2024 08:43

Das ging schnell. Wie zu erwarten entsprechend der CDU. Eine der Verfassung widersprechende Geschäftsordnung (zumindest lt. der anti-AfD-Juristen) wird 20 Jahre angewendet, bis die "Falschen" eine Mehrheit haben. Mehr muss man nicht wissen.

Mitleser2

28. September 2024 09:14

Mehr muss man nicht wissen, jetzt wird durchregiert:
https://x.com/Spreeathen1/status/1839803789794050204

RMH

28. September 2024 09:41

... und schon hat der Verfassungsgerichtshof geliefert, wie bestellt. Das, was ich an Argumenten von ihm dazu gehört habe, klingt im Ergebnis durchaus in Ordnung, die Funktion des "Alterspräsidenten" und die Förmlichkeit der alten GO wurden evtl. von der AfD etwas ausgereitzt. Aber der Alterspräsident kam ja, wenn ich das richtig mitbekommen habe, noch nicht mal bis zur Feststellung der Beschlussfähigkeit, so, wie die anderen ihr Spiel aufgeführt haben. Und das ist das Minimum, was er in jedem Fall tun darf und muss. Der Fakt bleibt - zur Schande der anderen. Das Theater wurde aufgeführt, um das Gericht anzurufen, welches auch schon entsprechende Begründungen vorbereitet hatte. Und die AfD wird dann beim nächsten Richter, der in dieses hohe Haus will, eben blockieren. Aufgrund das Fakts, dass nicht einmal die Beschlussfähigkeit festgestellt werden konnte, sollte man als AfD nun zur nächsten Parteibuchtruppe gehen, dem BVerfG, falls noch möglich.

AlexSedlmayr

28. September 2024 10:28

 @RHM
Da muss ich ausgesprochen zustimmen. Ich weiß nicht, inwiefern sie sich mit Twitter beschäftigen, da gibt es ebenfalls diesen "Anwalt Jun". Der adrette Herr mit ostasiatischem Einschlag hat praktisch das Vorgehen des Thüringer Gerichts in einem Video vorab dargestellt. Und jener Herr fällt auch regelmäßig mit öffentlichen Verbotsforderungen gegen die angeblich verfassungsfeindliche AfD auf.
Ich erfuhr erst kürzlich, dass jener Anwalt außerdem Mitglied des bayerischen Verfassungsgerichtshofes ist. Jenseits der Parteibücher werden sich solche Richter gewiss auch ihr Rüst- und Argumentationszeug, wenn nicht die komplette Linie ihres Denkens von den eigenen Peers (Milieugenossen) absegnen oder einpflanzen lassen. Projekte wie der Verfassungsblog werden ihr übriges tun (wo ist eigentlich ein ähnliches Projekt von Rechts, das uns juristische Wege zur Remigration ausbuchstabiert?)
 
Ich denke keiner dürfte hier so blauäugig sein, sein Leben auf die Funktionsfähigkeit unseres Rechtsstaates zu verwetten, aber der Staat ist in vielfacher Hinsicht umstellt und es dennoch erschreckend, wie weit diese Umstellung fortgeschritten erscheint, jetzt wo die Vorhänge zurückgezogen werden.

das kapital

28. September 2024 10:41

Nun ja, es ist entschieden. Von Leuten, die von den Altparteien zu einem Landesverfassungsgericht zusammengefügt worden sind. Es ist entschieden entgegen von dem, was im Bundestag guter Brauch war, siehe Rede von Stefan Heym1994. Wer es ganz genau wissen will, wird hier fündig. /// "Diese durch den Antragsgegner vorzunehmenden Verfahrenshandlungen sind eineunabdingbare Voraussetzung dafür, dass der Landtag seine Geschäftsordnungsauto-nomie, wozu die Festlegung der Tagesordnung gehört, realisieren und darüber ent-scheiden kann, mit welchen weiteren Beratungsgegenständen in welcher Reihenfolgeer sich in seiner konstituierenden Sitzung befasst. Aufgrund der Geschäftsordnungs-autonomie des Landtags (vgl. hierzu die nachfolgenden Ausführungen unter 3 b) kön-nen Abgeordnete bereits zu Beginn der Konstituierung beanspruchen, dass über einenhierauf gerichteten Antrag abgestimmt wird. Die Auffassung des Antragsgegners, dasser ein Bestimmungsrecht über den Zeitpunkt der Abstimmung über einen solchen An-trag hat, würde die Geschäftsordnungsautonomie des Landtags aushöhlen."

Platon

28. September 2024 11:27

Kann mir jemand erklären, warum die AfD Wiebke Muhsal als Landtagspräsidentin vorschlagen hat bzw. wird, zumal die Leitmedien genüsslich immer wieder die Verurteilung Muhsals als Betrügerin zitieren. Ist es sinnvoll, bei der zu erwarten gewesenen politisch-medialen Kampagne zum Verfahren der konstituierenden Sitzung des Thüringer Landtags eine weitere Diffamierungsfront ohne Not zu eröffnen, statt sich auf einen Sachverhalt zu konzentrieren, nämlich des Aufzeigens des politischen Netzwerkes der etablierten Parteien? Die meisten Bürger - nicht nur in Thüringen - wissen nicht, dass der Präsident des Thüringer Verfassungsgerichtshofes von der Weiden 2022 auf Vorschlag der CDU berufen worden ist, der Vizepräsident Schmidt von der Linken. Ebenfalls wissen die meisten Bürger nicht, dass der Präsident Thüringer Verfasssungsschutzes SPD-Mitglied ist oder der Präsident Bundesamtes Haldenwang CDU-Mitglied. Der unpräzise Hinweis der Intrumentalisierung reicht nicht, er muss konkretisiert und immer wieder wiederholt werden. Kramer ist SPD-Mitglied, Haldenwang ist CDU-Mitglied. Repetitio est mater studiorum! Genau dies macht der politisch-mediale Komplex - siehe beispielsweise Muhsal, Höcke, gesichert rechtsextrem etc. 

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